Dérive | 56 (2014)
Smart cities
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Die Schrift, mit der die Medizinerin Erika Nussberger an der Universität Zürich promoviert wurde, bietet einen Überblick über zahlreiche veröffentlichte Primärquellen zu ‚Hermaphroditismus‘ durch die Jahrhunderte. Auch wenn das Buch dabei häufig nicht über die Darstellung der Textpassagen hinausreicht und etwa die Einordnung in den jeweiligen zeitgenössischen gesellschaftlichen Kontext vermissen lässt, so eignet es sich als Überblick und Zugang zu einiger Literatur des Themenfeldes.
Im Mittelpunkt des Sammelbands, der von den Politikwissenschaftlerinnen Ingrid Kurz-Scherf und Alexandra Scheele herausgegeben ist, stehen Betrachtungen aus feministischen Perspektiven zum Verhältnis von Ökonomie und Politik im Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008. Dabei werden feministische Diskurse zur aktuellen Krise reflektiert sowie Möglichkeiten ausgelotet, wie ökonomische und finanzpolitische Diskurse um feministische Perspektiven erweitert werden könnten, Schlaglichter auf die Anti-Krisenpolitik und die Auswirkungen der Krise auf Geschlechtergerechtigkeit in einigen europäischen Ländern geworfen sowie alternative Denkangebote beleuchtet. Trotz der Heterogenität der Zugänge, Methoden und Qualität der Beiträge finden sich hier diverse Anstöße zum Weiterdenken und ‑forschen.
Basierend auf quantitativen Datenanalysen, die 65 Prozent des wissenschaftlichen Personals an deutschen Hochschulen abdecken, gehen Sigrid Metz-Göckel, Kirsten Heusgen, Christina Möller, Ramona Schürmann und Petra Selent der These nach, dass die Prekarisierung junger Wissenschaftler/-innen den Ausstieg aus Hochschule und Forschung oder aber den Verzicht auf die Familiengründung fördert. Leider übernehmen die Autorinnen in ihrer Argumentation unhinterfragt das neue Leitbild der Doppel-Karriere-Familie als Norm der Lebensführung von Frauen und Männern und belegen ihre starken Aussagen nur teilweise. Dennoch stellt die Studie ein erfrischendes Plädoyer für politische Interventionen in die zunehmende Befristung von Beschäftigungsverhältnissen und den Anstieg von Teilzeitstellen in der Wissenschaft dar.
Margreth Lünenborg und Tanja Maier legen eine gelungene deutschsprachige Einführung in das Forschungsfeld der Gender Media Studies vor. Sie definieren zentrale Begriffe, stellen sowohl kultur- als auch sozialwissenschaftliche Theorien und Analysen vor und geben mit Fallbeispielen einen Einblick in die Forschungspraxis. Das Buch ist sehr hilfreich für die Planung und Durchführung einführender Lehrveranstaltungen in die Gender Media Studies und auch für diejenigen zu empfehlen, die sich einführend mit diesem Forschungsfeld beschäftigen möchten. So ist es nicht nur für Medien- und KommunikationswissenschaftlerInnen, sondern auch für Angehörige weiterer Sozial-, Kultur- und Sprachwissenschaften verständlich.
Diese Dissertation ist ein anspruchsvolles Projekt. Es bedarf einer guten Portion Chuzpe, um diese Variante eines doppelten Spiels zu spielen, nämlich: die eigene Fachkultur der Philosophie aus Doing Gender-Perspektive kritisch zu durchleuchten und dabei die ‚Regeln der Kunst‘ einzuhalten. Heike Guthoffs Kritik ist somit zugleich Anerkennung des kritisierten Feldes. Ihr Witz besteht darin, zentrale begriffliche Werkzeuge anderer Disziplinen zu nutzen, um das eigene Fach einer Genderkritik und dabei gleichzeitig diese Werkzeuge – in diesem Fall das Habituskonzept Bourdieus – in philosophischer Absicht einer kritischen Revision zu unterziehen. Mit diesem transdisziplinären Kunstgriff gelingt es Guthoff, die Fachkultur der Philosophie in einem Atemzug zu kritisieren und zu bestätigen.
Das Schlagwort Diversity wird immer populärer und hat mittlerweile auch die Hochschulpolitik erreicht. Damit verbundene Maßnahmen und Politiken stellen an deutschsprachigen Hochschulen aber ein noch relativ neues Unterfangen dar, und deren Potentiale und Auswirkungen sind umstritten, gerade im Hinblick auf den Abbau sozialer Ungleichheit und den Aufbau einer geschlechtergerechten Hochschule. Für eine ernstzunehmende Inklusionspolitik, die im Kontext der unternehmerischen Hochschule bestehen kann, ist eine kritische Reflexion von Diversity-Konzepten und -Praktiken unbedingte Voraussetzung. Der vorliegende Sammelband ist ein begrüßenswertes Handbuch für alle, die an Diversity-Politiken an der Hochschule beteiligt sind, und eine gute Grundlage für eine informierte, kritisch-reflexive Praxis.
Der vorliegende Band, Akten eines Kolloquiums aus dem Jahre 2012, befasst sich mit dem Gender-Aspekt in französischen Literaturgeschichten. Einer Bestandsaufnahme, in der auch und vor allem gefragt wird, warum dieser Aspekt bis heute keine Rolle in diesen Literaturgeschichten spielt, folgen Fallbeispiele über die Mechanismen von Rezeption und Kanonisierung. Am Ende stehen Überlegungen zu den Umrissen einer neuen Historiographie mit alternativen Vorschlägen für eine feminozentrische Herangehensweise und ein integratives Modell.
Polemiken gegen den Begriff ‚Gender‘ machen Schlagzeilen. Oft wird denjenigen, die sich mit Geschlechterdemokratie, Gleichstellungspolitik und Genderforschung befassen, pauschal vorgeworfen, ‚unwissenschaftlich‘ und ‚ideologisch‘ zu sein. In vier Kapiteln werden die Vorwürfe an je einem Beispiel mit Methodenkritik und Wissenschaftstheorie konfrontiert, wobei deutlich wird, dass die von Gender-Gegner/-innen geäußerten Vorwürfe die eigenen Kriterien von Wissenschaftlichkeit nicht erfüllen, sondern politisch motiviert sind. Die Broschüre ist sowohl ein gut strukturierter Überblick über Argumentationsmuster und publizistische Aktivitäten der Gender-Gegner/-innen als auch eine praktische Argumentationshilfe für alle, die im weitesten Sinne zu Geschlechterthemen arbeiten.
Die vorliegende Sammlung ist eine Pionierinnenarbeit. Zwar gibt es für den deutschsprachigen Raum einige Einführungen in die Legal Gender Studies resp. rechtlichen Geschlechterstudien, die sich teilweise auch auf dieselben Autor*innen oder Konzepte beziehen, doch fehlte es bisher an einer gemeinsamen Quellengrundlage. Andrea Büchler und Michelle Cottier haben ein in Qualität wie Quantität beeindruckendes Werk vorgelegt, durch welches der Stand rechtlicher Geschlechterstudien im deutschsprachigen Raum dokumentiert, notwendige rechtswissenschaftliche Beiträge zu den Geschlechterstudien geleistet und ein geschlechtertheoretisch inspirierter Zugang zu einer reflektierten und kommunikationsfähigen Rechtswissenschaft eröffnet werden.
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