Drug smuggler nation: narcotics and the Netherlands, 1920–1995

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13507486.2022.2069697?ai=z4&mi=3fqos0&af=R

Im Schatten von Corona

#Bestandsaufnahme

Die äußerste Rechte hat sich erfolgreich an die Spitze der Corona-Proteste gesetzt und dadurch viel Aufmerksamkeit bekommen. Diese Positionierung war mit der Hoffnung verbunden, von einer ähnlichen Dynamik wie im Winter 2014/15 zu profitieren, als angesichts der Fluchtbewegungen Phänomene wie PEGIDA aufkamen und die »Alternative für Deutschland« (AfD) stetigen Zulauf erhielt. Daher wurde Corona zu Beginn der Pandemie als »Proxy-Thema« identifiziert, mit dem sich die traditionellen Anliegen der äußersten Rechten transportieren ließen. Tatsächlich konnte durch das Schlagwort »Great Reset« das vorherige Kampagnenthema eines »Großen Austauschs« in das Protestnarrativ integriert werden. Das Ergebnis war die Duldung der extremen Rechten durch zahlreiche Demonstrant*innen anderer Milieus und die sichtliche Radikalisierung der Proteste. Vor allem die AfD wollte diesen Trend ausnutzen, jüngsten Pressemeldungen zufolge hat die Partei gerade erst 350.000 Euro in eine Kampagne gegen eine Impfpflicht investiert. Trotz solcher Aufwendungen blieb der quantitative Erfolg dieser rechten Selbstinszenierung als letzte Bastion gegen die angebliche »Corona-Diktatur« einer »globalistischen Elite« jedoch unter den Erwartungen wie schon die Bundestagswahlen 2020 gezeigt hatten. Schließlich wirkten Akteur*innen aus esoterischen und anderen Alternativmilieus nicht allein als Verbündete, sondern auch als Konkurrent*innen.

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Die neue Kampagne der AfD scheint nicht gut anzulaufen – Zur Kundgebung mit dem Motto »Gesund ohne Zwang« erschienen am 5. März 2022 in Hannover 120 Teilnehmer*innen. © Mark Mühlhaus / attenzione

IB verschwindet
Die erhoffte Dynamik blieb auch für die »Identitäre Bewegung« (IB) aus. Nachdem eine erste Strategie der Selbstverharmlosung durch Nachweis ihres tatsächlichen Charakters einer extrem rechten Kaderorganisation gescheitert war, trafen sie der Entzug der publizistischen Plattformen und steigender behördlicher Verfolgungsdruck bis hin zum Verbot ihrer Symbole in Österreich. Zwar vermochte sie es noch einmal, sich vor allem in Wien bei Corona-Protesten medienwirksam in Szene zu setzen, insgesamt ist ihre Bedeutung jedoch stark gesunken. Gründerfigur Martin Sellner baut nun auf eine neue Generation, die den Staffelstab übernehmen und für erneuten Auftrieb sorgen könnte. Seine zu Beginn der Pandemie vollmundig verkündete Hoffnung, »nach Corona« werde die »Remigration« kommen, hat sich jedenfalls nicht bewahrheitet.


Durch die allgemeine Aufmerksamkeit für die Ereignisse rund um COVID-19 drohten andere Themenfelder und Aktivitäten der äußersten Rechten aus dem Blick zu geraten. Mit der Nominierung von Max Otte zum Kandidaten der AfD für die Bundespräsidentschaftswahl unterstrich die Partei wieder Elemente aus ihrer Gründungsphase wie die Opposition gegen die europäische Währungspolitik, die Vorliebe für Goldanlagen und die mittelständische Wirtschaft. Otte war als »Krisen-Ökonom« zu Bekanntheit und Geld gekommen, eigentlich als Mitglied der »Werte-Union« aktiv und bis zu seinem Ausscheiden 2021 bereits Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen »Desiderius-Erasmus-Stiftung« gewesen. Die Nominierung war von vornherein aussichtslos, ihr Zweck war alleine, die Partei jenseits der Pandemie-Politik ins Gespräch zu bringen. Der schädlichen Wirkung des parallel erfolgten Austritts des AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen, der lange als wirtschaftspolitisches Aushängeschild der AfD fungierte, vermochte Ottes Kandidatur jedoch wenig entgegenzusetzen.


Wie Otte sorgte auch Erika Steinbach für Klarheit. Die ehemalige CDU-Politikerin war bereits 2018 Vorsitzende der Stiftung geworden, nach Meuthens Austritt hat sie ihren Eintritt in die AfD angekündigt, deren Positionen sie ohnehin längst teilte. Die Personalie der langjährigen Präsidentin des »Bundes der Vertriebenen« passt gut in eine Partei, die längst auch dieses Feld bespielt. Fern der öffentlichen Wahrnehmung wird hier intensiv die Volkstumspolitik der Vergangenheit gepflegt. Auf Facebook-Seiten wie »Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten in der AfD« reicht »Deutschland« noch von Südtirol bis Schlesien und Ostpreußen. Hier präsentieren sich »Auslandsdeutsche« von Ungarn bis Südamerika und sind Bildergalerien aus Königsberg, Danzig oder dem Elsass, also dem ehemaligen Reichsgebiet, zu sehen. In diesen Kreisen zeichnen sich auch die Bruchlinien innerhalb der europäischen Nationalismen deutlicher ab, die sonst von der gemeinsamen antieuropäischen Haltung übertüncht werden. So wird derzeit die wegen ihrer antieuropäischen und traditionalistischen Politik sehr geschätzte polnische Regierung für ihre Politik gegenüber der deutschsprachigen Minderheit scharf angegangen.

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Ähnlich äußert sich »Freies Sachsen« – die im Februar 2021 neu gegründete Struktur versteht sich als sächsische Dachorganisation der extremen Rechten. Zur Verdeutlichung des Vernetzungsgedankens steht dem Vorsitzenden Martin Kohlmann (Pro-Chemnitz, früher DSU und REP) mit Stefan Hartung ein NPD-Politiker als Stellvertreter zur Seite, wie auch das NPD-Format »Deutsche Stimme TV« genutzt wird. Anlass zur Gründung von »Freies Sachsen« gaben die Corona-Proteste, ihre Hauptaktivität ist eine Kampagne gegen die Impfpflicht. Doch auch die Interessen der Gruppe gehen über die Pandemie hinaus, wie ihr Programm verdeutlicht: »Wir Sachsen sind Deutsche – ebenso wie Nordschleswiger, Kärntener, Südtiroler und Elsässer Deutsche sind.«


Dieses Faible für Volksstämme treibt in Hinblick auf den Krieg in der Ukraine aufseiten der Rechten bemerkenswerte Blüten. Obgleich es auch in der Ukraine Nationalisten mit dem »Asow-Bataillon« und damit eine neofaschistische Struktur gibt, neigt das Gros der europäischen Rechten zu Russland. Erst Ende 2021 hat der russische Präsident Wladimir Putin sein Land zur Schutzmacht des Konservatismus erklärt und gesellschaftliche Emanzipationsbestrebungen mit dem sowjetischen Bolschewismus verglichen. Sein Bekenntnis zu den Werten von Tradition, Religion und Familie entsprach ebenso wie die Angriffe auf die westlichen Gender-Debatten genau den Bedürfnissen europäischer Rechter, die sich von einem allgegenwärtigen Kulturmarxismus umgeben sehen. Längst ist auch der russische Sender »Russia Today« zum Hausmedium von AfD, »Wutbürgern« und »Querdenkern« geworden. AfD-Politiker wie Markus Frohnmeier leisten routinierte Lobbyarbeit für die russische Seite, schon 2014 warb Alexander Gauland (AfD) um Verständnis für Putin mit den Worten, dieser wolle nur »russische Erde« einsammeln. All das lässt die Erklärung der russischen Regierung grotesk erscheinen, die Ukraine mit ihrem Angriff »denazifizieren zu wollen«.


Putins Politik des »starken Mannes« wird bewundert. Zusätzlich zur Begeisterung für dessen neoimperialen Kurs erkennt man die Konturen einer klassischen Volksgruppenpolitik, die derzeit in Osteuropa vorgeführt wird. Mit der geforderten Angleichung von Staatsgrenzen an ethnische Besiedelung bahnt sich ein gefährlicher Abschied vom Leitprinzip der Staatsbürgernationen an. An seine Stelle soll nun ein historisch-organisches Verständnis der Nation treten. Jedoch gibt es durch die umfangreichen Verschiebungen von Staatsgrenzen in Osteuropa unzählige Territorien, auf die sich von verschiedenen Seiten historisch und bevölkerungspolitisch begründete Ansprüche erheben ließen. In Ungarn gehört der Hinweis auf 1920 mit dem Vertrag von Trianon verlorenes Gebiet mitsamt seiner Auslandsungar*innen zur Standardagitation sämtlicher Nationalist*innen. Auch das Deutsche Reich hat seit 1918 signifikant Staatsfläche verloren, auf die hiesige Rechte traditionell Anspruch erheben. Derartige Begehrlichkeiten werden durch die jetzigen Ereignisse natürlich geschürt.


Kein Wunder also, dass die pro-russische Orientierung derzeit innerhalb der äußersten Rechten dominiert. Lediglich die Nazi-Kleinstpartei »Der III. Weg« positioniert sich – nebst anderen europäischen Neonazis – aufseiten der Ukraine. Sie zelebriert mit Delegationsreisen ihre Verbundenheit zu ukrainischen Kämpfern der Waffen-SS, steht im Austausch mit ukrainischen Neonazis und agitiert gegen den jüdischen Präsidenten des Landes, Wolodymyr Selenskyj. Ihre Verlautbarungen hoffen auf die weitere Eskalation, die sich im Sinne der eigenen Sache auswirken solle. Aus den Trümmern eines dekadenten Europas sollen dann endlich wieder wahre Nationen erwachen. Da sie sich damit im Widerspruch zu den meisten Kräften der extremen Rechten, aber auch zum eigenen Anti-Amerikanismus befindet, lautet eine Losung der Kleinstpartei: »Für die Nation, nicht für die Nato.« In diesem Punkt wie auch in der Ablehnung der USA sind sich alle Fraktionen bis zur NPD einig. Es ist nicht auszuschließen, dass in den irregulären Einheiten beider Seiten schließlich Freiwillige der extremen Rechten aufeinander schießen.

Der Beitrag Im Schatten von Corona erschien zuerst auf der rechte rand.

Quelle: https://www.der-rechte-rand.de/archive/8281/im-schatten-von-corona/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=im-schatten-von-corona

Breakers of glass ceilings: the professional careers of women in Finland and the graduates of three girls’ upper secondary schools (1890s–1910s)

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Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00309230.2022.2077118?ai=z4&mi=3fqos0&af=R

Asynchronous Online Photovoice: Practical Steps and Challenges to Amplify Voice for Equity, Inclusion, and Social Justice

While researchers initially developed photovoice methodology as a means to hear voices of vulnerable populations and of marginalized experiences, using it in an online format has recently been adapted for application during the COVID-19 pandemic. In this article, I discuss implementing online photovoice in an asynchronous mode. I explore the potential of the methodology for equity, inclusion and social justice through an international study conducted with motherscholars (mothers in academia) who suddenly began guiding their children through online learning during the first wave of the COVID-19 pandemic. I describe the steps in the online photovoice study that was intended to amplify participant voice and the challenges faced. As such, I propose novel insights, practical tips, obstacles to avoid, and critical self-reflective questions for researchers interested in expanding their toolkit for qualitative social justice research.

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3860

The Importance of Ethnographic Observation in Grounded Theory Research

Even though observational data have contributed to grounded theory research since the method's inception, it is interview data that is most often analyzed. In this article we argue for the greater inclusion of ethnographic observational data in grounded theory research, as this practice offers several benefits. By witnessing and experiencing for oneself the various social processes experienced by and impacting on participants, ethnographic observational data represent both a unique source of data and a way to enhance one's theoretical sensitivity. Additional benefits relate to sampling and recruitment, the development of interview guides, coding, and analysis. As such, conducting ethnographic observations supports grounded theory methods and can enhance the use of interview data to improve the quality of final theory. The writing of observational field notes overlays with traditional grounded theory memoing, compounding the analytical benefits to researchers, while providing an audit trail of the research process, and supporting reflexive practice.

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3840

Digital Data and Methods as Enlargements of Qualitative Research Processes: Challenges and Potentials Coming From Digital Humanities and Computational Social Sciences

Although working with digital data and methods can enlarge qualitative social research, it has not yet opened up much in this direction. In order to facilitate such a move, existing tools from computer and data science can be used, but have to be adapted to the specific needs of qualitative research. It is pivotal to critically analyze not only the digital data, but also the corresponding methods and to reflect on them with regard to research perspectives, in order to continually sound out the limits and possibilities for qualitative social research. In this article, I carve out the contexts of digital humanities and computational social sciences. With an example study following the sociology of knowledge approach to discourse that was realized using a range of digital methods, I model the qualitative research process and show which steps can be digitally enlarged. I then discuss central challenges and derive potentials and possible further developments for digital data and methods. The article is a basis for establishing a creative integration of new digital elements within qualitative research processes. With this, I shed light on the transformation of research questions, fields, methods and epistemologies.

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3818

The Political Claim of Oral History: On the Epistemic Silence and the Ontological Deafness of the Majority Society

Listening is the art of those who practice oral history. But do we hear what we are told? And can we adequately (re)present the voices of those we have interviewed? In this article, we critically examine this implicit political claim of oral history with the help of empirical case studies. Using interview collections on Dutch (post)colonial history and on the history of Hungarian Roma, we show how the social phenomenon under investigation already became visible in the research situation itself, namely that life narratives of marginalized people were always dependent on the knowledge production by the majority. We explore the dynamics between interviewers and interviewees in order to clarify which framing allows us to (not) hear voices. We thus analyze the epistemic silence and the ontological "deafness" of a society. As a summary, alternative methodological approaches are pointed out and a plea is made that participatory research must also be epistemic research. Our central concern is not to mark/label the "other" but the "own" and its ontological exclusion mechanisms more clearly and to put it on the agenda as an important future field of research.

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3745

Focused Ethnography for Research on Community Development Non-Profit Organisations

Focused ethnography is a pragmatic form of ethnography, which is focused on a specific phenomenon and conducts short, intensive fieldwork. In this article, I contribute to the development of focused ethnography as an innovative, efficient, and effective qualitative methodology. In addition to augmenting general definitions and understandings of focused ethnography, I evaluate the appropriateness of this methodology for research on community development non-profit organisations. As such, I unpack the advantages and disadvantages of focused ethnography regarding its convergence with or divergence from community development practice principles including bottom-up programming, active participation, locally led action, inclusion of marginalised groups and local wisdom, devolved decision-making, and social justice agenda. Additionally, I outline which types of research projects situated in community development settings may be suited or unsuitable to a focused ethnographic approach, and provide strategies for enhancing the methodology's alignment with organisational principles.

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3811

Reflecting on Race, Gender and Age in Humanitarian-Led Research: Going Beyond Institutional to Individual Positionality

Feminist research involves critical analysis of power, including positionality—the multiple identities and power hierarchies surrounding researchers. While analysis of positionalities (referred to as "reflexivity") is relatively common in certain sectors, in the humanitarian sector, it is almost non-existent. Humanitarian-led research is often assumed to be objective. Despite momentum around decolonising and localising humanitarian aid, which has brought analysis of power sharply into focus, analysis done by humanitarian organisations has largely focused on power hierarchies at the institutional level, rather than how the individual positionalities of researchers might affect research led by humanitarian actors. In this article, I reflect on experiences as a minority-ethnicity researcher conducting anthropological fieldwork among Syrian refugees in Jordan. My experiences highlight how the intersections between race, gender and age profoundly shape research, challenging assumptions of "objective" humanitarian research. I echo calls for intentionally engaging with power hierarchies underlying humanitarian aid, urging humanitarian actors to analyse individual researcher positionalities.

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3809

Digitalization of Social Work Practice: Contrasting Service Structures and Target Groups

In the last 10 to 20 years, digitalization processes have permanently changed the fields and practices of social work. The spectrum of digital applications, fields of application, and contexts of use is broad, and digital technologies open up new possibilities in the care and support of addressees as well as in the organization of social work practice. In addition, collaborations within social work organizations and with network partners are changing. In this article we focus on the question of how the digitalization of social work practice is perceived and evaluated from the perspective of social work professionals. To answer this question, nine group discussions were conducted with 30 professionals. The group discussions were analyzed cross-sectionally using the strategy utilized by SCHMIDT (2013) to identify similarities and differences between the organizations surveyed. On the other hand, following the method of thematic coding according to FLICK (2012), individual case analyses and contrasting analyses were conducted to elaborate on particularities and central themes of the field. It became apparent that the perception and evaluation of digitalization processes in the field of social work are related to three topics: 1. target group (children and adolescents vs. seniors), 2. service structure (mobile activities vs. stationary activities), 3. general organizational conditions of the supporting organizations (understanding of digitalization, rules/guidelines).

Quelle: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/3851