Vor 100 Jahren endete die letzte gemeinsame große Aktivität des Mouvement Dada: 1921/22 verbrachten Dadaist:innen die Sommermonate in Tirol, im September 1922 reiste als letzter Tristan Tzara ab.
Die Initiative zum Besuch des damaligen Billigurlaubsland Österreich ging von Max Ernst aus, der sich mit seiner Frau Luise und Sohn Jimmy bereits im Mai 1921 in
Tarrenz aufhielt. Als wichtigstes künstlerisches Gemeinschaftsprodukt entstand
Dada au grand air / Der Sängerkrieg in Tirol, gedruckt im September 1921 zu Innsbruck - es war zugleich die achte und letzte Ausgabe der Zeitschrift Dada.
Abgesehen von den Ernsts waren damals - in wechselnden Konstellationen - Hans Arp, Johannes Theodor Baargeld, André und Simone Breton. Maya Chrusezs, Paul und Gala Eluard, Sophie Taeuber, Tristan Tzara in Tarrenz und Imst anwesend; ein Abstecher von Tarrenz aus sollte Breton übrigens nach Wien zu Freud führen, eine für ersteren eher enttäuschende Begegnung.
In zeitgenössischen österreichischen Medien blieb dieser kollektive Tirol-Besuch
fast unbemerkt, erst ab den 1960ern setzte langsam die Beschäftigung mit diesem wohl bedeutendsten Ereignis der Tiroler Landesgeschichte ein, am umfassendsten dokumentiert bekanntlich von Raoul Schrott. Basierend auf dessen
Dada 21/22 gestalteten Wolfgang Weisgram und Fritz Ostermayer 1989 die wunderbare
Radio-Collage 'DADA au grand air - Der Sängerkrieg in Tirol'.
Während in früheren Jahrzehnten in Tirol zuweilen Ausstellungen zu dieser Episode stattfanden, blieb meines Wissens das 2021 im Rahmen des Festivals Stummer Schrei von Florian Kaplick gezeigte Programm
Dada.Tirol.100 die einzige AKtivität zum Anlass des 100-Jahr-Jubiläums.
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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022691348/