Ö1: Der lange Weg zum Klo

Ö1 strahlt Sa, 25.9.2010, 9:05-10:00h folgende Sendung aus:

Der lange Weg zum Klo. Eine Geschichte des Umgangs mit den Ausscheidungen. Feature von Peter Angerer

Damit eine Stadt funktionieren kann, benötigt sie ein Abbild in der Dunkelheit, ein unsichtbares Äquivalent, in dem alle Ausscheidungen der Stadt entsorgt und zur Kläranlage geführt werden. Für die Sprache hat Roland Barthes das Klärwerk für die dunklen Zonen entdeckt: "geschrieben stinkt Scheiße nicht."

1,1 Milliarden Menschen kennen nicht einmal die Idee einer Toilette, sondern nur Krankheiten, die wir in den industrialisierten Ländern erst wahrnehmen, wenn sie die Dimension einer Epidemie annehmen: Durchfall, Cholera, Typhus oder Hepatitis. Der Mangel an Toiletten verursacht weltweit mehr Tote als Aids. Bis 2015 wollten die Vereinten Nationen den Mangel an sanitären Einrichtungen halbieren, denn über 40 % der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu solchen Anlagen. Weil sich die Zustände nach dem Jahrtausendwechsel eher verschlechtert haben, hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Jahr 2008 zum Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung erklärt. Der Themenschwerpunkt wurde wohl weitgehend missverstanden, denn nach wie vor müssen 2,6 Milliarden Menschen ohne sanitären und hygienischen Standard auskommen.

In den europäischen Großstädten hat es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gedauert, bis der Zusammenhang von Trinkwasserqualität und Cholera und anderen tödlichen Erkrankungen akzeptiert wurde. Die Nachttöpfe wurden auf Pariser oder Londoner Straßen entleert und besonders stark benützte Abfallwege wurden Pudding Lane genannt. Britischer Humor eben. 1858 war in London das Jahr des "großen Gestanks", in dem beispielsweise sämtliche Fenster des Parlaments mit Chlor getränkten Tüchern verhängt werden mussten. Erst 1865 konnte das Londoner Abwassersystem eingeweiht werden.

Aber schon 1739 wurden die Exkremente einer größeren Stadt durch ein funktionierendes Kanalsystem entsorgt: Diese Pionierstadt war Wien. Wiener Techniker sind es auch, die Großstädte in China beraten. Schanghai etwa entsorgt das Abwasser einer Millionenbevölkerung noch immer ins Meer. Aber es gibt bereits dezentrale Sanitärkonzepte wie Pflanzenkläranlagen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/8357262/

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Standardisierung der Maße und Gewichte/Weißer Kittel

Im H-SOZ-U-KULT-Bericht über das Erste technikhistorische Forum für Doktorand/innen und Habilitand/innen der Gesellschaft für Technikgeschichte sind mir gleich die zwei zuerst vorgestellten Projekte besonders aufgefallen:

PETER KRAMPER (Freiburg) geht in seinem Habilitationsprojekt „‚The Battle of the Standards’. Messen, Zählen und Wiegen in Westeuropa 1750-1914“ der Frage nach, ob der Prozess der Standardisierung ein paradigmatisches Problem der Entstehung moderner Gesellschaften sei. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Maße und Gewichte Kristallisationspunkte des Übergangs von traditionellen Agrar- zu modernen Industriegesellschaften darstellten, als soziale Komponenten fungierten und integraler Bestandteil von wirtschaftlichen und sozialen Austauschbeziehungen waren. In der Diskussion wurde deutlich, dass die transnationalen Verflechtungen und ihr Einfluss auf die Standardisierung von Maßen und die internationale Organisation weiterer Forschung bedürfen. Soziale Konnotationen in Verbindung mit einem wissenschaftshistorisch angeregten Forschungsgegenstand zeigten sich auch in dem Promotionsprojekt von ZUZANNA PAPIERZ (Dortmund) „Der weiße Kittel. Repräsentationskultur in der Wissenschaft“. Am Beispiel des Kittels, seiner Verwendung, sich wandelnder Ausgestaltung und Bedeutung will sie diesen als epistemischen Zwischenraum, in dem sich der Prozess der Wissensproduktion zeigt, durch die Methode der qualitativen Dingbefragung untersuchen. In der Diskussion wurde auf die nicht zu vernachlässigende Bedeutung der Patienten, die ebenfalls eine wichtige Rolle in der Symboletablierung spielten und entscheidend durch ihre Wahrnehmungen zu selbiger beitrugen, verwiesen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6499513/

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Ö1-Radiokolleg: Alles, was Staub ist

Nach Hartmut Bitomskys Dokumentarfilm (vgl.) widmet sich nun das Ö1-Radiokolleg dem Thema Staub (6.-9.9.2010, jeweils 9:30-9:45):

Niemand kommt an ihm vorüber, es beginnt schon vor dem ersten Atemzug und hört auch nach dem letzten Atemzug nicht auf. Staub ist ein über das Leben hinaus ständiger Begleiter. Meist ist er lästig, man hustet ihn raus, saugt ihn weg, kehrt ihn zusammen, doch wirklich los wird man ihn nie. Und das hat auch seinen Grund: schließlich ist unser Universum überhaupt erst dank des Urknalls entstanden. Also hat der so ungeliebte Staub eine Kehrseite. Nämlich die, dass es ohne ihn gar nicht geht. Weder würden Blüten bestäubt, noch Speisen gewürzt, noch medizinische Pulver hergestellt und die Technik hätte einen wesentlichen Werkstoff weniger.

Unzählige wissenschaftliche Spezialgebiete beschäftigen sich mit den kleinen Partikelchen, die nicht nur in der Atmosphäre auftreten, sondern sogar im flüssigen Zustand zu finden sind. So paradox es klingen mag, selbst in Reinigungsmitteln sind sie unabkömmlich.

Den Staub einmal in seine Bestandteile zu zerlegen, seine neuesten umweltgefährdenden Quellen aufzuspüren, aber auch seine hoch wertvolle Seite zu beleuchten, ist Thema der Sendereihe von Ilse Huber.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6493339/

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