sliusica curiosa Nr. 2 [07.06.2020]
Ein heimlicher Grundstückskauf? Erste Zeichen der Eingemeindung? Vermutlich eher doch nur ein Tippfehler! Die Buslinie 292 hält auf dem Weg nach Garching auch an der Haltestelle „Untersch(leißheim) Schloss“.
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sliusica curiosa Nr. 2 [07.06.2020]
Ein heimlicher Grundstückskauf? Erste Zeichen der Eingemeindung? Vermutlich eher doch nur ein Tippfehler! Die Buslinie 292 hält auf dem Weg nach Garching auch an der Haltestelle „Untersch(leißheim) Schloss“.
Unter den Ostasiatica-Digitalisaten der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz findet sich unter der Signatur Libri sin. 19-2 ein “[Konvolut aus Holzschnittabdrucken], 1685″, das fünf Blätter enthält: zwei Exemplare von 大和貨重武圖像, ein Blatt mit chinesischen Zahlen und zwei Exemplare des “ 往生淨土呢” [Gebet der Reinen Land Sekte für die zukünftigen Leben" zusammen mit Abbildungen von Männer- und Frauenkleidung.
大和貨重武圖像 [dàhéhuózhòngwǔ túxiàng] zeigt Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), den Großen Kurfürsten – eine Abbildung, die (je nach Blickwinkel) zu den Zimelien oder zu den Kuriositäten gezählt werden kann:
Das (nicht unbedingt schmeichelhafte) Porträt ist mit chinesischen Schriftzeichen umrahmt.
Auf einem der beiden Exemplare dieses Drucks ist die Lesung der Schriftzeichen (in einer etwas merkwürdig anmutenden Transkription) angegeben, auf dem anderen fehlt sie.[1]
Interessanter ist das Blatt mit chinesischen Zahlen:
Das Blatt zeigt- in Spalten von rechts oben nach links unten zu lesen – chinesische Zahlen, neben den Schrifzeichen jeweils die Zahlen mit arabischen Ziffern und die Lesung.
In der Spalte ganz links unten findet sich die Datierung “1685″:
一 ye
千chum
六 lo
百 pe
八 pa xe
五 û
年 nien
1685 wäre eigentlich:
一千 | 六百 | 八十 | 五 | 年
yīqiān | lìubǎi | bāshí | wǔ | nián
1000 | 600 | 80 | 5 | Jahr
Bei “80″wird zwar korrekt “pa xe” [bā shí] transkribiert, allerdings ist nur das Schriftzeichen 八 [bā] gedruckt ist, nicht aber 十 [shí]. Dieses Schema zieht sich durch einen großen Teil der Liste: Ab “41″ fehlt das Schrifzeichen 十 [shí], ist aber in der Transkription berücksichtigt. Die einzige Ausnahme ist” 五十一 51 û xe ye”, hier ist das Schriftzeichen 十 [shí] abgedruckt und transkribiert.
Die Seite ist eine Art Probedruck für eine Seite der Sylloge Minutiarum Lexici Latino-Sinico-Characteristici[2] von Christian Mentzel (1622-1701) sein. In diesem wohl ältesten gedruckten europäischen Lexikon chinesischer Schriftzeichen[3] findet sich eine “Tabula, exhibens numeros Sinicos, Characteribus eorum cum pronunciatione Sinica & numeris Europæorum expressos“:
Der ‘Probedruck’ und die Buchseite zeigen eine der Möglichkeiten, wie im siebzehnten Jahrhundert chinesische Schriftzeichen in Bücher integriert wurden[4]: Man behandelte den Block wie ein Bild. Überschriften und Spaltenüberschriften wurden ‘normal’ mit beweglichen Lettern gesetzt, die Tabelle wurde als Bild eingefügt.
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