Heinrich Kurtzig über Posensches Judentum an der Grenze


Heinrich Kurtzig stammt aus Inowraclaw,1 einer Stadt unweit der Weichsel im Nordosten der Provinz Posen, . Kontakte zu kongreßpolnischen Juden waren hier intensiver, als in der Provinzhauptstadt, auch weil „durch die deutschen Grenzstädte des Ostens […] polnische Juden oft in Scharen [zogen], um sich mit der von den Verwandten aus Amerika oder Australien gespendeten Schiffskarte bis zum Dampfer durchzubetteln und dann jenseits des Ozeans eine neue Heimat zu suchen.“2. Auch wirtschaftliche Kontakte wurden über die Weichsel hinweg gepflegt. Die Anpassung an die deutsche Kultur schritt hier langsamer voran.

Karte-Inowroclaw

Provinz Posen. Archiwum Panstwowe w Poznaniu

In Kurztigs Roman An der Grenze beobachtet ein aus Kongreßpolen seines Strebens nach deutscher Bildung wegen geflohener Junge die Synagoge und vergleicht die Juden diesseits und jenseits der Weichsel:

„Der Tempel war ein kleines schmuckloses Gebäude.

[...]

Quelle: http://phdj.hypotheses.org/699

Weiterlesen

Heinrich Kurtzig: Von jüdischen Bauern und Gutsbesitzer (1933)

Das Laubhüttenfest, vor Jahrtausenden als Ernte- und Herbstdankfest der Ackerbau und Viehzucht treibenden Juden eingesetzt, liegt hinter uns. Es ist in diesem Jahre wie immer von uns gefeiert worden. Aber man spricht uns Juden oft die Liebe zu Scholle, die Fähigkeit zu Landwirtschaft und die Freude am Ackerbau ab.

Es mag nicht leicht sein, die Frage zu beantworten, inwieweit Juden Anteil an der Bewirtschaftung deutschen Bodens haben und gehabt haben. Deshalb sollten alle diejenigen ihre Stimme erheben, die von jüdischen Bauern wissen und von Ihnen sagen können. Meine eigenen Kenntnisse auf diesem Gebiete erstrecken sich im wesentlichen auf einen engeren Bezirk, nämlich meine frühere Heimat, die ehemalige Provinz Posen. Sie sind aber wohl bemerkenswert genug, um einen Beitrag zu der Frage zu liefern: Wie steht der Jude im allgemeinen zum landwirtschaftlichen Beruf?
Betrachtungen und auch Äußerungen theoretischer Art dürften hierzu kaum genügen. Nur mit einem Hinweis auf nackte Tatsachen kann man erhärten, daß viele alteingesessene jüdische Familien seit Generationen ihrem Beruf als Landwirte treu geblieben sind.

[...]

Quelle: http://phdj.hypotheses.org/507

Weiterlesen