Buchschuhe für die Handschriften

Ein Schmuckstück nicht nur des Archivs sondern auch des ganzen Schottenstifts ist das Handschriftenarchiv, jener Raum, in dem unter anderem die Handschriftensammlung aufgestellt ist. Besondere Bewunderung ruft immer wieder die Ästhetik der Bücherwände hervor. Unsere Handschriften und Inkunabeln verfügen weitestgehend noch über ihre mittelalterlichen Einbände und sind unverpackt aufgestellt. Dies bringt aber auch Probleme mit sich, denn die meisten Einbände der aus Platzgründen dicht gedrängten Bücher sind mit Metallbeschlägen versehen, weshalb es beim Ausheben in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Beschädigungen an benachbarten Büchern und dem Holz der Regalböden kam.

Als sowohl die konservatorischen wie auch die ästhetischen Bedürfnisse bedienende Maßnahme wurde nun die Aufstellung der Bücher in Buchschuhen vorgenommen. Im Gegensatz zu Schubern (oder gar Schachteln), die eine markante optische Veränderung mit sich gebracht hätten, sind Buchschuhe nicht nur vorne sondern auch oben offen und zudem aus einem dünneren säurefreien Archivkarton gefertigt. Dadurch können die Einbanddeckel der Bücher nicht mehr aneinander reiben, bei geschickter Bemessung sind die Buchschuhe zugleich aber kaum sichtbar.    

HsA_Buchschuhe_2
Ein Regalbrett, zwei Blickwinkel: Von vorne sind die Buchschuhe sichtbar, von der Seite nicht.

[...]

Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1002

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Buchschuhe für die Handschriften

Ein Schmuckstück nicht nur des Archivs sondern auch des ganzen Schottenstifts ist das Handschriftenarchiv, jener Raum, in dem unter anderem die Handschriftensammlung aufgestellt ist. Besondere Bewunderung ruft immer wieder die Ästhetik der Bücherwände hervor. Unsere Handschriften und Inkunabeln verfügen weitestgehend noch über ihre mittelalterlichen Einbände und sind unverpackt aufgestellt. Dies bringt aber auch Probleme mit sich, denn die meisten Einbände der aus Platzgründen dicht gedrängten Bücher sind mit Metallbeschlägen versehen, weshalb es beim Ausheben in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Beschädigungen an benachbarten Büchern und dem Holz der Regalböden kam.

Als sowohl die konservatorischen wie auch die ästhetischen Bedürfnisse bedienende Maßnahme wurde nun die Aufstellung der Bücher in Buchschuhen vorgenommen. Im Gegensatz zu Schubern (oder gar Schachteln), die eine markante optische Veränderung mit sich gebracht hätten, sind Buchschuhe nicht nur vorne sondern auch oben offen und zudem aus einem dünneren säurefreien Archivkarton gefertigt. Dadurch können die Einbanddeckel der Bücher nicht mehr aneinander reiben, bei geschickter Bemessung sind die Buchschuhe zugleich aber kaum sichtbar.    

HsA_Buchschuhe_2
Ein Regalbrett, zwei Blickwinkel: Von vorne sind die Buchschuhe sichtbar, von der Seite nicht.

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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1002

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500 Jahre Schülertheater bei den Schotten und der Humanist Benedictus Chelidonius

Dieser Tage finden gerade wieder die jährlichen Aufführungen der Bühnenspiele am Schottengymnasium statt, gegeben wird „Der Bürger als Edelmann“ von Molière. Die Tradition dieses Schülertheaters bei den Schotten ist aber älter als die meisten vermuten würden – sogar älter als Molière! – und dieses Jahr könnte man diesbezüglich gut und gerne ein Jubiläum feiern: Die erste nachweisbare Theaterproduktion von Schottenschülern fand vor genau 500 Jahren im Jahr 1515 statt!

In Wien waren gerade die Vorbereitungen für den Wiener Fürstentag im Gange, zu dem im Juli 1515 die Jagiellonen-Brüder König Wladislaw II. von Böhmen und Ungarn und König Sigismund I. von Polen-Litauen mit Kaiser Maximilian I. zusammentreffen sollten und dessen direktes Ergebnis die Zweite habsburgische Doppelhochzeit zwischen Maximilians Enkelkindern Maria und Ferdinand auf der einen und Wladislaws Kindern Ludwig und Anna auf der anderen Seite sein sollte. Zu Ehren der zehnjährigen Erzherzogin Maria, die bereits länger in Wien weilte, und in Anwesenheit des Kardinals Matthäus Lang, der in diplomatischen Diensten Maximilians stand, führten Ende Februar 1515 die adeligen Schüler des Schottenstiftes unter der Leitung ihres Lehrers Johannes Chilimarus in einem Saal der Wiener Hofburg das burlesk-pädagogische Huldigungsspiel „Voluptatis cum virtute disceptatio“ des Benedictus Chelidonius auf.1

Das dreiaktige Fest- und Huldigungsspiel in lateinischer Sprache stellte eine Kombination der antiken Mythen von Herakles am Scheideweg und des Urteils des Paris dar und thematisierte allegorisch den Streit zwischen Tugend und Laster. Die Aufgabe des Schiedsrichters übertragen die Göttinnen Venus und Pallas darin dem jungen Herzog Karl von Burgund, dem späteren Kaiser Karl V., dem das Stück auch gewidmet war und der sich, wäre er zu diesem Zeitpunkt in Wien gewesen, vermutlich selbst hätte spielen sollen. Dargestellt wurde Karl in dieser Aufführung stattdessen vom Schottenschüler Niklas Graf zu Salm dem Jüngeren (dem Sohn des Verteidigers Wiens bei der Ersten Türkenbelagerung). Die szenische Gestaltung des Stücks hatte ihre Wurzeln in den Nürnberger Fastnachtspielen und wies durchaus auch derb-komische Elemente wie eine Prügelszene auf, was nicht verwundert, da der Autor Chelidonius aus Nürnberg stammte. Zugleich ist „Voluptatis cum virtute disceptatio“ aber auch ein Prototyp des Schulspiels, das bald einen ersten Aufschwung erleben sollte.    

Das Stück erschien im Juni 1515 auch im Druck bei Johannes Singriener, Verleger war Leonhard Alantsee.2 Leider ist diese Postinkunabel im Schottenstift aber nicht mehr vorhanden. Der dreibändige Bibliothekskatalog des Schottenstifts aus dem Jahr 1883 nennt das Werk zwar, doch ist es dort mit Bleistift gestrichen; im kurze Zeit später entstandenen zehnbändigen Katalog scheint es gar nicht mehr auf – es muss also wohl spätestens in den 1880er-Jahren verlustig gegangen sein.3

Benedictus Chelidonius: Voluptatis cum virtute disceptatio

Der Autor von „Voluptatis cum virtute disceptatio“, der Humanist Benedictus Chelidonius (eigentlich Benedikt Schwalbe), war Benediktinermönch des Nürnberger Egidienklosters, lebte aber seit 1514 im Wiener Schottenstift. Als neulateinischer Lyriker verfasste er zahlreiche Widmungsgedichte, Begleitverse und poetische Vorreden. Bemerkenswert ist seine Zusammenarbeit mit Albrecht Dürer, welcher zu drei Werken Chelidonius’ Holzschnittfolgen anfertigte – darunter auch die bekannte „Große Passion“. In Wien stand Chelidonius’ literarische Tätigkeit in enger Beziehung zum Hof. 1518 wurde er zum Abt des Schottenstifts gewählt, er verstarb aber bereits 1521 nach nur drei Jahren im Amt.4

Mehr zu Chelidonius findet sich auch im Wikipedia-Artikel „Benedictus Chelidonius“, der vor einiger Zeit sogar auf der dortigen Startseite vorgestellt wurde.

  1. Zu diesem Huldigungsspiel und seiner Inszenierung: Markus Reiterer: Die Herkulesentscheidung von Prodikos und ihre frühhumanistische Rezeption in der „Voluptatis cum Virtute disceptatio“ des Benedictus Chelidonius (ungedr. phil. Diss., Wien 1955); Margret Dietrich: Chelidonius’ Spiel: „Voluptatis cum virtute disceptatio“, Wien 1515. Versuch einer Rekonstruktion der Inszenierung, in: Maske und Kothurn 5 (1959) 44–59; Gábor Kiss Farkas: Dramen am Wiener und Ofener Hof. Benedictus Chelidonius und Bartholomeus Frankfordinus Pannonius (1515–1519), in: Maria von Ungarn (1505–1558). Eine Renaissancefürstin, hg. von Martina Fuchs und Orsolya Réthelyi (Geschichte in der Epoche Karls V. 8, Münster 2007) 293–312. — In der gedruckten Ausgabe des Schauspiels ist als Aufführungsdatum der 20. Februar 1515, der Faschingsdienstag dieses Jahres, angegeben; Reiterer vermutet jedoch schlüssig, dass die Aufführung zwischen dem 23. und 25. Februar 1515 stattgefunden haben muss (a.a.O. 42). Stephan Füssel geht von einer Aufführung am 25. Februar, dem ersten Fastensonntag, und einer absichtlichen Rückdatierung in die Faschingszeit aus (Stephan Füssel: Riccardus Bartholinus Perusinus. Humanistische Panegyrik am Hofe Kaiser Maximilians I. (Saecula spiritalia 16, Baden-Baden 1987) 120f.).
  2. Voluptatis cum Virtute disceptatio: Carolo Burgundiae duce Illustrissimo, Divique Caes. Maxaemiliani Nepote, litis diremptore aequissimo. Viennæ Pannoniae coram Maria Hungarorum Regina designata, Dominoque Mattheo S. angeli diac. Cardinali Reverendissimo recitata. A Benedicto Chelidonio Heroicis lusa versibus (Wien 1515).
  3. In Österreich findet sich der Druck scheinbar nur in drei Bibliotheken: in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, in der Universitätsbibliothek Innsbruck und in der Diözesanbibliothek St. Pölten.
  4. Zu Chelidonius: Paulus Volk: Chelidonius (Schwalbe), Benedictus, in: NDB 3 (1957) 195f.; Johannes Staub: Chelidonius (Schwalbe), Benedictus, in: LThK³ 2 (1994) 1032f.; Manfred Knedlik: Chelidonius (Schwalbe), Benedictus, in: BBKL 20 (2002) 293–296; Claudia Wiener: Chelidonius (Schwalbe; Hirundo, Musophilus), Benedictus, in: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon 1 (2008) 427–439.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/826

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Neues Webportal www.schotten.wien

Seit heute ist das neue Webportal www.schotten.wien online, das erstmals alle im Zusammenhang mit dem Schottenstift stehenden Webseiten – gegliedert in die Kategorien Kloster, Seelsorge, Bildung und Wirtschaft – unter einem Dach vereint. Damit verbunden ist auch ein einheitliches graphisches Konzept aller Einzelseiten.

Die bisherige Homepage des Schottenstifts wurde vollständig überarbeitet und enthält nun auch eine deutlich erweiterte Seite zum Archiv, die mit Benutzerinformationen (Download von Benutzungsordnung und -antrag), einer „Highlight“-Sektion sowie Hinweisen auf Literatur und Hilfsmittel aufwarten kann. Angedacht sind für die Zukunft noch weitere Ergänzungen wie Bestandsbeschreibungen und Ähnliches. Die Seite lässt sich auch direkt aufrufen unter www.schotten.wien/stift/stiftsarchiv.

Als Weiterleitung bleibt die Domain www.schottenstift.at übrigens weiterhin bestehen.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/842

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Eine frühneuzeitliche Abschrift von Otfrids Evangelienbuch

Derzeit im Museum im Schottenstift ausgestellt ist eine frühneuzeitliche Abschrift des Evangelienbuchs des Otfrid von Weißenburg aus der Handschriftensammlung des Schottenstifts.

Das aus dem 9. Jh. stammende althochdeutsche Bibelepos, im südrheinfränkischen Dialekt geschrieben, gilt als das erste Werk in deutscher Sprache, das den Endreim anstelle des Stabreims verwendete – und damit eine über Jahrhunderte andauernde Formtradition begründete. Es handelt sich dabei um eine Evangelien­harmonie, also einen die vier Evangelien zusammenfassenden Text.    

Die vorliegende Abschrift wurde 1560 von Achill Pirmin Gasser (1505–1577) nach einer um 870 in Weißenburg (heute Wissembourg im Elsass) entstandenen Originalhandschrift angefertigt, die sich einst in der Bibliothek des Ulrich Fugger (1526–1584) in Augsburg befand. Auftraggeber war der Drucker Matthias Flacius Illyricus (1520–1575), der sie für seine berühmte, 1571 erschienene Edition des Evangelienbuchs benutzte und dessen autographe Druckanweisungen sich auch darin finden. Im 19. Jh. wurde der Codex von P. Berthold Sengschmitt (1801–1852) für das Schottenstift erworben.1

Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r
Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r

Die Originalhandschrift ging nach dem Tod des Ulrich Fugger in den Besitz der Bibliotheca Palatina über und befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. lat. 52). Erfreulicherweise wurde sie dort vor einiger Zeit digitalisiert, weshalb sich hier nun die einmalige Möglichkeit bietet, zumindest eine Doppelseite von Original und Abschrift nebeneinander zu betrachten.

Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Bei dieser Abbildung handelt es sich um eine modifizierte Version zweier Einzelabbildungen (fol. 125v und fol. 126r) der Universitätsbibliothek Heidelberg (Lizenz: CC BY-SA).

Auch im Museum ist eine Vergleichsabbildung zu sehen. Zudem kann man mittels in der Vitrine angebrachtem QR-Code das Digitalisat des Originals direkt am eigenen Smartphone oder Tablet betrachten.

Museum im Schottenstift
Die Abschrift des Evangelienbuchs ist von Februar bis Mai 2015 im Museum im Schottenstift ausgestellt.

 

Dieser Beitrag wurde am 16. Februar 2015 aktualisiert.

  1. Nähere Informationen zu unserem Cod. 733 (Hübl 605) finden sich in: Martina Hartmann: Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19, Stuttgart 2001); Norbert Kössinger: Otfrids ‚Evangelienbuch‘ in der frühen Neuzeit. Studien zu den Anfängen der deutschen Philologie (Frühe Neuzeit 135, Tübingen 2009).

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/622

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Eine frühneuzeitliche Abschrift von Otfrids Evangelienbuch

Derzeit im Museum im Schottenstift ausgestellt ist eine frühneuzeitliche Abschrift des Evangelienbuchs des Otfrid von Weißenburg aus der Handschriftensammlung des Schottenstifts.

Das aus dem 9. Jh. stammende althochdeutsche Bibelepos, im südrheinfränkischen Dialekt geschrieben, gilt als das erste Werk in deutscher Sprache, das den Endreim anstelle des Stabreims verwendete – und damit eine über Jahrhunderte andauernde Formtradition begründete. Es handelt sich dabei um eine Evangelien­harmonie, also einen die vier Evangelien zusammenfassenden Text.    

Die vorliegende Abschrift wurde 1560 von Achill Pirmin Gasser (1505–1577) nach einer um 870 in Weißenburg (heute Wissembourg im Elsass) entstandenen Originalhandschrift angefertigt, die sich einst in der Bibliothek des Ulrich Fugger (1526–1584) in Augsburg befand. Auftraggeber war der Drucker Matthias Flacius Illyricus (1520–1575), der sie für seine berühmte, 1571 erschienene Edition des Evangelienbuchs benutzte und dessen autographe Druckanweisungen sich auch darin finden. Im 19. Jh. wurde der Codex von P. Berthold Sengschmitt (1801–1852) für das Schottenstift erworben.1

Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r
Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r

Die Originalhandschrift ging nach dem Tod des Ulrich Fugger in den Besitz der Bibliotheca Palatina über und befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. lat. 52). Erfreulicherweise wurde sie dort vor einiger Zeit digitalisiert, weshalb sich hier nun die einmalige Möglichkeit bietet, zumindest eine Doppelseite von Original und Abschrift nebeneinander zu betrachten.

Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Bei dieser Abbildung handelt es sich um eine modifizierte Version zweier Einzelabbildungen (fol. 125v und fol. 126r) der Universitätsbibliothek Heidelberg (Lizenz: CC BY-SA).

Auch im Museum ist eine Vergleichsabbildung zu sehen. Zudem kann man mittels in der Vitrine angebrachtem QR-Code das Digitalisat des Originals direkt am eigenen Smartphone oder Tablet betrachten.

Museum im Schottenstift
Die Abschrift des Evangelienbuchs ist von Februar bis Mai 2015 im Museum im Schottenstift ausgestellt.

 

Dieser Beitrag wurde am 16. Februar 2015 aktualisiert.

  1. Nähere Informationen zu unserem Cod. 733 (Hübl 605) finden sich in: Martina Hartmann: Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19, Stuttgart 2001); Norbert Kössinger: Otfrids ‚Evangelienbuch‘ in der frühen Neuzeit. Studien zu den Anfängen der deutschen Philologie (Frühe Neuzeit 135, Tübingen 2009).

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/622

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Workshop „Bloggen …“: Bloggen in einem kirchlichen Ein-Personen-Archiv

Am 10. November 2014 fand der vom Institut für Österreichische Geschichtsforschung veranstaltete Workshop „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“ statt. Im Rahmen dessen hielt auch Stiftsarchivar Maximilian Alexander Trofaier, der Autor dieser Zeilen, einen Vortrag zum Thema

Bloggen in einem kirchlichen Ein-Personen-Archiv. Ein Erfahrungsbericht

Der subjektive und einschränkende Titel war bewusst mit Blick auf die gegebenen Voraussetzungen gewählt. Als „kirchliches Archiv“, konkreter eigentlich als Klosterarchiv, ist das Archiv des Schottenstifts nichts anderes als ein Privatarchiv. Der Status des „Ein-Personen-Archivs“ birgt auch eine Aussagekraft über die geringe Größe des Archivs. Beide Elemente führen nicht zuletzt auch zu einer deutlich geringeren Öffentlichkeit und Benutzerfrequenz als es in großen Staats- oder Landesarchiven der Fall ist. Dies gilt es auch zu berücksichtigen, wenn man über das Thema Bloggen spricht. Wenn außerdem im Titel von „Bloggen“ die Rede ist, dann bedeutet das im konkreten Fall des Schottenstifts nicht nur Blog sondern auch Facebook.    

Entwicklung

Seit Frühjahr 2013 betreibt das Archiv des Schottenstifts eine Facebook-Seite, seit Sommer 2014 auch einen eigenen Blog auf der Plattform Hypotheses.org, und es kann damit (zumindest in Österreich) durchaus als Vorreiter im Bereich der kleinen Archive betrachtet werden. Da die Erfahrungswerte für Facebook aufgrund der längeren Dauer etwas umfassender sind, macht es Sinn, sich in diesen Ausführungen auf die Facebook-Seite des Archivs zu konzentrieren.

Es ist nicht uninteressant, sich einmal anzusehen, welche österreichischen Archive überhaupt auf Facebook vertreten sind.1 Zunächst sind da das Diözesanarchiv St. Pölten, das Österreichische Staatsarchiv und das Archiv der Erzdiözese Salzburg, die seit Juni bzw. August 2010 auf Facebook sind und damit auch zu den ältesten Facebook-Seiten von Archiven des deutschsprachigen Raums überhaupt gehören. 2012 gab es ca. zwei Monate eine Seite des Stadtarchivs St. Andrä im Lavanttal, außerdem eine Seite von Bibliothek und Archiv des Zisterzienserstiftes Zwettl, die aber nie mit Inhalt befüllt wurde und inzwischen auch nicht mehr existiert. Seit April 2013 ist das Grüne Archiv, das bei der Grünen Bildungswerkstatt angesiedelte Archiv der politischen Partei „Die Grünen“, auf Facebook vertreten. Dann kam bereits das Archiv des Schottenstifts im Mai 2013, also auch erst vor eineinhalb Jahren. Im Oktober 2013 legte sich das Stadtarchiv Wels eine Seite zu, die aber bisher wenig mit Inhalt befüllt wurde. Seit Jänner 2014 gibt es noch die Seite von Archiv und Bibliothek des Benediktinerstiftes Admont.

Wenn man sich jetzt jene Seiten ansieht, die tatsächlich aktiv sind, dann stellt man fest, dass neben dem Staatsarchiv und dem Archiv einer politischen Partei vier kirchliche Archive (zwei Diözesanarchive, zwei Klosterarchive) auf Facebook vertreten sind. So traurig dies aus Sicht der Archivlandschaft erscheinen mag, so sehr bedeutet dies aber gleichzeitig – zumindest theoretisch – auch, dass die einzelnen österreichischen Archive mit Facebook-Seite aufgrund der geringen Konkurrenz eine vergleichsweise starke öffentliche Wahrnehmung verzeichnen können.

Pastorale Funktion

Ist es ein Zufall, dass bei dieser Auflistung kirchliche Archive scheinbar in der Überzahl sind? Hierzu sollte eine weitere Überlegung in Betracht gezogen werden:

Die Diskussion über eine Präsenz im Web 2.0 wird ja nicht nur von den Historikern und Archivaren geführt, sondern seit einigen Jahren auch von den Kirchen, und so stellen sich einem Klosterarchiv die damit verbundenen Fragen in doppelter Weise – wobei die Motivationsgründe im übertragenen Sinn ganz ähnliche sind. Von einer kirchlichen Präsenz im Web 2.0 erwartet man sich einerseits eine stärkere und positivere öffentliche Wahrnehmung sowie andererseits neue Möglichkeiten der Pastoral, der Ansprache des Einzelnen – man könnte auch sagen der Benutzerbetreuung.

Aus dieser sowohl auf höheren kirchlichen (diözesanen) Ebenen als auch hausintern geführten Diskussion heraus erschien es dem Archiv des Schottenstifts nicht nur als Archiv sondern auch als kirchliche Institution als ein Gebot der Stunde, auf Facebook präsent zu sein, zu zeigen, in welchem Ausmaß den Klöstern auch – bzw. auch den Klöstern – Aufgaben der Kulturgüter- und Wissenschaftspflege auferlegt sind, und dass sie diese Aufgaben vielleicht nicht gar so schlecht bewältigen.

Effekte

Was sind aber nun die Effekte dieser Blogtätigkeit, die für das Archiv des Schottenstifts konkret festgemacht werden können? Natürlich freut man sich über eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung mit Fans aus ganz Europa und Übersee. Tatsächlich hat das Archiv auch schon die eine oder andere Forschungsanfrage aufgrund von Facebook- und Blogbeiträgen verzeichnen können. Aber der wohl wesentlichste Effekt steht im Zusammenhang mit der Positionierung des Archivs auch innerhalb des Klosters – und dies ist wiederum ein Aspekt, der nicht nur für kirchliche Archive sondern für alle kleinen Archive innerhalb einer größeren Institution wichtig erscheint. Man kann in diesem Zusammenhang von nach innen gerichteter Öffentlichkeitsarbeit sprechen.

Man neigt oft dazu, als Adressatenkreis von Öffentlichkeitsarbeit eher Personen anzusehen, die außerhalb der eigenen Institution stehen. Dabei darf aber nicht vernachlässigt werden, dass eben auch jene Personen, die zwar außerhalb des Archivs aber innerhalb der Institution stehen, potentiell Anzusprechende sind. Neben Forschenden, Studierenden, Kollegen in anderen Archiven und interessierten Laien finden sich unter den Abonnenten der Facebook-Seite des Archivs auch viele Personen aus dem erweiterten Dunstkreis des Klosters, Angestellte aus anderen Teilbereichen des Stiftes (dem Kammeramt, dem Klosterladen, dem Gästehaus) aber auch direkt einige Mitglieder des Konvents. Und von all diesen bekommt man, wenn man sie trifft, stets außerordentlich positive Rückmeldungen zu den Mitteilungen auf Facebook.

Der Blog des Archivs hat hier natürlich nochmals eine neue Dynamik gebracht, weil ja nicht jeder bei Facebook angemeldet ist (was für die Ansicht der dortigen Seite jedoch gar nicht notwendig wäre). Neben der nun möglichen Ausführlichkeit waren vor allem auch Überlegungen hinsichtlich der breiteren Zugänglichkeit ausschlaggebend für die Eröffnung des Blogs und die damit verbundene Verlagerung bzw. Erweiterung der auf Facebook begonnenen Aktivitäten.

Die Wahrnehmung des Archivs und der hier geleisteten Arbeit hat sich nicht nur in der Öffentlichkeit sondern auch innerhalb des Klosters drastisch gesteigert. Diese Positionierung des Archivs innerhalb der Institution, die Schaffung eines Bewusstseins für die Aufgaben und die Anliegen des Archivs, ist ein ganz wichtiger Punkt, wenn man in einem Ein-Personen-Archiv nicht traurig vereinsamen möchte. Schon allein aus diesem Grund kann Archivarinnen und Archivaren das Bloggen im Archiv nur ans Herz gelegt werden.

  1. Vgl. hierzu die Angaben bei Uwe Heizmann: Deutschsprachige Archive bei Facebook (Stuttgart/Pottsdam 2012), in: Multimediale Geschichte, hg. von dems., online unter http://www.multimediale-geschichte.de/bilder_co/heizmann_uwe_-_dtspr_archive_b_facebook.pdf (13. November 2014); die Liste „Archive aus dem deutschsprachigen Raum auf Facebook“ von Klaus Graf auf dem Blog „Archivalia“, online unter http://archiv.twoday.net/stories/235546744 (13. November 2014); sowie die Liste „Archive im deutschsprachigen Raum“ von Maria Rottler auf Facebook, online unter http://www.facebook.com/lists/4881539393737 (13. November 2014).

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/555

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Restaurierungen im Archiv

Das Museum im Schottenstift beschäftigt sich anlässlich der heurigen Langen Nacht der Museen mit dem Erhaltungsauftrag, den historische Sammlungen eines Klosters mit sich bringen. Gezeigt werden Objekte, die nach einer Restaurierung in neuem Glanz erstrahlen, ebenso wie solche, die aufgrund ihres aktuellen Zustands noch restaurierungswürdig sind. Auch das Archiv liefert hierzu einige Exponate. Um 21.00 Uhr gibt es zu diesem Thema außerdem ein Gespräch mit P. Augustinus Zeman, dem Stiftsbibliothekar und Kustos der Kunstsammlungen.

Erste Assoziation vieler, wenn es um Restaurierungen im Archiv geht, ist Schimmel. Die klimatischen Bedingungen in den Archivräumen des Schottenstifts sind zwar gut, doch kann das allein nicht immer einen Mikroorganismenbefall verhindern. Manchmal liegt die Infizierung mit Schimmel bereits Jahre und Jahrzehnte zurück, bleibt aber lange Zeit unentdeckt, da das entsprechende Stück nicht benötigt und daher nicht gesichtet wird. Mitunter lässt sich nachvollziehen, dass ein Befall durch ein einzelnes Objekt von außen hereingetragen wurde. Aber auch eine durch die Tinte bedingte Zersetzung des Papiers (der sogenannte Tintenfraß) kann eine Gefahr für Archivalien und Bücher darstellen. Weitaus häufiger ist es – zumindest im Fall des Schottenstifts – jedoch die mechanische Abnützung von Gegenständen (zum Beispiel von Bucheinbänden), die zur Notwendigkeit einer Restaurierung führt.

Die Bestandserhaltung und die Veranlassung von Restaurierungen gehören zu den maßgeblichen Aufgaben eines Archivs, um Objekte für die Zukunft zu bewahren. Anders als manche große Institutionen verfügt das Schottenstift aber nicht über eine eigene Restaurierwerkstatt, sodass Restaurierungen außer Haus in Auftrag gegeben werden.

Hier zu sehen sind drei Beispiele von Objekten, die in der jüngsten Vergangenheit restauriert wurden. Im Museum sind derzeit zum Teil andere Objekte ausgestellt.

Diese Urkunde aus dem Jahr 1499 wies eine Substanz auf der Oberfläche, eine Fehlstelle und einen Riss auf; sie teilte sich außerdem den Umschlag mit einer anderen Urkunde, auf der Schimmel entdeckt worden war (und die natürlich auch restauriert wurde). Die Urkunde erhielt durch Restauratorin Tanja Gasser (Wien) eine Schimmelbehandlung und Trockenreinigung, außerdem wurden die Fehlstelle und der Riss mit Papierbrei und Japanpapier ergänzt und hinterklebt sowie die Urkunde geglättet.

Urk 1499-02-15
Magister Martin Jag, Dechant zu St. Stephan, und mehrere Wiener Ratsherren und Bürger entscheiden über die Ansprüche des Johannes Falk, gewesenen kaiserlichen Sektretärs, an die Verlassenschaft des seeligen Magister Bernhard Perger, Wiener Stadtanwalts, dessen Witwe Christina Falk geehelicht hatte (Wien, 15. Februar 1499)
Vorher – Nachher

Bei dieser im Schottenstift geschriebenen Handschrift war unter anderem der Vorderdeckel mitsamt der ersten Buchlage abgefallen. Die Restaurierung des Buches führte die Restauratorin Patricia Engel (damals Horn, jetzt Krems) durch.

Cod. 72 (Hübl 174)
Sammelhandschrift mit theologischen Texten (15. Jahrhundert)
Vorher

Cod. 72 (Hübl 174)
Nachher

Der Vorderdeckel dieser Handschrift war locker, die erste Lage des Buchblocks lose, der Hinterdeckel sogar in zwei Hälften gebrochen, der Einband wies deutliche Fehlstellen auf. Im Zuge der Restaurierung durch die Restauratorin Bettina Dräxler (Wien) wurden zusätzlich zu den offensichtlichen Maßnahmen zur besseren Standfestigkeit auch die Buchschließen erneuert.

Cod. 78 (Hübl 78)
Dominicus de Sancto Geminiano: Lectura super Sextum decretalium pars prima (erste Hälfte 15. Jahrhundert)
Vorher

Cod. 78 (Hübl 78)
Nachher

Die Lange Nacht der Museen startet am morgigen Samstag, 4. Oktober 2014, um 18.00 Uhr und geht bis 1.00 Uhr. Allgemeine Informationen dazu finden sich auf der Webseite des ORF. Der Zugang zum Museum im Schottenstift erfolgt über den Klosterladen (Freyung 6, 1010 Wien), wo auch das Gesamtticket für alle anderen teilnehmenden Museen erworben werden kann. Die Objekte des Archivs werden darüber hinaus noch bis Jahresende im Museum zu sehen sein.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/447

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Herzogenburg: Von Editionen und Nachlässen

Eine kuriose Geschichte hat sich vor kurzem im Archiv des Augustiner Chorherrenstiftes Herzogenburg im unteren Traisental zugetragen: Im Vorjahr erschien in der Reihe der Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung die Edition der Kalendernotizen des Propstes Hieronymus Übelbacher (1710–1740), der maßgeblich für die Barockisierung des Stifts Dürnstein in der Wachau verantwortlich war. Die Publikation wurde herausgegeben und kommentiert von Helga Penz, die nicht nur Leiterin des Referats für die Kulturgüter der Orden sondern auch Archivarin im Stift Herzogenburg ist, wo sich heute das Archiv des aufgehobenen Stifts Dürnstein befindet. Die Präsentation der Edition im Oktober 2013 hatte in Dürnstein in festlichem Rahmen stattgefunden.

Dürnstein Editionspräsentation

Präsentation der Edition im Oktober 2013 im Stift Dürnstein

Einer der Schreibkalender des Propstes Hieronymus war jahrzehntelang verschollen und stand deshalb für die Edition nicht zur Verfügung. Nun aber – nicht einmal ein Jahr nach Erscheinen derselben – ist dieser verloren geglaubte Band in einem Nachlass aufgetaucht und an das Stift Herzogenburg zurückgegeben worden. Ein entsprechender Bericht findet sich auf der Facebook-Seite des Klosters.

Herzogenburg Übelbacher

Es bleibt zu hoffen, dass die Edition in irgendeiner Form einen Nachtrag erhalten wird können – zumal möglicherweise durch das nun wiedergefundene Diarium neue Erkenntnisse über das theologische Programm des Dürnsteiner Kirchturms gewonnen werden könnten.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/392

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Abt Martin von Leibitz

Anlässlich des 550. Todestags von Abt Martin von Leibitz am 28. Juli 2014 beschäftigt sich derzeit eine dreimonatige Kleinausstellung im Museum im Schottenstift mit dieser bedeutenden Persönlichkeit.

Martin entstammte einer deutschsprachigen Familie aus der Zips, wo er um 1400 im heutigen Ľubica (Slowakei) geboren wurde. Nach dem Studium an der Universität Wien wurde er zunächst Mönch in Subiaco, trat dann aber noch vor 1431 in das Wiener Schottenstift ein. Von 1446 bis 1460/1461 war er hier Abt. Eine ausführlichere Biographie findet sich im Wikipedia-Artikel „Martin von Leibitz“.

1435 wurde Martin von Leibitz zum Prior des Schottenstifts ernannt. Im gleichen Jahr, am 30. Dezember 1435, erwählten die Konventualen des Schottenstifts in Abwesenheit ihres Abtes Johannes von Ochsenhausen, der sich am Konzil von Basel befand, ihren Prior Martin zu ihrem Bevollmächtigten im Streit mit dem Regensburger Schottenkloster St. Jakob, das immer noch Ansprüche auf das Wiener Kloster geltend machen wollte.

Urk 1435-12-30

Urk 1435-12-30

Diese Urkunde ziert ein sehr schönes Exemplar des Konventsiegels des Schottenstifts.

Urk 1435-12-30 - Siegel

Urk 1435-12-30: Konventsiegel

Wenige Jahre nach der Abtwahl Martins im Jahr 1446 bestätigte der Wiener Jurist Johannes Poltzmacher, Propst zu Brünn und Kanonikus zu Olmütz, in einer Urkunde vom 2. August 1449, dass, während er selbst Koadjutor des Propstes zu St. Stephan in Wien gewesen war, auf sein Ansuchen hin der Schottenabt Martin bisweilen an den höchsten Festen bei St. Stephan pontifiziert (mit Stab und Mitra das Hochamt zelebriert) habe, dass Martin hierzu jedoch keineswegs verpflichtet werden könne.

Urk 1449-08-02

Urk 1449-08-02

Auf Initiative des päpstlichen Legaten Kardinal Nikolaus von Kues visitierte Martin von Leibitz als Vertreter der Melker Reform gemeinsam mit Abt Laurenz Gruber von Klein-Mariazell und dem Melker Professen Johannes Schlitpacher 1451 bis 1452 die Benediktinerklöster der Salzburger Kirchenprovinz.
Die hier zu sehende Sammelhandschrift (Cod. 297 (Hübl 237)) enthält zahlreiche Abschriften von Briefen, die im Zusammenhang mit dieser großen Visitationsreise stehen, so etwa Briefe des Johannes Schlitpacher und des Nikolaus von Kues an Abt Martin und seine Mitvisitatoren.

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Cod. 297 (Hübl 237) fol. 141v/142r

Als Abt trieb Martin von Leibitz durch den intensiven Austausch mit der Wiener Universität und dem Stift Melk außerdem den wissenschaftlichen Aufschwung des Schottenstifts voran. Zu diesem Zweck ließ er auch die Stiftsbibliothek ausbauen.
Laut Vermerk wurde dieser 1456 geschriebene deutschsprachige Codex (Cod. 51 (Hübl 212)), der eine Belehrung für Kleriker und Novizen enthält, von Abt Martin zu Ostern 1457 für das Schottenstift angeschafft.

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Cod. 51 (Hübl 212) fol. 1r

Auf dem hier zu sehenden Blatt befinden sich außerdem auch nachträgliche Vermerke zu den Abtweihen bei den Schotten. Als Vorsatzblätter dienen Fragmente eines Antiphonars des 14. Jahrhunderts.

Auch diese Handschrift (Cod. 354 (Hübl 354)) mit den beiden Texten „De passione Christi“ und „Ex vitis patrum“ wurde von Abt Martin für das Schottenstift erworben.

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Cod. 354 (Hübl 354) fol. 1v/2r

Ärgerlicherweise findet sich heute keines von Martins von Leibitz zahlreichen eigenen Werken in der Handschriftensammlung des Schottenstifts. Überliefert sind sie unter anderem in Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, des Stiftes Melk und des Stiftes St. Peter in Salzburg, wobei manche dieser Codices ursprünglich aus den Beständen der Schotten stammen.
Immerhin wird aber noch eine Sammelhandschrift mit theologischen Texten (Cod. 217 (Hübl 68)) verwahrt, die großteils von Martin selbst im Schottenstift geschrieben wurde.

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Cod. 217 (Hübl 68) fol. 1r

Ende 1460 oder Anfang 1461 resignierte Martin von Leibitz aus unbekannten Gründen als Abt, bis zu seinem Tod war er nur noch schriftstellerisch tätig. Seine Bedeutung wird nicht zuletzt auch anhand der Rezeption seiner Werke deutlich; zu nennen sind etwa „Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (1400–1650)“ von Harald Tersch sowie „Klosterleben im Mittelalter“ von Johannes Bühler, die beide Abschnitte über das „Senatorium“ Martins enthalten.

Literatur zu Martin von Leibitz

Harald Tersch: Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (1400–1650). Eine Darstellung in Einzelbeiträgen (Wien/Köln/Weimar 1998).
Johannes Bühler: Klosterleben im Mittelalter (Frankfurt am Main/Leipzig 1989, 1. Aufl. 1923).

Eine im Schottenstift in den 1460er-Jahren geschriebene Sammelhandschrift mit monastischen Texten (Cod. 312 (Hübl 405)) enthält unter anderem ein Nekrolog der verstorbenen Mönche des Stiftes seit 1418. Auf fol. 100r Zeile 4ff. ist vermerkt, dass Abt Martin von Leibitz (de Ungaria de Cypczsch) am Gedenktag der Heiligen und Märtyrer Nazarius, Celsus, Victor und Innozenz im Jahr 1464 verstorben ist, am 28. Juli 1464.

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Cod. 312 (Hübl 405)) fol. 100r

Ausstellung Martin von Leibitz

Die Kleinausstellung zu Martin von Leibitz ist von Anfang Juli 2014 bis Ende September 2014 im Museum im Schottenstift zu besichtigen.

 

Die ursprünglich etwas kürzere Fassung dieses Artikels erschien in mehreren Teilen zwischen 3. und 28. Juli 2014 auf der Facebook-Seite des Archivs.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/369

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