Der „Kindertransport“ 1938/39 in zeitgenössischer Perspektive

Vor 75 Jahren verließ der erste „Kindertransport”, ein Zug mit überwiegend jüdischen Kindern aus Deutschland, Tschechien und Österreich, den europäischen Kontinent in Richtung Großbritannien. Anlässlich dieses Jubiläums organisiert das Leo Baeck Institute London ein Symposium unter dem Titel „Forward from the … Weiterlesen

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/144

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Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: Der 36. Internationale Museumstag am 12. Mai 2013

IMD 2013
Im Jahr 1977 organisierte das International Council of Museums (ICOM) erstmals den International Museum Day, um auf die wichtige gesellschaftliche Bedeutung von Museen hinzuweisen und die Institutionen unter einem jährlich wechselnden Motto in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stellen.[1] Heute beteiligen sich weltweit museale Institutionen aller Art am Internationalen Museumstag, so nahmen im Jahr 2012 ca. 32.000 Einrichtungen in 129 Ländern teil.[2] Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto „Museums (Memory + Creativity) = Social Change“.

Ausgehend von dem vielschichtigen historischen Erbe, welches von Museen bewahrt und ausgestellt wird, kommt diesen Institutionen in der Gesellschaft die wichtige Aufgabe zu, die Vergangenheit nicht nur zu konservieren, sondern auch eine Projektionsfläche für gegenwärtige Fragestellungen bereitzustellen. Die Museen tragen so zu gesellschaftlichen Entwicklungen bei und sind zudem Orte der Zusammenkunft und des Austauschs.[3]

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz findet der 36. Internationale Museumstag in diesem Jahr unter dem Motto „Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: Museen machen mit!“ am 12. Mai 2013 statt. Den Auftakt bildet an diesem Tag die Eröffnung des Ludwigsburger Museumsbaus „MIK – Museum – Information – Kunst“. Im Anschluss an die Museumseröffnung, die um 11 Uhr stattfindet, folgt eine Podiumsdiskussion zum Thema des Internationalen Museumstags 2013. Beteiligt sind u.a. Vertreter von ICOM Deutschland, dem Deutschen Museumsbund, dem Museumsverband Baden-Württemberg sowie Vertreter des Ludwigsburg Museums.[4]

Neben der Auftaktveranstaltung gibt es zum Internationalen Museumstag in zahlreichen weiteren Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz Sonderveranstaltungen in Museen. Im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin wird beispielsweise eine Führung für Blinde und Sehbehinderte in der Portalausstellung zum Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt. Berlin 1933-1938“ angeboten. Für alle Besucher des DHM ist der Eintritt in die Ausstellungen am 12. Mai frei, zudem können die museumspädagogischen Angebote an dem Tag kostenlos genutzt werden.[5]

Erstmals wurde im Zusammenhang mit dem Internationalen Museumstag im deutschsprachigen Raum auch eine Social Media Kampagne gestartet. Bereits vom 22. März bis 30. April fand die Blogparade „IMT 13-wir machen mit“ statt. Diese wurde von den Museen gut angenommen, letztendlich beteiligten sich 38 Institutionen im deutschsprachigen Raum mit Blog-Beiträgen.[6] Für den 12. Mai 2013 wird zudem zu einem Tweetup (#IMT13) aufgerufen. Neben Twitter werden auch Facebook und Pinterest als Social Media Plattformen mit einbezogen.

Ob das Projekt „Museums 2.0“ ein Erfolg wird und letztendlich zum einen das Ziel erreicht wird, Museumsakteure über einen kurzfristigen Austausch hinaus intensiver miteinander zu vernetzen, und ob zum anderen mehr Museumsbesucher aktiv involviert werden können, wird sich im Anschluss an den Internationalen Museumstag zeigen. Insbesondere auf den Plattformen Facebook und Twitter könnte es spannend werden , ob sich die Beteiligung eher auf Museumsakteure beschränken wird, oder ob auch die Museumsbesucher dazu motiviert werden können, sich in Form von Tweets und Postings interaktiv zu beteiligen.

[1] Siehe: ICOM: IMD 2013

[2] Siehe: International Museum Day: IMD in Brief

[3] Dazu: Ebd.: The theme for 2013

[4] Siehe: Internationaler Museumstag: Aktuelles

[5] Kulturkonsorten: Beitrag zur #IMT13-Blogparade: Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: Das Deutsche Historische Museum macht mit!

[6] Stand: 08.05.2013

Bild: ICOM – International Museum Day 2013

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/132

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Das Berliner Zeughaus in der NS-Zeit und die Konferenz “Museen im Nationalsozialismus”

Deutsches Historisches Museum
Die Richard-Schöne-Gesellschaft für Museumsgeschichte e.V. und die Stiftung Deutsches Historisches Museum veranstalten gemeinsam vom 13. bis 15. Juni 2013 ein Symposium zum Thema „Museen im Nationalsozialismus“. Veranstaltungsort ist das Berliner Zeughaus, das 1939 als Heeresmuseum der Wehrmacht unterstellt wurde und heute Sitz des Deutschen Historischen Museums ist. Im Rahmen der Tagung wird auch die nationalsozialistische Vergangenheit des Zeughauses thematisiert.

Als dem Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums am 15. September 1990 das Zeughaus und dessen Sammlung übertragen wurde, erhielt das Museum, das bis dahin nur temporäre Ausstellungsräume genutzt hatte und dessen Sammlung sich zu diesem Zeitpunkt noch im Aufbau befand, mit einem Mal sowohl ein Museumsgebäude als auch einen umfangreichen Dokumenten- und Objektbestand. Gleichzeitig erhielt das junge Museum, das erst am 28. Oktober 1987 gegründet worden war, damit aber auch eine historische Vergangenheit. Der Nationalsozialismus ist Teil dieser Vergangenheit, denn insbesondere in der Vorkriegszeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Zeughaus Unter den Linden dazu genutzt, die deutsche Bevölkerung durch Ausstellungen ideologisch im Sinne des NS-Regimes zu beeinflussen.

Das Berliner Zeughaus in der NS-Zeit

Mit der Ernennung des Offiziers Konteradmiral Hermann Lorey zum Direktor des Berliner Zeughauses im Jahr 1934 wurde die Basis für die militärische Ausrichtung des Museums in der Zeit des Nationalsozialismus gelegt. Die Konzeption einer umfangreichen Ausstellung zum Ersten Weltkrieg war nun erklärtes Hauptziel der Institution. Zu diesem Zweck konzentrierte man sich auf den Erwerb möglichst vieler Dokumente, Bilder, Plakate, Waffen, Ausrüstungsteile, Uniformen und Modelle zum Ersten Weltkrieg. Diese wurden u.a. von deutschen Botschaften und Gesandtschaften vermittelt oder aus anderen Ausstellungen übernommen.[1] Auch Gemälde und Zeichnungen von Gefechten, Soldatenportraits, Bilder von Kriegsgefangenen und Frontszenen sollten in der geplanten Ausstellung des Zeughauses gezeigt werden, hierzu erwarb das Museum zahlreiche Bilder aus Sammlungen oder direkt von Künstlern.[2]

In der so entstandenen Weltkriegsabteilung des Zeughauses, an deren Konzeption die Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgeschichte Potsdam und das Heeresarchiv mitgewirkt hatten, wurde angestrebt, das gesamte Kriegsgeschehen mit allen Aspekten darzustellen. Dies sollte die Themenbereiche Front und Heimatfront, Diplomatie, Taktik und Strategie, Waffentechnik sowie Verkehrs- und Sanitätswesen umfassen.[3]

Die über Jahre geplante Ausstellung zum Ersten Weltkrieg wurde im August 1936 eröffnet. Auf Anordnung der nationalsozialistischen Regierung wurden zudem Besucherführungen angeboten, die das Volk ideologisch auf den nahenden Krieg einstimmen sollten.[4] Am 23. März 1940 wurde schließlich das Zeughaus von der Wehrmacht übernommen; aufgrund einer Anordnung vom 21. Juni 1939.[5] Der Leiter der Heeresmuseen im Reich, General der Infanterie Roese, betonte in diesem Zusammenhang, dass auch das Zeughaus nun ganz im Auftrag der „völkischen Erziehungsarbeit“ stehen sollte.[6]

“Museen im Nationalsozialismus”

Die internationale Tagung „Museen im Nationalsozialismus“, die von der Richard-Schöne-Gesellschaft für Museumgeschichte e.V. gemeinsam mit dem Deutsche Historische Museum ausgerichtet wird, soll die verstärkte wissenschaftliche wie öffentliche Auseinandersetzung mit der Institution Museum in der Zeit des Nationalsozialismus anregen. Durch die Zusammenführung von Einzelfall-Untersuchungen aus Europa und den USA soll einerseits das Museum als Ort historischer, kunsthistorischer und kultureller Selbstvergewisserung auf den Prüfstand gestellt werden, andererseits soll die Museumsforschung zum Nationalsozialismus methodisch und inhaltlich auf eine neue Ebene gerückt werden, wie es seitens der Veranstalter heißt.

Auch die Vergangenheit des Berliner Zeughauses in der Zeit des Nationalsozialismus wird im Rahmen der Tagung thematisiert. In seinem Vortrag “Die Weltkriege im Museum” am 15. Juni spricht Thomas Weißbrich, Sammlungsleiter Militaria am Deutschen Historischen Museum, über das Berliner Zeughaus in der Zeit von 1933 bis 1945.

Programm „Museen im Nationalsozialismus“ – 13.-15.06.2013, Berlin

[1] Heinrich Müller: Das Berliner Zeughaus. Vom Arsenal zum Museum. (Hg.) Deutsches Historisches Museum. Berlin 1994, S. 218 – Dazu: Akte des Berliner Zeughauses, Rep.Z.813; Sowie: Inventarbuch 34, 438-766 und 35, 177-181.

[2] Ebd. S. 218 – Dazu: Inventarbuch des Zeughauses 34, 17-131; 190-214 und 334-352; Auch: Akte des Berliner Zeughauses, Rep.Z.616 und Rep.Z.814.

[3] Ebd. S. 219 – Dazu: Werner Hahlweg: Die Weltkriegsabteilung im Staatlichen Zeughaus; In: Museumskunde, 4/1937, S. 135.

[4] Müller: S. 220.

[5] Ebd. S. 224 – Dazu: Akte des Berliner Zeughauses, Rep.Z.258; Auch: Uniformen-Markt, 1940, S. 50.

[6] Müller: S. 224 – Dazu: Schreiben von General Roese an das Oberkommando der Wehrmacht, 10.12.1938. Müller zitiert nach: Eugen Lisewski: Deutsche Heeres- und Garnisonmuseen bis 1945. Leipzig 1990, S. 35f.

Foto: Deutsches Historisches Museum, Berlin (Angelika Schoder, 2009)

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/102

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Der 27. Januar als weltweiter Holocaust-Gedenktag

Bild: Angelika Schoder
Seit 1996 ist der “Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus” in Deutschland ein gesetzlich verankerter Gedenktag und damit fester Bestandteil der nationalen Erinnerungskultur. Im Jahr 2005 führten Beschlüsse des EU-Parlaments sowie der UN-Generalversammlung dazu, dass der 27. Januar auch zu einem internationalen Gedenktag avancierte.

Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945 verabschiedete das Parlament der Europäischen Union (EU) einen Beschluss zum Holocaust-Gedenken. Mit dieser „Entschließung zum Gedenken an den Holocaust sowie zu Antisemitismus und Rassismus“ vom 27. Januar 2005 wurden alle EU-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert,

„jegliche Form von Intoleranz und Aufwiegelung zum Rassenhass sowie alle Belästigungen und rassistischen Gewalttaten zu verurteilen […] insbesondere alle Gewalttaten, die aus Hass oder Intoleranz gegenüber anderen Religionen oder Rassen begangen werden“.[1]

Eine Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 verübt wurden, sollte dazu beitragen, die Gesellschaft gegenüber Intoleranz, Diskriminierung und Rassismus zu sensibilisieren. Aus diesem Grund sei es sinnvoll, so das EU-Parlament, dass insbesondere junge Menschen zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocaust angeregt werden. Als wichtiger Beitrag hierzu wurde, neben der Errichtung von Gedenk- und Bildungsorten und der Thematisierung des Holocaust in schulischen Lehrplänen, die Begehung des 27. Januar als „europäischem Holocaustgedenktag“ angesehen.

Dass der Holocaust auch außerhalb Europas zu einem moralischen Maßstab avancierte, welcher nationale historische Erinnerungskulturen hinter sich lässt, um gemeinsame transnationale Bezüge herzustellen, zeigte sich am 1. November 2005, als die Generalversammlung der Vereinten Nationen (United Nations – UN) mit der Verabschiedung der Resolution 60/7 den Gedenktag des 27. Januar zum „International Day of Commemoration in Memory of the Victims of the Holocaust” erklärte.[2]

Die Resolution war nicht nur darauf ausgerichtet, das Datum des 27. Januar als weltweiten Holocaust-Gedenktag zu proklamieren, sondern sollte in den UN-Mitgliedsstaaten auch die Entwicklung pädagogischer Programme anregen, welche die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus für folgende Generation wach halten und gleichzeitig auch auf gegenwärtige Verbrechen gegen die Menschlichkeit verweisen sollten. Darüber hinaus sprach sich die UN in der Resolution ausdrücklich gegen die Leugnung des Holocaust sowie gegen jede Form von Intoleranz, Volksverhetzung und Bedrohung oder Gewalt gegenüber Personen oder ethnischen bzw. religiösen Gruppen aus.[3]

Der Resolutionsentwurf, welcher durch den israelischen Repräsentanten Dan Gillerman vorgebracht worden war, wurde von 104 Mitgliedsstaaten der UN, vom Generalsekretär, vom Unter-Generalsekretär für Kommunikation und Öffentliche Information sowie vom Präsidenten der Generalversammlung unterstützt. Das weit über die europäischen Grenzen hinaus reichende Interesse an der Thematik zeigte sich auch darin, dass Repräsentanten aus allen fünf Kontinenten zu den Unterstützern des Resolutionsentwurfs zählten – unter ihnen auch Länder, die selbst unter den Folgen von Bürgerkriegen oder Völkermord leiden oder sich bis heute mit Vorwürfen zur Verletzung von Menschenrechten auseinandersetzen müssen, wie Liberia, Sierra Leone oder Uganda.[4]

Sowohl der Beschluss des EU-Parlaments als auch die UN-Resolution zum Holocaust-Gedenken können als Versuche gesehen werden, eine Holocaust-orientierte Erinnerungskultur auf transnationaler Ebene zu etablieren, in der nationalspezifische Gedenkmechanismen und länderübergreifende Interpretationsschemata zusammenwirken. Die nationalsozialistischen Verbrechen werden schließlich heute nicht mehr nur von den „Tätern“ und „Opfern“ erinnert, sondern zunehmend auch von Nationen, welche nicht direkt von den Ereignissen betroffen waren. Der Holocaust scheint somit über seinen (west-)europäischen Bezug hinaus zu einem allgemeingültigen moralischen Bezugspunkt geworden zu sein.

Bei dem Blog-Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus meinem Essay, der im Mai 2012 im Themenportal Europäische Geschichte erschien. (Angelika Schoder: Die Globalisierung des Holocaust-Gedenkens. Die UN-Resolution 60/7 (2005). In: Themenportal Europäische Geschichte, 2012.)

[1] Europäisches Parlament: Entschließung des Europäischen Parlaments zum Gedenken an den Holocaust sowie zu Antisemitismus und Rassismus: P6_TA[2005]0018, 27. Januar 2005, Abschnitt F.2.

[2] Vereinte Nationen: Resolutionen und Beschlüsse der sechzigsten Tagung der Generalversammlung, Band I: Resolutionen 13. September – 23. Dezember 2005. Offizielles Protokoll, Sechzigste Tagung, Beilage 49 [A/60/49], S. 34f.

[3] Dazu auch: United Nations: Resolution Adopted by the General Assembly, 61/255, Holocaust Denial. 85th Plenary Meeting, 26 January 2007.

[4] United Nations General Assembly [GA/10413]: Sixtieth General Assembly Plenary 42nd Meeting, 1.11.2005. General Assembly Decides To Designate 27 January As Annual International Day Of Commemoration To Honour Holocaust Victims.

Foto: Candles II (Angelika Schoder, 2013)

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/24

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