Heterogenität als Chance in internationalen Begegnungen am Bespiel deutsch-israelischer Begegnungen

Gerade in internationalen Begegnungen spielt der pädagogische Umgang mit Heterogenität, Diversität und Interkulturalität eine zentrale Rolle, um die Teilnehmenden mit ihren jeweiligen Identitäten, Herkünften und Interessen zu erreichen und anzusprechen.

ReferentIn: 
Tanja Berg
Datum: 
26 Januar, 2015 - 17:00

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Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/12164

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Interview: Arne Leopold über Kästchen, Material und Promotion

Leopold, A

© Arne Leopold, Düsseldorf

Viele Sammlungen mittelalterlicher Kunst sind in Besitz von aufwändig verarbeiteten, nicht selten wertvollen Kästchen. Herkunft und Alter, Funktion und Verwendung sind aber oft gar nicht oder nur mangelhaft geklärt. Hier setzt Arne Leopolds Dissertationsprojekt "Studien zur Materialität geschnitzter Kästen im Hoch- und Spätmittelalter" an, das diese Objekte aus einer materialorientierten Perspektive untersucht. Wie Arne Leopold dabei vorgeht, wieso ihn Materialität und Produktion interessieren und was er über das Promovieren im GRK1678 denkt, lesen Sie im folgenden Interview.

Lieber Arne, was interessiert Dich an "Materialität" und "Produktion"?

Für die Kunstgeschichte waren das Material des Werkes und dessen Verarbeitung bisweilen sekundär zu betrachtende Parameter in ihrem methodischen Vorgehen und ihrer generellen Perspektive. Doch gerade über stilistische Vergleiche und motivgeschichtliche Betrachtungen hinweg eröffnet die Untersuchung der materiellen Spuren und Voraussetzungen neue Aspekte und Fragestellungen. In meiner Arbeit denke ich Materialität nun zum einen materialikonographisch und zum anderen in ihrer Multiplizität als Intermaterialität. Für letztere und in jüngere Zeit intensiver behandelter Ausrichtung ist äußerst interessant, wie die Kombination zweier oder mehrerer Materialien und die Imitation eines Materials durch mindestens ein anderes eigene Materialitäten inne haben können, die weder dem einen noch dem anderen Material eigen sind. Dies ist aber ohne den produktiven Aspekt, sprich der technischen Umsetzung des Kombinierens und Imitierens im Sinn einer Kunstfertigkeit, nicht denkbar.  Dementsprechend lassen sich die beiden Begriffe – auch gemäß dem offiziellen Titel des Forschungskollegs – viel besser zusammen als „Materialität UND Produktion“ fassen.

In deiner Dissertation beschäftigst du dich mit Kästchen im Hoch- und Spätmittelalter. Welche Materialen haben eine besondere Bedeutung bei ihrer Produktion?

Jeder Stoff, der im Herstellungsprozess eines Objektes – und darüber hinaus – als Material deklariert und verwendet wird, hat eine gewisse Bedeutung für das Ergebnis dieses Prozesses, die Konstitution des Objektes, bis hin zu seiner sich wandelnden Wahrnehmbarkeit. Es haben sich aus Hoch- und Spätmittelalter ganz unterschiedliche Kästen aus diversen Materialien erhalten: Im Fokus vieler Untersuchungen standen aber bislang eher offensichtlich kostbare Materialen wie Gold, Elfenbein oder Edelsteine. Letztlich sind aber die wenigsten Kästen homogen aus einem dieser Luxusmaterialien gefertigt. Ihnen ist in der Regel ein Korpus aus Holz – eine Art hölzerne Grundlage – eigen, welche allerdings seltener Beachtung findet. Bei Kästen, deren Schauseiten selbst aus Holz gearbeitet sind, tritt die Relevanz dieses Materials umso deutlicher hervor. Gerade diese Kästen und damit insbesondere Holz stehen im Mittelpunkt meiner Untersuchungen. Zudem finden ebenso metallischen Beschläge, vornehmlich aus Bronze oder Eisen, sowie farbliche Fassungen Einzug in die Arbeit, soweit diese als ursprünglich zu bezeichnen sind.

Eine These deines Forschungsprojekts ist, dass mithilfe des Materials Rückschlüsse auf Produktion und Funktion der Kästchen gezogen werden können. Kannst du genauer ausführen, wie du methodisch vorgehst?

Sowohl das Material als Spur der Vergangenheit als auch die Spuren der Bearbeitung am Material lassen Rückschlüsse auf die Entstehung von Kunstwerken zu: In einem ersten Schritt untersuche ich die Bedeutung einzelner Materialien, vornehmlich Holz und Elfenbein im Zeitraum des 12. bis 14. Jahrhunderts. Nach der Bestimmung der verwendeten Materialien und einer kurzen Analyse der derzeit bekannten, vornehmlich naturwissenschaftlich zusammengetragenen Informationen zu ihren Eigenschaften, stelle ich mithilfe schriftlicher Quellen entsprechende zeitgenössische Begriffe, Informationen und Bedeutungszuweisungen heraus. Zudem versuche ich auf unterschiedlichen Wegen ihre Herkunft einzugrenzen, was sich für einzelne Holzarten als nicht ganz einfach darstellt. Es geht letztlich darum, herauszufinden, warum bestimmte Materialien häufiger für die Herstellung von Kästen verwendet wurden als andere und zu welcher Zeit Veränderungen feststellbar sind. In einem zweiten Schritt verwende ich die gewonnen Erkenntnisse und setzte sie in Bezug zu den Produktionspuren an den Objekten. Welche Materialien wurden wie miteinander kombiniert? Lässt sich eine Rationalisierung in den Arbeitsschritten ablesen, etwa im Sinn einer massenhaften Produktion? Sind die Materialien so verarbeitet, dass sie ihren eigenen spezifischen Materialcharakter zeigen, oder wurde versucht, ihnen eine fremde Identität durch verschiedene Arbeitsschritte zu verschaffen? Mögliche Spannungen zwischen Materialwert (ideell wie monetär) und dem Grad der Kunstfertigkeit können so zum Beispiel Aussagen über die Wertschätzung der (künstlerischen) Arbeit und folglich auch über die Stellung des Handwerker-Künstlers liefern. Ebenso können Auftraggeberkreise eingegrenzt werden: So lassen sich etwa Materialimitationen an manchen Kästen in den Kontext der Imitationen respektive einem Nacheifern des Hochadels durch niedere Adelsstände setzen.

Inwiefern profitierst Du als Doktorand vom interdisziplinären Graduiertenkolleg "Materialität und Produktion"?

Besonders der Einblick in Methoden und Diskurse anderer Disziplinen wäre im Rahmen einer Individual-Promotion niemals auf der qualitativen Ebene erfolgt, wie es das Graduiertenkolleg leistet. Dabei können natürlich nicht alle Diskussionen für das eigene Thema in gleichem Maß fruchtbar gemacht werden, aber gerade die Auseinandersetzung mit dem Unbedachten stellt die Arbeit und Herangehensweisen immer wieder auf den Prüfstand und verändert diese eben bisweilen auch. Die Möglichkeiten, neue Ideen im großen wie im kleinen Kreis zur Debatte zu stellen oder für kleinere Probleme eine tägliche Anlaufstelle im zumeist disziplinär bunt gemischten Doktorandenraum zur Verfügung zu haben, sind für den Fortschritt und die Entwicklung der Dissertation gleichermaßen großartig wie essentiell.

Mit dem reichhaltigen Angebot von Weiterbildungsmöglichkeiten in diversen Schlüsselkompetenzen oder Fremdsprachen wird einem darüber hinaus ein mittlerweile etablierter Standard der zunehmend strukturierter organisierten Promotionsstudiengänge von Beginn an in die Hand gegeben. Es wäre zudem vermessen, die finanziellen Vorzüge zu verschweigen. Dabei ist insbesondere die Sicherheit, sich einen längeren Zeitraum nicht den Kopf über das nächste Einkommen zerbrechen zu müssen, die größte Freiheit für selbigen.

Interview: Aude-Marie Certin

Quelle: http://grk1678.hypotheses.org/277

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Stellenausschreibung Mitarbeiter/in Digital Humanities in Hamburg

Am Institut für Germanistik der Universität Hamburg ist im Projekt

„heureCLÉA“

die Stelle einer/eines wissenschaftlichen Mitarbeiterin/Mitarbeiters gemäß § 28 Abs. 3HmbHG* als Vertretung für Mutterschutz und anschließende Elternzeit zu besetzen.

Die Vergütung erfolgt nach der Entgeltgruppe 13 TV-L.

Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 50% der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit. Die Befristung des Vertrages erfolgt auf der Grundlage von § 2 Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Die Befristung ist vorgesehen für die Dauer des Mutterschutz und der anschließenden Elternzeit von insgesamt voraussichtlich 8 Monaten.

Aufgabengebiet:

Weiterentwicklung der webbasierten Annotations- und Analyseplattform CATMA im Sinne der im Rahmen des heureCLÉA-Projekts entwickelten automatischen Heuristik in Zusammenarbeitmit dem Systementwickler, Implementierung neuer Funktionalitäten.

weitere Information und vollständige Stellenausschreibung hier.

heure-logo2

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4465

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CLARIN-D Reisestipendien für die DHd-Tagung 2015

Zur DHd 2015 vergibt CLARIN-D drei Reisekostenstipendien in Höhe von jeweils bis zu 300,00 EUR an NachwuchswissenschaftlerInnen, die an der DHd Jahrestagung vom 23.-27. Februar 2015 in Graz teilnehmen. CLARIN-D ist als deutsches Forschungsinfrastrukturprojekt aus dem Bereich der digitalen Geisteswissenschaften Teil des europäischen CLARIN-Verbundes (CLARIN ERIC).

Bedingungen:

– Teilnahmeberechtigt sind alle NachwuchswissenschaftlerInnen (insbesondere in der Master- oder Promotionsphase), die einen Beitrag (Poster oder Vortrag) erfolgreich für die Tagung eingereicht haben.

– Erforderlich ist die Registrierung für die Tagung bis zum 10. Januar sowie eine Bewerbung um das Stipendium per E-Mail an thorsten.trippel@uni-tuebingen.de bis spätestens 15. Januar 2015 (12 Uhr MEZ). Der E-Mail beizufügen ist eine PDF-Datei mit tabellarischem Lebenslauf (max. 1 Seite) sowie eine Kopie der Benachrichtigungsemail, dass der Beitrag für die Tagung angenommen wurde, sowie der eingereichte Abstract.

– Die Preisträger verpflichten sich, bis spätestens zwei Wochen nach Konferenzende einen einseitigen Bericht über ihre Erfahrungen auf der Tagung zu verfassen und per E-Mail an CLARIN-D (über thorsten.trippel@uni-tuebingen.de) zu senden.

Auswahlkriterien:

– Qualität des Abstracts, insbesondere nach den Kriterien Originalität und Innovation.

– Bei gleicher Qualität und mehr Bewerbungen als Stipendien entscheidet das Los (der Rechtsweg ist ausgeschlossen).

Die PreisträgerInnen werden auf der Tagung benannt. Eine Erstattung der Reisekosten erfolgt nach der Konferenz, den PreisträgerInnen werden die Modalitäten bei der Vergabe mitgeteilt.

Für Fragen zum CLARIN-D Reisestipendium für NachwuchswissenschaftlerInnen wenden Sie sich bitte an Thorsten Trippel (thorsten.trippel@uni-tuebingen.de).

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4459

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Tagung Poetiken der Infrastruktur, Wien 13.12.2014

Kommenden Samstag (13.12.2014, 10:00-20:00) findet im Wiener Depot die Tagung Poetiken der Infrastruktur. Zum Unterbau medialer Kommunikation statt; ich werde dort zum Thema Aufschreibesysteme. Eine geschichtswissenschaftliche Perspektive vortragen.

Mein Abstract:
Die frühneuzeitlichen Städte sind von einer Reihe von Schreibpraktiken gekennzeichnet, die mit dem Kittler’schen Begriff der Aufschreibesysteme näher in den Blick gerückt werden können: An den Grenzen der Städte, an den Durchgängen ihrer Mauern und Linien registrieren Torschreiber die Neuankömmlinge; Adressbüros vermitteln dank ihrer schriftlich verfassten Protokollbücher Waren, Immobilien, Kapital und Arbeit; Winkelschreiber und Universalschreibstuben stellen ihre zuweilen verrufenen Dienste der illiteraten Bevölkerung zur Verfügung. Und dann gibt es noch die Utopie von der vollständigen Verzeichnung der Stadtbewohner_innen und ihrer Aufenthaltsorte in einem umfassenden, permanent aktuell gehaltenen Melderegister, wie sie etwa von einem gewissen Jacques François Guillauté 1749 Ludwig XV. in einer Denkschrift zur Reform der französischen Polizei unterbreitet wird; seine Papiermaschine kann geradezu als Urszene der Kontrollgesellschaften gelten, analog der Bedeutung, die dem Bentham’schen Panoptikon für die Disziplinargesellschaften zukommt.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022377340/

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Sponsorenaufruf Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus, Band 8/II

Anfang kommendes Jahr soll Band 8/II des monumentalen Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus erscheinen, mit einem Umfang der Lemmata von links/rechts bis Maschinenstürmer. Wer will, kann dessen Erscheinen mit einer Spende für eine Seite (100 € für Verdienende, 50 € für Studierende/geringe Einkommen) unterstützen.

Spendenkonto:

Berliner Institut für kritische Theorie e.V.

KSK Esslingen-Nürtingen
IBAN DE53 6115 0020 0007 4123 09
BIC ESSLDE66XXX
Betrifft: Sponsor HKWM 8/II

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022377337/

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DH-Videoclip Adventskalender – Tür 11

Angenehm unaufgeregt kommt dieses Image-Video der University of Nebraska–Lincoln daher. Im Mittelpunkt stehen das Walt Whitman Archiv mit seinem Direktor Prof. Kenneth M. Price und das Projekt Civil War Washington.

From the discovery of 3,000 Walt Whitman documents in the National Archives, to an interdisciplinary look at Washington during the Civil War, UNL is leading efforts to integrate data with interactive online resources. (Quelle: YouTube http://youtu.be/qcUOWeMklMc)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4420

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Illuminating Berlin – looking back in the year 25

A quarter of a century after the fall of the Berlin Wall, this historic event was commemorated by a celebration, held in Berlin last month and greeted with great acclaim by the general public and the media alike: the “Border of Lights.” …


English

A quarter of a century after the fall of the Berlin Wall, this historic event was commemorated by a celebration, held in Berlin last month and greeted with great acclaim by the general public and the media alike: the “Border of Lights.” Combining lightness and exhilaration, this commemorative installation paid refreshing tribute to the trials and tribulations of the past. There was precious little analysis, but all the more revelation instead. Nevertheless, not every word uttered was believed and a new, challenging dimension was added to history teaching.

 

 

A lesson in public history learning

The festivities on 7–9 November 2014 in Berlin, commemorating the 25th anniversary of the unconditional opening of the border between the German Democratic Republic (GDR) and West Germany, proved to be an exemplary lesson in public history. Unlike five years earlier, when international politicians, after delivering lengthy speeches beneath the Brandenburg Gate, witnessed crumbling dominoes symbolising the collapse of the Wall, the speeches were now brief and completed by a formal reception by invitation only. Nor was there a simulated crashing of the Wall. Instead a thrilling metaphorical staging satisfied all the conditions of successful history learning: the event called for the construction of meaning about a bygone era, and the passage of time since lapsed; it also provided manifold occasions for storytelling and affectionately entwined past and present. What had happened? Not that much actually. The event organisers [1] had simply erected some 8ooo stands along the central section of the former border upon which dimly lit balloons were placed (the synthetic feet of the stands had been made by disabled people).

“Border of Lights”: An event and a place for memories

The installation – officially called “Border of Lights” – ran from Bornholmer Straße at its northernmost point (where the former border was first opened) along the inner city river Spree, passing the Reichstag, Brandenburg Gate, the Topographie des Terrors (an outdoor and indoor museum) and the notorious Checkpoint Charlie, ending at the beloved Warschauer Brücke. Most of the balloon-stands forming the installation were placed directly on the pavement marks between the former East and West Berlin. Moreover, many of the surrounding streets remained closed to traffic. Thus, visitors entered a temporarily sealed-off space in which an already estranged world of the past, barely conceivable but importunate, was on display. Storytelling proved to be the only right answer to this questionable symbolism. The result was a great outdoor festival. People flocked to Berlin from all over Germany and from many other countries around the world. Sometimes, especially in the evenings, the entire area was utterly congested. Moreover, a surge of murmured memories rolled up toward the illuminated border. Since 1989–1990, innumerable stories – academic and political ones, from high-brow to mass culture[2] – have almost blocked our imagination about a formerly viciously divided Germany. But now a great many more of these stories were told and, if I listened carefully, they had the power to conjure up a fresh picture of time. “Look here, isn’t this…?”—”But I know for sure!”—”Really here?”

New narratives and old stereotypes

However, the loudly applauded results of the commemorative experiment came at a high price. Like almost all monumental commemorations in our economically globalised, but socio-culturally divided world, “Border of Lights” revealed a desperately narrow ethnocentric perspective.[3] Whereas the discussions surrounding the installation obviously referred to the 1980s Solidarność movement in Poland or to the yawning gaps in the fence between Hungary and Austria weeks before the huge protests in Germany began,[4] nothing of the kind was evident in the artistic installation. A meanwhile pale-faced Michail Gorbatschew once again bore living testimony to the Soviet Union’s crucial role throughout the liberation process; the Western allies, by contrast, were markedly absent. Oddly enough, even the restricted national perspective shed an uneven light on disputed interests: The Bürgerrechtsbewegung of the GDR enjoyed its fair part of the celebration – the communist perpetrators appeared yet again like aliens from outer space. But weren’t the men who had built the Wall masters from Germany? The Bundesrepublik, which had warmly received the cheering East Germans into its bosom, was portrayed as a historically independent unity and therefore had no right to its own narrative. And among all the revelry a frolicking island imp called West-Berlin feasted on its very own brand of multicultural cosmopolitism, which had to be defended against the Germanization enforced on the newfound continent.

Borders of memory

The immense success and instant gratification provided by the stage-managed Berlin is due to various factors: diluted plots, reduced contexts, stereotyped protagonists, and the most compelling of all archetypal patterns of historical narration, the restitutio ad integrum (aka the biblical prodigal son). What does this mean? Any kind of memory is available only in exchange for forgetting: honi soit qui mal y pense. Last month, communication worked because it radically pre-empted what the audience really wanted to hear. The official narrative was conveyed with public memory, not particular memories, in mind. The final chord struck was didactic demagogy in subdued fortissimo. When the balloons were released one after the other, silently rising into the night, born aloft at most by the applauding awe-struck spectators, and receiving a final twist from the mild autumn winds – an unmistakable keynote could be heard: Now, after 25 years, you may let go of and bid farewell to the stories of an entire generation. Any future jubilee will be no more than historicised commemoration; research, moreover, will oust contemporary testimony. The limits of memory have been reached, even surpassed. That has to count for something, right?

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Literature

  • Mawil, ‘Kinderland,’ (Berlin: Reprodukt, 2014).
  • Gerhard A. Ritter, ‘Wir sind das Volk! Wir sind das Volk! Geschichte der deutschen Einigung,’ (München: Beck, 2009).
  • Andreas Rödder, ‘Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung,’ (München: Beck, 2009).

External Links

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[1] The jubilee project was realized by the State of Berlin in cooperation with Kulturprojekte Berlin GmbH, The Robert-Havemann-Gesellschaft, and The Stiftung Berliner Mauer. The concept was devised by Moritz van Dülmen, Simone Leimbach, Tom Sello, Frank Ebert, Hans Reitz, and is based on an idea by Christopher and Marc Bauder.
[2] For the latest and popular-cultural say on the last days of the GDR, see the graphic novel by Mawil (Berlin: Kinderland, 2014).
[3] Likewise, it took 96 years until the first memorial honouring those soldiers who lost their lives during World War I was inaugurated a few weeks ago (at Notre-Dame-de-la-Lorette in Northern France)—notably, regardless of their nationality and military rank.
[4] Indeed, at the same time, the thoroughly revised “D.B.M.” at Bernauer Straße was re-opened.

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Image Credits
© Maria Barricelli 2014.

Recommended Citation
Barricelli, Michele: Illuminating Berlin – looking back in the year 25. In: Public History Weekly 2 (2014) 43, DOI:  dx.doi.org/10.1515/phw-2014-3057.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

 

Deutsch

 

Ein Vierteljahrhundert nach dem “Mauerfall” erinnerte vergangenen November in Berlin ein von Publikum und Feuilleton verzückt aufgenommenes Event – die “Lichtgrenze” – an jenes berauschende Ereignis. Die Vergegenwärtigung schwerer Vergangenheit gelang durch deren leichthändige Aufhebung in tausendfacher Form. Analyse gab es dementsprechend wenig, umso mehr Offenbarung. Man glaubte trotzdem jedes nicht gesagte Wort und verzeichnet eine neue Größe der geschichtsdidaktischen Herausforderung.

 

 

Historisches Lernen im öffentlichen Raum vorgemacht

Die Feierlichkeiten vom 7. bis 9. November 2014 in Berlin zum 25. Jubiläum der vorbehaltlosen Öffnung der DDR-Staatsgrenze (“Mauerfall”) waren ein Lehrstück in Sachen Public History. Anders als noch fünf Jahre zuvor, als zum entsprechenden Anlass hohe politische Gäste nach staatstragenden Reden am Brandenburger Tor dem Umsturz mannshoher Dominosteine beiwohnten, gab es diesmal nur kurze Ansprachen, einen von der Öffentlichkeit weggeschlossenen Festakt und keinen dynamisch nachempfundenen Mauer-Crash. Vielmehr erfüllte eine betörend metaphorische Inszenierung alle Voraussetzungen gelingenden historischen Lernens: Sie forderte zur Sinnbildung über eine Zeitdifferenzerfahrung auf, sorgte für vielfältige Erzählanlässe und schlang gleichnishaft um Vergangenheit sowie Gegenwart ein affektiv durchwirktes Band. Was war passiert? Gar nicht so viel. Die Veranstalter[1] hatten entlang des zentralen ehemaligen Mauerabschnitts rund 8000 gleichförmige Ständer aufgerichtet, auf denen fahl leuchtende Ballons saßen (die Kunststoff-Füße der Vorrichtungen wurden übrigens in Behindertenwerkstätten gefertigt).

Lichtgrenze – Event und Erinnerungsraum

Die offiziell “Lichtgrenze” genannte Installation verlief von der Bornholmer Straße im Norden – damals dem Ort der ersten Freigabe (oder sollte man, da es sich ja um einen revolutionären Akt handelte, die Perspektive drehend sagen: Erstürmung?) einer Grenzübergangsstelle – neben dem gewundenen Fluss der innerstädtischen Spree, vorbei an Reichstag, Brandenburger Tor, Topographie des Terrors, Checkpoint Charlie und Springer-Hochhaus bis zur malerischen Oberbaumbrücke. Meist standen die Masten direkt auf der im Straßenbelag durch eine besondere Pflasterung kenntlich gemachten ehemaligen Demarkationslinie zwischen Ost und West; zweidimensionale Permanenz wurde für kurze Zeit dreidimensional aktualisiert. Außerdem hatte man viele Straßen ringsum für den Autoverkehr gesperrt. Geboten wurde der geschützte temporäre Erfahrungsraum einer fremd gewordenen, leidlich schemenhaft erkennbaren Welt von gestern; dem fragwürdigen Symbolismus eines solchen Plans konnte man nur erzählend begegnen. Daraus wurde ein Fest. Buchstäblich aus ganz Deutschland und dazu vielen Ländern der Erde hatten sich die Besucherinnen und Besucher in Bewegung gesetzt. Streckenweise, insbesondere abends, gab es kein Durchkommen. Von allen Seiten rollte ein Schwall gemurmelter Erinnerungen auf die “Lichtgrenze” zu. Wie viele Geschichten – wissenschaftliche, politische, hoch- und popkulturelle – haben mit den Jahren unser Bild vom schmählich geteilten Deutschland zu einer fast schon festen Form gerinnen lassen,[2] mindestens genauso viele aber kamen in diesen drei Tagen dazu, und wenn ich richtig zugehört habe, waren sie geeignet, die Farben des getrockneten Bildes noch einmal zu verflüssigen. “Schau mal, ich meine…”, “Ich weiß aber ganz genau!”, “Wirklich hier?”

Neues Narrativ und alte Stereotypen

Indessen hatten die begrüßenswerten Ergebnisse dieses kommemorativen Experiments ihren hohen Preis. Da ist erstens, wie bei quasi allen monumentalen Gedenkanlässen in unserer wirtschaftlich globalisierten, aber sozio-geschichtskulturell nach wie vor parzellierten Weltgemeinschaft,[3] die unbedingte Verengung auf eine ethnozentrische Perspektive zu konstatieren: Dass das Ende der Mauer mit der Solidarność-Bewegung im Polen der frühen 1980er Jahre einsetzte, dass im November 1989 zumindest die ungarischen Grenzzäune längst durchlässig waren, wurde zwar in der begleitenden Debatte nicht verschwiegen,[4] aber nirgends im Objekt selbst angezeigt. Die Rolle der Sowjetunion übernahm noch einmal der bleich anwesende Michail Gorbatschow; die Westalliierten jedoch blieben fast gänzlich ausgespart. Selbst im “Nationalen” des Blickwinkels freilich war die Aufmerksamkeit ungleich verteilt: Der DDR-Bürgerrechtsbewegung wurde ein Auftritt zugestanden, die Täter der Diktatur hingegen erschienen abermals wie eine fremde Macht from outer space, obgleich doch der Bauherr der Mauer zweifellos ein Meister aus Deutschland war. Der warme Schoß der Bundesrepublik, in den “die Ostdeutschen” krochen, wurde als ahistorisch gültig vorgestellt, besaß schon deswegen kein Recht auf eigene Erzählung; und zwischen alldem irrlichterte ein Luftgeist namens West-Berlin, der über 1989 hinweg sein Inselkonzept vom multikulturellen Kosmopolitismus vor der forcierten Eindeutschung auf dem neuen Festland rettete.

Die Grenze der Erinnerung

Gerade weil sie auf äußerste Straffung der Handlungsabläufe, Reduzierung des Umstände, klischierte Figuration der Akteure, dazu das zwingendste aller archetypischen narrativen Muster setzte: die restitutio ad integrum (biblisch den verlorenen Sohn), konnte die Inszenierung von Berlin so erfolgreich sein. Will eben bedeuten: Jede Erinnerung ist nur im Austausch gegen das Vergessen zu haben – honi soit qui mal y pense. Der kommunikative Prozess gelang, weil er radikal von den Empfängern der Botschaft her gedacht war: Erzählt wurde, wonach der Allgemeinheit, nicht den partikularen Gedächtnissen, der Sinn stand. Der Schlussakkord tönte dann als didaktische Demagogie in stillem fortissimo: Als die Ballons einer nach dem anderen lautlos, höchstens vom Applaus der zahllosen Menge getragen, in den klaren Nachthimmel abhoben und ihnen der milde Abendwind zu einer letzten Wende im Flug verhalf – da sprach es ganz deutlich: Diese Geschichte(n) dürft ihr nun, nach 25 Jahren, also einer ganzen Menschengeneration, loslassen. Jede spätere Jubiläumsfeier soll nur mehr historisiertes Gedenken sein, und Forschung wird Zeitzeugenschaft verdrängen. Die Grenze der Erinnerung ist endlich erreicht. Ja, schon überschritten. Mit dieser Lehre fangen wir etwas an.

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Literatur

  • Mawil: Kinderland. Berlin 2014.
  • Ritter, Gerhard A.: Wir sind das Volk! Wir sind das Volk! Geschichte der deutschen Einigung. München 2009.
  • Rödder, Andreas: Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung. München 2009.

Externer Link

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[1] Das Jubiläumsprojekt wurde auf Initiative des Landes Berlin von der gemeinnützigen Kulturprojekte Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit der Robert-Havemann-Gesellschaft und in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer realisiert. Das Gesamtprojekt wurde von Moritz van Dülmen, Simone Leimbach, Tom Sello, Frank Ebert, Hans Reitz konzipiert. Die Lichtinstallation basiert auf einer Idee von Christopher und Marc Bauder.
[2] Das augenblicklich letzte und große popkulturelle Wort zum Ende der DDR jetzt in unnachahmlicher Comic-Form: Mawil: Kinderland. Berlin 2014.
[3] 96 Jahre dauerte es seit dem Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Einweihung eines ersten Mahnmals vor erst einigen Wochen im nordfranzösischen Notre-Dame-de-Lorette, das unterschiedslos, d.h. ohne Blick auf Nationalität oder soldatischen Rang an die gefallenen Kombattanten erinnert.
[4] Immerhin eröffnete gleichzeitig das runderneuerte “Dokumentationszentrum Berliner Mauer” an der Bernauer Straße.

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Abbildungsnachweis
 © Maria Barricelli 2014.

Empfohlene Zitierweise
Barricelli, Michele: Berlin ist erleuchtet  Zurückblicken im Jahr 25. In: Public History Weekly 2 (2014) 43, DOI:  dx.doi.org/10.1515/phw-2014-3057.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

 


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