“Wie willkommen ist der Nachwuchs?”

  Einen frischen Blick auf neue Modelle der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung verspricht ein jüngeres Buch, das standesgemäß als gedruckter Sammelband daherkommt. Herausgegeben von Jürgen Mittelstraß und Ulrich Rüdiger, fasst er die Beiträge der gleichnamigen Hamburger Tagung aus dem Herbst 2010 zusammen. Die von der Körber Stiftung zusammen mit dem Konstanzer Wissenschaftsforum ausgetragene Veranstaltung hat dabei durchaus gemischte Reaktionen provoziert. So schrieb Christian Dries anschließend auf sciencegarden, dass auch optimistische und ermutigende Beiträge nicht immer den Kontakt zur Realität  aufrechterhalten konnten: [D]er Durchschnittspromovend war auf der Tagung auch nicht auszumachen. Das Gros der Teilnehmer gehörte zu den Privilegierten, zur reichlich geförderten, gut informierten und bestens vernetzten Elite, die nach Auslandsaufenthalt und Promotion zielstrebig eine Juniorprofessur ergattert oder in lukrativen Forschungsprojekten und an international renommierten Instituten auf den eigenen Lehrstuhl hinarbeitet – oder selbst in jungen Jahren zum Wissenschaftspolitiker wird. Wie viel ist davon nun im Buch zu spüren? Jürgen Mittelstraß eröffnet den Band mit dem gewohnten wissenschaftlichen Esprit, aber auch gehöriger Skepsis gegenüber einer Verschulung der Graduiertenausbildung. Verschulte Wege, so der Konstanzer Philosoph, führten nicht in die Wissenschaft, sondern in die Schule, in der das schon Gewusste vermittelt, nicht das Neue gefunden wird (14). Neben der Gefahr von zu viel gut gemeinter, aber schlecht verschulender Unterstützung für Promovierende sehen sich vor allem Postdoktoranden und -doktorandinnen unsicheren Verhältnissen ausgesetzt. Dass hier teils fulminante Balanceakte notwendig sind, um soziale Absicherung und Familiengründung überhaupt zu ermöglichen, ist zwar unisono bekannt. Gleichzeitig bekennt sich etwa Walter Berka, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, zu den Folgen kontinuierlicher akademischer Leistungsbewertung: “Dauerhaftigkeit der Laufbahn und Arbeitsplatzsicherheit sind unter diesen Anforderungen zwei Gradienten, die sich erst im Zeitablauf, das heißt mit fortschreitender Bewährung, schneiden können.” (34) Demgegenüber macht sich Julian Nida-Rümelin Gedanken um die Kreativität junger Hochbegabter im Zeitalter normierter Forschung. Seine an das Lesepublikum gerichtete Frage, ob unter den heutigen Bedingungen Albert Einstein oder Ludwig Wittgenstein eine Chance auf eine Professur in Deutschland hätten, trägt die latent skeptische Antwort schon in sich (62). Abhilfe verspricht unter anderem Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagenstiftung, durch gezieltes Fördern risikobehafteter, ‘transformativer Forschung’, die aufgrund ihres innovativen Gehalts in der ‘peer review’ scheitern könnte (66f.). Wie willkommen ist der wissenschaftliche Nachwuchs?   Konstanz 2011 Karoline Holländer und Gülay Ates stellen die Ergebnisse der ersten europaweiten Befragung unter jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor. Nach der erfolgreichen Dissertation, so ein Befund der Eurodoc-Studie von 2008/2009, wird nur ein Drittel in der akademischen Forschung verbleiben. Allerdings streben mehr als zwei Drittel der Befragten eine Stelle in der universitären oder außeruniversitären Forschung an; lediglich ein Drittel bereitet sich auf andere Tätigkeiten vor (93). Das verwundert umso mehr, als die finanziellen Möglichkeiten während der Promotionszeit meist begrenzt sind. Nur bei der Hälfte reichen sie zur Deckung des Lebensunterhalts. 18,4 Prozent der Befragten sind auf Arbeitslosenunterstützung angewiesen. “Wie willkommen ist der Nachwuchs?” fügt der Hamburger Tagung also weitere Kontrapunkte hinzu. Die weiteren Beiträge gehen durchaus differenziert an aktuelle Problemlagen heran — genannt seien “der ‘Postdoc’ als unbekanntes Wesen”, aber auch die internationale Qualifizierung. Neue Modelle, wie etwa das Konstanzer Zukunftskolleg, werden ebenfalls vorgestellt. Dass mit Albert Kümmel-Schnur gerade ein ehemaliger Konstanzer Juniorprofessor den packendsten Text liefert, sorgt wiederum für eine Relativierung. Ohne die übliche Scheu vor persönlicher Haltung breitet Kümmel-Schnur die Realien aus, mit denen die erste Generation von Juniorprofessorinnen und -professoren zu kämpfen hatte. Sein Fazit ist ehrlich und fast schon ein wenig defätistisch: “Inzwischen rate ich Freundinnen, Freunden und Bekannten davon ab, eine Juniorprofessur anzutreten, wenn sie über eine Alternative verfügen.” (131) Kümmel-Schnurs Mut, damit an eine breite Öffentlichkeit zu gehen (Spiegel Online), gibt dem Buch unverhofft einen anderen wissenschaftspolitischen Imperativ an die Hand. Auch das Wissenschaftssystem, könnte man sagen, muss mit den Auswirkungen seiner eigenen Störungen rechnen. Ansonsten hört Nachwuchsforschung allzu oft auf, bevor sie ihre gesamtgesellschaftlichen Aufgaben erfüllen kann. Jürgen Mittelstraß/Ulrich Rüdiger Wie willkommen ist der wissenschaftliche Nachwuchs? Neue Modelle der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung Konstanz: UVK, 2011 (= Konstanzer Wissenschaftsforum, 4) ISBN 978-3-87940-830-6  

Quelle: http://gab.hypotheses.org/48

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Über 16.000 handschriftliche Fuggerzeitungen werden von der Wiener Nationalbibliothek digitalisiert


Seit langem ist bekannt, welchen mediengeschichtlichen Schatz die für das Augsburger Handelshaus Fugger zusammengestellten Berichte über Tagesneuigkeiten bergen, die vor allem in einer eindrucksvollen Reihe Wiener Handschriften von 1568 bis 1604 überliefert sind. Eine Pressemeldung, die auch vom VÖB-Blog  übernommen wurden, kündigt nun die komplette Digitalisierung dieses einzigartigen Quellenfundus an. Die Digitalisate sind bereits teilweise in den digitalen Zeitungslesesaal ANNO  der ÖNB eingebracht worden. Diese Präsentation ist zwar bequemer zu benutzen als der Viewer der Handschriftendigitalisate, doch ist es nicht akzeptabel, dass an den jeweiligen Jahrgangsbänden die erforderlichen Metadaten (nämlich die Handschriftensignaturen) fehlen.

Musste im Mai 2011 in diesem Blog beklagt werden, dass die ÖNB Wien ihre Digitalisate weitgehend versteckt, so trifft das inzwischen nicht mehr zu. Für die digitalisierten Handschriften bietet der Digitale Lesesaal eine Abfragemöglichkeit. In der Trefferliste des HANNA-Katalogs kann man durch Eingabe von Novellae Fuggerianae (bei “Suchanfrage verfeinern”) die derzeit zwölf Jahrgänge, die in dieser Oberfläche zur Verfügung stehen, auffinden. Den ersten Hinweis auf diese Digitalisate (das ANNO-Angebot und dieses sind noch nicht deckungsgleich, man muss also beide benutzen, wenn man alle online einsehbaren Digitalisate finden will!) gab Anton Tantner im Februar 2012. Er wies dabei auch auf das Wiener Forschungsprojekt zu den Fuggerzeitungen hin, dessen Webpräsenz auf den ersten Blick sehr erfeulich wirkt.

Monatlich wird eine Fuggerzeitung im Bild vorgestellt und transkribiert. Der Augsburger Universitätsarchivar Werner Lengger machte aber in Archivalia darauf aufmerksam, dass die Transkriptionen zu fehlerhaft seien. In der Tat weisen die Textwiedergaben erhebliche Mängel auf, was für ein am Institut für Österreichische Geschichtsforschung angesiedeltes Projekt außerordentlich peinlich ist. Da die Fuggerzeitungen vergleichsweise einfach zu lesen sind, gibt es keine Entschuldigung für schludriges Arbeiten. Auch Internet-Transkriptionen müssen sorgfältig kollationiert werden.

Leider gibt es in der Bibliographie auf der Website keine Online-Nachweise, und auch die Link-Sektion ist allzu karg ausgefallen. Beispielsweise ist das Buch von Kleinpaul 1921 im Internet Archive zugänglich. Der Aufsatz von Cornel Zwierlein in QFIAB 2010, der sich als Einführung in den jüngsten Forschungsstand zu den Fuggerzeitungen eignet, ist auf Perspectivia.net frei einsehbar. Die von ihm erwähnten Heidelberger Handschriften Cpg 774 und 842 mit weiteren Fuggerzeitungen (der Wiener Bestand ist zwar der wichtigste, aber keinesfalls der einzige) sind online (Nachweis und weitere Links), aber einen Link sucht man auf den Projektseiten vergeblich.

Ärgerlicherweise muss zu dem vom IÖG bereitgestellten digitalen Bestandsverzeichnis die genauere Auswertung in einem gedruckten MIÖG-Aufsatz herangezogen werden. Wieso liegt dieser nicht auch Open Access vor?

 

 

 

 

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1296

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“…weil Gott sich in Jesus Christus ganz auf die Geschichte eingelassen hat”?

Dieser Artikel soll einige Gedanken zum Verhältnis von Religionsgemeinschaften, persönlicher Religiosität und Geschichtsschreibung anstellen. Anlass dafür ist eine im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung (14. August 2012) auszugsweise abgedruckte Rede des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf, die er eine Woche zuvor bei den Salzburger Hochschulwochen gehalten hat. Darin beklagte Wolf die unbedeutende und zu angepasste Rolle, die die universitäre Kirchengeschichte für die politischen und theologischen Entscheidungen des Vatikans spielten. Die Amtskirche solle viel stärker auf ihre Historiker hören, denn: “Ohne Kirchengeschichte fehlt dem theologischen Blick die nötige Tiefenschärfe.” Kirchengeschichte könne der Kirchenleitung demnach die ganze (katholische) Vielfalt der theologischen Meinungen und deren historische Entwicklungen und Brüche demonstrieren. Sie könne zeigen, dass es in der Theologie keine Lehrkonstanz gibt. Nicht einmal in Rom. Dabei müssten freilich wissenschaftliche Standards eingehalten werden. Dazu beschreibt Wolf wie folgt das Wesen von Glauben in und für die (Kirchen-)Geschichte: “Der Traditionsprozess, der seinen Ausgangspunkt im historischen Christusereignis nimmt, kommt niemals zum Stillstand, weil Gott sich in Jesus Christus ganz auf die Geschichte eingelassen hat und die Kirche unter den wechselnden Bedingungen der jeweiligen Zeit die zentrale Aufgabe hat, den Tod und die Auferstehung des Herrn zu bezeugen.” Hier beginnen die Schwierigkeiten, die ich mit einigen Aspekten der Rede habe. Kirchenhistoriker sind noch immer auf der Suche nach dem “Gottesteilchen” in der Geschichte. Volker Leppin hat diese Aufgabe vor kurzem so formuliert: “In diesem Zusammenhang stellt die Kirchengeschichte wirklich eine eigene theologische Frage: die nach der Verschiedenartigkeit der kulturell bestimmten Bilder, die den Gott der biblischen Offenbarung sprechen lassen.” [1] Zweifel, ob es sich dabei nicht um eine – frei nach Lucien Febvre - question mal posée handelt, ja handeln muss, tauchen nicht auf. Ich habe noch nie in einer kirchengeschichtlichen Arbeit die Frage gelesen: gibt es das überhaupt, was wir da nachverfolgen? Auch unabhängig davon, wie man diese Frage beantwortet, ist die notwendigerweise so an persönliche Glaubensbejahung gebundene Geschichtsbetrachtung eine große Hypothek für die daraus resultierende Forschung. Die aus dem und mit dem Glauben (und laut Wolf für die Kirche) heraus operierende Hermeneutik setzt den Kirchenhistorikern eine Brille für Deutungen und großrahmige Einordnungen der Geschichte auf, die stärker sind als jede Theorie. Kirchenhistoriker antizipieren, wenn sie ihr Aufgabenfeld wie Wolf und Leppin begreifen, unausgesprochen eine Kraft hinter die Geschichte, an die man letztlich als seriöser Historiker nicht herankommen kann. Kirchenhistoriker versuchen dies trotzdem über die Theologiegeschichte (die an sich ein ehrenwertes und höchst anregendes Forschungsfeld ist!), mitunter auch über Institutionen (bzw. deren “Sieg” oder “Untergehen”). So wird freilich das Pferd der Clio von hinten aufgezäumt. Die stark auf Gott und Formen der göttlichen Offenbarung in Theologie und Kirchenstrukturen abzielende deutsche Kichengeschichte bringt somit eine falsche Sakralität in einen Forschungsbereich, den manch einer für Atheisten oder Agnostikern sogar verschlossen sieht. Die Debatte, ob nicht-religiöse Menschen überhaupt Zugang zu historischer Religiosität haben, kocht immer wieder hoch. [2] Fast noch problematiascher ist aber der durch die Suche nach dem “Gottesteilchen” verengte Blick auf die Religionsgeschicht. Gerade die frühneuzeitliche Religionsgeschichte und in ihr besonders die Reformation werden in Deutschland von Kirchenhistorikern dominiert. Das ist zunächst einmal weder gut noch schlecht. Aber ihre einseitige Fokussierung auf Theologie und Institionen verdrängt das für die größte Zahl der historischen Zeitgenossen wichtigste an den Rand: Kulturformen, Praktiken, Deutungen und soziale Wirkmächtigkeiten von Religion. So werden aus einer schlecht gestellten Frage nicht gestellte Fragen! Der Umstand, dass Kirchenhistoriker in aller Regel als Beschäftigte an Theologischen Seminaren von der Kirche ausgewählt und besoldet werden, macht dies nicht besser. Die Kirchen suchen sich also die aus, die dann über sie schreiben. Dabei kommen vielfach ausgebildete Theologen zum Zuge. Natürlich, zahlreiche gläubige Menschen und Theologen betreiben hervorragende Forschung. Dennoch werden somit nicht bessere und neue Fragen an die Geschichte gestellt. Vielleicht liegt auch hier ein Grund für die innerkirchliche Zahmheit und Marginalität der konfessionellen Kirchengeschichte, die Hubert Wolf konstatiert hat. Im Ausland läuft manches besser. Das Beispiel Frankreich zeigt, was für exzellente und innovative Forschung zur Religionsgeschichte ohne die deutsche Sonderform der Theologie- und Kirchenhistorie entsteht. In Frankreich gibt es keine staatlichen Theologischen Fakultäten. Dort kümmern sich “Allgemeinhistoriker” um die Religionsgeschichte. Sie machen eine theoretisch-methodisch moderne histoire des religions und werden so zu Religionshistorikern.     Religionshistoriker und Agnostiker: Lucien Febvre (1878-1956)   [1] Volker Leppin: Histoire de l’Eglise et histoire des religions, in: Christophe Duhamelle/Philippe Büttgen (Hg.): Religion ou confession. Un bilan franco-allemand sur l’époque moderne (XVIe-XVIIIe siècles), Paris 2010, 57-72, hier: 72. [2] Siehe dazu demnachäst Marc Mudrak, Rez. zu C. Scott Dixon: Contesting the Reformation (Contesting the Past), New York 2012, unter: H-Soz-u-Kult. Cf. auch Tracy, James D.: Believers, Non-Believers, and the Historian’s Unspoken Assumptions, in: Catholic Historical Review 86 (2000), S. 403-419. Gläubige sehen Religion laut Tracy als ein persönliches Phänomen und die Person als in rational-bewusstem Handeln erklärbar. Atheisten sehen Religion sowie einzelne Personen demnach im Zusammenhang sozialer und kultureller Prozesse und sind theorieaffiner.

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/165

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Twitter in der Wissenschaft: Ein Leitfaden für Historiker/innen

  Twitter (engl. für Gezwitscher) ist ein »Echtzeit-Informationsnetzwerk« zur Verbreitung von Kurznachrichten, sogenannten Tweets, die bis zu 140 Zeichen enthalten können. Aufgrund der vorgegebenen Kürze der Mitteilungen spricht man bei Twitter auch von Microblogging. Ein weiterer Dienst dieser Art ist z.B. ScienceFeed, das speziell für die Wissenschaften entwickelt wurde, jedoch nicht so weit verbreitet ist. Tweets können außer Text auch Fotos, Videos sowie Links auf Websites enthalten. Die Nachrichten sind in der Regel öffentlich und auch ohne Konto auf der Suchseite bei Twitter einsehbar. Wer selbst Tweets senden möchte, braucht jedoch eine Anmeldung. Twitter eignet sich in vielfacher Hinsicht als Informations- und Distributionskanal in den Wissenschaften. Dennoch gibt es gerade im deutschsprachigen Bereich noch wenige Historiker/innen, die auf Twitter aktiv sind, vielleicht auch, weil nicht klar ist, welches Potential und welche Einsatzmöglichkeiten Twitter hat und wie man den Dienst tatsächlich verwendet. Dieser Blogbeitrag versteht sich daher als praktische Hilfestellung für Historiker/innen, die Twitter zu wissenschaftlichen Zwecken einsetzen wollen. Die hier aufgeführten Anwendungsbeispiele und Tipps sind dabei lediglich als Hinweise zu verstehen, die dem eigenen, kreativen Umgang mit Twitter keinesfalls im Weg stehen sollen. Es versteht sich von selbst, dass ein solcher Leitfaden nicht vollständig sein kann. Um Ergänzungen in den Kommentaren wird daher ausdrücklich gebeten.

Twittern als Historiker/in – wozu?

Twitter ist ein hervorragendes Mittel, um einerseits auf dem Laufenden zu bleiben und um andererseits die Fachkollegen/innen über die eigenen Publikationen, Vorträge und Tätigkeiten zu informieren. Damit ergänzt Twitter die Fachinformation, wie sie über Publikationen und Tagungen sowie seit dem Aufkommen des Internet über Mailinglisten, Blogs, Portale, etc. geführt wird. Die Einsatzbereiche von Twitter in der Wissenschaft sind sehr vielfältig und man könnte darüber ohne Mühe einen eigenen umfangreichen Beitrag verfassen. Da der Schwerpunkt hier auf der praktischen Anleitung liegt, seien die wichtigsten Bereiche nur kurz aufgezählt:
  • Informationssuche
  • auf dem Laufenden bleiben (thematisches Monitoring)
  • Verbreitung von Nachrichten
  • Austausch über einen wissenschaftlichen Gegenstand
  • interne und externe wissenschaftliche Kommunikation
  • Vernetzung mit Fachkollegen/innen
  • universitäre Lehre[1]
  • wissenschaftliche Tagungen
  • Doktorandenchats[2]
  • Kollaboratives Arbeiten, z.B. zur Identifizierung eines alten Manuskripts[3]
  • Wissenschaftsmarketing und PR (auch von Instituten und Universitäten…)
Mit Twitter kann man das eigene Netzwerk erheblich erweitern und besser Kontakt halten, als es über ein- bis zweimalige Treffen pro Jahr auf Konferenzen möglich ist. Der Umgang ist weniger formal als in Emails oder Briefen und es ist einfacher, mit anderen in Kontakt zu treten. Twittern bietet daher gerade für den wissenschaftlichen Nachwuchs eine gute Möglichkeit zur Vernetzung, die zudem Spaß macht. Nicht zuletzt können aus den Kontakten in den sozialen Netzen auch Freundschaften entstehen.

Und los geht’s: die Anmeldung

Zunächst eröffnet man bei Twitter ein Nutzerkonto. Anders als bei Google+ sind bei Twitter Pseudonyme zugelassen. Zu überlegen ist also, ob man bei Twitter anonym auftreten will oder nicht. Soll Twitter für Eigenmarketing und für Kontaktpflege genutzt werden, ist es sinnvoll, sich unter dem eigenen Namen anzumelden, um von den Fachkollegen/innen gefunden zu werden. Anschließend wird ein Nutzername festgelegt, der mit einem @ beginnt. Der Nutzername kann aus dem richtigen Namen bestehen, daraus abgeleitet sein oder völlig frei gewählt werden (bei Richard Evans z.B. @RichardEvans36, bei Peter Haber @peha64, bei Claudine Moulin @ClaudineMoulin). In manchen Augen kann der Nutzername als Indiz für die Seriosität eines Accounts gelten. Doch in den sozialen Netzen darf es ruhig persönlich oder kreativ sein und es ist eine Frage des Stils, für welchen Namen man sich entscheidet. Bei Twitter werden im Vergleich nur wenige persönliche Daten abgefragt und gespeichert. Das persönliche Profil kann mit einem Foto, Ort, URL einer Website und einer kurzen Beschreibung ergänzt werden. Die Korrektheit dieser Angaben wird nicht überprüft. Eine Ausnahme bilden die Konten von bekannten Persönlichkeiten, die einen authentifizierten Account beantragen können, erkennbar am kleinen blauen Haken hinter dem Namen (z.B. @fr_Schirrmacher Frank Schirrmacher). Ob, wie und in welcher Sprache man diese Angaben ausfüllt und welches Foto man wählt, hängt ebenfalls davon ab, wie man Twitter selbst nutzen möchte. Wer erkannt werden will, wählt ein Foto von sich, wer ein Statement abgeben will, verwendet ein anderes Motiv. Es ist der Vernetzung dienlich, wenn die Beschreibung den Hinweis enthält, dass man Historiker/in ist sowie ggf. das eigene Forschungsthema und die wissenschaftlichen Interessen. Anders als der Nutzername ist die Beschreibung, die aus 160 Zeichen bestehen darf, jederzeit änderbar. Profil des Twitter-Accounts der "Weberin"

Abb. 1: Anonymes Twitter-Konto der “Weberin”, Schwerpunkt Geschichte, Digital Humanities und allerlei

Wem folgen?

Über das Abonnement der Tweets eines anderen Twitterkontos wird man selbst zum Verfolger (Follower). Das Einverständnis der Person, der man folgen möchte, ist nicht notwendig, es sei denn, ein Konto ist als privat gekennzeichnet (erkennbar an einem kleinen Schloss als Zeichen neben dem Namen). Laut einer Aufstellung von Mark Scheloske (März 2012) gibt es derzeit rund 300 twitternde Wissenschaftler/innen in Deutschland. Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig und Studierende dürften darin überwiegend fehlen. Man kann diese Liste aber nutzen, um Personen zu finden, denen man folgen möchte. Außerdem ist es im Sinne der Eigenwerbung ratsam, sich selbst für den Eintrag in der Liste anzumelden (am besten per Tweet an Mark Scheloske @werkstatt). Weitere twitternde Wissenschaftler/innen in Deutschland findet man in der Twitterliste »Twissenschaftler«, die 169 Mitglieder hat (zum Gebrauch von Listen bei Twitter siehe unten). Speziell für Historiker/-innen hat Erika Fagen (@erfagen) die Liste »European Twitterstorians« angelegt, die derzeit die Tweets von 58 europäischen Historiker/-innen enthält. Weitere Listen für Historiker/innen sind:
  • Historische Zeiten von Thomas Endl (@Histonaut), 78 Mitglieder
  • Geschichte von Philipp Spreckels (@epenschmied): Historisch-bedeutendes,Historiker und Geschichtsjournalismus im weitesten Sinne, 31 Mitglieder
  • Geschichte von Michael Schmalenstroer (@MschFr), 28 Mitglieder
  • @TheHistoryList: A new tool for local and national organizations to publicize theirhistory-related events and exhibits, sites and museums, 528 Mitglieder
  • Historians Who Tweet von HNN (@myHNN): A comprehensive list of historians on Twitter! 204 Mitglieder
  • Twithistosphère von Émilien Ruiz (@mXli1): quand les historien-ne-s tweetent…französische Liste mit 64 Mitgliedern.
  • Sowie weitere historische Twitterempfehlungen im Blog Zeittaucher.
Darüber hinaus lohnt es sich, verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen zu folgen, wie z.B. der eigenen Universität, der Bibliothek oder des Fachbereichs, sofern auf Twitter aktiv, wissenschaftlichen Stiftungen wie z.B. L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung (@portalLISA) oder auch den wenigen Archiven, die derzeit twittern (in Deutschland z.B. @Archiv_LinzRh und @Speyer_Archiv). Ich erlaube mir, auch die Einrichtungen zu nennen, mit denen ich verbunden bin, also das DHI Paris (@dhiparis), die Max Weber Stiftung (@perspectivia) sowie das Blogportal für die deutschsprachige Geisteswissenschaften de.hypotheses.org (@dehypotheses). H-Soz-u-Kult sendet ebenfalls Tweets (@hsozkult und @hsozkultservice für Jobs, Stipendien…), wobei dort derzeit nur das gepostet wird, was auch über die Mailinglisten läuft. Weitere wissenschaftliche Einrichtungen findet man in der bereits oben erwähnten Aufstellung von Mark Scheloske sowie in der Übersicht „Deutsche Wissenschaft auf Twitter“ von Beatrice Lugger. In der PC-Ansicht von Twitter werden außerdem Konten vorgeschlagen, die einen interessieren könnten. Es lohnt sich, diese Vorschläge hin und wieder durchzusehen, um das eigene Netzwerk zu erweitern. Es gibt die Möglichkeit, einem Konto auch wieder zu entfolgen, wenn man nach einiger Zeit feststellt, dass die Tweets nicht von Interesse sind. Anders als bei neuen Followern erhält ein Twitteruser keine Mail, wenn sich jemand dazu entschließt, das Abonnement abzubestellen. Mit einem Dienst wie Twunfollow  oder NutshellMail, der auch sonst nützlich ist, kann man Abokündigungen verfolgen (siehe auch weiter unten Applikationen und Dienste).

Die Timeline

Die eigene Timeline bei Twitter ist eine personalisierte Chronologie mit den Tweets der Konten, die man abonniert hat. Sie sieht daher bei jedem Twitteruser anders aus, handelt es sich doch um einen “individuell strukturierten Diskursraum”[4]. Die Reihenfolge der Tweets ist wie bei Blogs umgekehrt chronologisch, d.h. die neueste Mitteilung steht ganz oben.   Abb. 2: Beispiel einer Timeline Je nach Tweets der Konten, denen man folgt, sieht man darin, was die Kollegen/innen gerade publiziert haben, lesen, als Lektüre empfehlen, im Archiv entdeckt haben, auf welcher Tagung sie sind und welche Neuigkeiten es bei dieser oder jener Universität, Bibliothek oder Wissenschaftsinstitution gibt usw. Die Timeline ist nicht wie die Inbox eines Mailkontos zu verstehen, die abzuarbeiten ist. Man kann keine einzelnen Tweets anderer Personen aus der eigenen Timeline löschen, wenn man sie gelesen hat oder wenn diese einem nicht gefallen. Hier gibt es nur die Möglichkeit, dem gesamten Account zu entfolgen. Da viele Personen ihren Twitteraccount sowohl privat als auch beruflich nutzen, ist auch die eigene Timeline eine Mischung aus Tweets mit wissenschaftlichen und Tweets mit privaten Inhalten (siehe auch Privates twittern?).

Wie lesen?

Eine verbreitete Fehleinschätzung bei Neulingen auf Twitter dürfte sein, dass sie meinen, ausnahmslos alle Tweets in der eigenen Timeline lesen zu müssen. Dies wird durch manche Applikation für Smartphonegeräte unterstützt, die einen dazu zwingen, die Timeline von hinten nach vorn zu überblättern. Ab einer bestimmten Anzahl von Abonnements ist die systematische Lektüre der geposteten Tweets jedoch schlicht unmöglich. Hier erweist sich der Einsatz von Listen als sehr hilfreich (siehe unten). Eine Strategie kann sein, nur bestimmte Personen systematisch zu lesen und die Tweets anderer Personen vertikal durchzugehen. Beim Vorbeiblättern der Kurznachrichten bleibt man manchmal an einem Namen oder an einem Wort hängen und liest diesen Tweet dann genauer. Retweets weisen darauf hin, dass eine Nachricht interessant sein könnte. Auch für das Lesen der Tweets gibt es keine Vorgabe, sondern allerhöchstens Empfehlungen. Jeder kann den Dienst so nutzen, wie er es für richtig hält und wie es in die eigenen Arbeitsabläufe passt. Es kann durchaus vorkommen, einige Tage gar nicht in die Timeline zu schauen. Da es bei Twitter die Möglichkeit gibt, Personen direkt anzusprechen und auf Nachrichten hinzuweisen, kann man sich gegenseitig auf Informationen aufmerksam machen. Das geht natürlich auch per Mail; Twitter lädt aber zu dieser Praktik des gegenseitigen Monitorings geradezu ein, und man braucht dabei den Dienst nicht zu wechseln.

Was twittern?

Ursprünglich war ein Tweet die Antwort auf die Frage „Was machst Du gerade?“ Das wurde 2009 geändert in „Was gibt es Neues?“, da die Twitternutzer sehr viel kreativer mit ihren Statusmeldungen waren, als von den Programmierern gedacht. Mittlerweile heißt es in der deutschen PC-Fassung neutral: „Verfasse einen neuen Tweet“, womit der Tatsache Rechnung getragen wird, dass Twitter nicht nur ein Ort ist, an dem sich Privatpersonen über Banalitäten austauschen. Generell wird unterschieden zwischen Tweets, die sich auf eine Aktivität beziehen und Tweets, die sich auf Gedanken beziehen. Im wissenschaftlichen Einsatz von Twitter kommt beides vor. Hier beantworten Tweets z.B. Fragen über:
  • die aktuelle Lektüre
  • aktuelle eigene Veröffentlichungen
  • was gerade erschienen und empfehlenswert ist
  • welche Tagung, Veranstaltung, Ausstellung… man derzeit oder demnächst besucht
  • welchen Vortrag man gerade zu welchem Thema vorbereitet
  • weitere Neuigkeiten aus den eigenen Interessensgebieten, z.B. aus Geschichtsblogs[5]
Doch damit erschöpfen sich die möglichen Einsatzmöglichkeiten von Twitter keineswegs. Erik Kwakkel (@erik_kwakkel) twittert beispielsweise über mittelalterliche Manuskripte und hängt den Nachrichten regelmäßig Fotos an. Kulturgutverwahrende Institutionen präsentieren über Twitter ausgewählter Stücke ihres Bestandes, z.B. #bilderfreitag oder die Aktion Foto Freitag des niederländischen National Archief[6]. Es gibt Twitter-Projekte wie @Mauer61_Stasi, über den Zeitraum vom 13.07. bis 13.09.1961, basierend auf Berichten der Staatssicherheit aus dem Archiv des BStU ergänzt durch andere Quellen[7]. Dass man bei solchen Vorhaben Vorsicht walten lassen muss, zeigt die Kritik rund um das Projekt @RealTimeWW2 eines 24jährigen englischen Geschichtsstudenten, der den zweiten Weltkrieg über Tweets live nacherzählt[8]. In Tweets kann man auch Fragen stellen an die #followerpower, die geballte Kraft und Kenntnisse der eigenen Follower. Diese leiten die Anfrage an ihre jeweils eigenen Follower weiter und so fort, so dass man potentiell eine große Anzahl an Personen erreicht. Beispiele für diese Art der gegenseitigen Hilfe wären etwa die Nachfrage nach Empfehlungen bezüglich einer Software, wo es einen bestimmten Text online frei zugänglich gibt oder ob jemand Literaturhinweise zu einem Thema hat. Natürlich funktioniert das erst dann richtig gut, wenn man bereits aktiver Teil einer Online-Community ist und sich bei Twitter eine Gefolgschaft aufgebaut hat.

Privates twittern?

Kurze Texte in den sozialen Medien unterscheiden sich in Stil und Duktus klar von wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Bei Twitter darf es ruhig persönlich werden, man darf „ich“ schreiben und sollte die eigene Meinung zum Ausdruck bringen. Wie viel Privates man über Twitter mitteilen möchte, ist eine Stilfrage und bleibt jedem selbst überlassen. Wer bei anderen keine „Guten-Morgen-Tweets“ lesen will, wird auch selbst nicht posten, was es gerade zum Mittagessen gibt. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die Grenzen zwischen der privaten und beruflichen Nutzung bei Twitter wie auch bei anderen sozialen Medien leicht verschwimmen. Einer Untersuchung aus dem Jahr 2009 zufolge nutzten zwei Drittel ihre Microblogging-Accounts sowohl privat als auch beruflich[9]. Es ist denkbar, dass die über Twitter verbreiteten eigenen öffentlichen Statements der Institution, der man angehört, nicht passen. Dies war beispielsweise bei der Washington Post der Fall, die für ihre Journalisten Social-Media-Regeln erlies, denen zufolge die Journalisten nicht der offiziellen Politik der Zeitung widersprechen durften. Einige Twitteruser weisen daher in der Beschreibung des eigenen Accounts darauf hin, dass hier als Privatperson und nicht im Namen der wissenschaftlichen Einrichtung, der man angehört, getwittert wird.

Nur 140 Zeichen…

Tweets sind Nachrichten, die bis zu 140 Zeichen enthalten können. Das ist oft ausreichend, manchmal aber auch sehr kurz. Für viele Tweets muss man daher die eigenen Gedanken stark kondensieren sowie Abkürzungen[10]. verwenden. Das führt zu einer für linguistisch Forschende interessanten Anwendung der Sprache, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Es ist möglich, eine Aussage über zwei Tweets zu ziehen. Dazu gibt man am Ende des ersten Tweets an, dass es sich um Tweet 1 von insgesamt X handelt. Bei zwei Tweets schreibt man also: 1/2. Den nachfolgenden Tweet beginnt man dann mit 2/2. Dieses Aufteilen auf mehrere Tweets stört jedoch den schnellen Lesefluss und wird nur in Ausnahmen verwendet. Mit TwitLonger steht eine Applikation bereit, um längere Tweets zu senden. Über Twitter tauchen Aphorismen wieder im „digitalen Gewand“ auf[11]. Dies können aktuelle Zitate sein, aber auch historische, so dass ein Tweet zum Ausgangspunkt einer wissenschaftlichen Recherche zu spätmittelalterlichen Spruchweisheiten werden kann[12]. Besonders schön: “Das kürzeste Konradin-Drama aller Zeiten auf Twitter”: Abb. 3: Das kürzeste Konradin-Drama aller Zeiten auf Twitter Manche Personen unterhalten sich bei Twitter mit sich selbst oder neigen zu Monologen, wobei ich das bisher vor allem bei den französischen Kollegen beobachten konnte. Diese twittern manchmal ganze Texte stückweise und nehmen dabei in Kauf, 7-8 Follower zu verlieren, denen das zu viel wird[13]. Von der eigenen Freiheit, einem Account zu folgen oder auch wieder zu entfolgen, kann man bedenkenlos Gebrauch machen.

Retweeten: erneut zwitschern

Abgekürzt RT. Retweeten bedeutet, dass man einen Tweet aus der eigenen Timeline an seine Follower erneut sendet. Man kann sich das wie das Weiterleiten einer Mail vorstellen. Durch das erneute Senden wird der Tweet in der Chronologie wieder nach oben gesetzt und bleibt damit aktuell. Dadurch wird die manchmal virale Verbreitung der Nachrichten erreicht. Retweets dienen dazu, Inhalte weiter zu geben und sind oftmal auch Zustimmung zum Gesagten. In der Wissenschaft werden Retweets auch als Teil der Zitationskultur gesehen. Laut einer Studie retweeten Wissenschaftler/-innen häufiger als andere Twitteruser[14]. Retweets können kommentiert werden, sofern die 140 Zeichen noch nicht ausgeschöpft sind. Der Kommentar steht dann am Anfang der Nachricht, gefolgt von RT und dem Text des ursprünglichen Tweets, z.B.: „Unbedingt lesen! RT [ursprünglicher Tweet]“ Damit Platz für Kommentare bleibt, geben einige Anweisungen den Rat, nur Tweets mit maximal 125 Zeichen zu versenden. Da das aber nicht immer möglich ist, kann man bei einem Retweet, der kommentiert werden soll und kein Platz vorhanden ist, den ursprünglichen Tweet verändern oder abkürzen. Dies wird dann durch ein MT (= modified tweet) deutlich gemacht, z.B.: „Unbedingt lesen! MT [ursprünglicher Tweet in modifizierter Form]“. Per Klick auf die kleine Sprechblase im modifizierten Tweet kann man sich die ursprüngliche Nachricht jederzeit anzeigen lassen. Retweets zeigen Communities an und sind von daher nicht nur inhaltlich interessant. Es lohnt sich, darauf zu achten, wen Personen, die man selbst interessant findet und die einen beeinflussen (sog. Influencer), retweeten, um so auf weitere einschlägige Twitterkonten aufmerksam zu werden.

Hashtag

Zur inhaltlichen Erschließung der Tweets können Schlagwörter verwendet werden. Diese werden bei Twitter als Hashtags bezeichnet. Sie setzen sich zusammen aus dem Rautezeichen »#« (engl. hash) und einem Schlagwort (engl. tag), z.B. #twitterstorians für twitternde Historiker/innen. Hashtags dürfen keine Bindestriche oder Leerzeichen enthalten, da dann die Verlinkung nur für das erste Wort funktioniert. Besteht ein Hashtag aus mehreren Begriffen, werden die Worte einfach hintereinander weggeschrieben, z.B. #früheneuzeit. Die Groß- oder Kleinschreibung der Wörter ist dabei unerheblich. Manche bilden aus ganzen Sätze einen Hashtag, z.B. #werhättedasgedacht? Hashtags werden dann selbst Teil des Inhalts eines Tweets und können das im Tweet Gesagte erweitern oder ihm manchmal erst den Sinn geben. Hashtags bilden ein Universum für sich. Per Klick darauf werden aktuelle Tweets zu einem bestimmten Thema angezeigt. Diese Tweets sind aufgrund der fehlenden Archivierung (siehe unten) in der Regel allerdings nicht älter als einige Tage. Sehr hilfreich sind Schlagwörter bei Tagungen, bei denen man sich vorher auf einen gemeinsamen Hashtag geeinigt hat. Über den Gebrauch dieses Hashtags sieht man, welche anderen twitternden Wissenschaftler/innen noch anwesend sind. Nur 5 Prozent aller Tweets sind mit einem Hashtags versehen[15]. Für ihre Nutzung im wissenschaftlichen Bereich liegen keine Zahlen vor, sie dürfte aber höher liegen. Eingeführte Hashtags im Bereich der Geschichtswissenschaft sind beispielsweise laut den Rückmeldungen meiner #followerpower über Twitter: Übersichten über englische Hashtags im Bereich der Geschichte gibt es hier und hier. Wer unsicher ist, fragt am besten über Twitter, ob es für das eigene historische Thema bereits einen verabredeten Hashtag gibt.

Trending Topics

Trending Topics eines bestimmten Landes werden anhand von Retweets und anhand der Verwendung des gleichen Hashtags ermittelt. Eine wissenschaftliche Konferenz beispielsweise, bei der der gleiche Hashtag von verschiedenen Twitterern häufig verwendet wird, kann es zum Trending Topic für eine bestimmte Zeit schaffen (so geschehen bei der Tagung „Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur[16]. Diese erhöhte Aufmerksamkeit für ein Thema hat den Nachteil, dass der als trendig identifizierte Hashtag dann ebenfalls von Spammern verwendet wird.

Favoriten

Besonders interessante Tweets kann man als Favorit markieren und damit im eigenen Profil speichern. Dies ist hilfreich, wenn man gerade keine Zeit hat, einen Text, auf den im Tweet verlinkt wird, zu lesen. Durch das Markieren als Favorit kann man den entsprechenden Tweet auch zu einem späteren Zeitpunkt aufrufen (was bei anderen Tweets aufgrund der fehlenden Archivierung nur begrenzt möglich ist). Die eigenen Favoriten sind für andere öffentlich einsehbar. Es kann anregend sein, die Favoriten anderer twitternder Historiker/innen durchzugehen, um auf Interessantes zu stoßen. Favorisierte Tweets kann man auch mit dem social bookmarking Dienst Diigo speichern, was den Vorteil hat, dass diese Websites damit in die eigene Linksammlung integriert sind.

Listen

Seit 2009 bietet Twitter die Möglichkeit, Listen nach thematischen, geographischen oder anderen Kriterien anzulegen. Sie dienen der inhaltlichen Ordnung der Twitterkonten, denen man folgt. Für das Monitoring einzelner Themen oder Disziplinen sind sie eine große Hilfe. Es gibt private und öffentliche Listen, wobei es möglich ist, öffentliche Listen anderer Personen zu abonnieren. Öffentliche Listen, die twitternde Historiker/innen folgen und die man folglich abonnieren kann, sind oben genannt. Hilfreich kann es sein, Listen der Teammitglieder eines Projektes oder einer Tagung anzulegen, um sich untereinander zu vernetzen.

Erwähnungen und Gespräche 

Bei Twitter können Gespräche geführt werden, indem man einen Tweet mit dem Nutzernamen eines anderen beginnt oder indem man auf den Tweet einer anderen Person antwortet. In diesem Fall benutzt man die Funktion „Antworten“: Dies setzt den Empfänger mit seinem Benutzername ganz nach vorn in den Tweet. Er wird per Mail darüber benachrichtigt, dass ihn jemand auf Twitter erwähnt hat. Man kann jemandem auf diese Weise eine Nachricht schicken, auch wenn die Person nicht zu den eigenen Followern gehört. Diese kann auch antworten, ohne einem selbst zu folgen. Solche Erwähnungen sind eine gute Möglichkeit, um unkompliziert mit Personen in Kontakt zu treten. Das Besondere daran ist, dass es sich um eine private Unterhaltung handelt, die gleichwohl in der Öffentlichkeit geführt wird. Ein solcher Tweet ist für eine bestimmte Person gedacht, aber von allen lesbar. Diese Funktion wird benutzt, weil ein Tweet neben der einen Person, die die Information nicht verpassen soll, auch andere interessieren könnte. Über den Klick auf die kleine Sprechblase (Gespräch anzeigen) kann man sich die gesamte Unterhaltung ansehen und sich gegebenenfalls einmischen, ganz so, als ob man beim Kaffeeautomaten in eine Unterhaltung kommt und dann mitredet.

Direkte Nachrichten

Abgekürzt DM (= Direct Message). Man kann einer Person, die einem folgt, eine direkte, für die Öffentlichkeit nicht einsehbare Kurznachricht schicken. Dies funktioniert wie bei Mails, nur dass direkte Nachrichten maximal 140 Zeichen haben dürfen. Diese Funktion wird genutzt, wenn man ohnehin auf Twitter ist und nicht das Medium wechseln will oder weil man Personen folgt, deren Email man nicht kennt und diese nicht erst recherchieren möchte. Direkte Nachrichten können nur an Personen versandt werden, die einem folgen. Will man mit anderen Kontakt aufnehmen, so geht das nur über Erwähnungen. Über eine bestimmte Syntax kann man das Verschicken einer Direktnachricht auch per Tweet durchführen: Dazu wird der Tweet mit „d“ eingeleitet, gefolgt vom Benutzernamen der angeschriebenen Person ohne das @-Zeichen, z.B.: „d Archivalia_kg“ schickt einen Tweet an @Archivalia_kg, der nur vom Besitzer dieses Kontos, Klaus Graf, einsehbar ist.

Tweets speichern

Twitter eignet sich nicht für die nachhaltige Dokumentation, da Tweets nur ca. 10-15 Tage online zugänglich sind. Danach sind sie nur noch auffindbar, wenn man die eindeutige Identitätsnummer, mit der jeder Tweet gekennzeichnet ist, kennt. Die Library of Congress hat 2010 das Twitterarchiv erworben. Dieses Archiv ist aber nicht öffentlich zugänglich. Mehrere Dienste bieten die Speicherung von Tweets an, so z.B. All my Tweets, mit dem man ganz einfach die letzten 3.200 Tweets eines Kontos aufrufen kann, Snapbird für 100 Tweets  oder wie schon erwähnt Diigo für das Speichern der eigenen Favoriten. Eine Anleitung, wie man ein Twitterarchiv (z.B. für eine Tagung) mit TAGS anlegt, gibt es in diesem Tutorial von Martin Hawksey. Fortgeschrittene Nutzer/innen können sich damit auch an die Visualisierung von Tweets und Communities wagen.

 Suchen bei Twitter

Die Suchfunktion von Twitter ist leider sehr unzuverlässig. Prinzipiell kann man nach Nutzerkonten oder nach Tweetinhalten suchen. Suchbar ist theoretisch jedes Wort aus einem Tweet, nicht nur Hashtags (diese haben jedoch den Vorteil der Verlinkung). Es ist oftmals schwierig, Personen auf Twitter zu finden, wenn man deren Nutzernamen nicht kennt. Da liefert Google teilweise die besseren Ergebnisse. Eine Suchmaschine speziell für Twitter- und Facebookeinträge ist Kurrently, die jedoch auch nicht alle Inhalte zu erfassen scheint.

#FF: Follow Friday

Eine von der Community eingeführte Praktik ist die Empfehlung anderer Accounts jeweils am Freitag, der sogenannte FollowFriday. Dabei werden unter dem Hashtag #FF die Nutzernamen von Personen getwittert, denen man selbst folgt und die man empfehlen kann. Man lädt damit nicht nur andere zum Entdecken dieser Accounts ein, sondern kann damit auch die eigenen Kreise erweitern. Gerade für Neutwitterer ist diese Praktik nützlich, da die empfohlene Person vermutlich nachschauen wird, wer einen als Freitagsempfehlung gekennzeichnet hat. Hilfreich für andere ist es, wenn man im Tweet schreibt, warum man die Personen empfiehlt. Mittlerweile gibt es Dienste, die einem bei der Auswahl der zu empfehlenden Konten helfen, z.B. FollowFridayHelper, wobei zu fragen ist, ob man sich Empfehlungen tatsächlich von einem Algorithmus abnehmen lassen sollte.

Applikationen und Dienste

Man kann Twitter am Computer nutzen und über einen Webbrowser Tweets lesen und schreiben etc. Die Internetseite ist im Vergleich zu den mobilen Applikationen, was das Lesen der Timeline anbelangt, komfortabler. Auch gibt es die Möglichkeit, einen Tweet zu „öffnen“. Darüber kann man auf einen Blick sehen, wie oft eine Nachricht retweeted wurde und wie oft favorisiert. Dagegen werden Interaktionen und eigene Erwähnungen auf der Internetseite von Twitter weniger deutlich als bei den mobilen Applikationen. Abb. 4: Geöffneter Tweet Betreut man gleichzeitig mehrere Twitterkonten so ist Tweetdeck eine große Hilfe. Damit kann man u.a. auch Tweets zeitversetzt verschicken. Twitter lässt sich auch über ein Smartphone oder andere mobile Geräte bequem bedienen. Es gibt zahlreiche Applikationen für Apple-Geräte wie Echofon, Tweetbot oder TwitterFon und für Android-Geräte wie z.B. Plume, Twitter, TweetDeck… Wofür man sich entscheidet, ist sicherlich Geschmackssache. Ich persönlich komme mit Echofon sehr gut klar. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Applikationen rund um Twitter. Einige davon sind im Text genannt, weitere Dienste findet man hier und hier.

Auf Tagungen: Live Tweet, Twitterwall und Tweets während des eigenen Vortrags

Immer häufiger treten twitternde Wissenschaftler/innen bei Tagungen in Erscheinung. Während die Organisatoren über Twitter updates zur Tagung verschicken, können die Teilnehmer/innen selbst die wichtigsten Thesen eines Vortrags zusammenfassen und kommentieren, erwähnte Links verschicken sowie die Atmosphäre auf der Tagung beschreiben und Fotos versenden. Dabei spricht man von Live Tweets. Diese Tweets können allen Teilnehmer/innen vor Ort über eine Twitterwall zugänglich gemacht werden. Dabei werden die Tweets, die man über einen vorher vereinbarten Hashtag filtert, an die Wand projiziert. Dienste zum Einrichten einer Twitterwall sind z.B. Twittbee  oder Twitterwall.me. Für Fortgeschrittene User gibt es Dienste, um während des eigenen Vortrags Tweets zu versenden, die das Gesagte mit Links, Fotos etc. anreichern. Ein solcher Dienst ist beispielsweise keynotetweet für Apple und AutoTweet, wenn man Powerpoint unter Windows verwendet. Wie das geht, ist hier beschrieben.

Kuratierungsdienste

Über Kuratierungsdienste kann man aus Twitternachrichten und Mitteilungen aus anderen sozialen Netzen ganz einfach eine eigene Online-Zeitung herstellen, z.B. mit paper.li. Dabei sucht man in seinen eigenen Accounts nach Nachrichten zu einem bestimmten Thema und stellt mit wenigen Klicks die Ausgabe der Zeitung zusammen. Eine Möglichkeit, eine Erzählung bzw. Bericht aus digitalen Inhalten wie Tweets, Facebook Status Updates, YouTube-Videos, SoundCloud-Audioaufnahmen, Flickr-Fotos oder Google-Suchergebnissen zusammenzustellen, zu veröffentlichen und auf Websites einzubinden bietet z.B. Storify[17].

Umgang mit Spam

Auch bei Twitter wird gespamt und so bekommt man manchmal einen Tweet oder eine Nachricht von einem unbekannten Account (meist ohne Foto), die nur einen Link enthält. Diesen Link nicht öffnen. Löschen kann man diese Nachrichten oder Tweets nicht, jedoch kann man Spammer melden. Und es gibt die Möglichkeit, einzelne Accounts vom Lesen der eigenen Tweets auszuschließen. Dazu verwendet man die Funktion „blockieren“.

Erfolgreich Twittern?

Ob man auf Twitter erfolgreich ist oder nicht, hängt in erster Linie von den eigenen Zielen ab, die man mit seiner Twitteraktivität verfolgt. Wer nur lesen möchte, um auf dem Laufenden zu bleiben, muss selbst keinen einzigen Tweet absetzen und braucht auch keine Follower. Wer sich eine Online-Identität aufbauen und die eigenen Publikationen und Aktivitäten bekannt machen möchte, wünscht sich dagegen in erster Linie eine große Gefolgschaft. Die Verbreitung von Tweets ist ebenso messbar wie die Entwicklung der eigenen Followerzahlen. Kostenlose Dienste für diese Art des Monitorings sind z.B. Twittercounter  und Tweetreach. Für wissenschaftliche Einrichtungen ist die Überprüfung des Erfolgs der eigenen Strategie in den sozialen Medien sicherlich unerlässlich und mittlerweile zu einem eigenen Markt geworden. Bei persönlichen Profilen einzelner Wissenschaftler/innen zählen dagegen neben der Verbreitung der eigenen Inhalte die Informationen, die man über Twitter bekommt wie auch die soziale Komponente mindestens genauso. Persönlich halte ich daher manche der Vorschläge zum erfolgreichen Twittern für hinfällig. Einige Ratgeber weisen beispielsweise darauf hin, dass man zum Aufbau einer Community möglichst immer zu denselben Zeiten twittern soll. Gemeint sind Zeiten, an denen die meisten Twitterer online sind, das heißt z.B. morgens zwischen 8h und 9h (siehe unten). Auch soll man sich per Tweet an- und abmelden und somit den Followern anzeigen, ob man virtuell anwesend ist oder nicht. Mit der Verzögerung von Tweets und deren Aufheben für die Stoßzeiten (z.B. mit einem Dienst wie Tweetdeck) – so strategisch richtig sie sein kann, um möglichst viele Leser/innen zu erreichen – wird aus meiner Sicht die Kommunikation in Echtzeit ad absurdum geführt. Abgesehen davon, gibt es Tweets, die man nur in diesem einen Moment tweeten kann. Und mit einem Retweet zu warten, bis mehr Personen online sind, finde ich ebenso sinnlos. Daran schließt sich die Frage an, ob man den gleichen Tweet mehrfach, aber zu unterschiedlichen Tageszeiten absetzen sollte, um möglichst viele Personen zu erreichen. Eigentlich sollte es genügen, einen Tweet einmal zu twittern. Die in dem Moment gerade nicht anwesenden Follower erfahren die Nachricht über Retweets oder weil sie andere Filtermethoden haben. Wenn man will, dass eine bestimmte Person die Nachricht liest, kann man das mit einer Erwähnung im Tweet absichern. Dies vorausgeschickt, seien die gängigen Regeln für ein erfolgreiches Tweeten, die in den Anweisungen leicht variieren, dennoch kurz aufgezählt:
  • mindestens ein Tweet pro Tag
  • beste Tweetzeiten: 8h-9h, 14h, 15h, 17h
  • nicht zu viele Tweets auf einmal senden
  • Links nach ca. ¼ des Tweets setzen
  • Tweets sollten kürzer als 125 Zeichen sein, um einen manuellen Retweet mit Kommentar zu erlauben
  • am Wochenende twittern bedeutet mehr Klicks aber weniger Retweets

 Ja, aber dafür habe ich keine Zeit…

Gründe für die Nichtnutzung von Twitter sind neben dem vielfach befürchteten Übermaß an Information vor allem Zeitmangel. Sicherlich kostet das Lesen und Schreiben von Tweets Zeit, doch ist diese Zeit gut investiert, wenn man sich die vielen positiven Seiten dieses Dienstes vor Augen hält. Darüber hinaus hilft Twitter auch, Zeit zu sparen, da man Informationen erhält, die man sich ansonsten auf andere Weise hätte besorgen müssen oder die einem schlicht entgangen wären.  

Im Text erwähnte Literatur sowie weitere Twitter-Anleitungen

Bon, François, Twitter et comment s’en servir, in: Tiers livres, 26.05.2012, http://www.tierslivre.net/spip/spip.php?article2931. Dernbach, Christoph, Anleitung: Twitter für Einsteiger – Tipps und Tricks für den Microblogging-Dienst (1+2), in: Mr. Gadget, 21.04.2012, http://www.mr-gadget.de/howto/2012-04-21/twitter-fuer-einsteiger-tipps-und-tricks-fuer-den-microblogging-dienst-1 und http://www.mr-gadget.de/howto/2012-04-21/anleitung-twitter-fur-einsteiger-tipps-und-tricks-fur-den-microblogging-dienst-2. Graf, Klaus, König, Mareike: Entwicklungsfähige Blogsphäre – ein Blick auf deutschsprachige Geschichtsblogs, in: Redaktionsblog, 9.12.2011 http://redaktionsblog.hypotheses.org/40. Jung, Christian: Sollen Historiker bloggen und twittern?, in: Zeittaucher, 15.8.2010, http://www.scienceblogs.de/zeittaucher/2010/08/sollen-historiker-bloggen-und-twittern.php. König, Mareike: Twitter in der Lehre (Schule und Universität): eine kleine Literaturliste, in: Redaktionsblog, 13.08.2012, http://redaktionsblog.hypotheses.org/585. König, René, Nentwich, Michael: Cyberscience 2.0: Research in the Age of Digital Social Networks, Frankfurt am Main: Campus-Verlag, 2012. Kwakkel, Erik: A Window Display of 140 Characters: Why and How Twitter Works for Me as an Academic, in: medievalfragments, 11.08.2012, http://medievalfragments.wordpress.com/2012/08/11/a-window-display-of-140-characters-why-and-how-twitter-works-for-me-as-an-academic/. Lugger, Beatrice: Deutsche Wissenschaft auf Twitter, in: Scilogs, 21.06.2012, http://www.scilogs.de/blogs/blog/quantensprung/2012-06-21/deutsche-wissenschaft-auf-twitter-iii . Maireder, Axel: Links auf Twitter. Wie verweisen deutschsprachige Tweets auf Medieninhalte?, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, 4.4.2011, https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:64004/bdef:Content/get. Mollet, Amy, Moran, Danielle, Dunleavy, Patrick: Using Twitter in university research, teaching and impact activities. A guide for academics and researchers, LSE Public Policy Group 2011, http://blogs.lse.ac.uk/impactofsocialsciences/files/2011/11/Published-Twitter_Guide_Sept_2011.pdf. Nazlin: Twitter for researchers, in: Newsam News, 23.09.2011, http://newsamnews.ioe.ac.uk/?p=1864. Scheloske, Mark: Wissenschaft & Wissenschaftler auf Twitter | Twitterstudie, in: Wissenswerkstatt, 01.03.2012, http://www.wissenswerkstatt.net/wissenschaft-wissenschaftler-auf-twitter-twitterstudie/. Social Networking for Scientists: The Wiki, http://socialnetworkingforscientists.wikispaces.com/Twitter. Weller, Katrin, Dröge, Evelyn, Puschmann, Cornelius: Citation Analysis in Twitter: Approaches for Defining and Measuring Information Flows within Tweets during Scientific Conferences. Paper presented at the #MSM2001,1st Workshop on Making Sense of Microposts, 30.05.2011, Heraklion, URL: http://files.ynada.com/papers/msm2011.pdf.

Titel-Abbildung

You are a genius von Éole, CC-BY-NC-SA 2.0

Anmerkungen

  1. Siehe Mareike König: Twitter in der Lehre (Schule und Universität): eine kleine Literaturliste, in: Redaktionsblog, 13.08.2012, http://redaktionsblog.hypotheses.org/585.
  2. Unter dem Hashtag #phdchat trifft sich jeden Mittwoch eine Gruppe von Studierenden und Wissenschaftler/innen immer mittwochs zwischen 19h30 und 20h30 und diskutiert ein vorher festgelegtes Thema.
  3. Mit Dank an Klaus Graf für diesen sowie viele weitere Hinweise für diesen Artikel: http://standrewsrarebooks.wordpress.com/2012/03/12/a-conundrum-solved-collectively-a-15th-century-italian-manuscript-identified/
  4. Vgl. Axel Maireder: Links auf Twitter. Wie verweisen deutschsprachige Tweets auf Medieninhalte, 2011, https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:64004/bdef:Content/get
  5. Über Blogs in der Geschichtswissenschaft siehe Klaus Graf, Mareike König: Entwicklungsfähige Blogsphäre – ein Blick auf deutschsprachige Geschichtsblogs, in: Redaktionsblog, 09.12.2011 http://redaktionsblog.hypotheses.org/40.
  6. Vgl. http://archiv.twoday.net/stories/64974709/ und http://archiv.twoday.net/stories/6503987/
  7. http://archiv.twoday.net/stories/34630727/
  8. Zur Diskussion vgl. http://archiv.twoday.net/stories/49623676/#49803659
  9. König, René, Nentwich, Michael: Cyberscience 2.0: Research in the Age of Digital Social Networks, Frankfurt am Main: Campus-Verlag, 2012, S. 53.
  10. Eine Übersicht der Abkürzungen gibt es hier: http://www.windows7-tipps.de/twitter-lexikon_abkuerzungen_was_bedeuten_dm_rt_un.html
  11. Vgl. http://archiv.twoday.net/stories/6388242/
  12. http://archiv.twoday.net/stories/59211631/
  13. Vgl. François Bon: Twitter et comment s’en servir, in: Tiers livres, 26.05.2012,  http://www.tierslivre.net/spip/spip.php?article2931
  14. Weller, Katrin, Dröge, Evelyn, Puschmann, Cornelius: Citation Analysis in Twitter: Approaches for Defining and Measuring Information Flows within Tweets during Scientific Conferences. Paper presented at the #MSM2001,1st Workshop on Making Sense of Microposts, 30.5.2011, Heraklion, http://files.ynada.com/papers/msm2011.pdf
  15. Johannes Beus: Twitter Nutzung, in: Sistrix, 06.11.2009, http://www.sistrix.de/news/910-twitter-nutzung.html
  16. Klaus Graf: Rückblicke auf die Münchner Tagung „Weblogs in den Geisteswissenschaften“, in: Redaktionsblog, 12.3.2012 http://redaktionsblog.hypotheses.org/407
  17. Zu Kuratierungsdiensten siehe auch: http://archiv.twoday.net/stories/42992367/

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1072

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Vom Lernen, von Bildern und von ARTigo

  Wann lernen wir eigentlich? Lernen wir nur, wenn wir auch vorhaben, etwas lernen zu wollen oder in welchen Situationen passiert Lernen? Zunächst bedeutet Lernen – neurokognitiv betrachtet – dass sich Gedächtnisspuren ändern. Wird der Lernstoff wiederholt, werden diese Spuren breiter und fester und irgendwann sind sie so breit und fest, dass wir den Lernstoff langfristig behalten können. Dabei ist die Metapher vom Langzeitgedächtnis, sofern man es sich als Kasten vorstellt, in dem der Inhalt, der hineingelangt, behalten wird, nicht richtig. Es ist die Stabilität der Gedächtnisspuren, der neuronalen Verbindungen, die das Wissen speichern. Das bedeutet auch, dass unser Gehirn sich mit jedem Lernvorgang verändert – wegen der sich bildenden neuronalen Verbindungen. Man nennt das auch Neuroplastizität; unser Gehirn ist neuroplastisch. Dabei lernen wir in praktisch jeder Situation. Je nachdem wie oft wir etwas machen – egal was – stabilisieren sich die entsprechenden neuronalen Verbindungen. Wenn ich mich also häufig mit einer Sache befasse, dann reflektiert sich diese Sache auch in meinem Gehirn, und damit ist es nicht egal, womit ich mich beschäftige. Lernen geschieht also durch Wiederholung, denn, wie bereits erwähnt, festigen sich dadurch die neuronalen Strukturen. Etwas anders funktioniert hingegen unser Bildgedächtnis, denn unser Gehirn ist in einer Sache besonders gut, ohne dass wir das Gefühl hätten, ernsthaft lernen zu müssen: im Wiedererkennen von Bildern. In den 1970er Jahren wurden dazu bereits Untersuchungen gemacht, die alle zu dem Ergebnis kamen, dass die Wiedererkennungsgenauigkeit sehr hoch ist und je nach Art des Experiments nicht unter 85% lag. Bei derartigen Versuchen wurden den Probanden zunächst mehrere Hundert bis mehrere Tausend Bilder gezeigt. In der zweiten Runde wurden diese Bilder erneut gezeigt und die Versuchspersonen mussten angeben, ob sie das Bild schon einmal gesehen hatten oder nicht. Lionel Standing stellte in seinem Aufsatz „Learning 10.000 pictures“, (1973), fest: „The capacity of recognition memory for pictures is almost limitless”. Warum kann ich ein Bild sehen und mich für längere Zeit oder sogar immer daran erinnern? Bilder rufen durch ihre Eigenschaften wie Linien, Farben, Formen, Perspektive, Beschaffenheit etc. andere Assoziationen hervor als Wörter. Das macht sie besser merkbar. Aber was hat das jetzt alles mit ARTigo zu tun? Hier werden dem Spieler in einer Runde fünf Bilder gezeigt, die er beschreiben soll. Im Anschluss werden die Bilder mit den dazugehörigen Informationen, wie Autor, Titel, Ort und Datierung angezeigt. Diese Zusatzinformationen dürften eher nicht gelernt werden, weil es hierzu einer regelmäßigen Wiederholung bedarf, die aber nicht gegeben ist, weil die zu beschreibenden Bilder nach dem Zufallsprinzip angezeigt werden. Allerdings wird man sich an ein Bild, das man eine Minute lang intensiv betrachtet hat, richtig gut erinnern können. Im Gegensatz dazu schauen sich Besucher im Museum ein Bild durchschnittlich nur elf Sekunden an (Tröndle, 2012) und das sicherlich nicht so genau wie bei ARTigo. Das Spiel ersetzt keinen Museumsbesuch, aber die Beschäftigung mit Bildern – wenn es ums Lernen geht – ist z.B. gerade für Studenten der Kunstgeschichte enorm wichtig. Und hier müsste das Spiel auf jeden Fall einen Effekt haben. Jetzt könnte man noch die Frage stellen, ob die Anzeige der Zusatzinformationen überflüssig ist. Nein, das ist nicht der Fall. Auch wenn man sich diese Informationen nicht komplett für alle Bilder, die man spielt, genau merken kann. Etwas bleibt auf jeden Fall: Sie fallen beim Spielen je nach Stand des Vorwissens auf ein mehr oder minder weiches Bett bereits vorhandener Informationen (=Gedächtnisspuren), die Anknüpfungspunkte für neues Wissen darstellen. So dürfte vereinzelt eine Zusatzinformation gemerkt werden. Was aber auch wichtig ist und sicherlich im Umgang mit dem Spiel passieren dürfte, dass sich ein Gefühl für den Stil, den Künstler oder die Epoche bildet. Außerdem befasst sich der Spieler, wenn wir vom Studenten ausgehen, mit den Gegenständen seines Faches. Und hier unterstützt das Spiel den Lernprozess, der nicht nur bei ARTigo stattfindet – aber auch.    

Quelle: http://games.hypotheses.org/264

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Schmerzhafte Geburt der Popkultur: Vor 50 Jahren brachen die “Schwabinger Krawalle” aus

  Eine Rekonstruktion von Bodo Mrozek Das Wort Krawall leitet sich aus dem mittellateinischen “charavallium” her und bezeichnete ursprünglich eine “Katzenmusik”, eine durch Lärm vorgetragene studentische Unmutsäußerung aus vormoderner Zeit. Bei den Schwabinger Krawallen handelte es sich weder um einen Studentenulk noch um ein bajuwarisches Volksvergnügen. Das “rätselhafte Ereignis” markiert vielmehr die Reibungskonflikte im Übergang vom autoritären Obrigkeitsstaat zur liberalen Massengesellschaft westlicher Prägung. Sie begannen aus heiterem Himmel. Niemand hatte sie heraufziehen sehen. Und doch sollten diese fünf Tage im Juni das Verhältnis zwischen Ordnungskräften und Bürgerschaft tief greifend verändern. Die “Schwabinger Krawalle”, die heute vor fünfzig Jahren in München ausbrachen, gelten als rätselhaftes Ereignis, das sich lange Zeit der Deutung sperrte. Mal wurden sie als “halbstarke Zerstörungswut” heruntergespielt, mal zum heimlichen Beginn der Studentenproteste hochpolitisiert. Tatsächlich waren sie Ausdruck eines tief greifenden Kulturbruchs. Um ihn zu verstehen, muss man sich ins München des Jahres 1962 begeben. Der 21. Juni ist ein ungewöhnlich heißer Sommerabend. Mit hochgekrempelten Ärmeln sitzen die Münchner vor ihren Biergläsern. Die Straßencafés sind bis auf den letzten Klappstuhl besetzt. Im Englischen Garten singen ein paar Jugendliche zur Klampfe: russische Volkslieder. Als eine Polizeistreife die Musikanten vertreibt, ahnt noch niemand die Konsequenzen. Die Jugendlichen setzen ihr Spiel am Monopteros fort. Als abermals Polizei anrückt und die Musiker diesmal festnehmen will, regt sich spontaner Widerstand unter den etwa vierzig Zuhörern. Es kommt zu Wortgefechten, dann zu Rangeleien. Die Beamten werden als “Verbrecher in Uniform” und “Vopos in Blau” beschimpft, und auch der Abtransport der gefangenen Ruhestörer gestaltet sich schwierig, da dem Streifenwagen plötzlich ein Ventil fehlt. Als Verstärkung eintrifft, sind die paar Dutzend Musikfreunde bereits auf eine bedrohliche Menge von 400 Protestierern angewachsen. Über das, was danach geschieht, gehen die Interpretationen auseinander. Einigkeit herrscht unter den Zeugen jedoch darüber, dass die Polizisten ungewöhnlich hart vorgingen: “Zuerst ungeschickt, dann kopflos und schließlich sogar brutal”, wie ein Student später der “Welt am Sonntag” sagt. Kaum ist die Polizei abgerückt, da laufen immer mehr Protestierer zusammen. Auf der Leopoldstraße setzen sie sich mit ihren Gläsern auf den Asphalt. Aus den umliegenden Cafés und Biergärten tragen Passanten Stühle auf die Straßen, der Verkehr kommt zum Erliegen. Schaulustige sammeln sich auf den Gehwegen, Zeitungsberichten zufolge sind es Tausende. Anwohner treten im Nachthemd auf ihre Balkone. Auf den Fotos herbeigeeilter Pressefotografen sieht man lachende Menschen in dünnen Sommerkleidchen und gelockerten Krawatten. Gewaltbereite Randalierer sehen anders aus. Zeitzeugen beschreiben die Stimmung als ausgelassen. Es kommt zu Handgemengen. Der Polizeibericht vermerkt mehrere Würfe mit Gegenständen; aus den Gaststätten “Café Europa” und “Schwabinger Nest” werden Glühbirnen auf Polizeiwagen geworfen. Einige Papierkörbe stehen in Brand. Zweimal rücken die Räumketten der Polizei vor. Erst um 1.40 Uhr ist die Ordnung wieder hergestellt. Die erste Bilanz: 41 vorläufige Festnahmen, drei beschädigte Polizeiwagen. Ein Wachtmeister wird von einem Stuhl am Fuß getroffen, ein Oberinspektor erleidet durch einen Schlag gegen die Hand einen Bruch des kleinen Fingers. Hier weiterlesen.    

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/174

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Ursula Reber: Kakanien revisited. Rückblick auf ein österreichisches Weblogforum

  Bereits 2004 wurde im Rahmen der österreichischen Internetplattform „Kakanien Revisited“ ein Weblogforum eingerichtet, das der Vernetzung von ForscherInnen aus Mittelost- und Südosteuropa dienen sollte. Die Leiterin Ursula Reber berichtet über die vielfältigen Aktivitäten dieser mittlerweile weitgehend inaktiven Plattform, die sich früh – vielleicht zu früh – darum bemühte, Wissenschaftsbloggen im deutschen Sprachraum populär zu machen.   von Ursula Reber   Kakanien revisitedhttp://www.kakanien.ac.at/ – ist eine Plattform für interdisziplinäre Forschung und Vernetzung im Bereich Mittelost- und Südosteuropas; sie besteht seit 2001 und wird vom österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BM.W_F) und der Universität Wien gefördert. Aufsätze, Studien, Essays und Rezensionen stehen dauerhaft als zitierbare PDF-Dokumente – online oder für den Download – zur Verfügung. Für die Erstinformation werden jeweils Abstracts in zumindest zwei Sprachen angeboten. Die Programmierung stammt von János Békési (meta-ware), das Design von Gábor Békési (picto). Die Idee, eine solche Plattform zu gründen und zu bespielen, wurde vor allem aus der Open-Access-Idee heraus geboren. Die Beteiligten Peter Plener, Ursula Reber und Imelda Rohrbacher waren zu diesem Zeitpunkt selbst sogenannte JungwissenschafterInnen, denen die Notwendigkeit der raschen, kostenneutralen und dennoch professionellen Publikation unmittelbar vertraut war. Ebendiesem Zweck, der Unterstützung junger WissenschafterInnen bei der Publikation und Verbreitung ihrer Forschungsergebnisse, sollte „Kakanien revisited“ dienen. Die Wahl des Themenfeldes Mittelost- und Südosteuropa lag gewissermaßen durch das Wiederaufleben der Mitteleuropa-Diskussion in Österreich auf der Hand. Dieses zentrale wissenschaftliche Thema sollte nicht allein in politischer Hand verbleiben, die Plattform wollte hier Vernetzungsarbeit zwischen Forschungsprojekten, deren Ergebnissen und nicht zuletzt den ForscherInnen in und außerhalb Österreichs leisten. So unterstützte eine ansehnliche Zahl an ForscherInnen aus Ungarn, Kroatien, Slowenien, Großbritannien, Belgien, Deutschland und anderen Ländern die Gründung und leistete unschätzbare Beiträge für die Übersetzung des einführenden Seitentextes in die jeweiligen MOE- und SOE-Landessprachen, denn die Idee der vernetzten Forschung bestimmte sich nicht nur multinational, sondern dementsprechend auch multilingual. Im Laufe des nun 11-jährigen Bestehens hat sich einiges am Erscheinungsbild, in der Programmierung und auch hinsichtlich der Zielsetzung und der Inhalte von „Kakanien revisited“. Die Entwicklung des Programms erfolgte in etwa fünf Phasen, die im Folgenden kurz nachgezeichnet werden sollen. Phase 1: März 2001 bis März 2004 Nach einer 6-monatigen Vorbereitungsphase ging die Internetplattform am 01.10.2001 – basierend auf dem Konzept und unter der Leitung von Peter Plener – an der Universität Wien online. Finanziert wurde sie aus Mitteln des Wissenschaftsministeriums (bm:bwk); Programmierung: Meta-Ware, Design: picto. Die Dienstleistungen umfassten vom Start weg einen umfangreichen Publikationsbereich mit Theoriebeiträgen, Fallstudien, Materialien und Rezensionen im PDF, zitierbar über eine dauerhafte URL, und einen Servicebereich mit Newslettern (Onlinepublikation und Push-Service), kommentierter Linkliste, Literaturliste und Terminkalender sowie einer vielsprachigen Einführung. Die Internetplattform wandte sich mit ihrer professionellen Editionsarbeit, die von Ursula Reber und Imelda Rohrbacher, später Angela Eder besorgt wurde, und ihrem Informations- und Vernetzungsservice vorrangig an junge WissenschafterInnen aus Mittel-Ost-Europa. Das Open-Access-Angebot an Publikationen setzte sich sowohl aus Erstveröffentlichungen als auch überarbeiteten Zweitpublikationen bzw. Neuauflagen zusammen. Kooperationen mit Universitäten und Forschungsinstituten in Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, der Tschechischen Republik, Deutschland, Polen, Großbritannien, Belgien, Kanada und Serbien-Montenegro wurden aufgebaut. Für die Begutachtung der Beiträge stellten sich aus diesen Kooperationsinstitutionen und -projekten verschiedene WissenschafterInnen zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit dem thematisch ähnlich gelagerten Webjournal „Spaces of Identity“ (spacesofidentity.net) sowie dem ASRLO Budapest organisierte das Kakanien revisited-Team im Jahr 2003 die internationale Konferenz „Net | Culture | Science – Netz | Kultur | Wissenschaft“, die in Budapest abgehalten wurde. Im Vordergrund standen Theorien des Netzwerks, wobei technologische, naturwissenschaftliche, philosophische, soziologische und ästhetische Konzepte und Praxen berücksichtigt wurden. Das noch frische Thema „vernetzen Wissens“ und einer „Netzkultur“ wurde in seiner Breite diskutiert; die Beiträge anschließend in einem eigens eingerichteten Publikationsbereich (Konferenzen) auf der Plattform veröffentlicht. Von ausgewählten Beiträgen erschienen englischsprachige Übersetzungen bzw. Originaltexte auf spacesofidentity.net. Phase 2: April 2004 bis April 2006 Im Rahmen des Programms CONEX-II (Cooperation and Networking for Excellence) des 6. EU-Rahmenprogramms schrieb die Plattform einen Call for Applications betreffs eines Weblog-Forums zum Zwecke neuer Formen der Wissenschaftskommunikation für den und im zentral- und südosteuropäischen Raum aus. Zwölf Weblogs wurden von internationalen jungen WissenschaftlerInnen auf Deutsch und/oder Englisch betrieben. Inhaltlich reichte das Spektrum von der Diskussion aktueller medienbezogener und kulturwissenschaftlicher Themen über Rezensionen von Websites, Neuerscheinungen und Tagungen bis hin zu Veranstaltungsinformation. Die Anwendung innovativer Kommunikationstechnologien kam wesentlich der Präsenz sowohl österreichischer als auch mittel-, ost- und südosteuropäischer Forschungsaktivitäten zugute. Ein zusätzliches und ebenfalls wesentliches Standbein stellte die Workshop-Reihe „Emergence | Emergenzen“ dar. Weiters erfuhren die Präsentation bzw. Publikation von Projektergebnissen durch kontinuierlich zugängliche Formen der Dokumentation eine breitere Öffentlichkeit. Tatsächlich führte die Einrichtung des Weblogforums zu einem sprunghaften Anstieg der BesucherInnenzahlen. Die Klicks blieben nicht nur dort, sondern der Großteil der BesucherInnen fand auch seinen Weg zu diversen Artikeln, die der Verweildauer zufolge häufiger online gelesen wurden. Angemerkt werden muss jedoch auch, dass die Bezeichnung des Weblog-„Forums“ insofern irreführend war, als die externe Diskussion der in den Weblogs präsentierten Themenbereiche nicht in Gang kam. Angesichts der wilden Postings in Foren von Tageszeitungen kann man dafür allerdings nur dankbar sein, dass offensichtlich im akademischen Bereich ein Publikum herrscht, das in der Regel so lange über eine Antwort nachdenkt, dass sie meistens unterbleibt. Diskutiert und kommentiert sowie verlinkt und wiederaufgenommen wurden die Weblogeinträge der einzelnen Weblogs übergreifend von den individuellen BetreiberInnen. Zeitgleich mit der Einrichtung der Weblogs auf „Kakanien revisited“ wurde im restlichen Online-Bereich einiges umgestaltet. Die Bereiche „Institutionen“ und „Projekte“ der Kooperationspartner wurden in einem geteilten Präsentationsbereich zusammengefasst. Die Materialien wurden in Unterkategorien aufgeteilt und mit „Aktuelles“ wurde eine erste Grobinformation über die veröffentlichten Beiträge, Materialien, Rezensionen und Weblogeinträge gegeben. Dies war auf Grund der stetig steigenden Menge an Publikationen in allen Bereichen notwendig geworden. Aus der neuen Möglichkeit vernetzter Forschung im Weblogforum heraus entstand bei den BeitreiberInnen der Plattform (mittlerweile hatte Annette Höslinger-Finck Angela Eder abgelöst; hinzugekommen waren Nadezda Kinsky, später von Olivera Stajic abgelöst, Annette Höslinger-Finck wurde später von Nedad Memic ergänzt) das Bedürfnis, dem Projekt ein Rahmenforschungsprogramm zu geben, welches die eigene Praxis zu reflektieren geeignet war. Hieraus wurde die Workshop-Reihe „Emergenzen | Emergence“ geboren, die entlang der Jahrhundertwenden 1900 || 2000 verschiedene Aspekte medialer Praxen und Theorien in Zentraleuropa adressierte. Die Workshops boten nicht nur den Weblog-BetreiberInnen ein Forum, ihre Forschungen zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen, sondern waren über Call for Papers stets auch für weitere internationale WissenschafterInnen offenen. Die Ergebnisse wurden im neu eingerichteten gleichnamigen Publikationsbereich veröffentlicht. Phase 3: Mai 2006 bis Juni 2007 Aus Mitteln des bm:bwk konnte die Fortsetzung und Bewahrung der redaktionellen, wissenschaftlichen und Netzwerk-Aktivitäten im Publikations-/Informations- sowie im Weblog-Bereich gewährleistet werden. Der Südosteuropa-Schwerpunkt der Plattform, der sich im Laufe der vorangegangenen Projektphase herausgebildet hatte, wurde ausgebaut und der Veranstaltungsauftrag der Plattform weiter wahrgenommen. In dieser Phase startete mit „Andere (W)Orte“ die Publikation der ersten digitalen Anthologie (damals noch nicht unter dieser Bezeichnung). Sie erweiterte den Rahmen der auf „Kakanien revisited“ vertretenen Textgattungen erneut, denn das von Tzveta Sofronieva (Berlin) initiierte Projekt war essayistisch und literarisch ausgerichtet. So konnten im Rahmen dieser Anthologie die ersten Essays und die einzigen literarischen Texte mit Zustimmung der AutorInnen und ihrer Verlage, die durchaus auch die Chance einer neuen und verbreiterten Öffentlichkeit sahen, publiziert werden. Phase 4: Juli 2007 bis Dezember 2009 Im Juli 2007 erfuhr die Plattform mit erneuter Unterstützung des Wissenschaftsministeriums (BM.W_F) und unter der nunmehrigen Leitung von Ursula Reber und einem Redaktionsteam mit Amália Kerekes, Katalin Teller, Hana Blahova und Augustin Nicolescou eine Neuprogrammierung (János Békési, Meta-Ware) und erhielt ein neues Design (Gábor Békési, Amt 7). Ein internationales wissenschaftliches Board wurde eingerichtet, die Veranstaltungsaktivitäten der Plattform wurden verstärkt in Kooperation mit Partnerinstitutionen geführt und die thematische Reichweite der Beiträge mit Hilfe von Digitalen Anthologien erweitert. Als neues Feature für Information und Vernetzung wurde zudem der eRoom eingeführt. Der besseren Übersichtlichkeit dienen die thematische Neustrukturierung des einstigen Weblog-Forums und die Archivierung nicht mehr aktueller Termine und Veranstaltungshinweise sowie -ankündigungen. Als wichtigste Neuerung wurde die konsequente Zweisprachigkeit von Deutsch und Englisch mittels eines Sprachenswitch, die sich bereits in der stark steigenden Zahl der englischsprachigen Veröffentlichungen abgezeichnet hatte, für die gesamten Informationen auf der Plattform eingeführt. Auch die Einführung eines Archivs für abgelaufene Veranstaltungsankündigungen und Call for Papers diente dem Erhalt der Übersichtlichkeit. Weiterhin baute die Plattform ihren eigenen Forschungsschwerpunkt nicht nur über die Fortführung der „Emergenzen“-Reihe, sondern nun auch über die Ausschreibung von Digitalen Anthologien aus. In diesem Rahmen trat „Kakanien revisited“ nicht nur als Herausgeberin, sondern auch als Mitveranstalterin der Konferenzen „Balkan Studies – quo vadis?“ und „Vampirglaube und magia posthuma im Diskurs der Habsburgermonarchie des 18. und 19. Jahrhunderts“ (und weiterer, nicht auf Kkrev publizierter Workshops) auf. Phase 5: seit Jänner 2010 Im Januar 2010 endete die Unterstützung des Wissenschaftsministeriums (BM.W_F). Um die editorische Weiterführung des Projekts zu gewährleisten und zu optimieren, wurde das aufwändige Layout der Beiträge von Indesign auf LaTeX und Open Office umgestellt. Unter erheblicher Zeitersparnis wird das Projekt auf ehrenamtlicher Basis weitergeführt. Zeitaufwändige Anwendungen wie der Newsletter, der Kalender und Workshops/Konferenzen sind vorerst ausgesetzt, jedoch jederzeit wieder aktivierbar. Eine Neu- und Ausfinanzierung der Plattform im Vollbetrieb ist angesichts der sich ständig verschärfenden prekären Lage im Bildungsbereich unwahrscheinlich geworden. Machbar und angedacht ist jedoch, den Betrieb von Publikations- und Weblogsbereichen in die eigenverantwortlichen Hände von Kooperationspartnern zu übergeben. Verzeichnis der noch sporadisch aktiven Weblogs: CE/SEE http://www.kakanien.ac.at/weblogs/cesee/ KinEast http://www.kakanien.ac.at/weblogs/kineast/ Jobs Weblog http://www.kakanien.ac.at/weblogs/job Calls for Papers / Events http://www.kakanien.ac.at/weblogs/cfp_events/ Archivierte Weblogs: Redaktion http://www.kakanien.ac.at/weblogs/redaktion Editor http://www.kakanien.ac.at/weblogs/editor Senior Editor http://www.kakanien.ac.at/weblogs/senior_editor Balkan Cities http://www.kakanien.ac.at/weblogs/balkancities Budapest http://www.kakanien.ac.at/weblogs/budapest Sofia http://www.kakanien.ac.at/weblogs/sofia SEE-EU http://www.kakanien.ac.at/weblogs/see-eu Wien http://www.kakanien.ac.at/weblogs/wien Dr. Ursula Reber studierte an der Philipps-Universität-Marburg Klassische Philologie, Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaft; ihre Dissertation „Formenverschleifung. Zu einer Theorie der Metamorphose“ erschien 2009 bei Fink. Sie unterrichtet derzeit Deutsch an der HAK/HAS Bruck an der Leitha und Englisch an der NMS Himberg. Kontakt: usha.reber@kakanien.ac.at    

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/558

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Bloggen als monastische Übung – Interview mit Hans Ulrich Gumbrecht

Hans Ulrich Gumbrecht Am 1. Juni 2012 war der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler und Vielflieger Hans Ulrich Gumbrecht im DHIP zu Gast für einen von Gordon Blennemann organisierten Workshop “Chronotopenwandel. Zeit-Denken als geschichtswissenschaftliche Herausforderung im 21. Jahrhundert”. Hans Ulrich Gumbrecht bloggt seit Mai 2011 bei der FAZ in seinem Blog Digital/Pausen. Im Anschluss an den Workshop habe ich ihn daher zum Thema Bloggen in den Geisteswissenschaften und zu seinen eigenen Erfahrungen mit dem Bloggen befragt. 1. Frage: In der Beschreibung  Ihres Weblogs “Digital/Pausen” auf dem Internetportal der FAZ heisst es, „Hans Ulrich Gumbrecht nutzt die Flexibilität des elektronischen Mediums für intellektuelle Momentaufnahmen an seinen verschieden Aufenthaltsorten“: Herr Gumbrecht, sind Sie ein Blogger? “Ich bin vom Naturell, glaube ich, kein Blogger.”   2. Frage: Damit erübrigt sich schon die zweite Frage, die gewesen wäre: “Warum bloggen Sie?” Aber Sie gehören damit dennoch zu den wenigen an einer Universität lehrenden Geisteswissenschaftlern, die öffentlich bloggen.   “Man erschließt sich damit ein Publikum – nicht nur quantitativ – was man über ein Buch nicht erreichen kann.”   3. Frage: Sie haben vorhin gesagt, eigentlich würden Sie nicht wirklich bloggen, aber jetzt haben Sie doch Blut geleckt über die Zeit, die Ihr Blog besteht. Warum ist das so? Was fasziniert Sie an dem Medium?   „Das Bloggen hat für mich etwas Monastisches, weil es im monastischen Sinne eine wöchentliche Übung ist.“   4. Frage: Wie finden Sie denn Ihre Themen?   “Es geht darum, dass ich mir vage diesen mir nicht bekannten Leser vorstelle und denke, was von dem, das mich sehr intensiv interessiert, kann auch den Leser interessieren.“   5. Frage: In Deutschland wird gerade viel diskutiert darüber, dass eine zu starke mediale Präsenz dem wissenschaftlichen Nachwuchs schadet. Das gilt fürs Bloggen, aber auch für Facebook und Twitter.  Wie sehen Sie das und was raten Sie Ihren Studierenden im Umgang mit den sozialen Medien?   “Wenn die Förderungskriterien – die informellen – in Deutschland so sind, dann kann, bevor sie sich nicht verändern, man nicht jungen Leuten empfehlen zu bloggen.“   6. Frage: Dennoch sind die sozialen Medien mittlerweile in die Wissenschaft eingezogen. Einrichtungen, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen bloggen, twittern, facebooken und kommunizieren so mit ihrem Nachwuchs, aber auch mit den Kollegen untereinander. Was meinen Sie, wie verändert sich unsere Forschungskultur durch diesen Einzug der sozialen Medien in die Wissenschaft?   “Wenn ich etwas produziere, was letztlich für Kommunikation produziert ist – und das ist Wissenschaft immer – dann muss ich schon sehen, dass ich einige Leute erreiche.”   7. Frage: Mit den sozialen Medien geht ja auch einher eine Offenheit des Forschens. Es ist ja oft so, dass Historiker sich nicht unbedingt in die Karten schauen lassen. Sie gehen in die Archive und heben dort unglaublich viele Quellen aus, lesen Bücher, machen Notizen. Das sind alles Daten, die dann digital vorliegen. In den Blogs und sozialen Medien kann man die dann der Öffentlichkeit zugänglich machen, ob das jetzt die breite, interessierte Öffentlichkeit ist oder Fachkollegen, sei dahingestellt. Das ist aber ein Umdenken und wirklich etwas Neues, dass man sich schon während des Forschungsprozesses in die Karten schauen lässt. Was sagen Sie dazu? Wie offen kann Forschung überhaupt sein?   “Das Geheimhalten, von dem, was man gefunden hat, ist in den Geisteswissenschaften völlig unsinnig.”  

Das Interview in voller Länge

   

Weitere Interviews auf diesem Blog

“Die bedeutenden Wissenschaftssprachen müssen erhalten bleiben”. Interview mit Hinnerk Bruhns,24.1.2012. http://dhdhi.hypotheses.org/726          

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/967

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Internationale Tagung der Stiftung DGIA: »Max Weber in der Welt«

Max Weber während einer Tagung auf Burg Lauenstein/Thüringen (bpk, Bild-Nr. 10005704) Max Weber während einer Tagung auf Burg Lauenstein/Thüringen (bpk, Bild-Nr. 10005704) Die Tagung »Max Weber in der Welt« widmet sich der Frage nach der Bedeutung Max Webers und seines universalhistorisch angelegten Werks für die wissenschaftlichen Entwicklungen und Diskussionen in den Gastländern der Auslandsinstitute der Stiftung DGIA. Zum einen soll die Rezeption und Wirkung seiner Studien in Vergangenheit und Gegenwart aufgezeigt und zum anderen diskutiert werden, inwieweit das Werk durch die großen Reisen und Auslandsaufenthalte Max Webers geprägt worden ist. Dabei wird jedoch nicht allein die internationale Wirkungsgeschichte nachgezeichnet, sondern auch die Frage nach dem Aktualitätsbezug, den Grenzen und Potentialen dieses OEuvres gestellt. Zu der Veranstaltung lädt die Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA) anlässlich ihres zehnjährigen Gründungsjubiläums ein. Im Rahmen der Tagung widmen sich Wissenschaftler/innen aus der ganzen Welt, u. a. aus China, Polen, Italien, Großbritannien, dem Libanon und den Vereinigten Staaten der Frage nach der Bedeutung Max Webers und seines universalhistorisch angelegten Werks für den wissenschaftlichen Diskurs in den Gastländern der Auslandsinstitute der DGIA. Gleichzeitig nimmt die Stiftung die Tagung zum Anlass, die Aufnahme von Max Weber in den Stiftungsnamen offiziell bekanntzugeben.   Mittwoch, 4. Juli 2012, Universitätsclub Bonn
14 Uhr Begrüßung
Heinz Duchhardt (Stiftung DGIA)
Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen (BMBF)
Dominik Geppert (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Andreas Beyer (Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris)
Wolfgang Schieder (Göttingen)
1. Die internationale Weber-Rezeption in der Vergangenheit / Die Rezeption Max Webers durch die Welt
Moderation: Werner Gephart (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Käte Hamburger-Kolleg »Recht als Kultur«)
15.00 Uhr Warschau: Die Reaktion polnischer Intellektueller auf Max Webers Polenschriften
Referentin: Marta Bucholc (Universität Warschau)
15.30 Uhr Moskau: Die Rezeption der Russlandstudien im Kreis der russischen Intelligenz
Referent: Dittmar Dahlmann (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Tokio: Japanische Kontroversen über Max Webers »Protestantische Ethik«
Referent: Wolfgang Schwentker (Osaka University)
17.00 Uhr Istanbul: Die Rezeption Max Webers in der republikanischen Türkei
Referent: Alexandre Toumarkine (Orient-Institut Istanbul)
17.30 Uhr Diskussion
18.00 Uhr Empfang
Donnerstag, 5. Juli 2012
2. Max Webers Rezeption der Welt
Moderation: Wolfgang Seifert (Universität Heidelberg)
09.30 Uhr Rom: Der Romaufenthalt (1901–1903) und Max Webers Verhältnis zum Katholizismus
Referent: Peter Hersche (Universität Bern)
10.00 Uhr Paris: Max Weber und die »Philosophie de l’art« von Hippolyte Taine
Referent: Francesco Ghia (Università degli Studi di Trento)
10.30 Uhr Washington: Max Weber und die USA
Referent: Lawrence A. Scaff (Wayne State University, Detroit)
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr London: Max Weber and the World of Empire
Referent: Sam Whimster (London Metropolitan University und Käte Hamburger-Kolleg »Recht als Kultur«)
12.00 Uhr Paris: Der »Soziologe« und der Krieg. Max Weber 1914–1920
Referent: Hinnerk Bruhns (L’École des hautes études en sciences sociales, Paris)
12.30 Uhr Diskussion
13.00 Uhr Mittagessen
3. Die internationale Weber-Rezeption in der Gegenwart / Die Rezeption Max Webers durch die Welt
Moderation: Gerd Krumeich (Heinrich Heine-Universität, Max Weber-Gesamtausgabe, Düsseldorf)
14.00 Uhr Max Weber weltweit. Zur Rezeption eines Klassikers in Zeiten des Umbruchs
Referentin: Edith Hanke (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Max Weber-Gesamtausgabe, München)
14.30 Uhr Beirut: Max Weber und die arabische Welt
Referent: Stefan Leder (Orient-Institut Beirut)
14.30 Uhr Kairo: Max Weber and the Revision of Secularism in Egypt: The Example of Abdelwahab Elmessiri
Referent: Haggag Ali (Academy of Arts, Egypt)
15.30 Uhr Max Weber und die »universalgeschichtlichen Probleme«
Referent: Gangolf Hübinger (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder)
15.00 Uhr Abschlussdiskussion
   

Quelle: http://maxweber.hypotheses.org/88

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Die stumme Zeugenschaft der Bilder

  Gastbeitrag von Philipp Hindahl. In Jacques Rancières Text „Über das Undarstellbare“ geht es um Strategien, das vermeintlich Undarstellbare in verschiedenen künstlerischen Medien darzustellen – das vermeintlich Undarstellbare, weil sich alles in irgendeiner Form darstellen lässt. Zentral ist bei Rancière also die Beobachtung, dass das Undarstellbare kein ontologisch Gegebenes ist. Dennoch gibt es zwei die Darstellung verhindernde Kräfte, die Rancière dem Gegenstand zuschreibt. Zum einen ist es die Unmöglichkeit, den essentiellen Charakter literarisch oder in der bildenden Kunst abzubilden, die Unmöglichkeit einer geeignete Darstellungsform, welche [...]    

Quelle: http://dtforum.hypotheses.org/641

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