Promotariat, Blogpause und offene Wissenschaft II

Mittlerweile liegt meine Masterarbeit zur Korrektur vor und ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken, wie es weitergeht. Mit dem Blog, beruflich und der “Winzengruppe”.

Nach meinen Vorstellungen von der offenen Wissenschaft will ich das Ergebnis meiner Arbeit natürlich hier zur Verfügung stellen. Die Frage, ob ich überhaupt noch eine Dissertation zur ‘Winzengruppe’ verfassen könnte, nachdem ich in dieser digitalen Kaffeeküche schon etwas veröffentlicht habe, könnte vielleicht ein Problem werden. (?) Außerdem denke ich noch über die Form nach, weil ich auch mehr will, als ein schnödes PDF auf einem Server. Wahrscheinlich werde ich mich nochmal mit Jan Kenter treffen müssen, um mich über XML und ähnliches auszutauschen. Im Moment glaube ich, dass es am einfachsten wäre, die einzelnen Kapitel der Arbeit als Blogbeiträge zu veröffentlichen und zusätzlich ein PDF und ein ebook zum Download anzubieten.

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Quelle: http://winzen.hypotheses.org/505

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Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus?

Ich habe vor längerer Zeit das Buch von Karen Holtmann über die Saefkow-Jaacob-Bästlein-Gruppe gelesen. Ihren Ansatz, mehr über die Widerstandsaktivitäten von Frauen herauszufinden, wollte ich in meine Arbeit auch einbringen. – Vor allem in Kombination mit den Überlegungen von Isabell Richter über das Aussageverhalten bei der Gestapo. Im Fall der “Winzengruppe” ist fast ein Drittel aller von mir aus den Quellen erfassten Personen weiblich, dazu kommt, dass mit Hildegard Schimschok (geb. Luke) eine Überlebende das Bild der Gruppe nachhaltig geprägt hat.

Winzengruppe_Geschlechter

Als allgemeine Tendenz in den Verhören konnte ich ausmachen, dass die Frauen der Gruppe meistens als unpolitische Beziehungen dargestellt wurden. – So gab Josef Kasel im Verhör an, Hildegard Schimschok und Lotte Gützloe seien nur durch ein Liebesverhältnis mit Paul Winzen verbunden gewesen.

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Quelle: http://winzen.hypotheses.org/491

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Ein Problem der offenen Wissenschaft? – Das #Bundesarchiv


Twitter ist irgendwie das bessere Oberseminar :D.

— Charlotte Jahnz (@CJahnz) 7. Juli 2015

Daniel Meszner (@meszner) betreut gerade den Twitter-Account der AG Digitale Geisteswissenschaften des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (@digiw) und führt eine Twitter Umfrage über die “drei wichtigsten (digitalen) Tools für die Forschung” durch. Für mich hat sich neben Evernote (Über das Tobias Jakobi (@historytoby) einen schönen Beitrag geschrieben hat.) mittlerweile Twitter zu einem wirklich mächtigen Werkzeug entwickelt, dass ich anderen meist mit dem Leitfaden von Mareike König (@Mareike2405) näherbringe. Auf meine Masterarbeit und diesen Blog hat Twitter durchaus Einfluss, wie ich in diesem Beitrag aufzeigen möchte.



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Quelle: http://winzen.hypotheses.org/351

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Intellektuellen Stau durch bloggen umfahren? #wbhyp

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp von de.hypotheses.org.

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In den letzten Monaten hatte ich das eher diffuse Gefühl, meine Masterarbeit sei der Stein des Sisyphos: Kaum kam ich ein Stück vorwärts, gab es schon wieder Rückschläge. Ich sah mich in einer Art von intellektuellem Stau: Wie strukturiere ich sinnvoll? Was lässt sich wegkürzen? Wie verhindere ich repetitive Episoden? Hinzu kam die bedrückende Erkenntnis, dass ich nicht vorwärtskomme, obwohl ich (gefühlt) Ewigkeiten am Schreibtisch sitze.

Diese Stagnation in einem Blogbeitrag zu beschreiben und zu reflektieren war verführerisch, zumal ich diesen Blog als eine Art Zerrspiegel meines Schreibtisches, bzw. meiner Masterarbeit betrachte. - Kein „wissenschaftliches Tagebuch“, sondern vielmehr ein flüchtiger Blick in meine (zugegeben: unordentliche) Werkstatt. Insofern schwankt natürlich die Qualität meiner Beiträge, manche sind mit „heißer Nadel“ gestrickt, andere enthalten lose Gedankenfetzen. Aber gerade das „Missglückte und das Unvollendete“, wie Klaus Graf sich ausdrückt, ist für mich reizvoll. – Weil es Ansatzpunkte zur Reflektion und damit zur Verbesserung liefert.

Da Charlotte Jahnz mich via Twitter aufgefordert hat, dem Ruf der Blogparade #wbhyp zu folgen erscheint es mir nur recht und billig, ihren Beitrag als Einstieg zu nutzen: Ihr fehlte ein Vorbild, um (früher) mit dem wissenschaftlichen Bloggen anzufangen. Meine Vorbilder sind mir in der Sektion der digitalen Geschichtswissenschaft auf dem letzten Historikertag begegnet, während ich mich von dem bevorstehenden HistorySlam ablenken wollte. In Steve Jobesker Performance setzte Sascha Foerster dort innerhalb kürzester Zeit einen Blog auf, was mich ein Stück weit mitgerissen und auch euphorisiert hat. Fast gleichzeitig begann meine vorsichtig tastende Expansion auf Twitter, unterstützt von der Liste Twittern vom #HisTag14 von Charlotte Jahnz. (Erst viel später durch den Leitfaden von Mareike König.)

Die Dynamik und die potenziellen Möglichkeiten der Vernetzung und des Austausches beider Medien ziehen mich an, weil sie mir im universitären Alltag schlicht fehlen. Die Geschwindigkeit, mit der man sich über spannende und vor allem innovative Projekte informieren und austauschen kann, ist unvergleichbar, die Hürden minimal.

Wie sich austauschen? Zombiekommilitonen oder #Grottenolme 

In Einzelgesprächen mit Doktoranden oder anderen Masterstudenten kam immer wieder zum Vorschein, dass wenig über die eigene Arbeit gesprochen oder diskutiert wird. Meistens muss man Freunde oder Partner mit seinen fachlichen Sorgen quälen. Im universitären Kontext ist das nicht möglich, meine Kommilitonen sind Zombies. Aus der Masse stechen natürlich ein paar hervor, die sich aktiv beteiligen, der Rest verfällt in ein eher komatöses Dasein, beschränkt auf die wichtigsten Vitalfunktionen. In den mit 30 anwesenden oder mehr befüllten Kolloquien(!) sah ich keine Möglichkeit, meine Masterarbeit in irgendeiner Form zu diskutieren oder mich mit anderen auszutauschen. Doch dieser ist für meine wissenschaftliche Arbeit essenziell. Meine Denkprozesse scheinen oftmals wie eine Art Katalysator zu funktionieren: Verschiedene Ideen, die ich aufgreife, werden vermengt und produzieren etwas, dass ich für meine Zwecke nutzen kann.

Während meiner Bachelorphase an der Universität Bonn wurde ich während eines obligatorischen Mittelalter-Proseminares mit A.v. Brandt malträtiert. (Heraldik, Sphragistik, Numismatik …) Sicherlich höchst spannende Gebiete, nur nicht für mich. Die Fragen, die sich für mich, der sich mit der finsteren Neuzeit auseinandersetzen muss, ergeben, sind gänzlich andere: Wie bewältigt man eigentlich die enormen Aktenmengen, die auf einen zukommen? Wie geht man mit Datenbanken um? Was sind eigentlich boolesche Operatoren? Was ist mit Bildrechten? Wie zitiert man aus online verfügbaren Quellenbeständen? (Wo gibt es diese?) – Zugegeben es gibt natürlich auch übergreifende Themen, aber diese waren nie Thema in einem der Seminare, die ich besucht habe.

Insofern erwarte ich vom Bloggen nichts weniger als die „Rettung“ aus meinem (dunklen!) Elfenbeinturmzimmer, - eine Diskussion über meine Arbeit loszutreten, auch wenn ich dem Beitrag: "Im Dilemma" von Monika Lehner in vielen Punkten zustimmen muss. Außerdem scheint die Diagnose von Vladislav Melnik über das Verhalten von Bloggern für die geisteswissenschaftlichen Blogs verstärkt zuzutreffen. Ich beziehe das nicht einmal auf meinen Blog, weil ich (aus meiner Wahrnehmung) kaum high quality liefere, frage mich aber bei anderen, wieso deren Beiträge kaum oder gar nicht kommentiert werden? (Ob hier Sascha Foersters Antwort repräsentativ ist?) Bisher scheint mein Blog (anders als Twitter) über die Masterarbeit nicht das richtige Medium zu sein, um sich über Instrumente und Gedanken austauschen zu können. Es liefert höchstens Anreize, die dann zur Kommunikation auf anderen (auch privateren) Kanälen führen können. Welchen Nutzen Twitter (hier für die Masterarbeit) haben kann, will ich an zwei  Beispielen deutlich machen:

#followerpower Kann irgend jemand diesen Kommentar aus einer Gestapoakte entziffern? (Ich weiß, schrecklich Quali) pic.twitter.com/py0Q5aszKv

— Christian Günther (@DerGuenther) July 9, 2014

@DerGuenther @dehypotheses Ich lese schlicht: "Warum denn?"

— Anton Tantner (@adresscomptoir) July 9, 2014

@DerGuenther @dehypotheses "Warum denn?"

— Markus Würz (@MrWuerz) July 9, 2014

@DerGuenther Sieht aus wie Sütterlin: "Warum denn?" ?

— W. Brebeck (@WBrebeck) July 9, 2014

@DerGuenther "Warum denn?" würde ich da lesen...

— TanjaW (@Steinwoelfin) July 9, 2014

 

#Einzelbiografien (~20-30, 500-1000 Zeichen) oder Fließtext in der #Masterarbeit? Mal gucken obs ne originellere Lösung gibt...

— Christian Günther (@DerGuenther) December 15, 2014

@DerGuenther Ich würde ja sagen: Bei Erstnennung ab in die FN damit. Das erleichtert dem Leser den Zugriff und sprengt nicht den Textfluss.

— Jan Kleinmanns (@kleinmonth) December 15, 2014

 

„Herausfinden, warum es sich trotzdem lohnt“

Eine wirkliche Schlussfolgerung habe ich aus diesen Überlegungen noch nicht ziehen können. Ich werde wahrscheinlich weiterhin mit diesem Format "spielen" und auch versuchen, kontinuierlich die Qualität der Beiträge zu steigern, auch in der Hoffnung, damit die Hauptursache für die fehlenden Kommentare zu beseitigen. Außerdem werde ich mich wohl stärker auf Hypotheses umsehen, andere Blogs wahrnehmen und diese kommentieren, um näher an der „Community“ zu sein und mich zu vernetzen. Ich werde dazu jede Gelegenheit ergreifen, die sich bietet.

Ob ich anderen Masterstudenten raten kann, über ihr Thema zu bloggen? Aus meiner jetzigen Situation kann ich das wohl bejahen, obwohl ich wohl ein Blogger-WG-Zimmer beziehen würde...Ich habe noch nicht festgestellt, dass sich mein Schreibstil wirklich gravierend verbessert hätte, oder meine Gedanken sich nach Blogbeiträgen geordnet hätten, aber ich bin optimistisch.

Trotzdem reicht allein das Potenzial, dass ich im Format sehe, für eine Empfehlung zu bloggen. (Ein Beispiel: Ich will auch die Geistesgeschichte, die ideologischen Hintergründe meiner Widerstandsgruppe verorten und hatte dazu verschiedene Personen um Rat gefragt. Eine von diesen war nur aufgrund dieses Blogs dazu bereit, fast eine Stunde mit mir zu telefonieren und mir weitere Hilfe anzubieten.) Ob die Veröffentlichung meiner Ideen und Konzepte sich als zielführend erweisen (müssen?), vermag ich noch nicht zu beurteilen. Darum geht es mir aber letzten Endes auch nicht. Es ist vielmehr das Erkunden einer universitär unberührten Landschaft, die mich reizt. Dass dies mit einem gewissen Risiko (Prüfungsamt – Vorveröffentlichung, „das Netz vergisst nicht“, …) verbunden ist, nehme ich in Kauf. Ob es sich gelohnt hat? - Darüber schreibe ich, wenn die Masterarbeit fertig und benotet ist... oder Konsequenzen aus diesem Blog folgen.

Quelle: http://winzen.hypotheses.org/161

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Erkenntnisgenese der Gestapo mit TimelineJS darstellen?

Die Gestapo beobachtete die „Winzengruppe“ über mehrere Monate hinweg.  Man kann die Erkenntnisgenese der Beamten chronologisch nachvollziehen. Einerseits durch den ständigen Kontakt mit einem „Vertrauensmann“, also dem Spitzel, dem es gelingt, mehr und mehr Namen in Erfahrung zu bringen, je mehr er in die Gruppe integriert wird, andererseits durch die Überwachung der Post oder auch durch die Beschattung von Gruppenmitgliedern.

Vernehmung

Während sich der Spitzel und der mit den Ermittlungen betraute Gestapomann anfangs nur in einem monatlichen Turnus trafen, verdichteten sich die Kontakte der beiden in der letzten Phase der Überwachung. Interessant finde ich beispielsweise die Aktivitäten, die der Ermittler entfaltet, um die Gruppenstruktur als solche zu erhalten: So nimmt er mehrmals Kontakt mit dem Wehrbezirkskommando auf, um Einberufungen aufzuhalten. Die Beobachtung soll so lange wie möglich aufrechterhalten werden, um so viele Leute wie möglich zu identifizieren. Eben diese Aktivitäten sind es, die Paul Winzen mehr durch Zufall irgendwann auffallen. Während eines Termins beim Arzt entdeckt er einen Vermerk darüber, dass die Gestapo in etwaige Entscheidungen über Wehrtauglichkeit miteinbezogen werden muss. Das löst eine Kettenreaktion aus, die schließlich zur Verhaftung aller bisher bekannten Gruppenmitglieder führt.

Diese Abfolge von Ereignissen und deren Dynamik möchte und muss ich schriftlich ausdrücken. Ich hatte zuerst mit einem „Tagebuchstil“ geliebäugelt. [Ganz ähnlich dem Tool TimelineJS, dass Christoph Pallaske dankenswerterweise in seinem Blog vorgestellt und erklärt hat. (Ich kannte es zum Zeitpunkt meiner Überlegungen noch nicht.)]

Diese Art der Darstellung ist allerdings für die Masterarbeit auf mannigfaltige Weise methodisch problematisch. Die Chronologie, die ich eigentlich erreichen will, ist gleichzeitig auch ein Hindernis, denn dadurch wirkt das Kapitel über den Beobachtungsprozess fragmentarisch. Die Ereignisse werden zerstückelt, es gibt keinen Fließtext, der sie systemisch mitteinander verknüpft und Schmiechen-Ackermann würde es wahrscheinlich eine Reproduktion der Verfolgerakten nennen.

Bis jetzt habe ich noch keine Lösung für mein Dilemma gefunden, aber da ich eine Stephen Kingeske Schreibtechnik verfolge, also zunächst einfach runterschreibe und dann verschönere, wird sich vielleicht noch ein Weg eröffnen. Vielleicht ist ja auch beides gleichzeitig möglich.

Quelle: http://winzen.hypotheses.org/114

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Historische Fettecke?

Am letzten Wochenende habe ich ein Weiterbildungsangebot des NS-Dokumentationszentrums Köln wahrgenommen, in dem ich als Begleiter arbeite. Das Angebot firmiert unter dem Titel “Verunsichernde Orte” und hat in Münster in der Villa ten Hompel stattgefunden.
Zielsetzung war die „Reflexion pädagogischer Praxis an Erinnerungsorten für feste und freie Mitarbeiter_innen, Lehrer_innen sowie andere Engagierte“, so sollten nach der Zielsetzung beispielsweise das „eigene Selbst- und Rollenverständnis, der Kontakt zu Teilnehmenden und Gruppen sowie der Umgang mit Vermittlungsmedien“ thematisiert werden. Die Seminarleitung hatten Barbara Thimm und Christian Geißler inne.

Die Weiterbildung war höchst spannend, weil ziemlich viele Einrichtungen vertreten waren, u.a. das Jüdische Museum Dorsten, die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Ich habe viele Impulse und Anregungen mitgenommen, aber im Zusammenhang mit der MA steht eine Übung im Vordergrund.

„Mein Bild vom Nationalsozialismus“

Aus welchen Versatzstücken, Ereignissen, Erfahrungen, Orten, Gegenständen, Theorien, etc. setzt sich mein Bild vom Nationalsozialismus in 10 Begriffen zusammen?

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An diese Überlegung stellte sich die Frage an, wie man überhaupt auf diese Versatzstücke gekommen ist, wo Verbindungen und Schnittstellen existieren, die bei der Vermittlung genutzt werden könnten.

Letzten Endes verformt und erweitert die Beschäftigung mit der „Winzengruppe“ ohne Frage mein eigenes Geschichtsbild. Es kommen neue Aspekte und Informationen hinzu, die zu neuen Fragen und Themengebieten führen.
Weitergehend, über dieses bruchstückhafte Mosaikbildchen hinaus, kann man sich natürlich die Frage stellen, welche tiefere Motivation, welcher „Urtrieb“ hinter der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus steckt.
Ob man diesen eventuell gezielt füttern kann, um die eigene Produktivität zu erhöhen? (Zu diesem Thema hatte ich mal eine interessante Unterhaltung mit zwei Psychologen während der Tagung der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944). Ich halte diese Überlegungen für wichtig, weil meine Masterarbeit eigentlich schon zu überambitioniert ist. Die Motivation, die ich beim Schreiben nämlich ohne Weiteres identifizieren kann, ist der Drang, die gesamte Geschichte dieser Gruppe darzustellen.

Der Bestand an Quellen, den ich bisher entdeckt habe, reicht wahrscheinlich mindestens schon für eine Dissertation. Die Überlegungen, die ich zur Struktur der Arbeit anstellen muss, übertreffen alles bisher da gewesene in meiner universitären Ausbildung, stellen aber zugleich einen enormen Lernprozess dar, den ich so wahrscheinlich erst während der Dissertation durchgemacht hätte. Während ich im Bundesarchiv von der Menge der Akten schlicht überfordert war und dann aus Zeitgründen mir alles habe digitalisieren lassen, habe ich im Staatsarchiv Münster fast dieselbe Menge an Akten durchgesehen und sehr zielgerichtet aussortieren können.

Der eigentliche Schreibprozess meiner Arbeit zieht sich unglaublich in die Länge. Nicht nur, weil ich arbeiten muss und versuche Tagungen und Weiterbildungsangebote wahrzunehmen, sondern, weil es mir an manchen Tagen auch einfach schwerfällt, einen Anfang zu finden. Ich habe mir neulich den Spaß bereitet, all meine Exzerpte in ein Dokument zu ziehen, um daraus einen ungefähren Umfang ableiten zu können. Das Ergebnis waren 381 Seiten eines wunderschönen Word-Dokumentes. Allein meine Exzerpte sprengen schon den Rahmen einer gewöhnlichen Arbeit. Die Reaktion, die aus dieser Erkenntnis unweigerlich folgen muss, ist die erneute Reduktion. [Die schon am Anfang der Arbeit eine wichtige Rolle spielte.]

Ist das Geschichte oder kann das weg?

  • Spielt es [im Rahmen der MA] eine Rolle, dass die Charité in Berlin die Körper der Hingerichteten als ‚Versuchsobjekte‘ erhielten?
  • Ist es für meine Arbeit relevant, dass einem Mitglied der Gruppe in der BRD aufgrund seiner Zugehörigkeit zur KPD Entschädigungszahlungen abgesprochen wurden?
  • Ist ein Gutachtenkrieg, den einige Mitglieder in der BRD mit Entschädigungsstellen ausgefochten haben wichtig?
  • Was passierte eigentlich mit dem Gestapomann, der der Hauptverantwortliche in den Vernehmungen war?
  • Welche Mitglieder der Gruppe sind „wichtig“ oder „unwichtig“?

Tendenziell bin ich in Versuchung, überall Anmerkungen zu hinterlassen, die in die Richtung gehen: „Leider konnte folgender Frage nicht nachgegangen werden, weil diese den Umfang der Arbeit gesprengt hätten“. Doch erscheint dies nicht wirklich als gangbarer Weg…

 

1 Farblegende: Blau: privates Umfeld; Grün: berufliche Tätigkeit; Rot: Familie; Gelb: Schule/Ausbildung; Grau: Literatur/Filme

Quelle: http://winzen.hypotheses.org/92

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