Wer sich im letzten Jahr keine Ausstellung aus dem Bereich der Frühen Neuzeit gönnen konnte, muss nicht verzweifeln, denn auch in diesem Jahr gibt es einiges zu unserer Epoche zu sehen.
Die große badische Landesausstellung bietet den historischen Hintergrund zu den Feierlichkeiten rund um das 300-jährige Jubiläum der Stadt Karlsruhe. Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679 – 1738) steht als Stadtgründer im Mittelpunkt dieser Ausstellung, die ein faszinierendes Bild seiner schillernden Person entwirft. Der im Zeichen des Absolutismus herrschende und mit extravaganten Leidenschaften ausgestattete Herrscher gründete die Stadt, die bis heute seinen Namen trägt, im Jahre 1715, nachdem er sein neues Schloss dort errichten ließ. Die Karlsruher Schlossanlage ist einzigartig und zeugt noch heute von der Pracht der vergangenen Epoche. Erstmals wird die historische Person des Markgrafen in einer Ausstellung beleuchtet und zwar in dem Schloss, das den Anstoß für seine Stadtgründung gab.
„Karl Wilhelm 1679-1738“ vom 9. Mai bis zum 18. Oktober 2015 im Badischen Landesmuseum Karlsruhe
Was wäre die Frühe Neuzeit ohne die Reformation? Einiges, aber sie darf natürlich trotzdem nicht fehlen. Insbesondere, weil das große Lutherjubiläum 2017 immer näher rückt.
In Torgau feiert man aber bereits 500 Jahre Reformation mit einer nationalen Sonderausstellung. Das Renaissancestädtchen zwischen Dresden, Leipzig und Wittenberg war als kursächsische Residenz das politische Zentrum der Reformation. Hier weihte Martin Luther den ersten nach seinen Vorstellungen erbauten protestantischen Kirchenneubau ein. Eine Ausstellung im Schloss Hartenfels, in der Kurfürstlichen Kanzlei und der Superintendentur lässt am historischen Ort mit einzigartigen Kunstwerken, Dokumenten und Kostbarkeiten die Zeit der Reformation wiedererstehen. Einen Sommer lang können die fürstliche Pracht und das Selbstverständnis der Herrscher zur Zeit Martin Luthers erlebt werden.
„Luther und die Fürsten“ vom 15. Mai bis zum 31. Oktober auf Schloss Hartenfels in Torgau
In Mainz liegt das Augenmerk auf dem Einfluss der Ritterschaft auf die Reformation. Die große Sonderausstellung des Landesmuseums Mainz thematisiert den Aufstieg des Franz von Sickingen zum Anführer der Ritterschaft und deren Lebenswelt, Luthers Auftritt vor Kaiser und Reich in Worms, die Vielfalt der adligen Reformation im Reich und in Europa sowie die Stilisierung des von Sickingen zum Helden bis in die Gegenwart hinein.
„Franz von Sickingen und die Reformation“ vom 21. Mai bis zum 25. Oktober 2015 im Landesmuseum Mainz
Die Ausstellung im Trierer Landesmuseum wurde rund um einen archäologischen Fund eines Massengrabes im brandenburgischen Wittstock erstellt. 125 Soldaten fanden dort nach der Schlacht bei Wittstock mitten im 30-jährigen Krieg ihre letzte Ruhestätte, wodurch ein einzigartiger Fund ermöglicht wurde. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen haben die Geschichte rund um das Grab aufgearbeitet und so das Leben der Soldaten greifbar gemacht. In der Ausstellung, die neben historischen Dokumenten, Waffen und Schätzen auch die Schauplätze der Zeit szenisch wiedergibt, sind neben archäologischen Funden auch “Objekte zum Anfassen, Medienstationen, Filme sowie ein zusätzlicher, auf Kinder zugeschnittener Erzählstrang”. Ich freu mich drauf!
„1636 – Ihre letzte Schlacht“ vom 17. April bis 18. Oktober 2015 im Landesmuseum Trier
Zum Schluss noch eine Ausstellung in Dresden aus dem Bereich der Technikgeschichte. Die Präzisionsuhrmacherei in Sachsen wird dem Besucher der Ausstellung anhand von rund 80 Exponaten und drei Biografien näher gebracht. Vorgestellt werden die Werdegänge des Amateurs Johann Heinrich Seyffert (1751–1817) und des Uhrmachermeisters Johann Christian Friedrich Gutkaes (1785–1845). Sie schufen als Pioniere die Voraussetzungen für Ferdinand Adolph Langes (1815–1875), der fernab der großen Uhrenzentren eine Taschenuhrenfabrik in Glashütte gründete. Ein weiteres wichtiges Element für dies Entwicklung wird ebenfalls in der Ausstellung thematisiert: Der Mathematisch-Physikalische Salon als Ort der beobachtenden Astronomie, die auf die Präzisionszeitmessung angewiesen ist.
Neben den eigenen Beständen aus dem Salon des Zwingers werden auch berühmte Chronometer der Geschichte ausgestellt. Computertomografien ermöglichen Einblicke in das faszinierenden Innenleben einiger dieser mechanischen Uhren.