Lanke Trr Google

Kaum das Sommerloch zu Ende, und schon raschelt die Designerszene in Lobgesängen und Philippiken gegenüber dem neuen Logotyp von Google, neu seit dem 1. September 2015.

Sie erinnern sich:

https://www.google.com/doodles/googles-new-logo
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Der neue Design wird teilweise als frisch und originell, teilweise als zu kindlich für den digitalen Riesen bewertet, so Hyperallergic (ein höchst lesenswerter kritische Kunstportal, übrigens).

Als eine besondere Änderung gegenüber des alten Schriftzuges hebt man die Serifenlosigkeit der neuen Schrift hervor (Serifen sind die kleinen Elemente der Schriftart, die der geschriebenen Schrift entlehnt sind, eine Allusion an die Federansätze). Sarah Archer von Hyperallergic zieht Parallelen mit Bauhaus und der Idee der “Neuen Typographie” (vertreten durch Herbert Bayer und Jan Tschichold): klare, einfache, gut lesbare, frei skalierbare, “Elementare” Schrift ohne jegliche Manierismen, mit “präzier optischen Wirkung”.

[...]

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/199

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Google goes surreal oder La trahison des images

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Klare Sache: Google sieht überall Hunde. Aber auf eine Art und Weise, die einem Dalí Alpträume bereiten könnte.

Wie Guardian berichtet, beschäftigt sich Google derzeit damit, ein Künstliches neuronales Netz für ein Ziel einzusetzen, dass die Wissenschaftler, Photographen und NSA-Mitarbeiter glücklich machen wird: das semantische Erkennen des Bildmaterials. Salopp ausgedruckt: wenn Google-System ein Bild mit einem Baum sieht, dann sagt es: “Es ist ein Baum”.

Oder wenn es ein Bild eines Bechers (s. oben) sieht: “Es ist keine Pfeife”.



[...]

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/165

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Kurt Schwitters Society – KSUK

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Liebe Leserinnen und Leser, diesmal hat es länger gedauert, nennen wir es vorsichtshalber Sommerpause.

Inzwischen gab es viele schönen Sachen, doch die vielleicht spannendste davon ist -

Ich bin zu einem vollwertigen Mitglied von Kurt Schwitters Society (UK) geworden. Was hat es an sich mit dieser Gesellschaft? Im Jahre 2010 gegründet, beschäftigt sich KSUK (Kurt Schwitters United Kingdom) damit, die Schwitters-Forscher weltweit zu vernetzen. Zu den weitreichenden Tätigkeiten der Gesellschaft gehören u.a.

  • eine permanente Benachrichtigung über alle Erwähnungen von Kurt Schwitters in den Medien (da wird man nichts, aber wirklich nichts verpassen)
  • ein KSUK-Newsletter, in welchem über die aktuelle Veranstaltungen / Ausstellungen etc. berichtet wird, ausserdem gibt es wissenschaftliche Essays
  • eine jährliche Zeitschrift “Sch…” mit vielen interessanten Berichten und wissenschaftlich zitierbaren Sekundärtexten, geschrieben von einer breiten Palette von Schwitters Forschern.

Wenn man bereits die Mitglieder-Liste sich anschaut, da möchte man nur ausrufen: “Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!” – Schwittersforscherin und Biografin Dr. Gwendolen Webster (Präsidentin und Gründerin der Gesellschaft), die Chefin des Schwitters-Archives in Hannover Dr. Isabel Schulz, Leiterin der Grafischen Sammlung an Sprengel Musem Dr. Karin Orchard… Also alles in allem die Primär-Ansprechpartner, wenn es um Schwitters geht.

Die Webseite der Gesellschaft ist überfüllt mit allen möglichen Nachrichten über Schwitters, sei es eine Forschungs- und Dissertationsliste, Schwitters’ Ausstellungen und Performancen oder seine mediale Präsenz. Kurzum, die Zentrale für alle, die sich mit Schwitters wissenschaftlich oder privat auseinandersetzen (es gibt sogar Verweise auf die Versteigerungen von Schwitters’ Werken).

Natürlich, in Social Networks lässt sich die Gesellschaft ebenso vernetzen: in Facebook, aber auch in Twitter mit dem Hash “#ksuk“. Ich freue mich schon jetzt auf regen Wissensaustausch, denn das ist eigentlich eine der wichtigsten Sachen für einen Wissenschaffenden.

 

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/145

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“Unsinn, Auguste, heiraten mußte.” – Zur Entstehung eines Geflügelten Wortes

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Eine kleine Ungenauigkeit ist mir bei der Lektüre der sonst bisher verlegerisch perfekt aussehenden “Sammelkladden” aufgefallen (der nächste Teil der Rezension kommt noch). Jetzt lese ich gerade das Gästebuch der Merzausstellung, die vom 19. März bis 30. April 1922 in Hildesheim lief.

Schwitters, dieser Gedankenfänger, stellte das Gästebuch zur Verfügung, damit die Ausstellungsbesucher ihre Meinung äussern könnten. Was sie auch taten, in einer ungeschminkten Art und Weise. Schwitters wiederum verarbeitete viele, insbesondere negativen Feedbacks in seiner TRAN-Serie (das war eine bitterböse Abrechnung mit Kritiken in einer bunten Mischung aus verschiedenen Genres und Stils). Andererseits haben viele Besucher der Ausstellung in ihren Einträgen Schwitters Werke zitiert, die bereits erschienen waren – vor allem die ominöse Anna Blume, daran haben viele ihre eigenen dicherischen Kräfte versucht, mit Parodien und Persiflagen.

Nun erscheint auf der Seite 52 des Gästebuchs (Die Sammelkladden, S. 81) folgender Eintrag (oder gar ein angeblicher Dialog zweier Besucher (?)):

Hier in diesen stillen Räumen möcht mein Dasein ich verträumen.
Auguste Schwanen [?]
Unsinn Auguste heiraten mußte.

 

In Kommentaren zu diesem Eintrag schreiben die Herausgeber:

Der Gast zitiert den Text Tran Nr. 30 Auguste Bolte (ein Lebertran), der in KS’ Reihe der gegen die Kunstkritik polemisierenden Tran-Texte gehört. Auch das Wort Schwanen im Eintrag bezieht sich auf Tran Nr. 30, in dessen Einleitung Die Schwanenjungfrau erwähnt wird (Die Sammelkladden, S. 744)

 

Nun ich bin leider kein Experte, was die deutsche Kurrentschrift angeht, bin daher nicht sicher, ob auf der glücklicherweise in “Sammelkladden” abgebildeten Seite des Gästebuches tatsächlich “Schwanen” steht.

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Seite 223 in: Kurt Schwitters. Die Sammelkladden 1919-1923.
Bearbeitet von Julia Nantke und Antje Wulff. Reihe: Kurt Schwitters. Alle Texte, hrsg. von Ursula Kocher und Isabel Schulz, Kurt und Ernst Schwitters Stiftung in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover, Bd. 3. De Gruyter, Berlin 2014.

 

Doch die eigentliche Ungenauigkeit besteht im Folgenden: Der Gästebucheintrag ist irgendwann zwischen dem 6. und 16. April 1922 gemacht worden. Der erwähnte Text Tran Nr. 30 Auguste Bolte jedoch erschien erst 1923 in “Der Sturm“. Also hat höchstwahrscheinlich Schwitters diesen gassenhauermässigen Spruch aus dem Gästebuch in sein Tran Nr 30 Auguste Bolte übernommen, und nicht umgekehrt, wie die Herausgeber schreiben.

So wird dieser enigmatische Spruch erklärt, der mich bei der Lektüre von Auguste Bolte ständig beschäftigte.

Denn was und wer ist Auguste Bolte? Eine anarchische Geschichte, deren namengebende Protagonistin Auguste Bolte sich durch ihre ausgewogen ausgerastete Mischung aus eiserner Logik, monströser Zielstrebigkeit und kindlicher Naivität jener prominenten Amelie aus dem cineastischen Meisterwerk “Le fabuleux destin d’Amélie Poulain” ähnelt. Den Text finden Sie nicht nur in der 5-bändigen Lach-Ausgabe, sondern neulich auch in einem von Christian Demand im Arche-Verlag herausgegebenen Hardcover (für Interessierten – das Buch habe ich bei CULTurMAG rezensiert).

Kurz zum Inhalt: das Fräulein verfolgt konsequent 10 Passanten auf der Strasse, weil sie den Grund wissen möchte, welches Ziel diese Passanten so konsequent verfolgen. Die Gruppe spaltet sich immer mehr auf und die lineare Verfolgung bekommt Fraktal-Züge. Nebenbei zieht sich Auguste Bolte fast vollständig aus, macht beiläufig ihren Doktortitel und mutiert plötzlich von einer Stalkerin zu einer tröstenden Autorität. Auf einmal aber wird sie von allen Seiten mit dem Spruch in Berlinerisch (?) zugeschüttet: “Unsinn Aujuste, heiraten mußte“, der in seiner Penetranz, Reaktionarität und Ignoranz dem Leser zusammen mit Auguste ständig auf die Nerven geht.

Was ist das??? Dieser Spruch gab mir keine Ruhe bei der Lektüre von Tran 30, und jetzt schon erst nicht. Ich kann es nicht so stehen lassen, ich muss recherchieren! Eine Recherche zeigt jedoch ein interessantes Auftreten des Spruchs, nicht nur bei Schwitters und im Merz-Ausstellungs-Gästebuch.

Mal soll es (laut einer unverlässlichen Quelle) bereits von Goethe ausgesprochen worden sein, im Bezug auf ein junges Fräulein namens Auguste, die ihm ihre Gedichte zwecks Kritik zugesandt haben soll (http://www.multitran.ru/c/m.exe?a=4&MessNum=150611&topic=41&l1=1&l2=2#topic).

Goethe-Auguste

Carl Zuckmayer hat diesen Spruch in seinem 1931 uraufgeführten Theaterstück “Der Hauptmann von Köpenick” eingebaut.

Zuckmayer-Auguste

Und bereits 1897 schrieb Theodor Lessing in “Christus und Venus” (Quelle)

Lessing-Auguste

Scheinbar sehr geläufig war dieser reaktionär-chauvinistisch angehauter Spruch gewesen, mit dem man Argumente einer Frau auf eine sexistische Art und Weise unreflektiv zurückwies, indem man sie in die konventionelle Genderrollen bzw. zum Herde (wenn auch im übertragenen Sinne) schickt.

Suchen wir mal weiter. Dieser Spruch hat bis zum Münsterer Soziolekt Masematte geschaft, wie der Geheimsprachen- und Soziolektforscher Klaus Siewert in seinem “Textbuch Masematte” notiert:

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Anscheinend gab es einen running gag um die besagte Auguste, die uns nur in Bruchstücken und Literaturwerken überliefert kam.

Denn in der berühmten Zeitschrift “Jugend” (die Namensgeberin des Jugendstils, die auch mal Georg Grosz und Tucholsky veröffentlichte, aber in den 30 Jahren sich an die NS-Partei orientierend irgendwohin abdriftete), in der Ausgabe Nr. 25 vom 1937 (http://www.simplicissimus.info/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/42/42_25.pdf) wurde auf der Seite 16 eine Anekdote abgedruckt, die interessanterweise nicht nur die reaktionäre Antwort widergibt, sondern auch den Text der Auguste selbst, die dem Text im Merz-Gästenbuch erstaunlich ähnelt:

Jugend-Auguste

Der (zugegebenerweise gendermässig präkere) Lachfaktor dieses Witzes liegt in der prosaischen Zurechweisung eines Inspirationsmoments einer gewissen Auguste durch einen gewissen Friedrich Wilhelm III. höchstpersönlich. “Du sollst net träumen, sondern gesellschaftstauglich untergebracht werden, Weib” – so in etwa.

Einige Jahre früher (springen wir mal wieder in der Zeit), genauer: am 30. Juli 1922 (d.h. einige Monate nach der Merz-Ausstellung) veröffentlicht der liberale Rosenheimer Anzeiger (jetzt: Oberbayerisches Volksblatt) folgende Posse, als ein Eintrag aus einem Fremdenbuch (Quelle):

 

RA-Auguste

 

Der leicht abgewandelter Dialog zweier Personen ähnelt immerhin erstaunlich dem Merz-Gästebuch-Eintrag:

[...] Eine andere Dame hatte im Gefühl der Freude über den Bergwald die Worte in das Fremdenbuch geschrieben:
Ach, könnt’ ich unter diesen Bäumen
Meine Lebenszeit verträumen!
Die Dame hieß Augiste Schmidt. Ein Wanderer schrieb darunter:
Ach, Unsinn, Auguste,
        Heiraten mußte.

 

Und endlich, in Bayern angekommen, finden wir den Ursprung dieses textuellen Zwiegesprächs. Laut “Berlinisch, eine Sprache mit Humor” von Edda Prochownik, (1964 von der Haude und Spenersche Verlagsbuchhandlung herausgegeben), soll sich dieser textuelle Dialog auf Seiten eines Gästebuches in einem oberbayerischen Gebirgsgasthaus im Jahre 1889 abgespielt haben.

So wurde der meme über “Auguste” geboren und schmuggelte sich in das Gästebuch der Merzausstellung, aber auch bei Lessing und Zuckmayer rein. Und natürlich kam die Auguste, die mußte, zu Schwitters in seinen Tran 30. Ein weiterer Teil seiner Kollage.

Möglicherweise könnte dieser Spruch sogar für die Namengebung der Protagonistin verantwortlich sein, da im Text mit Ihrem Vornamen lauter gereimt wird. Weil Auguste wußte, was sie mußte.

Interessant, welche Geschichten verbergen sich hinter weiteren Mosaikteilen des MERZ-Gesamtkunstwerks…

 

 

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/102

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Merzwoch. Heute am Freitag.

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Da fragt man sich, wo die Woche hin ist. Kaum fängt man mit Recherchen an, sind schon wieder 7 Tage vergangen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, eine neue Rubrik aufzumachen: Merzwoch.

Was ist Merzwoch? Jeden Mittwoch möchte ich einige interessante Links, Neuigkeiten, Veranstaltungshinweise, die sich bei mir im Laufe einer Woche angesammelt haben, auch mit Ihnen teilen. Das Grundthema bleibt die Avantgarde, aber da viele Avantgardisten ohnehin einen Hang zum Gesamtkunstwerk hatten, wird hier alles natürlich bunt. Was auch gut ist. Nun, meinen ersten Merzmittwoch fange ich am Freitag an, doch die Tradition, Merzwoch am Mittwoch zu pflegen, möchte ich beibehalten.

Links

  • Etwas zu spät entdeckt, aber nichtsdestotrotz wunderbar: eine kurze Geschichte der Lautpoesie, als ein Podcast in Rahmen der Radiosendung “Knallfabet“, vorbereitet vom Sound Poetry Performancer Dirk Huelstrunk. Sehr gut als ein Einstieg in die Thematik.
  • Dazu lege ich Ihnen natürlich die Podcast-Reihe des Dichters und Kritikers Kenneth Goldsmith, “Avant-Garde All the Time” ans Herz, in welcher er sich der unendlichen Schätze der Avantgarde-Datenbank UbuWeb bedient. UbuWeb ist ein Thema an sich, dazu komme ich noch.
  • 8bit Magritte. Daraus lässt sich einiges reimen:
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    http://supermagritte.tumblr.com/
    Magritte im besten Super Mario Stil. Pixelig und mit vielen Allusionen zwischen den wunderbaren Le Domaine Enchante von Nintendo und René. Leider ist dieses Projekt bereits zu Ende, aber zu Bewundern ist es nie zu spät.

Veranstaltungen

Da gibt es sogleich drei wunderbare Ausstellungen.

Verschiedenes

Merzliche Grüße!

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/91

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Kurt Schwitters: Die Sammelkladden. Bleichsucht und Blutarmut

Blutarmut

Bleichsucht und Blutarmut” steht auf der Kladde im Halbkreis ausgeschnitten. Und unten: “Fort mit den TÄTOWIERUNGEN“.

In dieser Sammlung finden sich die Briefe, Postkarten und Zeitungsausschnitte, die Kurt Schwitters in den Jahren 1919-21 sammelte, zusammenklebte und verMERZte. Ausserdem sind einige Skizzen der Antworten des MERZ-Künstlers (und seiner Frau) enthalten.

Bereits diese, relativ kleine Sammlung (unter 60 Blätter) zeugt das rege Leben, fulminante Aktionen und Unverständnis des Publikums. Man kann die Inhalte in mehrere Gruppen kategorisieren:

Dadaisten. 

Raoul Hausmann, Richard Huelsenbeck, Tristan Tzara – die Korrespondenz sprudelt (wenn auch einseitig, da die Antworten von Schwitters in dieser Kladde kaum enthalten sind). Tzara, Serner sind von Schwitters Arbeiten begeistert, nehmen mit ihm Kontakt auf und möchten ihn im finanziell geplagten Band “Der Zeltweg” veröffentlichen.

Die “Status Quo”-Entwicklungen, die den kanonischen Stereotypen teilweise widersprechen. Richard Huelsenbeck, der oft in Schwitters’ Biographien als sein Counterpart dargestellt wird, ist dem MERZer wohlwollend gesonnen. Klar, gibt es Differenzen, klar, es wird an ihrer Freundschaft gerüttelt. Doch ist Huelsenbeck fernab seiner zugesprochen nihilistischen Pose. Er schreibt freundlich und bestimmt:

Sie wissen dass ich Ihnen durchaus sehr freundschaftlich gegenüber stehe. Ich finde auch, dass der gewisse Gegensatz, den Sie und ich zwischen unseren Tendenzen feststellen konnten, uns nicht hindern dürfe, gemeinsam gegen den gemeinsamen Feind, Bourgeoisie und Banausentum vorzugehen (Bl. 11r, Sammelkladden, S. 18)

Raoul Hausmann pflegt zwar gute (ja beste) Freundschaft mit Schwitters, will aber mit der expressionistischen “Sturm-Gallerie” (in welcher Schwitters ausstellte) und seinem Initiator Herwarth Walden nichts zu tun haben und wird auf Dauer zickig:

Ist Herr Walden für mich so belanglos, dass ich Dir aus diesem Grunde versichern kann, dass ich mein Blatt damit nicht belästigen werde. (Bl 1, Sammelkladden, S. 8)

Man sieht, es brodelt nur so vor Differenzen und Diskrepanzen zwischen Freundschaft und dem künstlerischen Schaffen, man zieht sich gegenseitig aus gemeinsamen Projekten zurück, um im nächsten Moment wieder zu kooperieren. Und Schwitters bleibt loyal gegenüber seinen Aussteller und Verleger, aber auch vertritt er Interesse seiner Dada-Freunde und empfiehlt sie überall weiter.

Verleger, Aussteller.

Das sind meistens Geschäftsbriefe, Ideen, Projektandeutungen. Man liest zwischen den Zeilen die Problematik, den schwer zugänglichen Avantgardisten zu vermarkten, in Zeiten der Nachkriegsinflation und knapper Kassen. Man bleibt aber erfinderisch.

Schwitters’ Verleger Steegemann beispielweise realisiert eine der ersten Viralen Campagnen zu dem Gedichtband “Anna Blume”: er lässt auf den Wänden Hannovers in einer Guerilla-Aktion Plakate mit Zehn Geboten kleben, und eine Woche darauf werden die Gebote mit dem eigentlichen Gedicht überklebt. Die Öffentlichkeit rastet aus, speit und wird auf die Palme gebracht. Man reisst die Plakate ab, man überschreibt die Plakate mit eigenen Texten, Parodien, Sarkasmen, die besten davon werden wiederum von Steegemann in seiner Zeitschrift “Der Marstall” veröffentlicht.

Es ist eindeutig eine  fröhliche und aggressive Taktik, das Spießbürgertum aus ihren Schlafsesseln auszurütteln. Das Publikum wird echt sauer.

Publikum (negativ).

Hier sind (wohl nicht alle, aber einige aussagekräftige) Exemplare der Reaktionen auf Schwitters Schaffen präsentiert. In Möchtegern-Parodien versucht man, dem Autor zurückzuzahlen, wie dieser Anonymer:

Liebes Anna Blume Tier
ich liebe Dir.

Du scheinst nicht mehr ganz richtig zu sein. In Ilten [psychiatrische Heilanstalt,- V.A.] ist noch eine Zelle frei (Bl. 37, Sammelkladden, S.44)

Auf die psychische Unzurechnungsfähigkeit versuchen viele Kritiker das ganze Schaffen Schwitters zu reduzieren. Sie sind verletzt in ihrer Kant’schen Mündigkeit, denn ihr Vernunft kann mit den Texten und MERZ-Bildern nichts anfangen. Und das nervt. Gewaltig.

Publikum (wohlwollend)

Doch nicht alle sind in ihrer eigenen Rationalität verletzt. Es gibt begeisterte, die auf der gleichen Wellenlänge mit Schwitters leben.

Da schreibt der Facharzt für innere Krankheiten, Dr. Rubin, der ein MERZ-Bild in seiner Praxis auf die Wand hängen lässt:

Als ich nach einiger Zeit ins Zimmer trat, hörte ich sowohl von meiner Frau als auch von unserem Fräulein Ausrufe des Entzückens. Offen gestanden: ich war platt! [...] Was die Damen entzückte, war nun nicht das >>merz<<liche der Bilder sondern der durch Farben- und Rahmenwahl gelungene freudige Gesamtwert. (Bl. 46 r, Sammelkladden, S. 51)

Das ist charakteristisch für Schwitters’ Oeuvre: er ist, in Gegensatz zu Berliner Dadaisten, ein Allround-Schaffender, er steht mit einem Fuss im bürgerlichen, mit dem anderen im anarchistisch-avantgarden. Nicht, dass er sich nicht entscheiden kann – er hat sich schon längst entschieden. Er kann das Publikum mit ungewöhnlichen Massnahmen empören, er kann das Publikum aber auch mit klassischen Motiven einlullen. (Es kulminierte in seiner traurigen Endphase, als Schwitters auf der norwegischen Insel  Hjertøya in einer einsamen Hütte sein Merzbau für sich allein realisierte, und gleichzeitig zum Überleben klassische Landschaftsbilder an das breite norwegische Öffentlichkeit verkaufte, das Publikum, das seine MERZ-Kunst in keinster Weise verstehen konnte.). Er kann aber auch mit einem Werk mehrere Zielgruppen auf einmal treffen und begeistern. Diese Multikompatibilität und Vielseitigkeit (ja stilistische Flexibilität) war einer der Hauptpunkte der Konflikte mit Berliner Dada, als Huelsenbeck den Merz-Künstler Kaspar Davin Friedrich der dadaistischen Revolution nannte und für die bürgerliche Verankerung kritisierte. Aber Schwitters verleugnete es nicht einmal, und distanzierte sich von DADA. Schwitters ist nicht DADA, er ist MERZ. Er hat das Bürgerliche infiltriert und praktiziert die Implosion einer bürgerlichen Gesellschaft.

Auf andere wirkt Schwitters’ Schaffen fast transzendental. Der Grafiker Georg Arndt schreibt:

Ich habe mich gefragt, woraus die starke und unmittelbare Wirkung Ihrer Bilder resultiert und gerate im Verlegenheit: Ich weiss es nicht, – ich fühle nur, dass es so ist, – Also ein mystischer Vorgang! (Bl. 20 r, Sammelkladden, S. 26)

Eine weitere – höchst affirmative und sympathische Reaktion – findet sich im Brief einer 15-jährigen Sophia Falk, die Anna Blume zeichnete, und zwar so, dass man das Bild von beiden Seiten (wie im Gedicht) sehen=lesen konnte:

Das Bild entspricht (meiner Meinung nach) wirklich Ihrem Gedicht. Sie brauchen nämlich nur das Bild von der anderen Seite gegen das Licht halten, und Anna [Bl. 50 v] ist >>von hinten, wie von vorne<< (Bl. 50 r, Sammelkladden, S. 54)

Das Bild finden Sie übrigens in der Illustration zu meinem vorherigen Eintrag.

Publikum (verwirrt)

Diese Gruppe versucht, vor allem “Anna Blume” zu verstehen. Diese Rezipienten wollen’s, können’s aber nicht. Sie werden nicht empört oder erzürnt, sondern eher verzweilfelt, und wenden sich an Schwitters mit Hilferufen, endlich das Gedicht zu erklären:

[...] Zunächst einmal die Frage, wer ist überhaupt Anna Blume? Was verstehen Sie unter 27 Sinnen, ich kenne nur 5? [...] Was he[ißt] ungezähltes Frauenzimmer? (Bl. 44, Sammelkladden, S. 49)

Vielleicht haben Sie den Drang mich aus diesem [...] Wirrwarr zu befreien, indem Sie mir den Weg andeuten, den ich zu beschreiten habe, um Sie [...] zu verstehn. Ich möchte fast sagen, ich hoffe bestimmt darauf, dass Sie mir antworten (Bl. 49 r., Sammelkladden, S.54)

Man merkt buchstäblich, wie Hirnschmalz schmelzt, wie Verzweiflung ihren Raum findet, doch die Leser geben nicht ab.

Leider sind die Antworten in dieser Sammelkladde nicht präsent. Es ist aber ein Briefentwurf von Helma Schwitters enthalten. Die Frau des Künstlers, eine wahre Heldin, Muse und Unterstützerin, schrieb in Schwitters’ Abwesenheit über die “Nebensächlichkeit der Technik” im Schaffen ihres Mannes. Dies sei für Schwitters Kunst unwichtig, sondern das Ganze:

Es ist ja auch vollkommen gleichgültig, ob der Künstler das Gepappe wieder übermalt [...] sehen Sie doch nicht hinter Einzelheiten, sehen und fühlen Sie doch die Kunst, die Kunst die unaussprechlich dahinter steht. [...] Nichts ist wert[]los, das Geringste und Hässlichste hat die Berechtigung Grundstein zum Schönen und Edelsten zu werden. [...] [Mein Mann] versucht aufbauend ihnen [den Menschen - V.A.] zur Freudigkeit an den Nichtigkeiten des Lebens, die alle zusammen doch wieder ein großes, herrliches Welterleben geben, zu verhelfen (Sammellkladden, S. 58)

Sie trifft ganz genau den Kern der Schwitters’schen Philosophie: kein Element seines Schaffens ist unwichtig, alles wird gegeneinander gewertet, alles ist zu einem Zwischenspiel, zu einer materiell-ideellen Interaktion verwoben und schaft somit ein Gesamtkunstwerk, das man nicht in Einzelteile auseinanderbauen sollte, wenn man dieses Gesamtkunstwerk denn wirklich begreifen möchte.

Interessant ist bei Bleichsucht und Blutarmut die Auswahl der Texte, die Schwitters selbst zusammenstellte – Skizze des Briefes seiner Frau, DADA-Korrespondenz, wütende Anonymbriefe, ein paar eigener Briefentwurfe – das alles wiedergibt die Unstabilität, Explosivität der Epoche, seiner aktiven Zeit als Künstler inmitten von Kulturfronten und Gesellschaftsumbrüche. Das werden wohl die weiteren Sammelkladden ebenso demonstrieren. Werden wir sehen.

S. auch weitere Teile der Rezension von “Kurt Schwitters. Die Sammelkladden 1919-1923″.

 

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/80

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Kurt Schwitters: Die Sammelkladden. Sinn oder Unsinn?

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Endlich ist es hier!

Ich werte Sinn gegen Unsinn.” – schrieb einst Schwitters, – “Den Unsinn bevorzuge ich, aber das ist eine rein persönliche Angelegenheit. Mir tut der Unsinn leid, dass er bislang so selten künstlerisch ausgeformt wurde, deshalb liebe ich den Unsinn.” (MERZ, 1920)

Im Jahre 2011 besuchte ich eine Schwitters-Tagung, während der unter Anderem auch die Problematik besprochen wurde, ob es einen Sinn macht, den Collagist/Autor/Designer/Allround-Meister/MERZ-Künstler Kurt Schwitters neu zu editieren  (s. meinen Kurzbericht).

Denn 1973-1981 erschien bereits eine 5-bändige Sammlung der literarischen Werke von Kurt Schwitters, herausgegeben von Friedhelm Lach. Das war damals eine kleine (oder gar grosse) Revolution. Klar, “Anna Blume”, oder auch “Auguste Bolte” waren längst salonfähig, und landeten im Mainstream, gar ab und zu im Schulprogramm. Jeder wusste, dass Schwitters nicht nur seine Bilder nagelte, sondern auch dieses eigenartiges Liebesgedicht mit allen 27 Sinnen verfasste. Doch diese Ausgabe von Lach zeigte der Öffentlichkeit, dass das literarische Oeuvre von Schwitters all die Jahre in seinen Ausmassen kaum bekannt war. Auch ich bin durch diese Ausgabe an Schwitters’ literarische Werke gestossen.

Doch leider, wie es so oft passiert in der Geschichte der Avantgarden, war diese Ausgabe wissenschaftlich nicht haltbar. Bereits kurz nach dem Erscheinen des ersten Bandes kamen die kritische Stimmen.

So schrieb beispielsweise Jörg Drews über

den “philologischen Skandal”: “grobe Textentstellungen, typographische Entstellungen, [...] auf komplizierteste Weise fehlerhafte Verfahrensweise im Umgang mit Texten” (in Drews, Jörg: “…nur neunmal heute ohnmächtig geworden”. Kritik der großen Kurt-Schwitters-Ausgabe, in: SZ. München, 7./8.7.1973, Nr. 154, S. 132 , zitiert nach: Die Sammelkladden, S. XXII)

Urs Widmer beklagte in seiner Rezension in der FAZ:

Es ist ein Jammer, daß diese wichtige Ausgabe durch die ungenügende philologische Sorgfalt des Herausgebers zu einer halben Sache geworden zu sein scheint. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.08.1973, S. BuZ5)

Und bedenken Sie – bei einem Avantgardist, der mit Wort und Schrift experimentiert, kann jede kleinste Abweichung vom Original verheerende Folgen in der wissenschaftlichen Analyse nach sich ziehen. Es ist so, wie einen neuen Himmelkörper zu analysieren, ohne dabei zu wissen, dass es sich lediglich um eine Staubpartikel auf dem Objektiv des Teleskops handelt.

Also hat es für die ordentliche wissenschaftliche Untersuchung auf jeden Fall Sinn, die Texte Schwitters neu zu transkribieren und zu editieren. Da bin ich noch caspardavidfriedricher als MERZ-Meister. Und die nette, aber leider nicht mehr verlässliche Lach-Ausgabe von Schwitters ist eher für die vegnügliche unkritische Urlaubs-Lektüre geeignet. (Mir tut sie sonst auch leid, die Lach-Ausgabe,  deren größte Verdienst war, Schwitters neu  entdecken zu lassen).

Und kann es besser machen, als diejeinigen, die bereits an der Quelle sitzen: im Schwitters-Archiv.

So liegt es hier vor mir: Kurt Schwitters, ALLE TEXTE, Band 3. Die Sammelkladden 1919-1923, herausgegeben von Ursula Kocher, Isabel Schulz, Kurt und Ernst Schwitters  Stiftung in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover.

Im Folgenden werde ich nach und nach meine Eindrücke über diese Neuedition schildern. Sehen Sie es als eine Rezension, oder als einen Erlebnisreport, oder als einen Reisebericht.

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Kurt Schwitters. Die Sammelkladden 1919-1923.
Bearbeitet von Julia Nantke und Antje Wulff. Reihe: Kurt Schwitters. Alle Texte, hrsg. von Ursula Kocher und Isabel Schulz, Kurt und Ernst Schwitters Stiftung in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover, Bd. 3.
De Gruyter, Berlin 2014.

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/59

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Neo-Dada, Herostratos und systematische Vasenzerstörung

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Bestimmt haben Sie es mitbekommen, werte Leserinnen und Leser: in Miami ist eine Vase umgekippt. Mehr noch: ist heruntergeworfen worden. Ach, was sage ich: Vandalismus im Museum hat sich neulich ereignet. Oder?

Es handelt sich um eine ca. $1 Mio. Dollar teuere und 7.000 Jahre alte Vase, die in Pérez Art Museum in Rahmen der Ausstellung “According to what?” von Ai Weiwei ausgestellt war. Der berühmte Dissident hat diese paläo-historische Vase mit Coca-Cola-Logo versehen (mit allen herausschreiendenfolgenden Intentionen und Allusionen).

Ein Besucher des Museums, Maximo Caminero, auch seinerzeit ein Künstler, griff bei seiner Besichtigung in Februar nach dieser Vase. Als ein Wachmann nach dem Zurückstellen der Vase verlangte, warf Caminero das teuere Stück prompt auf den Boden. So:

Ai Weiwei seinerseits wurde ziemlich erböst über solche Übergriffe auf privates Eigentum anderer:

If he really had a point, he should choose another way, because this will bring him trouble to destroy property that does not belong to him. (Quelle: dailymail.co.uk)

Aber das Spannende an der Geschichte ist, dieser Vandalismus-Akt spielte sich direkt vor einem Foto-Triptychon von Ai Weiwei, auf welchem man den chinesischen Künstler eine uralte chinesische Vase auf den Boden werfen sieht.

Miami Artist Destroys Vase By Chinese Artist Ai Weiwei In Museum
PHOTO BY Joe Raedle/Getty Images News/Getty Images

Nun kamen laut Presseberichten zugleich zwei Statements seitens Caminero, dem nun eventuell einige Jahre im Gefängnis drohen:

  • er sah in der ausgestellten Vase sowie in diesem Triptychon einen Aufruf seitens Ai Weiwei zu einem performativen Akt des Protestes
  • er richtete aber seinen Protest gegen die Unterrepräsentanz der lokalen Miami-Künstler in diesem Museum im Gegensatz zu den internationalen Künstlern, wie Ai Weiwei

Bald schon wurde dieser Akt – zusammen mit dem Akt von Ai Weiwei – ziemlich schnell als Neo-Dadaismus bezeichnet, bzw. in Verbindung mit Dadaismus gebracht. Klar, der Vergleich scheint naheliegend zu sein: Ai Weiwei brach mit der (gloriösen / chinesischen) Vergangenheit in Form von dieser Vase, so wie die Dadaisten mit der europäischen Kultur brachen, die zwar den Anspruch hatte, Hochkultur zu sein, jedoch die Greueltaten des Ersten Weltkrieges keineswegs verhinderte.

Doch bereits hier hinkt der Vergleich. Der Akt des Bruches mit den Traditionen bei Ai Weiwei ist zwar (für Historiker oder Kunstmarktliebhaber) empörend: die Vase! er hat die teuere Vase zerbrochen! Doch im Gegensatz zu Dadaisten ist dieser Bruch mehr plakativ als wirkungsvoll. Denn das pars pro toto (zerbrochene Vase <=> chinesische Kultur) bleibt nur pars, im gegensatz zu toto der Dadaisten. Das Anmalen eines Bartes auf die Postkarte von Mona Lisa oder das Ausstellen eines Pissoirs im Museum scheint heutzutage harmlos und putzig zu sein – zu der damaligen Zeit war das ein radikaler Schnitt mit der Autorität Kunst, mit der Institution Museum, mit der Dimension Kunstmarkt. Die bereits konventionelle Kulturkritik eines Ai Weiwei kann man nur bedingt Neo-Dadaismus nennen (wenn man nur die klischeehafte Destroyance der Avantgarde als ein charalteristischer Charakterzug dafür auswählt – durchaus oberflächlich).

Doch nun zu Caminero – wogegen protestiert er? Gegen die antike Hochkultur? Gegen Coca Cola? Gegen die Autorität von Ai Weiwei? Gegen die eigene Unterrepräsentanz im lokalen Kontext? Und da sind wir schon näher an der Sache. Provinzialismus. Das Performative der Zerstörung als Anbiederung an die “Grössen” und “Mächtigen” der Kunstwelt. Der Wunsch, irgendwie in die Kulturgeschichte eingegliedert zu sein, egal mit welchen Mitteln. Herostratos lässt grüssen.

Doch nichtsdestotrotz, auch angesichts der mediokren Aktion eines Künstlers (hier können Sie sich selbst ein Bild über seine Werke machen), hat er eine wunderschöne Reaktion von Ai Weiwei hervorrufen, die den letzteren im Hinblick seines “Neo-Dada”-tums ebenfalls nicht besser darstellt. Statt die Zerstörung des Authoritären mit Caminero zusammen zu liturgieren und zu begrüssen, greift er auf die niederste Schublade eines Künstlers, und spricht über Übergriffe auf Eigentum anderer (hier: seiner Wenigkeit).

source: http://www.artesmagazine.com/2014/02/perez-art-museum-and-chinese-artist-ai-weiwei-a-smash-in-miami/ai_weiwei-photo_1-2/
source: artesmagazine

Wie war das bei Mephisto, der nicht mehr in Versen zu sprechen vermag:

Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes. (Faust 1, Trüber Tag, Feld)

Da ist Schluss mit lustig. Da ist der Spass zu Ende.

Schade, eigentlich. Die Dadaisten hatten mal auf der Kölner Dada-Ausstellung ihren Exponaten Äxte angehängt, damit die Zuschauer ihre Werke zerstören könnten. Das war mehr als Aufruf zu Vandalismus. Das war der Bruch mit der konventionellen Rezeption. Das war Dada.

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/33

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Willkommen!

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Liebe Dadasophen, Merzforscher, Avantgarde-Begeisterten,

In diesem Blog werde ich mich mit den typologischen Analysen und Vergleichen der historischen europäischen und slavischsprachigen Avantgarde (mit Schwerpunkt Literatur) mit den gegenwärtigen Erscheinungsformen, Allusionen, Zitaten und Hommagen beschäftigen. Hier möchte ich der akademischen Leserschaft – aber auch allen anderen, die über meinen Blog stolpern – über alles berichten: über die Entdeckungen, Ereignisse, Ressourcen, Veröffentlichungen, Projekte, ach – es gibt noch so viel Themen und so wenig Zeit!

Ich schreibe gegenwärtig Dissertation über die literarische Avantgarde und stosse ständig auf spannende Themen, die jedoch in meiner Arbeit nur am Rande erwähnbar sind. Hier möchte ich aber diese Themen besprechen und fixieren.

Über folgende Themen denke ich u.A. nach: japanische Avantgarde, MAVO-Bewegung etc. / Berichte zu meinen Forschungsreisen, vor allem zu meiner geplannten Arbeit im Schwitters-Archiv (Sprengel-Museum), Erwähnungen und Allusionen auf die historische Avantgarde in Medien der Gegenwart (von Pussy Riot, die beim Gerichtsprozess die russische Avantgardisten zitierten, über die Erscheinungsformen der Avantgarde in Computerspielen bis hin zu Dada in der Popkultur [Stichwort Einstürzende Neubauten]).

Die Themen meines Blogs werden also breitgefächert sein, haben jedoch immer die Blickrichtung auf die historische Avantgarde (Dadaismus, Merzkunst von Schwitters, Zaum’ etc.).

In meinem privaten Blog habe ich bisher diese Themen behandelt, werde sie jedoch hier neu aufrollen, interpretieren und freue mich auf rege Diskussion mit Euch, liebe Leserinnen und Leser!

Lanke trr gll!

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/16

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