Inventar der Akten der Interalliierten Rheinlandkommission online

Broschure „Frankreich am Rhein“, Archives nationales, AJ9/473 dossier 21184

Broschure „Frankreich am Rhein“, Archives nationales, AJ9/473 dossier 21184

Von Januar 2007 bis Juni 2011 hat das Deutsche Historische Institut Paris (DHIP) mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und im Verbund mit zwei französischen Partnern – den Archives nationales (AN) und den Archives du ministère des Affaires étrangères et européennes (AMAE) – an der Erschließung eines umfangreichen Aktenbestandes gearbeitet, der für die historische Forschung von hohem Interesse ist.

Es handelt sich um die etwa 730 laufende Meter umfassende Überlieferung, die aus der Besetzung und Verwaltung des Rheinlands durch die Alliierten zwischen Dezember 1918 und Juni 1930 erwachsen ist. Provenienz der Unterlagen ist die Interalliierte Rheinlandkommission (Haute Commission interalliée des territoires rhénans), die sich auf der Grundlage des Versailler Friedensvertrags und des Rheinlandabkommens unter französischer, britischer, belgischer und US-amerikanischer Beteiligung als oberste Besatzungsbehörde konstituierte.

Das Inventar des gesamten Bestandes der Unterserie AJ9 ist jetzt seit kurzem online zugänglich unter http://aj9.dhi-paris.fr/aj9/ (erstellt mit der Software Midex), sowie auf der Seite der Archives nationales mit der Publikationssoftware Pléade.

Der Bestand, nach dem französischen Vorsitzenden der Rheinlandkommission auch »Papiers Tirard« genannt, wird überwiegend als Depositum des französischen Außenministeriums im Pariser Nationalarchiv verwahrt; lediglich 13,3 laufende Meter Personalakten sind direkt im Archiv des Außenministeriums (La Courneuve) untergebracht. Außerdem gelangte etwa ein laufender Meter Kopien, die während des Zweiten Weltkriegs angefertigt wurden, ins deutsche Bundesarchiv (ZSg. 105).

Der Bestand gliedert sich in zwei Teile:

  • Die Akten der Interalliierten Rheinlandkommission und ihrer Organe sowie der für die Besatzungsverwaltung eingerichteten Komitees (insbesondere aus der Zeit des Ruhrkampfes), die allesamt aus der gemeinsamen Tätigkeit der alliierten Mächte hervorgegangen sind und nach einer Übereinkunft zwischen jenen auf unbestimmte Zeit Frankreich zur Aufbewahrung überlassen wurden (Signaturen AJ9/1-AJ9/2888).Hierzu gehören unter anderem auch die sogenannten Affaires courantes, die aufgrund ihrer Bedeutung und des Umfangs (23833 Fallakten) gesondert aufgeführt wurden
  • Die Akten aus dem Kabinett des französischen Hochkommissars Tirard, aus den einzelnen Verwaltungen des Haut Commissariat français (Finanzen, Wirtschaft, Recht, Propaganda usw.) und aus bestimmten Außenstellen (Sûreté, Centre d’études germaniques, Revue rhénane); darunter »archives confidentielles«, Geheimakten aus Tirards Kabinett in Koblenz und dem Pariser Generalsekretariat des französischen Hochkommissariats, das als Verbindungsstelle zur französischen Regierung fungierte (Signaturen AJ9/2889-AJ9/6569).

Die Akten wurden parallel zum Ende der Besetzung im Jahr 1930 nach Paris gebracht und dort in den Folgejahren inventarisiert. Da das so entstandene Repertorium jedoch ungenau, fehlerhaft und wenig übersichtlich war, blieb trotz starker Nachfrage ein systematischer und erschöpfender Zugriff auf die Akten durch die Forschung unmöglich. Dies ist durch das vorliegende Inventar jetzt anders.

Die Analyse der Dokument ermöglicht, ein genaueres Bild vom politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben in den Rheinlanden während der Zeit der Besatzung  sowie von den deutsch-französischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg zu erhalten.

Die Bestandsübersicht wurde zwischen 2007 und 2011 erstellt von Michèle Conchon (AN), Florence de Peyronnet-Dryden und Matthias Nuding  (DHIP),  unter Mitarbeit von Hugues Bertrand (DHIP), Christelle Gomis (AMAE), Monique Leblois-Pechon (AN) und Daniela Weber (DHIP).

Die offizielle Präsentation des von den Archives nationales und dem DHIP durchgeführten Erschließungsprojektes der Akten der Interalliierten Rheinlandkommission (Serie AJ/9) findet am Mittwoch, 8. Februar 2012, um 18 Uhr, in den Archives nationales statt durch Agnès Magnien (AN), Monique Constant (AMAE) und Stefan Martens (DHIP). Im Anschluss folt ein Vortrag von Nicolas Beaupré, Occuper l’Allemagne 1918-1930. Pour une mise en perspective historiographique des fonds de la HCITR.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/783

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