Experiment: Ein Sektionsthema crowdsourcen

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Auch unsere Eule macht sich Gedanken.
Foto: Charlotte Jahnz, CC-BY.

Der 50. Historikertag, der 2014 in Göttingen stattfindet, steht unter dem Thema “Gewinner und Verlierer”. Damit wir alle zu den Gewinnern gehören, wollen wir heute ein Experiment wagen. Anstatt uns zur Themenfindung für unsere Sektion ins stille Kämmerchen aka den Elfenbeinturm zurückzuziehen, möchten wir gerne wissen was Euch in punkto “Gewinner und Verlierer” als Sektion beim Historikertag interessieren würde. Deswegen wollen wir heute ein Ideen-Crowdsourcing starten. Welchen Titel müsste eine Sektion haben, die Ihr auf keinen Fall verpassen wolltet? Eine gedankliche Anregung bieten die Fragen die der Historikerverband vorab zum Thema online gestellt hat:

  • Welche Vorannahmen sind wirksam, wenn historische Akteure in der Geschichtsschreibung zu “Gewinnern” oder “Verlierern” werden. Unter welchen Voraussetzungen finden Umdeutungen in der Rollenverteilung statt?
  • Wie gehen historische Akteure mit Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage um? Wie reagieren sie auf Verlust, u.a. an symbolischem Kapital wie Ehre? Welche Erfahrungsgewinne können aus Verlust entstehen? Welche Einbußen, etwa an politischer Umsicht, können auf der Seite der Sieger bzw. Gewinner zu verbuchen sein?
  • Welche Formen der sozialen Interaktion lassen “Gewinner” und “Verlierer” sichtbar werden, unter welchen Bedingungen wird dies in Hinblick auf künftige Kooperation gezielt vermieden?
  • Wie sind “Gewinner” oder “Verlierer” im historischen Gedächtnis präsent? Welche Rolle spielt die Repräsentation von Sieg und Niederlage, Gewinn und Verlust in Geschichtsbüchern, Filmen, Museen, im Geschichtsunterricht für das Rollenverständnis und die öffentliche Wahrnehmung von “Gewinnern” und “Verlierern”?
  • Welche Rolle spielt die Vorstellung der engen Korrelation von Gewinn und Verlust als Nullsummenspiel in der Geschichtsschreibung beispielsweise in der Militär- und Diplomatiegeschichte, aber auch in Feldern wie der Geschichte von Mensch und Umwelt, der Wirtschaftsgeschichte oder der Geschlechtergeschichte?
  • Welche historiographischen Konzepte und Narrative bilden eine Alternative zu der binären Einteilung in “Gewinnern” und “Verlierern”?

Da die Vorschläge für Sektionen bis zum 31. Oktober 2013 eingereicht sein müssen, bitten wir darum, uns Eure Anregungen bis zum 31. August 2013 entweder als Kommentar hier im Blog zu hinterlassen, uns mit dem Hashtag #histag14 bei den @webertweets anzutwittern oder – ganz oldschool – eine E-mail an blogs@maxweberstiftung.de zu schicken.
Wir sind gespannt!

Quelle: http://gab.hypotheses.org/851

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aventinus generalia Nr. 17 [04.01.2013]: Blick in die Historikerwerkstatt: Interview mit der Geschäftsführerin des 49. Deutschen Historikertags 2012 Dr. Heidrun Ochs [=Skriptum Ausg. 1/2012]

In einem Interview mit unserem Mainzer Kooperationspartner Skriptum gibt die Geschäftsführerin des im vergangenen September in Mainz stattgefundenen Historikertages Einblicke in ihre praktische Arbeit sowie in diesem Zusammenhang entstehende konzeptionelle Diskussionen. http://bit.ly/UsZsPT  

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3754/

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Zum Nachhören: “Postdoktorandinnen und Postdoktoranden in den Geschichtswissenschaften”

Logo Historikertag 2012
Das Leben für Postdoktorand_innen ist hart, aber voller Möglichkeiten. Auf dem Historikertag 2012 diskutierten Hartmut Berghoff, Guido Lammers, Ulrike Lindner, Christiane Reinecke, Arndt Weinrich und Carl Antonius Lemke Duque über Lust und Leid des wissenschaftlichen Nachwuchses. Nachdem die Max Weber Stiftung bereits live von der Veranstaltung gebloggt hat, präsentieren wir nun den Audiomitschnitt der Veranstaltung. Er steht auf unserer Publikationsplattform perspectivia zum Download bereit (MP3, 165 MB). Die durchschnittliche Tonqualität verdankt sich den akustischen Seminarraumbedingungen einer deutschen Universität…

Internationale Wissenschaft – nationale Laufbahnstrukturen? Postdoktorandinnen und Postdoktoranden in den Geschichtswissenschaften. Podiumsdiskussion auf dem 49. Historikertag, Mainz, 26. September 2012

Mit Hartmut Berghoff (DHI Washington, Moderation), Guido Lammers (Deutsche Forschungsgemeinschaft), Ulrike Lindner (Universität Bielefeld), Christiane Reinecke (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg), Arndt Weinrich (DHI Paris), Carl Antonius Lemke Duque (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte/Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

 

Quelle: http://gab.hypotheses.org/474

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Präsentationen der Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich” beim Historikertag | #histag12

Die Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” fand am 26.9.2012 auf dem 49. Historikertag in Mainz statt. Nachdem wir hier auf dem Blog bereits die Abstracts und das genaue Programm vorab veröffentlicht haben, wollen wir jetzt im Nachgang einige der dort gezeigten Präsentationen zur Verfügung stellen.

Marin Dacos: OpenEdition, a european webplatform for human and social sciences: journals, books, events and blogs

 

Gudrun Germann: Von Francia bis Facebook: Ein geisteswissenschaftliches Forschungsinstitut geht online: Das Beispiel des DHI Paris

Keine Präsentation, dafür aber der Hinweis auf die schriftliche Bilanz ihrer Zeit als Direktorin, erschienen im Portal der Max Weber Stiftung “Wissen in Verbindung”: Forschen, Qualifizieren, Vermitteln. Gudrun Gersmann über die Bilanz der Neuausrichtung des Deutschen Historischen Instituts Paris 2007–2012, http://mws.hypotheses.org/1157

 

Gregor Horstkemper / Andrea Pia Kölbl: Von der Handschrift bis zum Fachportal – Die Bayerische Staatsbibliothek als Informationsspezialist für die französische Geschichte


Mareike König: Historische Fachkommunikation über Twitter, Facebook und Blogs in Deutschland und Frankreich

 

Lilian Landes: Rezensieren im Web 2.0: recensio.net

 

Georgios Chatzoudis:  L.I.S.A. – Historische Geisteswissenschaften 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1220

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Ressource Bürgerrecht – eine Ausstellung in Mainz

Letzte Woche ein paar Tage in Mainz gewesen, 49. Deutscher Historikertag. Das Hotel liegt netterweise an der Augustusstraße, von der eine Traianstraße abzweigt. Die Römer sind hier, auf dem Boden des antiken Mogontiacum, vielfach präsent. Die Festrede zur Eröffnung hält der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, vom Ministerpräsidenten zuvor in einem fahrig-bräsigem „Trinkt-Wein-und-seid-nett-zueinander"-Winzerfesteröffungsstandardgrußwort...(read more)

Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/2012/10/02/ressource-buergerrecht-eine-ausstellung-in-mainz.aspx

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Ressource Bürgerrecht – eine Ausstellung in Mainz

Letzte Woche ein paar Tage in Mainz gewesen, 49. Deutscher Historikertag. Das Hotel liegt netterweise an der Augustusstraße, von der eine Traianstraße abzweigt. Die Römer sind hier, auf dem Boden des antiken Mogontiacum, vielfach präsent. Die Festrede zur Eröffnung hält der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, vom Ministerpräsidenten zuvor in einem fahrig-bräsigem „Trinkt-Wein-und-seid-nett-zueinander”-Winzerfesteröffungsstandardgrußwort als „Herr Faßkuhle” angesprochen (intellektuelle Arroganz ist bei solchen Anlässen fehl am Platz, und Herr Beck ist gesundheitlich schwer angeschlagen – aber hat ein MP nicht einen Redenschreiber, der für derartige Anlässe ein paar halbwegs vernünftige Seiten schreiben kann?). Voßkuhle nimmt sich des Historikertagsmottos „Ressoucen-Konflikte” an und entwirft in brillanten Distinktionen ein Tableau künftiger Forschungen. Einleuchtend unterscheidet er zwischen Ressourcen, deren Menge (und damit auch Knappheit) in hohem Maße von unbeeinflußbaren Gegebenheiten bestimmt ist, z.B. Bodenschätze oder Wasser, und solchen, deren Volumen und Verfügbarkeit gewillkürtes Ergebnis von Vereinbarung und Satzung ist. Zu ihnen gehört das Bürgerrecht.

Die Ausführungen des Verfassungsjuristen kommen mir in den Sinn, als ich am Freitag eine kleine Sonderausstellung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum zu Mainz besuche: „Bürgerrecht und Krise. Die Constitutio Antoniniana und ihre innenpolitischen Folgen”. Ihren äußeren Anlaß bietet die ‘runde Zahl’, die aber zu keinem Jubiläum geführt hat. Dabei ist die Sache durchaus aufschlußreich. Es handelt sich um einen Erlaß des Kaisers Caracalla – der gängige Name leitet sich von einem keltischen Kleidungsstück ab, ähnlich wie bei Caligula, ‘Stiefelchen’; mit vollem Namen hieß der seit 211 regierende Sohn des Septimius Severus und der Iulia Domna Marcus Aurelius Severus Antoninus Augustus. Mit Portraitköpfen und Münzen führt die Schau in die aufregenden dynastischen Verhältnisse ein, zumal die blutig eskalierende Rivalität zwischen Caracalla und seinem jüngeren Bruder Geta. Obwohl die Schau der Innenpolitik gewidmet ist, wird der Besucher beim Rundgang (im Wortsinne) auch über das unter den Severern zur wichtigsten Gruppe aufsteigende Militär und die Außenpolitik zwischen 195 und 238 orientiert. Denn ohne diesen Kontext ist die Ausweitung des römischen Bürgerrechts auf alle freien Reichsbewohner durch die Constitutio Antoniniana nicht zu verstehen.

Über Jahrhunderte hatte die Römer ihr Bürgerrecht vergleichsweise großzügig, aber doch gezielt an ‘Fremde’ vergeben; insofern bildete es immer eine knappe, begehrte Ressource (außer vielleicht im Nachgang des Bundesgenossenkrieges 91-89 v.Chr., als es den unterworfenen Italikern je nach Sicht und Interesse auch den endgültigen Verlust ihrer Eigenständigkeit anzeigen konnte). In der Kaiserzeit stellte es das Hauptinstrument der politischen Integration zumal im Westen des Reiches dar. Angehörige lokaler Eliten erhielten es, wenn sie Ämter in den nunmehr römisch verfaßten Städten ihrer Heimat bekleidet hatten, Angehörige von Hilfstruppeneinheiten in der Armee bei ihrer Entlassung nach zwanzig oder mehr Jahren Dienst (in Mainz sind einige der immer wieder eindrucksvollen sog. Militärdiplome aus Bronze zu sehen, die diesen Akt dokumentierten). Das römische Bürgerrecht bedeutete schon in der Republik – anders als in demokratischen griechischen Bürgerstaaten – weniger die Chance zur politischen Teilhabe, sondern in erster Linie ein rechtliches Privileg (u.a. vor Inhabern römischer Gerichtsgewalt; man denke an Paulus’ civis Romanus sum) und das Bewußtsein, zu dem Verband zu gehören, der die zivilisierte Welt beherrschte.

War Caracalla also zu Beginn seiner Regierung ein politischer Philanthrop, der alle Freien an den Segnungen des römischen Bürgerrechts teilhaben lassen wollte? Sicher nicht. Man kann einen Vergleich bemühen: Wenn die Deutsche Bahn – die mir am nämlichen Freitag eine aufregende Heimreise beschert hat, verursacht durch eine lange Verspätung, diese wiederum ausgelöst durch einen dieser asozialen Selbstmörder, die Tausenden von Fahrgästen den Start ins Wochenende ruinieren – wenn also die Bahn künftig nur noch Wagen der Ersten Klasse verkehren ließe, wäre es kein Privileg mehr, Erste Klasse zu fahren. Sicher, es wäre für alle bequemer. Aber ich habe bei der besagten Fahrt – übrigens erstmals selbst in der Ersten Klasse – gemerkt, daß die Passagiere in diesen Wagen nicht nur mehr Platz haben als in der Zweiten Klasse, sondern vor allem mehr Ruhe und Komfort, weil es lange nicht so voll ist wie im Rest des Zuges, beim normalzahlenden Fußvolk. Dieser Vorteil wäre dahin – es sei denn, die Bahn vollzöge die Egalisierung nach oben und behielte auch die Preise für die Erste Klasse bei. Und das war wohl mutatis mutandis der Clou bei der Constitutio Antoniniana: Wenn es auf einen Schlag viel mehr römische Bürger gab, gab es auch mehr Steuerzahler. Denn bestimmte Steuern, in erster Linie die Erbschafts- und Freilassungssteuer, mußten nur von römischen Bürgern bezahlt werden. Der Gedanke funktionierte selbstverständlich nur, wenn den Neubürgern die Steuern und Abgaben, die sie zuvor als Nicht-Bürger, sog. Peregrine, zahlen mußten, nicht erlassen wurden, und genau das scheint sich aus der dokumentarischen Hauptquelle, einem fragmentarisch erhaltenen Papyrus in Gießen (P.Giss. 40 I), zu ergeben (bei allen Problemen der Lesung und Interpretation des Bruchstückes im Ganzen wie im Detail). Die Egalisierung nach oben war also lediglich symbolischer Natur – und als solche kam sie auch durchaus an; so ist in Mainz ein Papyrus zu sehen, auf dem ein Neubürger diesen seinen Status ausdrücklich betont. Der Dank dafür galt dem Kaiser, dessen Gentilname Aurelius nun mit einem Schlag zum häufigsten römischen Namen überhaupt wurde. Denn die Neubürger übernahmen diesen von ihrem Patron, dem sie den neuen Personenrechtsstatus verdankten, so wie einst der Häduer Gaius Iulius Vercondaridubnus, der vierzig Jahre nach der Unterwerfung Galliens durch Caesar zum ersten Priester des von Augustus begründeten Kultes für Roma und Augustus in Lyon ernannt wurde. Eine erwünschte Nebenfolge für den Kaiser also.

Ein anderes Motiv, das die Forschung ausgemacht hat, war ebenfalls ganz und gar situativer Natur: Dem Kaiser mangelte es an Legionären. Für 213/14 stand ein weitgehender Personalwechsel in den Rückgrateinheiten des römischen Heeres an, und in den Legionen konnten nach wie vor nur römische Bürger dienen. Wenn diese nunmehr vermehrt aus den Provinzen rekrutiert werden sollten, genügte es nicht, dies in den Städten mit römischem Bürgerrecht zu tun; es lag also nahe, auch hier, wie bei den Steuern, die Basis zu verbreitern.

Eine unerwünschte Nebenfolge benennt der bilanzierende Beitrag im vorzüglichen Begleitbuch zur Ausstellung (S. 86): „Zu den negativen Auswirkungen zählen der völlige Währungsverfall im letzten Viertel des 3. Jahrhunderts und die damit zusammenhängende hohe Inflation. Nach dem allgemeinen Bürgerrechtserlass war es nämlich nicht mehr möglich, die Hilfstruppensoldaten am Ende ihrer Dienstzeit hauptsächlich mit dem »kostenneutralen« Bürgerrecht zu belohnen. Als römischen Bürgern standen ihnen vielmehr dieselben Privilegien wie den Legionssoldaten zu, also Steuererleichterungen und Geldabfindungen. Damit fielen die Auxiliarveteranen finanziell stärker ins Gewicht als in den Jahrhunderten zuvor. Mit der Constitutio Antoniniana war also die Möglichkeit der kostenlosen Privilegienvergabe für den Kaiser endgültig ausgereizt; allen folgenden Herrschern blieb kaum etwas anderes übrig, als sich die Loyalität der Truppen mit immer höheren Geldsummen zu erkaufen. Hinzu kamen die Solderhöhungen unter Septimius Severus und Caracalla auf das 2 ½ bis 3-fache dessen, was den Legionen seit Domitian ausgezahlt worden war, die finanziellen Aufwendungen, um die an den Grenzen stehenden Feinde Roms ruhig zu stellen, und die immer rascher zu zahlenden Donative bei der Inthronisierung eines neuen Kaisers (…).” Aktualisierungen erspare ich mir an dieser Stelle.

Bild zu: Ressource Bürgerrecht – eine Ausstellung in Mainz

Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, Kurfürstliches Schloß, noch bis zum 1. Jan. 2013. Eintritt frei. Das reich illustrierte Begleitbuch (103 S.) kostet in der Ausstellung 15,- Euro, die Buchhandelsausgabe (Verlag Schnell & Steiner) 20,- Euro.

von Uwe Walter erschienen in Antike und Abendland ein Blog von FAZ.NET.

Quelle: http://blogs.faz.net/antike/2012/10/02/ressource-buergerrecht-eine-ausstellung-in-mainz-392/

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Informationsinfrastrukturen im Wandel …

Der diesjährige Historikertag wartete mit der erfreulichen Neuerung auf, eine eigene HauptkategorieeHumanities” zu führen, in der jeden Tag mindestens eine Session verortet war. Am Freitag, den 28.9.2012 gab es eine fast vierstündige Sektion unter dem Titel “Informationsinfrastrukturen im Wandel: Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Informationsverarbeitung in historischer Lehre und Forschung“. Nach einer Reihe von “Impulsreferaten” wurde zunächst mit den Referenten diskutiert, bevor es eine allgemeine Podiumsdiskussion mit anderen Podianten als Vertretern verschiedener Teilbereiche der geschichtswissenschaftlichen Ökosystems (Historiker, Doktoranden, Bibliothekare, Portalbetreiber, Verleger) gab.

Leider hatten alle Teile wenig bis gar nichts mit dem zu tun, was ich selbst unter Informationsinfrastrukturen (geschweige denn in Gegenwart und Zukunft) verstehen würde. Das Thema wurde also eher “implizit” bearbeitet, wenn über die Arbeit des Historikers und die digitalen Wandlungen dieser Arbeit diskutiert wurde. Wenn ich eigens nach Mainz gereist war, um als jemand, der in einem Infrastrukturprojekt beschäftigt ist, etwas über die Sicht der historisch arbeitenden Fachkollegen auf Infrastrukturen zu erfahren, so blieb der Erkenntnisgewinn zu dieser Frage eher gering. Dafür scheinen mir zwei andere Details berichtenswert, die ich hier rein willkürlich herausgreifen möchte und die nicht für die Gesamtheit der Veranstaltung und der Beteiligten stehen.

Zum Einen wurde von Christoph Cornelißen beiläufig darauf hingewiesen, dass die (nicht zuletzt von Peter Haber) viel diskutierten Beschreibungsmuster der Wissenschaftler in der digitalen Welt als “digital immigrants” und als “digital natives” natürlich zu ergänzen sind um die größte, möglichwerweise nicht nur gefühlt 90% umfassende Gruppe der “digital ignorants” – die man bei einer systematischen Betrachtung der gegenwärtigen Wissenschaftstransformation ebenfalls unter die Lupe nehmen müsste. Zum anderen wurde mal wieder (und: ja, ich mache das auch öfters) die Monstranz des “Wir müssen die wissenschaftliche Qualität sichern und die wissenschaftlichen Qualitätsstandards bewahren” aus dem Tabernakel geholt. Dabei ist es immer das gleiche: Die Monstranz wird gezeigt, es wird aber nicht weiter darauf eingegangen, worin die postulierten Qualitäten eigentlich bestehen und wie sie zu sichern, geschweige denn zu prüfen wären. Dass “wissenschaftliche Qualität” in der freien Wildbahn praktisch nur als vage Selbstzuschreibung und als Verteidigungsbegriff gegen alles Andere und Neue vorkommt, ließ sich auch hier wieder eindrücklich beobachten. Pauschal wurde da z.B. von einem auf dem digitalen Feld zu beobachtenden “Wildwuchs” der Angebote gesprochen, die die traditionellen Qualitätsstandards unterlaufen würden und denen gegenüber “Qualitätserfordernisse” definiert werden müssten (was sicher nicht schaden kann). Immerhin mündete der sporadische Verweis auf die Digital Humanities nicht in ein allgemeines DH-bashing, nachdem Charlotte Schubert auf das hohe Maß der Selbstreflexion in den DH verwiesen hatte.

Eine sonderbare Note bekam die Rede über die Qualitätsicherung im historischen Feld allerdings auch dadurch, dass als Grundlage der vorgetragenen Gedanken eine “Diskussion an der Hotelbar am gestrigen Abend” referenziert wurde und dass bemängelt wurde, dass man heute kaum noch einen Vortrag halten könne, ohne dass im Publikum online recherchiert würde, ob der Vortragende auch wirklich keinen Unsinn erzählt (und ich dachte, DAS sei ein Zeichen von Qualitätssicherung). Die reklamierte Qualität der vortragenden Wissenschaftler erscheint so als eine, die sich gerade nicht überprüfen lassen will. Dazu passend wurden dann auch “Freiräume” für den Geisteswissenschaftler reklamiert, die “von elektronischer Beobachtung frei” sein sollten. Die Apologie der digitalen Ignoranz gipfelte im Ausruf, dass man auch heute noch “hervorragende Geschichtswerke ohne das Internet schreiben” könne. Das ist sicher richtig, wenn die historische Erkenntnis rein und vollständig aus den persönlich konsultierten Quellen, aus der Beschäftigung mit der älteren Literatur oder unmittelbar von Gott kommt. Sollte sie allerdings auch auf einem wissenschaftlichen Diskurs gründen, der im Hier und Jetzt stattfindet und der sich nun einmal auch der gegenwärtigen Technologien und Medien bedient, dann wird man die Prozesse der Erkenntnisgewinnung und ihre Qualitätsabschätzung doch etwas differenzierter betrachten müssen. Selbst angelegte Scheuklappen scheinen dann eine eher schlechte Basis für “hervorragende” Wissenschaft zu sein. Und wieso aus Ignoranz Qualität entstehen soll, werde ich vielleicht auch erst später begreifen …

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=915

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Presseschau und Blog-Nachlese zum Historikertag (Update)

Nachdem die Max Weber Stiftung live vom Historikertag gebloggt hat, ist es nun Zeit für eine kleine Presseschau in Sachen “Nachwuchs” auf dem Historikertag. Eines sei vorweg gesagt: Bei einem Großereignis dieser Art ist es schwer, den Überblick zu behalten. So fällt durchaus auf, dass Bodo Mrozek im Tagesspiegel die beschränkte Präsenz junger Forscher und Forscherinnen kritisiert:

“Ein hierarchisches Anmeldeverfahren führt zur Marginalisierung der eigentlichen Trendsetter der Forschungsthemen: der Doktoranden. Stattdessen dominieren meist etablierte Felder. Neue Themen wie die boomende Ding- oder die Tiergeschichte, die sich vom Menschen als alleinigem Gestalter der Geschicke abwendet und die Rolle anderer natürlicher Faktoren ausloten will, fehlten im Mainzer Programm denn auch fast völlig.”

Logo Historikertag 2012
Diesem Ruf nach etwas mehr Akteur-Netzwerk-Theorie (wie generell einem entspannt-produktiven Verhältnis zum Theorieeinsatz) würde ich mich ja gerne anschließen. Ein wenig unfair erscheint der pauschale Marginalisierungs-Vorwurf dann doch. Denn Präsenz haben die frischen Forschungsthemen schon erlangt, wenn auch in befragenswerten Modi. So durften die Preisträger und Preisträgerinnen der Nachwuchswettbewerbe zwar am Donnerstagabend ihre wohlverdienten Blumen abholen. Aber man hätte zu dieser Gelegenheit ja schon gerne mehr von ihnen gehört, etwa von Ulrike Weckel, die den Carl-Erdmann-Preis für die beste Habilitation gewonnen hat (Beschämende Bilder. Deutsche Reaktionen auf alliierte Dokumentarfilme über befreite Konzentrationslager; hier ihr Beitrag beim Historikertag). Oder persönliche Wortmeldungen zu den beiden englischsprachigen Dissertationen von Jan Hennings und Julia Tischler, die mit dem Hedwig-Hintze-Preis ausgezeichnet wurden. Eine eigene Preisträger-Sektion wäre wünschenswert. Beim Plakatwettbewerb blieb immerhin die Möglichkeit, sich mit eigenem Auge der Preiswürdigkeit zu versichern. Die Preise hier gingen an Anne Günther, Katja Wüllner und Dagmar Bellmann.

[Update]: Die Plakate werden übrigens in dieser Woche beim Portal L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung auch online zu sehen sein (Vielen Dank an den Historikerverband für diese Information).

Auffällig oft erwähnt die Berichterstattung die Selbstzerstörungsmechanismus des fortwährenden Schreibens von Anträgen, das Forschende und die Universität als Institution in eine unsichere Zukunft schauen lässt. Ludger Fittkau machte für den Deutschlandfunk daraus gleich ein Feature-Thema, das sich hier nachhören lässt. Ebenfalls ein Thema: Die großen Kontroversen fehlen dem Historikertag mittlerweile. Ob das an den gewandelten Themen, unterschiedlichen Generationen oder einer allgemeinen Gediegenheit liegt? Bodo Mrozek, Sven Felix Kellerhoff und Berthold Seewald jedenfalls argumentieren in diese Richtung.

Und wenn schon in den Onlinemedien niemand die munteren Tweets und Blogbeiträge zum Historikertag aufgreift, dann macht es halt das gab_log (weitere Hinweise gerne an uns):

Online weiterhin:

Und leider bis dato nur offline:

  • Stephan Speicher in der Süddeutschen Zeitung vom 1.10.2012, S. 13: Ideenverkehr und Illusionsverlust.
  • Johann Schloemann in der Süddeutschen Zeitung vom 27.9.2012: Blut und andere Ressourcen.

Quelle: http://gab.hypotheses.org/250

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Präsentation der Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” auf dem Historikertag 2012


Das Deutsche Historische Institut Paris ist auf dem diesjährigen Historikertag in Mainz mit vier Sektionen präsent, die gemeinsam mit Partnerinstitutionen organisiert werden. Eine Übersicht dazu findet sich hier. In diesem Beitrag wollen wir die Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” näher präsentieren und publizieren den genauen Zeitplan, kurze Angaben zu den Vortragenden sowie die Abstracts der Vorträge.

Zeit: Mittwoch, 26.9.2012, 9h15-13h00
Ort: P102, Obergeschoss Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, Mainz

9h15 Begrüßung und Einleitung der Sektion durch Prof. Dr. Gudrun Gersmann und Dr. Mareike König

Teil 1:  Digitale Ressourcen zur französischen Geschichte: Strategien zur Informationsversorgung in Deutschland und Frankreich

9h25  Marin Dacos: OpenEdition, a european webplatform for human and social sciences: journals, books, events and blogs

Marin Dacos is Director of the Centre for open electronic publishing (Cléo: centre pour l’édition électronique ouverte), Marseille

Bereits 1999 gegründet und zunächst ausschließlich auf die Bereitstellung von Online-Journals spezialisiert, hat OpenEdition, wie das zentrale Portal der Geisteswissenschaften in Frankreich seit 2010 heisst, mittlerweile drei Hauptangebote: Calenda für Tagungsankündigungen, Termine und Call for Papers, Revues.org für Volltexte von geisteswissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern und Hypotheses.org für Berichte aus der laufenden Forschung (Wissenschaftsblogs). Die rasante Entwicklung dieser Angebotspalette über die letzten 12 Jahre ist im Zusammenhang zu sehen mit den Bedürfnissen der Wissenschaft und Forschung, den technischen Möglichkeiten sowie den strategischen Überlegungen der Plattform, die anstrebt, zur wichtigsten internationalen Plattform der Geisteswissenschaften in Europa zu werden. Vorgestellt wird das im Rahmen der Auszeichnung Equipex das Digitalisierungsprojekt 15,000 Books Programm für Bücher.

9h45 Prof. Dr. Gudrun Germann: Von Francia bis Facebook: Ein geisteswissenschaftliches Forschungsinstitut geht online: Das Beispiel des DHI Paris

Gudrun Gersmann ist Direktorin des DHI Paris und Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln. Sie ist federführend an Konzeption und Leitung der  e-journals und online Portale zeitenblicke.de, lesepunkte.de, historicum.net, perspectivia.net und recensio.net beteiligt und hat die Retrodigitalisierung der Publikationen des DHI initiiert.

Im Rahmen des Vortrags sollen einerseits die Erfahrungen resümiert werden, die in den vergangenen fünf Jahren am DHI Paris im Bereich des elektronischen Publizierens gesammelt wurden. Was bedeutet die Umstellung auf online-Publikationen etwa im Bereich von Rezensionen? Welche Publikationsmodelle zwischen print und online haben sich bewährt? Wie wird dieser Prozeß in der Fachgemeinschaft wahrgenommen? Andererseits soll es explizit jedoch auch darum gehen, künftige Publikations- und Präsentationsperspektiven zu umreißen: Wie können beispielsweise die speziell für die Nachwuchswissenschaftler/innen interessanten sozialen Netzwerke in die Arbeit eines Forschungsinstituts aufgenommen werden? Welche Chancen, aber auch welche Risiken sind damit verknüpft?

10h05  Prof. Dr. Hinnerk Bruhns:  Trivium

Hinnerk Bruhns ist emeritierter Forschungsdirektor am CNRS Paris, Historiker, Sozialwissenschaftler, Max-Weber-Spezialist und Initiator der online-Zeitschrift Trivium.

Trivium ist eine im Herbst 2007 gegründete elektronische Zeitschrift, die ausgewählte Artikel aus deutschen und französischen geisteswissenschaftlichen Fachzeitschriften in der jeweils anderen Sprache in Übersetzung veröffentlicht. Trivium erscheint in Form von Themenheften (durchschnittlich drei pro Jahr), die in der Regel von je einem deutschen und einem französischen wissenschaftlichen Herausgeber betreut werden. Trivium wird herausgegeben von den Éditions de la Maison de Sciences de l’Homme in Paris, in Verbindung mit mehreren deutschen und französischen Institutionen. Die Zeitschrift ist frei im Internet zugänglich: http://trivium.revues.org. Das Blog der Zeitschrift findet sich hier. Siehe auch das Interview “Die bedeutenden Wissenschaftssprachen müssen erhalten bleiben” mit Hinnerk Bruhns hier.

10h25  Gregor Horstkemper / Dr. Andrea Pia Kölbl: Von der Handschrift bis zum Fachportal – Die Bayerische Staatsbibliothek als Informationsspezialist für die französische Geschichte

Gregor Horstkemper ist an der Bayerischen Staatsbibliothek für die “Fachinformation Geschichte” zuständig und leitet das Zentrum für Elektronisches Publizieren, in dem an Online-Angeboten wie historicum.net, perspectivia.net und recensio.net mitgearbeitet wird.

Dr. Andrea Pia Kölbl ist Projektleiterin der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom).

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sondersammelgebietsbibliotheken erfüllen einen umfangreichen Versorgungsauftrag für die jeweilige Fachcommunity, der in zunehmendem Maße über das Internet erfüllt wird. Aus Sicht der Bayerischen Staatsbibliothek, die u.a. für die Informationsversorgung zur französischen Geschichte zuständig ist, werden Zielsetzungen und Umsetzungsschritte bei der kontinuierlichen Erweiterung der Informationsangebote zur Geschichte Frankreichs vorgestellt. Angefangen von der Digitalisierung einzelner Handschriften bis hin zum Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom) wird eine große Bandbreite an digitalen Ressourcen und Diensten in den Blick genommen. Anschließend soll zur Diskussion gestellt werden, wie diese Angebotspalette, die zum größten Teil in der Vifarom gebündelt wird, weiterentwickelt und optimiert werden kann.

10h45 Diskussion

11h05 Pause

Teil 2: Soziale Medien und Web 2.0 in der deutschen und französischen Geschichtswissenschaft

11h20  Dr. Mareike König: Historische Fachkommunikation über Twitter, Facebook und Blogs in Deutschland und Frankreich

Mareike König leitet die Abteilung 19. Jahrhundert und die Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts Paris. Sie ist außerdem zuständig für den Bereich Social Media und Digital Humanities am DHIP. Sie ist Projektleiterin des deutschsprachigen Blogportals für die Geistes- und Sozialwissenschaften de.hypotheses.org.

Der Beitrag gibt einen Überblick über grundsätzliche Überlegungen zum Einsatz von sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Blogs in der historischen Fachkommunikation. Anhand des zu konstatierenden Unterschieds in der Nutzung dieser neuen Kommunikationskanäle in Deutschland und Frankreich wird die Web 2.0-Strategie des Deutschen Historischen Instituts vorgestellt. Dabei geht es insbesondere um den Aufbau eines deutschsprachigen Blogportals für die Geisteswissenschaften nach französischem Vorbild.

11h40  Dr. Lilian Landes: Rezensieren im Web 2.0: recensio.net

Lilian Landes ist Kunsthistorikerin, promovierte über sozialkritische Genremalerei um die Revolution von 1848 und ist an der Bayerischen Staatsbibliothek beschäftigt. Sie leitet dort die geschichtswissenschaftliche Rezensionsplattform recensio.net, die Buchrezensionen aus Fachzeitschriften online publiziert und ein web 2.0 basiertes neues Konzept zur Literaturbewertung erprobt.

Wie wird die “Generation Web 2.0″ rezensieren und Rezensionen lesen? Dass sie zu festen Terminen im Jahresverlauf in die Bibliothek geht und die einschlägigen Printzeitschriften rezipiert, ist unwahrscheinlich. Dass sie auf wissenschaftlichem Niveau flexibel, fragmenthaft, gezielt kommentieren möchte (wie das auf Amazon im kommerziellen Bereich bereits praktiziert wird), ist wahrscheinlicher. Mit recensio.net – Rezensionsplattform für die Geschichtswissenschaft wird eine Plattform präsentiert, die sowohl “klassische” Rezensionen etablierter Zeitschriften online im Open Access zusammenführt, als auch Instrumente zur gemeinschaftlichen Bewertung historischer Schriften erprobt. Siehe dazu auch das Blog “Rezensieren – Kommentieren – Bloggen“.

12h00 Georgios Chatzoudis:  L.I.S.A. – Historische Geisteswissenschaften 2.0
Georgios Chatzoudis hat Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Köln studiert und ist seit 2009 Leiter der Online-Redaktion L.I.S.A. -  Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung.

Der Einzug der digitalen Medien in den Wissenschaftsalltag stellt auch die Historischen Geisteswissenschaften vor neue Herausforderungen. Nach wie vor fehlen häufig Strategien im Umgang mit Neuen Medien und Sozialen Netzwerken. L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung ist ein neues Angebot, das sich gleichermaßen an Wissenschaftler, Studierende und an alle, die sich für historische Themen interessieren, richtet, und dabei die modernen kommunikativen und technischen Möglichkeiten des Web 2.0 in einem interaktiven Internetportal vereint. Ziel ist es, einen lebendigen Austausch über Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und Islamwissenschaften zu fördern. Wissenschaftler erhalten dabei die Möglichkeit, Einblick in laufende Forschungsprojekte zu geben und ihre Ergebnisse in Wort, Ton oder Bild einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Um den Dialog und Austausch weiter zu unterstützen, bedient sich die L.I.S.A.Redaktion auch anderer sozialer Medien (L.I.S.A.Facebook) und Nachrichtendienste (L.I.S.A.Twitter). Außerdem wird bewusst dazu ermuntert, die multimedialen Möglichkeiten des Web2.0, wie zum Beispiel Videoclips, Podcasts, Bilder und Bildgalerien sowie Live-Chats für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte einzusetzen. Siehe auch das Interview: “Unser Ziel ist es, den wissenschaftlichen Austausch im Netz zu fördern” auf dem Blog des DHIP.

12h20  Dr. Jürgen Danyel:  Zeitgeschichte und Social Web. Erfahrungen mit partizipativen Formaten im fachlichen Kontext

Jürgen Danyel ist stellvertretender Direktor des Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam und Leiter der Abteilung  “Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft” am ZZF.

Der Beitrag diskutiert am Beispiel des am ZZF Potsdam angesiedelten Projekts Docupedia Zeitgeschichte die spezifischen Probleme, die sich aus Einbindung von Techniken des Web 2.0 in fachwissenschaftliche Diskurse und Publikationsformate ergeben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwiefern Formen des kollektiven Schreibens und der Nutzerpartizipation kompatibel mit der etablierten autorenzentrierten Wissenschaftskultur und historisch gewachsenen Kommunikationsformen in den Geisteswissenschaften sind. Ausgehend von diesem Spannungsverhältnis sollen inhaltliche und redaktionelle Konsequenzen für die Entwicklung partizipativer Informationsangebote im Bereich der Zeitgeschichte diskutiert werden.

12h40 Diskussion

13h00 Ende der Veranstaltung

Weitere Informationen

Website des Historikertags: http://www.historikertag.de/Mainz2012/nc/de/startseite.html

Twitterhashtag: histag12

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1188

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Präsentation der Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” auf dem Historikertag 2012

Das Deutsche Historische Institut Paris ist auf dem diesjährigen Historikertag in Mainz mit vier Sektionen präsent, die gemeinsam mit Partnerinstitutionen organisiert werden. Eine Übersicht dazu findet sich hier. In diesem Beitrag wollen wir die Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” näher präsentieren und publizieren den genauen Zeitplan, kurze Angaben zu den Vortragenden sowie die Abstracts der Vorträge.

Zeit: Mittwoch, 26.9.2012, 9h15-13h00
Ort: P102, Obergeschoss Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, Mainz

9h15 Begrüßung und Einleitung der Sektion durch Prof. Dr. Gudrun Gersmann und Dr. Mareike König

Teil 1:  Digitale Ressourcen zur französischen Geschichte: Strategien zur Informationsversorgung in Deutschland und Frankreich

9h25  Marin Dacos: OpenEdition, a european webplatform for human and social sciences: journals, books, events and blogs

Marin Dacos is Director of the Centre for open electronic publishing (Cléo: centre pour l’édition électronique ouverte), Marseille

Bereits 1999 gegründet und zunächst ausschließlich auf die Bereitstellung von Online-Journals spezialisiert, hat OpenEdition, wie das zentrale Portal der Geisteswissenschaften in Frankreich seit 2010 heisst, mittlerweile drei Hauptangebote: Calenda für Tagungsankündigungen, Termine und Call for Papers, Revues.org für Volltexte von geisteswissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern und Hypotheses.org für Berichte aus der laufenden Forschung (Wissenschaftsblogs). Die rasante Entwicklung dieser Angebotspalette über die letzten 12 Jahre ist im Zusammenhang zu sehen mit den Bedürfnissen der Wissenschaft und Forschung, den technischen Möglichkeiten sowie den strategischen Überlegungen der Plattform, die anstrebt, zur wichtigsten internationalen Plattform der Geisteswissenschaften in Europa zu werden. Vorgestellt wird das im Rahmen der Auszeichnung Equipex das Digitalisierungsprojekt 15,000 Books Programm für Bücher.

9h45 Prof. Dr. Gudrun Germann: Von Francia bis Facebook: Ein geisteswissenschaftliches Forschungsinstitut geht online: Das Beispiel des DHI Paris

Gudrun Gersmann ist Direktorin des DHI Paris und Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln. Sie ist federführend an Konzeption und Leitung der  e-journals und online Portale zeitenblicke.de, lesepunkte.de, historicum.net, perspectivia.net und recensio.net beteiligt und hat die Retrodigitalisierung der Publikationen des DHI initiiert.

Im Rahmen des Vortrags sollen einerseits die Erfahrungen resümiert werden, die in den vergangenen fünf Jahren am DHI Paris im Bereich des elektronischen Publizierens gesammelt wurden. Was bedeutet die Umstellung auf online-Publikationen etwa im Bereich von Rezensionen? Welche Publikationsmodelle zwischen print und online haben sich bewährt? Wie wird dieser Prozeß in der Fachgemeinschaft wahrgenommen? Andererseits soll es explizit jedoch auch darum gehen, künftige Publikations- und Präsentationsperspektiven zu umreißen: Wie können beispielsweise die speziell für die Nachwuchswissenschaftler/innen interessanten sozialen Netzwerke in die Arbeit eines Forschungsinstituts aufgenommen werden? Welche Chancen, aber auch welche Risiken sind damit verknüpft?

10h05  Prof. Dr. Hinnerk Bruhns:  Trivium

Hinnerk Bruhns ist emeritierter Forschungsdirektor am CNRS Paris, Historiker, Sozialwissenschaftler, Max-Weber-Spezialist und Initiator der online-Zeitschrift Trivium.

Trivium ist eine im Herbst 2007 gegründete elektronische Zeitschrift, die ausgewählte Artikel aus deutschen und französischen geisteswissenschaftlichen Fachzeitschriften in der jeweils anderen Sprache in Übersetzung veröffentlicht. Trivium erscheint in Form von Themenheften (durchschnittlich drei pro Jahr), die in der Regel von je einem deutschen und einem französischen wissenschaftlichen Herausgeber betreut werden. Trivium wird herausgegeben von den Éditions de la Maison de Sciences de l’Homme in Paris, in Verbindung mit mehreren deutschen und französischen Institutionen. Die Zeitschrift ist frei im Internet zugänglich: http://trivium.revues.org. Das Blog der Zeitschrift findet sich hier. Siehe auch das Interview “Die bedeutenden Wissenschaftssprachen müssen erhalten bleiben” mit Hinnerk Bruhns hier.

10h25  Gregor Horstkemper / Dr. Andrea Pia Kölbl: Von der Handschrift bis zum Fachportal – Die Bayerische Staatsbibliothek als Informationsspezialist für die französische Geschichte

Gregor Horstkemper ist an der Bayerischen Staatsbibliothek für die “Fachinformation Geschichte” zuständig und leitet das Zentrum für Elektronisches Publizieren, in dem an Online-Angeboten wie historicum.net, perspectivia.net und recensio.net mitgearbeitet wird.

Dr. Andrea Pia Kölbl ist Projektleiterin der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom).

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sondersammelgebietsbibliotheken erfüllen einen umfangreichen Versorgungsauftrag für die jeweilige Fachcommunity, der in zunehmendem Maße über das Internet erfüllt wird. Aus Sicht der Bayerischen Staatsbibliothek, die u.a. für die Informationsversorgung zur französischen Geschichte zuständig ist, werden Zielsetzungen und Umsetzungsschritte bei der kontinuierlichen Erweiterung der Informationsangebote zur Geschichte Frankreichs vorgestellt. Angefangen von der Digitalisierung einzelner Handschriften bis hin zum Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom) wird eine große Bandbreite an digitalen Ressourcen und Diensten in den Blick genommen. Anschließend soll zur Diskussion gestellt werden, wie diese Angebotspalette, die zum größten Teil in der Vifarom gebündelt wird, weiterentwickelt und optimiert werden kann.

10h45 Diskussion

11h05 Pause

Teil 2: Soziale Medien und Web 2.0 in der deutschen und französischen Geschichtswissenschaft

11h20  Dr. Mareike König: Historische Fachkommunikation über Twitter, Facebook und Blogs in Deutschland und Frankreich

Mareike König leitet die Abteilung 19. Jahrhundert und die Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts Paris. Sie ist außerdem zuständig für den Bereich Social Media und Digital Humanities am DHIP. Sie ist Projektleiterin des deutschsprachigen Blogportals für die Geistes- und Sozialwissenschaften de.hypotheses.org.

Der Beitrag gibt einen Überblick über grundsätzliche Überlegungen zum Einsatz von sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Blogs in der historischen Fachkommunikation. Anhand des zu konstatierenden Unterschieds in der Nutzung dieser neuen Kommunikationskanäle in Deutschland und Frankreich wird die Web 2.0-Strategie des Deutschen Historischen Instituts vorgestellt. Dabei geht es insbesondere um den Aufbau eines deutschsprachigen Blogportals für die Geisteswissenschaften nach französischem Vorbild.

11h40  Dr. Lilian Landes: Rezensieren im Web 2.0: recensio.net

Lilian Landes ist Kunsthistorikerin, promovierte über sozialkritische Genremalerei um die Revolution von 1848 und ist an der Bayerischen Staatsbibliothek beschäftigt. Sie leitet dort die geschichtswissenschaftliche Rezensionsplattform recensio.net, die Buchrezensionen aus Fachzeitschriften online publiziert und ein web 2.0 basiertes neues Konzept zur Literaturbewertung erprobt.

Wie wird die “Generation Web 2.0″ rezensieren und Rezensionen lesen? Dass sie zu festen Terminen im Jahresverlauf in die Bibliothek geht und die einschlägigen Printzeitschriften rezipiert, ist unwahrscheinlich. Dass sie auf wissenschaftlichem Niveau flexibel, fragmenthaft, gezielt kommentieren möchte (wie das auf Amazon im kommerziellen Bereich bereits praktiziert wird), ist wahrscheinlicher. Mit recensio.net – Rezensionsplattform für die Geschichtswissenschaft wird eine Plattform präsentiert, die sowohl “klassische” Rezensionen etablierter Zeitschriften online im Open Access zusammenführt, als auch Instrumente zur gemeinschaftlichen Bewertung historischer Schriften erprobt. Siehe dazu auch das Blog “Rezensieren – Kommentieren – Bloggen“.

12h00 Georgios Chatzoudis:  L.I.S.A. – Historische Geisteswissenschaften 2.0
Georgios Chatzoudis hat Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Köln studiert und ist seit 2009 Leiter der Online-Redaktion L.I.S.A. -  Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung.

Der Einzug der digitalen Medien in den Wissenschaftsalltag stellt auch die Historischen Geisteswissenschaften vor neue Herausforderungen. Nach wie vor fehlen häufig Strategien im Umgang mit Neuen Medien und Sozialen Netzwerken. L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung ist ein neues Angebot, das sich gleichermaßen an Wissenschaftler, Studierende und an alle, die sich für historische Themen interessieren, richtet, und dabei die modernen kommunikativen und technischen Möglichkeiten des Web 2.0 in einem interaktiven Internetportal vereint. Ziel ist es, einen lebendigen Austausch über Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und Islamwissenschaften zu fördern. Wissenschaftler erhalten dabei die Möglichkeit, Einblick in laufende Forschungsprojekte zu geben und ihre Ergebnisse in Wort, Ton oder Bild einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Um den Dialog und Austausch weiter zu unterstützen, bedient sich die L.I.S.A.Redaktion auch anderer sozialer Medien (L.I.S.A.Facebook) und Nachrichtendienste (L.I.S.A.Twitter). Außerdem wird bewusst dazu ermuntert, die multimedialen Möglichkeiten des Web2.0, wie zum Beispiel Videoclips, Podcasts, Bilder und Bildgalerien sowie Live-Chats für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte einzusetzen. Siehe auch das Interview: “Unser Ziel ist es, den wissenschaftlichen Austausch im Netz zu fördern” auf dem Blog des DHIP.

12h20  Dr. Jürgen Danyel:  Zeitgeschichte und Social Web. Erfahrungen mit partizipativen Formaten im fachlichen Kontext

Jürgen Danyel ist stellvertretender Direktor des Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam und Leiter der Abteilung  “Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft” am ZZF.

Der Beitrag diskutiert am Beispiel des am ZZF Potsdam angesiedelten Projekts Docupedia Zeitgeschichte die spezifischen Probleme, die sich aus Einbindung von Techniken des Web 2.0 in fachwissenschaftliche Diskurse und Publikationsformate ergeben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwiefern Formen des kollektiven Schreibens und der Nutzerpartizipation kompatibel mit der etablierten autorenzentrierten Wissenschaftskultur und historisch gewachsenen Kommunikationsformen in den Geisteswissenschaften sind. Ausgehend von diesem Spannungsverhältnis sollen inhaltliche und redaktionelle Konsequenzen für die Entwicklung partizipativer Informationsangebote im Bereich der Zeitgeschichte diskutiert werden.

12h40 Diskussion

13h00 Ende der Veranstaltung

Weitere Informationen

Website des Historikertags: http://www.historikertag.de/Mainz2012/nc/de/startseite.html

Twitterhashtag: histag12

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1188

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