Ein Anfang fast von Null für das DHI Moskau

Im Gespräch mit Michail Bojcov und Nikolaus Katzer

In der Nacht zum 31. Januar 2015 wurde das Deutsche Historische Institut (DHI) Moskau durch einen Großbrand schwer beschädigt. Es gab keine Personenschäden, große Teile des Gebäudes, in dem auch die Bibliothek für Gesellschaftswissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften (INION) untergebracht war, wurden jedoch zerstört.

Amtsübergabe des Präsidenten der Max Weber Stiftung Foto: © Jennifer Zumbusch

Nikolaus Katzer und Michail Bojcov am 27. Februar in Bonn.

Wie ist die Situation des DHI Moskau vor Ort, welche Auswirkungen hat der Brand auf den laufenden Betrieb und die aktuellen Forschungsschwerpunkte des Instituts? Und wie sehen Ihre weiteren Planungen für das DHI aus?

[...]

Quelle: http://mws.hypotheses.org/27459

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Befreiung? Sieg? Niederlage? Interviews zum Kriegsende (1): Frankreich

Im Rahmen des 70. Jahrestags des Kriegsendes in Europa eröffnet die Max Weber Stiftung einen Einblick in die Erinnerungskultur der Gastländer ihrer Institute. Neben einer Auseinandersetzung mit dem Gedenken an 1945 geben wir auch einen kurzen Einblick in die jeweiligen Forschungstendenzen zum Zweiten Weltkrieg. Den Anfang macht Stefan Martens, Stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Institut in Paris. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Weimarer Republik, des Dritten Reiches und des Widerstandes, die Geschichte der französischen Dritten Republik und des Vichy-Regime sowie die Geschichte der Internationalen Beziehungen.

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Stefan Martens, Stellvertretender Direktor des DHI Paris.

Herr Martens, wie wichtig ist der 8.

[...]

Quelle: http://mws.hypotheses.org/26843

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Weihnachten, die Popkultur und der Erste Weltkrieg

Christmas Truce - der Weihnachtsfrieden - ist in die Popkultur schon lange angekommen. Der Film "Merry Christmas" (Trailer) von 2005 machte diese Episode des Ersten Weltkriegs noch einmal einem breiten Publikum bekannt. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit: zu Weihnachten 1914 kam es an einigen Stellen der Westfront zu einer spontanen Waffenruhe. Aber auch über den Film hinaus ist der Weihnachtsfriede als Symbol von Menschlichkeit mitten im Krieg zu einem starken Narrativ geworden. Paul McCartney behandelte ihn in seinem Song "Pipes of Peace" und spielte auch im dazugehörigen Video auf ihn an.  McCartney selbst stellt in dem Musikvideo sowohl einen deutschen als auch einen englischen Soldaten dar, was wohl auch mit der Botschaft verbunden ist, dass auf beiden Seiten Männer kämpften, die sich gar nicht so stark von einander unterschieden. Dies macht auch der Songtext deutlich:

Help them to see (help them to see)
That the people here are like you and me, (you and me)
Let us show them how to play, (how to play)
The pipes of peace (pipes of peace)

Im 1990 von der Band The Farm veröffentlichten Song "All together now" dreht sich ebenfalls alles um den Weihnachtsfrieden. Anstatt eines Reenactments der Szenen wie in McCartneys Video setzt das Video zum Song darauf, dass neben dem Leadsänger auch alte Männer das Lied singen und somit den Anschein von Veteranen des Ersten Weltkriegs erwecken:

Remember boy that your forefathers died
Lost in millions for a country's pride
But they never mention the trenches of Belgium
When they stopped fighting and they were one

A spirit stronger than war was at work that night
December 1914 cold, clear and bright
Countries' borders were right out of sight
When they joined together and decided not to fight

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."  Bild: public domain

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."
Bild: public domain

Auch heute noch ist das Andenken an den Weihnachtsfrieden in der britischen Gedenkkultur stark verankert. Anfang des Jahres 2014 kritisierte der damalige britische Bildungsminister Michael Gove u.a. die Fernsehserie Blackadder dafür, dass sie und andere "left-wing academics" seien, die "all too happy to feed those myths by attacking Britain’s role in the conflict"1 wären. Er spielte damit auf die 4. Staffel von Blackadder an, die unter dem Titel "Blackadder Goes Forth" lief und die in der letzten Folge auf den Weihnachtsfrieden anspielt: Der Protagonist Captain Edmund Blackadder spricht davon an einem der Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens teilgenommen und sogar ein Tor geschossen zu haben, das aber als Abseits gewertet worden sei.

Die Fußballspiele werden in der Gedenkkultur ebenfalls immer wieder referenziert. Am vergangenen Mittwoch fand deswegen in Erinnerung an diese im britischen Aldershot ein Fußballspiel zwischen dem British Army Representative Team und einer Auswahl von Bundeswehrsoldaten unter dem Titel 'Game of Truce' statt. Die Briten gewannen 1:0 gegen die deutsche Auswahl. Aber nicht nur im offiziellen Gedenken - das Fußballspiel wurde von der Royal British Legion veranstaltet - spielt der Weihnachtsfriede eine Rolle. Im Gedenkjahr 2014 hat der Erste Weltkrieg in Großbritannien von außen betrachtet eine viel gewichtigere Rolle eingenommen als in Deutschland, wo sich gelegentlich der Verdacht aufdrängt, dass sich die Debatte darüber in erster Linie im Feuilleton abspielt.

In Deutschland würde zumindest keine Supermarktkette darauf kommen, den Ersten Weltkrieg für ihre Weihnachtswerbung zu benutzen wie es die britische Kette Sainsbury's tat und damit eine Debatte darüber auslöste, ob man mit dem Ersten Weltkrieg werben dürfe. In der Weihnachtswerbung sieht man den britischen Soldaten Jim und den deutschen Soldaten Otto während des Weihnachtsfriedens. Es beginnt mit dem Singen von Silent Night bzw. Stille Nacht, worauf schließlich der britische Soldat Jim unbewaffnet ins Niemandsland läuft und der deutsche Soldat Otto dafür sorgt, dass nicht auf ihn geschossen wird. Schließlich trauen sich alle aus den Schützengräben. Deutsche Soldaten rasieren im Niemandsland einigen britischen Soldaten die Bärte und auch ein Fußballspiel findet statt. Nach Beendigung des Friedens sind beide in ihre Stellungen zurückgekehrt, wo der deutsche Soldat Otto in seiner Manteltasche die Weihnachtsschokolade des britischen Soldaten Jim findet. Beendet wird die Werbung mit dem Satz "Christmas is for Sharing". Die Schokolade, die in der Werbung gezeigt wird, verkauft Sainsbury's aktuell auch in seinen Läden. Die Einnahmen aus den Verkäufen kommen der Royal British Legion zu Gute.

Das Video wurde in Großbritannien stark rezipiert und auch kritisiert. Während die einen die Werbung positiv aufnahmen

A great depiction of the Christmas truce in 1914: Sainsbury's OFFICIAL Christmas 2014 Ad http://t.co/jvcLcnYHhs

— Marshall Neufeld (@MarshallNeufeld) November 25, 2014

sahen andere die Werbung mit kritischeren Augen. Ally Fogg, Autor bei The Guardian, fand, die Werbung würde den Ersten Weltkrieg und dessen hohe Opferzahlen schmälern. Und stellte zugleich die Frage:

"Would we welcome an advert next Christmas showing a touching little scene between a Jewish child and a disabled child in Auschwitz, swapping gifts for Christmas and Hanukah on their way to the gas chambers? I would hope not, yet I fail to see any great moral difference."2

Und auch sein Kollege Andrew Critchlow von The Telegraph sieht in der Werbung eine kommerzielle Ausschlachtung des Ersten Weltkriegs:

"True, the company’s latest festive commercial is a beautifully shot piece. It could almost be a Hollywood remake of the classic film “All quiet on the Western Front”, except that the important message of war being the most pointless waste of young life is entirely washed into the background of history by the ad’s real purpose, which is to make Sainsbury’s money."3

Die erste Parodie des Werbespots ist auch bereits online. Das Comedy-Trio "Hot Gulp" machte aus den Soldaten Mitarbeiter von Sainsbury's und dessen Mitbewerber Tesco. Das Fußballspiel findet auf dem Kundenparkplatz mit einem Wirsing als Fußball statt.

Ob es die Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens wirklich gegeben hat, ist eine weitere Frage, weil es kaum zeitgenössische Aufzeichnungen über sie gibt und die Erinnerung an sie erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufkam. Sainsbury's hält auf seiner offiziellen Webseite dagegen:

“We’ve worked closely with the Imperial War Museum archives, with the [Royal British] Legion and with military historian Taff Gillingham throughout. Every aspect of the production, everything from the depth of the trenches to the insignia on the uniforms is historically accurate. Even the hard biscuit we see the British soldier eating was baked to the original recipe."4

Doch es gibt auch andere Kritikpunkte. Dr. Robert Foley, Deputy Dean of Academic Studies (Research) am King's College London, sieht in der Werbung einige Mythen, gleichzeitig bilde sie aber auch ab, dass man 1914 noch nicht davon ausging, dass der Krieg weitere vier Jahre dauern würde:

"While it may not be the most historically accurate account, the advertisement demonstrates that over Christmas 1914, there was still considerable hope amongst the belligerents."5

Die Mythen, die die Werbung transportiert, sind es auch, mit denen sich Emma McFarnon im Onlineauftritt des BBC Magazins History Extra beschäftigt. Die Werbung vermittele den Eindruck, die jungen Soldaten seien in den Krieg gezwungen worden. Sie mache außerdem in keiner Weise deutlich, weshalb der Krieg nach dem kurzen Waffenstillstand über Weihnachten weiterging. Darüber hinaus würde die Stellung des Weihnachtsfriedens überbewertet. Die Forschung sei sich heute einig, dass es nicht an der gesamten Westfront zu solchen Verbrüderungsszenen gekommen sei. Vielmehr seien sie vereinzelt und unabhängig voneinander aufgetreten.

"So the advert is accurate, but for very few soldiers. It is a snapshot presented as a panorama. In reality, the truce can be localised to just one or two battalions."6

Sagt Mark Connelly, Professor für Modern British Military History an der University of Kent in McFarnons Artikel.

Dr. Emma Hanna, Senior Lecturer in History an der University of Greenwich, sieht in einem Gastbeitrag für das Blog der University of Kent in Sainsbury's Werbung eine gute Möglichkeit, um Forschungserkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen:

"This shows that historians shouldn’t be afraid of the sometimes yawning gap between history and myth. Sometimes, bizarrely, the gap isn’t as wide as we might think, and as the Sainsbury’s advert is just short of 14 million views since it was launched 3 weeks ago, we as historians should engage with the conversation about what the history and memory of the truce means to us in the history of 1914-1918."7

Aber auch in Deutschland wird in diesem Jahr an den Weihnachtsfrieden erinnert. Während die großen Supermarktketten ihn in ihrer Werbung aussparen, hat er seinen Platz in Deutschland in den Medien und bietet damit zum Abschied vom Gedenkjahr 2014 ein versöhnliches Narrativ.

  1. http://www.telegraph.co.uk/news/10548303/Michael-Gove-criticises-Blackadder-myths-about-First-World-War.html
  2. http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/13/sainsburys-christmas-ad-first-world-war
  3. http://www.telegraph.co.uk/comment/personal-view/11228839/Has-Sainsburys-1914-Christmas-truce-ad-exploited-memory-of-war.html
  4. http://inspiration.sainsburys-live-well-for-less.co.uk/about-our-christmas-tv-ad/
  5. http://defenceindepth.co/2014/12/17/the-significance-of-the-sainsburys-christmas-truce-advertisement/
  6. http://www.historyextra.com/news/first-world-war/sainsbury%E2%80%99s-christmas-truce-advert-%E2%80%98confuses-understanding%E2%80%99-first-world-war
  7. http://blogs.kent.ac.uk/gateways/tag/sainsburys-christmas-advert-2014/

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1866

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Weihnachten, die Popkultur und der Erste Weltkrieg

Christmas Truce - der Weihnachtsfrieden - ist in die Popkultur schon lange angekommen. Der Film "Merry Christmas" (Trailer) von 2005 machte diese Episode des Ersten Weltkriegs noch einmal einem breiten Publikum bekannt. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit: zu Weihnachten 1914 kam es an einigen Stellen der Westfront zu einer spontanen Waffenruhe. Aber auch über den Film hinaus ist der Weihnachtsfriede als Symbol von Menschlichkeit mitten im Krieg zu einem starken Narrativ geworden. Paul McCartney behandelte ihn in seinem Song "Pipes of Peace" und spielte auch im dazugehörigen Video auf ihn an.  McCartney selbst stellt in dem Musikvideo sowohl einen deutschen als auch einen englischen Soldaten dar, was wohl auch mit der Botschaft verbunden ist, dass auf beiden Seiten Männer kämpften, die sich gar nicht so stark von einander unterschieden. Dies macht auch der Songtext deutlich:

Help them to see (help them to see)
That the people here are like you and me, (you and me)
Let us show them how to play, (how to play)
The pipes of peace (pipes of peace)

Im 1990 von der Band The Farm veröffentlichten Song "All together now" dreht sich ebenfalls alles um den Weihnachtsfrieden. Anstatt eines Reenactments der Szenen wie in McCartneys Video setzt das Video zum Song darauf, dass neben dem Leadsänger auch alte Männer das Lied singen und somit den Anschein von Veteranen des Ersten Weltkriegs erwecken:

Remember boy that your forefathers died
Lost in millions for a country's pride
But they never mention the trenches of Belgium
When they stopped fighting and they were one

A spirit stronger than war was at work that night
December 1914 cold, clear and bright
Countries' borders were right out of sight
When they joined together and decided not to fight

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."  Bild: public domain

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."
Bild: public domain

Auch heute noch ist das Andenken an den Weihnachtsfrieden in der britischen Gedenkkultur stark verankert. Anfang des Jahres 2014 kritisierte der damalige britische Bildungsminister Michael Gove u.a. die Fernsehserie Blackadder dafür, dass sie und andere "left-wing academics" seien, die "all too happy to feed those myths by attacking Britain’s role in the conflict"1 wären. Er spielte damit auf die 4. Staffel von Blackadder an, die unter dem Titel "Blackadder Goes Forth" lief und die in der letzten Folge auf den Weihnachtsfrieden anspielt: Der Protagonist Captain Edmund Blackadder spricht davon an einem der Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens teilgenommen und sogar ein Tor geschossen zu haben, das aber als Abseits gewertet worden sei.

Die Fußballspiele werden in der Gedenkkultur ebenfalls immer wieder referenziert. Am vergangenen Mittwoch fand deswegen in Erinnerung an diese im britischen Aldershot ein Fußballspiel zwischen dem British Army Representative Team und einer Auswahl von Bundeswehrsoldaten unter dem Titel 'Game of Truce' statt. Die Briten gewannen 1:0 gegen die deutsche Auswahl. Aber nicht nur im offiziellen Gedenken - das Fußballspiel wurde von der Royal British Legion veranstaltet - spielt der Weihnachtsfriede eine Rolle. Im Gedenkjahr 2014 hat der Erste Weltkrieg in Großbritannien von außen betrachtet eine viel gewichtigere Rolle eingenommen als in Deutschland, wo sich gelegentlich der Verdacht aufdrängt, dass sich die Debatte darüber in erster Linie im Feuilleton abspielt.

In Deutschland würde zumindest keine Supermarktkette darauf kommen, den Ersten Weltkrieg für ihre Weihnachtswerbung zu benutzen wie es die britische Kette Sainsbury's tat und damit eine Debatte darüber auslöste, ob man mit dem Ersten Weltkrieg werben dürfe. In der Weihnachtswerbung sieht man den britischen Soldaten Jim und den deutschen Soldaten Otto während des Weihnachtsfriedens. Es beginnt mit dem Singen von Silent Night bzw. Stille Nacht, worauf schließlich der britische Soldat Jim unbewaffnet ins Niemandsland läuft und der deutsche Soldat Otto dafür sorgt, dass nicht auf ihn geschossen wird. Schließlich trauen sich alle aus den Schützengräben. Deutsche Soldaten rasieren im Niemandsland einigen britischen Soldaten die Bärte und auch ein Fußballspiel findet statt. Nach Beendigung des Friedens sind beide in ihre Stellungen zurückgekehrt, wo der deutsche Soldat Otto in seiner Manteltasche die Weihnachtsschokolade des britischen Soldaten Jim findet. Beendet wird die Werbung mit dem Satz "Christmas is for Sharing". Die Schokolade, die in der Werbung gezeigt wird, verkauft Sainsbury's aktuell auch in seinen Läden. Die Einnahmen aus den Verkäufen kommen der Royal British Legion zu Gute.

Das Video wurde in Großbritannien stark rezipiert und auch kritisiert. Während die einen die Werbung positiv aufnahmen

A great depiction of the Christmas truce in 1914: Sainsbury's OFFICIAL Christmas 2014 Ad http://t.co/jvcLcnYHhs

— Marshall Neufeld (@MarshallNeufeld) November 25, 2014

sahen andere die Werbung mit kritischeren Augen. Ally Fogg, Autor bei The Guardian, fand, die Werbung würde den Ersten Weltkrieg und dessen hohe Opferzahlen schmälern. Und stellte zugleich die Frage:

"Would we welcome an advert next Christmas showing a touching little scene between a Jewish child and a disabled child in Auschwitz, swapping gifts for Christmas and Hanukah on their way to the gas chambers? I would hope not, yet I fail to see any great moral difference."2

Und auch sein Kollege Andrew Critchlow von The Telegraph sieht in der Werbung eine kommerzielle Ausschlachtung des Ersten Weltkriegs:

"True, the company’s latest festive commercial is a beautifully shot piece. It could almost be a Hollywood remake of the classic film “All quiet on the Western Front”, except that the important message of war being the most pointless waste of young life is entirely washed into the background of history by the ad’s real purpose, which is to make Sainsbury’s money."3

Die erste Parodie des Werbespots ist auch bereits online. Das Comedy-Trio "Hot Gulp" machte aus den Soldaten Mitarbeiter von Sainsbury's und dessen Mitbewerber Tesco. Das Fußballspiel findet auf dem Kundenparkplatz mit einem Wirsing als Fußball statt.

Ob es die Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens wirklich gegeben hat, ist eine weitere Frage, weil es kaum zeitgenössische Aufzeichnungen über sie gibt und die Erinnerung an sie erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufkam. Sainsbury's hält auf seiner offiziellen Webseite dagegen:

“We’ve worked closely with the Imperial War Museum archives, with the [Royal British] Legion and with military historian Taff Gillingham throughout. Every aspect of the production, everything from the depth of the trenches to the insignia on the uniforms is historically accurate. Even the hard biscuit we see the British soldier eating was baked to the original recipe."4

Doch es gibt auch andere Kritikpunkte. Dr. Robert Foley, Deputy Dean of Academic Studies (Research) am King's College London, sieht in der Werbung einige Mythen, gleichzeitig bilde sie aber auch ab, dass man 1914 noch nicht davon ausging, dass der Krieg weitere vier Jahre dauern würde:

"While it may not be the most historically accurate account, the advertisement demonstrates that over Christmas 1914, there was still considerable hope amongst the belligerents."5

Die Mythen, die die Werbung transportiert, sind es auch, mit denen sich Emma McFarnon im Onlineauftritt des BBC Magazins History Extra beschäftigt. Die Werbung vermittele den Eindruck, die jungen Soldaten seien in den Krieg gezwungen worden. Sie mache außerdem in keiner Weise deutlich, weshalb der Krieg nach dem kurzen Waffenstillstand über Weihnachten weiterging. Darüber hinaus würde die Stellung des Weihnachtsfriedens überbewertet. Die Forschung sei sich heute einig, dass es nicht an der gesamten Westfront zu solchen Verbrüderungsszenen gekommen sei. Vielmehr seien sie vereinzelt und unabhängig voneinander aufgetreten.

"So the advert is accurate, but for very few soldiers. It is a snapshot presented as a panorama. In reality, the truce can be localised to just one or two battalions."6

Sagt Mark Connelly, Professor für Modern British Military History an der University of Kent in McFarnons Artikel.

Dr. Emma Hanna, Senior Lecturer in History an der University of Greenwich, sieht in einem Gastbeitrag für das Blog der University of Kent in Sainsbury's Werbung eine gute Möglichkeit, um Forschungserkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen:

"This shows that historians shouldn’t be afraid of the sometimes yawning gap between history and myth. Sometimes, bizarrely, the gap isn’t as wide as we might think, and as the Sainsbury’s advert is just short of 14 million views since it was launched 3 weeks ago, we as historians should engage with the conversation about what the history and memory of the truce means to us in the history of 1914-1918."7

Aber auch in Deutschland wird in diesem Jahr an den Weihnachtsfrieden erinnert. Während die großen Supermarktketten ihn in ihrer Werbung aussparen, hat er seinen Platz in Deutschland in den Medien und bietet damit zum Abschied vom Gedenkjahr 2014 ein versöhnliches Narrativ.

  1. http://www.telegraph.co.uk/news/10548303/Michael-Gove-criticises-Blackadder-myths-about-First-World-War.html
  2. http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/13/sainsburys-christmas-ad-first-world-war
  3. http://www.telegraph.co.uk/comment/personal-view/11228839/Has-Sainsburys-1914-Christmas-truce-ad-exploited-memory-of-war.html
  4. http://inspiration.sainsburys-live-well-for-less.co.uk/about-our-christmas-tv-ad/
  5. http://defenceindepth.co/2014/12/17/the-significance-of-the-sainsburys-christmas-truce-advertisement/
  6. http://www.historyextra.com/news/first-world-war/sainsbury%E2%80%99s-christmas-truce-advert-%E2%80%98confuses-understanding%E2%80%99-first-world-war
  7. http://blogs.kent.ac.uk/gateways/tag/sainsburys-christmas-advert-2014/

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1866

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Japans „glückliche“ Jugend – Im Gespräch mit Carola Hommerich

Carola Hommerich ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIJ Tokyo. Hier arbeitet sie zu Glück und sozialer Ungleichheit in Japan und erforscht insbesondere die Zusammenhänge von objektiver Prekarität und subjektivem Exklusionsempfinden. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen der umfragegestützten, interkulturell vergleichenden Einstellungs- und Werteforschung sowie der soziologischen Ungleichheitsforschung.

Carola Hommerich ist Wissenschaftliche
Mitarbeiterin am DIJ Tokyo. Hier arbeitet sie zu Glück und sozialer Ungleichheit in Japan und erforscht insbesondere die Zusammenhänge von objektiver Prekarität und subjektivem Exklusionsempfinden.
Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen der umfragegestützten,  interkulturell vergleichenden Einstellungs- und Werteforschung sowie der soziologischen Ungleichheitsforschung.

Frau Hommerich, war früher wirklich alles besser?

Das kommt darauf an, was man unter „früher“ versteht. Vergleicht man die Situation der heute 20- bis 30-jährigen Japaner mit der ihrer Eltern in den 1970er und 1980er Jahren, dann ist beispielsweise der Einstieg ins Berufsleben heute sicherlich schwieriger und mit mehr Risiken behaftet. Damals war es noch einfacher, eine unbefristete Festanstellung zu finden. Heute liegt der Anteil nicht-regulär Beschäftigter bei den 15-24-jährigen Berufstätigen bei 32,3 Prozent. Ein Wechsel in eine reguläre Anstellung im späteren Berufsverlauf ist nur schwer möglich. In Zeiten des wirtschaftlichen Booms konnte man vermutlich noch etwas unbeschwerter jung sein als heute. Das gilt nicht nur für Japan. Deutschland hat eine ähnliche Verschiebung hin zu befristeten und prekären Jobs erlebt, und in vielen europäischen Ländern ist die Lage der jungen Berufseinsteiger weitaus kritischer. Auffällig ist aber, dass die jungen Japaner stark verunsichert sind: Aus einer international vergleichenden Umfrage des japanischen Kabinettbüros von 2013 geht hervor, dass sich die japanische Jugend große Sorgen macht – um ihre berufliche Zukunft, um ihre Rente, um die wirtschaftliche Situation Japans allgemein, um soziale Beziehungen am Arbeitsplatz. Insgesamt sind diese Ängste stärker ausgeprägt als in den Vergleichsländern Deutschland, den USA, Schweden, Korea und Frankreich – dabei sind junge Menschen etwa in Frankreich objektiv größerer Prekarität ausgesetzt als in Japan.

Sie haben sich 2009 in einer Monographie für die Reihe des Deutschen Instituts für Japanstudien (DIJ) mit dem Thema „Jugend und Arbeit“ auseinandergesetzt. Woher kam Ihr Interesse für dieses Thema?

Die Idee für den Vergleich entstand während eines Auslandssemesters in Tokyo im Winter 2001/2002. Mir fiel auf, dass meine japanischen Freunde sich mit ähnlichen
Themen befassten wie meine deutschen Kommilitonen und ich: Wie soll es nach dem Studium weitergehen? Soll ein Job vor allem gut bezahlt werden, oder sollen Inhalt und individuelle Gestaltungsfreiheit im Vordergrund stehen? Mich hat damals interessiert,
ob es in Japan langfristig zu einer Individualisierung kommt, in dem Sinne, dass Selbstverwirklichung als wichtiger bewertet wird als finanzielle Sicherheit. Mit dem Eintritt ins Berufsleben verschieben sich die Prioritäten aber, da die Realität des Arbeitsmarktes
den idealistischen Ansprüchen nicht gerecht wird. Nach einigen Jahren in prekären Jobs, die zwar Raum für Selbstverwirklichung, Hobbys und Freunde lassen, aber bei denen man finanziell immer an der Armutsgrenze lebt, rücken materielle Aspekte letztendlich
doch stark in den Vordergrund – gerade wenn es irgendwann darum geht, eine Familie zu gründen. In der Hinsicht waren sich junge Japaner und junge Deutsche sehr ähnlich. In Deutschland habe ich mir damals die gut ausgebildete „Generation Praktikum“ angeschaut. Davon schafften es die meisten nach einer Art „Leidenszeit“ in verschiedenen Praktika doch auf eine feste Stelle. Im stark segmentierten japanischen
Arbeitsmarkt ist der Übergang in eine reguläre Beschäftigung dagegen meist nur schwer möglich. So verfestigt sich die Prekarität im Lebensverlauf. Mittlerweile sehen junge Japaner nicht-reguläre Jobs nicht mehr als Möglichkeit, etwas auszuprobieren, oder als Chance auf Freiheit und Selbstbestimmung. Das hat sich vor allem nach der internationalen Finanzkrise noch verstärkt: Bei den jungen Absolventen stehen heute wieder finanzielle Sicherheit und Planbarkeit an erster Stelle.

In Ihrer Monographie „‚Freeter‘ und ‚Generation Praktikum‘ – Arbeitswerte im Wandel? Ein deutsch-japanischer Vergleich“ beschreiben Sie eine verlorene Generation. Von der japanischen Bevölkerungsgruppe zwischen 15 und 24 Jahren waren 2003 9,8 Prozent arbeitslos. Durch die steigende Jugendarbeitslosigkeit ist vor allem Südeuropa mit ähnlichen Problematiken konfrontiert. Wie ist Japan mit diesen kritischen Entwicklungen umgegangen?

Im Vergleich zu Jugendarbeitslosenraten von über 55 Prozent, wie in Griechenland oder Spanien, klingen fast 10 Prozent nicht besonders problematisch. Es kommt aber darauf an, an was eine Gesellschaft gewöhnt ist. In Japan lag die Arbeitslosenrate von Anfang der 1970er bis Mitte der 1990er Jahre unter 3 Prozent. Dagegen sind 10 Prozent Jugendarbeitslosigkeit erschreckend viel. Man kann allerdings nicht behaupten, dass die japanische Regierung besonders viel unternommen hätte, um den jungen Menschen den Berufseinstieg zu erleichtern. Politische Maßnahmen richteten sich eher an ältere Arbeitnehmer, die die Zeit nach der Pensionierung mit 60 Jahren bis zum Beginn der Rentenzahlungen mit 65 Jahren überbrücken müssen. In dieser Gruppe war der Anteil Arbeitsloser ebenfalls stark – auf 8 Prozent – angestiegen. Die Hauptstrategie zur Reduktion von Arbeitslosigkeit in Japan war Deregulierung. So kommt es, dass so hohe Anteile junger Menschen in atypischen, meist befristeten Jobs sind. Empfehlenswert finde ich diese Vorgehensweise nicht. Eine neue Studie von Wei-hsin Yu von der Universität Texas zeigt für Japan, dass sich eine nicht-reguläre Beschäftigung langfristig negativer auf die individuelle Karriere auswirkt, als eine Phase der Arbeitslosigkeit. Allerdings müsste man das in weniger stark segmentierten Arbeitsmärkten überprüfen und auch psychologische Aspekte einbeziehen. In der Hinsicht ist eine Beschäftigung, auch wenn sie prekär ist, immer noch besser als keine. Das zeigen Daten einer landesweiten Befragung, die ich 2009 für das DIJ in Japan durchgeführt habe: Arbeitslose fühlen sich sehr viel stärker von der Gesellschaft ausgeschlossen als atypisch Beschäftigte. Diese Exklusionserfahrung wirkt sich stark negativ auf das subjektive Wohlbefinden aus.

Der „Jugend von heute“ wurde erst kürzlich in einem „Weckruf “ der FAZ wieder vorgeworfen, sie würde sich zu wenig auflehnen. Gibt es in Japan einen vergleichbaren Diskurs und wenn nicht, warum?

In Japan wurde die Jugend über die letzten Jahrzehnte hinweg immer wieder für ihre Passivität und ihr politisches Desinteresse kritisiert. Durch ihr selbstzentriertes und in sozialen Belangen apathisches Verhalten würde sie der Gesellschaft schaden. Die Gründe für dieses Verhalten werden unterschiedlich interpretiert. Der junge Soziologe Noritoshi Furuichi beispielsweise behauptet, die Jugend wisse, dass sie kaum politischen Einfluss habe – durch die starke demografische Alterung ist die Jugend als Wählergruppe eher uninteressant – und dass es für sie keine Aussicht auf sozialen Aufstieg gäbe. Statt nach Höherem zu streben oder für ihre Rechte zu kämpfen, habe sie sich mit ihrer Situation arrangiert und sei damit zufrieden. Ich denke, seine Einschätzung ist nicht ganz falsch, zumindest was die Desillusion betrifft. In einem zentralen Punkt würde ich ihm aber widersprechen: Was ich an Daten kenne, spricht eindeutig gegen eine „glückliche“ Jugend. Im Gegenteil: Ein Großteil der jungen Japanerinnen und Japaner ist unzufrieden und zutiefst verunsichert, steht unter immensem Leistungsdruck und hat Angst, den Anschluss an die Gesellschaft zu verlieren. Das gilt auch für die besonders gut Ausgebildeten. Ähnlich wie in Deutschland handeln sie stark „Lebenslauf-gesteuert“ – bei Handlungsentscheidungen wird immer auch abgewogen, wie etwas in der Bewerbungsmappe wirkt.

Sowohl Japan als auch Deutschland sind einem massiven demografischen Wandel ausgesetzt. Wie wirkt sich dieser Ihrer Meinung nach auf den Jugendbegriff beider Gesellschaften aus? Kann man hier noch von „Generationen“ sprechen?

Politische Maßnahmen richteten sich eher an ältere Arbeitnehmer, die die Zeit nach der Pensionierung mit 60 Jahren bis zum Beginn der Rentenzahlungen mit 65 Jahren überbrücken müssen.

Politische Maßnahmen richteten
sich eher an ältere Arbeitnehmer, die die
Zeit nach der Pensionierung mit 60 Jahren
bis zum Beginn der Rentenzahlungen
mit 65 Jahren überbrücken müssen.


Von Generationen kann man sicherlich auch weiterhin sprechen. Allerdings verschiebt sich die Bedeutung, die den Problemen einzelner Generationen zugeschrieben wird. Die Vernachlässigung der japanischen Jugend durch die Politik ist meiner Ansicht nach ein schwerwiegendes Problem. Das zeigt sich bereits am oben erwähnten Beispiel von
Arbeitsmarktmaßnahmen, die sich mehr auf die finanziell gut abgesicherte, aber zahlenmäßig starke Generation der Älteren richteten, als auf die prekäre, aber mit Blick auf Wählerstimmen eher unbedeutende Generation der Jungen. Auch in Bezug auf Familienpolitik passiert in Japan zu wenig. Als sei die niedrige Fertilitätsrate kein existentielles Thema. Das ist es aber natürlich, wenn ein Viertel der Bevölkerung älter als 65 Jahre ist. Zukunftsweisend ist eine solche Politik nicht.

Stichwort: „30 ist das neue 40“ – junge Menschen scheinen sich immer früher alt zu
fühlen. Das steht im Gegensatz zu unserer tatsächlichen Lebenserwartung und körperlichen Fitness. Definiert sich die deutsche Gesellschaft gegenwärtig mehr über das Alter als über andere Merkmale? Und wie geht man in Japan mit dem Älterwerden um?

Die Quarterlife Crisis auf die Sie sich beziehen, ist tatsächlich ein Problem. Ich glaube aber, dass es dabei nicht um die Frage geht, wie alt man ist oder sich fühlt, sondern darum, dass viele junge Menschen einen Leistungsdruck erleben, der sie überfordert.
Das beginnt in der Schule, zieht sich durchs Studium und dann weiter hinein ins Berufsleben. Unter meinen deutschen und japanischen Interviewpartnerinnen und -partnern hatten viele die Vorstellung, dass dieser Druck mit dem Eintritt ins Arbeitsleben aufhört. Die Realität sah aber meist anders aus: Die Anspannung wuchs noch, weil der erste Job auf wenige Monate befristet war, oder hohe Leistung bei extremen Arbeitszeiten forderte. Einige hielten diesem Druck nicht stand und erlebten eine Art Burn-out bis hin zu starken psychischen Problemen. Das gab es in Deutschland genauso wie in Japan. Im Großen und Ganzen ist mein Eindruck aber, dass die jungen Deutschen mit den Risiken postmoderner Erwerbsbiographien besser umzugehen wissen als ihre japanischen
Altersgenossen. Das liegt möglicherweise daran, dass sie nicht mit der Erwartung aufgewachsen sind, ein Leben lang bei einer Firma zu arbeiten. In Japan ist das immer noch die Idealvorstellung. So steht etwa bei der Wahl der Universität und des Studienfachs nicht die Frage im Vordergrund, was man einmal inhaltlich machen möchte, sondern wie hoch der Anteil von Absolventen dieser Universität ist, der bei einem großen Unternehmen festangestellt wird. Von beruflicher Selbstverwirklichung ist man da weit entfernt.

Quelle: http://gab.hypotheses.org/1493

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Guck mal, wer da bloggt 16! Blogs bei de.hypotheses.org

1024px-Rembrandt_Harmensz._van_Rijn_038Wie viele Monographien, Tagungsbände oder Zeitschriften man mittlerweile mit Beiträgen aus hypotheses-Blogs füllen könnte, wissen wir nicht. Die Zahl dürfte schon beeindruckend sein, immer mehr wissenschaftliche Blogs versammeln sich bei de.hypotheses.org und bieten spannende Themen ganz unterschiedlicher geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen. Sie zeigen außerdem, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich nicht bloß in den Elfenbeinturm einsperren und vor sich hinschreiben. Deswegen wird es auch mal wieder Zeit, einige von ihnen hier vorzustellen.

Hier kommen die aktuellen Blogvorstellungen in alphabetischer Reihenfolge. Wer Interesse an weiteren Beiträgen aus diesem Bereich hat, findet eine Liste vergangener Artikel am Ende dieses Texts. Einen Zugriff auf sämtliche bereits katalogisierte Blogs gibt es im Katalog von OpenEdition.

 

Out of Elfenbeinturm!

 

archaeologiskop

Archäologen haben es gut. Sie haben ein allseits beliebtes “Maskottchen”: Indiana Jones. Dass Archäologie aber viel mehr ist als eine fiktive Figur, die die Bundeslade jagt, beweist Doris Gutsmiedl-Schümann, vor- und frühgeschichtliche Archäologin und derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studiengangsmanagerin für die archäologischen Bachelor- und Masterstudiengänge an der Universität Bonn, in ihrem Blog archaeologiskop. Neben der Archäologie beschäftigt sie sich auch mit Themen der Wissenschaftspolitik wie Frauen in der Wissenschaft oder der Bolognareform.

 

Digital Humanities München

Wer bringt die Geisteswissenschaften ins Internet? Und was bietet das Internet den Geisteswissenschaften überhaupt? Das Blog dhmuc hat es sich zur Aufgabe gemacht, Akteure der Digital Humanities unterschiedlicher Münchener Einrichtungen zusammenzubringen und sowohl Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ein Forum zu bieten als auch zu berichten, was sich in der bayerischen Landeshauptstadt im Bereich der Digital Humanities so tut.

 

ostBLOG

Das Blog, das vom Institut für Ost- und Südosteuropa in Regensburg geführt wird, informiert über aktuelle Projekte, Publikationen, Maßnahmen zur Forschungsunterstützung und Veranstaltungen, beschäftigt sich aber auch mit aktuellen Entwicklungen wie dem Ukraine-Konflikt oder dem politischen Hintergrund des Fußballspiels Serbien – Albanien am 14. Oktober 2014.

 

Deutsch-jüdische Geschichte digital

Auch die deutsch-jüdische Geschichte ist in den Digital Humanities angekommen. Das Blog des Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen stellt spannende Digital Humanities-Projekte aus der Judaistik vor, von Apps bis zu den traditionelleren Datenbanken.

 

Kriegstagebuch

Das Kriegstagebuch des Feldgeistlichen Fridolin Mayer wird von Yvonne Antoni, Friedrich Dunkel und Michael Schonhardt 100 Jahre später noch einmal auf diesem Blog veröffentlicht. Fridolin Meyers Erleben des Ersten Weltkriegs ermöglicht den Blick auf den Krieg aus einer religiösen Perspektive. Daneben gibt die Redaktion des Blogs unter @Feldgeistlicher auf Twitter und auf einer Facebook-Seite mehr Informationen über den Ersten Weltkrieg.

 

bibliotheca.gym

Gymnasialbibliothek? Gymnasialarchiv? Der Kellerraum mit den alten Schulbüchern, in denen noch mit D-Mark gerechnet und „dass“ mit ß geschrieben wird? Weit gefehlt! Die BloggerInnen von bibliotheca holen alte Schätze aus der Gymnasialbibliothek und dem Gymnasialarchiv des Christianeums in Hamburg und stellen sie auf ihrem Blog vor. Ziel dabei ist, Forschungsprojekte anzuregen und zu verknüpfen, aber auch für Laien lohnt sich die Reise zwischen die digitalen Bücherregale.

 

Siehe auch

Mareike König, Guck mal wer da bloggt! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 24.4.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/485

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 2! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.6.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/527

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 3! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 27.8.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/622

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 4! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 22.10.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/732

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 5! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.01.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/875

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 6! Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 09.07.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1452

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 7! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 01.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1528

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 8! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 29.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1566

Sascha Foerster, Look Who‘s Blogging! Special edition – Blogs at de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.09.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1628

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 10! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.01.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1861

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 11! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 21.03.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2207

Aline Possél, Guck mal wer da bloggt 12! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 14.05.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2293

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 13! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 04.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2294

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 14! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 28.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2295

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 15! (Internationale) Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 29.08.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2296

Zum Blogportal: de.hypotheses.org

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Bild: Rembrandt van Rijn, „Der Philosoph“ (1633), public domain

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2297

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Science Slam: Über den Säbelzahntiger und Hitlers Schreibtisch

Die Schlange vor dem Bonner Pantheon am 20. Oktober 2014 war lang. Kurz nach Einlass um 19 Uhr waren schon alle Plätze belegt. Wissenschaft in zehn Minuten einem breiten Publikum zu präsentieren scheint sehr gut anzukommen. Der Science Slam, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, ist kein Geheimtipp mehr. Das Haus der Wissenschaft in Braunschweig veranstaltete ihn schon zum zweiten Mal im Rahmen des Wissenschaftsjahres “Die digitale Gesellschaft” – dieses Jahr zum ersten Mal in Kooperation mit der Max Weber Stiftung.

Die Teilnehmer des Science Slams im Wissenschaftsjahr, der am 20.10. im Bonner Pantheon stattfand.

Die Teilnehmer des Science Slams im Wissenschaftsjahr, der am 20.10. im Bonner Pantheon stattfand.

Auf der Bühne stellten sich insgesamt fünf Kandidaten der Jury, die aus dem Publikum bestand. Nikolai Horn von der Akademie für Sozialethik und Öffentliche Kultur startete als Erster und ging der Frage nach, ob das Internet einen kategorischen Imperativ braucht. In Zeiten, in denen Online-Trolle jegliche Grundlagen eines höflichen Umgangs vermissen lassen und Raubkopien ein Kavaliersdelikt darstellen, stellte Horn – angelehnt an Immanuel Kant – die These auf:

Handle im Netz gemäß denjenigen Grundsätzen, von denen du zugleich wollen kannst, dass sie als handlungsregelnde Maßstäbe auch im analogen Leben allgemein gelten!

Im nächsten Slam erklärte Tobias M. Scholz vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Universität Siegen, dass sich das Human Resource Management in ein Human Automation Resource Management weiterentwickeln müsse und dass man gar nicht so viel Angst davor haben solle, dass ein Roboter den Arbeitsplatz wegnehmen könnte, denn Roboter könnten einige Dinge vielleicht besser als ein menschliches Gehirn. Dafür habe der Mensch aber auch einige Vorzüge gegenüber dem Roboter. Frei nach Douglas Adams empfahl Scholz: “Don’t panic! It’s mostly harmless.”

Sebastian Köffer vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement der WWU Münster machte am Beispiel der berühmtesten Arbeitnehmerin Deutschlands deutlich, dass Smartphones, Tablets oder Blogs aus der privaten Nutzung immer mehr in die Arbeitswelt übergehen. Köffer präsentierte Studien, die gezeigt haben, dass IT Consumerization zu Vorteilen in Produktivität, Arbeitszufriedenheit und Innovationen führen kann. Gleichzeitig gehe damit auch eine Vermischung von Freizeit und Arbeit einher. Das Slam wurde aufgelockert durch Bilder und Zitate aus der Popkultur.

Hitlers Schreibtisch - ein  frühes Beispiel für IT Conzumerization?

Hitlers Schreibtisch – ein frühes Beispiel für IT Conzumerization? 

Vom Institute for Movement and Neurosciences der Deutschen Sporthochschule Köln slammte Stefan Schneider über seine Hypothese, dass die Entwicklung von stressbedingten, neuropsychlogischen Erkrankungen proportional zur Digitalisierung einer Gesellschaft verläuft. Während unser Gehirn unter Stress immer noch davon ausginge, dass wir entweder ein Mammut erlegen oder vor einem Säbelzahntiger fliehen müssten, sähen unsere Stresssituationen heute ganz anders aus. In einem digitalen Arbeitsumfeld fehle vielen die körperliche Bewegung. Diese Hypothese überprüfte Schneider im Rahmen des Projektes Mars-500.

Digitale Demenz und Google Glass – wie wirkt sich Mediennutzung eigentlich auf unser Gehirn aus? Diese Frage stellte sich Boris Nikolai Konrad, mehrfacher Weltmeister im Gedächtnissport, vom Donders Insitute for Brain, Cognition and Behavior. Spannend und leicht verständlich präsentierte er wie sich das “Wearable” Google Glass auf das Gehirn auswirkt, aber auch wie man mit der Brille das Gedächtnis trainieren und sie als Lernhilfe nutzen kann.

Das Publikum entschied sich für Sebastian Köffer und Stefan Schneider. Beide Slammer werden am 1. Dezember 2014 am Finale in Berlin teilnehmen.

Der Science Slam wurde vom Haus der Wissenschaft in Braunschweig aufgezeichnet und wird demnächst auch hier im gablog zu sehen sein.

Quelle: http://gab.hypotheses.org/1453

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Die internationale Enzyklopädie 1914-1918-online

Am 8.10.2014 wurde die internationale Enzyklopädie 1914-1918-online in Brüssel offiziell vorgestellt. Das Online-Nachschlagewerk “International Encyclopedia of the First World War” hat zum Ziel, ein von international anerkannten Experten geschriebenes, englischsprachiges Referenzwerk der Forschungscommunity sowie der interessierten Öffentlichkeit im Open Access zur Verfügung zu stellen. Dabei soll eine multiperspektivische und internationale Ansicht auf den Ersten Weltkrieg ermöglicht werden.

Von A wie “ABC Pact (Alliance between Argentina, Brazil and Chile)” bis Z wie “Zimmermann Telegram” sind bislang 494 Artikel in der Enzyklopädie zu finden. Angekündigt werden insgesamt 1.649 Artikel, die nach Regionen, Themen, Forschungsobjekten und Artikeltypen geordnet sind. Zugriff auf die Einträge bietet auch eine bebilderte Timeline, mit der der Verlauf des Ersten Weltkriegs nachvollzogen werden kann.

Über 1.000 Autoren, Redakteure und Partner aus über 50 Ländern haben am Projekt mitgewirkt. Von der Max Weber Stiftung beteiligten sich die Deutschen Historischen Institute in London, Moskau, Paris, Rom und Warschau sowie das Orient-Institut Istanbul als strategische Kooperationspartner.

Weitere Informationen

Informationen zum Launch: http://www.1914-1918-online.net/public_launch/index.html

Zum Projektstart: Artikel von Arndt Weinrich im Blog Grande Guerre

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1807

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Wissenschaftliches Camping: das THATCamp in Göttingen

Wer vor dem 50. Historikertag seine Zelte in Göttingen aufschlagen will, dem empfiehlt das Redaktionsblog das THATCamp, das als Vorkonferenz zum Historikertag vom 22. bis zum 23. September 2014 dort stattfinden wird. Seit gestern kann man sich dafür anmelden.

Hinter dem THATCamp verbirgt sich das “The Humanities and Technology Camp” bei dem Geisteswissenschaftler, Informatiker, Bibliothekare und Archivare aufeinander treffen und spontan Sitzungen organisieren. Ziel ist es mit den unterschiedlichsten Kenntnissen gemeinsam zu lernen und Wissen auszutauschen. Das THATCamp in Göttingen soll sich vor allem mit den Themen Open Humanities, Open History und Open Access beschäftigen.

Das THATCamp ist überdies eine gute Möglichkeit die immer größer werdende de.hypotheses-Community kennenzulernen. Wir erwarten hier viele unserer Bloggenden und möchten uns mit allen Teilnehmenden über die aktuelle geisteswissenschaftliche Blogosphäre austauschen. Hashtag für das Treffen: #dehypo14

Zum Blog des THATCamps
Zur Anmeldung
Das THATCamp auf twitter

 

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2437

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Linkdossier 1: Migrationsland Deutschland?

Für unsere Veranstaltung am 3. Juni in der Fritz Thyssen Stiftung haben wir Lesetipps zusammengestellt, die sich mit Aspekten der Migration beschäftigen. Viel Spaß beim Einlesen!

Grundlagendossier Migration
Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert in einem Grundlagendossier umfassend über das Thema Migration. Neben europäischer und weltweiter Migrationspolitik, ihren Herausforderungen und dem Thema Integration stellt das Dossier mit einer Fotogalerie auch Migranten und ihr Lebensumfeld in Berlin vor.

Mehr als 150 Millionen Menschen weltweit leben als Migranten in einem Staat, der nicht ihre ursprüngliche Heimat ist. Dies entspricht etwa der doppelten Bevölkerungszahl der Bundesrepublik. Internationale Migration geht aus von Menschen, die ihre Familien zusammenbringen möchten, von hoch ebenso wie niedrig qualifizierten Arbeitsmigranten sowie von Asylbewerbern und anderen Flüchtlingen.

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Auf seiner Homepage informiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das dem Bundesministerium des Inneren unterstellt ist. In Themendossiers informiert das Bundesamt über seine Tätigkeiten und Veranstaltungen wie den Nürnberger Tagen für Integration oder die Tagung „Deutsche(r) werden – Deutsche(r) bleiben?“:

Maria Jakob von der Universität Leipzig analysiert für ihre Dissertation die bei Einbürgerungsfeiern erzählten Einbürgerungsgeschichten der Neubürger, die dort oft als Redner auftreten. In ihrer Präsentation „Wie werde ich heimisch hier?“ kam sie zu dem Schluss, dass sich die Neubürger in nahezu allen Reden vorrangig auf die lokale Ebene beziehen. „Deutschland“ spiele dem gegenüber nur eine Nebenrolle.

„Warum muss ein hochqualifizierter Migrant seinen Namen bei der Bewerbung streichen?“ – Offene Gesprächsrunde der Bonner SPD über Integrationsfragen
Bei einer Gesprächsrunde Anfang Mai im Haus MIGRApolis in Bonn sprach u.a. Rahim Öztürker, Integrationsratsmitglied in Bonn:

Zudem empfindet er die Erforderlichkeit, dass eingebürgerte Personen sich zusätzlich ins Wählerverzeichnis für die Wahl eintragen müssen, als hinderlich für eine höhere Wahlbeteiligung. Auch bemängelte er die fehlende Anerkennungskultur in Deutschland, wo MigrantInnen nach wie vor eher „bemitleidet“ werden statt z.B. auf ihren unternehmerischen Erfolg angesprochen zu werden.

Migrationsblog der Initiativgruppe e.V.
Auf seinem Blog beschäftigt sich der Integrationskurslehrer Leo Brux der Initiativgruppe e.V., die 1971 von Münchener Bürgerinnen und Bürgern gegründet wurde, kritisch und facettenreich mit dem Thema Migration und fordert zur Diskussion auf:

Kommentare – auch kritische – sind herzlich willkommen. Ich lasse mich gerne auf Debatten ein.

Migration Blog
Das Blog der australischen Regierung befasst sich auf vielfältige Art und Weise mit Migration, sodass zum Beispiel verraten wird, warum die Übertragung des Eurovision Songcontests immer noch wichtig für die Australier ist:

Executives from the Australian broadcasting service SBS will have taken delight knowing the kitsch, culture and cheese that was last Sunday’s Eurovision broadcast was being actively consumed and celebrated by almost half a million Australians across the nation. Nonetheless, celebrations may have been slightly dampened by the knowledge that our newer migrants are unlikely to have shared this unique viewing experience.

The reason for this lies in the changing nature of migration to Australia. Back in the early 1980s, when Eurovision first graced Australian screens, new arrivals were a substantially different bunch than they are today.

Deutsche Einwanderer in Paris im 19. Jahrhundert
Von 2001 bis 2006 führte das Deutsche Historische Institut Paris eine Studie über die Migration deutscher Einwanderer nach Paris durch:

Nicht nur Intellektuelle und Künstler zog es im 19. Jahrhundert aus den deutschen Ländern nach Paris. Handwerker und ungelernte Arbeiter stellten den überwältigenden Großteil der zeitweise bis zu 80 000 deutschsprachigen Migranten. Straßenkehrer, Lumpensammler und Kanalarbeiter aus Hessen, Erd- und Fabrikarbeiter aus der Pfalz, deutsche und elsässische Dienstmägde, Schreiner, Tischler, Schneider und Schuhmacher aus Baden, Bayern und dem Niederrhein: Sie machten Paris – neben Berlin und Hamburg – zeitweise zur dritten deutschen Großstadt.

Gauck plädiert für Vielfalt in Deutschland
400.000 Menschen sind 2012 nach Deutschland eingewandert. Damit ist es das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt und lässt “klassische” Einwanderungsländer wie Australien oder Neuseeland hinter sich. Im Rahmen einer Einbürgerungsfeier sagte Bundespräsident Joachim Gauck:

Es sei “skurril”, der Vorstellung anzuhängen, es könne so etwas wie ein “homogenes, abgeschlossenes, gewissermaßen einfarbiges Deutschland” geben, sagte Gauck. Er räumte aber ein, dass Einwanderung starke Gefühle freisetze und Konflikte berge. Probleme dürften nicht verschwiegen werden. Gleichzeitig mahnte der Präsident Gelassenheit bei Debatten über Zuwanderung an. “Wir werden solche Auseinandersetzungen immer öfter erleben – aber nicht, weil Integration immer schlechter, sondern im Gegenteil, weil sie immer besser gelingt”, sagte das Staatsoberhaupt.

Quelle: http://gid.hypotheses.org/1054

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