Archiv für Oktober 2016

»Weil wir es uns leisten können«

A rising tide lifts all boats, die Flut hebt alle Boote: Dieses in den frühen 1960er Jahren durch den US-amerikanischen Lieblingspräsidenten John F. Kennedy popularisierte Fortschritts…

»Lasst sie doch absaufen«

Edward Said war kein tree-hugger – keiner, der Bäume umarmt oder sich zu ihrem Schutz an sie kettet. Er, der von Händlern, Handwerkern und Akademikern abstammte, charakterisierte…

Wie viel Öffentlichkeit verträgt das Recht?

Das Verhältnis von Justiz und Öffentlichkeit war von Beginn an heiß umkämpft – davon zeugen viele markante Stationen. An eine, besonders bezeichnende, möchte ich …

Parallelwelt Lobbyismus

José Manuel Barroso fühlt sich diskriminiert.Weiterlesen

Chronik des Monats September 2016

1.9. – OSZE. Unter Vorsitz von Bundesaußenminister Steinmeier(vgl. „Blätter“, 3/2016, S. 126) hält die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eine Ministerkonferenz in Potsdam ab. Die Außenminister Lawrow (Russland) und Kerry (USA) nehmen nicht teil.

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Die antike Wirtschaft und die griechische Polis. Diskussion eines Modells

Die historische Betrachtung ist manchmal ein Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Was die Antike betrifft, so bietet das Verständnis der griechischen Wirtschaft eines der auffälligsten Beispiele. Sie ist Gegenstand einer berühmten seit dem 19. Jahrhundert geführten Debatte zwischen »Modernisten« und »Primitivisten«, auch wenn diese in Frankreich kaum aufgenommen wurde, wenn man von zwei Aufsätzen absieht, die Louis Gernet im Jahre 1933 und Edouard Will im Jahre 1954 in den Annales veröffentlicht haben und die auf die Diskussion jenseits des Rheins eingingen. Sehr viel später, im Jahre 1982, hat Lucette Valensi an diese geringe Beteiligung erinnert. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Streit schon wesentlich verändert und man konnte die im Jahre 1933 von Louis Gernet gestellte Frage danach, wie die Wirtschaft der griechischen Antike zu charakterisieren sei, seit dem Erscheinen des Buchs The Ancient Economy von Moses I. Finley im Jahre 1972 für beantwortet ha…

Raymond Descat – notice

Raymond Descat ist emeritierter Professor an der Universität Bordeaux. Er lehrte außerdem an den Universitäten von Rabat (Marokko) und Pau und leitete von 2000 bis 2009 in Bordeaux das Ausonius-Zentrum. Von 2009 bis 2011 arbeitete er als Entsandter am Institut Français d’Études Anatoliennes in Istanbul.
Seinen Forschungsschwerpunkt bilden sämtliche Aspekte des wirtschaftlichen Lebens der griechischen Welt von der archaischen bis zur hellenistischen Zeit und insbesondere das griechische wirtschaftliche Denken. Darüber hinaus beteiligt sich Raymond Descat an epigraphischen und archäologischen Untersuchungen in Karien (Kleinasien).

Raymond Descat est Professeur émérite à l’Université de Bordeaux-Montaigne. Il a été enseignant aux Universités de Rabat et de Pau, a dirigé à Bordeaux le centre Ausonius de 2000 à 2009 et a été détaché à l’Institut Français d’Études Anatoliennes d’Istanbul de 2009 à 2011.
Sa recherche porte sur tous les aspects de la vie économique du monde grec de l’archaïsm…

Max Weber und die Antike

Max Weber war ohne Zweifel einer der bedeutendsten Althistoriker. Nur daß das den wenigsten Vertretern dieses Faches bisher aufgefallen ist; doch will das nichts besagen. Und er war es nebenbei. Denn in erster Linie war er ja anfangs Jurist, dann Nationalökonom, schließlich Soziologe, und seine historischen Studien erstreckten sich weit über das Altertum hinaus.

Er hat sich freilich kaum an den üblichen Bemühungen der Althistoriker um die Erhebung von Tatbeständen aus den Quellen beteiligt. Wohl hat er viele Autoren gelesen, einige auch untersucht und für die alte Geschichte erstmals oder neu erschlossen. Aber auf die weitesten Strecken hin hat er sein Wissen über die Antike doch aus der wissenschaftlichen Literatur bezogen. Trotzdem kann, genau besehen, kein Zweifel sein, daß er für die Kenntnis und das Begreifen des griechisch-römischen Altertums – um das es hier geht – so viel und so Wesentliches geleistet hat wie wenige andere.

Wie freilich kann das sein? Da mühen sich Legionen …

Christian Meier – notice

Christian Meier (né en 1929), historien de l’Antiquité, a été professeur aux universités de Fribourg en Brisgau, Bâle, Cologne et Bochum, puis de 1981 à 2014 – à partir de 1997 en tant que professeur émérite– à l’université de Munich. Christian Meier est l’un des membres fondateurs de l’Académie des sciences de Berlin-Brandebourg. De 1980 à 1988, il a présidé l’Association des historiens allemands (Historikerverband) et de 1981 à 1995, il était administrateur du Collège d’histoire de Munich. Entre 1996 et 2002, il a en outre été le président de l’Académie allemande pour la langue et la littérature.
Christian Meier a enrichi la recherche en histoire ancienne par des questionnements et des impulsions venant des sciences politiques, de l’anthropologie et de la théorie de l’histoire. Sa participation à des entreprises collectives, telles Poetik und Hermeneutik, Theorie der Geschichte. Beiträge zur Historik ainsi que Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-soziale…

Observations d’un « profane » sur une réception singulière, celle de Weber « historien » de l’Antiquité

Les grandes lignes de cette réception sont connues ; et nous ne prétendons nullement en la matière apporter de quelconques « révélations ». Il se peut cependant, l’auteur de ces lignes n’étant ni spécialiste de l’Antiquité ni, plus généralement, historien, qu’un regard extérieur contribue à en éclairer telle ou telle dimension, voire à en isoler tel facteur significatif. Il est peut-être plus facile de surmonter les incompréhensions ou les malentendus entre les différentes disciplines traitant de l’Antiquité lorsque l’on ne s’inscrit dans aucune d’entre elles. Ce texte n’en a pas moins – et d’abord – un caractère exploratoire.

Pour commencer, nous nous permettrons, puisque la nature de notre propos nous dispense d’une présentation linéaire, de faire un bon de plus de 40 ans après la mort de Weber jusqu’à l’article de l’éminent historien allemand, Alfred Heuss, « Max Webers Bedeutung für die Geschichte des griechisch-römischen Altertums » (1965). Celui-ci y formule le jugement abrupt …