Aufruf: Wer kennt mittelalterliche Wappensagen?

Eine wichtige Funktion der Heraldik war es, den Träger des jeweiligen Wappens in einen genealogischen Gesamtkontext einzureihen, um ihn auf diese Weise an den Ansprüchen und Taten seiner Vorfahren teilhaben zu lassen. In der Forschung ist zu lesen, dass dafür häufig Wappensagen, also die Herkunftslegende eines jeweiligen Wappens, verwendet wurden. Versucht man jedoch dem Ursprung dieser Sagen nachzugehen, ergeben sich einige Schwierigkeiten. Die Sammlungen des 19. Jahrhunderts als Sackgasse Im Zuge meiner Masterarbeit zum Thema der Wappensagen versuche ich unter anderem herauszufinden, wann die ersten Sagen schriftlich fixiert wurden und welchen Einfluss sie auf das Denken der Zeitgenossen bezüglich der Wappen hatten. Betrachtet man die Verweise, die in der Forschungsliteratur bezüglich etwaiger Sammlungen dieser Wappenlegenden zu finden sind, wird man im deutschsprachigen Raum oftmals in das vorletzte Jahrhundert verwiesen. Genannt werden dabei beispielsweise die Werke Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels deutscher Nation des Johann Georg Theodor Graesse von 1876 oder Johann Georg Ludwig Hesekiels‘ Wappensagen von 1865. Als englisches Pendant kann The General Armory of England, Scotland, Ireland and Wales von Bernard Burke aus dem Jahre 1884 gelten, das neben einer umfassenden Beschreibung der Wappen aus dem britischen Raum stellenweise auch deren Herkunftsgeschichten angibt. Sammlungen von Herkunftssagen aus Frankreich […]

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/1436

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Das Sachsenross im Wappen der Welfen: Das lange Leben einer Legende

Als im Jahre 1995 die Ausstellung „Tapfrer Heinrich, sei willkommen!“ im Herzog-Anton-Ulrich-Museum, Dom und Landesmuseum in Braunschweig eröffnete, schrieb Rolf Michaelis in der Einleitung eines Artikels der Tageszeitung DIE ZEIT (Nº 34/1995) über Heinrich den Löwen und eben jene Ausstellung folgendes: „Verwirrung total. ‚Der Löwe’ ist Ehrenname des Mannes, dessen persönliches Wappentier jedoch ein goldenes Pferd ist (das springende weiße Niedersachsenroß bis heute)“. Es scheint an dieser Stelle, als habe der Autor des Artikels eine Annahme gemacht, die sich seit dem 15. Jahrhundert standhaft hält, historisch aber nicht belegbar ist. Gemeint ist die Aussage, dass Heinrich der Löwe und das gesamte welfische Geschlecht als Träger jenes Wappentiers bezeichnet werden, das wir heute noch aus dem Wappen des Landes Niedersachsen und in abgeänderter Form in vielen weiteren Wappen – nicht nur auf Deutschland begrenzt – finden (u.a. NRW, Kent [UK]). Historische Belege für das Sachsenross – literarische und heraldische Quellen Crantz (1448-1517) schreibt z.B. in seiner Saxonia von ca. 1500, dass Heinrich der Löwe, nach seiner Rückkehr aus England, zwei Löwen im Wappenschild und das Sachsenross in der Helmzier trug[1]. Crantz beschreibt, dass Heinrich die zwei Löwen bevorzugte (praeferere), nachdem er aus dem Exil zurückgekehrt war. Das Sachsenross wurde von ihm […]

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/1396

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