Abstract zum Vortrag “Partizipation durch Standardisierung? Erschließung vor dem Hintergrund fortgeschrittener Nutzeremanzipation” von Karsten Kühnel

Partizipation durch Standardisierung? Erschließung vor dem Hintergrund fortgeschrittener Nutzeremanzipation

Karsten Kühnel

Ausgehend von der These, dass ein wesentliches Merkmal von Archive 2.1 die Einbindung der Nutzer in das archivarische Kerngeschäft sei, beleuchtet der Referent Voraussetzungen, die ein Crowdsourcing-Management, dessen Ziele maßgebend von den Nutzern mitbestimmt werden, ermöglichen können.
Der „Archival Divide“ zwischen Historikern und Archivaren führte zu einem heute vielerorts anzutreffenden Unverständnis von archivischen Erschließungsgrundsätzen seitens der Historiker. So wird mitunter auch das Provenienzprinzip von Vertretern der Geschichtswissenschaft als nicht mehr zielführend kritisiert, da man als Nutzer „nach Themen, nicht nach Herkunftsstellen“ suche. Heute können Archivare diesem Defizit methodisch auf neue Weise begegnen.
In einer digitalen Welt sind es nicht mehr die Dinge, durch deren Anordnung erkennbare Ordnungssysteme entstehen, vielmehr entsteht Ordnung durch das Arrangement der den Dingen beigegebenen Metadaten. Gleichwohl behält der Archivar die Aufgabe, Transparenz, Kontexte und Authentizität der Quellen bei der Erschließung zu bewahren, indem er die dafür einsetzbaren Metadatensets vorgibt und standardisiert. Allerdings ist es ihm in einer digitalen Welt zudem möglich, Beziehungsgemeinschaften mehrerer Ebenen sichtbar zu machen, ohne durch die Betonung des einen Beziehungsstrangs den anderen auszublenden. Dabei kann es sinnvoll sein, den egoistischen Wunsch des Historikers, Themen, nicht Herkunftsstellen zu erkennen, ein Stückweit zu adaptieren. Ungeachtet der Notwendigkeit klassisch provenienzorientierter Erschließung kann der Blick auf für das Schriftgut entstehungsursächliche Funktionswahrnehmungen die sachbezogene Ausrichtung der Ordnung und Erschließung bei der Visualisierung von Erschließungsprodukten bedarfsgerecht in den Vordergrund rücken.
Die Ordnung oder Sortierung von Verzeichnungseinheiten auf der Grundlage ihrer Metadaten ist flexibel, wenn die Metadatensätze Flexibilität vorsehen. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, zu einer vom einzelnen Nutzer vorzunehmenden Metadatenpriorisierung und nachfolgenden, auf das einzelne Nutzungsvorhaben zugeschnittenen Bestands- und Findmittelgenerierung zu gelangen, sind Erschließungsarbeiten in nicht unerheblichem Umfang zu leisten. Das digitale Metadatenmanagement bricht mit monohierarchischen Strukturen und strebt nach Ontologien. Die Archive geraten hier an die Grenzen ihrer Ressourcen und die Partizipation des emanzipierten Nutzers wird zur Notwendigkeit für moderne Erschließung, das Social Web 2.0 zur Plattform und zum Werkzeugkasten. Dabei spielen Standardisierungen eine wesentliche Rolle. Übergreifend genutzt und durch Metadaten arrangiert werden können nur solche Archivgutbeschreibungen, die sowohl inhaltlich als auch formal denselben Standards folgen.
Standardisierung durch Archivare und Partizipation qualifizierter und emanzipierter Nutzer werden somit zur Bedingung für ein Erschließungsmanagement, das die Einbindung externer Ressourcen ins Kerngeschäft eines Archivs zum Modell und perspektivisch zur Regel machen will.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1258

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Abstract 11: Robert Lange – Imagefilme für Archive im Internet

Imagefilme für Archive im Internet

Audiovisuelle Werbung und die Erschaffung eines Images haben bereits eine bemerkenswerte Geschichte formaler und konzeptioneller Entwicklungen seit den Anfängen der Filmproduktion durchgemacht. Dennoch haben deutsche Archive, als meist öffentliche Einrichtungen, Filme als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit lange so gut wie nie verwendet. Doch in den letzten fünf Jahren entstanden eine Reihe von meist über das Internet veröffentlichten Werken zur Imagebildung. Auch in regionalen Archiven sind mehrere bemerkenswerte Arbeiten entstanden, welche eine enorme Verbesserung der Selbstdarstellung von Archiven im Informationszeitalter darstellen. Um dies zu veranschaulichen, sollen zwei dieser Werbe- bzw. Imagefilme gezeigt und analysiert werden um zu klären, wie solche Filme funktionieren und wie sie zur Gewinnung neuer Nutzer (-schichten) Verwendung finden könnten.

Image films for archives in internet

Audiovisual Advertising and image creation experienced already a remarkable history of formal and conceptual development since the early days of film-making. However German archives, as most public administrative institutions, did not use film for the purpose of their own public relation, until, in the recent five years, a number of new commercial and image-related clips were published mostly via internet. Even in local archives there are several remarkable pieces of work, which is a tremendous improvement for archives in the media world. To illustrate this, two of them shall be presented and analyzed, under the questioning of how such movies work and how archives could use them more extensively to acquire new users.

Über den Referenten:

Robert Lange

Robert Lange hat Archivwissenschaften an der Fachhochschule Potsdam studiert mit Abschluss Diplom. Schwerpunkt im Studium war u.a. das Thema der Filmnutzung für die Öffentlichkeitsarbeit von Archiven. Er ist seit 2010 in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht angestellt.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/265

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Abstract 5: Dr. Oliver Sander – Die Kooperation des Bundesarchivs mit Wikimedia

Im Dezember 2008 gaben das Bundesarchiv und Wikimedia Deutschland e.V. auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die erste Kooperation eines Staatsarchivs mit Wikimedia bekannt. Im Laufe der Jahre konnten beide Seite Erfahrungen sammeln. Die Erfolge, aber auch die Probleme, die letztendlich zur Beendigung dieser Kooperation durch das Bundesarchiv geführt haben, schildert der Vortrag und knüpft damit an erste Berichte über diese Kooperation an .

Das Bundesarchiv hatte im Dezember 2008 via Wikimedia Commons knapp 90.000 Fotos verfügbar gemacht.
Einerseits bescherte die Zusammenarbeit dem Bundesarchiv eine Ergänzung der vorhandenen Personenliste von gut 58.000 Personennamen mit PND-Einträgen (sofern vorhanden) und – falls vorhanden – einem Link auf Wikipedia-Artikel sowie Hinweise auf Fehler bei Bildbeschreibungen, die korrigiert werden konnten. Dazu kam eine gesteigerte Wahrnehmung und Nutzung des Bundesarchivs verbunden mit einem erheblichen Anstieg von Anfragen.
Problematisch war und ist die Weiternutzung der in Wikimedia bereitgestellten Bilder. Stichprobenhafte Überprüfung von online genutzten Bilder aus der Kooperation von Wikimedia und Bundesarchivs haben leider ergeben, dass in ca. 90 bis 95% der Nutzungen gegen die Lizenzauflagen durch fehlenden, unvollständigen oder falschen Quellennachweis verstoßen wurde. Insbesondere die Urhebernamen wurden und werden nicht genannt.
Vor allem diese Ergebnisse haben dazu geführt, dass das Bundesarchiv seine Kooperation mit Wikimedia nicht fortführen konnte.

Über den Referenten:

Dr. phil. Oliver Sander – Archivoberrat

- Geboren 1966 in Essen / Ruhrpott.
- Studium der Archivwissenschaft (Humboldt-Universität zu Berlin), Geschichte, Politologie und Psychologie an der Freien Universität Berlin.
- 2000 Promotion über “Die Rekonstruktion des Architekten-Nachlasses Ernst von Ihne (1848-1917)”.
- 1998-2000 Wiss. Angestellter im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz,
- 2000-März 2003 Angestellter bei der Fa. AUGIAS-Data, Archivsoftwaresysteme.
- seit April 2003 im Bundesarchiv; zuerst Referent im Referat G 1 Archivische IT-Anwendungen,
- seit Sept. 2005 Leiter des Referats B 6 (Bilder; Karten; Pläne; Plakate; Tonträger = “Bildarchiv”) im Bundesarchiv (hier u.a.: Sept. 2007 Onlinestellung des Digitalen Bildarchivs www.bild.bundesarchiv.de / Nov. 2008 Kooperation mit dem Bundespresseamt – Integration von BPA-Fotos ins Digitale Bildarchiv / Dez. 2008 Kooperation mit Wikimedia Commons).
- Publikationen u.a. zur Foto-, Architektur- und Verwaltungsgeschichte; Betreiber / Webmaster der Internetportale www.historismus.net und www.historisches-alken.de.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/177

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Vorläufiges Tagungsprogramm

Das Tagungsprogramm für die Tagung “Offene Archive” steht nun langsam fest. Es wird folgendermaßen aussehen:

 

1. Allgemeines Web 2.0.-Modul

● Ulrike Schmid, Kultureinrichtungen im Social Web – Vorbild für Archive

● Klaus Graf, Mitmach-Web und “Bürgerarchive”

  • Frank Tentler/Christoph Spließ, Transmedia storytelling – eine archivische Methode in den sozialen Medien?

● Christoph Deeg, Neue Wege für Archive? -wie virtuelle Welten und Gaming-Communitys die Arbeit von Archiven verändern können.

 

 

2. Archive 2.0 aus Sicht (nicht nur:) der Nutzer. Probleme und Erwartungen

● Peter Haber: Was erwarten Historiker von Archiven 2.0?

● Daniel Bernsen: Was erwarten Geschichtslehrer von Archiven 2.0?

● Christian van der Ven, Social Media at the BHIC (Brabants Historisch Informatie Centrum)

● Georg Vogeler, Diplomatik 2.0 – ein Überblick

● Susann Gutsch, Digital Preservation 2.0 – Die Archivierung von Web 2.0-Anwendungen

 

3. Überblick über die deutschsprachige und ausländische Archivlandschaft 2.0

● Bastian Gillner, Aufgewacht, aufgebrochen, aber noch nicht angekommen. Das deutsche Archivwesen und das Web 2.0

● Jochen Vermote, Das Stadsarchief Ieper im Web 2.0 (mit einem Überblick zur Situation

in Belgien)

● Christian van der Ven, “Archives 2.0″ in the Netherlands

● Charlotte Jensen, Beispiel Dänemark…

● Nina Gostenčnik, Regional Archives Maribor, Slovenia: The Regional Archives Maribor in WEB 2.0 and the overall situation in Slovenian archives

● Edouard Bouyé, Beispiel Frankreich…

 

4. Praxisbeispiele im deutschen Archivwesen

● Robert Lange, Imagefilme für Archive im Internet

● Oliver Sander, Die Kooperation des Bundesarchivs mit Wikimedia

● Jens Murken, Archivpädagogik 2.0 – erste Schritte

● NN, Regionale archivische Weblogs (Thomas Wolf – siwiarchiv?)

● Björn Berghausen, Vorstellungen und Einstellungen zur Einrichtung eines Archivblogs -
ein Praxisbericht

● Kurzstatements: Facebook, Twitter & Co. in der Praxis – die Stadtarchive Frankfurt am Main, Linz am Rhein und Speyer

 

5. Fazit/Ausblick

● Mario Glauert, „Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“ (Hermann Hesse, „Stufen“)

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/28

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