Ein Zeitdokument der ‘Bewegung Neues Leben’: “National Customs” 國風 (1935)

Die ‘Bewegung Neues Leben’ (Xīnshēnghuó yùndòng 新生活運動), die 1934 initiiert wurde, war ein Versuch der Guomindang 國民黨-Regierung sollte ein Gegengewicht zur kommunistischen Ideologie bilden. Das Programm erscheint als (mitunter bizarr anmutende) Mischung aus Konfuzianismus, christlichem Gedankengut, Nationalismus und Autoritarismus. Demokratie und Individualismus werden ins negative Licht gerückt, Sozialismus und Kommunismus scharf abgelehnt. Die Bewegung betonte moralische Werte und sollte Korruption und Opiummissbrauch bekämpfen.

Guo feng (1935)

Guo feng (1935)
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Vor dem Hintergrund dieser ‘Bewegung’ ist der Stummfilm  Guófēng 國風  (“National Customs”, 1935) von Luo Mingyou 羅明佑 und Zhu Shilin 朱石麟 (1899- 1867) zu sehen. Der Film war der letzte, in dem  Ruan Lingyu spielte, die sich kurz nach Abschluss der Dreharbeiten das Leben nahm.

Im Film spielen Li Lili und Ruan Lingyu die Schwestern Zhang Tao und Zhang Lan, die nach dem Abschluss der Mittelschule über ihren weiteren Weg nachdenken. Sie landen in Shanghai, wo sich Zhang Lan (dargestellt von Ruan Lingyu) sich auf ihre Studien konzentriert. Zhang Tao entdeckt das moderne Gesicht der Stadt und will ‘modern sein’, sie trägt ‘moderne’ Kleidung und ‘modernes’ Make-up – und wird zunehmend freier im Umgang mit Männern. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Schwestern sind Spiegel der Auseinadersetzungen zwischen ‘Tradition’ und ‘Moderne’ im Shanghai der 1930er Jahre.

Der Film, der bei seiner Präsentation kein besonderer Publikumserfolg war, ist als Zeitdokument wesentlich bedeutender denn als Film[1],

  1. S. Jubin Hu: Projecting a Nation: Chinese National Cinema Before 1949 (Hong Kong: Hong Kong University Press 2003) 107 f.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/912

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