Kollektive Bilderwelten von Flucht und Vertreibung

GEO Nr. 11/2004, S. 110f. Foto von Fred Ramage: Berlin, 14. Dezember 1945

Stephan Scholz von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg hat in Heft 1/2014 der „Zeithistorischen Forschungen“ die veröffentlichten Fotos zum Thema Zwangsmigration der Deutschen aus dem Osten am Ende des Zweiten Weltkriegs untersucht. Sein Befund ist überraschend:

„Trotz der erst geringen Zahl an Untersuchungen zeichnet sich bereits ab, dass das veröffentlichte Motivkorpus zum Thema Flucht und Vertreibung recht begrenzt ist, was teilweise die Folge einer relativen Bildknappheit zu diesem historischen Ereigniskomplex ist. Demgegenüber besteht ein zunehmender ‚Illustrationszwang‘ vor allem in den populären Erinnerungsmedien, der zur Reproduktion einer Vielzahl ähnlicher Bilder führt, die bestimmten Sehgewohnheiten und Bilderwartungen entsprechen. In dem Labyrinth nahezu austauschbarer Bilder ist dabei im Einzelnen oft schwer zu bestimmen, was das jeweilige Foto konkret zeigt und in welchem Zusammenhang es entstanden ist. Trotz vermeintlich eindeutiger Textbeigaben und teilweise langer Traditionslinien der Bildverwendung sind Fotos nicht selten aus ihrem historischen Entstehungskontext herausgelöst und erst nachträglich zu Bildern von Flucht und Vertreibung umcodiert worden.“

GEO Nr. 11/2004, S. 110f. Foto von Fred Ramage: Berlin, 14. Dezember 1945

GEO Nr. 11/2004, S. 110f.
Foto von Fred Ramage: Berlin, 14. Dezember 1945

Buchcover: Ulrich Völklein, „Mitleid war von niemand zu erwarten“. Das Schicksal der deutschen Vertriebenen, Droemer, München 2005

Buchcover: Ulrich Völklein, „Mitleid war von niemand zu erwarten“. Das Schicksal der deutschen Vertriebenen, Droemer, München 2005

Ein Beispiel aus dem Artikel: Ein Foto des britischen Pressefotografen Frederick Ramage (1900-1981) zeigt eine Gruppe von Frauen und Kindern auf verschneiten Gleisen sitzend, die in einem Bericht des Magazins „GEO“ über Flucht und Vertreibung als deutsche Flüchtlinge oder Vertriebene erscheinen (GEO Nr. 11/2004, S. 110f.). Ein Bild aus derselben Serie wurde 2009 von der „Süddeutschen Zeitung“ verwendet und mit dem Textkommentar versehen: „Vertriebene laufen entlang einer Eisenbahntrasse in Richtung Berlin“. Das Porträt einer der abgebildeten Frauen mit Kind im Arm diente 2005 auch als Coverfoto zum „Schicksal der deutschen Vertriebenen“ – mit Erlebnisberichten von Zeitzeugen, die in dem Foto ihre vermeintliche Repräsentation fanden.

Süddeutsche Zeitung, 28.2./1.3.2009 Foto von Fred Ramage

Süddeutsche Zeitung, 28.2./1.3.2009
Foto von Fred Ramage

Dass es sich bei den abgebildeten Personen aber tatsächlich um deutsche Flüchtlinge oder Vertriebene handelt, kann aus den Daten der Agenturen, die das Foto anbieten, nicht abgeleitet werden. Der Droemer-Verlag hatte das Porträt von Corbis bezogen, wo es unter dem Titel „Polish Refugees, 1945“ verzeichnet ist. Bei der Agentur Getty Images, von der die Bildvorlagen für den „GEO-Beitrag“ und den Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“ stammen, ist in der Online-Datenbank von „survivors of an original 150 Polish people“ die Rede. [...]

 Lesen Sie weiter: Stephan Scholz, Ein neuer Blick auf das Drama im Osten? Fotografien in der medialen Erinnerung an Flucht und Vertreibung, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 1 (2014), H. 1

Auch der Spiegel (42/2014 ) und die Welt (16.10.2014) sowie das polnisches Online-Portal onet. nehmen Bezug auf den Beitrag von Stephan Scholz in den „Zeithistorischen Forschungen“.

 

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/10/22/kollektive-bilderwelten-von-flucht-und-vertreibung/

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Balkanissimo: Fußball-Länderspiel Serbien – Albanien, 14. Oktober 2014

Hochklassiger Fußball und Flaggenzeigen, das gehört international fast seit dem Beginn des Rasensports zusammen. Die Art, in der am Abend des 14. Oktober 2014 im Stadion von Partizan Belgrad beim Länderspiel zwischen Serbien und Albanien albanischerseits Flagge gezeigt wurde, hat man so trotzdem noch nie gesehen, und das hatte seine Folgen. Als circa in der 41. Spielminute eine Drohne im Stadion segelte und eine historisierende Karte des albanischen Siedlungsraums mitsamt Abbildungen des albanischen Staatsgründers Ismail Qemali und von dessen kosovarischem Zeitgenossen Isa Boletini sowie dem englischen Begleittext „Autochthonous“ mit sich schleppte, war bald darauf der Teufel los. Der für den SC Freiburg spielende Defensivspieler Stefan Mitrović übte sich in einer Abwehr der anderen Art, indem er mit einem hohen Sprung die provokante Fahne vom Himmel holte. Albanische Spieler stürzten zur Verteidigung des Stoffteils heran, einige Schläger aus dem Publikum stürmten das Spielfeld und prügelten wild auf die skipetarischen Spieler ein. Diese wehrten sich und wurden durch ihre Gegenspieler nunmehr tapfer gegen die von außen kommenden Prügler abgeschirmt. Bald blieb ihnen aber nur noch die von Wurfgeschossen begleitete Flucht in die Katakomben. Schon vor dem Einflug der Drohne war das Spiel wegen bengalischer Feuer beim Spielstand von 0:0 unterbrochen worden; zum Wiederanpfiff kam es nun nicht mehr. Welche Folgen der Spielabbruch und das ganze Geschehen für die beiden Fußballverbände und Mannschaften in der Qualifikationsrunde zur EM 2016 haben werden, in deren Rahmen das Skandalspiel gehörte, werden wir seitens der UEFA am 23. Oktober erfahren.

Das Spiel war schon vorab für viele Anwesende eine ganz besondere „Herzensangelegenheit“. Schuld daran war natürlich der offiziell gar nicht anwesende Dritte namens Kosovo. Der Krieg dort ist zwar immerhin 15 Jahre her, aber die emotionalen Wunden auf kosovarischer und serbischer Seite reichen weiter tief. Als seit 2008 jüngster Staat in Europa hat Kosovo weiterhin viele Probleme. Zu ihnen zählt, dass es in den meisten internationalen Sportverbänden wegen serbischen Einspruchs nicht Mitglied ist. Auf dem Fußballfeld folgt daraus, dass inzwischen zwar eine kosovarische Nationalmannschaft besteht, doch die kann höchstens Freundschaftsspiele austragen. Wer aus Kosovo stammt und gut Fußball spielt, tut sich das aus gutem Grund in der Regel nicht an. Davon profitiert nicht nur die Schweizer Nationalmannschaft, sondern vor allem die albanische: nicht weniger als acht der 11 Spieler, die in Belgrad für Albanien auf dem Rasen standen, sind in Kosovo geboren oder kommen aus der kosovarischen Diaspora in der Schweiz und in Deutschland. Die Anspannung, im Quasi-Feindesland vor dem Belgrader Publikum zu spielen, war bei ihnen mit Händen zu greifen. Rückendeckung durch eigene Fans hatten sie keine (diesen war ja vorher im Einvernehmen beider Verbände der Zutritt verboten worden), dafür erklangen von Beginn des Spieles an (und auf dem akustischen Höhepunkt im Stadion dann tausendfach) Gesänge, die auch für raue Fußballverhältnisse nicht gerade nett zu nennen sind. Einer der populärsten ging so: Ubij, zakolji da Šiptar ne postoji!1 Ohne Poesie verdeutscht bedeutet das in etwa: „Töte, schlachte, damit es den Albanesen auf dem Erdball nicht mehr gibt!“

Die Idee, zur Untermalung der Gesamtatmosphäre und zur gezielten Provokation eine Drohne für eine albanische Flaggendemonstration ins Stadion zu schicken, war bei all dem nur halb so originell, wie sie zunächst scheinen man. Bei einem Länderspiel ist sie zwar noch nie zur Anwendung gekommen, aber bei Ligaspielen gab es in Belgrad zuletzt schon öfters Drohnenauftritte. Vermutlich genügte es also für die jetzigen Täter, gelegentlich im Internet serbische Zeitungen zu lesen oder jemanden in Belgrad zu kennen, der von der praktischen Idee zu berichten wusste. Die anschließende albanisch-nationale Adaption dieser Methode war nun sprachlich zielgerichtet auf ein internationales Medienpublikum und auf eventuell des Englischen kundige serbische Stadiongäste ausgerichtet.

Wer aber hat die Eskalation mit der Drohne herbeigeführt? Die in regierungsfernen serbischen Blogs aufkommenden Verschwörungstheorien, dass dahinter Regierungskreise stünden, die den am 22. Oktober anstehenden Besuch des albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama in Belgrad torpedieren wollten, kann man wohl beiseitelassen. War es dann Olsi Rama, der im Stadion anwesende jüngste Bruder des albanischen Regierungschefs, wie es im Gefolge serbischer Pressemeldungen auch die deutschen und sonstigen westlichen Qualitätsmedien fast einen ganzen Tag lang unkritisch verbreiten sollten? Dafür spricht auch unabhängig von seinem am Tag darauf von Tirana aus verbreiteten Dementi wohl rein gar nichts – aber praktisch alles spricht dagegen, angefangen von seinem Verhältnis zum älteren Bruder, der offenkundig als erster albanischer Staatschef seit Jahrzehnten nach Belgrad reisen will, bis hin dazu, dass eine regierungsaffine Persönlichkeit aus Albanien wohl kaum mit einer so durch und durch nichtstaatlichen Flagge wie jener durch das Stadion fliegenden identifiziert werden wollte. Sehr viel spricht hingegen dafür, dass es in der Tat nationalistische Fans des albanischen KF Shkëndija aus dem makedonischen Tetovo waren, so wie es in den sozialen Medien aus diesen Kreisen bald darauf neben anderen „Bekennernachrichten“ verlautet wurde.

Die Tetovoer Fans und Hooligans treten unter der Selbsttitulierung als „Ballisten“ ähnlich radikalchauvinistisch auf wie die im am Dienstag im Belgrader Stadion so reichlich vertretenen Hardcorefans und Hooligans von Partizan Belgrad. In der Hooliganlogik ergibt das Ganze denn auch von beiden Stadionfraktionen her reichlich Sinn: Den Gegner bis aufs Blut reizen, wenn man ihn schon nicht verprügeln kann. Die Drohne ist in dieser Auseinandersetzung ein ebensolcher Triumph der einen Seite wie umgekehrt das Einprügeln auf die albanischen Nationalspieler für jene Belgrader Hooligans, die die Absperrungen durchdrungen hatten.

In jeder anderen Logik aber gibt es nur Verlierer dieses Spiels. Die jungen Leute, die in Belgrad aus dem Kosovo für Albanien auf dem Rasen standen, mögen unter großem angestautem psychischem Druck gestanden haben, als sie nach dessen Fangaktion auf ihren serbischen Berufskollegen und Altersgenossen Mitrović losgingen. Trotzdem bleibt ihre Handgreiflichkeit auf dem Platz unentschuldbar, und der beifällige Jubel der jungen Leute von Tirana bis Mitrovica über die Vorkommnisse sollte der albanischen wie der kosovarischen Gesellschaft nur peinlich sein. Die serbischen Institutionen wiederum haben sich bis auf die Knochen blamiert: Mit keinem Wort sind sie rechtzeitig den rassistischen Hassgesängen im Stadion entgegengetreten, eine „feindliche“ Drohne – die ja auch wesentlich Gefährlicheres hätte tragen können als nur einen Fetzen Stoff – konnte in Anwesenheit des serbischen Staatspräsidenten Tomislav Nikolić ihre Kreise ziehen (vgl. mit entsprechender sicherheitstechnischer Kritik,2 4000 zuvor halbmilitärisch aufgebotene Bereitschaftspolizisten und das Ordnerpersonal im Stadium konnten nicht verhindern, dass gegnerische Spieler noch auf dem Rasen Opfer von Schlägerattacken aus dem Publikum wurden. Dazu kommen noch Politiker wie Außenminister Ivica Dačić, der munter über vermeintliche politische Hintergründe schwadronierte und dabei keinerlei Rücksicht auf zwischenstaatliche verbale Gepflogenheiten nahm. Der Balkan insgesamt präsentierte sich dem internationalen Publikum von einer Seite, als ginge es darum, alle über ihn vorhandenen westlichen Klischees zu erfüllen: hasserfüllt, unkontrolliert, desorganisiert. Und die „Internationalen“? Sie stehen kaum besser da: Eine UEFA, die die Brisanz der Partie offenbar nicht einzuschätzen wusste, die mit wechselseitigem Stadionverbot für die Gästefans ihre Schuldigkeit getan zu haben glaubte und nichts dafür tat, damit Serben Albanern und Albaner Serben sportsmännische Achtung entgegenbringen. Dazu kam die EU-Kommission, die über ihre Sprecherin den serbischen Behörden ein mehr als unerklärliches Lob für die „professionelle Handhabung“ der Situation aussprach.3 Das traurige Bild komplettieren die westlichen Medien, die mit Blick auf die Urheberschaft des Zwischenfalls bar eigener Recherche über Stunden nur diejenige (serbische) Version über das Geschehene weitertrugen, die ihnen mit der größeren Vehemenz serviert worden war. Fazit: Ein Trauerspiel, hoffentlich ohne Fortsetzung.

  1. Vgl. http://www.slobodnaevropa.org/content/article/26637528.html und http://www.youtube.com/watch?v=rrDdtVb2tZE.
  2. http://www.b92.net/info/vesti/index.php?yyyy=2014&mm=10&dd=15&nav_category=12&nav_id=911777.
  3. http://www.euractiv.com/video/eu-denies-role-serbia-albania-football-match-flag-stunt-309209.

Quelle: http://ostblog.hypotheses.org/290

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#wünschdigiwas. Brainstorming für weitere Aktivitäten der Arbeitsgruppe Digitale Geschichtswissenschaft

dgw-postitZu den vorrangigen Zielen der Arbeitsgruppe Digitale Geschichtswissenschaft nach ihrer Gründung auf dem Historikertag in Mainz 2012 gehörte, sich als Plattform für Aktivitäten im Bereich der digitalen historischen Forschung, Edition und Archivierung zu etablieren und auf diesem Wege geschichtswissenschaftlichen Projekten im Bereich der Digital Humanities höhere Sichtbarkeit zu verschaffen und Projekte und Projekttreibende stärker zu vernetzen.

Mit Blick auf die Arbeit der letzten zwei Jahre sind wichtige Ziele eingelöst worden: Mit insgesamt fünf Sektionen war die Arbeitsgruppe auf dem Historikertag vertreten und hatte so die Gelegenheit Akzente innerhalb des VHD zu setzen. In Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung, die Akteure aus Politik und Wissenschaft zusammenbrachte, hat die AG, so der Bericht des Komitees auf der Mitgliederversammlung, vor allem die Vernetzung nach außen gestärkt, beispielsweise durch die Konstitutierung zweier historischer Facharbeitsgruppen innerhalb von CLARIN-D oder auch durch Austausch mit Fachcommunities wie der Mommsen-Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wurde sowohl zwischen den Sektionen als auch während der Mitgliederversammlung der Wunsch geäußert, künftig auch die Vernetzung innerhalb der Arbeitsgruppe zu stärken, um als solche inhaltlich arbeiten und Verbindungen zwischen einzelnen Projekten und Arbeitsbereichen herstellen zu können.

Mit Hinblick auf diesen Wunsch ist das neue Komitee angesprochen, dem auf der Mitgliederversammlung weitere konkrete Ideen und Fragestellungen nahegelegt wurden (so etwa die Einrichtung einer Kategorie “Fragen” oder “Projektaustausch” auf dem Blog oder die Auseinandersetzung mit Urheberrechten in digitalen Projekten). Daneben ist jedoch auch die Community gefragt, bei der Ausgestaltung der Arbeitsgruppe aktiv mitzuwirken, da sich die Arbeit des Komitees vor allem an dem Bedarf der Mitglieder ausrichten sollte: Wie stellen sich die Mitglieder die zukünftige Arbeit (in) der AG vor? Welche Themen sollten perspektivisch in den Vordergrund gestellt werden? Welche konkreten Workshops oder Tagungen finden die Mitglieder für ihre eigene Arbeit hilfreich?

Aus diesem Grund rufen wir zu einem gemeinsamen Brainstorming hier & unter dem Hashtag #wünschdigiwas und hoffen auf spannende konkrete Ideen für die nächste Arbeitsphase der Arbeitsgruppe.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/1093

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Tagungsbericht: Historical Network Conference 2014 / Ghent (Belgien), 15.-19.09.2014

Ein Gastbeitrag von Anne Baillot (Berlin), Emmanuelle Chaze (Bayreuth) und Carolin Hahn (Berlin)

HNR14directions_staircaseDie zum zweiten Mal stattfindende Konferenz „Historical Network Research“ fand in diesem Jahr vom 15. bis 19. September in Belgien statt. Ausgerichtet wurde diese von dem an der Universität angesiedelten Ghent Center of Digital Humanities. In Präsentationen, halbstündigen Vorträgen sowie Postersessions stellten die Teilnehmer_innen ihre aktuellen Projekte vor. Der Tagung voraus gingen zwei Einführungsseminare über die Grundlagen der Netzwerkanalyse (12.-13.09.) sowie ein zweitägiger Workshop (14.-15.09.) zu den Netzwerkvisualisierungs-Softwares Gephi oder – wahlweise – UCINET/Netdraw. Der Facettenreichtum der vorgestellten Forschungsvorhaben war Beweis genug für die aktuelle fach- und länderübergreifende Brisanz des Netzwerk-Topos. Ziel der Tagung war es, Netzwerkanalyse-Methoden in konkreten praktischen Projekten vorzustellen, den interdisziplinären Dialog zwischen den Fachrichtungen (Geschichtswissenschaft, Literaturwissenschaft, Informatik, Computerphilologie etc.) zu ermöglichen und die Teilnehmenden an aktuelle Software heranzuführen.

Martin Stark (Hamburg) und Marten Düring (Luxemburg) gaben erste Einführungsseminare in den Fachbereich. Der Fokus lag besonders auf der sozialen Netzwerkanalyse als Untersuchungsmethode. Neben allgemeinen theoretischen Grundlagen wurde auch anhand kleinerer praktischer Übungen versucht, die Brücke zwischen close reading und formaler Datenanalyse zu schlagen. Dabei stellte sich heraus, dass gerade das Finden eines geeigneten Codierungsschemas, das sowohl der Textgrundlage wie auch den eigenen Forschungsinteressen entspricht, die erste Herausforderung war: Ein perfektes Schema? Das gibt es laut Düring nicht, zudem sei auch das Leserauge alles andere als verlässlich. Daher stellte er für den Bereich der textbasierten Netzwerkanalyse die Relevanz des close readings bei der Kodierung heraus.

Verwendete Tools

20140918_160145Auf Grundlage erfasster Daten ist deren Visualisierung ein weiterer, zweiter Analyseschritt. So vielfältig die Forschungsprojekte der Tagungsgäste sind, so heterogen ist auch die Software, die jeweils zum Einsatz kommt: Neben Gephi und UCINET/Netdraw wird beispielsweise auch Pajek verwendet – abhängig von den jeweiligen projektspezifischen Bedürfnissen. Gänzlich umfassend und zufriedenstellend erschien den Teilnehmenden jedoch keine der auf dem Markt befindlichen Softwares. Angesichts verschiedener Programme, die allerdings teilweise noch recht jung sind, war die Frage nach passenden und möglichst intuitiv bedienbaren Tools daher von großer Relevanz.

Die Möglichkeit der Datenerfassung und -visualisierung mit UCINET, in der soziologischen Forschungspraxis seit Jahrzehnten angewandt, stellte Bruce Cronin (Greenwich) in einem Workshop vor. Der Kurs bot einen umfassenden Überblick über die Software mit all ihren Stärken und Schwächen. Zwar werden umfassendere Datensätze nicht so schnell verarbeitet und generierte Dokumentationen sind nicht immer einfach interpretierbar. Zudem ist ein wenig mathematisches Geschick notwendig, um das Programm zu bedienen. Doch sind in UCINET Matrizen konstruierbar und die modulare Architektur erlaubt stetige Anpassungen an aktuelle Forschungsstandards und -anforderungen. Daten können mit dem anschlussfähigen Netdraw visualisiert werden. UCINET liefert gut strukturierte Daten – jung, dynamisch, schön ist es allerdings nicht: Gephi heißt hier wohl die neue Lösung, folgt man dem allgemeinen Tenor der vortragenden Wissenschaftler_innen. Vorgestellt wurde die Software von Clément Levallois (Lyon), Entwickler aus dem Hause Gephi. Die Einführung hatte es in sich, da das Programm trotz seiner bereits breiten Verwendung noch in den Kinderschuhen, oder vielmehr: der Beta-Version, steckt. Besonders intuitiv ist es nicht zu bedienen: hier ein Knopf, da eine Farbe, dort ein bisschen 3D. Doch zeichnete sich das breite Anwendungsspektrum von Gephi bereits ab: Datenbanken – das Programm verfügt über ein „DataRepository” – können recht bequem importiert werden (auch aus UCINET). Filter und Plug-Ins ermöglichen die Darstellung dynamischer Daten mit Timelines und Karten. Ganz dreidimensional sind zwar bisher nur die schönen kugelförmigen Knotenpunkte (nodes), doch ist mit baldigen technischen Entwicklungen zu rechnen.

Wer weder Netdraw noch Gephi nutzen möchte, hat mit dem Programm Nodegoat noch eine Alternative. Präsentiert wurde die intuitiv zu bedienende Software in einem Vortrag von den Entwicklern Pim van Bree und Geert Kessels (LAB 1100, Den Haag). Auch hier können dynamische Daten mit Timelines und geographischen Karten dargestellt werden. Leider ist Nodegoat nicht open source. Ebenfalls erwähnenswert ist das Programm Palladio, das zwar (noch) nicht viel kann, doch den wertvollen Vorteil hat, dass Daten durch einfache drag-and-drop-Technik sehr leicht – allerdings nur online – importiert werden können.

Wissenschaftliche Praxis

Nach zwei Tagen „Workshopping“ eröffnete Hans Blomme (Ghent) die Konferenz. Es wurde schnell deutlich, dass die Erfassung und Darstellung dynamischer Daten zum herausragenden Thema der Tagung werden würde. Claire Lemercier (Paris) sprach in ihrem Eröffnungsvortrag über Dynamiken in historischen Netzwerken, denn es liege in der Natur der Sache: Personen verändern sich und mit ihnen ihre Netzwerke. Wie kann also Zeit, wie können Veränderungen aufgenommen werden? Laut Lemercier gelte es, Netzwerke zu dynamisieren – mit neuen Simulationen und Animationen. Wandel soll dargestellt werden – in Beziehungen, Inhalten, Netzwerkumfang und Attributen der Partizipierenden. Dabei sei natürlich auch nicht alles aufnehmbar: Je einfacher das Netzwerk, desto mehr müsse mit Informationsverlust gerechnet werden. Dennoch: Auf die Struktur komme es an und nicht auf eine bloße Liste an Kontaktpersonen oder Interaktionen. Dynamiken sollen herauskristallisiert werden, die nicht nur für die konkreten Handlungen, sondern auch für die Entscheidungsprozesse der Protagonisten relevant seien. Animationen gelten dabei zunächst einmal als zweitrangig: Zunächst stehe die Datenbasis im Vordergrund, die nicht selten voller Lücken sei. Doch könnten wir von den verschiedenen Disziplinen lernen: von den Geschichtswissenschaftler_innen den Fokus auf Strukturen, von Soziologen_innen die akteursorientierte Modellierung und Beobachtungen auf Mikroebene etc.

Dynamiken zu präsentieren berge jedoch auch einige Schwierigkeiten in sich. Erstens könnten nicht sämtliche Dimensionen gleichzeitig präsentiert werden: Werde alles visualisiert, sei nichts sichtbar. Daher seien konkrete Fokussierungen von enormer Relevanz, die von der jeweiligen (historischen) Forschungsfrage abhängen. So stelle sich, zweitens, die Frage, wer oder was in den Blick genommen werden soll. Ebenso schwierig erscheine, drittens, eine genaue Datierung der Beziehungen: Existieren einmal eingegangene Verbindungen tatsächlich ewig? Wann begannen, wann endeten Kontakte? Dabei würden Knotenpunkte Beziehungen datieren, nicht umgekehrt. Die jeweilige Visualisierung sei immer nur ein „Snapshot“, ein kleiner Ausschnitt der jeweiligen Kontakte.

Zum Thema “Software” machte Lemercier deutlich: Digitale Geisteswissenschaftler_innen wollen keine Informatiker_innen sein. Doch möchten sie zumindest mit ihnen reden können. Tools müssten her, die anwendbar und in der Lage seien, geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse zu strukturieren und darzustellen. So wurde das Thema “Software” von Lemercier zumindest angedeutet – wenn auch nicht konkret diskutiert.

Diane H. Cline (Washington DC) fokussierte ein konkretes soziales Netzwerk: die Kontakte Sokrates‘. Dabei interessierten Cline sowohl soziale Strukturen als auch – wiederum – Dynamiken: Ab wann transformiert ein Wandel die Gesellschaft so stark, dass von einer neuen Periode/Epoche gesprochen werden könne? Sokrates habe einen solchen Wandel initiiert: Er trage einen erheblichen Anteil an der Herausbildung einer besonders innovativen Gesellschaft, in der die soziale Gesprächsform des „Symposions“, der Diskussionsrahmen neuer Ideen, eingeführt wurde. Damit ging es der Vortragenden nicht zuletzt darum, zu zeigen, dass wir viel mehr in Netzwerken eingebettet sind als wir es uns vorstellen. So trägt die Historiographie der “grands hommes” kaum der Tatsache Rechnung, dass laut Cline “kein großer Mann je etwas ganz allein realisiert” hätte. Cline präsentierte die sozialen Netzwerke in unterschiedlichen Darstellungsformen, wobei die jeweilige Visualisierung mit verschiedenen Fokussetzungen durchaus Untersuchungsergebnisse beeinflussen könne. Die während der Konferenz leider so gut wie nicht zur Sprache gekommene Frage nach Lizenzen vergleicht Cline mit der sokratischen Praxis: Dieser lebte im „Offenen“ – als ein Konnektor, der Verbindungen zwischen Menschen zog, und half, die Gesellschaft Athens zusammenzuführen. Ihm allerdings erschien sein Wissen bzw. seine zentrale Netzwerkposition in politischer Hinsicht als gefährlich. Möglicherweise stellt sich gerade heute wiederum ein „Marktplatz von Ideen – open sources“ heraus, den es auch offen zu halten gilt.

Auch Emily Erikson (Yale) stellte in ihrem Vortrag am letzten Konferenztag die Wichtigkeit dynamischer Inhalte in Netzwerken heraus. Am Beispiel der English East India Company beschrieb sie die Formierung sozialer Netzwerke zwischen Individuen unter der Schirmherrschaft formaler Organisationen sowie den Einfluss der Netzwerkpositionen der Schiffsführer auf deren Reiserouten und Handelsbeziehungen. Datengrundlage ihrer Forschungen bilden Logbücher, die Konkurrenzen von Kapitänen sowie Hafenpräferenzen, basierend auf früheren Erfahrungen, dokumentieren. Mit der historischen Netzwerkanalyse konnte Erikson zeigen, inwiefern individuelle Präferenzen kollektive Entscheidungen beeinflussten – dank der Social Network Analysis wurde also die „unsichtbare Hand sichtbar gemacht“, so Erikson. Sie plädierte dafür, dass die Bereitschaft zur Kooperation als anthropologische Konstante im Umgang mit Netzwerken grundlegender berücksichtigt werde als es bislang der Fall war.

Einzelprojekte

AuthorsoftheReviewDie in über 50 Postern oder Kurzvorträgen dargestellten Projekte machten die Vielfalt des Einsatzes von Methoden, die mit Social Network Analysis und deren Visualisierung zusammenhängen, anschaulich. Diese einzeln hier zu präsentieren ist nicht möglich. Eine Auswahl der für uns Berichterstattende besonders ertragreichen Präsentationen wird demnächst auf Englisch auf dem Blog “Digital Intellectuals” kommentiert. Hätten wir noch einen Wunsch übrig, wäre es sicherlich der, dass die Abstracts aller präsentierten Projekte samt Kontaktdaten der Projektverantwortlichen online veröffentlicht würden, damit sich jede und jeder selbst ein Bild von dieser Vielfalt machen kann.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/1078

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Kurzrückblick: Treffen der Community beim Historikertag und THATCamp, Göttingen 2014 #dehypo14

Am Rande des Historikertags fand in der “Max Weber Lounge” ein Treffen einiger de.hypotheses-Bloggenden statt. Neben Vertretern der Max Weber Stiftung waren Thorsten Hiltmann (heraldica.hypotheses.org u.a.), Klaus Graf (redaktionsblog.hypotheses.org u.a.), Johannes Waldschütz (oberrhein.hypotheses.org) und Björn Gebert (mittelalter.hypotheses.org) mit dabei. Gemeinsam haben wir über die Entwicklung der Plattform gesprochen, aber auch über Herausforderungen und die Weiterentwicklung von Bloggen als ein Genre wissenschaftlichen Publizierens. Um nur einige Diskussionspunkt zu nennen: Welche Rolle übernehmen Blogs im wissenschaftlichen Diskurs? Sollte man sich an bestehende Strukturen anpassen oder etwas ganz eigenes auf die Beine stellen? Oder auch: Wie können Print und online zusammen gedacht werden?

„Wohin geht die Reise?“, war eine der letzten Fragen, die in die Runde geworfen wurde und über die eifrig diskutiert wurde. Doch der anstehende Eröffnungsvortrag des Historikertags löste die Runde vorzeitig auf, sodass die Themen während der folgenden Tage (z.B. bei Twitter während der Sektion der AG Digitale Geschichtswissenschaft) immer wieder in Gesprächen aufkamen. Diskussionsgrundlage gibt es reichlich und wir freuen uns über weiteren Austausch mit Bloggenden.

An den beiden Tagen vor dem Historikertag fand das THATCamp Göttingen statt, bei dem sich die Teilnehmer zum Thema “Technologie und Geisteswissenschaft” austauschten. Dabei gab es auch Gelegenheiten über wissenschaftliches Bloggen zu sprechen und de.hypotheses vorzustellen. Während der beiden Sektionen, in denen auch de.hypotheses zur Sprache kam, wurde kollaborativ in den Etherpads notiert:

Session # 2.1: Geisteswissenschaft 2.0: Blogs, Crowdfunding usw. (Tobias Wulf, Sascha Foerster und Lisa Bolz)
https://titanpad.com/q3ozQFUovK

Session # 6.2: FOSTER – OpenHistory
https://titanpad.com/sCfAabO853
Die OpenHistory-Session wurde auch aufgezeichnet und wird nach Veröffentlichung hier verlinkt.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2565

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Qualität wird überschätzt

Ein Gastbeitrag von Klaus Graf

Wer sich nicht mit dem Video (etwa bei 2:00:00) oder der Twitter-Ausbeute meines Kurzreferats auf der Sektion der AG Digitale Geschichtswissenschaft auf dem Göttinger Historikertag am 24. September 2014 begnügen möchte, kann es hier nachlesen. Die Vortragsform wurde beibehalten.

Qualität wird überschätzt. Nee, ne – das meint der jetzt nicht ernst oder? Ich sag es gern nochmal: Qualität wird überschätzt. (Und leider auch die Redezeit …)

Es ist höchste Zeit für einen Befreiungsschlag gegen die verbreitete Exzellenz-Huberei, gegen die Innovations-Meierei, das Faseln von Leuchttürmen und vergleichbare Zumutungen in Sachen wissenschaftlicher Spitzenleistungen.

Wenn wir den abgestandenen Qualitäts-Wein der traditionellen Qualitätssicherung in die neuen digitalen Schläuche füllen, wird das meiner Überzeugung nach der Wissenschaft nicht gut bekommen.

Wir neigen dazu, Qualität mit Relevanz zu verwechseln, also aktuelle Trends, das, was führende Fachzeitschriften oder das Feuilleton oder die Lektoren von C. H. Beck oder die Veranstalter des Historikertags sexy finden, mit guter Wissenschaft. Man kann aber nun wirklich nicht behaupten, dass nach Guttenbergs “Summa cum laude” oder dem als Rader-Gate bekannten Wikipedia-Plagiat in Beck-Büchern die wissenschaftliche Qualitätssicherung sich unangefochten wie eh und je in schimmernder Wehr zu präsentieren vermag.

Wissenschaftliche Qualität in den Geisteswissenschaften wird überschätzt, weil sie anders als die Life Sciences nicht die Conditio humana betrifft. Produktqualität ist etwas ganz anderes; ich erinnere nur an den letzten Tatort aus Münster zum Thema Medikamentenfälschung. Wissenschaftliches Gammelfleisch bringt niemanden um.

Wissenschaft war immer schon ein wüstes Gemenge aus genialen Einfällen, haarsträubenden Theorien und ganz viel Mittelmaß, ganz viel unspektakulärem Mühen in der Ebene oder auch “Andacht zum Unbedeutenden” (diese hat man ja bekanntlich zwei der berühmtesten Wissenschaftlern, die in Göttingen wirkten, attestiert: den Brüdern Grimm). Man kann es auch mit dem Philosophen Paul Feyerabend sagen: Anything goes. Schon ein flüchtiger Blick auf die vielen Irrtümer der Wissenschaftsgeschichte sollte genügen, um uns in Sachen quasi-olympischer Forschungs-Bestleistungen Demut und Gelassenheit zu lehren.

Zudem wird die naiv-biedere Vorstellung von solider und überprüfbarer Geschichtswissenschaft dank exzessiven postmodernen Theoriegebrauchs von unzähligen Graduiertenkollegs, die auf dergleichen Wortgeklingel spezialisiert sind, mehr und mehr ad absurdum geführt.

Wenn wir Wissenschaft als dynamischen Prozess verstehen, müssen wir dem Scheitern und dem Fragment mehr Raum einräumen als bisher. Das Missglückte und das Unvollendete, das im Blick auf den damit verbundenen Erfahrungszuwachs immer auch einen Sieg bedeutet, entzieht sich jedem Exorzismus, da wir nun einmal nicht unfehlbar sind (vom Papst einmal abgesehen). Der Tod, Demenz oder auch Altersweisheit setzen jedem individuellen wissenschaftlichen Streben Grenzen. Der eigene Forschungsprozess wird von vielen Unwägbarkeiten bestimmt; was in Nachrufen als abgerundetes Lebenswerk erscheint, ist oft genug nur eine Konstruktion ex post.

Ein Blick auf die verschiedenen hergebrachten Werkzeuge, mit denen wir Qualität auszuwürfeln pflegen, macht rasch klar, wie wenig von “Objektivität” die Rede sein kann. Nehmen wir die akademische Laufbahn: Nicht unbedingt die talentiertesten Köpfe werden Professoren. Oder Tagungseinladungen, denen allzu häufig unweigerlich der nicht weiter qualitätsgesicherte Sammelband folgt, mitunter eine üble Zumutung. Nicht Qualität setzt sich durch, sondern der Vernetzungsgrad des Autors. Selbst bei einem offenen Call for Papers kann von transparenter Auswahl noch nicht gesprochen werden. (Auf “schlechte Bücher” gehe ich diesmal nicht ein und verweise auf meinen Aufsatz von 2013 zum Thema.)

Bei Zeitschriften beginnt sich erst allmählich das Peer Review zu etablieren, meist in der Form der doppelt blinden Begutachtung anonymisierter Einreichungen durch anonym bleibende Gutachter. Nicht alle führenden deutschen geschichtswissenschaftlichen Zeitschriften praktizieren es bereits. Historische Zeitschrift und Zeitschrift für Historische Forschung tun es, bei der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft erfolgt eine externe Begutachtung nur in Zweifelsfällen; beim Archiv für Kulturgeschichte gibt es keine Anhaltspunkte für Peer Review auf der Website. Für mich hat dieses von Forschungsförderungsorganisationen überaus gern gesehene Peer Review etwas von einem Fetisch. Hat etwa die traditionelle Qualitätssicherung der Geschichtswissenschaft, die auf die Wertentscheidung eines Herausgebers, eventuell verbunden mit redaktioneller Betreuung, setzte, in der Vergangenheit ganz und gar versagt? Wohl kaum!

Gegen das genuin naturwissenschaftliche Peer Review gibt es viele Einwände: Die Anonymität ist nicht selten unwirksam, wenn man den Verfasser leicht errät. Gutachter neigen dazu, unkonventionelle Ansätze abzuwerten. Ein Bonmot sagt: Peer Review entscheidet nur, wo etwas publiziert wird, nicht ob etwas publiziert wird. Kurz: Geisteswissenschaftliche Forschung wird nicht wesentlich besser, wenn man das Peer Review als Monstranz vor sich her trägt.

Höchst erfolgreich ist das weltweit größte Open-Access-Journal PLoS One mit seinem deutlich entschärften Peer Review: Während Fachzeitschriften wie Nature oder Science Artikel nach ihrer Attraktivität bewerten (also ob sie hinreichend sexy sind), akzeptiert PLoS One alle methodisch soliden Beiträge. Mehrere kommerzielle Klone beweisen, dass es damit im STM-Bereich einen Nerv getroffen hat. Andere Open-Access-Zeitschriften dokumentieren den Verlauf des Reviews: Man kann die Korrespondenz zwischen Herausgebern und den Autoren detailliert nachlesen, was nicht nur erfreulich transparent, sondern vor allem höchst instruktiv ist.

Erst das Internet schuf die Voraussetzungen für recht vielfältige Bewertungs-Mechanismen, die man auch in den Wissenschaften ausprobieren könnte: Empfehlungs-Systeme wie bei Amazon, Leser-Rezensionen (ebenfalls Amazon), Bewertungsportale für Hotels oder Lehrer oder Uni-Professoren, Abrufstatistiken, Zitations-Indices. “Open Review” ermöglicht es, Artikel nach ihrer Veröffentlichung zu begutachten. Solche sehr wichtigen Experimente nehmen mehr und mehr an Fahrt auf, auch wenn es sich noch um absolute Nischen-Anwendungen handelt.

Es ist inzwischen wohl hinreichend deutlich geworden, dass ich ein vehementer Verteidiger der Devise “Publish first, filter later” bin, die in Deutschland vor allem der Kunsthistoriker Hubertus Kohle vertritt. Qualitätssicherung kann auch Vorzensur und Bevormundung bedeuten.

Noch sind die Digital Humanities die Verlierer, wenn es um Macht und Einfluss geht. Es spricht aber einiges dafür, dass das bisher dominierende Motto “Das Fachpublikum, was schluckt es? Nur Gedrucktes!” an Durchsetzungskraft verliert. Es wäre indessen ein Fehler, im Bereich Open Access oder Wissenschaftsblogs auf dubiose traditionelle Werkzeuge wie das Peer Review zu setzen, um so die Akzeptanz der digitalen Produktion zu erhöhen. Stattdessen sind digitale Filter-Technologien angesagt. Beispiele: Die Redaktion von hypotheses.org wählt für die Startseite besonders gelungene Beiträge aus, es gab (umstrittene) Award-Verleihungen. Auf Twitter-Empfehlungen hat Mareike König bereits hingewiesen.

Blogs brauchen kein Peer Review und keine qualitätssichernde Redaktion, die sich die ganze Grämlichkeit des verknöcherten Wissenschaftsbetriebs zum Vorbild nimmt. Wer Quellenkritik beherrscht (jene Skepsis, von der der Bundespräsident sprach), für den ist es auch möglich, gute und schlechte Blogartikel zu unterscheiden.

Blogs sollen bunt und lebendig sein, gern auch laut und frech und polemisch. Sie dürfen Fragmente, Unfertiges publizieren und – horribile dictu – von Jetzt auf Gleich einfach so abbrechen. Blogs sollen Kritik in Form von Kommentaren ertragen können, auch wenn diese hart oder scharf formuliert ist. Scheitern ist menschlich: Das gilt für Kritisierte wie für Kritiker. Kritik und Meinungsfreiheit werden unzuträglich eingeschränkt, wenn man bei etwas zu vorlauten oder im Ton problematischen Wortmeldungen gleich Zeter und Mordio schreit.

Am eunuchenhaften Rezensionswesen kann man sehen, wie wenig wissenschaftlichen Ertrag die typische wohlwollende Wischi-Waschi-Besprechung erbringt. Über den Inhalt unterrichten inzwischen im Internet Klappentexte und Inhaltsverzeichnisse. Verrisse (wenn sie denn angebracht sind) sind allemal lehrreicher.

Über gescheiterte Blogeinträge (und natürlich auch Vorträge) dürfen wir uns gern ärgern. Wir dürfen sie auch öffentlich kritisieren. Selbst wenn wir das Scheitern nicht verhindern können, müssen wir es ja nicht bewusst anstreben. Aber wir sollten uns darüber im klaren sein, dass auch gescheiterte Blogeinträge kostbare Inkunabeln für künftige Wissenschaftshistoriker sind, die das Thema, wie die Historikerinnen und Historiker das Bloggen lernten, sicher einmal sehr spannend und sexy finden werden.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/1063

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Das Projekt “Skopje 2014″. Oder: Wie ein Land seine Zukunft verbaut

Wie ein Land seine Zukunft verbaut: das Projekt Skopje 2014

von Ulf Brunnbauer

Im Februar 2014 wurde Igor Ivanovski, Mitglied des Exekutivrates der Sozialdemokratischen Partei Makedoniens (SDSM), der größten Oppositionspartei des Landes, zu beinahe 5 000 Euro Schadenersatz wegen übler Nachrede verurteilt, die er der Kulturministerin Elizabeta Kančevska-Milevska zahlen musste. Ivanovski hatte im November 2010 das Projekt „Skopje 2014“ als „klassische Geld-Waschmaschine“ bezeichnet, da die Unterlagen von Ausschreibungen und Vergaben für das Bauprojekt auf mysteriöse Weise verschwunden wären. Die Kulturministerin, deren Amt für eine Reihe der Bauten von Skopje 2014 zuständig ist, wies den Vorwurf kategorisch zurück und verklagte Ivanovksi; das der Regierung willfährige Gericht folgte dem Begehren.1

Screenshots

Screenshots aus der offiziellen Simulation zur Vorstellung von „Skopje 2014“ (Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=iybmt-iLysU).

Dieses Gerichtsverfahren verdeutlicht nicht nur die Defizite, die in Makedonien hinsichtlich der Unabhängigkeit der Justiz bestehen, sondern auch die absolute Ernsthaftigkeit, mit der die seit 2008 regierende nationalistische VMRO-DPMNE (Innere Makedonische Revolutionäre Organisation – Demokratische Partei der Makedonischen Einheit) ihr Lieblingsprojekt „Skopje 2014“ verfolgt. Kritiker werden ignoriert oder mundtot gemacht – denn immerhin handele es sich, so die Regierung, bei „Skopje 2014“ um das zentrale nationale Projekt, das die Makedonier mit Stolz und die Welt mit Bewunderung füllen soll. Beeindruckend ist dieses 2010 offiziell verlautete und 2014 bereits weitgehend realisierte Projekt in der Tat, wiewohl in anderer Weise, als von der makedonischen Regierung – genauer gesagt: ihrem ethnisch makedonischen Teil2 – intendiert: Es gibt in Europa kein vergleichbar ambitiöses Projekt zur Transformation des Zentrums einer Haupt- bzw. Großstadt. Höchstens zentralasiatische und arabische Autokratien haben in ihrer Geschmacklosigkeit und Dimension Vergleichbares zu bieten, mit dem Unterschied, dass dort die Bauqualität wenigstens überzeugt: Die geschätzten 500 Millionen Euro Gesamtkosten für „Skopje 2014“ in einem so armen Land wie Makedonien könnten besser investiert werden, gleichzeitig reichen sie nicht aus, um wenigstens solide geschmacklos zu bauen. Insofern besteht, so kritische Kommentatoren des Projekts, die Hoffnung, dass das nächste große Erdbeben „Skopje 2014“ wieder zur Geschichte machen werde.

Postcard

Postkarte „Skopje 2015: Wir haben es geschafft!“ (Quelle: https://antroponovicke.wordpress.com/tag/projekt-skopje-2014/)

„Skopje 2014“ wurde vor vier Jahren von der Regierung lanciert, um der Hauptstadt ein klassizistisches Antlitz zu verleihen und sie mit historischen Monumenten, die bislang eher spärlich gesät waren, zu saturieren. Das Projekt umfasst die Errichtung von circa 20 neuen Gebäuden (Ministerien, Verwaltungs- und Kultureinrichtungen), über 40 Denkmäler für diverse Heroen der (vermeintlichen) makedonischen Geschichte sowie neue Fassaden im Stile des Manierismus. In Bezug auf das äußere Antlitz der Bauten kann man konstatieren, dass sich offensichtlich nicht nur die Geschichte, sondern auch Baustile als Farce wiederholen. Kritiker bezeichnen das ganze Projekt als nationalistischen Kitsch, der teuer sei und auf äußerst intransparente Weise entstehen würde (die Aufträge wurden auf zweifelhafte Weise vergeben). „Skopje 2014“ fügt sich ein in andere obskure Evokationen von ethnischem Nationalismus in Südosteuropa, wie z. B. Andričgrad in der Republika Srpska, wo am 28. Juni 2014 das Attentat auf Franz Ferdinand nachgespielt wurde (siehe: http://ostblog.hypotheses.org/221). Die unmittelbare Intention der makedonischen Regierung ist klar: „Skopje 2014“ soll die nationale Identität der Makedonier nicht nur repräsentieren, sondern zementieren, angesichts der inneren und äußeren Hinterfragungen der nationalen Eigenständigkeit der Makedonier. Diese Anfeindungen existieren keineswegs nur in der Phantasie der makedonischen Regierung, sondern sind real – insbesondere Griechenland mit seiner schon lange nicht mehr nachvollziehbaren Weigerung, die Republik Makedonien unter deren verfassungsmäßigen Namen anzuerkennen, stellt einen wesentlichen Baustein der nationalen Identität der Makedonier – nämlich den Namen ihrer Nation – in Frage. Diese griechische Obstruktion ist nicht nur nomineller Natur, sondern zeitigt reale Folgen: Solange die Republik Makedonien ihren Namen nicht ändern, legt Griechenland gegen die Mitgliedschaft Makedoniens in die NATO sowie die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit Makedonien sein Veto ein (Makedonien genießt seit 2005 den Status eines offiziellen EU-Beitrittskandidaten und die EU-Kommission empfiehlt seit Jahren die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen).

Angesichts der Plumpheit der Ästhetik der neuen Gebäude, Fassaden und Denkmäler – der Architekt und Kritiker Nikos Čausidis spricht von einem „zeitgenössischen eklektischen pseudoklassizistischen Anachronismus“3 – fällt es nicht schwer, die semantische Botschaft von „Skopje 2014“ zu dechiffrieren. Ziel ist es wohl, so zu bauen, dass auch der letzte Depp weiß, was gemeint ist. Zudem scheint der Kitsch dem Ministerpräsidenten, der seinen Amtssitz mit Replikaten griechischer Skulpturen schmückt, tatsächlich zu gefallen, was viel über seine Feinsinnigkeit aussagt; unwillentlich zeigt er damit seine Verbundenheit mit der Formensprache des sozialistischen Realismus, obwohl er sich als tapferer Antikommunist versteht. „Skopje 2014“ sollen jenes architektonische Erbe marginalisieren, das das bisherige Stadtbild von Skopje bestimmt, von dem sich die nationalistische Regierungspartei aber distanzieren will: das osmanische sowie das sozialistische. Beide Perioden – die lange osmanische Herrschaft sowie die kommunistisch-jugoslawische Periode (1944-1992) –werden von der VMRO-DPMNE und ihren Hofhistorikern als dunkle Zeit der Unterdrückung und Überfremdung beschrieben. Dem stellen sie ein heroisches Narrativ des andauernden Freiheitskampfes entgegen, das in „Skopje 2014“ seine bauliche Manifestation findet. Mit den neo-klassizistischen und neo-barocken (bzw. was die Architekten der Bauwerke jeweils dafür halten) Gebäuden wird nachträglich eine Bauperiode geschaffen, die in Skopjes Stadtbild gar nicht vertreten ist. Damit hofft die Regierung, ihrer Hauptstadt ein europäisches Antlitz zu verleihen, stellen ihrer Meinung nach ja weder Islam noch Kommunismus Teile des europäischen Erbes dar. Deren in Skopje so stark präsenten architektonischen Hinterlassenschaften gelten der Regierung als Erinnerungsorte an eine Zeit, an die man eben nicht erinnert werden möchte.

Die mnemonische Intention von „Skopje 2014“ wird besonders deutlich in der Vielzahl von neuen Denkmälern, die nun zentrale Plätze der Stadt (verun-)zieren. Alleine am Hauptplatz „Ploštad Makedonija“ tummeln sich Aleksander der Große, Kaiser Justinian I., Zar Samuil, Goce Delčev, Dame Gruev, die Attentäter von Saloniki aus dem Jahr 1903 (die sog. „Gemidžii) und Metodija Andonov-Čento. Dieses Potpourri von historischen Persönlichkeiten sagt eigentlich schon alles über die erwünschte Botschaft aus – auch, gegen wen sich diese geschichtspolitische Manifestation richtet:

  1. „Skopje 2014“ dient der Verfestigung – im Wortsinne – der in den letzten Jahren durch die Regierung sowie diverse Intellektuelle heftig propagierten Idee, die heutigen Makedonier würden von den antiken Makedonen abstammen. Philipp II. und Alexander der Große werden fest in das Pantheon der makedonischen Heroen eingegliedert; Humangenetiker versuchen sogar, einen DNA-Beweis für die Abstammungskontinuität zu erbringen (oder wenigstens nachzuweisen, dass sich die DNA der antiken Makedonen radikal von jener der heutigen Griechen unterscheidet). Dabei sind Alexanderdenkmäler gar nicht der Gipfel des antikisierenden Obskurantismus: Das Oberhaupt des in Pakistan lebenden Stammes der Hunza, die sich in ihrem eigenen Herkunftsmythos auf verbliebene Truppenteile Alexanders zurückführen, wurde 2008 von Premier Gruevski und einer Garde von antik gekleideten Soldaten in Skopje empfangen. Die anti-griechische Stoßrichtung der Antikisierungspolitik ist offenkundig (im Übrigen wurden sowohl der Flughafen in Skopje sowie die Autobahn gen Süden in „Aleksander Veliki“ umbenannt). So wird das am Balkan (und nicht nur dort) populäre Streben nach Autochthonität und Kontinuität befriedigt, selbst wenn diese Maßnahmen materielle Einbußen nach sich ziehen.
  2. Neben der Herstellung einer Kontinuitätslinie in die Antike geht es um die Erfindung eines ethnisch makedonischen Mittelalters. Dazu werden Persönlichkeiten, die in Makedonien wirkten, in das nationale Meisternarrativ integriert. Zar Samuil, eigentlich ein bulgarischer Herrscher, verkörpert die staatliche Tradition; wie andere südosteuropäische Nationen wollen sich auch die Makedonier auf ein mittelalterliches Staatswesen beziehen können, in dessen durch die osmanische Eroberung unterbrochene, aber nicht ausgelöschte Tradition sie sich und ihren modernen Staat stellen. Es gibt für Nationen nichts Schlimmeres als ihr junges Alter zuzugeben. Hier ist es wie bei Cognac: je älter desto besser. Die auf der gegenüberliegenden Vardarseite stehenden Heiligenstatuen für Kyrill und Method sowie Naum und Kliment wiederum illustrieren die Bedeutung des christlichen Erbes. Sie stehen zudem für die sich selbst zugeschriebene Kulturträgerrolle der Makedonier, haben doch diese angeblich makedonischen Mönche die Grundlagen slawischer Kultur und Schriftlichkeit gelegt.
  3. Die Vielzahl von über die Stadt verstreuten Denkmäler für nationale „Erwecker“ und „Befreier“ aus dem neunzehnten Jahrhundert manifestiert das Bestreben, auch über eine ordentliche Befreiungsgeschichte zu verfügen. Unterstellt wird dabei, dass diese Helden – von Goce Delčev bis Krste Misirkov – für ein unabhängiges Makedonien als Nationalstaat der Makedonier gekämpft hätten, selbst wenn manche dieser historischen Persönlichkeiten sich zeitlebens als Bulgaren verstanden und die Vereinigung eines von den Osmanen befreiten Makedoniens mit Bulgarien anstrebten. Sowohl was die Darstellung des Mittelalters als auch des 19. Jahrhunderts angeht, ist evident, dass die makedonischen Denkmalmacher (ebenso wie die Historiker des Landes) Ereignisse und Persönlichkeiten aus einem bulgarischen Narrativ herauslösen und in eine makedonische Meistererzählung integrieren wollen; die Motivlage dafür liegt natürlich in der in Bulgarien bis heute dominanten Meinung begründet, bei den Makedoniern handele es sich „eigentlich“ um Bulgaren. Jedenfalls schafft es Makedonien mit diesen Denkmälern, einen weiteren Nachbarstaat nachhaltig zu verstimmen.
  4. Einige Denkmäler (wie jene für Čento und die erste ASNOM-Versammlung von 1944) repräsentieren eine partielle Aneignung der kommunistischen Periode. Trotz des ostentativen Antikommunismus der VMRO-DPMNE soll das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden, schließlich sind die offizielle Affirmation der makedonischen Nation und die Schaffung einer makedonischen Staatlichkeit (als Teilrepublik Jugoslawiens) Ergebnisse kommunistischer Politik. Ein besonders geeigneter Erinnerungsort für diese partielle Appropriation der jugoslawischen Zeit stellt Metodija Andonov-Čento dar: Der ehemalige Partisanenführer und erste Präsident von ASNOM (Anrifaschistischer Rat zur Nationalen Befreiung Makedoniens, faktisch das Parlament) fiel 1946 aufgrund seines Unabhängigkeitsstrebens und seiner großmakedonischen Ambitionen bei der kommunistischen Führung in Belgrad in Ungnade, die ihn ins Gefängnis werfen ließ. Mit ihm lässt sich somit sowohl der Gründung des Staates als auch der durch Tito vermeintlich oktroyierten Beschränkungen der nationalen Affirmation erinnern und gleichzeitig ein offiziell immer geleugneter Anspruch auf außerhalb der Landesgrenzen gelegene Gebiete der historischen Region Makedonien wenigstens andeuten.
  5. Auf den ersten Blick evident ist auch die ethnische und konfessionelle Exklusivität des Projekts. Die Denkmäler zeigen angebliche ethnische Makedonier und ihre vermeintliche Vorfahren; das muslimische Erbe wird konsequent ausgespart, obwohl Muslime heute rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung Makedoniens ausmachen. „Skopje 2014“ ist mithin ein an die Spitze getriebenes Vorhaben zur Ethnisierung und Christianisierung des urbanen Raumes einer multi-ethnischen und multi-konfessionellen Stadt. Skopje soll klar als makedonisch markiert werden; dieses Ziel ist Ausdruck der massiven Überfremdungsängste weiter Teile der ethnisch-makedonischen Bevölkerung, die eine albanische Dominanz fürchtet. Seit der Dezentralisierung im Zuge des sog. Ohrider Rahmenabkommens, mit dem der bewaffnete Konflikt von 2001 beendet werden konnte, herrscht ein massiver Kampf zwischen Makedoniern und Albanern um die Kontrolle von Gemeinden. Zudem sieht die Dezentralisierung weitreichende Rechte für ethnische Minderheiten vor, die mehr als 20 % der Bevölkerung einer Gemeinde ausmachen. In Skopje, dessen Randbezirke und Vororte teilweise eine albanische Mehrheit aufweisen, möchte die VMRO-DPMNE keine Zweifel daran aufkommen lassen, wem die Stadt „gehört“. Nicht zufällig steht eine riesige Philipp-Statue am linken Ufer des Vardars, d. h. im orientalisch geprägten Teil des Stadtzentrums; dort sind auch eine Reihe von Verwaltungsgebäuden sowie das neue Museum für den nationalen Befreiungskampf entstanden. Um die anti-albanische Stoßrichtung des Projekts noch deutlicher zu machen, gibt es auch ein Denkmal für die 2001 im Kampfe gegen die albanische Guerilla gefallenen makedonischen Sicherheitskräfte. Als Kompensation – schließlich sitzt eine albanische Partei mit in der Regierung – dürfen sich die Albaner auf einem Platz im alten Marktviertel austoben, wohin das unvermeidliche Skanderbeg-Denkmal verlegt werden soll.

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Neue Verwaltungsgebäude am linken Ufer des Vardars

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Die „Porta Makedonija“

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Das archäologische Museum

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Zar Samuil

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Das Museum des Kampfes für die makedonische Staatlichkeit Eigenständigkeit und für die Innere Makedonische Revolutionäre Organisation und für die Opfer des Kommunismus

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Das Außenministerium

Verteidiger

„Die Verteidiger Makedoniens“: Denkmal für die 2001 gefallenen Sicherheitskräfte

Neben der wenig subtilen nationalen Botschaft der Bauten und Denkmäler zeichnet sich das ganze Vorhaben durch eine Maskulinitätssemantik aus, die an das heroische Zeitalter eines urtümlichen, kämpferischen Nationalismus erinnert. Frauen finden sich bis auf eine Ausnahme keine: Ein an Kitsch kaum zu überbietender Brunnen zeigt die „Mütter Makedoniens“ – gemeint ist wohl Olympia, die Mutter Alexanders, die zu sehen ist, wie sie mit diesem schwanger geht, ihn dann säugt und aufzieht. Das ist der Platz der Frauen im Kampf der Nation: Helden in die Welt zu setzen und groß zu ziehen. Eine Reihe dieser Helden sind beritten – nicht nur Alexander der Große, sondern auch Nationalrevolutionäre des 19. Jahrhunderts, die man noch nie auf einem Pferd sitzend dargestellt gesehen hat. Gezückte Pistolen und Gewehre im Anschlag finden sich ebenso wie Schwert, Lanze und Schild. Philipp, Alexander und andere thronen auf hohen Piedestalen, Philipp II. mit in die Höhe gereckter Faust, Alexander mit gezogenem Schwert. Es scheint, als stecke der makedonische Nationalismus noch in seiner phallischen Phase – was seine nicht eingestandene Unsicherheit erklärt, die in Übersprungshandlungen wie den genannten Denkmälern resultiert. Eine 2013 veröffentlichte Studie erbrachte tatsächlich einen hohen Grad der Unsicherheit und Selbstzweifel bei den Befragten bezüglich der nationalen Identität.4

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 „Reiter auf Pferd“ (Alexander der Große);

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Vasil Čokolarov, Christo Uzunov

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„Die Mütter Makedoniens“

Bei so viel ostentativ vorgetragenem nationalem Heroismus stellt sich die Frage, ob sich hinter der grandiosen Fassade nicht eine große Portion Selbstzweifel verbirgt; eine souveräne nationale Identität, die ins sich ruht, kann sich über sich selbst lustig machen und bedarf nicht der permanenten Evokation in der Außenwelt in Form eines Themenparks – sie ist vielmehr vollkommen verinnerlicht. Die Botschaft der Denkmäler und Gebäude kommt hingegen mit der Faust ins Auge; sie ist so platt, so ohne Ironie und Ambivalenz, dass sich ein Mangel an Selbstsicherheit vermuten lässt. Das „Museum für den Kampf für die makedonische Staatlichkeit und Eigenständigkeit und die Innere Makedonische Revolutionäre Organisation“ verdeutlicht diese Vermutung am besten: Die Ausstellung ist nur mit Führung zu besichtigen, wobei die Führer keinen Zweifel an der Herrlichkeit und Würde des makedonischen Unabhängigkeitsstrebens lassen; Fotos im Museum zu machen, ist untersagt – weshalb hier leider die eigens (u. a. von russischen Malern) angefertigten Ölgemälde, die das Leid und den Befreiungskampf der Makedonier illustrieren, sowie die Wachsfiguren zur Darstellung historischer Szenen nicht gezeigt werden können. Offensichtlich sind sich die Macher der Ausstellung ihrer Sache nicht ganz so sicher und wollen es nicht der Vorstellungskraft der Museumsbesucher überlassen, welchen Reim sie sich auf das Gezeigte machen; dem grundsätzlichen Problem, dass die Autoren einer Botschaft die Rezeption nicht vorbestimmen können, versucht die Regierung durch extreme Image-Kontrolle zu begegnen. Die wohlmeinende Deutung von „Skopje“ als humorvoll übersteigertes Kommentar auf virulenten Nationalismus am Balkan scheidet somit als Interpretationsmöglichkeit aus. Premierminister Gruevski und Konsorten verstehen keinen Spaß.

Erreicht „Skopje 2014“ seinen Zweck? Wie es scheint, durchaus: Während viele (aber nicht alle) Intellektuelle das Projekt kritisieren und sich ausländische Journalisten darüber lustig machen, kann die VMRO-DPMNE auf den Zuspruch der Wähler bauen. Sie hätte die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Jahr 2014 wohl auch deutlich gewonnen, wenn diese fair gewesen wären (u. a. hat die Regierung die meisten Medien auf Linie gebracht). Der lautstarke, pubertäre Nationalismus, wie durch „Skopje 2014“ evoziert, kann an in der Bevölkerung weitverbreitete Antipathien anknüpfen, richtet er sich doch gegen Griechenland und die Albaner. Die politische Konsolidierungsfunktion nach innen, um VMRO-DPMNE zur konkurrenzlosen Stimme der ethnischen Makedonier zu machen, scheint das Projekt zurzeit erfüllen zu können. Selbst wenn einem großen Teil der Makedonier das Aussehen von „Skopje 2014“ nicht gefällt (laut einer Umfrage von 2013: 40 %) und die Mehrheit es für zu teuer hält5 , so ist vielfach die Meinung zu hören, dass die aktuelle Regierung wenigstens etwas baut – im Gegenzug zur Stagnation der Jahre zuvor. Die Propagierung der Kontinuität mit den antiken Makedoniern zeigt bereits Wirkung: Bei einer im September 2013 durchgeführten repräsentativen Umfrage rangiert bei der Frage nach der für die Formierung der makedonischen Identität wichtigsten historischen Persönlichkeit unter den ethnischen Makedoniern Alexander der Große bereits auf Platz 3 (12 %), nach Gove Delčev und den Heiligen Kyrill und Method, aber deutlich vor Tito.6

Auch nach außen geht die Rechnung bisher auf: „Skopje 2014“ und andere identitätspolitische Initiativen vertiefen die Kluft zu Griechenland und sorgen regelmäßig für Streit mit Bulgarien. Eine EU-Integration wird somit immer unwahrscheinlicher; und an einer solchen können Premier Gruevski und seine Partei kein Interesse haben, denn ihr autokratischer Klientelismus verträgt sich nicht mit einer EU-Mitgliedschaft. Gleichzeitig kann Gruevski rhetorisch das Ziel des EU-Beitritts beschwören, weiß er ja, dass Griechenland verlässlich sein Veto gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen erheben wird. „Skopje 2014“ ist darüber hinaus Teil einer Strategie des nation branding, das die heutigen Makedonier zu den einzigen legitimen Erben des antiken Makedonien erklärt. Die Betonung der Antike und des Christentums – so auch in dem häufig auf CNN zu sehenden Tourismuswerbeclip „Macedonia Timeless“ (siehe: http://www.youtube.com/watch?v=X4o-HYI34C8) – verankert Makedonien fest in einer europäischen Tradition und präsentiert Makedonien als authentischen Sachwalter dieses Erbes. In einer Zeit, in der Nationalstaaten zu Marken werden, um damit Touristen und Kapital anzulocken, setzt die makedonische Regierung ganz auf den Wiedererkennungswert antiker und christlicher Symbolik. Mit der Anlockung von Kapital aus dem Ausland klappt es noch nicht richtig, aber immerhin kommt eine steigende Zahl von Touristen nach Makedonien: Stolz berichtete vor kurzem die regierungsnahe Tageszeitung „Dnevnik“, dass die Zahl der ausländischen Touristen, die Skopje besuchten, von 127 266 im Jahr 2009 auf 163 623 im Jahr 2013 gestiegen ist.7 Ob dies die materiellen und politischen Kosten von „Skopje 2014“ kompensieren kann, sei dahingestellt.

Bei allen Ideosynkrasien verweist „Skopje 2014“ auf generalisierbare Entwicklungen am Rande von EU-Europa: In von mangelnden Chancen auf baldige EU-Mitgliedschaft und den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogenen Gesellschaften greifen Regierungen auf Formen und Inhalte eines romantischen Nationalismus zurück, der aus der Zeit gefallen scheint (das ungarische Beispiel zeigt, dass auch EU-Mitgliedsländer von offiziellem Obskurantismus nicht gefeit sind). Identitätspolitik soll nach innen die Unterstützung der Bevölkerung für Regierungen, die ansonsten wenig zu bieten haben, konsolidieren und nach außen hin die jeweilige Nation als klar identifizierbare Marke positionieren (Makedonien erlebt dabei, was es heißt, die „Markenrechte“ auf die Vergangenheit eines trotz allem mächtigeren Staates, der von dem für sich beanspruchten antiken Erbe enorm profitiert, herauszufordern). So übersteigerte und beinahe hilflos wirkende nationalistische Inszenierungen wie von „Skopje 2014“ entwerfen ein Zerrbild von Europa, das Antike und Christentum betont, um Islam und Kommunismus zu exkommunizieren. „Skopje 2014“ sollte daher nicht bloß als Absonderlichkeit eines wenig wichtigen Landes und Ausdruck einer balkanischen Neigung zum nationalistischen Exzess gelesen werden, sondern als reale Manifestation dessen, was die extreme Rechte auch anderswo in Europa anstrebt: ein selbstbezüglicher Nationalismus als Antwort auf die Globalisierung, garniert mit Autokratie und Anti-Pluralismus.

Fotonachweis: alle Fotos, soweit nicht anders angegeben: Ulf Brunnbauer (2013)

  1. „Osnoven sud. Ivanoski kaznet so 300.000 denari“, http://dnevnik.mk, 20.2.2014.
  2. Seit 2008 bilden die VMRO-DPMNE und die größte albanische Partei, Demokratischen Union für Integration (DUI), eine Koalitionsregierung; unausgesprochene Grundlage der Übereinkunft ist die Nichteinmischung in die Belange der jeweils anderen ethnischen Gruppe – und die Aufteilung der Pfründe des Staates unter den Parteigängern der beiden Regierungsparteien.
  3. Nikos Čausidis: Proektot Skopje 2014 – skicii za edno naredno istražuvanje. Skopje 2013, 76.
  4. Institut of social sciences and humanities, Skopje: Skopje 2014 Project and ist Effects on the Perception of MAcedonian Identity Among the Citizens of Skopje, 2013, http://www.isshs.edu.mk/index.php?newsinfo=77.
  5. Laut dieser Umfrage („Skopje 2014 Polly by ISSHS) stößt „Skopje 2014“ bei 28 % der Befragten auf Gefallen und 22 % gefällt es zumindest teilweise. Siehe http://infogr.am/skopje-2014-poll-results-by-isshs?scr=web.
  6. http://infogr.am/skopje-2014-poll-results-by-isshs?src=web.
  7. „Raste brojot na turisti vo Skopje“, http://dnevnik.mk, 5.7.2014.

Quelle: http://ostblog.hypotheses.org/255

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Neue Rezensionen: H-Soz-u-Kult

muffin9101985, Open Books, Jan. 2009 (https://www.flickr.com/photos/muffin9101985/3185622240/in/photolist-5Rv9vo-6YF7m1-982gJi-982gJv-f3NVn4-cqQpjS-d9UXsC-cw5ipU-8ymiNR-3T12T-5esdNB-5kVMv-4mBU3C-8AqFVD-9vcKQF-9vcKTa-5M7pS4-etCCMn-cqQvxq-cv3GJd-6WWGHW-zHXTh-6tRANK-8AqJnr-juhvhX-6hoXHu-8AqJAH-8AqFYa-a6FqTF-oC4k1Y-DTS9q-46tL9y-5QE7x8-oZTteP-a3Uq1v-zHXTi-6Mzhen-8KxBBC-8KgPTs-6iWwQa-9TqMEg-b25nMg-3bKMnV-3bQfRs-3dgR7x-EDe2h-Gn9mC-3oMfJX-mhK8UZ-DTSfP
CC (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/)

In den letzten Monaten sind interessante Bücher aus dem Bereich der historischen Bildforschung auf H-Soz-u-Kult rezensiert worden. Wir stellen einige davon auf Visual History vor.

 

Jutta von Zitzewitz, Die Stadt, der Highway und die Kamera. Fotografie und Urbanisierung in New York zwischen 1945 und 1965
Deutscher Kunstverlag, Berlin 2014
rezensiert von Clemens Zimmermann, redaktionell betreut von Jan-Holger Kirsch

Zitzewitz, Stadt

Das mit 114 Schwarz-Weiß-Abbildungen und 9 Farbtafeln ausgestattete Buch geht von einem aktiven Wechselverhältnis zwischen Fotografie und „Urbanisierung“ aus. Untersucht werden sollen die „Verflechtungen“ medialer Praxis und der Transformationen des Stadtraums, ebenso – weiter gefasst – die Beziehungen der Fotografie zum „Feld des Urbanen“ sowie „der Einfluss der Fotografie auf die Urbanistik“ (S. 9, 14, 19, 21). Die Fotografie hatte, so die theoretische Setzung, gegenüber dem Fernsehen in der visuellen Kultur der Periode 1945–1965 noch Bedeutungshoheit, jedenfalls im untersuchten Zusammenhang. Die Kunsthistorikerin Jutta von Zitzewitz hebt in ihrer Dissertation auf die Polarität von „Magazinfotografie und unabhängiger Autorenfotografie“ ab und holt weit in die Geschichte der amerikanischen Dokumentar- und Landschaftsfotografie aus, vor allem in die Periode des New Deal.

 

Sarah E. James, Common Ground. German Photographic Cultures Across the Iron Curtain
Yale University Press, New Haven 2013
rezensiert von Sarah Goodrum, redaktionell betreut von Jan-Holger Kirsch

James, Common

Sarah James’ comparative study of photography in Cold War East and West Germany considers the serial photographic image, or photo-essay, as an intervention deployed by documentary photographers, theorists, and exhibition designers on both sides of the Berlin Wall. Proceeding from an introduction that pits Edward Steichen’s iconic 1955 exhibition “The Family of Man” at MoMA in New York against the comparatively obscure Bertolt Brecht volume “Kriegsfibel,” also published in 1955, as equal and opposite photographic reactions to the post-war impulse toward collective humanism in the 1950s, James goes on to interrogate a series of photographic projects in the East and West that serve as intersection points for communication among the two Germanys, as well as a host of other contemporary and past influences both within and outside the German speaking world.

 

Hubert Locher/Adriana Markantonatos, Reinhart Koselleck und die Politische Ikonologie
Deutscher Kunstverlag, Berlin 2013
rezensiert von Isabelle de Keghel, redaktionell betreut von Jan-Holger Kirsch

Locher, Koselleck

Das Interesse des Historikers Reinhart Koselleck an der Fotografie und an der Bildforschung ist im Bewusstsein der akademischen Öffentlichkeit wenig präsent, denn der 2006 verstorbene Gelehrte ist vor allem als Begriffshistoriker bekannt geworden: Die von ihm konzipierten und mitherausgegebenen „Geschichtlichen Grundbegriffe“ sind ein Standardwerk. Auch seine Forschungen zu historischen Umbrüchen in der Zeitwahrnehmung wurden breit rezipiert.

 

Silke Betscher,Von großen Brüdern und falschen Freunden. Visuelle Kalte-Kriegs-Diskurse in deutschen Nachkriegsillustrierten
Klartext Verlag, Essen 2013
rezensiert von Magdalena Saryusz-Wolska, redaktionell betreut von Jan-Holger Kirsch

Betscher, Brüdern

Man könnte behaupten, der Ausbruch und die Geschichte des Kalten Krieges seien bereits so umfangreich beschrieben worden, dass wenig Platz für neue Forschungskonzepte geblieben ist. Und dennoch: Silke Betschers Buch bietet einen eigenständigen, anregenden Zugang. Die Forschungsfrage ihrer 2010 in Liverpool abgeschlossenen Dissertation ist ebenso simpel wie relevant: Wie wurden die Anfänge des Kalten Krieges in ost- und westdeutschen Illustrierten visualisiert, dabei insbesondere auf Fotografien und Landkarten, und welche Bedeutung hatten diese Visualisierungen? Die Arbeit ist interdisziplinär angelegt – zwischen Medien- und Pressegeschichte, Visual History und Diskursanalyse.

 

Michael Wobring/Susanne Popp, Der europäische Bildersaal. Europa und seine Bilder
Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts. 2013
rezensiert von Markus Furrer, redaktionell betreut von Heike Christina Mätzing

Europäische Bildersaal

Geschichtsbilder – ob imaginiert oder als visuelle Darstellungen – beeinflussen als gedeutete Vergangenheit das Gegenwartsverständnis und die Zukunftserwartung. Sie sind Elemente der „gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit“. Nationales Denken und damit verbundene historische Identitäten wurzeln häufig in Geschichtsbildern, die in nationalen Geschichtskulturen ihre Verankerung und Verbreitung haben. Seit einigen Jahren lässt sich in europäischen Schulgeschichtsbüchern jedoch ein konvergierendes Inventar von Bildern ausmachen, denen europaweit ein historischer Erinnerungswert zugeschrieben werden kann. Mit solchen Bildern lassen sich Brücken zwischen den national unterschiedlich ausgeprägten Geschichtskulturen schlagen. Welches sind diese Bilder „im europäischen Bildersaal“ und welche Zugänge eröffnen sie?

 

Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 12 (2013): Visual History
Hrsg. von Markus Bernhardt (Duisburg/Essen), Zeitschrift: Michael Sauer, Charlotte Bühl-Gramer, Anke John, Marko Demantowsky, Alfons Kenkmann
Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 2013

Im Zentrum des Begriffs Visual History steht der programmatische Anspruch, mit seiner Anwendung den älteren Begriff der „Historischen Bildkunde“ zu überwinden, indem visuelle Quellen nicht mehr nur als Dokument von außerhalb ihrer selbst liegenden Tatbestände im Sinne von „Überrest“ und „Tradition“ analysiert werden sollen. Der Visual History geht es stattdessen um die Visualität der Geschichte als eigenem Wirkungsfeld. […] Visuelle Medien stehen demnach nicht nur für etwas, was man ihrem materialen Charakter mit Zeichen deutenden Interpretationsmethoden entnehmen kann, sie erschaffen durch ihre Medialität vielmehr eine eigene Wirklichkeit, die es zu erforschen gilt.

muffin9101985, Open Books, Jan. 2009 (https://www.flickr.com/photos/muffin9101985/3185622240/in/photolist-5Rv9vo-6YF7m1-982gJi-982gJv-f3NVn4-cqQpjS-d9UXsC-cw5ipU-8ymiNR-3T12T-5esdNB-5kVMv-4mBU3C-8AqFVD-9vcKQF-9vcKTa-5M7pS4-etCCMn-cqQvxq-cv3GJd-6WWGHW-zHXTh-6tRANK-8AqJnr-juhvhX-6hoXHu-8AqJAH-8AqFYa-a6FqTF-oC4k1Y-DTS9q-46tL9y-5QE7x8-oZTteP-a3Uq1v-zHXTi-6Mzhen-8KxBBC-8KgPTs-6iWwQa-9TqMEg-b25nMg-3bKMnV-3bQfRs-3dgR7x-EDe2h-Gn9mC-3oMfJX-mhK8UZ-DTSfP CC (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/)

Open Books, Januar 2009 (Flickr/muffin9101985), Lizenz CC

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/09/23/neue-rezensionen-auf-h-soz-u-kult/

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Wie findet man die Büchse der Pandora? Zur Konzeption des freigeschalteten Online-Themenportals “Balkankriege 1912/13″

https://www.vifaost.de/themenportale/balkankriege/

Die Ordnungsprinzipien im Netz verlangen andere Verfahren, Informationen zu strukturieren. David Weinberger spricht von der „Macht der digitalen Unordnung“ und sagt im Zuge des digitalen Wandels fundamentale Veränderungen bei unseren Ideen und Organisationen und beim Wissen selbst voraus.1 Das Browsen ersetze künftig das gezielte Suchen und Finden von Information. Assoziation und Serendipität würden zum Prinzip. Diese Techniken sind an sich nicht neu: Verweise, Fußnoten und Literaturverzeichnisse bieten auch in analogen Medien die Chance, auf den gerade benötigten Baustein zur Vollendung oder einen wichtigen Impuls für die eigene Arbeit zu stoßen. Neu ist vielmehr, dass anstelle eines vertikal aufeinander aufbauenden Verzeichnissystems (vom Buch zum anderen Buch, vom Katalogzettel zum anderen Katalogzettel usf.) ein durchweg in der horizontalen über HTML und HTTP vernetztes und gleitendes System entstanden ist. Es sind nicht mehr strukturierte Darstellungen von Metadaten, in denen eine Ressource einmal beschrieben wird, sondern Suchmaschinen, die fast alle Seiten fast aller im Internet offener Dokumente auf der Basis von Volltextdatenbanken als Ergebnis liefern können. Die Eingabe Erster Weltkrieg bei google.de kam (von meinem Dienst-PC aus) am 17. September 2014 auf ca. 1.080.000 Treffer. „What do you do with a million documents?”2 Angesichts derartiger Trefferzahlen wird deutlich, dass zielgerichtetes Suchen nach dem Muster „Übersicht schaffen, Materialauswertung, Präzisierung der Fragestellung, erneute Recherche“ bereits an seinem ersten Punkt scheitern muss. Dementsprechend intensiv fallen die Bemühungen von Bibliotheken und wissenschaftlichen Einrichtungen aus, durch Zusammenführung, Aggregation und Organisation von Ressourcen im WWW, die horizontale Weite des Suchmaschinenparadigmas übersichtlicher zu ordnen und Zugänge zu erleichtern. Diese Initiativen firmieren unter verschiedenen Bezeichnungen: Collections, Exhibitions, Sammlungen, übergreifend und am häufigsten werden sie unter dem Begriff Portal subsumiert. Und 2014 widmet sich eine ansehnliche Zahl derartiger Initiativen dem Ersten Weltkrieg.3

Bulgarische Truppen vor Adrianopel / Edirne, 1913.
Foto: Ivan Slivkov, Rechteinhaber: Държавна агенция ”Архиви”, Lizenz: http://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/

Das Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg (IOS) trägt im Rahmen des Projektes OstDok4 zur Organisation von Informationen zum Ersten Weltkrieg bei und fokussiert die Ereignisse in Ost- und Südosteuropa, die generell im Schatten der Westfront stehen. Als erster Beitrag wurde ein Themenportal zu den Balkankriegen 1912/13, den Vorboten des Großen Krieges5, konzipiert, das nun in einer Betaversion auf der ViFaOst6 freigeschaltet. Den Kern des Portals bildet ein umfangreiches Nachweissystem online zugänglicher Quellen und Forschungsmaterialien. Aus internationalen Katalogen und Rechercheplattformen wurden digitalisierte Dokumente erfasst, verlinkt und in Kategorien (Quellen, Ego-Dokumente, Forschungsliteratur etc.) angelegt, so dass zielgerichtete Retrieval-Operationen zu einem direkten Zugriff auf die gewünschte Ressource führen. Das Angebot reicht von Schlüsseldokumenten wie dem Bericht der Carnegie-Kommission über Cemal Pașas Erinnerungen bis hin zu aktuellen Standardwerken wie Katrin Boeckhs Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg: Kleinstaatenpolitik und ethnische Selbstbestimmung auf dem Balkan und strukturiert dabei die Sammlung heterogener Materialien.

Screenshot des Themenportals unter: https://www.vifaost.de/themenportale/balkankriege/

Portale sammeln jedoch nicht nur zum Zwecke verbesserter Recherche, sondern kontextualisieren Dokumente. Das Themenportal ist kein bloßer Katalog, sondern wird durch Einführungen und einen Apparat quasi zu einer eigenständigen Publikation angereichert. So wurden für das Portal eigens wissenschaftliche Essays zum Einstieg in zentrale Fragestellungen des Themas verfasst (z.B. ein Beitrag von Katrin Boeckh zu Kriegsführung und Kriegsverbrechen 1912/13). Als Werkzeuge zur vertieften Beschäftigung mit den Balkankriegen fungieren mit Hyperlinks versehene dynamische Karten, eine Chronologie sowie eine Ortskonkordanz. Ein Verzeichnis von derzeit 139 wichtigen Akteuren der Jahre 1912/13 auf dem Balkan liefert eine Basis zu personenbezogener Forschung und durch Verknüpfung mit Normdaten7 und biographischen Nachschlagewerken8 zu weiterführenden Wissensknoten. Das Themenportal wäre nur ein weiterer Baustein in der verzweigten Architektur des WWW, würde es statisch ins Netz gebracht. Tag für Tag werden zudem im Internet neue Zugänge, weitere Ressourcen erzeugt. Daher ist das Portal auf Kollaboration mit der Fachgemeinde angewiesen, die das Angebot hoffentlich registriert und sich an dessen Ausbau durch Meldung von Dokumenten und Websites beteiligt. Gerade in der Möglichkeit, organisch zu wachsen, besteht der große Reiz von Wissensbasen im Netz, die eben nicht wie etwa eine gedruckte Bibliographie mit einem Bucheinband abgeschlossen werden müssen. Anregungen, Ergänzungen oder Korrekturen können jederzeit über eine Nachricht an themenportal@ios-regensburg.de eingebracht werden.

  1. S. David Weinberger. Everything Is Miscellaneous. The Power of the New Digital Disorder. New York: Times Books, 2007.
  2. Vgl. Gregory Crane. What Do You Do with a Million Books?: D-Lib Magazine 12, No. 3, 2006, http://www.dlib.org/dlib/march06/crane/03crane.html (abgerufen am 18. September 2014).
  3. S. http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/, http://www.europeana1914-1918.eu/de, http://ww1.discovery.ac.uk/, http://www.operationwardiary.org/, http://www.europeanfilmgateway.eu/de/content/efg1914-projekt (alle abgerufen am 18. September 2014).
  4. http://www.ostdok.de (abgerufen am 18. September 2014).
  5. Auf http://www.europeanfilmgateway.eu/de/content/efg1914-projekt werden die Balkankriege gar als Bestandteil des Ersten Weltkriegs aufgeführt.
  6. http://www.vifaost.de (abgerufen am 18. September 2014).
  7. Z.B. der Gemeinsamen Normdatei, http://www.dnb.de/DE/Standardisierung/GND/gnd_node.html;jsessionid=0E083FB1180F6C7EB68C517E6BB30FF6.prod-worker3 (abgerufen am 26. Mai 2014).
  8. Z.B. dem Biographie-Portal, http://www.biographie-portal.eu/ (abgerufen am 26. Mai 2014).

Quelle: http://ostblog.hypotheses.org/236

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Guck mal, wer da bloggt 15! (Internationale) Blogs bei de.hypotheses.org

dirks LEGO globe - 01Globe Blogging statt Globe Trotting! Der Wunsch nach internationalem Austausch über Forschung ist seit der Erfindung des World Wide Web leicht zu erfüllen. Auch bei hypotheses.org entscheiden sich deshalb immer mehr Mitglieder dazu, auf Englisch zu schreiben. Die Beta-Version der englischen Startseite ist seit kurzem online. Grund genug, hier einige (hauptsächlich von international ausgerichteten Forschungsgruppen geführte) Blogs vorzustellen, bei denen die wissenschaftlichen Fühler gen weite Welt ausgestreckt sind.

Eine Liste vergangener Artikel der “Guck mal, wer da bloggt!”-Serie ist am Ende dieses Textes zu finden. Sämtliche bereits katalogisierte deutschsprachige Blogs sind im hier einsehbaren Katalog von OpenEdition verzeichnet.

 

 

Ready…steady…BLOG!

 

Heidelberg Media Network

Die Universität Heidelberg bietet mit diesem englischsprachigen Blog seinen Studentinnen und Studenten, die Forschung zu Medien und Kultur betreiben, eine Plattform zum Austausch. Da eine Abteilung zur instensiveren transdisziplinären Auseinandersetzung mit Medienkulturen, -produkten und -inhalten in Heidelberg noch nicht existiert, wurde ein virtueller Ort geschaffen, um schon jetzt Raum für diesen Bereich zu bieten. Über die universitären Grenzen hinaus werden auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Institutionen aufgefordert, am Dialog teilzunehmen und dabei zu helfen, das Netzwerk auszubauen.

Digital Intellectuals

Auch die Humboldt-Universität in Berlin nutzt hypotheses.org, um ihre Nachwuchsgruppe “Berliner Intellektuelle 1800-1830“, deren Projektarbeit noch bis Juni 2015 dauern wird, online zu begleiten. Die schriftlichen Hinterlassenschaften der Intellektuellen werden im Rahmen dieser Arbeit editiert und digitalisiert, wobei das Blog als Tagebuch der Gruppe dient. Geführt wird es von ihrer Leiterin Anne Baillot, die die Artikel mit unverkennbarem Spaß an der Sache verfasst und sich regelmäßig die Zeit nimmt, nicht nur die neuesten Erkenntnisse und Abenteuer der Gruppe zu dokumentieren, sondern auch ihre Liebe zur Deutschen Bahn und zu Schokolade mit der Leserschaft zu teilen und mal ein ernstes Wort an Wikipedia zu richten.

The Dragonfly’s Gaze

Hinter dem poetischen Titel steckt die Idee, die Welt im Allgemeinen und computergestützte Textanalyse im Speziellen wie durch die zahlreichen Augen einer Libelle, also aus verschiedensten Blickwinkeln, zu betrachten und die daraus entstehenden Erkenntnisse zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Der Blickende ist Christof Schöch, der an der Universität Würzburg am Lehrstuhl für Computerphilologie im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes DARIAH-DE (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) forscht. Er ist übrigens von Anbeginn an Mitglied unserer Redaktion!

Humanitarianism & Human Rights

Fabian Klose, der momentan am Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG) an seinem Habilitationsprojekt “In the Cause of Humanity. Humanitäre Intervention, internationale Öffentlichkeit und die Internationalisierung von humanitären Normen im 19. Jahrhundert” arbeitet, bloggt hier über die Geschichte der Humanität und der Menschenrechte. Sein Ziel ist es, die Vernetzung internationaler Forschender dieses Gebiets zu fördern und gemeinsam über forschungsrelevante Fragestellungen zu diskutieren.

Early modern revolts as communicative events

Auch die Forschungsgruppe um das von der Exzellenzinitiative geförderte Projekt zu “Revolten als Kommunikationsereignisse der Frühen Neuzeit” an der Universität Konstanz bloggt auf Englisch bei hypotheses.org über aktuelle Forschungsergebnisse und relevante Fragestellungen. Die geschichtliche Signifikanz von Revolten soll interdisziplinär und mit besonderem Fokus auf kommunikative Aspekte wie Drohungen oder die Vermittlung politischer Ansichten und Forderungen untersucht werden.

Newspaper history – The Birth of the Newspaper in 17th Century

Sein Dissertationsprojekt “Printed newspaper in seventeenth century England, Germany, France and the Netherlands. The Impact of new media functionality on the reader”, das er an der University of St. Andrews in Schottland seit 2013 durchführt, begleitet Jan Hillgaertner mit diesem Blog. Da die ersten Zeitungen im heutigen Sinne im 17. Jahrhundert entstanden, konzentriert sich der Doktorand auf Dokumente aus diesem Jahrhundert und vergleicht dabei vor allem Schriften aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden miteinander. Die Integration des Mediums in den Alltag des gemeinen lesenden Volkes und typographische Besonderheiten sind dabei von besonderem Interesse.

Diversitas Religionum

Gemeinsam mit zwei (zugegebenermaßen noch nicht gefundenen) Doktoranden möchte Sita Steckel, die eine Juniorprofessur für die Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters am Historischen Seminar der Universität Münster innehat, an ihrem aktuellen Forschungsprojekt “Diversitas religionum. Zur Grundlegung eines europäischen Diskurses religiöser Diversität im 13. Jahrhundert” arbeiten. Da das Blog noch im Aufbau ist, werden momentan hauptsächlich Konferenzen in dem Forschungsbereich angekündigt.

History of Heralds

Frau Steckels Kollege Torsten Hiltmann, der ebenfalls Juniorprofessor für mittelalterliche Geschichte in Münster ist, führt ein Workshop- und Buchprojekt zum Thema Herolde in Eurpoa durch. Auch wenn das dazugehörige Blog erst seit Januar existiert, hat Hiltmann (der übrigens ein ehemaliger Mitarbeiter des DHIP und ehemaliger Stipendiat der Max Weber Stiftung ist) bereits ausgesprochen fleißig gepostet – sowohl auf Englisch und Deutsch als auch auf Französisch. Im März fand der erste Workshop zum Thema statt.

MusMig-Blog

“MusMig” steht für Music Migrations und widmet sich der Geschichte migrierender Musikanten in der Frühen Neuzeit, hauptsächlich innerhalb Europas. Die Forschungsgruppe um das Projekt besteht aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Kroatien, Slowenien, Polen und Deutschland und spiegelt somit das Thema des heutigen “Guck mal wer da bloggt!”-Artikels wahrscheinlich am besten wider. Gefördert wird das Projekt, an dem von Deutschland aus die musikwissenschaftliche Abteilung der Universität Mainz und Forschergruppen aus Berlin teilnehmen, als eines von 15 durch HERA – Humanities in the European Research Area.

 

Siehe auch

Mareike König, Guck mal wer da bloggt! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 24.4.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/485

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 2! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.6.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/527

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 3! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 27.8.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/622

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 4! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 22.10.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/732

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 5! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.01.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/875

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 6! Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 09.07.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1452

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 7! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 01.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1528

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 8! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 29.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1566

Sascha Foerster, Look Who‘s Blogging! Special edition – Blogs at de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.09.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1628

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 10! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.01.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1861

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 11! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 21.03.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2207

Aline Possél, Guck mal wer da bloggt 12! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 14.05.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2293

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 13! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 04.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2294

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 14! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 28.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2295

 

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Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2296

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