CODE 6: Andrew Prescott about Big Data in the Arts and Humanities

The amount of data that is produced is growing exponentially. By now, Big Data is a buzz word in many fields and disciplines. Widely discussed not only in industry and academia, as well in the public sector. But what is Big Data? And are we witnessing a shift: Is there a »Big Data moment«? Andrew Prescott is a trained medieval historian and professor of Digital Humanities. In this interview we talk about the history of Big Data and some theoretical and methodical consequences for the Arts and Humanities.

Quelle: http://codinghistory.com/podcast/code6/

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Wenn nach 100 Jahren die Kriegstoten wieder ein Stimme bekommen

Annika Röttinger war eine der Organisatorinnen der bereits angekündigten Veranstaltung in Bückeburg am 13. März. Sie hat uns ihre Gedanken zur Vorstellung bereitgestellt und wir wollen diese mit euch teilen. 

„Die Schlacht dauert immerzu, dann mal stärker, dann mal schwächer, die Kugeln pfeifen Tag und Nacht.“, schreibt Ludwig Faudt am 10. November 1914, im Schützengraben liegend. Über 100 Jahre später erklingt seine Stimme im Museum Bückeburg. „Die Kugeln pfeifen Tag und Nacht.“ Mich hat dieser Satz aus seiner Feldpost schon von Anfang an berührt, seit wir die Briefe im Seminarraum der Uni das erste Mal gelesen haben. Aber heute Abend, da dieser Satz in die gespannte Stille der vielen Zuhörer hineingesprochen wird, wo er gleichermaßen der Titel der Lesung ist, da berührt er mich noch mehr.

Die lange Vorbereitung auf die Lesung, die gerade für ein kleines Orga-Team eine besondere Belastung darstellt, ist endlich zum Ende gekommen. Alles ist erledigt, jeder auf seiner Position und es kann losgehen. Das Museum ist noch voller als erwartet. In der ersten Reihe sitzt Hans Faudt, der Neffe der beiden Brüder Carl und Ludwig, deren Briefe wir heute vorlesen. Ich stehe an meinem Platz und frage mich, was er wohl empfinden mag. Wundere mich, welch glückliche Umstände es waren, unter denen wir die Briefe gefunden haben. Und sorge mich ein wenig, ob wir dem Ganzen gerecht werden können.

Eine engelsgleiche hohe Stimme stimmt „Ein feste Burg ist unser Gott“ an, sie singt jenen Kirchenchoral, welcher die Brüder 1914 bei der Mobilmachung begleitet hat. Heute leitet dieses Lied unsere Lesung ein und verfehlt seine Wirkung nicht. Der kleine Saal wird mucksmäuschenstill und verfolgt aufmerksam die Schicksale der beiden Bückeburger Brüder.

Bäckerei der Familie Faudt
Bäckerei der Familie Faudt

„Wenn ich nach Hause komme, kann ich euch noch unendlich viel erzählen.“, schreibt Ludwig, und mir wird es ganz anders. Bei der Generalprobe am Nachmittag hatte ich schon eine Gänsehaut, aber nun ist die Atmosphäre eine viel dichtere und ich empfinde alles viel intensiver.

„Bald mehr.“, schreibt auch Carl an seine Eltern, und ich weiß, dass dem nicht so ist. Mehr wird nicht kommen, mehr wird Carl nicht schreiben. Und sobald dieser Satz verstummt ist, erklingt ein weiterer Choral und eine weiße Grabkerze wird für ihn entzündet. Manche Zuhörer wischen sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Auch ich muss meinen Kloß, den ich im Hals habe, herunterschlucken.

„Teile euch mit, dass ich noch gesund und munter bin.“, schreibt Ludwig kurz darauf in seinem letzten Brief, drei Tage vor seinem Tod. Wieder ein Choral, noch eine Kerze und jedem wird in diesem Moment bewusst, dass die Eltern bereits im ersten Kriegsjahr beide Söhne verloren haben.

Zu jedem vorgelesenen Kondolenzbrief, den die Familie erhält, wird eine rote Grabkerze entzüdet und gesellt sich zu den beiden weißen. Als sich die Lesung dem Ende neigt, ist der kleine Sims, auf dem die Photos von Carl und Ludwig stehen, voller Kerzen.

Tosender Applaus. Auf meiner Seite überwiegen vor allem Erleichterung und Dankbarkeit.

Eine so herrliche, gespannte und aufmerksame Stimmung wünscht man sich für jede Veranstaltung, rechnet aber eigentlich nicht damit. Die Resonanz war durchweg positiv, egal, mit wem wir gesprochen haben. Wir hatten im Museum noch eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Familie Faudt auf die Beine gestellt, welche auch sehr, sehr gut aufgenommen wurde.

Herr Faudt bedankte sich nach der Lesung noch einmal bei uns Studierenden und meinte, durch diese Lesung wären Carl und Ludwig wieder ein Stück weit zum Leben erweckt worden. Ein bewegender Gedanke, wie ich finde, da es sich für mich genauso anfühlt. Aus den Briefen ist so viel herauszulesen und wenn man sich so lange mit dem Leben der beiden beschäftigt, fühlt man doch arg mit, wenn sie dann „wieder“ sterben.

Heute Abend kam alles zusammen. Die Stimmen der Brüder, die Ausstellung zu deren Leben, die Anwesenheit ihrer Nachfahren. Es fühlte sich an, als würden sich einzelne Puzzlestücke zusammensetzen und die Geschichte einen Abschluss finden.

Quelle: http://zeitraeume.hypotheses.org/298

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Interview mit Prof. Thomas Kron auf dem Soziologiekongress in Trier 2014

Vom 6. bis zum 10. Oktober 2014 fand in Trier der 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) statt. Das Kongressthema war „Routinen der Krise – Krise der Routinen“. Auch das Soziologiemagazin versuchte, sich in der Krise zu routinisieren. … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/8211

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Der Donauhandel* . Quellen zur österreichischen Wirtschaftsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts

von Peter Rauscher (Wien) und Andrea Serles (Wien)

Maut- und Zollregister sowie Rechnungsbücher diver­ser Ämter der größeren Handelsorte zählen zu den in­teressantesten Quellengattungen für die Erforschung der Handelsgeschichte. Sind diese Massenquellen über einen langen Zeitraum erhalten, bilden sie für die ein­zelne Forscherin bzw. den einzelnen Forscher ob ihrer Materialfülle häufig aber auch eine Barriere, die bei be­schränkten zeitlichen und finanziellen Ressourcen nur schwer zu überwinden ist. Quelleneditionen schaffen neue Grundlagen, die helfen, dieses Hindernis zu um­gehen; die Verbindung mit dem Internet ermöglicht einen niederschwelligen und recherchefreundlichen Zugang zu diesen großen Datenbeständen, wenn auch viele Fragen der Langzeitarchivierung und Datenpfle­ge noch ungelöst sind.1

Die Erschließung und Online-Edition von Massen­quellen zur frühneuzeitlichen Handelsgeschichte im Donauraum ist die Kernaufgabe des Projekts Der Do­nauhandel. Quellen zur österreichischen Wirtschafts­geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts.2 In einer ers­ten, Ende 2012 abgeschlossenen Projektphase wurden die Kremser Waag- und Niederlagsbücher vollständig erfasst, seit Frühjahr 2013 wird in einem Folgeprojekt an der Edition ausgewählter Jahrgänge der Aschacher Mautregister gearbeitet.

Parallel zur datenbankgestützten Erfassung der Quel­len werden eine umfangreiche Bibliographie zum Donauhandel sowie Verzeichnisse zu Handelsorten, die mit dem Donauraum in enger Verbindung stan­den, und zu am Güteraustausch beteiligten Personen aufgebaut. Außerdem bietet die Projekthomepage die Möglichkeit, Publikationen zum Forschungsfeld ab­zurufen und in eigenen Glossaren Waren und Maße online nachzuschlagen.

Der Donauhandel

Die Donau bildete die zentrale Verkehrsader der Län­der ob und unter der Enns und verband die österreichi­schen Donaustädte mit dem schwäbisch-bayerischen Raum mit seinen Zentren Ulm, Augsburg, München, Regensburg und Passau. Eine von Regensburg ausge­hende Landverbindung ermöglichte auch einen regen Austausch zwischen der Donauregion und dem frän­kischen Gewerbe- und Handelszentrum Nürnberg.3 Über die Nebenflüsse Salzach und Inn wurden die wichtigen Transitländer Salzburg und Tirol und da­mit auch die Handelsstädte Norditaliens erreicht. Die schwierigen Stromverhältnisse östlich von Pressburg/ Bratislava sorgten dafür, dass der Wasserweg jenseits der Grenze zu Ungarn bis ins 18. Jahrhundert wenig benutzt wurde.4 Hinzu kam die dauerhafte Konfronta­tion mit dem Osmanischen Reich, die die Donauschifffahrt maßgeblich behinderte und dazu führte, dass erst ab den 1660er-Jahren die Handelsbeziehungen in diesen Raum intensiviert wurden. Das erste österrei­chische Schiff erreichte die Mündung der Donau ins Schwarze Meer nicht vor den 1770er-Jahren.5

Ob ihrer verkehrstechnischen Lage, ihrer Stellung als überregionaler Marktort oder allgemeinen An­ziehungskraft als Absatzmarkt kam den Städten Linz und Krems sowie der kaiserlichen Residenzstadt Wien eine hervorgehobene Position an der österreichischen Donau zu.6 Hatte sich Wien in der Frühen Neuzeit in erster Linie zu einer Konsumptionsstadt entwickelt, so war Linz die einzige überregional bedeutende Mes­sestadt am österreichischen Donauabschnitt, die so­wohl den Transithandel als auch das Wechselgeschäft bediente. Krems wiederum bildete eine Schnittstelle zwischen Nah- und Fernhandel, da es einerseits der regionale Verteilermarkt für Güter aller Art für weite Gebiete nördlich der Donau war, andererseits durch die privilegierte Eisenniederlage und den Export von Wein selbst Anteil am Transit- und Fernhandel hatte.

Trotz der Behinderung des Warenverkehrs durch Mauten, durch stark schwankende Wasserpegel und im Winter durch Eis war der Weg über die Donau günstiger als über die konkurrierenden Landstraßen.7 Besonders Massengüter wie Eisen, Salz, Holz, Bauma­terial oder Wein waren auf den Wasserweg angewiesen und konnten dort auch stromaufwärts kostengünstiger als auf der Straße transportiert werden.8 Das in den Rechnungsbüchern verzeichnete Spektrum der trans­portierten und gehandelten Waren geht aber weit über diese Massengüter hinaus, sodass mit Hilfe der unterschiedlichen Quellen sowohl statistisch-quantifi­zierende Analysen zu Handelskonjunkturen im Allge­meinen als auch zu einer großen Palette von einzelnen Gütern im Speziellen vorgenommen werden können. Darüber hinaus ergeben sich neue Ansatzpunkte für eine Vielzahl von Spezialdisziplinen von der Kultur-und Sozialgeschichte über das Transportwesen bis hin zur Militärgeschichte, um nur einige zu nennen. Für die biographisch-prosopographische Forschung bie­tet das reiche Namensmaterial neue Möglichkeiten, die Aktivitäten einzelner Personen, ganzer Familien und größerer Personengruppen teilweise über Jahr­zehnte hinweg in einem Quellenbestand untersuchen zu können.

Projektphase 1: Die Kremser Waag- und Niederlagsbücher9

Das Rückgrat der Stellung von Krems an der Donau als Handelsstadt bildeten seit dem ausgehenden Mittelal­ter neben der günstigen geographischen Lage, dem Ex­portgut Wein und einer Monopolstellung im Handel mit Eisen- und Eisenwaren für den Raum nördlich der Donau die beiden Jahrmärkte im Juli (Jakobimarkt) und Oktober (Simonimarkt).10 Fronwaage und War­enniederlage gehörten in Krems – wie in den meisten Handelszentren – zu den gebräuchlichen städtischen Einrichtungen. Zu den Amtsgeschäften des Waag­meisters zählte die Führung der sogenannten Waag-und Niederlagsbücher, in welche er sämtliche Namen, Herkunftsorte und Waren all jener zu verzeichnen hatte, die entweder Güter an der städtischen Waage abwiegen lassen mussten, oder zur Zahlung des Nie­derlagsgeldes verpflichtet waren.11 Diese Aufzeichnun­gen bildeten die Grundlage der Verrechnung zwischen dem Waagamt und der Stadtkammer.

Für den Zeitraum von 1621 bis 1737 haben sich 26 voll­ständige Rechnungsbücher im Kremser Stadtarchiv erhalten, deren Umfang zwischen 16 und 359 Blatt va­riiert. Davon entfallen zehn Bücher auf die Niederlage und 16 auf die Waage. Der stark formalisierte, tabella­rische Aufbau prädestiniert die Übertragung der in der Quelle enthaltenen Informationen in eine Datenbank. In Zusammenarbeit mit Beate Pamperl vom Institut für Geschichte der Universität Wien wurden eine auf MySQL basierende relationale Datenbank für das Pro­jekt entwickelt und sämtliche ca. 21.500 Geschäftsfälle aus den Rechnungsbüchern als einzelne Datensätze in der Datenbank erfasst. Dabei spannte sich ein weit über Niederösterreich hinausgehender Handelsraum auf, der von Savoyen und der Schweiz über die ober­deutschen Reichsstädte und Ungarn bis in die südpol­nische Metropole Krakau reichte, den Schwerpunkt aber in den Ländern der böhmischen Krone – vor al­lem im mährisch-schlesischen Raum – hatte. Die – in einem geringeren Umfang auch weiblichen – Markt­teilnehmer lassen ein vielschichtiges Spektrum beste­hend aus Kleinhändlern und Gewerbetreibenden, jü­dischen Kaufleuten unterschiedlicher wirtschaftlicher Bedeutung, italienischen und oberdeutschen Händ­lern mit Niederlagen in Wien, aber auch international agierenden Unternehmen erkennen, deren Aktivitä­ten im Donauraum bis dato kaum beachtet wurden. Neben den zu erwartenden Gütern aus dem eisen- und stahlverarbeitenden Sektor überraschte eine Vielzahl von Waren, die teilweise in beträchtlichem Ausmaß gehandelt wurden wie beispielsweise russisches Juch­tenleder, Färberröte, Bleiglätte oder Kastanien.

Mit Hilfe der Edition der Kremser Waag- und Nieder­lagsbücher12 kann nun ein genaueres Bild kaufmänni­scher Tätigkeit in den österreichischen Donauländern und deren intensive Verflechtung mit dem mittelost­europäischen Raum gezeichnet werden. Durch die Möglichkeit, die Daten kostenlos online abzufragen, werden außerdem wesentliche Bausteine für die Han­delsgeschichten kleinerer Räume bzw. einzelner Städte bereitgestellt. Die Zuordnung von Marktteilnehmern und Herkunftsorten ermöglicht durch die sich ab­zeichnenden Netzwerke auch neue Ansätze für proso­pographische und firmengeschichtliche Forschungen.

Projektphase 2: Die Aschacher Mautregister13

Trotz des Interesses der Wirtschaftsgeschichte am frühneuzeitlichen Handel nimmt die Erschließung und wissenschaftliche Auswertung von Mautregistern in der deutschsprachigen historischen Forschung ei­nen überraschend geringen Stellenwert ein. So kon­zentriert sich die wohl wichtigste Editionsreihe zur vormodernen Handelsgeschichte des mitteleuropäi­schen Raums, die Deutschen Handelsakten des Mittel­alters und der Neuzeit, in erster Linie auf die Glanzzeit der oberdeutschen Kaufmannschaft im 16. Jahrhun­dert. Zum Thema Zollwesen beschränkte man sich auf normative Quellen: Bearbeitet wurden zwar auch Teile der österreichischen Erbländer,14 gerade zu den öster­reichischen Donauländern liegt aber keine systemati­sche Dokumentation des Mautwesens vor.

Die bedeutendste und gleichzeitig umfangreichste Quelle zur Erforschung des frühneuzeitlichen Do­nauhandels sind die Protokollbücher der Maut zu Aschach, die erstmals Ende des 12. Jahrhunderts er­wähnt wird.15 Für die Zeit zwischen 1627 und 1775 haben sich im Depot Harrach des Oberösterreichi­schen Landesarchivs in Linz 194 Bände (davon 53 sog. „Konzepte“/Dubletten) dieser Aschacher Mautregister erhalten. 1622/31 war die Familie Harrach durch Kauf in den Besitz der Mautstelle gelangt, 1775 wurde diese nach Engelhartszell donauaufwärts verlegt.16

Forscher wie Othmar Pickl,17 Franz Fischer18 oder Erich Landsteiner19 haben die Aschacher Mautproto­kolle zwar immer wieder für die Analyse des Handels einzelner Jahre oder Waren herangezogen, eine voll­ständige Edition des Bestandes, die die Grundlage de­taillierter Forschungen zu Warenströmen, Konjunktu­ren und den im doppelten Sinne handelnden Personen wäre, wurde bis dato aber nicht unternommen.

Mit Hilfe der in der ersten Projektphase gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Mas­senquellen wird dieser Quellenbestand seit Februar 2013 in Form einer Online-Datenbank erschlossen.20 Wegen des Umfangs der einzelnen Bände (durch­schnittlich 450 bis 500 Blatt pro Rechnungsbuch) können im Rahmen eines dreijährigen Projekts nicht die gesamten anderthalb Jahrhunderte bearbeitet wer­den. Ediert werden zunächst die beiden Jahrzehnte von 1718 bis 1737, die weitgehend die Regierungszeit Kaiser Karls VI. (1711–1740) abdecken. In dieser Epo­che vollzogen sich bedeutende Weichenstellungen in Richtung Schaffung eines einheitlichen österreichisch-böhmischen Wirtschaftsraumes. Der Erreichung die­ses Zieles sollte vor allem die merkantilistische Zollpo­litik Karls VI. ab den 1720er-Jahren dienen. Die damit verbundene Abschottung gegenüber auswärtiger Kon­kurrenz betraf besonders die Handelsinteressen der oberdeutschen Reichsstädte. Hier wird in Form einer Dissertation empirisch untersucht, inwieweit sich Im­portbeschränkungen tatsächlich auf den Handel nie­derschlugen.21

Neben der Ermittlung allgemeiner Konjunkturen fallen besonders Änderungen im Konsumverhalten wie die Integration von Schokolade oder Tee in den mitteleuropäischen Speiseplan bei Durchsicht der Archivalien ins Auge, aber auch umfangreiche Ma­terialtransporte für die zahlreichen Bauvorhaben, die noch heute die Klöster- und Schlösserlandschaft ent­lang der Donau prägen und ihren Niederschlag in den Mautregistern gefunden haben. Hinzu kommen etwa Informationen zu oberdeutschen Buch- oder Kunst­händlern und den von ihnen in den österreichischen Raum transportierten Gütermengen. Bis zum Frieden von Passarowitz (21. Juli 1718) diente die Donau auch häufig als Transportweg für den Nachschub mit Trup­pen, Ausrüstung und Verpflegung der donauabwärts stationierten Einheiten. Der Fluss war darüber hinaus eine wichtige Reiseroute für Menschen. Wenn es sich um Amtsträger oder Mitglieder höherer Stände han­delte, sind diese oft namentlich benannt oder zumin­dest bezeichnet: Als Beispiele sind der Weihbischof von Passau, der Dechant von Linz, der Verwalter von Neuhaus, der Graf von Starhemberg oder der päpstli­che Nuntius zu nennen. Damit können etwa diploma­tische Reisen ermittelt oder Migrationsbewegungen wie die Auswanderung von Franken und Schwaben ins Reich der Stephanskrone sowie von Bergknappen aus Kufstein in die ungarischen Bergstädte nachge­zeichnet werden.

Mit Hilfe der Datenbank wird es nach Abschluss des Projekts (Laufzeit bis 2016) möglich sein, gezielt nach Schiffmeistern, Kaufleuten und anderen Personen wie Gesandten, Militärs oder Angehörigen des Kaiserhofs, Waren (und deren Mengen) sowie nach Orten zu su­chen. Damit wird ein Wirtschaftsraum hinsichtlich der agierenden Personen und der von ihnen gehan­delten Güter erschlossen, der weit über den engeren Donauraum hinausreicht.

Printversion: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 244–247.

* Die Publikation entstand im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Projekts Der Donauhandel in der Frühen Neuzeit. Erschließung und Analyse der Ascha­cher Mautregister: Die Zeit der österreichischen Protek­tionspolitik unter Kaiser Karl VI. (1718–1737) (P 25201– G15). Siehe die Projektwebsite: http://www.univie.ac.at/ donauhandel.

  1. Zu den Vor- und Nachteilen digitaler Editionen im Rahmen des Projekts Der Donauhandel siehe Peter Rau­scher/Andrea Serles/Beate Pamperl: Die Kremser Waag-und Niederlagsbücher. Bedeutung und Möglichkeiten der digitalen Erschließung von wirtschaftshistorischen Massenquellen, in: Pro Civitate Austriae N. F. 17 (2012), S. 57–82, hier S. 24–26.
  2. Projekthomepage mit Online-Datenbanken: http://www.univie.ac.at/donauhandel.
  3. Siehe dazu Andrea Serles: Metropole und Markt. Die Handelsbeziehungen zwischen Nürnberg und Krems/ Donau in der Frühen Neuzeit, Diplomarbeit, Wien 2013.
  4. Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Österrei­chische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= Österreichische Geschichte), Wien 1995, S. 95; Othmar Pickl: Österreichs Stellung im West-Ost- Handel vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Handels mit dem Süd­osten, in: Mitteilungen des Bulgarischen Forschungsin­stituts in Österreich 4,2 (= Forschungsgespräch am 9. und 10. Dezember 1980, Österreichs Handel mit Süd­osteuropa und die wirtschaftliche Bedeutung der bul­garischen Länder bis Ende des 18. Jahrhunderts), Wien 1981, S. 35–65, hier S. 37.
  5. Ernst Neweklowsky: Die Schiffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau 1 (= Schriftenreihe des Insti­tutes für Landeskunde von Oberösterreich 5), Linz 1952, S. 41 nennt das Jahr 1778; Hans Halm: Die Entdeckung der Donau als Welthandelsstraße, in: Oberösterreichi­sche Heimatblätter 6,1 (1952), S. 16–24, hier S. 19, berich­tet von einer Expedition von 1768–1771; vgl. ebd., S. 17.
  6. Vgl. u. a. Othmar Pickl: Handel an Inn und Donau um 1630, in: Jürgen Schneider u. a. (Hg.): Wirtschaftskräfte und Wirtschaftswege 2. Wirtschaftskräfte in der euro­päischen Expansion. Festschrift für Hermann Kellen­benz (= Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte 5), [Stutt­gart] 1978, S. 205–243, hier S. 205; Erich Landsteiner: Wien und der Donauhandel, in: Karl Vocelka/Anita Traninger (Hg.): Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (= Wien. Geschichte einer Stadt 2), Wien/Köln/Weimar 2003, S. 187–197, hier S. 187.
  7. Vgl. Alfred Hoffmann: Werden – Wachsen – Reifen. Von der Frühzeit bis zum Jahre 1848 (= Wirtschaftsge­schichte des Landes Oberösterreich 1), Salzburg/Linz 1952, S. 231.
  8. Ebd., S. 234f.
  9. Das Projekt Trade in the Age of Mercantilism wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen For­schung (P 22303–G15) und von der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich (P–2792) finanziert. Arbeits­stelle des Projekts war das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems.
  10. Zu den einzelnen Marktprivilegien vgl. Otto Brunner: Die Rechtsquellen der Städte Krems und Stein (= Fon­tes Rerum Austriacarum III/1), Graz/Köln 1953, insb. Nr. 40, 44, 77, 102.
  11. Eine eingehende Studie über eine Stadtwaage und deren Waagmeister liegt für den österreichischen Donauraum bis dato nur für Linz vor. S. Hertha Awecker: Die Linzer Stadtwaage. Die Geschichte des Waag- und Niederlag­amtes der Stadt Linz (= Sonderpublikationen zur Linzer Stadtgeschichte 3), Linz 1958.
  12. Datenbank abrufbar über: http://www.univie.ac.at/donauhandel/datenbanken/datenbank-krems.
  13. Die Erschließung der Aschacher Mautregister erfolgt im Rahmen des Projekts Der Donauhandel in der Frü­hen Neuzeit. Erschließung und Analyse der Aschacher Mautregister: Die Zeit der österreichischen Protektions­politik unter Kaiser Karl VI. (1718–1737) (P 25201–G15). Vgl. Anm. *. Es ist am Institut für Österreichische Ge­schichtsforschung in Wien angesiedelt und wird in Ko­operation mit dem Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz durchgeführt.
  14. Für den österreichischen Raum siehe Otto Stolz: Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehrs in Tirol und Vorarlberg vom 13. bis 18. Jahrhundert (= Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 10, Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 1), Wiesbaden 1955; Herbert Hassinger: Ge­schichte des Zollwesens, Handels und Verkehrs in den östlichen Alpenländern vom Spätmittelalter bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts 1: Regionaler Teil, erste Hälfte: Westkärnten–Salzburg (= Deutsche Han­delsakten des Mittelalters und der Neuzeit 16, Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 5), Stuttgart 1987.
  15. Zu Aschach allgemein vgl. Ernst Neweklowsky: Aschach und die Donauschiffahrt, in: Oberösterreichische Hei­matblätter 13 (1959), S. 207–242, hier S. 209; Othmar Hageneder: Die Maut zu Aschach im Mittelalter, in: Miszellen zur mittleren und neueren Geschichte Öster­reichs. Festgabe für Herrn Professor Leo Santifaller an­läßlich seines 60. Geburtstages von den Mitgliedern des 45. Kurses am Institut für Österreichische Geschichts­forschung (Manuskript) Wien 1950, S. 93–108.
  16. Neweklowsky: Aschach und die Donauschiffahrt (wie Anm. 15), S. 210, S. 215.
  17. Pickl: Handel an Inn und Donau (wie Anm. 6).
  18. Franz Fischer: Die blauen Sensen. Sozial- und Wirt­schaftsgeschichte der Sensenschmiedezunft zu Kirch­dorf-Micheldorf bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Linz 1966, zu Aschach bes. S. 176–181.
  19. Erich Landsteiner: Handelskonjunkturen, in: Vocelka/ Traninger: Die frühneuzeitliche Residenz (wie Anm. 6), S. 201–205, hier S. 204; ders.: Die Kaufleute, in: ebd., S. 205–214, hier S. 209f., und S. 236 Anm. 376.
  20. Siehe: http://www.univie.ac.at/donauhandel/projekte. Ein internationales Referenzprojekt ist die Online-Edi­tion der dänischen Sundzollregister zum Schiffsverkehr zwischen Ost- und Nordsee, die von 1497 bis 1857 (da­von ab 1574 in nahezu vollständiger Serie) überliefert sind. Siehe dazu http://www.soundtoll.nl/index.php/en.
  21. Das Dissertationsthema Der Donauhandel oberdeut­scher Reichsstädte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun­derts wird von Andrea Serles bearbeitet.

Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/361

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Wappenbuch Richtental I: Die Handschriften des Wappenbuchs in Ulrich Richentals Konstanzer Konzilschronik

Tina Raddatz und ich beschäftigen uns seit einiger Zeit mit Richentals Wappenbuch –  sie im Rahmen ihrer Dissertation, ich im bescheideneren Rahmen anderer Forschungen. (Ursprünglich wollte ich eigentlich nur das Wappenbuch des Konrad Grünenberg mit seinen möglichen Vorlagen vergleichen; heute, drei Jahre später, finde ich mich mitten in einem neuen, spannenden Forschungsgebiet wieder. Danke, Torsten, Steen, Tina!) Analog zu den Posts zum Grünenberg-Wappenbuch wollen wir in den nächsten Wochen die einzelnen Handschriften und Drucke vorstellen, die sich teilweise massiv voneinander unterscheiden. Die Hoffnung, dass sie die Zahl der bekannten Textzeugen auch hier so explosionsartig vermehrt, habe ich zwar nicht, aber wer weiß. Da die Handschriften in Bezug auf die Wappen viele kleine und weniger kleine Unterschiede aufweisen, die bislang so gut wie gar nicht erforscht wurden, gibt es hier viel zu entdecken. Worum geht es eigentlich? Die Chronik Richentals zum Konstanzer Konzil ist eine einigermaßen einzigartige Quelle, die vier unterschiedliche Elemente kombiniert: Den Text der Chronik, eine große Zahl Illustrationen, ausführliche Teilnehmerlisten (Namenslisten) und eben die Wappen. Die Gewichtung zwischen diesen Teilen schwankt in den einzelnen Überlieferungszweigen (15 Handschriften und drei Frühdrucke insgesamt) stark, es gibt reine Texthandschriften ebenso wie reine Bilderhandschriften, das Wappenbuch kann einen kleinen Teil der Handschrift […]

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/2691

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aussichten. Perspektivierung von Geschichte, March 30, 2015

Neueste Beiträge in ‘aussichten’ Steiner, Benjamin: Die Existentialisten. Gene­ra­tio­nen­geschichte einer Jugendbewegung im Paris der Nachkriegszeit. Mag.arb. [online], LMU München 2004. Gewalt im Mittelalter, hrsg. v. Manuel Braun und Cornelia Herberichs, München 2005 Kaiserbiographien: Trajan Decius (249 – 251 n. Chr.) #jur Übersicht zu den Typologien von Stiftungen im deutschen Recht und v.a. Bayern #ww1 Digitale […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/03/5755/

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Ein Attentäter im Visier Fouchés? Dritter Beitrag zur Blogserie Theodor von Hallberg-Broich

In den Berichten der napoleonischen police secrète des Premiere Empire für die Jahre 1804 bis 1805 stellt sich die im vorherigen Beitrag beschriebene Situation um Hallbergs willkürliche Verhaftung nicht nur zeitlich etwas anders dar.

Unter dem Datum des 24. Vendémiaire des Jahres XIII (also Mittwoch, dem 16. März 1804) findet sich unter der Nummer 430, „Événements divers“, folgender stichwortartiger Eintrag, der hier in Übersetzung wiedergegeben werden soll: „Fremder in Mannheim arretiert, den Rhein überquerend: Baron von Halberg (sic!), bayerischer Hauptmann, gemeldet wie gefährlicher Feind unter dem Namen Palbus oder Pulbas.“1

Ein weiterer Eintrag zum „Fall Hallberg“ findet sich nicht acht, aber rund neun Monate später unter dem Datum des 30. Frimaire des Jahres XIII (oder Donnerstag, dem 21. Dezember 1804), Eintragung Nr. 691: „Herr Marschall Moncey zeigt dem Minister den Beschluss des Oberstaatsanwalts des Haut-Cour imperiale an, er hat dem Kommandanten der Gendarmerie von Mont-Tonnerre befohlen, Herrn Halberg (sic!), der des Attentats gegen seine Majestät angeklagt und in Mainz inhaftiert ist, unter sicherem Geleitschutz in die Conciergerie zu überführen.“2

Bis auf einige vor allem zeitliche Unstimmigkeiten lässt sich bis hierher das Bild Theodor von Hallberg-Broichs als durchaus bedeutendem Feind Napoleons aufrechterhalten, den die Geheimpolizei um Joseph Fouché im Visier hatte.

Joseph Fouché, Duc de Otrante, Gemälde vor 1829 [Bild: von École française [Public domain], via Wikimedia Commons; URL: http://www.myartprints.co.uk/kunst/french_school/school_portrait_of.jpg].
Joseph Fouché, Duc de Otrante, Gemälde vor 1829 [Bild: von École française [Public domain], via Wikimedia Commons; URL: http://www.myartprints.co.uk/kunst/french_school/school_portrait_of.jpg].

Dieses Bild wird jedoch mit der weiteren Durchsicht der französischen Berichte und insbesondere der zum Fall Hallberg in den Archives Nationales erhaltenen historischen Dokumente zunehmend fraglicher.

Auf dem Quellenblog „Napoleon auf der Spur – Quellenblog zur napoleonischen Ära in den deutschen Landen“ soll in Kürze ein erstes archivalisches Dokument zum “Fall Hallberg” in Transkription wiedergegeben werden.

1 Wortlaut im Original: „Etranger arrêté, à Manheim, passant le Rhin: Baron de Halberg, capitaine bavarois, signalé comme adversaire dangereux sous le nom de Palbus ou Pulbas.“ Siehe: Ernest d’Hauterive (Hrsg.), La police secrète du premier empire – Bulletins quotidiens adressés par Fouché a l’Empereur 1804–1805, Paris 1908, S. 137–138.

2 Wortlaut im Original: „M. le maréchal Moncey annonce au Ministre qu’à la requisition du grand procureur général près la haute-cour impérial, il a ordonné au commandant de la gendarmerie du Mont-Tonnerre de faire transférer à la Conciergerie, sous escorte sûre, le sieur Halberg, accusé d’attentat contre Sa Majesté et détenu à Mayence.” Siehe d’Hauterive 1908 (wie Anm. 1), S. 217.

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/660

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Mehr als Steine und Scherben | Blogprojekt zur Studienreise ins Heilige Land

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und umso mehr gilt das, wenn mehr als 40 Lehrende und Studierende unterwegs sind, um eine so vielfältige wie geschichtsträchtige Region zu erkunden wie die zwischen Mittelmeer und Jordangraben. Meistens ist es aber so, dass sich Reisen und Erzählen ausschließen, zumindest nur in den seltensten Fällen gleichzeitig gelingen. Eine Ausnahme dieser Regel ist das Blogprojekt “Spurensuche im Heiligen Land“, das die Exkursion der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz (3.-13. März 2015) dokumentiert. Damit auch … Mehr als Steine und Scherben | Blogprojekt zur Studienreise ins Heilige Land weiterlesen

Quelle: http://grammata.hypotheses.org/1312

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mediaevum.net: Die Kanonessammlung Polycarp

http://www.mgh.de/datenbanken/kanonessammlung-polycarp/ Die MGH stellen hiermit ein Typoskript zur Verfügung, das im Rahmen der Forschungen zum Kirchenrecht – insbesondere zu Pseudo-Isidor – entstand, die von Prof. Dr. Horst Fuhrmann initiiert wurden. Einleitung: Einführung zur Internetpräsentation von Horst Fuhrmann. Die Kanonessammlung Polycarp: Typoskript von Uwe Horst aufgrund der Vorarbeiten von Carl Erdmann. Suchen im Text der Kanonessammlung […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/03/5752/

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