Open access: Stig Förster rezensiert Literatur zum Ersten Weltkrieg

Der renommierte Historiker Stig Förster, Professor für Neueste Geschichte an der Universität Bern, diskutiert für die „Neue Politische Literatur“ die Veröffentlichungen zum Gedenkjahr 2014. Försters Ziel ist es, die Flut der Neuerscheinungen auf ihre methodischen Innovationen und neu etablierte Forschungsfelder hin zu untersuchen. Dabei leitet ihn die Frage, ob und wieweit die Arbeiten die globale Dimension des Ersten Weltkrieges angemessen berücksichtigen.

Nicht die Frage nach dem Weltkrieg als globalem Ereignis habe allerdings die Wahrnehmung der Forschung bestimmt habe, sondern Christopher Clarks „Schlafwandler“. Das Buch habe die Debatte „Wer war schuld am Ersten Weltkrieg?“ neu belebt. Vor allem in der deutschen Öffentlichkeit sei Clarks Buch als Möglichkeit betrachtet worden, die Schuldfrage demonstrativ zu den Akten legen zu können. Der Freiburger Historiker Gerd Krumeich zeichne anders als Clark auch die innen- und militärpolitische Lage nach und belege eine ad hoc aggressive deutsche Politik, die einen Krieg zwar nicht von langer Hand geplant, aber doch in Kauf genommen habe. So widerlege er eindrucksvoll Clarks These, die Führungen in Berlin und Wien seien unglückliche Opfer einer von Serbien befeuerten, europäischen Machtpolitik.

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Quelle: http://mgtud.hypotheses.org/298

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Mit Tagebüchern forschen

Tagebücher als historische Quellen können nicht einfach als authentisches Dokument des Lebens der Autorin behandelt werden. Der Inhalt muss – wie auch der Lebenslauf des Verfassers – in den historischen Kontext eingeordnet werden, sodass mögliche Widersprüchlichkeiten und Diskontinuitäten herausgearbeitet werden können.[1]

Denn Tagebücher und die in ihnen festgehaltenen Gedanken und Ereignisse kommen nicht von ungefähr: Gesellschaftliche Diskurse spiegeln sich in der Tagebuchgestaltung wider – sei es nun inhaltlich oder sprachlich. Das Selbst der Verfasserin entsteht nicht im luftleeren Raum, es wird durch soziale, historische und kulturelle Faktoren geprägt, die sich in den Selbstbeschreibungen und Deutungen wiederfinden lassen. Die Analyse von Tagebüchern kann somit die Grenzen und Widersprüche der einzelnen Darstellungen zeigen.[2] Hier ist auch die sprachliche Ebene genauer zu untersuchen. Ein Vergleich kann etwa Variationen oder auch Kontinuitäten im Sprachstil und in der Beschreibung alltäglichen Erlebens hervorbringen.[3]

Die Arbeit am Original ist dabei von entscheidender Bedeutung.

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Quelle: http://mmerck.hypotheses.org/161

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Wer war Mathilde Merck?

Über Henriette Mathilde Merck, genannt Tilla, ist relativ wenig bekannt.
Sie wurde am 8. September 1864 als dritte von vier Töchtern der Eheleute Theodor und Clementine Nothwang geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf. Als Jugendliche und junge Frau unternahm sie ausgedehnte Reisen in die Schweiz, nach Italien, Belgien und nach London. Ihre Tagebücher dokumentieren den hohen Druck zu heiraten, unter dem sie stand, ebenso wie ihren Wunsch, ihre Ausbildung durch ein Studium fortsetzen zu können. Ihre zahlreichen Dichtungen könnten ein Ventil für beides gewesen sein.

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Mathilde Merck ca. 1897 ©Merck Corporate History

Am 25. August 1890 heiratete sie den Chemiker und Industriellen Willy Merck.

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Quelle: http://mmerck.hypotheses.org/116

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