Snapchat und das fotografische Gedächtnis des Internets

 

Speichergedächtnis Archiv und gesellschaftliches Funktionsgedächtnis verhalten sich zueinander wie Fotografie und Malerei. Mit dem Internet wird der gesamte Alltag archiviert, worauf die Kultur mit Gerichtsurteilen antwortet, die das Vergessen sichern sollen, und auch mit Vergessenstechnologien wie Snapchat. Die List der Technik liegt darin, dass diese Ephemeralisierung der Kommunikation im Grunde der Aggregation weiterer, fotografischer Daten dient.

 

Platos Theuth & Thamus

Erinnern und Vergessen ist immer auch eine Frage der erreichten Medienentwicklung. Als einst der ägyptische Gott Theuth König Thamus die Schrift schenken wollte, lehnte dieser ab, weil die Menschen das Erinnern verlernen würden, wenn sie alles aufschreiben können. So steht es in Platons Phaidros-Dialog. Die Erfindung der Schrift ist die erste Zäsur im Wechselverhältnis Medien und Gedächtnis, denn nun ist dieses nicht mehr an Erinnerung gebunden und Speichern keine Frage der mündlichen Überlieferung mehr. Während in oralen Kulturen Rhapsoden und Priester bestimmten, wie das Vergangene erzählt wird, stärkte die schriftliche Überlieferung die Position des Vergangenen in der Gegenwart.

Malerei vs. Fotografie

Aber nur zu den Bedingungen der Lebenden. Denn das situations- und personenunabhängig Gespeicherte muss immer noch in konkreten Situationen aufgegriffen und kommuniziert werden. Die Wortführer und Wortkontrolleure lassen nur das ins kulturelle Gedächtnis der Gegenwart aufsteigen, was dem aktuell politisch gewünschten Entwurf der Vergangenheit entspricht. Die selektive Mobilisierung des Gespeicherten verwandelt das “passionslose Archiv” in einen “emphatischen Gedächtnisort” kollektiver Sinnstiftung, wie es Archiv-Theoretiker Wolfgang Ernst formuliert.1 Diese Perspektive lässt sich weiter treiben: Das Speichergedächtnis Archiv verhält sich zum Funktionsgedächtnis des aktuell Erinnerten wie die Fotografie zur Malerei. Denn während jene alles aufnimmt, was sich vor dem Apparat befindet, zeigt diese nur das (und nur so), was (und wie es) durch den Kopf des Malers ging. So entspricht für Siegfried Krakauer der räumliche Inventarismus der Fotografie – als “kahle Selbstanzeige der Raum- und Zeitbestände” – dem zeitlichen des Historismus.2 Jean Baudrillard dramatisiert diese Opposition, wenn er die Fotografie als Bericht “vom Zustand der Welt in unserer Abwesenheit” bestimmt und darin einen Widerstreit zwischen der Philosophie des Subjekts und der Antiphilosophie des Objekts ausmacht: als “Kampf zwischen dem Willen des Subjekts, eine Ordnung, eine Sicht, durchzusetzen, und dem Willen des Objekts, sich in seiner Diskontinuität und seiner Augenblicklichkeit durchzusetzen” – als “aleatorische Abfolge von partiellen Objekten und Details”.3

Herkömmliches Archivieren

Diesem Willen der Objekte gehorcht der Archivar, dessen Passion das Aufbewahren mit Registraturfokus ist. Sein Ordnungssinn zielt auf die Kategorisierung und Auffindbarkeit des Materials, nicht auf eine Sinn gebende Geschichte, in der die verschiedenen Daten den Platz eines Beweises erhalten. Das gilt vor allem, wenn die Aufbewahrung nach dem Provenienzprinzip organisiert wird, Objekte also in ihrem Herkunftsbezug verbleiben. Aber selbst im Zeichen des im 19. Jahrhunderts üblichen Pertinenzprinzips, das nach Sachbegriffen ordnet, wussten Archivare: Für Sinn gebende Geschichten müssen zu viele Daten zurechtgerückt oder unterdrückt werden. Archivare sind keine Erzähler: aus Respekt vor dem Material. Allerdings findet die neutrale Materialbesessenheit des Archivars ihre Grenzen in der räumlichen Beschränkung des Archivs und den Vorgaben der Politik. Man kann und will gar nicht die ganze Welt archivieren. Das Vergessen, strategisch oder nicht, beginnt mit dem Wegwerfen, das wiederum damit beginnt, dass etwas gar nicht erst aufgehoben wird. Es wird begutachtet schon, was überhaupt auf die Festplatte kommt. Das Archiv ist keine Fotografie der Welt. Es sei denn, die Welt selbst findet in einem Archiv statt. Genau das aber ist zunehmend der Fall.

Wir und das Netzgedächtnis

Alles was digital präsent ist, ist zugleich aufbewahrt. Dies ist die Weisheit des Internets. Es gibt kein Vergessen, außer man erzwingt es beim EuGH.4 Aber auch in diesem Falle wird nicht die Information aus dem Archiv gelöscht, sondern der dekontextualisierte Zugriff per Suchmaschine unterbunden. Der Gerichtsbeschluss garantiert nicht das Vergessen, er attackiert nur die Reduktion des Erinnerns auf die Logik der Fahndung.
Der Nachteil des Internet für das Leben des einzelnen ist gut bekannt. Man entkommt seiner Vergangenheit nicht, wenn unüberlegte Kommentare aus tiefer Nacht noch Jahre später Bewerbungsgespräche beeinflussen. Auf diese Situation gibt es drei Antworten:

  1. Man rettet das Grundrecht auf Vergangenheit (also auf Vergessen und Vergebung) durch pragmatische, letztlich aber halbherzige Gerichtsurteile.
  2. Man nimmt sich die Worte des vormaligen Google-CEO Eric Schmidt zu Herzen: “Wenn es Dinge gibt, von denen Sie nicht wollen, dass irgendjemand etwas darüber erfährt, dann sollten Sie so etwas nicht tun.”5 In diesem Falle siegt die Technik über die Kultur, wird die Unerbittlichkeit des Archivs zur moralischen Anstalt; das Unvergehen der Gegenwart ändert das Verhalten in der Zukunft.
  3. Die Kultur diszipliniert die Technik, und zwar durch mehr Technik. Stichworte dafür sind der “digitale Radiergummi”, ein Verfallsdatum für digitale Daten oder eben eine Ephemeralisierungstechnologie wie Snapchat.

Archiv perfekt?

Mit Snapchat zeigt sich allerdings zugleich die List der Technik, noch die Technologien des Vergessens für die Perfektionierung des Erinnerns zu nutzen. Denn die Oralisierung schriftlicher und visueller Kommunikation durch den eingeschriebenen Verflüchtigungsmodus verführt nicht nur dazu, gewagter zu kommunizieren (Stichwort Sexting), sie überführt auch Kommunikation in nonverbale, visuelle Form: Man schreibt nicht, wie es einem geht, man schickt ein Foto von sich vor dem Fernseher, mit einem Drink in der Hand, die Füße auf dem Tisch. Dies setzt die Fotografie (die indexikalische Abbildung) über die Malerei (die subjektive Beschreibung) und akkumuliert zusätzlich Information: Denn das Foto einer Handtasche, die man gern kaufen würde, liefert, anders als die Textnachricht, auch die Metadaten Zeit und Ort. Insofern Snapchats Snapshots sich nur für die Nutzer auflösen, auf dem Server aber gesammelt werden, entsteht eine immense Menge an Archivmaterial über das Alltagsleben unserer Zeit. Die Hüter dieses Archivs sind zunächst die Technologieprovider (Snapchat) und schließlich all jene, die auf dem entstehenden Big Data Markt eine Kopie des Archivs erwerben. Die neuen Archivare sind die Algorithmen, die das Material genau jener automatischen Analyse unterziehen, die der Europäische Gerichtshof in seinem Suchmaschinen-Urteil einschränkt. Die Algorithmen analysieren präzise und passionslos die “kahlen Selbstanzeigen der Raum- und Zeitbestände” in den Fotos der Snapchatter. Das perfekte Archiv, wenn man es so will.

 

 

Literaturhinweise

  • Ernst, Wolfgang: Das Archiv als Gedächtnisort. In: Ebeling, Knut / Günzel, Stephan (Hrsg.): Archivologie. Theorien des Archivs in Theorie, Medien und Künsten, Berlin 2009, S. 177-200.
  • Baudrillard, Jean: Photographies 1985-1998 (hrsg. v. Peter Weibel), Ostfildern-Ruit 2000.
  • Mayer-Schönberger, Victor: Delete. Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten, Berlin 2010.

Externe Links

 


Abbildungsnachweis
© Stefan Emilius / pixelio.de

Empfohlene Zitierweise
Simanowski, Roberto: Snapchat und das fotografische Gedächtnis des Internet. In: Public History Weekly 2 (2014) 24, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2014-2241.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

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Universität und Twitter: Gezwitscher in der Lehre?

Immer wieder lese ich in Portraits von ProfessorInnen, wenn Besonderheiten in deren Lehre herausgestellt werden sollen, dass sie in ihrer Lehre auch Twitter einsetzen. Leider wird diese Anmerkung in der Regel nicht weiter vertieft, und ich habe ich oft gefragt, wie man auf 140 Zeichen begrenztes Microblogging sinnvoll in der Hochschullehre einsetzen kann. 

In anderem Kontext – es ging in diesem Fall um eine Tagung – wurde ich auf die Twitterwall aufmerksam. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die sinnvoll in der Lehre nutzen lässt. (Für alle, die sich  – wie ich vor Kurzem noch – unter diesem Begriff nichts vorstellen können, sei zur kurzen Einführung auf einen Beitrag von Ulrike Langer verwiesen: “Gezwitscher auf Events” )

Einführende Sitzungen bei Seminaren und Übungen gestalte ich oft als Frontalunterricht, um die teilnehmenden Studierenden auf einen gleichmäßigen einheitlichen Wissenstand zu bringen. Diese Art des Unterrichts mag zwar effektiv sein, ist aber wenig interaktiv – und auch gelegentliches Fragen in die Runde bringt meist nur wenige Wortmeldungen, wenn überhaupt. Eine Twitterwall scheint mir hier eine gute Möglichkeit, die Studierenden einzubinden.

Eine Twitterwall mit Fragen und Kommentaren aus dem Auditorium parallel zur eigenen Vortragspräsentation anzuzeigen, wäre sicherlich sowohl für mich als auch für die Studierenden spannend, jedoch sind die meisten Unterrichtsräume mit nur einem Beamer ausgestattet und sind daher dafür nicht ausgelegt. Ein wirklich spontanes und zeitnahes Reagieren auf getwitterte Fragen und Anmerkungen ist damit also nicht möglich. Doch eine Twitterwall zu einer Veranstaltung könnte in regelmäßigen zeitlichen Abständen, oder beim Erreichen inhaltlicher Absätze, statt der Vortragspräsentation angezeigt werden, und die dort gestellten Fragen der Studierenden könnten besprochen werden. Vielleicht führt diese Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, zu einer höheren Aufmerksamkeit im Auditorium? Und wie viele Fragen werden von den Studierenden auf diesem Weg wohl kommen? Handys und Smartphones haben die Studierenden in der Regel ohnehin immer in Griffweite.

Im kommenden Semester werde ich das in einer meiner Veranstaltungen einmal ausprobieren.

Quelle: http://archiskop.hypotheses.org/38

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Kleine Kabinettausstellung: „Das Verbrechen von Sarajevo“ – Öffentliche Wahrnehmungen des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28.6.1914

1. Juli bis 30. Oktober 2014

In der Reihe „kOSTproben

Plakat kOSTprobe Sarajevo

 

Wie „das Verbrechen von Sarajevo“ (Reichspost, Wien, 29.6.1914) in den Tagen des Attentats und in den darauf folgenden Wochen wahrgenommen wurde und in welcher Weise sich der kommende Krieg für die europäischen Öffentlichkeiten abzuzeichnen begann, lässt sich anhand von Zeitungen sowie anderen Druckerzeugnissen unterschiedlicher politischer und geografischer Provenienz gut erkennen.

 

 

Die Bayerische Staatsbibliothek bietet hierfür auf der Basis einer der größten zeitgenössischen Weltkriegssammlungen im deutschen Raum einen reichhaltigen Fundus, aus dem sich die vorliegende kleine Kabinettausstellung der Osteuropaabteilung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (Regensburg) speist.

Ort:

Bayerische Staatsbibliothek, Eingangsbereich des Ostlesesaals (3. OG)

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag  9 – 17 Uhr
August  9 – 12.30 Uhr
An Feiertagen geschlossen

Eintritt frei

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Welch weltweite dramatische Folgen die Ermordung des habsburgischen Erzherzogs und Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie Chotek nach sich ziehen sollte, ahnte im Frühsommer des Jahres 1914 kaum jemand. Allerdings rechneten zeitgenössische Beobachter doch mit gravierenden Konsequenzen. Der bayerische Gesandte etwa schrieb am 30. Juni aus Wien, dass sich nun schwerwiegende Fehler in der Außen- und Innenpolitik rächen würden; die Weiterentwicklung der Zustände im Innern der österreichisch-ungarischen Monarchie bezeichnete er gar als unberechenbar.

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Die Schüsse von Sarajevo setzten bekanntlich eine folgenschwere Kettenreaktion in Gang, die im Blutbad des Ersten Weltkrieges, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ endete. Damit läutete das in Sarajevo verübte Attentat vom 28. Juni 1914 eine Zeitenwende ein, in deren Folge es zur Auflösung dreier multinationaler Imperien – Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Zarenreich – und zum Ende der Herrschaft vier traditionsreicher Dynastien (Habsburger, Hohenzoller, Osmanen, Romanovs) kam. Dies konnten die Zeitgenossen in den ersten Stunden und Tagen nach den Schüssen nicht ahnen, wiewohl die aufkommende Julikrise das vorhandene Konfliktpotential aufgrund der divergierenden geopolitischen Vorstellungen der Großmächte offen legte. Nach und nach wurde ein großer europäischer Krieg als Folge der Zuspitzung des Konflikts zwischen Österreich-Ungarn und Serbien von immer mehr Akteuren und Beobachtern als reale Möglichkeit erachtet.

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In dieser spannungsreichen Phase nahm die internationale Presse das Attentat von Sarajevo und dessen mögliche Bedeutung für die weitere Gesamtentwicklung in Europa ganz unterschiedlich wahr. Dabei spielte das Massenmedium Zeitung selbst in der politischen Agitation eine wichtige Rolle. Die Verlautbarungen waren sowohl ein Indikator für die öffentliche Meinung als auch für offiziöse wie offizielle Anschauungen und Intentionen. Gleichzeitig waren die Presseorgane gefordert, komplexe Sachverhalte und Bündnissysteme der Leserschaft verständlich zu machen. Dabei bedienten sie sich zusehends einfach gestrickter Freund-Feind-Schemata und griffen mit der eskalierenden Julikrise verstärkt auf bereits bestehende Stereotype und Feindbilder zurück. Ein prägnantes Beispiel hierfür sind die von Teilen der deutschen Presse befeuerten Ängste bezüglich einer „slawischen Gefahr“ aus dem Osten, gegen die man in einer um sich greifenden Propagandaschlacht zu Felde zog.

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In der Kabinettausstellung sind 15 Titelseiten von europäischen Zeitungen zwischen dem Attentat von Sarajevo und der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien zu sehen. In zwei Vitrinen sind zudem folgende Stücke ausgestellt.

 

Quelle: http://ostbib.hypotheses.org/435

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Der Erste Weltkrieg als Spiel: Valiant Hearts

Crosspost von The Nerdstream Era. 

Can you make a game about World War I? An adventure game, no less? Ubisoft tried its hand at it. The result is a game called "Valiant Hearts", built on the Rayman2-engine, that was released end of June. The concept is a daring one: You experience the first World War from the perspective of an aging French conscript, Emile, his German son-in-law, Karl, a Belgian nurse, Anna, and an American volunteer, Freddy. The game jumps between these characters as they meet and advances three years through the war. The question remains, though - is it possible to adequatly convey the horrors of the war in a comic-style adventure game? The answer is Yes, at times. 


Emile is a farmer in France, whose German farmhand, Karl, has a little son with his daughter Marie. When the war breaks out, Karl is thrown out of France and conscripted in the German army, while Emile is conscripted in the French one. Emile meets Freddy, an American who volunteered into the French army to avenge the death of his French wife, killed by the evil Baron von Dorf. Anna's father, a scientist, was abducted by von Dorf to develop new and deadly weapons. Through the events of 1914-1917, the characters are drawn together and seperated by the waving fortunes of war. 
Strong art doesn't require dialogue
The gameplay is pretty simple: you command your figure to move left or right, hit objects with your fist or shovel, and interact with other objects. In many levels, you can also command your dog companion to fetch items or pull levers. You can always carry exactly one item, which can also be thrown. The levels either require you to solve a series of simple puzzles most of the time involving machinery with gears and levers or to escape death in equally simple reaction games. Clearly, the gameplay isn't the core of the game and serves more to transport a certain mood or plot. 
Press Space to cut wire.
For example, when the Germans first use Chlorin Gas in 1915, Emile needs to find the underground machine pumping it out, redirecting the vents so the gas is blown at the Germans. When Anna patches someone up, you have to push keys in a quick succession as to complete the healing process. In one level, you drive a tank and have to shoot at mines and planes before they hit you. Anna, commandeering a civilian car, has to evade roadblocks and enemy by driving left or right at the right time.

Just like the real thing.
The focus, therefore, lies on the narrative. There is no spoken dialogue and only occasional voice-over narration. The game instead relies on gibberish sounding French, German or English, with the occasional real words thrown in between, and the bubbles over the characters heads with symbols depicting what to do. An officer, for example, might shout at you with an arrow to the right in the bubble over his head, so you know you have to walk right. This becomes a tad more complex when you get instructions on what puzzle to solve, but it never really gets anywhere near "difficult". 
I guess he wants me to oil the dog.
The style of the graphics is very comic-y, obfuscating the eyes of the characters and pronouncing their torsos and heads over the lims, creating a very distinct style. It serves the scenario well enough, and the engine is able to convey colorful towns as well as the bleak mud stretches of the trenches. The music is also very underplayed, supporting rather than dominating the scenery. When in the trenches, you often see soldiers collapsed, dead, wounded or looking absently into the void. This creates a very vivid and depressing image of the trenches despite the seemingly jolly art style, a cognitive dissonance that is very welcome. There are also lighter scenes, like soldiers celebrating in town. 
Not a light scene.
These stylistic decisions work best for Emile's and Karl's storylines. Anna never gets to the trenches, instead raoming the countryside and aiding soldiers of both sides as necessary. The most tonally off sequences involve Freddy and Baron von Dorf. Both are totally over the top (especially von Dorf's ludicrous arsenal of super weapons that belongs more into the Indiana-Jones-Nazi-variety) and don't really fit tonally. Their storyline is also ended at about two-thirds in the game in an abrupt and entirely unexplained turn of events that seems very unfinished. Freddy's superhero-antics mercifully stop then, making more room for the more realistic feeling of Karl and Emile, whose personal story is much more touching than Freddy's.

Defeating von Dorf's Zeppelin, one handgrenade at a time
It is in these moments that the dissonance of tone becomes a much bigger, more disrupting. It is then not the First World War anymore, but some kind of fantasy land more reminiscent of "Tannhäuser" than of the reality. These parts of the game should have better been excluded in favor of more Emile and Karl. 
Shamelessly abusing a dog for emotional value.
In its strong moments, however, the game can really touch you and convey the feeling and hopelessness of the war. In one of the last sequences, for example, Emile takes part in the Neville offensive, one of the biggest and most futile bloodbaths in the war. You have to go through a sheer endless variance of trenches, survive bombardements and MG fire, without any objective that would make any sense. The officer just commands you to go on as your comrades die around you. The whole loss of purpose is masterfully captured in this sequence (which ends in the soldier's mutiny). Another strong scenario involves the tunnel warfare where Emile rescues a German soldier, has to solve some puzzles with him (that require two people) and is then rescued by him, only to be forced to kill him later. 
Dying for the fatherland in 2D.
On the other hand, scenarios like the capture of Fort Douamont are too focused on the bravery of the soldiers and drip of pathos. The same is true for much of the voice-overs. The developers were too hesitant of making a true anti-war-game, trying to have it both ways. This is almost certainly better for sales, and if it is the price to educate the youth about this conflict, I guess we have to be willing to pay it. But it stands in the way of true artistic greatness, since it continually diminishes the message of the stronger, more emotional sequences. 
No wonder when you have villains like this.
In the end, though, I can only recommend the game. It has its flaws, but it's a brave experiment that needs to be rewarded and is generally touching and even entertaining most of the time. Plus, there isn't exactly a host of World War I games laying around.

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/07/der-erste-weltkrieg-als-spiel-valiant.html

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Von Daten zu Erkenntnissen: Digitale Geisteswissenschaften als Mittler zwischen Information und Interpretation

Vom 23.-27.2.2015 findet die zweite Jahrestagung des Verbandes der “Digital Humanities im deutsprachigen Raum” organisiert durch das Zentrum für Informationsmodellierung – Austrian Centre for Digital Humanities an der Universität Graz statt.

In Workshops, Vorträgen, Panels und Diskussionen soll dabei den zentralen Fragen nachgegangen werden,

(a) welcher Mehrwert sich für Erkenntnisprozesse in den Geisteswissenschaften durch den Einsatz von digitalen Methoden in der Forschung ergibt,

(b) welche Bedeutung Daten in der Generierung von Wissen in den Geisteswissenschaften in der Zukunft spielen werden und

(c) welche disziplinübergreifenden Synergien für die Theoriebildung aus den in den Digitalen Geisteswissenschaften entwickelten Methoden, Techniken und Infrastrukturen zu erwarten sind.

Besuchen Sie die Konferenzwebsite unter dhd2015.uni-graz.at!

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3736

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aventinus academica Nr. 8 [02.07.2014]: Wissenschaftskommunikation 3.0 — ein Plädoyer für eine vertikale Erweiterung des Wissenschaftsdialogs auf Studierende

http://www.wissenschaftsmanagement-online.de/node/4532 Für Studierende ist Wissenschaftskommunikation eher ein Wis­sen­schafts­monolog, als ein Wissenschaftsdialog. Der auf wis­sen­schafts­management-online zweitpublizierte Beitrag entwickelt eine Wis­sen­schafts­kommunikation 3.0 zur aktiven Einbindung Studierender in den Wissenschaftsdialog.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/07/5247/

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Die Website des Zentrums für Reiseliteratur-Forschung (CRLV) – (Mittwochstipp 43)

Das seit 1984 existierende CRLV (Zentrum für Reiseliteratur-Forschung) war ursprünglich an der Sorbonne etabliert, ist aber 2012 an die Universität Blaise-Pascal Clermont II umgezogen. Anfang 2014 ging daher eine völlig überarbeitete Version seiner Website online. Diese integriert einen großen Teil … Weiterlesen

Quelle: http://francofil.hypotheses.org/2548

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Rezensions-Digest Juni 2014

Mariusz Kaczka: Rezension zu: Peter Paul Bajer: Scots in the Polish-Lithuanian Commonwealth, 16th-18th Centuries. The Formation and Disappearance of an Ethnic Group. Leiden / Boston 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/23940.html

Uwe Baumann: Rezension zu: Dieter Berg: Heinrich VIII. von England. Leben – Herrschaft – Wirkung. Stuttgart 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/23837.html

Joachim Eibach: Rezension zu: Maria R. Boes: Crime and Punishment in Early Modern Germany. Courts and Adjudicatory Practices in Frankfurt am Main, 1562-1696. Aldershot 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24419.html

Axel Gotthard: Rezension zu: Thomas Brockmann / Dieter J. Weiß (Hgg.): Das Konfessionalisierungsparadigma. Leistungen, Probleme, Grenzen. Münster 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24342.html

Dieter Weiß: Rezension zu: Hanna Brommer: Rekatholisierung mit und ohne System. Die Hochstifte Würzburg und Bamberg im Vergleich (ca. 1555-1700). Göttingen 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24821.html

Horst Pietschmann: Rezension zu: Norbert Campagna: Staatsverständnisse im spanischen ‘siglo de oro’. Baden-Baden 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24415.html

Katrin Keller: Rezension zu: Anne J. Cruz / Maria Galli Stampino (eds.): Early Modern Habsburg Women. Transnational Contexts, Cultural Conflicts, Dynastic Continuities. Aldershot 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24422.html

Alois Schmid: Rezension zu: Walter Cupperi / Martin Hirsch / Annette Kranz (Hg.): Wettstreit in Erz. Porträtmedaillen der deutschen Renaissance. Berlin/München 2013, in: ZBLG online, 13.06.2014

http://www.kbl.badw-muenchen.de/zblg-online/rezension_2636.html

Wolfgang Burgmair: Rezension zu: Die städtischen Kliniken Münchens in Geschichte und Gegenwart. München 2009, 13.06.2014

http://www.kbl.badw-muenchen.de/zblg-online/rezension_2562.html

Karoline Döring: Rezension zu: Johannes Feichtinger / Johann Heiss (Hgg.): Geschichtspolitik und »Türkenbelagerung«. Wien 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/21337.html

Rainer Hering: Rezension zu: Markus Friedrich: Die Geburt des Archivs. Eine Wissensgeschichte. München 2013, in: H-Soz-u-Kult, 10.06.2014

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-2-162

Martin Faber: Rezension zu: Sabine Jagodzinski: Die Türkenkriege im Spiegel der polnisch-litauischen Adelskultur. Kommemoration und Repräsentation bei den Żółkiewski, Sobieski und Radziwiłł. Ostfildern 2013, in: H-Soz-u-Kult, 27.06.2014

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-2-207

Wolfgang Burgdorf: Rezension zu: Christoph Kampmann / Katharina Krause / Eva-Bettina Krems u.a. (Hgg.): Neue Modelle im Alten Europa. Traditionsbruch und Innovation als Herausforderung in der Frühen Neuzeit. Köln / Weimar / Wien 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/22559.html

Sascha Weber: Rezension zu: Ulrich L. Lehner: Monastic Prisons and Torture Chambers. Crime and Punishment in Central European Monasteries 1600-1800. Eugene, OR 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24914.html

Jonathan Spangler: Rezension zu: Margaret M. McGowan (ed.): Dynastic Marriages 1612/1615. A Celebration of the Habsburg and Bourbon Unions. Aldershot 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24421.html

Justus Nipperdey: Rezension zu: Sophus A. Reinert: Translating Empire. Emulation and the Origins of Political Economy. Cambridge 2011, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/23200.html

Katrin Gäde: Rezension zu: Martina Schattkowsky (Hrsg.): Adlige Lebenswelten in Sachsen. Kommentierte Bild- und Schriftquellen. Köln 2013, in: H-Soz-u-Kult, 06.06.2014

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-2-159

Christophe Losfeld: Rezension zu: Wolfgang Schmale: Das 18. Jahrhundert. Wien 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/23133.html

Bernward Schmidt: Rezension zu: Johannes Wischmeyer (Hrsg.): Zwischen Ekklesiologie und Administration. Modelle territorialer Kirchenleitung und Religionsverwaltung im Jahrhundert der europäischen Reformationen. Göttingen 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 6, 15.06.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/06/24839.html

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1775

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DARIAH-DE Schulungsmaterial – Mitmachen und Verbreiten

von Johanna Puhl, Universität Köln

In DARIAH-DE wurde in den letzten Monaten damit begonnen Schulungsmaterial zu Verfahren, zu Methoden und zu Themen der Digital Humanities über das DARIAH-DE Portal zur Verfügung und zur Nachnutzung bereit zu stellen. Die aktuelle Schulungsmaterial-Sammlung enthält sowohl Materialien, die im Rahmen von DARIAH-DE entwickelt und zusammengestellt wurden, aber besteht auch aus Schulungs- und Lehrmaterial von international forschenden und lehrenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Das gesamte Material wurde mit einer Reihe von Schlagworten angereichert und kann so einfach durchsucht und genutzt werden. Die daraus resultierende Sammlung befindet sich auf https://de.dariah.eu/schulungsmaterial. Das gesamte innerhalb von DARIAH-DE produzierte Schulungsmaterial wird unter CC-BY zur Verfügung gestellt.

DARIAH-DE strebt an, diese Sammlung weiter auszubauen, um eine zentrale Schulungsmaterial-Sammlung, die sich explizit auf eine Nachnutzung für digital Forschende und Lehrende ausrichtet, aufzubauen.

  • Sie haben DH-Schulungsmaterial, das Sie selbst – beispielsweise für eine Lehrveranstaltung oder Workshops – entwickelt oder geschrieben haben und das Sie über DARIAH-DE anderen Forschenden und Lehrenden zur Weiterverbreitung, Nachnutzung oder auch zur Ergänzung und zum Ausbau zur Verfügung stellen möchten?
  • Sie kennen DH-Schulungsmaterial im Netz, das in der Übersicht bisher nicht auftaucht, aber von großem Interesse für Forschende, Lehrende und Studierende im Feld der Digital Humanities ist?
  • Sie haben Fragen oder Anregungen zu unserer bisherigen Sammlung?

… Dann freuen wir uns, wenn Sie sich bei uns unter info@de.dariah.eu mit Lizenznennung Ihres DH-Schulungsmaterials melden.

Schulungsmaterial

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3717

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Alter Wein in neue Schläuche? Einige Thesen zum Verhältnis von Wissenschaft und social media.

Am Anfang stand wie so oft das Reisen:

“Als gegen Ende vorigen Jahres von der Leitung der Scriptoresabtheilung der Monumenta Germaniae die Herausgabe der Annales Hannoniae des Franciscaners Jacques de Guise beschlossen wurde, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, auch die in Valenciennes befindliche, lange für das Original gehaltene Handschrift [...] heranzuziehen. Da die städtische Bibliothek von Valenciennes Handschriften nicht versendet, wurde mir der Auftrag ertheilt, die Vergleichung an Ort und Stelle vorzunehmen. Bei der grossen Anzahl von Bibliotheken im nördlichen Frankreich und der Reichhaltigkeit derselben an werthvollen Manuscripten bot sich auch die Gelegenheit, für die anderen Abtheilungen der Monumente nothwendige Arbeiten zu erledigen.”1

Die Frühzeit der Geschichtswissenschaft war neben der editorischen Pionierleistung vor allem geprägt durch die Notwendigkeit der Entdeckung, Sammlung und Mitteilung des historischen Quellenmaterials. Seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts bereisten deutsche Mediävisten daher Bibliotheken und Sammlungen im In- und Ausland. Die Früchte ihrer Mühen veröffentlichten sie als “Mittheilungen” oder “Anzeigen” dieser Reisen und ihrer Funde. Zwischen 1819 und 1907 finden sich allein im Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 43 solcher Reiseberichte, die neben der reinen Beschreibung der Quellen häufig auch allerlei Erhellendes über die Arbeit und Zugänglichkeit der Bibliotheken zu berichten wussten.

Wissenschaft bestand schon immer vor allem in der Kommunikation von Gelehrten. Während diese Kommunikation gerade in der Frühzeit der Forschung in erster Linie auf der Basis persönlicher Briefe stattfand, erkannte man im 19. Jahrhundert zunehmend die Schwächen dieses Modells und ersetzte es − sicher auch vor dem Hintergrund der anstehenden Großprojekte wie der MGH − zunehmend durch eine zeitschriftenbasierte Kommunikation. Zu diesem Zweck wurde 1820 das Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtkunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters gegründet:

“Ein Unternehmen von dem Umfange der angekündigten Gesammtausgabe [sic!] bedarf in vielfachem Betrachte für die damit beschäftigten, im ganzen Deutschlande und selbst im Auslande zerstreuet wohnenden, Gelehrten des möglichst schnellen und bequemen Mittheilungsweges zur vereinigten Wirksamkeit.

Jeglichem können und werden bei seinen Forschungen Ideen, Ansichten, Wünsche, Zweifel, Fragen entstehen, jeglicher kann Entdeckungen machen, die nicht nur ihm allein, oft auch ihm gar nicht, wohl aber andern zu Statten kommen möchten. Von der Mittheilung solcher gelegentlichen Ergebnisse hält öfters nur ab, daß man im Augenblicke nicht weiß, wem damit besonders gedient seyn dürfte, zuweilen aber auch das umständliche des privaten Briefwechsels [...].

Vorsteher und Besitzer von öffentlichen und Privatsammlungen müssen es bei ihren Berufsgeschäften ohnehin vorziehen, ihre Mittheilungen in eigens dazu bestimmten Blättern mit einem Male zu geben, und auf solche Weise mehrseitiger und wiederholter Anfragen enthoben zu bleiben.”2

Der Vorteil dieser öffentlichen Mitteilungen gegenüber der persönlichen Kommunikation  liegt auf der Hand: Funde können effizienter vermittelt, Thesen breiter diskutiert, Materialien arbeitsteilig erschlossen werden. Gleichzeitig ermöglicht der Druck eine Sicherung der Ergebnisse, die auch im beliebten Zeitschriftentitel “Archiv” deutlich wird.

Der Gelehrte war bei der Lösung eines Problems nun nicht mehr auf sich alleine gestellt, sondern konnte auf das Wissen der gesamten Gelehrtenrepublik zurückgreifen. Gleichzeitig erweiterte sich sein vormals sehr beschränkter Quellenhorizont um den Horizont der Fachkollegen. Funde, Interessen und Probleme mussten nun also nicht mehr direkt adressiert werden, sondern wurden auch an ein persönlich unbekanntes Expertenpublikum und ‘ins Blaue hinein’ gerichtet.

Forscher gaben von da an vermehrt Einblick in den Kontext ihrer Entdeckungen und machten diese so auch anderen Forschungen zugänglich. Diese Entwicklungen stellen ohne Frage eine enorme Steigerung des wissenschaftlichen Potentials und einen wichtigen Schritt in der Geschichte der Professionalisierung der Geschichtswissenschaften dar.

Heute, also mehr als hundert Jahre später, haben sich die Grundlagen der Forschung entscheidend verändert, denn die Quellen sind mittlerweile weitestgehend zugänglich und angemessen erschlossen. Gleichzeitig ist auch die Professionalisierung der Geschichtswissenschaft weiter fortgeschritten. In wissenschaftlichen Zeitschriften äußert sich dies unter anderem durch eine kontinuierliche Verlagerung von Prioritäten vom Kontext der Entdeckung zum Kontext der Rechtfertigung. Vereinfacht gesprochen bedeutet das, dass Wissenschaftler in ihren Publikationen heute nicht mehr aus dem Nähkästchen ihrer Forschung plaudern, sondern in der Regel fertige und argumentativ aufbereitete Ergebnisse publizieren. “Mittheilungen einer Handschriftenreise” sind heute kein Sujet für eine wissenschaftliche Zeitschrift, selbst Miszellen sind eine bestandsbedrohte Art der wissenschaftlichen Veröffentlichung.

Das ist eine interessante und paradoxe, vielleicht sogar problematische Entwicklung: Zum einen erhöht sich natürlich die Qualität der publizierten Beiträge, wenn zunehmend die argumentative Synthese der kleinteiligen Deskription vorgezogen wird.

Ich möchte aber die These einwerfen, dass die zunehmende Professionalisierung der Wissenschaftskommunikation neben den positiven Effekten auch die Gefahr erzeugt, dass Mitteilungen aus dem Kontext der zufälligen Entdeckung – etwa im Zuge einer Handschriftenreise – auf “das [U]mständliche des privaten Briefwechsels” zurückgeworfen und damit der Forschungsöffentlichkeit vorenthalten werden.

Gerade mit Blick auf den Forschungsalltag scheint mir durch die zunehmende Professionalisierung und Marginalisierung der Kleinstmitteilung etwas verloren gegangen zu sein, das wir erst langsam, interessanterweise gerade vor dem Hintergrund der digitalen Revolution und den Möglichkeiten von social media, wieder entdecken: die Anzeige kleinerer Entdeckungen oder Probleme aus dem laufenden Forschungsprozess.

Hier bieten gerade die neuen Medien alte Möglichkeiten, wenngleich in einer bislang ungekannten Intensität und Offenheit.

Ein kleiner Teil der Forschung kommuniziert seine Funde und Probleme heute zum Beispiel zunehmend über twitter, so etwa der Handschriftenexperte Erik Kwakkel;

Alert, Middle English scholars: this 16th-c ms w title page appear unknown (ParisMazarine931). http://t.co/NZ7uCpqWUX pic.twitter.com/lXHaLY1lt4

— Erik Kwakkel (@erik_kwakkel) June 16, 2014

Blogs wie Archivalia oder das Mittelalter-Blog beleben die Miszelle und ermöglichen kollaboratives Forschen (hier sind vor allem die verlinkten Beiträge auf Archivalia beeindruckend!); und Podcast-Portale wie youtube ermöglichen es Institutionen, ihre Quellenbestände der Forschung mitzuteilen, um nur wenige Beispiele und Möglichkeiten zu nennen.

Neben diesen tollen neuen Möglichkeiten empfinde ich vor allem die frappierenden Parallelen zur Frühzeit der modernen Geschichtswissenschaft faszinierend. Die Idee hinter wissenschaftlichen social media unterscheidet sich im Grunde nur durch die neue mediale Intensität vom Programm des Archivs der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtkunde:

  1. Jeder Forschende kann zum Sender werden.
  2. Information muss nicht konkret adressiert werden.
  3. Über Relevanz entscheidet der Empfänger der Botschaft.
  4. Vormals beschränkte forschungsrelevante Informationen werden öffentlich multipliziert.
  5. Einbindung möglichst aller potentieller Informationsquellen und Nutzung der wissenschaftlichen Schwarmintelligenz (denn auf nichts anderes zielt ja im Grunde jede Veröffentlichung ab).

Zum Vergleich nochmal das oben stehende Zitat aus dem Archiv:

Jeglichem können und werden bei seinen Forschungen Ideen, Ansichten, Wünsche, Zweifel, Fragen entstehen, jeglicher kann Entdeckungen machen, die nicht nur ihm allein, oft auch ihm gar nicht, wohl aber andern zu Statten kommen möchten. Von der Mittheilung solcher gelegentlichen Ergebnisse hält öfters nur ab, daß man im Augenblicke nicht weiß, wem damit besonders gedient seyn dürfte, zuweilen aber auch das umständliche des privaten Briefwechsels [...].

Gerade mit Blick auf die vielen Bibliothekare und Archivare, daneben aber auch auf die vielen Studierenden und Laienforscher, scheint die bereits zitierte Vorrede zum Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtkunde noch immer aktuell zu sein (von der Beschränkung auf männliche Forscher natürlich abgesehen) :

“Ferner leben im deutschen Vaterlande viele gründlich gelehrte Männer, denen persönliche und Dienstverhältnisse weder eine beständige Mitwirkung, noch auch besondern Briefwechsel gestatten, die aber gleichwohl geneigt wären, durch jeweilige Kentnisse mitzuwirken, sobald sie nur wüßten, wo und wie weit diese dem Unternehmen nützlich werden könnten.”3

Die neuen Medien stellen hier ein geeignetes, da niederschwelliges, offenes und ressourcenschonendes Angebot dar. Social media ermöglichen in der Wissenschaft damit eine Rückkehr zu einer fruchtbaren, weil semioffiziellen Wissenschaftskommunikation, die ihren Mehrwert im Gegensatz zum offiziellen Publizieren synthetischer und fertiger Forschungsergebnisse in Zeitschriften gerade durch ihre unsystematische und ungefilterte Mitteilung hat.

Die Diskussion um das Verhältnis von Wissenschaft und den sogenannten “neuen” Medien basiert meiner Ansicht nach häufig auf einer Fehlinterpretation: Vor dem Hintergrund der Geschichte der Geschichtswissenschaft haben wir es im Bereich von social media eigentlich kaum mit einem neuen Phänomen zu tun. Vielmehr sollte man von einer Wiederentdeckung sprechen, einer Wiederentdeckung des Inoffiziellen, des Vorläufigen und Unfertigen – mithin: des Kontexts der Entdeckung.

Wie sagte der alte Ben Akiba? Alles schon mal dagewesen.

  1. Sackur, Ernst: Reise nach Nord-Frankreich im Frühjahr 1889. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Bd. 15 (1890), S. 437-473, hier S. 437.
  2. Vorrede zur ersten Ausgabe. In: Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtkunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters Bd. 1, (1820).
  3. Ebd.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3975

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