Arbeiten in der British Library

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Inspiriert von diesem Artikel zu dem praktischen Umgang mit Archiven in Frankreich (sprich: Paris) ein paar Eindrücke von meiner ersten Forschungsreise nach England (sprich: London):

Sprache: ich bin angenehm erstaunt, wie unproblematisch der Umgang der Londoner mit allen möglichen Attacken auf ihre Sprache ist – sie sind geduldig, wenn ich nachfragen muss; sie stören sich nicht, wenn ich nach dem richtigen Ausdruck suche und lassen sich auch auf umständliche Beschreibungen ein. Umgeben von zahlreichen Leuten, die englisch nicht als Muttersprache haben, liegt der Schwerpunkt hier darauf, dass man sich irgendwie verständigt und alle haben Geduld für eventuelle Verzögerungen und Probleme.

Leute: Direkt anschließend, Geduld und Hilfsbereitschaft und eine relaxte Einstellung zu allem zeichnen generell hier den Umgang aus. Fluchen kann ich hier nicht lernen, auch wenn ich jeden Tag durch den Londoner Verkehr muss – alle haben sich an den Stress gewöhnt, den diese ungeheure Anzahl Menschen, die sich tagtäglich in London bewegen, auslöst und alle versuchen, durch eine entspannte Haltung den Stress weitestgehend zu reduzieren – meine bisherige Erfahrungen mit einer “Weltstadt” war Berlin – ich muss sagen, Londoner Einstellungen gefallen mir deutlich besser

British Library und andere Forschungsinstitute: die Anmeldung ist eigentlich recht einfach; alle Infos finden sich üblicherweise auch irgendwo auf der Homepage. Besonderheit für Deutsche ist, dass man fast überall eine Bestätigung der Adresse (jenseits vom Perso) vorweisen muss – es bietet sich daher an, einen neueren Brief von der Bank oder Stromversorgung oder anderes offizielles immer dabei zu haben. Ebenfalls braucht man mindestens zwei Nachweise der Unterschrift (z.B. Perso und Kreditkarte). Unverzichtbar ist ebenfalls, die komplette Adresse seiner Londoner Unterkunft zu kennen (inkl. Postleitzahl)

Im Lesesaal: in den zahlreichen Lesesälen der British Library herrschen diverse Regeln, die vom Sicherheitsdienst überprüft werden: beim Eintritt sollte man seinen Leseausweis vorzeigen (man kann sich auch so in der British Library bewegen und an diversen Plätzen in der Halle arbeiten, in die Lesesäle aber nur mit Ausweis). Größere Taschen sind nicht erlaubt, bei den Spinden bekommt man aber jederzeit durchsichtige Plastiktüten für seinen Kram. Als Schreibwerkzeug sind nur Bleistifte erlaubt – weder Highlighter noch (und das ist besonders hart für mich) Kugelschreiber. Ich habe mir dann erstmal Bleistifte kaufen müssen.
Getränke (geschweige denn Essen, selbst Hustenbonbons) sind ebenfalls nicht erlaubt – es gibt jedoch außerhalb der Lesesäle Wasserfontänen, an denen man sich bedienen kann.
Während es einige Referenzwerke in den Lesesälen in frei zugänglichen Regalen gibt, muss das meiste über den Katalog bestellt werden. Die erste Einrichtung des Benutzerkontos, des Internets und aller Einstellungen dauert etwas – auch weil das WiFi spätestens ab Mittag völlig überlastet ist und häufig abstürzt. An den Theken in jedem Lesesaal zeigt man dann seinen Leserausweis (den man ohnehin immer bei sich haben sollte) vor und bekommt die Bücher (oder die Mikrofilme, aber nicht beide Formate auf einmal)

Die Arbeitsplätze sind gut ausgestattet – gepolsterte Stühle, eigene Lampe, Steckdose und teils mit Haken für Notebook-Schlösser. Jeder Arbeitsplatz hat zudem eine Nummer, die man beim Abholen der Bücher angeben muss.

So, dies waren die Eindrücke einer deutschen Historikerin in der BL, London. Generell möchte ich dann noch auf das Archiv-Wiki der AHA verweisen, indem auch nützliche Informationen zu finden sind und bei dem der Archivreisende weitere Infos loswerden kann.

English version:

Inspired by this german article on a trip to the archives and libraries in Paris and the problems, Germans will face because of the differences in scholarly culture, I want to tell you a bit more about my experiences in London, in the British Library.

Firstly, I am quite amazed (and deeply thankful) for the laid back attitude here in this huge city. Despite the traffic and everything else overflowing with people everyday, everyone is quite relaxed and tries to make everything run smoothly.

For the British Library – for registration it’s important to know, to bring some proof of adress (a letter adressed to you by some official institution like a bank or the water provider) with you – you’ll need it. And you’ll need mostly two copies of everything (two proofs of adress, two different documents with your signature and your photo). Also, you’ll often need your exact London adress (including the postal code) for registration somewhere.

The reading rooms at the BL are equipped with everything you might need: extra light for every desk, electrical outlet and comfy chairs. Every desk has a number, you’ll need when collecting ordered books. To use the reading room and to order books, you’ll need a reader card, which you have to show when entering the reading room and collecting books. You can also work on different venues in the entrance hall and on the floor – just without using the immense collection here.
For using the WiFi and installing everything, you should plan some extra time – and if you can, do it in the morning, when the WiFi isn’t as overloaded as in the afternoons.

I hope, I’ve given you a little bit insight into working at the BL. I also want to direct you to the archive wiki of the AHA here, where you’ll find information on different archives and libraries all over the world.

Quelle: http://csarti.net/2012/03/arbeiten-in-der-british-library/

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CfP: «Vom Wandel der historischen Fachkommunikation»

Seit einigen Tagen sind die Panel-Themen der 3. Schweizerischen Geschichtstage (7. bis 9. Februar 2013) im Netz. Zu allen Panels können ab sofort noch Vorschläge eingereicht werden! Mit diesem Vorgehen geben die Organisatorinnen und Organisatoren allen Forscherinnen und Forscher die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Beitrag um die Aufnahme in einem Panel zu bewerben. Unter [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6060

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Only Three? – Still Three

Ich musste schmunzeln, als ich mir in der Mittagspause in der Treasure Gallery den Bereich zur Magna Carta von 1215 angesehen habe. Direkt am Eingang wird der Besucher informiert, dass “Only three of the original clauses in Magna Carta are still law.” – Ich finde es höchst erstaunlich, dass immer noch 3 Klauseln aus einem Dokument von 1215 (vor fast 800 Jahren!) rechtsgültig sind.

English version:
I had to smile a bit, when entering the Treasure Gallery at British Library and seeing the comment on Magna Carta “Only three of the original clauses in Magna Carta are still law.” – I personally think, it’s quite astonishing that after nearly 800 years there still are legal clauses originating in this document from 1215!

Quelle: http://csarti.net/2012/02/only-three-still-three/

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London calling

Während ich dies hier schreibe, sitze ich im 2. Stock der British Library, London, im Humanities Reading Room 2 und bin erstaunt, wieviel hier los ist! Zudem gibt es so einige Eigenheiten der BL, an die ich mich noch gewöhnen muss – in erster Linie, dass ich keine Wasserflasche mit in den Lesesaal bringen darf und ich mich erst mit Bleistiften eindecken musste, da alles andere strikt verboten ist (und ja, es gibt Security, die das kontrolliert).

Erstaunlich finde ich auch, dass das WLan so langsam und umständlich ist – ich habe mich gestern eine Stunde damit beschäftigen müssen, alles einzurichten und auch heute erfolgt das einloggen über drei Schritte (was immerhin schneller ist als die Buchbestellung selbst).

In den nächsten 6 Wochen habe ich dann genügend Zeit mich an die englischen Eigenheiten (aus deutscher Sicht) zu gewöhnen und hoffe, ab und an auch daran zu denken, hier im Blog zu berichten.

So, was mache ich nun eigentlich hier?:

Ich werde für einen Monat vom DHI London (hier auch ein Blog einer DHI Praktikantin) unterstützt um in Ruhe an meiner Diss zu arbeiten und dafür die Londoner Ressourcen nutzen zu können. Für mich heißt das in erster Linie British Library, die im Unterschied zu deutschen Bibliotheken auch Aufgaben eines Archivs erfüllt. Besonders Druckwerke, wie z.B. Pamphlete aller Art und monarchie-nahe Dokumente finden sich hier (und sind für mich besonders interessant). Ansonsten ist es auch nicht zu unterschätzen, wie hilfreich es ist, (fast) alle relevante Literatur, über die ich bei Recherchen stolpere, direkt bestellen zu können und innerhalb von spätestens zwei Tagen zu haben.

Ansonsten ist dies auch meine erste Reise nach England (und ja, Linksverkehr ist auch für Fußgänger verwirrend – gut, dass es in London recht viele Übergänge gibt, wo netterweise “look left” oder “look right” auf die Straße gemalt ist) und ich bin gespannt, was es alles zu entdecken gibt. Eins habe ich schon gelernt: Londoner Häuser sind schmal (Busse übrigens auch), dafür hoch. Auch meine sonst nicht so vorteilhaften 1,60m zahlen sich hier aus – ich will nicht wissen, wie es in den  niedrigen Bussen, der UBahn oder vielen Häusern hochgewachsenen Menschen geht.

Quelle: http://csarti.net/2012/02/london-calling/

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Wissenschaft als Dienstleistung?

Es klingt wie eine Provokation, was Alexander Schug und seine Vergangenheitsagentur anbietet: Geschichte als Marketinginstrument. Doch auch Unternehmen haben Geschichte. Diesem Bedürfnis, die eigene Geschichte aufzuklären – weil ein Firmenjubiläum ansteht oder dringender Klärungsbedarf über die Zeit zwischen 1933 und 1945 besteht – kommt die sog. Unternehmensgeschichte nach. Über das schwierige Verhältnis von Marketing und Wahrheitsfindung, über Kritik, Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Form der Geschichtsschreibung sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit Alexander Schug im MONTAGSRADIO 03/2012.

Unternehmensgeschichte ist nicht unbedingt an eine Universität angebunden, so dass sich ein freier Markt für diese Dienstleistungen von Historikern herausgebildet hat. Die Vergangenheitsagentur von Alexander Schug ist ein solcher Anbieter. Sie richtet sich an kleine und mittelständische kleine Betriebe, an Institutionen und Verbände, die ihre eigene Geschichte erforschen lassen wollen. Dabei ist es nicht zwangsläufig die notwendige Aufklärung über Zwangsarbeiter in der NS-Zeit, die aufgearbeitet werden soll und muss. Auch die Vergewisserung über die eigene Herkunft, über Traditionen und Werte kann als Motivation in einer Welt dienen, die primär von Marktgesetzen beherrscht ist. Den Umgang mit dunklen Flecken und allzu schönen Erfolgsgeschichten, die Arbeit eines historischen Dienstleisters und die Gesetze des Marktes erkundet das heutige Montagsradio.

Und hier gehts direkt zum MP3.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/02/20/wissenschaft-als-dienstleistung/

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“Gelobtes Land” – Überleben im stalinistischen Terror

Wolfgang Ruge war begeisterter Kommunist. 1933 flieht er im Alter von 16 Jahren vor den Nazis in die Sowjetunion. Das “gelobte Land” entpuppt sich jedoch als ein Ort der Verbrechen, der Verfolgung und des Terrors. Allmählich erlebt der Emigrant, wie Parteifunktionäre, wie Bekannte und Freunde verhaftet und ermordet werden. Nach dem Angriff des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion 1941 gerät er in die Maschinerie des sowjetischen Lagersystems.

Über seine Zeit in Moskau, im Gulag und in der Verbannung hat Wolfgang Ruge den äußerst lesenswerten Bericht Gelobtes Land – Meine Jahre in Stalins Sowjetunion verfasst, den der Sohn und Autor, Eugen Ruge, nun in einer bearbeiteten Fassung herausgegeben hat. Im MONTAGSRADIO Ausgabe 02/2012 sprechen Kaja Wesner und Jochen Thermann mit Eugen Ruge über die Erinnerungen des Vaters an seine Zeit in der Sowjetunion und darüber, wie der Vater nach seiner Rückkehr in die DDR mit dem Erlebten umgegangen ist.

Eugen Ruge ist im vergangenen Jahr mit seinem Roman In Zeiten des abnehmenden Lichts bekannt geworden, für den er mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Die Geschichte des Vaters bildet in gewisser Weise die reale Vorgeschichte des fiktiven Romangeschehens. Wolfgang Ruges Bericht “Gelobtes Land” ist ein Erinnerungsbuch, das die schwere Zeit der Säuberungen, der Lagerhaft, der unmenschlichen Arbeit und des Überlebens eindringlich schildert und den Leser durch die dichte, gelungene Darstellung in einen Sog zu ziehen vermag: den Sog historischer Abgründe, die nur ein Menschenleben zurück liegen.

Hier gehts zum schriftlichen Fragebogen von Eugen Ruge.

Und hier ist die Timeline zu dem Gespräch:

1:00 Moskau, Terror

4:00 Deportation ins Lager

6:00 Arbeitsbedingungen

7:30 Kriegsende und Verbannung

8:30 Hunger

9:30 Geschichte des Manuskripts

11:00 Lebensläufe Vergessener

11:30 Sog des Buchs, Spannung

14:00 Scheu der Erinnerung, aber kein Schweigen

16:00 Editionsgeschichte

23:00 warum kehrte Wolfgang Ruge in die DDR zurück?

26:00 ein neues Leben mit 39, Verhältnis zur DDR

28:00 Mauerfall

31:00 Verhältnis des eigenen Romans “In Zeiten des abnehmenden Lichts” zu “Gelobtes Land”

33:00 Bedeutung der Geschichte des Vaters für Eugen Ruge

35:00 das Verschweigen der Verbrechen in der DDR

Hier gehts direkt zum MP3.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/02/06/gelobtes-land-%E2%80%93-uberleben-im-stalinistischen-terror/

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Unterrichten in Sibirien

Natürlich unterrichte ich zur Zeit nicht in Sibirien, sondern in Potsdam. Die Temperaturen hier in Brandenburg sind allerdinhs durchaus sibirisch. Das Thermometer zeigt zur Zeit -7.2°C an, der pfeifende Wind macht daraus indes gefühlte -15°C. Das Seminarthema lautet «Geschichte 2.0 Zur Zukunft des öffentlichen Umgangs mit der Vergangenheit». Es ist ein Kurs an der FU [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6052

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Psychoanalyse einer Gesellschaft

Schon 1990 diagnostizierte Hans-Joachim Maaz den “Gefühlsstau”. Das gleichnamige Buch beschäftigte sich früh mit den psychischen Folgen sowohl der DDR als auch mit denen des Umbruchs von 1989/90 – und das auf einem Fundament von vielen Jahren psychotherapeutischer Berufserfahrung. Im MONTAGSRADIO 01/2012 sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit dem Autor und Psychotherapeuten über die Geschichte seines Buchs, über die Gültigkeit der Befunde und die Möglichkeiten und Grenzen, eine ganze Gesellschaft zu psychoanalysieren.

Mit  ”Gefühlsstau” bezeichnete Hans-Joachim Maaz die Repression von Gefühlen in einem auf Kontrolle ausgerichteten System, das jede intellektuelle, aber auch emotionale Abweichung registrierte. Dem kurzen Aufbrechen aus systemischen Zwängen mit Flucht, Demonstrationen und Mauerfall im Jahre 1989 folgte bald für viele Ostdeutsche Ernüchterung in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, die verschärft wurde durch Gefühle der Unterlegenheit gegenüber einem ökonomisch und kulturell dominantem Westen.

Und hier gehts direkt zum MP3.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/01/23/psychoanalyse-einer-gesellschaft/

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Hh 005: Herder-Institut

Die Arbeit von HistorikerInnen wird eigentlich nur möglich durch viele Rädchen die ihre Arbeit unterstützen, dies können zum Beispiel Fördertöpfe zur Deckung von Unkosten, Fachmagazine die die aktuelle Entwicklung zusammenfassen oder auch Bibliotheken die ein breites Spektrum an primär und sekundär Quellen bereitstellen sein. Das Herder-Institut Marburg ist für HistorikerInnen die sich mit Osteuropa beschäftigen eine der ersten Anlaufstellen die Ihre Arbeit unterstützt und teils auch erst ermöglicht.
Ich fände es schade diese Akteure der Auseinandersetzung mit Geschichte nicht zu Wort kommen zu lassen. Zumal das Herder-Institut in Marburg selbst eine bewegte Geschichte hat, zum Beispiel durch die sehr aufgeladene politische Stimmung während des kalten Kriegs und in der jungen Bundesrepublik. Ich war gerne zu Gast bei Herrn Dr. Jürgen Warmbrunn und Herrn Dr. Jan Lipinsky die mir Rede und Antwort standen.

Fragen an Herr Warmbrunn, Herr Lipinsky oder Kritik/Anmerkungen zum Podcast können gerne in den Kommentaren angebracht werden. Über weiterführende Links in den Kommentaren freue ich mich!

Download: AAC/MP3/Ogg (Abonnieren in iTunes/Miro), der Podcast steht unter Creative Commons Lizenz: by-nc

Shownotes:

 

 

 

 

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Quelle: http://homohistoricus.podcast-kombinat.de/hh-005-herder-institut

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