62 | 2021 – Ancêtres

Couverture RH19 - 62

Quelle: http://journals.openedition.org/rh19/7445

61 | 2020 – Dans l’intimité de l’exil

Couverture RH19 - 61

Quelle: http://journals.openedition.org/rh19/7067

Professional Ethics, Medical Experts and the Famine of 1932-1933 in Soviet Ukraine

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14623528.2023.2247760?ai=z4&mi=3fqos0&af=R

Individual variations in information behaviour of professional translators: towards a classification of translation-oriented research styles

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14781700.2023.2231933?ai=15d&mi=3fqos0&af=R

Machtergreifung?

#AfD

Die radikale Rechte bereitet sich auf die Macht vor: Einerseits Putsch-Pläne aus dem Milieu von »Reichsbürgern«, andererseits stille Vorbereitungen im »Vorfeld« der AfD und die Wahl erster kommunaler Verwaltungsspitzen. Kontroversen bleiben nicht aus: Koalieren mit der CDU oder braucht es im Krisenfall die Machtergreifung?

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Faschist Höcke © Dominik Sauerer

Schillernd war, was bei den Razzien gegen die Gruppe von »Reichsbürgern« rund um Heinrich XIII. Prinz Reuß zu Tage kam. Gemeinsam mit ehemaligen Bundeswehrsoldaten, Adligen, Polizist*innen, Jurist*innen und einschlägigen Rechtsradikalen wollte er sich laut Presseberichten und den Mitteilungen des Generalbundesanwalts an die Macht putschen – erfolglos, wie wir wissen. Mit Waffensammlungen, Planungstreffen, ideologischer Untermalung, großem Tamtam und historischen Linien zur Legitimation: Was da nun zutage kam, war eine bizarre Mischung aus Größenwahn und gefährlichen rechten Strukturen. Die Zahl der Unterstützer*innen, ihre Stellung in Institutionen der Gesellschaft und ihr Zugriff auf Waffen machten klar, dass hier eine reale Gefahr besteht.

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Modell »Staatsstreich«
Das Modell »Staatsstreich« ist jedoch in einer gefestigten, modernen Demokratie wenig erfolgversprechend. Mit dem Denkmodell des italienischen Marxisten Antonio Gramsci über den demokratischen Staat und dessen vorgelagerten, schützenden Kasematten der Zivilgesellschaft lässt sich die Erfolglosigkeit dieses Versuchs erklären. In einer zentralistisch organisierten und vom Staat nur schwach durchdrungenen Gesellschaft lässt sich die Herrschaft im Handstreich erobern. Hier reicht es aus – um im historischen Bild der russischen Oktoberrevolution zu bleiben –, das Winterpalais zu stürmen. Doch ein demokratischer, institutionell dicht durchzogener, von großen Teilen der Bevölkerung getragener und mit einer Zivilgesellschaft ummantelter Staat ist dagegen nicht im Sturm zu nehmen. Hier geht es erst einmal darum, in Gesellschaft und Institutionen Hegemonie zu erringen, um eines Tages auch real die Macht übernehmen zu können. Diesen Weg hat offenbar die AfD und ein Teil ihres Umfelds inzwischen eingeschlagen – getrieben aus einer Melange aus praktischen Erfahrungen der letzten Jahre, opportunistischen Hoffnungen auf ein Stück vom Kuchen und strategischen Überlegungen zur Machtergreifung, wie sie im Umfeld des »Instituts für Staatspolitik« (IfS) und des »Compact-Magazins« diskutiert werden.


Rechter »Marsch durch die Institutionen«
Besorgt notierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Anfang Juli, der AfD gelinge inzwischen der Marsch durch die Institutionen. Die Wahl eines ersten Landrats der Partei im thüringischen Sonneberg und eines hauptamtlichen Bürgermeisters im sachsen-anhaltischen Raguhn-Jeßnitz sei für die rechtsradikale Partei »Neuland«. Das Ziel des »illiberalen Marschs durch die Institutionen« sei, schreibt das konservative Blatt mit Blick auf den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, ein »schleichender Systemwechsel«. Die Wahlen von Rechtsradikalen in zwei kommunale Verwaltungsspitzen seien erste Schritte auf diesem Weg.


Während die Sorgen der Zeitung aus Frankfurt am Main eher abstrakter Natur sind, werden die realen Folgen für geflüchtete Menschen, Linke und alle anderen Menschen, die ins Feindbild der Rechtsradikalen fallen, vor Ort sehr deutlich werden. Denn – das ist eine Erfahrung mit Rechtsregierungen – sie werden sich bemühen, das umzusetzen, was sie versprochen haben – auch durch Tabu- und möglicherweise Rechtsbrüche, die zwar durch Gerichte gegebenenfalls im Nachhinein korrigiert werden können. Doch dann ist das Kind meist schon in den Brunnen gefallen. Den sonst üblichen Anstand, sich im Großen und Ganzen an demokratische Gepflogenheiten zu halten, hat die radikale Rechte nicht und wird für diese Haltung zumeist bei Wahlen belohnt.

Dammbruch im Osten?
Die aktuellen Umfragewerte für Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – in dreien der Länder wird 2024 gewählt –, erschrecken: Die AfD ist hier inzwischen stärkste oder zweitstärkste Kraft mit Werten von knapp unter oder deutlich über 30 Prozent. Das befeuert die Träume der Partei, in naher Zukunft nicht nur Landräte oder Bürgermeister, sondern sogar Minister zu stellen oder gar Landesregierungen anzuführen. Zwar lehnt eine klare Mehrheit der Deutschen (73 Prozent) laut einer aktuellen Umfrage Koalitionen mit der Partei ab – regional sieht das jedoch anders aus. In Brandenburg, Sachsen und Thüringen könnte es im nächsten Jahr folgende Optionen für eine Regierungsbildung geben: Entweder mit Beteiligung der AfD in Form einer Koalition von CDU und AfD beziehungsweise einer von der AfD tolerierten Minderheitsregierung oder eine quasi demokratische Allparteienregierung von Linkspartei bis CDU, um die Rechtsradikalen von den Schalthebeln der Macht fernzuhalten. Hier wird es vor allem darauf ankommen, ob die Bundes-CDU ihre ostdeutschen Landesverbände weiterhin im Zaum halten kann oder ob der Dammbruch einer Kooperation mit der AfD auf Landesebene gefährliche Realität wird.

Mitregieren
In der AfD sorgen die jüngsten Umfragen für Allmachtsfantasien. Sachsens Landesvorsitzender Jörg Urban sagte: »Wir wollen regieren, und wir werden regieren!« Zumeist scheint dafür nur die CDU als Partnerin infrage zu kommen. Doch daran kommt Kritik von rechts. Benedikt Kaiser, Dauerautor des IfS, schrieb: »Wieso soll man sich einseitig auf eine Zukunftskoalition mit der CDU festlegen? Die CDU ist im konservativen und rechtsoffenen, aber auch im diffus populistischen Wählerspektrum Sachsens unbeliebt; zwei Jahre Corona-Restriktionen und Gleichschritt mit der ›Ampelkoalition‹ in Berlin haben Spuren hinterlassen. Wieso also nicht das potenzielle Koalitionsfenster offenstehen lassen? Wieso nicht sagen: Wir gewinnen die Wahl, dann sehen wir weiter!« Sich an die CDU zu binden, sei »politisch nicht ratsam«, da man so Protestwähler*innen vergraule, schrieb er in »Der Eckart«, der österreichischen »Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur« im April 2023.

Osten als Vorreiter
Als im Januar dieses Jahres eine Umfrage die Bundesvorsitzende der AfD und Chefin der Fraktion im Bundestag Alice Weidel, bei einer Direktwahl zur Kanzlerin in Ostdeutschland an erster Stelle sah, freute sich der rechtsradikale Publizist über die Option auf die Macht: »Wenn es jemals eine ‹Wende› in der BRD geben wird, geht sie von den ‹neuen Bundesländern› aus und greift erst von dort auf den Westen über. Die AfD als Wahlformation einer ‹Mosaik-Rechten› nimmt genau diese Rolle nun einmal im Osten ein, wo ein konstruktives Ineinandergreifen parlamentarischer und außerparlamentarischer Akteure überwiegt (…). Nur dort erscheint es realpolitisch machbar, dass die AfD mit bald erreichten ‹30 Prozent plus› den dominierenden Seniorpartner wird verkörpern können – falls es überhaupt Koalitionsoptionen gibt. (…) Denn mit 30 Prozent plus kann man ein Bundesland mitgestalten: Man erinnere sich an die weitreichenden föderalen Spielräume, die man nutzen und kämpferisch ausweiten müsste, von der Sozial- und Kulturpolitik bis hin zur inneren Sicherheit. Wenn man also überhaupt auf Wahlen als Motor der Änderung setzt, heißt die Devise: Ostkurs!« Die CDU – »geschrumpft« und »politisch korrigiert« – ist für ihn in seiner Vision – und die jüngsten Umfragen geben ihm teilweise recht – höchstens noch »Juniorpartner der AfD«. Ein Erfolg im Osten würde »auch im Westen Hoffnungsregionen mitreißen«.

Schwarz-blau/braune Machtoption
Die rechten Träume von der Macht bekommen Nahrung von einem unklaren Verhalten der Konservativen. Neben klarer Abgrenzung nach rechts durch einige Vertreter*innen der Partei gibt es eben all jene – vor allem im Osten –, die für künftige Pöstchen bereits heute alle historischen Warnungen in den Wind schlagen. So plädierte beispielsweise Thüringens früherer Fraktions- und Parteichef und ewiger Anwärter auf den Posten des dortigen Ministerpräsidenten Mike Mohring für einen anderen Umgang mit den Rechtsradikalen. Es habe keinen Sinn, »die AfD parlamentarisch durch Ausgrenzung zu überhöhen, ohne dass sie sich inhaltlich beweisen muss«. Auch die Beobachtung der Partei durch den Thüringer Inlandsgeheimdienst sei noch kein überzeugender Anhaltspunkt, dass die AfD »nicht auf dem Boden des Grundgesetzes« stehe. So werden Machtoptionen vorbereitet.

»Mosaik-Rechte«
Kaisers »Mosaik-Rechte«, die er seit 2017 immer wieder in die Debatte bringt, soll ein Weg sein, die radikale Rechte wirkmächtiger werden zu lassen. 2022 untermauerte er seinen Vorschlag in seinem Buch »Die Partei und ihr Vorfeld« aus dem »Verlag Antaios«. Parlamentarische und außerparlamentarische Akteure müssten ein »Gesamtmilieu« abbilden, in dem »jeder in seinem Beritt mit den dort typischen Verhaltens- und Aktionsweisen agierte, die organisationskulturelle Autonomie des Bündnispartners aber akzeptierte.« Eine »kämpfende« und eine in Zukunft »regierende« Rechte müssten sich »als dialektisches Paar ergänzen, gegenseitig strategisch vorantreiben und zugleich korrigieren«. Kaiser erklärt in dem Buch, wie sich die AfD und ihr »Vorfeld« als »Schutz-, Unterstützungs- und Rekrutierungsraum« wechselweise stärken müssten. Für ihn ist klar: Die Partei dürfe nicht bloß »Korrektiv für die Union« sein, sondern müsse selbst nach der Macht greifen. Dafür sei es notwendig – im Sinne der Herausbildung politischer Hegemonie – auch intensiv im Vorfeld der Partei aktiv zu sein.


Kaiser bemüht sich immer wieder – bis heute allerdings erfolglos – Brücken von rechts nach links zu schlagen. Ein Ansatzpunkt dafür ist, »soziale Fragen« von rechts zu besetzen. Hier findet er Anknüpfungspunkte bei Jürgen Elsässers »Compact-Magazin«. Im Februar wurde dort die »heute so drängende Frage nach den Durchsetzungschancen der Opposition« diskutiert. »Das volksfeindliche Agieren der Eliten« habe »Millionen gegen ‹die da oben› aufgebracht«. Während Elsässer vor allem die Frage aufwirft, ob man »über einen Durchbruch in einer wichtigen Einzelfrage nicht die Eliten stürzen« könne – er meint das Modell von Massendemonstrationen in mobilisierungsstarken Einzelfragen –, setzt Kaiser statt auf putschartige Aktionen auf eine langfristig gedachte Eliten- und Kaderbildung, um politisch mächtig zu werden.

»Grundlegend anderes Deutschland«
Eines ist klar: Die radikale Rechte denkt aktuell auffallend intensiv darüber nach, nicht nur von der Seitenlinie die Politik zu kommentieren. Sie will an die Macht, möglichst ungehindert von anderen Parteien und demokratischen Gepflogenheiten. Und auch das Ziel ist klar: Ein »grundlegend anderes Deutschland, ein anderes Europa«, wie Kaiser dezidiert schreibt.

Der Beitrag Machtergreifung? erschien zuerst auf der rechte rand.

Quelle: https://www.der-rechte-rand.de/archive/9661/machtergreifung/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=machtergreifung

Danmu as archi-text and meta-text: a semiotic analysis of online video consumption shaped by viewers’ (translational) comments

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14781700.2023.2236108?ai=15d&mi=3fqos0&af=R

How the influenza pandemic 1918/19 affected teacher education and schools in several ways − a case study from Switzerland

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00309230.2023.2238623?ai=z4&mi=3fqos0&af=R

‘Dancing in the halls of the rich’? Fatal mine explosions and pro-employer bias in the UK mining inspectorate, 1870-1900

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/0023656X.2023.2243456?ai=z4&mi=3fqos0&af=R

Alternatives Kulturgut in Mainz

#Immobilie

Das Zentrum der »Alternative für Deutschland« in Rheinhessen hat vor einem guten halben Jahr seine Tore geöffnet. Vor Ort bedeutet das nun eine weitere Institution der extremen Rechten, mit der sie ihren Einflussbereich ausbaut und die Parteiarbeit intern absichert. Werfen wir einen Blick auf die Strukturen im Hintergrund.

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AfD Zentrum Rheinhessen – Mainz

Was müssen sich damals die Mainzer Abgeordneten gedacht haben, als sie zum Videodreh in eine der nördlichsten Städte im Flächenland Rheinland-Pfalz gefahren sind, um im Corona-Wahlkampf etwas liefern zu können, nur damit sie sich dabei nicht von Demonstrierenden beschimpfen lassen müssen. Wohl einer der Gründe, dass ein Jahr nach der Landtagswahl dann im Mainzer Stadtteil Hechtsheim zum 30. April 2022 das »Zentrum Rheinhessen« offiziell seine Tore als »Bürgerbüro« eröffnete. Auf dem Sharepic laden neben den AfD Kreisverbänden Mainz und Mainz-Bingen auch der Landtagsabgeordnete Damian Lohr und der Bundestagsabgeordnete Sebastian Münzenmaier ein, die beide auch ihre Wahlkreisbüros in das »Zentrum Rheinhessen« verlegt haben. Die nüchterne gewerbliche Immobilie in der Athener Allee war wohl eine strategische Wahl. Mainz-Hechtsheim bildet die Stadtgrenze von Mainz. In dem Stadtteil, der im Wohn- und Gewerbegebiet und direkt an der Autobahn liegt, kommt niemand zufällig vorbei. Wer nicht weiß, dass es dort ist, muss danach suchen.
Und das liegt nicht daran, dass sich die AfD mit ihrem Zentrum bedeckt gehalten hätte. Schon eine Woche nach der Eröffnung referierte Lohr mit dem Europaabgeordneten Maximilian Krah »über die Zukunft Europas und seine Gespräche mit den US-Republikanern in New York.« Am 13. Mai besuchte der Bundestagsabgeordnete Bernd Schattner den Stammtisch der »Jungen Alternative« (JA), als würde dieser dort regelmäßig stattfinden.


Es folgten Themenabende, Bürgerdialoge, Konferenzen und Stammtische. Zu einem der letzteren referierte Schattner zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Steffen Janich. Der ehemalige Polizeiobermeister wurde aus dem Polizeidienst suspendiert, nachdem er sich für eine Demonstration gegen die Coronamaßnahmen als Versammlungsleiter zur Verfügung gestellt hatte. Zuletzt forderte er im Bundestag eine »Abschiebeoffensive«.

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Am 25. August durfte Jonas Schick seine Ansichten zur »Ökologie von rechts« im Zentrum vortragen. Schick hatte 2017 nach seinem Austritt aus der AfD das Onlinegesprächsformat »90 Grad« gegründet, in dem er lokale Größen aus JA und »Identitärer Bewegung« (IB) interviewte. Drei Tage später veranstaltete die AfD Rheinland-Pfalz dort ihr Sommerfest inklusive Hüpfburg. Zuletzt berichtete am 8. Dezember die AfD-Landesgruppe, also zwei der rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten, von »Neuigkeiten aus dem Bundestag und beantworteten zahlreiche Fragen aus dem Publikum«.

Kulturerbe in Rheinhessen
Bis zuletzt mussten sich Interessierte vorab per Mail bei den jeweiligen Veranstalter*innen anmelden, um die genaue Adresse zu erfahren. Zu der Veranstaltung mit Jonas Schick ging die Interessenbekundung direkt an die Mailadresse des »Zentrum Rheinhessen«. Veranstalter war »Deutsches Kulturerbe in Rheinhessen e. V.«. Es ist unklar, in welchem Zusammenhang dieser Verein mit dem AfD-Zentrum genau steht. Dem Verein sitzen aber mit Carsten Propp und Stephan Stritter zwei bekannte Parteimitglieder vor. Als Sitz des Vereins ist die Adresse in der Athener Allee eingetragen – die Adresse des Zentrums in Rheinhessen. Es wäre also denkbar, dass ein Verein und nicht eine Person die Räume des Zentrums anmietet.


Zwar lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, wo der Verein 2018 gegründet wurde. Doch Datensammler wie meinestadt.de geben noch heute eine ältere Adresse in der Stahlbergstraße 33 in der Mainzer Oberstadt aus – die Adresse der neonazistischen Burschenschaft »Germania Halle zu Mainz«, einer schlagenden Verbindung des schwarz-weiß-roten Kartells und Mitglied im Dachverband »Deutsche Burschenschaft« (DB). Die »Germania Halle zu Mainz« hatte sich schon in der Vergangenheit wiederholt AfD-Abgeordnete als Redner*innen eingeladen. Wegen Krankheit musste eine Veranstaltung mit dem damaligen IB-Chef Martin Sellner ausfallen, als dieser 2017 von seiner Reise mit der C-Star berichten wollte. Deutlich weiter zurückliegend lud die Mainzer Burschenschaft 2009 mit Hans-Joachim Herrmann einen Ritterkreuzträger ein, der als Anwalt auch nach 1945 Neonazis und Holocaustleugner verteidigte.


Da überrascht es auch nicht mehr, dass zur Vereinsgründung Damian Lohr, Lothar Mehlhose und Philip Stein dem Verein vorsaßen. Alle drei sind Mitglieder in der DB. Lothar Mehlhose sitzt außerdem dem Altherrenverband der »Germania Halle zu Mainz« vor. Philip Stein gehörte bereits der »Marburger Burschenschaft Germania« an, verantwortete zu der Zeit den »Jungeuropa Verlag« in Dresden und leitete »Ein Prozent« – ein Knotenpunkt zwischen pseudointellektuellen Rechten und Straßenaktivismus. Stein verließ den Vorstand von »Deutsches Kulturerbe in Rheinhessen e. V.« im August 2018. Ihm folgte Alexander Jungbluth. Jungbluth ist kein »Germane«, allerdings gehört er der »Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn« an. Die »Raczeks«, ebenfalls Mitglied in der DB, spalteten 2011 ihren Dachverband, als sie die Einführung eines »Ariernachweises« in der DB forderten.

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AfD Zentrum Rheinhessen – Mainz

Hinter der Fassade
Das AfD-Zentrum Rheinhessen wirkt nach außen hin mit Familienfesten und Bürgerdialogen unter seinem Weintraubenlogo in der Weinstadt Mainz geradezu leutselig. Ein Blick hinter die Kulissen verdeutlicht schnell die Strukturen, die nicht nur in dem Zentrum, sondern auch in der rheinland-pfälzischen AfD tonangebend sind. Es sind auch hier nicht die Galionsfiguren wie der Landesvorsitzende Jan Bollinger oder der Fraktionsvorsitzende Michael Frisch, die Entscheidungen tragen. Aus der zweiten Reihe haben Sebastian Münzenmaier, Damian Lohr oder Alexander Jungbluth Strukturen geschaffen, mit denen sie sich – auch durch das Verteilen von Ressourcen – profilieren können. Diese Strukturen zeigen aber auch, dass die bisherigen Veranstaltungen nur die Spitze des Eisbergs sind – die hier beschriebenen sind nur die, die im ersten halben Jahr extern wahrnehmbar waren. Es kann nur spekuliert werden, welche internen Events darüber hinaus stattgefunden haben. Die Hintergründe der Akteure des Zentrums lassen vermuten, dass extrem rechte Netzwerker*innen ihre Strukturen weiter ausbauen, Mitglieder akquirieren und versuchen werden, sich gesellschaftlich zu etablieren.

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Quelle: https://www.der-rechte-rand.de/archive/9650/alternatives-kulturgut-in-mainz/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=alternatives-kulturgut-in-mainz

On the Eve of the Authoritarian Turn: Mourning the Lives of the “Terrorists”

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14623528.2023.2236425?ai=z4&mi=3fqos0&af=R