CfP “Weltkrieg und Widerstand – Arbeit und Soziale Bewegungen im “Großen Krieg” 1914-1918″

Schwerpunktheft des “JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung” 2014

Der Erste Weltkrieg als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ hat in der Geschichtswissenschaft zu Recht viel Aufmerksamkeit erfahren. Denn seine Auswirkungen in Politik, Kultur und Gesellschaft bis in unsere heutige Zeit sind unbestritten und überaus vielschichtig. Trotz der intensiven Forschungen zu diesem Konflikt sind wichtige Aspekte in der neueren Forschung in den Hintergrund geraten. Dazu zählt insbesondere die Rolle der sozialen Bewegungen vor, während und nach den bewaffneten Auseinandersetzungen – also das Engagement der Arbeiterbewegung, der Frauenbewegung und anderer emanzipatorischer Kräfte gegen den Krieg und seine verheerenden Auswirkungen in allen beteiligten Ländern und Weltregionen. (…)

Der komplette Call for papers findet sich hier (und hier als PDF).

Das JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung (mehr) ist eine deutschsprachige historische Fachzeitschrift mit Sitz in Berlin und erscheint seit 2002 dreimal jährlich.

Kontakt über Axel Weipert, Redakteur: axelweipert(at)hotmail.com


Einsortiert unter:Arbeiterbewegung, Geschichte, Geschichtspolitik, Meinung, Methodik, Sozialgeschichte, Zeitschrift

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/07/12/cfp-weltkrieg-und-widerstand-arbeit-und-soziale-bewegungen-im-grosen-krieg-1914-1918/

Weiterlesen

Soziale Medien und die Professionalisierung der Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert

revue_histo1Für einen Vortrag im Rahmen der leider im Internet fast unsichtbaren Tagung „Den Krieg erzählen / Raconter la guerre” über Darstellungsverfahren in Historiographie und Literatur nach den Kriegen von 1870/71 und 1914/18 am 7./8. Juni 2013 an der Universität Stuttgart beschäftigte ich mich mit der Professionalisierung der Geschichtswissenschaft vor allem in Frankreich am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Thema wird im Handbuch „Verfeindung und Verflechtung: Deutschland und Frankreich 1870-1918“, an dem ich aktuell gemeinsam mit Elise Julien arbeite, ebenso eine (kleine) Rolle spielen.

Wie bekannt und gut erforscht ist, führte Frankreich bereits in den 1860er Jahren, vor allem aber nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 eine Standardisierung, Professionalisierung und Neustrukturierung der Geschichtswissenschaft an Universität und Schule durch1 . Dabei orientierte man sich zumindest teilweise am „deutschen Modell“, das im internationalen Kontext damals als vorbildlich galt. Gemeint war damit nicht nur die universitäre Lehre, die in Deutschland in Seminaren durchgeführt wurde, die nur für Studierende zugänglich waren und in denen eine entsprechende Arbeitsatmosphäre herrschte. Gemeint war auch die Art und Weise der Geschichtsschreibung, die sich vom bis dahin dominierenden romantisierenden und literarischen Stil lossagte und nach dem Vorbild Rankes streng methodisch in Anlehnung an die Regeln der empirischen Forschung archivgestützte Arbeiten schrieb. In der Folge änderte sich das Verhältnis zur Öffentlichkeit und zum Publikum: Zum einen waren die interessierten Bürger nun von den bis dahin öffentlichen Vorlesungen ausgeschlossen. Zum anderen schrieb man explizit als Experte für andere Experten und grenzte sich damit entschieden von den „Amateuren“ ab.

Eine wichtige Rolle für die Festlegung von Standards spielten ebenso die Fachzeitschriften, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründet wurden. Im Rezensionsteil wurde von ihnen die Qualitätssicherung übernommen, indem Standards der veröffentlichten Bücher überprüft und kritisiert wurden. Die Abfassung der Beiträge im Artikelteil erfolgte „im Rahmen vereinbarter sprachlicher Normen und fachspezifischer Rituale (Zitate, Kommentare etc.)“2. Und weiter liest man bei Lutz Raphael:

Dabei haben Redaktionen faktisch die Definitionsmacht darüber, wie ein Fachaufsatz im jeweiligen nationalen bzw. nationalsprachlich geprägten Historikerfeld auszusehen hat, welche Dichte an archivalischen Belegen, welche Breite fachwissenschaftlichen Kontextwissens notwendig, welcher Sprachstil angemessen und welcher Fachjargon von Vorteil ist.

Ja, leider, mag man aus heutiger Sicht hinzufügen. Überhaupt dürfte jedem, der sich mit Blogs und Sozialen Medien in der Wissenschaft beschäftigt, zahlreiche Bezüge zur Gegenwart aufgefallen sein: Denn zum einen sind viele der damals eingeführten Standards samt ihrer Effekte noch heute gültig und spürbar (Sprachstil, Abgrenzung von der Öffentlichkeit und den Amateuren, Rolle der Zeitschriften). Zum anderen wird deutlich, wie sehr die Nutzung von Blogs und anderen sozialen Medien genau gegen diese damals als neuralgisch für eine Professionalisierung wahrgenommenen Punkte gehen, was nicht zuletzt den großen Widerstand erklären dürfte, den die sozialen Medien hervorrufen.

Sicherlich wäre es lohnenswert, dem Thema ausführlicher nachzugehen, könnte man so vielleicht mit einigen überkommenen Vorstellungen aufräumen. „Wissenschaft bleibt Wissenschaft“, lautete neulich eine der fünf Thesen von André Donk in einem Beitrag “Forschungskultur digital? Fünf Thesen zur Digitalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften” bei L.I.S.A. Dagegen lässt sich argumentieren, dass Wissenschaft nicht immer die Wissenschaft von heute war, sondern vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu dem gemacht wurde, was sie heute ist. Daraus abgeleitet besteht die Hoffnung, dass sie sich weiter entwickelt, dann nämlich, wenn die Community das einfordert oder auch, indem sie Tatsachen schafft und andere Kommunikations- und Publikationswege nutzt, wie es ja in Teilen bereits geschieht. Und so erhält der folgende Absatz, publiziert 2003, heute aus meiner Sicht dann seine Gültigkeit, wenn man gedanklich die Wörter “Zeitschrift” und “Periodika” durch “Blog” ersetzt:

Zeitschriften waren und sind zum einen Trendsetter, verbreiten neue Konzepte und neue Forschungsergebnisse. Dank dieser Funktion sind sie sensible Beobachtungsposten für Veränderungen in der Berufspraxis der Historiker. Zum anderen lassen sich vor allem in den älteren und an ein breites Fachpublikum gerichteten Periodika im langfristigen Vergleich die Kontinuitäten und Beharrungskräfte in einem Historikerfeld untersuchen. Die Geschichte der modernen Geschichtswissenschaft ist insofern ohne eine gründliche Kenntnis der wichtigsten Fachzeitschriften  nicht mehr denkbar, dennoch ist der Forschungsstand auf diesem Gebiet leider höchst unbefriedigend3.

__________

Abbildung: Titelbild der ersten Ausgabe der Revue Historique, 1976, bei Gallica.

  1. Vgl. z.B. Gabriele Lingelbach, Klio macht Karriere: die Institutionalisierung der Geschichtswissenschaft in Frankreich und den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2003.
  2. Lutz Raphael, Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme : Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München 2003, S. 37
  3. Ebenda, S. 37-38

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/1227

Weiterlesen

Sommerschule: Die historischen Grundwissenschaften in der mediävistischen Praxis. BBAW, Berlin 09/13

BBAW_Logo_

Quelle: BBAW/ Wikimedia Commons; gemeinfrei i.S.v. § 5 Abs. 2 UrhG

Mittelalterzentrum der Berlin-Brandenburgischen Akadmie der Wissenschaften 09.09.2013-12.09.2013, Berlin, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin

Deadline für Bewerbungen: 30.07.2013     Hier als PDF zum Download: Sommerschule BBAW

Die Grundwissenschaften sind heute im historischen Lehrangebot der Universitäten an den Rand geraten. Um den Kompetenzerwerb in diesen Disziplinen für Studierende zu ermöglichen, veranstaltet das Mittelalterzentrum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eine viertägige Sommerschule, in der mit einem breiten Spektrum von Lehreinheiten mit Übungscharakter in die wichtigsten Bereiche (Archivwissenschaft, Chronologie, Diplomatik, Numismatik, Paläographie, Sphragistik) eingeführt wird.

Bewerben können sich Studierende der Geschichtswissenschaften. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 beschränkt, die Hälfte der Plätze ist Interessenten von Berlin-Brandenburgischen Hochschulen vorbehalten. Im Lehrplan der Humboldt-Universität wird die Sommerschule als Praxiskolloquium gewertet, für andere Universitäten kann die erfolgreiche Teilnahme je nach Studienordnung bescheinigt werden.

Auswärtige Studenten erhalten kostenlose Unterkunft; Reisekosten und Verpflegung werden nicht übernommen.

————————————————————————

Montag, 9. September 2013

10.00 Uhr Einführung

Michael Menzel, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

10.30 Uhr Einführung in die archivische Ordnung – Erschließung und Edition von Urkundenbeständen
Klaus Neitmann, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam

12.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Diplomatik der spätmittelalterlichen Königsurkunde I
Ulrike Hohensee, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

15.30 Uhr Diplomatik der spätmittelalterlichen Königsurkunde II
Elfie-Marita Eibl, Regesta Imperii – Regesten Kaiser Friedrichs III., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

 

Öffentlicher Abendvortrag

18.00 Uhr Monumenta Germaniae Historica – eine unendliche Geschichte?
Martina Hartmann, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München und stellvertretende Präsidentin der Monumenta Germaniae Historica

 

Dienstag, 10. September 2013

09.00 Uhr Einführung in die lateinische Paläographie: Karolingische Minuskel
Mathias Lawo, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

10.30 Uhr Einführung in die deutsche Paläographie
Martin Schubert, Parzival-Projekt, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

12.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Einführung in die Numismatik
Michael Lindner/Olaf B. Rader, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

15.30 Uhr Exkursion ins Berliner Münzkabinett
Michael Lindner/Olaf B. Rader, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

18.00 Uhr Gemeinsames Abendessen

 

Mittwoch, 11. September 2013

09.00 Uhr Edition und Interpunktion
Michael Menzel, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

10.30 Uhr Von der Urkunde zum Regest – zur Geschichte und Arbeitsweise der Regesta Imperii
Eberhard Holtz, Regesta Imperii – Regesten Kaiser Friedrichs III., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

12.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Exkursion: Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Mathias Lawo, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

 

Donnerstag 12. September 2013

09.00 Uhr Einführung in die Sphragistik
Marie-Luise Heckmann, Historisches Institut, Universität Potsdam

10.30 Uhr Einführung in die Chronologie
Marianna Spano, Institut für Griechische und Lateinische Philologie, Freie Universität Berlin

12.00 Uhr Abschlussdiskussion

14.00 Uhr Pause

15.30 Uhr Historischer Rundgang durch Berlin
Michael Lindner, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / Ines Garlisch, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/1694

Weiterlesen

Bibliographie zur Stadtgeschichte Wiens online

Ein sehr nützliches bibliographisches Nachschlagewerk zur Geschichte Wiens ist auf der Homepage des Vereins der Geschichte der Stadt Wien als PDF zugänglich:

Generalindices zu den Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 1856‐2002.
http://www.geschichte-wien.at/wp-content/uploads/2012/12/Generalindices-1856-2002.pdf

Dies umfasst:

Wohlrab, Hertha: Generalindex zu den Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien (früher Alterthums-Verein zu Wien). 1856-1976. Wien 1978.

Ganster, Ingrid: Generalindex zu den Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. 1977–2002. Hrsg. von Karl Fischer. Wien 2003.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/444867274/

Weiterlesen

China-News: Eine Zeitungsmeldung vom 28. April 1734

Welche Meldungen aus/über China finden sich in den Zeitungen Europas? ‘Sensationen’ oder ‘Merkwürdigkeiten’? Nachrichten über Naturkatastrophen? Über Erfahrungen von Europäern in China? Die Suche nach diesen Nachrichten, die häufig eher Kürzestmeldungen sind, gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen. Aber … seit einigen Wochen bietet ANNO (Austrian Newspapers Online) die Möglichkeit der Volltextsuche in ausgewählten Titeln. Die Volltextsuche ist im Beta-Stadium, derzeit sind “knapp 200.000 Zeitungsausgaben mit knapp 2 Millionen Seiten von 1704-1872″ [1] durchsuchbar.  Zur Qualität heißt es:

Der Volltext basiert auf OCR-gelesenen Daten. Bei OCR (Optical Character Recognition) handelt es sich um ein automatisiertes Verfahren, weshalb es in manchen Texten zu einer sehr hohen Fehlerdichte kommen kann. Die Suche gestaltet sich oft etwas anders als etwa bei manuell abgetippten Texten. [...].[2]

Wienerisches Diarium 28.4.1734

Wienerisches Diarium 28.4.1734 | ANNO

Das lädt zum Experimentieren ein – denn unterschiedlichen Transkriptionen (wie etwa ‘Pecking’ oder ‘Pekin’ neben ‘Peking’ für Beijing 北京), sind bei der Arbeit mit Texten, die vor dem Zweiten Weltkrieg publiziert wurden, selbstverständlich. Aber Versuche (oder eher Spielereien – denn mehr ist es noch nicht – mit “ſ” (langem ‘s’)/”f” oder “ß”/”B” oder “C”/”S” etc. sind viel spannender, denn: Afien ift fuper.[3] ”

Sucht man “Chinese”, so ist der erste Treffer 1734 – April – 28: Wienerisches Diarium[4] – Seite 4.

Werfen wir einen Blick auf den Text – ein Klick auf das entsprechende Icon rechts oben zeigt den OCR-Text((Wienerisches Diarium Num. 34 (28.4.1734), 3f. Online: ANNO)).

Die kurze Meldung ist nicht besonders spannend – sie bringt zwei unterschiedliche Themen: Erdbeben in Beijing 1733 (und in den 3 Jahren davor) und den Krieg gegen die ‘Tartar(e)n’.

Zu den Erdbeben: Der Catalog of Damaging Earthquakes in the World (Through 2010) des International Institute of Seismology and Earthquake Engineering, Building Research Institute listet für die Zeit zwischen 1730 und 1733 eine Reihe von Erdbeben in China, darunter auch das Dongchuan 東川-Beben (Prov. Yunnan) vom 2.8.1733 (Stärke 7.8), aber nur wenige für den Raum Beijing.

  • 1730 Winter: China: Shandong – Stärke 5
  • 1730.09.30: China: Beijing – Stärke 6.5
  • 1731.11.30: China: Beijing – Stärke ? – 100000 Tote

Das Beben von 1730 hatte  schwere Schäden verursacht, das vom 30.11.1731 wohl 100000 Todesopfer gefordert.

Mit dem ‘Krieg gegen die Tartar(e)n’ ist wohl der Feldzug gegen die Dzungaren in der Yongzheng 雍正-Ära (1722-1735 ((Der Yongzheng 雍正-Kaiser Yinzhen  (1678-1735, regierte 1722-1735) hatte – wie schon sein Vater, der Kangxi-康熙-Kaiser Xuanye 玄燁 (1654-1722, regierte 1661-1722) vor ihm – versucht, die Position Chinas in der Äußeren Mongolei mit militärischen Mitteln zu sichern. Trotz der drückenden Übermacht der Qing-Streitkräfte konnten sich die zwar kleinen, aber sehr mobilen Verbände der Dzungaren zunächst behaupten, es gelang ihnen sogar, die Qing an den Rand der Niederlage zu bringen. Erst ein ‘Überläufer’, der sich auf die Seite der Qing-Dynastie geschlagen hatte, besiegte die Dszungaren.

Aber das ist hier eigentlich nebensächlich – es geht um Digitalisate und Volltext(e).

 OCR-Text Transkription
[S.3] Mm »st hier bmft «tK Ptckng / des )( » haupv 
[S. 4] Haupt, stadt in China / unter dem -offen
 Marti» des vorigen l?zz. jahres des in,
 haltS / wie man 4. jähre nach einander heft
 tige erdbeben daselbst verfpühret hätte / da
 dann die anzahl deren dabey auf manchen
 lky art umgekommenen Personen sich gegen
 2. Millionen beliefe. Der krieg gegen die
 Tartarn würde in dortigen gegenden auch
 «och immer fortgesetzet / doch es hatten
 sich zoo. Tartarn / unter allerhand vor,
 wände / mit ihren gmchen Familien auf die
 feite deren Chineftw gezogen / und dies
 ft hatten w einer nacht, alle Chinesische
 fchild < wachten listiger weife «r «ordet /und
 dadurch die gantze Chinesische Armee et-
 «er untemchmung deren Tartaren ausge ­
 setzet. Das daeauf vorgefallene Treffen,
 war so hitzig/ unvsö blutig gewesen/ den
 Weichen niemals w dortigen Landes ges«
 Den worden, 50000. Chinese» waren da,
 bey umgekommen, und ein General/
 welcher denen Tartarn in die Hände qe.
 saSen / war sogleich jäminerlich iv Stücken
 »erhamn worden.
[S. 3] Man hat hier briefe aus Pecking / der 
[S.4] Haupt=stadt in China / unter dem 20sten 
Martii des vorigen 1733. jahres des in-
halts / wie man 4. jahre nach einander heft
ige erdbeben daselbst verspühret hätte / da 
dann die anzahl deren dabey auf mancher
ley art umgekommenen personen sich gegen 
2. millionen beliefe. Der krieg gegen die 
Tartarn w[ue]rde in dortigen gegenden auch 
noch immer fortgesetzet / doch es hatten 
sich 300. Tartarn / unter allerhand vor
wande / mit ihren gantzen Familien an die 
seite deren Chinesern gezogen / und diese 
hatten in einer nacht / alle Chinesische 
schild=wachten listiger weise ermordet / und 
dadurch die gantze Chinesische Armee ei
ner unternehmung deren Tartaren ausge
setzet. Das darauf vorgefallene Treffen 
war so hitzig / und so blutig gewesen / der
gleichen niemals in dortigen Landen gese
hen worden / 50000. Chineser waren da
bey umgekommen / und ein General / 
welcher denen Tartarn in die H[ae]nde ge
fallen / war sogelich j[ae]mmerlich in Stücken 
zerhauen worden.

Das blaßorange markierte Wort ‘Chinese’ liefert den Treffer in der Volltextsuche, das blaßblau markierte ‘Chinesern’ wird nicht erkannt, denn da steht im OCR-Text ‘Chineftw’. Gleiche Typen auf einer Seite (also demselben Papier) knapp untereinander, kein Schatten (wie das in der jeweils inneren Spalte im Bereich des Möglichen wäre). Der Befund überrascht wenig – und es ließen sich vermutlich zahllose ähnliche Beispiele finden BTW: Das blassgrün markierte ‘Pecking’ wird bei einer Suche nach ‘Peking’ ebenfalls nicht gefunden, ein Blick in den OCR-Text zeigt warum: Dort steht ‘Ptckng’.

Big Data zum Greifen nahe?
Oder doch nicht?

  1. S. ANNO Suchhilfe
  2. S. ANNO Suchhilfe <abgerufen am 8.7.2013.>
  3. S. auch: Im Netz der (un)begrenzten Möglichkeiten.
  4. Das Wienerische Diarium war quasi der Vorgänger der Wiener Zeitung, es erschien 1703 bis 1779, ab 1780 erscheint das Blatt als Wiener Zeitung.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/796

Weiterlesen

China-News: Eine Zeitungsmeldung vom 28. April 1734

Welche Meldungen aus/über China finden sich in den Zeitungen Europas? ‘Sensationen’ oder ‘Merkwürdigkeiten’? Nachrichten über Naturkatastrophen? Über Erfahrungen von Europäern in China? Die Suche nach diesen Nachrichten, die häufig eher Kürzestmeldungen sind, gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen. Aber … seit einigen Wochen bietet ANNO (Austrian Newspapers Online) die Möglichkeit der Volltextsuche in ausgewählten Titeln. Die Volltextsuche ist im Beta-Stadium, derzeit sind “knapp 200.000 Zeitungsausgaben mit knapp 2 Millionen Seiten von 1704-1872″ [1] durchsuchbar.  Zur Qualität heißt es:

Der Volltext basiert auf OCR-gelesenen Daten. Bei OCR (Optical Character Recognition) handelt es sich um ein automatisiertes Verfahren, weshalb es in manchen Texten zu einer sehr hohen Fehlerdichte kommen kann. Die Suche gestaltet sich oft etwas anders als etwa bei manuell abgetippten Texten. [...].[2]

Wienerisches Diarium 28.4.1734

Wienerisches Diarium 28.4.1734 | ANNO

Das lädt zum Experimentieren ein – denn unterschiedlichen Transkriptionen (wie etwa ‘Pecking’ oder ‘Pekin’ neben ‘Peking’ für Beijing 北京), sind bei der Arbeit mit Texten, die vor dem Zweiten Weltkrieg publiziert wurden, selbstverständlich. Aber Versuche (oder eher Spielereien – denn mehr ist es noch nicht – mit “ſ” (langem ‘s’)/”f” oder “ß”/”B” oder “C”/”S” etc. sind viel spannender, denn: Afien ift fuper.[3] ”

Sucht man “Chinese”, so ist der erste Treffer 1734 – April – 28: Wienerisches Diarium[4] – Seite 4.

Werfen wir einen Blick auf den Text – ein Klick auf das entsprechende Icon rechts oben zeigt den OCR-Text((Wienerisches Diarium Num. 34 (28.4.1734), 3f. Online: ANNO)).

Die kurze Meldung ist nicht besonders spannend – sie bringt zwei unterschiedliche Themen: Erdbeben in Beijing 1733 (und in den 3 Jahren davor) und den Krieg gegen die ‘Tartar(e)n’.

Zu den Erdbeben: Der Catalog of Damaging Earthquakes in the World (Through 2010) des International Institute of Seismology and Earthquake Engineering, Building Research Institute listet für die Zeit zwischen 1730 und 1733 eine Reihe von Erdbeben in China, darunter auch das Dongchuan 東川-Beben (Prov. Yunnan) vom 2.8.1733 (Stärke 7.8), aber nur wenige für den Raum Beijing.

  • 1730 Winter: China: Shandong – Stärke 5
  • 1730.09.30: China: Beijing – Stärke 6.5
  • 1731.11.30: China: Beijing – Stärke ? – 100000 Tote

Das Beben von 1730 hatte  schwere Schäden verursacht, das vom 30.11.1731 wohl 100000 Todesopfer gefordert.

Mit dem ‘Krieg gegen die Tartar(e)n’ ist wohl der Feldzug gegen die Dzungaren in der Yongzheng 雍正-Ära (1722-1735 ((Der Yongzheng 雍正-Kaiser Yinzhen  (1678-1735, regierte 1722-1735) hatte – wie schon sein Vater, der Kangxi-康熙-Kaiser Xuanye 玄燁 (1654-1722, regierte 1661-1722) vor ihm – versucht, die Position Chinas in der Äußeren Mongolei mit militärischen Mitteln zu sichern. Trotz der drückenden Übermacht der Qing-Streitkräfte konnten sich die zwar kleinen, aber sehr mobilen Verbände der Dzungaren zunächst behaupten, es gelang ihnen sogar, die Qing an den Rand der Niederlage zu bringen. Erst ein ‘Überläufer’, der sich auf die Seite der Qing-Dynastie geschlagen hatte, besiegte die Dszungaren.

Aber das ist hier eigentlich nebensächlich – es geht um Digitalisate und Volltext(e).

 OCR-Text Transkription
[S.3] Mm »st hier bmft «tK Ptckng / des )( » haupv 
[S. 4] Haupt, stadt in China / unter dem -offen
 Marti» des vorigen l?zz. jahres des in,
 haltS / wie man 4. jähre nach einander heft
 tige erdbeben daselbst verfpühret hätte / da
 dann die anzahl deren dabey auf manchen
 lky art umgekommenen Personen sich gegen
 2. Millionen beliefe. Der krieg gegen die
 Tartarn würde in dortigen gegenden auch
 «och immer fortgesetzet / doch es hatten
 sich zoo. Tartarn / unter allerhand vor,
 wände / mit ihren gmchen Familien auf die
 feite deren Chineftw gezogen / und dies
 ft hatten w einer nacht, alle Chinesische
 fchild < wachten listiger weife «r «ordet /und
 dadurch die gantze Chinesische Armee et-
 «er untemchmung deren Tartaren ausge ­
 setzet. Das daeauf vorgefallene Treffen,
 war so hitzig/ unvsö blutig gewesen/ den
 Weichen niemals w dortigen Landes ges«
 Den worden, 50000. Chinese» waren da,
 bey umgekommen, und ein General/
 welcher denen Tartarn in die Hände qe.
 saSen / war sogleich jäminerlich iv Stücken
 »erhamn worden.
[S. 3] Man hat hier briefe aus Pecking / der 
[S.4] Haupt=stadt in China / unter dem 20sten 
Martii des vorigen 1733. jahres des in-
halts / wie man 4. jahre nach einander heft
ige erdbeben daselbst verspühret hätte / da 
dann die anzahl deren dabey auf mancher
ley art umgekommenen personen sich gegen 
2. millionen beliefe. Der krieg gegen die 
Tartarn w[ue]rde in dortigen gegenden auch 
noch immer fortgesetzet / doch es hatten 
sich 300. Tartarn / unter allerhand vor
wande / mit ihren gantzen Familien an die 
seite deren Chinesern gezogen / und diese 
hatten in einer nacht / alle Chinesische 
schild=wachten listiger weise ermordet / und 
dadurch die gantze Chinesische Armee ei
ner unternehmung deren Tartaren ausge
setzet. Das darauf vorgefallene Treffen 
war so hitzig / und so blutig gewesen / der
gleichen niemals in dortigen Landen gese
hen worden / 50000. Chineser waren da
bey umgekommen / und ein General / 
welcher denen Tartarn in die H[ae]nde ge
fallen / war sogelich j[ae]mmerlich in Stücken 
zerhauen worden.

Das blaßorange markierte Wort ‘Chinese’ liefert den Treffer in der Volltextsuche, das blaßblau markierte ‘Chinesern’ wird nicht erkannt, denn da steht im OCR-Text ‘Chineftw’. Gleiche Typen auf einer Seite (also demselben Papier) knapp untereinander, kein Schatten (wie das in der jeweils inneren Spalte im Bereich des Möglichen wäre). Der Befund überrascht wenig – und es ließen sich vermutlich zahllose ähnliche Beispiele finden BTW: Das blassgrün markierte ‘Pecking’ wird bei einer Suche nach ‘Peking’ ebenfalls nicht gefunden, ein Blick in den OCR-Text zeigt warum: Dort steht ‘Ptckng’.

Big Data zum Greifen nahe?
Oder doch nicht?

  1. S. ANNO Suchhilfe
  2. S. ANNO Suchhilfe <abgerufen am 8.7.2013.>
  3. S. auch: Im Netz der (un)begrenzten Möglichkeiten.
  4. Das Wienerische Diarium war quasi der Vorgänger der Wiener Zeitung, es erschien 1703 bis 1779, ab 1780 erscheint das Blatt als Wiener Zeitung.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/796

Weiterlesen

Lexikon zur Computergeschichte: Centronics

Benannt nach dem gleichnamigen Druckerhersteller aus den 1970er Jahren bezeichnet Centronics den Parallel-Standard zum Anschluss von Druckern. Obwohl ursprünglich proprietär entwickelte sich Centronics zu einem Industriestandard, der erst 1994 durch IEE 1284 eine Normierung erfuhr. Heute bezeichnet man mit Centronics umgangssprachlich Kabel zum Anschluss von Druckern sowie die  Schnittstelle zum Drucker, während die zum Rechner […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/07/4581/

Weiterlesen

Gerhard Richter. Streifen + Glas

Painting / MalereiDie Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen ab dem 13. September 2013 in drei Räumen des Albertinums neue, überwiegend für diese Ausstellung entstandene Werke von Gerhard Richter aus den aktuellen Produktionen der Streifenbilder und Glasobjekte.

Die Serie der Streifen entsteht seit 2011. Gerhard Richters Malerei ist dabei das Ausgangsmaterial für die neuen computergenerierten Werke. Dafür hat er das Gemälde „Abstraktes Bild“ (724-4) von 1990 digital in 4096 Ausschnitte zerlegt, die Details gespiegelt, multipliziert, neu kombiniert und als bis zu zehn Meter lange horizontale Streifenbilder gedruckt. Zwei Arbeiten in diesem Format hat Gerhard Richter für eine permanente architektonische Situation in Japan entworfen. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit diese spektakulären Streifen zuvor in Dresden zu sehen.

Die Streifen zeigen vor allem auch die ungebrochene Kreativität des 1932 in Dresden geborenen Künstlers. Mit Hilfe eines computergesteuerten Bildverfahrens interpretiert Gerhard Richter seine abstrakte Malerei neu und gelangt dabei zu überraschenden Bilderfindungen. Richter selbst hat ihren Entstehungsprozess als eine Kombination aus Zufall und kontrolliertem Eingriff beschrieben: „Es läuft auf ein sowohl-als auch hinaus: mit dem Zufall was entstehen lassen und dann das Passende zuwählen und neu zusammenstellen.“

Glas spielt in dem Werk von Gerhard Richter bereits seit den 1960er Jahre eine wichtige Rolle. Richters neueste Glasarbeit wird ebenfalls in Dresden ihre Premiere haben und ist eine Weiterentwicklung der Skulptur „9 Stehende Scheiben“ (879-3) von 2002/2010, die gleichzeitig in der ständigen Sammlung im Albertium zu sehen ist. In dem neuen, noch unbetitelten Objekt lehnen die Gläser wie die Flächen eines Kartenhauses aneinander und bieten dem Betrachter eine komplexe Wahrnehmungssituation von Durchblicken und Spiegelungen.

Die Ausstellung Gerhard Richter. Streifen + Glas entsteht in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Winterthur, wo sie vom 18. Januar 2014 an zu sehen sein wird.

Der Katalog zur Ausstellung wird im Verlag der Buchhandlung Walther König erscheinen.

Quelle: http://gra.hypotheses.org/994

Weiterlesen

Eigenmächtige Änderungen an Gesetzeswortlauten durch das Bundeswirtschaftsministerium

http://blog.delegibus.com/2013/07/05/unverbesserlich-philipp-rosler-macht-mit-dem-gwb-was-er-will In seinem Blog “de legibus” zeigt der Mannheimer Rechtsanwalt Thomas Fuchs auf, dass Bundeswirtschaftsminister Rösler im Rahmen der eigentlichen Neubekanntmachung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen Änderungen einfließen ließ. Auch wenn diese teilweise als Flüchtigkeitsfehler verbucht werden könnten, ist es doch für einen Rechtsstaat im 21. Jahrhundert ein Armutszeugnis, wenn die fachlich zuständigen obersten Bundesbehörden nicht […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/07/4578/

Weiterlesen

Archivale des Monats – Juli 2013

Stimmenmaterial zur Landemesse von Franz Xaver Gruber

Stimmenmaterial zur Landemesse von Franz Xaver Gruber

Franz Xaver Gruber (1787–1863), Deutsche Landmesse, C-Dur (GWV deest) Erste Singstimme und Orgel; AES, Provenienz: Wagrain, o. Sign.

Im Frühjahr 2012 konnte in einem Salzburger Antiquariat ein Stoß von Kirchenmusik aus der Pfarre Wagrain für das Archiv der Erzdiözese erworben werden. Bei näherer Durchsicht stellte sich heraus, dass sich in diesem Stoß neben zahlreichen Kirchenmusikalien aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts drei Autographen von Franz Xaver Gruber (1787–1863), die dem Vernehmen nach aus dem Besitz von Joseph Mohr stammen sollen, und weitere Abschriften seiner Werke befanden, und demnach höchst interessantes Notenmaterial erworben worden war. Während zwei der autograph überlieferten Werke im Gruber-Werkverzeichnis bereits nachgewiesen sind, stellt die vorliegende Deutsche Landmesse einen Neufund dar.

Bei den Autographen Franz Xaver Grubers handelt es sich durchwegs um Stimmen. Es findet sich das Deutsche Requiem in F-Dur „Um unsre Freunde weinen wir“ (GWV[1] 49) von dem 2 Singstimmen und Orgel erhalten sind, die Deutsche Vesper in D-Dur „Kommt, ihr Christen! Gott zu preisen” (GWV 80), bei der zwei Singstimmen, Orgel und erstes Horn  überliefert sind und eine Deutsche Landmesse in C-Dur “Vor deiner höchsten Majestät” für zwei Singstimmen, Orgel, von der sich eine Sopran- und die Orgelstimme erhalten haben und die im Werkverzeichnis bisher nicht verzeichnet ist. Alle diese Stimmen sind auf dem gleichen Papier geschrieben, was eine zeitlich nahe Entstehung wahrscheinlich macht.

Die Entstehungsdaten der Musikstücke sprechen nicht gegen die mündliche Überlieferung, Joseph Mohr sei der erste Besitzer dieser Abschriften Franz Xaver Grubers gewesen. Zumindest zwei der Stücke – das Deutsche Requiem ist vor 1835 entstanden, während das bisher bekannte Partiturautograph der  deutschen Vesper (GWV 80) mit Februar 1843 datiert ist – sind nachweislich noch in der Lebenszeit Joseph Mohrs (1792–1848) komponiert worden und zeugen so von der Freundschaft der beiden.

(Eva Neumayr, RISM Arbeitsgruppe Salzburg)

[1] Thomas Hochradner, Franz Xaver Gruber (1787–1863). Thematisch-systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke, Bad Reichenhall: Comes-Verlag, 1989. Alle Angaben beziehen sich auf dieses Verzeichnis, für das in der Folge das Kürzel „GWV“ verwendet wird.

Quelle: http://aes.hypotheses.org/204

Weiterlesen