[Praxislabor] Datendokumentation für eine digitale Edition

Welche Informationen über die Daten brauchen Datennachnutzer:innen?

Marina Lemaire

Es braucht mehr als nur die Forschungsdaten selbst, um sie nachnutzen zu können. Doch WAS ist das MEHR? Und WIE kann man diese Informationen erzeugen und später zur Verfügung stellen? Dies adressiert viel weniger technische Aspekte als die meisten meinen, sondern betreffen vorwiegend inhaltliche Fragen zur wissenschaftlichen Praxis und Methode. D.h. es ist eine breite Diskussion in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen dazu notwendig, um die Forschungsprozesse an die digitalen Anforderungen zu adaptieren, um die Forschungsdaten FAIR zu machen.

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Quelle: https://digigw.hypotheses.org/3698

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[Praxislabor] Einführung in die Nutzung von Geoinformationssystemen (GIS) für Historiker mit QGIS

Niklas Alt

Der Workshop richtet sich an GIS-Interessierte Historiker*innen ohne Vorkenntnisse. Unter Nutzung des Open-Source Geoinformationssystems QGIS wird an historischen Fallbeispielen Grundlagenwissen zu Geodaten, Referenzsystemen und v.a. der Visualisierung von Forschungsdaten vermittelt. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Berücksichtigung der zeitlichen Dimension gelegt. Die Materialien des Workshops werden den Teilnehmern im Vorfeld zur Verfügung gestellt. Die Lektionen verbinden theoretisches Basiswissen mit praktischer Anwendung. Jede Lektion schließt mit Hinweisen auf Ressourcen zur Vertiefung der vorgestellten Inhalte.



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Quelle: https://digigw.hypotheses.org/3712

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CfP Sektion “Digitale Geschichtswissenschaft” beim Historikertag 2018 in Münster

Einreichungsfrist: 16.10.2017

Nach dem großen Interesse im letzten Jahr möchte die AG Digitale Geschichtswissenschaft im VHD auch beim nächsten Historikertag in Münster (25.-28. September 2018) wieder eine Sektion zur Digitalen Geschichtswissenschaft einreichen.

Ziel dieser Sektion ist es, anhand konkreter Praxisbeispiele einen Überblick über die vielfältigen Methoden der Digital Humanities und deren Nutzen für unser Fach zu geben. Dabei wäre es besonders wünschenswert, wenn die vorgestellten Projekte zeigen, wie digitale Methoden für Fragestellungen rund um das Kongressmotto “Gespaltene Gesellschaften” in der Forschung neue Perspektiven eröffnen können. Im Vordergrund sollten die ganz konkrete Anwendung dieser Methoden und die damit erzielten Ergebnisse stehen, weniger die potentiellen Möglichkeiten.

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Quelle: https://digigw.hypotheses.org/1637

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Ein Forum für den Nachwuchs: Das Studierendenpanel „Glaube und Identität“

An der Universität Hamburg findet vom 20. bis zum 23. September 2016 der 51. Deutsche Historikertag statt – bislang ohne eine Plattform für den studentischen Nachwuchs. Studierende der Geschichtswissenschaften haben jetzt im Vorfeld des Kongresses ein Panel organisiert. Von Studierenden für Studierende. – Von Merle Strunk


Am 20. September findet an der Universität Hamburg das Studierendenpanel „Glaube und Identität“ statt. Organisiert haben es Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Projektseminars am Arbeitsbereich Public History.

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Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=3104

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Wissenschaftliches Bloggen beim Historikertag 2016

29004764332_dffb643444_zWorkshop: Wissenschaftliches Bloggen
Dienstag, 20.9.2016, 14h30-18h00

Veranstalter: Deutsches Historisches Institut Paris (DHIP) und Max Weber Stiftung

Leitung: Mareike König, Paris, Charlotte Jahnz, Bad Godesberg

Ort: Computerraum, Philturm

Max. 20 Plätze, Anmeldung notwendig

Wissenschaftliche Blogs haben ein hohes Potential für die schnelle Verbreitung und Diskussion aktueller Forschungsinhalte. Als öffentlich geführte wissenschaftliche Notizbücher eignen sich Blogs zur selbstkritischen Reflexion und zur Dokumentation des eigenen Forschungsprozesses sowie zum Austausch mit der Fachcommunity.

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Quelle: http://bloghaus.hypotheses.org/1712

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Geschmacksgemeinschaften. Fan-Clubs als Avantgarden (1950er-1980er-Jahre)

Kurzfassung eines Vortrages auf dem 50. Deutschen Historikertag 2014 (Panel Popgeschichte).

Kaum ein Kriegsschiff dürfte in Deutschland nach 1945 mit so großer Spannung erwartet worden sein wie die “USS General Randall”. Als der Truppentransporter am 1. Oktober 1958 in Bremerhaven festmachte, säumten Hundertschaften junger Deutscher die Kaimauern. An Bord befanden sich 1300 Amerikaner, die sich in Brooklyn eingeschifft hatten, um ihren Militärdienst an der Frontlinie des Kalten Krieges abzuleisten. Die ungeteilte Aufmerksamkeit der Massen (und der Medien) galt nur einem von ihnen: dem 23 Jahre alten Rekruten Elvis Presley.

Für manche jungen Deutschen markierte der Landgang des ehemaligen Lastwagenfahrers aus Mississippi, der zu diesem Zeitpunkt bereits Schallplattenmillionär war, eine Zäsur in ihren noch jungen Biographien. “Dieser Tag war der größte Tag meines Lebens”, vertraute die 15-jährige Marion H. ihrem Tagebuch an – obwohl sie und ihre Freundin den King des Rock ‘n’ Roll gar nicht zu Gesicht bekommen hatten: “Ein amerikanischer Soldat gab sich als Elvis aus, nur um die Fans vom Laufsteg abzuhalten. Nur ganz wenige fielen auf diesen Trick herein, und zu diesen gehörten leider Petra und ich.”

Doch nicht alle waren von der friedlichen Landung in Bremerhaven so begeistert wie Marion und ihre Freundin. “Schütze Presley stößt nach Deutschland vor”, meldete militärisch unterkühlt die “Süddeutsche Zeitung” anlässlich der Stationierung, und eine erzürnte Bürgerin schrieb wenig später an die Friedberger Stadtverwaltung, man solle den weiblichen Dauerbelagerern des dort stationierten Soldaten Presley zeigen, dass sie “sehr dumm” seien: “Am besten Sie jagen sie mit der Peitsche davon.”

Der Landgang, man könnte ihn den E-Day nennen, machte in voller Tragweite sichtbar, was in den darauffolgenden Jahren als das “Phänomen Elvis” diskutiert werden sollte. Zur Begrüßung ihres Idols hatten die deutschen Elvis-Fanklubs aufgerufen, die starken Anfeindungen ausgesetzt waren. Der “Spiegel” mokierte sich über Vereinigungen, die sich “der bedingungslosen Verehrung eines Gottes der Halbwüchsigen” gewidmet hätten und die “FAZ” erkannte in den 315 Klubs, die sich zur bundesweiten “Union der Film-Clubs” zusammenschlossen, ein Mittel zur Verehrung “falscher Ideale”.

Mit der Verbreitung neuer Musikstile hatten sich neue Gemeinschaften um das Kulturgut Rockmusik formiert. Gleichwohl sind Fanphänomene keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Schon im 18. und im frühen 19. Jahrhundert waren Musiker wie Franz Liszt umschwärmte und von den Medien hymnisch gefeierte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Mit dem phonographischen Verfahren zur Speicherung von Tönen ließen sich die vormals an das Ereignis einer Aufführung gebundenen Klänge erstmalig in reproduzierter Form stückweise handeln und ebenso wie gedruckte Texte in Privathaushalten auf Vorrat halten. Dem Verlust der “Aura” nicht nur des Bild-, sondern auch des Klangkunstwerkes in Zeiten seiner technischen Reproduzierbarkeit begegneten die Produzenten mit neuen Strategien der Re-Auratisierung, die Künstler zu verehrungswürdigen Ausnahmemenschen stilisierte.

Fantum entsteht immer dort, wo sich Menschen auf eine spezifische Auswahl aus dem größeren Spektrum zur Verfügung stehender ästhetischer Reize beschränken. Fans zielen auf die Wiederholung einer einmal gemachten ästhetischen Erfahrung. Dieser Prozess der Kanonisierung dient nicht nur der Geschmacks-, sondern auch der Gruppenbildung. Dabei bedient sie sich sowohl der Inklusion als auch der Exklusion: Während inkorporierte Praxen und Wertstellungen nach innen hin eine Geschmacksgemeinschaft formen, grenzt der Ausschluss von entgegengesetzten Geschmacksmustern (die als hässlich, peinlich oder kitschig bewertet werden) nach außen hin ab. Für diese Formierungsprozesse spielten die an vielen Orten entstehenden Klubs eine wesentliche Rolle.

Viele Klubs formierten sich gewissermaßen “von unten” als Interessengemeinschaften Gleichgesinnter. Die ersten Elvis-Klubs etwa waren in den USA bereits entstanden, als die Karriere des Sängers noch in ihren Anfängen steckte, und blieben zunächst völlig unbemerkt vom Elvis-Management. Den nach eigenen Angaben ersten Klub auf nationaler Ebene gründete eine Schülerin aus Dallas, Texas, die 18-jährige Kay Wheeler. Als Motivation gab Wheeler an, sie habe das Bewusstsein anderer für Elvis wecken und vor allem die Radio-DJs auf den Star aufmerksam machen wollen, da seine Musik im Rundfunk nicht hinreichend repräsentiert gewesen sei.

Sie erhielt Hunderte Briefe mit Beitrittsgesuchen, überwiegend von Mädchen. Diese Nachfrage bediente der Klub, indem er gegen einen Mitgliedsbeitrag von 1,50 Dollar Ausweise in der Lieblingsfarbe des Stars (pink) ausstellte und ein Portfolio mit biographischen Informationen über dessen 23 Jahre kurze Biographie versandte sowie regelmäßige Newsletter und Informationen über Musik, Konzerttermine und das Privatleben des Stars (oder was man dafür ausgab).

Auf Wheelers Anfrage erkannte das Elvis-Management ihren Klub in Dallas als offizielle Fanorganisation an, und so hatte die Schülerin bald das Präsidium eines nationalen Verbandes inne, der binnen kurzem 200.000 Mitglieder umfasste. Als Elvis 1977 starb, hatte sich die Zahl der weltweiten Klubs bereits auf 5000 erhöht. Für das Musikmanagement, entwickelten sich die organisierten Fans schnell zu einer wichtigen Größe.

Eine der wesentlichen Fanpraktiken war das Sammeln starspezifischer Produkte. Die Bühnengarderoben von Stars entwickelten sich daher zu belagerten Zonen, die von Sicherheitskräften vor Fans geschützt werden mussten, die dem Star ein Autogramm abpressen wollten – oder gar ein Kleidungstück vom Leibe reißen. Die massenhafte Sehnsucht nach Originalen war bald kaum mehr zu stillen. Allein der Sänger Peter Kraus brachte es zeitweise auf 116 Fanklubs in der Bundesrepublik. Der amerikanische Schlagersänger Pat Boone bekam rund 4000 Briefe in der Woche von seinen weltweit 300.000 in 3300 Klubs organisierten Fans. Der französische Kinderstar Adamo musste ein eigenes Büro beschäftigen, um seine Post zu beantworten, da er zeitweise bis zu 2000 Briefe bekam – am Tag. Elvis hatte zur Zeit seiner Stationierung in Deutschland Berichten zufolge 25 Angestellte, die nur mit der Beantwortung seiner Fanpost beschäftigt waren. Das Interesse an Elvis-Autogrammen war so überwältigend, dass das Management Stempel des Elvis-Signets herstellte, um die vielen Anfragen nach Autogrammen bewältigen zu können. Ein bezeichnendes Paradoxon, denn hier wird die Aura-Produktion gleichsam re-industrialisiert: Das Individuelle (die Signatur) wird als Stempel wieder seriell.

Es dauerte nicht lange, bis auch die Industrie sich der Klubs bediente. Von den rund zehn Millionen Mark, die deutsche Plattenfirmen und Musikverlage 1974 jährlich für die sogenannte Senderbetreuung ausgaben, sei einiges Geld auch für Portokosten aufgewandt worden, um sowohl Firmenangestellten der Schallplattenverlage als auch den Fanklubs das Porto für Wunschpostkarten zu erstatten, mit denen sie den Programmgestaltern die Beliebtheit bestimmter Schlager suggerierten. Ein Geschäft nahe am Betrug. Brancheninsider vermuteten damals, die geschätzte Investition für eine mehrmalige Nummer-1-Plazierung bei einem großen Sender läge zwischen 1000 und 3000 Mark, prognostizierten aber dramatisch steigende Investitionen.

Auch wenn es immer wieder einmal zur Beeinflussung von Hitparadeergebnissen kam und Fanklubs sich manipulieren ließen, griffe es zu kurz, sie auf die Rolle von Hilfslobbyisten zu reduzieren. In einer Zeit, in der auch im Westen die Anzahl der Jugend- und Popmusikprogramme gering war, fühlten sich insbesondere solche Jugendlichen, deren Musikgeschmack nicht dem der zumeist überdurchschnittlich gebildeten Programmverantwortlichen entsprach, mit ihren Interessen unterrepräsentiert.

In autoritären Staaten war nicht nur die Artikulation eigener kultureller Vorlieben, sondern auch die internationale Vernetzung der Fans ein Problem. In der DDR gerieten sie deswegen ins Visier der Sicherheitsorgane, da deren West-Kontakte teils beträchtliche Ausmaße angenommen hatte: Ein Jugendlicher aus Rostock stand laut Stasi-Akte mit 20 verschiedenen sogenannten Starklubs in West-Deutschland in Verbindung und schrieb mitunter an einem Tag 10 Briefe nach dort. Obgleich Staatsbürger der DDR, wurde er in neun westlichen Klubs als Mitglied aufgenommen, darunter der Conny-Francis-Klub in Bad-Hersfeld, der Elvis-Presley-Klub in Kray, der Rex-Gildo-Klub in Flettenberg und der Freddy-Quinn-Klub in Wien.

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(Dies ist der Auszug eines Vortrages auf dem 50. Deutschen Historikertag in Göttingen in der Sektion “‘The Winner Takes It All’. Popgeschichtliche Narrative des 20. Jahrhunderts zwischen Ausbeutung und Emanzipation”. Vorabgedruckt am 25.9.2014 im Feuilleton der Zeitung “Die Welt”.)

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1587

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Kurzrückblick: Treffen der Community beim Historikertag und THATCamp, Göttingen 2014 #dehypo14

Am Rande des Historikertags fand in der “Max Weber Lounge” ein Treffen einiger de.hypotheses-Bloggenden statt. Neben Vertretern der Max Weber Stiftung waren Thorsten Hiltmann (heraldica.hypotheses.org u.a.), Klaus Graf (redaktionsblog.hypotheses.org u.a.), Johannes Waldschütz (oberrhein.hypotheses.org) und Björn Gebert (mittelalter.hypotheses.org) mit dabei. Gemeinsam haben wir über die Entwicklung der Plattform gesprochen, aber auch über Herausforderungen und die Weiterentwicklung von Bloggen als ein Genre wissenschaftlichen Publizierens. Um nur einige Diskussionspunkt zu nennen: Welche Rolle übernehmen Blogs im wissenschaftlichen Diskurs? Sollte man sich an bestehende Strukturen anpassen oder etwas ganz eigenes auf die Beine stellen? Oder auch: Wie können Print und online zusammen gedacht werden?

„Wohin geht die Reise?“, war eine der letzten Fragen, die in die Runde geworfen wurde und über die eifrig diskutiert wurde. Doch der anstehende Eröffnungsvortrag des Historikertags löste die Runde vorzeitig auf, sodass die Themen während der folgenden Tage (z.B. bei Twitter während der Sektion der AG Digitale Geschichtswissenschaft) immer wieder in Gesprächen aufkamen. Diskussionsgrundlage gibt es reichlich und wir freuen uns über weiteren Austausch mit Bloggenden.

An den beiden Tagen vor dem Historikertag fand das THATCamp Göttingen statt, bei dem sich die Teilnehmer zum Thema “Technologie und Geisteswissenschaft” austauschten. Dabei gab es auch Gelegenheiten über wissenschaftliches Bloggen zu sprechen und de.hypotheses vorzustellen. Während der beiden Sektionen, in denen auch de.hypotheses zur Sprache kam, wurde kollaborativ in den Etherpads notiert:

Session # 2.1: Geisteswissenschaft 2.0: Blogs, Crowdfunding usw. (Tobias Wulf, Sascha Foerster und Lisa Bolz)
https://titanpad.com/q3ozQFUovK

Session # 6.2: FOSTER – OpenHistory
https://titanpad.com/sCfAabO853
Die OpenHistory-Session wurde auch aufgezeichnet und wird nach Veröffentlichung hier verlinkt.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2565

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Wissenschaftliches Camping: das THATCamp in Göttingen

Wer vor dem 50. Historikertag seine Zelte in Göttingen aufschlagen will, dem empfiehlt das Redaktionsblog das THATCamp, das als Vorkonferenz zum Historikertag vom 22. bis zum 23. September 2014 dort stattfinden wird. Seit gestern kann man sich dafür anmelden.

Hinter dem THATCamp verbirgt sich das “The Humanities and Technology Camp” bei dem Geisteswissenschaftler, Informatiker, Bibliothekare und Archivare aufeinander treffen und spontan Sitzungen organisieren. Ziel ist es mit den unterschiedlichsten Kenntnissen gemeinsam zu lernen und Wissen auszutauschen. Das THATCamp in Göttingen soll sich vor allem mit den Themen Open Humanities, Open History und Open Access beschäftigen.

Das THATCamp ist überdies eine gute Möglichkeit die immer größer werdende de.hypotheses-Community kennenzulernen. Wir erwarten hier viele unserer Bloggenden und möchten uns mit allen Teilnehmenden über die aktuelle geisteswissenschaftliche Blogosphäre austauschen. Hashtag für das Treffen: #dehypo14

Zum Blog des THATCamps
Zur Anmeldung
Das THATCamp auf twitter

 

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2437

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Popgeschichte wird Sektion auf dem 50. Deutschen Historikertag 2014

Das Jahr beginnt für uns mit einer guten Nachricht: Der 50. Deutsche Historikertag, der vom 23. bis 26. September 2014 unter dem Thema “Gewinner und Verlierer” in Göttingen tagen wird, hat eine Sektion zur Popgeschichte angenommen. Hier das Konzept der Sektion:

“The Winner Takes It All”.
Popgeschichtliche Narrative des 20. Jahrhunderts zwischen Ausbeutung und Emanzipation

Vom Lastwagenfahrer zum Welt-Star, vom Punk zur Modezarin, vom Ghetto-Kid zum Plattenproduzenten: Die Popgeschichte hat viele Erfolgsgeschichten hervorgebracht. Der Star ist der geradezu emblematische Akteur einer massenkulturellen Aufmerksamkeitsökonomie des 20. Jahrhunderts, denn wo die Bestätigung einer institutionalisierten Kultur fehlt, haben Siegergeschichten legitimatorische Funktion. Als moralisches Korrektiv dienen Verlierergeschichten: vom raschen Abstieg, frühen Drogentod oder dem Niedergang ganzer Branchen, etwa der Musikindustrie. Derartige Narrative spiegeln individuelle Auffassungen vom richtigen Leben und legitimen Streben wider und konstituieren auf überindividueller Ebene gesellschaftliche und wirtschaftliche moral economies.

Die Sektion möchte nicht nur solche populären Erzählungen von Erfolg und Scheitern auf den Prüfstand stellen, sondern auch etablierte akademische Narrative. Auch den wissenschaftlichen Diskurs über die Popkultur des 20. Jahrhunderts prägen Dichotomien, in denen die Rollen von Gewinnern und Verlierern je nach Denkschule klar verteilt sind: Mal erscheinen darin Jugendliche als widerständige Opponenten gegen eine Hegemonialkultur, mal sind sie willenlose Opfer der Manipulation einer kommerzialisierten Konsumindustrie. Die Fallstudien des Panels hinterfragen solche Zuschreibungen und stellen damit ein neues Themenfeld in den Mittelpunkt, das als eines der zentralen medialen, ökonomischen und politischen Handlungsfelder des 20. Jahrhunderts mehr Aufmerksamkeit der Geschichtsschreibung verdient.

Anhand von Fallbeispielen werden unterschiedliche Forschungsperspektiven vorgestellt, die sich teils ergänzen, teils aber auch im Widerspruch zu einander stehen. Seinen Schwerpunkt hat das Panel in der Zeitgeschichte nach 1945, schlägt aber einen Bogen in die erste Hälfe des 20. Jahrhunderts um Brüche und Kontinuitäten mit älteren Epochen zu thematisieren, etwa in einem ersten Beitrag mit dem „Jazz Age“. Solche Kontinuitäten lassen sich anhand von Tanz-Spektakeln nachverfolgen, die im späten 20. Jahrhundert die Form massenmedial vermittelter Wettbewerbe angenommen haben.

Diese “dance circles” im Streetdance wurzeln teils ebenso wie der urbane Cakewalk um 1900 im „Black Atlantic“ und ermöglichten Formen von Öffentlichkeit, in denen neben ästhetischen auch ethische Fragen verhandelt wurden, etwa von Anpassung und Widerstand. Alles zu geben, um zu gewinnen, ist bis in die Tanz-Fernsehshows der Gegenwart ein zentrales Narrativ, in dem eine Geschichte der Moderne präsent ist, die Freiheit nicht im Projekt der Selbstverwirklichung durch Arbeit suchte: Auch im “dance circle” gibt es Wettbewerb zwischen den Tänzern, er findet aber unter anderen institutionellen Bedingungen statt. (Astrid Kusser)

Nach diesem medien- und körpergeschichtlichen Einstieg öffnet das Panel in einem zweiten Schritt das Spannungsfeld zwischen Konsumption und Produktion indem es den Siegeszug anglophoner Popmusik in Westdeutschland seit den 1960er Jahren in den Blick nimmt. Bisher wurde dieser Erfolg zumeist mit dem Bedürfnis jugendlicher Konsumenten erklärt, die als wichtigste Käuferschaft für populäre Musik nach einem Sound verlangten, der ihren gewandelten Bedürfnissen Ausdruck gab und aus den USA und Großbritanniens importiert wurde.

Gegen dieses Narrativ, das dazu tendiert, die Eigendynamik der Musikproduktion und -vermarktung auszublenden, wird mit einem produktionsorientierten Ansatz argumentiert: Verglichen mit den USA stand die westdeutsche Musikwirtschaft der drei Nachkriegsjahrzehnte in einer personellen, kognitiven und stilistischen Kontinuität, die das heimische Pop-Produkt auf die Verliererstraße brachte. Eine Trendwende zeichnete sich erst um 1980 ab, als Strukturveränderungen auf globaler wie nationaler Ebene bis dahin unerprobten deutschen Produzenten, Musikern und Repertoires Vermarktungschancen eröffneten. Das Beispiel plädiert für das Thema „Kulturproduktion“ als neues Forschungsfeld für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. (Klaus Nathaus)

Dieser Interpretation steht, drittens, eine stärker auf die Konsumenten bezogene Perspektive gegenüber. Kulturindustrielle Produkte wurden auch in einer von den Produzenten nicht intendierten Weise zu Sinn-Konstruktionen herangezogen. Dies lässt sich etwa anhand der Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreich entstehenden Star- bzw. Fanclubs beobachten, die Hundertausende überwiegend jugendliche Mitglieder auf die Figuren ihrer jeweiligen Stars einschworen, deren erfolgreiche Karrieren ihnen als Vorbild dienten.

Gegen diese organisierten Formierungen des Generationengeschmacks regte sich Protest von links und rechts über die „falschen Vorbilder“ – ein Narrativ, das teils auch den akademischen Diskurs prägt. Dabei wird zumeist die aktive kulturpolitische Rolle von Fan-Clubs übersehen: In Nachfolge bürgerlicher Geschmacksgemeinschaften des 19. Jahrhunderts (Wagner-Gesellschaften, Kunst- und Museumsvereine) betrieben organisierte Schlager- und Pop-Fans den Übergang von imagined zu organized communities und setzten zunehmend erfolgreich ihren Anspruch auf Repräsentation in der Medienöffentlichkeit durch. Dabei bildeten sie eigenen kulturellen Praxen im Sinne jenes „listenreichen“ Umgangs mit den Produkten (de Certeau) heraus, der einen „aktiven“ Konsum kennzeichnet, und trugen so zur Formierung einer zunehmend pluralistischen Popkultur bei. (Bodo Mrozek)

Mit deren Ausbreitung und Etablierung wandelten sich – viertens – auch biographische Entwürfe. Anhand der Erzählungen von (Auto-)Biographien in den Kategorien von Verlierern und Gewinnern lässt sich der Wandel in zeitgenössischen und retrospektiven Selbst- und Fremddeutungen der 1970er und 1980er Jahre thematisieren. Lange Zeit wurden vor allem negative Folgen von deviantem Verhalten beschrieben: soziales Außenseitertum, Abdriften in Kriminalität und Sucht, Versagen und Scheitern in einem Lebensabschnitt, in dem Bildung und Ausbildung sowie die Gewöhnung an Verantwortung und Pflichterfüllung im Vordergrund stehen sollten.

Seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts gewinnt ein anderes Narrativ an Bedeutung, das die „Verschwendung der Jugend“ als ein Gelingen interpretiert. Jugendkulturelle Lebensentwürfe renitenter Punks oder hedonistischer Beatniks, deren Wurzeln sich bis in die Romantik zurückverfolgen lassen, werden als erfülltes, weil intensiv und kompromisslos subjektiv gelebtes Leben interpretiert: Diese affirmativen (Selbst-)Beschreibungen der Popkultur als befreiend, individualisierend oder widerständig bedürfen der Historisierung und rücken die für die Popgeschichtsschreibung originäre Quellengattung der Selbstzeugnisse in den Mittelpunkt. (Alexa Geisthövel)

Mit diesen vier unterschiedlichen Fallbeispielen will das Panel Popgeschichte als ein breites Set von Methoden und Problemen vorstellen. Dabei wird weder für einen neuen „Turn“ plädiert, noch ein radikaler Bruch mit bewährten Methoden behauptet. Vielmehr geht es um den Ausblick auf ein junges Forschungsfeld, das inhaltlich zu etablierten Bereichen der Wirtschafts-, Protest- oder Konsumgeschichte anschlussfähig ist, aber neue Quellen erschließt und andere Forschungsperspektiven einnimmt. Die Sektion will somit den Gewinn popgeschichtlicher Ansätze und Fragestellungen für die Historiographie des 20. Jahrhunderts aufzeigen.

Liste der ReferentInnen und vorläufige Referatstitel:

1. Prof. Dr. Detlef Siegfried (Universität Kopenhagen):
Popgeschichte: Probleme und Perspektiven“ (Einleitung)

2. Dr. Astrid Kusser (Universidade Federal Rio de Janeiro):
“Dance Craze, dance circle. Wettbewerb in medialen Tanzspektakeln um 1900 und um 1980“

3. Dr. Klaus Nathaus (University of Edinburgh):
“Erfolgswege und Sackgassen: Pfadabhängigkeit als Erklärung für die anglo-amerikanische Dominanz der Popmusik in (West-)Deutschland 1900-1980“

4. Bodo Mrozek, M.A. (Freie Universität Berlin / ZZF Potsdam):
„Losers united: Fan-Clubs als Geschmacks-Avantgarden von den 1950er bis in die 1980er Jahre“

5. Dr. Alexa Geisthövel (Medizinhistorisches Institut der Charité, Berlin):
„Gelebtes Leben: Wie verschwendete Jugend wertvoll wurde“

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1134

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