#AcWriMo 2013

Im November 2011 kreierte Charlotte Frost nach dem Muster des “NaNoWriMo”[1] die Aktion “AcBoWriMo”, den “Academic Book Writing Month” [2], die zum Teil kontrovers diskutiert wurde, zumeist mit dem Argument “Speed kills (quality)” – wobei Killer-Argumente wie ‘wissenschaftliches Schreiben braucht schlicht (mehr) Zeit’ und ‘ein Buch in einem Monat’ sich selbst disqualifizieren, denn niemand kann ernsthaft annehmen, dass ‘man’ in 30 Tagen von 0 auf 100 ein fertiges Buch schreibt …

Seit 2012 heißt nun die Aktion “Academic Writing Monat”, kurz “AcWriMo” und spielt sich überwiegend via Twitter ab.[3] Unter dem Hashtag #AcWriMo machen Schreibende Ziele, Erfolge und Misserfolge öffentlich und tauschen Tipps und Durchhaltestrategien -  von Dezember bis Oktober läuft das unter dem Hashtag #AcWri.

Vor einigen Tagen wurde im Blog PhD2Published der AcWriMo 2013 angekündigt – Ziele & Regeln sind gleich geblieben.
Die “Regeln” in Kurzfassung:

1. Decide on your goal.
[Pläne schmieden ist ja einfach - wen juckt es, ob das Ziel SMART ist ...  ]
2. Declare it.
[Tief Luft holen und in das Datenblatt eintragen - man kann es ja jederzeit ändern ....]
3. Draft a strategy.
[Mal schauen, was die anderen machen, zur höchsten Zahl noch was draufschlagen und los ....]
4. Discuss your progress.
[Super, da gibt es virtuellen Applaus für "ich habe schon vor dem Frühstück 345 Wörter geschrieben" etc.  und als Extra-Bonus: einen Freibrief zur Twitter-Prokrastination - schließlich muss man ja schauen, was die anderen machen ...]
5. Don’t slack off.
[Ich doch nicht ...]
6. Declare your results.
[Sieg auf ganzer Linie - kann ja keiner überprüfen ...]
(Die Regeln in aller Ausführlichkeit: http://www.phd2published.com/)
Disclaimer: Die Kommentare basieren auf subjektiven Eindrücken der Autorin aus teilnehmender Beobachtung beim #AcWriMo2012.

Nichts Neues unter der Sonne – oder? Klingt wie  SMART für SelbstdarstellerInnen mit Freibrief zur Prokrastination: Schnell die Twitter-Timeline checken: Wer sprintet [4] und/oder lädt zum Mit-Sprinten ein, wer geht den x-ten Pomodoro des Tages und wer belohnt sich womit für das eben Geleistete etc.  Ergänzend zu Twitter gibt es jede Menge Blogbeiträge, die individuelle Erfahrungen reflektieren (und zum Teil heftigste Diskussionen auslösen): welche Software ist “die ultimativ allerbeste”? welcher Stift schreibt auf welchem Papier quasi von selbst?  ob es Morgenseiten[5] bringen? Etc. etc. etc.

Will man sich das wirklich antun?

Die Ziele -

1.  Think about how we write,
2. Form a valuable support network for our writing practice,
3. Build better habits for the future,
4. And maybe – just maybe – get more done in less time!
http://www.phd2published.com/2013/10/09/announcing-acwrimo-2013/

- klingen irgendwie verlockend – oder auch nicht.

Bei näherer Betrachtung (und nach den Erfahrungen bei #AcWriMo2012) sollte ich die Finger davon lassen: Das Über-das-Schreiben-Nachdenken (1) führt bei mir eher dazu, dass über all dem Nachdenken (Subtext: wie es richtig wäre/besser gehen könnte/schneller gehen könnte) das Schreiben zu kurz kommt. Jede Form von Gruppen (2) führen bei mir rasch zum Gruppenkoller und zum Gewinnen-Wollen im weitesten Sinn, aus der Spirale (s. Kommentare oben) auszusteigen, hat wesentlich länger gedauert als 30 Tage. Mein Optimierungszwang  (3)/Hang zum Perfektionismus ist ohnehin schon hinderlich genug. Und ‘(noch) mehr in (noch) wemiger Zeit’ (4) scheint eher den Weg ins Burnout zu ebnen.

Wie könnte #AcWriMo 2013 für mich besser funktionieren? Sicher ohne Nachdenken über das Schreiben und möglichst ohne Twitter-Rauschen. Denn der Kern passt: Bewusst Zeit für das Schreiben einplanen und dann zu der Zeit tatsächlich schreiben – ohne vermeintlich Dringenderem dann doch wieder den Vorrang zu geben.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich nehme die Herausforderung #AcWriMo im November 2013 an.

  1. Chris Baty ‘erfand’ den National Novel Writing Month, kurz “NaNoWriMo”. Ziel dieser Übung ist es, in einem Monat (jedesmal im November) 50.000 Wörter zu schreiben. Zum NaNoWriMo: http://nanowrimo.org/.
  2. Dazu u.a.: George Williams: “Draft Your Book in One Month” (2.11.2011), Online: The Chronicle of Higher Education; Charlotte Frost: “AcBoWriMo on PhD2Published” (2.11.2011).
  3. Es gibt auch Gruppen, die sich im November zum gemeisamen Schreiben verabreden/treffen – z.B.: “November ist Schreibmonat” im Schreibzentrum der J.W.Goethe-Universität Frankfurt am Main.
  4. Zu Gedankensprint, Fokussprint, Schreibstaffel etc. s. Ulrike Scheuermann: Die Schreibfitness-Mappe ()Wien: Linde 2011)  82 -85.
  5. Julia Cameron/Mark Bryan: The Artist’s Way (Los Angeles: Tarcher 1992 [zahlreiche Auflagen]).

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1060

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