Neuigkeiten aus Regensburg, I

Wenn sich die Mächtigen treffen, steigen die Erwartungen, daß auch große Dinge beschlossen werden. Nicht anders war es beim Kurfürstentag in Regensburg, der im Sommer 1630 zusammentrat. Entsprechend vielfältige sind auch die publizistischen Zeugnisse, die über die Regensburger Ereignisse berichteten. Besonderes Augenmerk wurde Kursachsen gewidmet, was wenig überraschend war. Denn Kursachsen beanspruchte eine Führungsrolle unter den protestantischen Reichsständen, hatte sich aber seit vielen Jahren stets mit dem Kaiser arrangiert. Das prinzipiell gute Verhältnis zwischen Wien und Dresden war aber spätestens durch das Restitutionsedikt im Jahr 1629 erheblichen Belastungen ausgesetzt. Wie also würde die kursächsische Gesandtschaft auf dieser Reichsversammlung agieren?

Antworten dazu bot eine Flugschrift, die unter dem Titel „Die andere regenspurgische Relation, welche allerhand Sachen und Particulariteten ihrer der Churfürsten gepflogenen Handlungen, insbesonderheit die churfürstliche sächsische Protestation, wider die römische Königswahl, auch der Churfürsten gethanes Begehren an die Staaden wegen Restitution ihrer innhabenden Reichsstätten, unnd dann deroselben Widerzahtung, dass vom Keyser, Pfalzgraff Friderich kein Perdon begehren, oder etwas abbitten solle, unnd anders mehr in sich hält und begreifft“ im Jahr 1630 erschienen ist (http://dx.doi.

[...]

Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1160

Weiterlesen

Gut dänisch oder kaiserlich?

Schlauer ist man meistens erst im Nachhinein, diese Erfahrung bestätigte sich bereits im Dreißigjährigen Krieg. Gerade Städte standen vielfach vor der schwierigen Entscheidung, genau im richtigen Moment den nötigen Gehorsam zu zeigen und ihre Loyalität unter Beweis zu stellen. Ein Beispiel dafür war die Stadt Buxtehude, die zum Erzstift Bremen gehörte. Im Zuge des Dänisch-Niedersächsischen Kriegs versicherte sich der dänische König Buxtehudes und legte Truppen in die Stadt. Es zeigte sich aber, daß die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und Tilly schnell nach Norden vorstießen und die Dänen eine Position nach der anderen räumen mußten. Wie sollte man sich nun verhalten: Gemeinsam mit den Dänen kämpfen oder sich der offenbar stärkeren Macht des Kaisers unterwerfen?

Welchen Weg Buxtehude eingeschlagen hat, ist in einer zeitgenössischen Schrift unter dem Titel „Buxtehuda Bellicosa“ aus dem Jahr 1628 nachgezeichnet. Vorgestellt und kommentiert wurde sie bereits vor fast 50 Jahren von Ingeborg Klettke-Mengel in: Heimatliches Buxtehude, Bd. 2, Buxtehude 1959, S.

[...]

Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1153

Weiterlesen

Die kaiserliche Nuntiatur im Dreißigjährigen Krieg – eine Bilanz

Feste muß man feiern, wie sie fallen. Dies gilt auch im Wissenschaftsbetrieb, und so war es nur angemessen, den vorläufigen Abschluß des Editionsprojekts der Nuntiaturberichte (4. Abt.) im Dezember 2016 mit einer Tagung am DHI Rom zu feiern. Dort blickte man auf die nun vorliegenden Nuntiaturberichte zurück, die die päpstlichen Nuntien am Kaiserhof in den Jahren 1628 bis 1635 verfaßt hatten. Bilanz wollte die Tagung ziehen, und diese fiel erwartungsgemäß und zu Recht positiv aus, wie dem Bericht über die Veranstaltung von Claudia Curcuruto in der aktuellen QFIAB 96 (2016), S. 516-524 zu entnehmen ist.

Eine Reihe von Vorträgen befasste sich mit verschiedenen Aspekten, die durch die Nuntiaturberichte jetzt in einem neuen Licht erscheinen. Angelpunkt ist dabei stets „Der Papst und der Krieg“, wie auch der Titel der Veranstaltung hieß.

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1148

Weiterlesen

August von Sachsen, Administrator von Magdeburg

Viel zu sehr dominieren in der Geschichtsschreibung des Dreißigjährigen Kriegs die großen Namen. Deutlich weniger Aufmerksamkeit genießen die Persönlichkeiten, die kleinere Herrschaftsbereiche innehatten oder wenig Einfluß auf den Gang der Dinge gehabt haben. Mit August von Sachsen ist genau ein solcher Reichsfürst gemeint, dessen Werdegang ihn eben nicht zu einem der strahlenden Helden dieser Jahrzehnte werden ließ. Bereits Ende der 1620er Jahre zum Administrator des Erzstifts Magdeburg postuliert, mußte er zusehen, wie die Habsburger ihn beiseite schoben und ihren eigenen Kandidaten förderten (http://dkblog.hypotheses.org/961). Doch Erzherzog Leopold Wilhelm hatte bekanntermaßen auch wenig Zeit, seine Herrschaft im Erzstift zu etablieren, denn schon die Huldigung der Magdeburgischen Landstände stand im Zeichen des bevorstehenden Schwedenkriegs, in dem auch dieses Gebiet dem kaiserlichen Zugriff entglitt (http://dkblog.hypotheses.org/949). Erst der Prager Frieden 1635 bestätigte August von Sachsen als Administrator, der aber faktisch erst 1638 seine Herrschaft antreten konnte.

[...]

Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1129

Weiterlesen

Ein Reitergefecht, II

Noch einmal möchte ich auf das Gemälde von Sebastian Vrancx zu sprechen kommen, vgl. Ein Reitergefecht, I. Das Bild hat als Quelle in jedem Fall ihren eigenen Wert, ist aber auch nicht leicht zu lesen. Mit nachstehenden Bemerkungen möchte ich daher versuchen, mich diesem Gemälde zu nähern.

Wie es für diese Art der Malerei typisch ist, gibt es kein konkretes historisches Vorbild für diese Szene; zumindest läßt sich nicht ermitteln, auf welche möglichen Ereignisse sich die Darstellung bezieht. Versuche, für das Bild einen konkreten historischen Bezug herzustellen, dürften jedenfalls ins Leere gehen. Vielmehr wird man Vrancx den Anspruch unterstellen können, hier eine typische Szene in Kriegszeiten festhalten zu wollen (eine der wenigen Ausnahmen hiervon ist der Kampf zwischen Bréauté und Leckerbeetje am 5. Februar 1600 in der Vughter Heide, vgl. den Ausstellungskatalog von 1998 „1648 – Krieg und Frieden in Europa„, S.

[...]

Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1116

Weiterlesen

Ein Reitergefecht, I

So viele Schlachten hat es im Dreißigjährigen Krieg gar nicht gegeben, was vielfach der praktizierten Strategie einer Schlachtenvermeidung entsprach. Stattdessen prägten die kleinen bewaffneten Zusammenstöße einzelner Trupps das Bild des Kriegs. Genau wie in diesem Gemälde von Sebastian Vrancx. Es zeigt den „Angriff einer Kavallerieabteilung“, zumindest ist es so auf dem Museumskärtchen beschrieben. Tatsächlich wird der Kampf zweier Reitertrupps dargestellt, wobei der Kampf schon entschieden scheint: die von der unteren rechten Bildseite aus angreifenden Reiter behalten die Oberhand, so daß die andere Partei nach links ausweicht. Auch wenn sie noch Widerstand leisten, setzen sich einige von ihnen bereits ab; mit der Fluchtbewegung in die Tiefe des Bildes entsteht ungefähr eine Diagonale von rechts unten bis links oben, die die Dynamik dieses Gemäldes ausmacht.

Sebastian Vrancx, Reitergefecht, ca. 1618



[...]

Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1114

Weiterlesen

Neue Literatur zu Magdeburg, II

In Fortführung des vorigen Blogposts sollen hier die weiteren Beiträge zur Magdeburger Geschichte im Dreißigjährigen Krieg vorgestellt werden, die im schon erwähnten Sammelband zu finden sind.

Im Jahr 1624 feierte Magdeburg das 100jährige Jubiläum der städtischen Reformation. Zu diesem Anlaß wurde das Drama „Eusebia Magdeburgensis“ von Johannes Blocius aufgeführt, das aber weniger die frühen Jahre der Magdeburgischen Reformation darstellte, sondern den Widerstand der Stadt gegen Kaiser Karl V. im Rahmen der Belagerung von 1550/51. Es ging nicht nur darum, diesen Erfolg zu feiern, sondern ebenso, der eigenen Generation ein leuchtendes Beispiel für eine im Glauben begründete Standhaftigkeit im aktuellen Kampf mit der Gegenreformation zu bieten. Carsten Nahrendorfs Beitrag stellt dieses sich nur schwer erschließende neulateinische Drama in Grundzügen vor, verweist dabei auch auf dessen Quellenwert, da die „Eusebia“ zeitgenössisches Material verwertete, das später verlorenging.

Zwei Aufsätze thematisieren die Magdeburgische Katastrophe von 1631. Michael Schilling widmet sich der Brautbildlichkeit, die im Begriff der sog.

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1080

Weiterlesen

Zwickau wird kaiserlich

Am 18. August 1632 fiel die sächsische Stadt Zwickau in kaiserliche Hände. Wenn eine Stadt für eine Armee ihre Tore öffnen mußte, war dies immer ein banger Moment. Für Zwickau sollte es nicht so schlimm kommen, denn die Stadt wurde nicht im Sturm genommen, sondern ergab sich nach kurzer Belagerung den Kaiserlichen. Damit alles in geordneten Bahnen verlief, wurde am Tag zuvor (also am 17. August) eine sog. Kapitulation aufgesetzt, die das Miteinander von besiegter Stadt und siegreichem Militär regeln sollte. Es handelte sich also um einen Vertrag, der das Ergebnis eines Verhandlungsprozesses war. Sicher war das Militär in einer stärkeren Position, doch eine Stadt, die anbot, ihre Tore gutwillig zu öffnen, ersparte den Angreifern beträchtlichen Aufwand und nicht zuletzt auch einen deutlich höheren Blutzoll. Der „Zwickauische Accord“ ließ genau erkennen, an welchen Punkten die Stadt ihre eigenen Interessen verteidigt hatte.

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1063

Weiterlesen

Stichtag 29. November

Am 11. Februar 1625 hatte Oberst Gent die Stadt Soest handstreichartig eingenommen und damit die Phase ihrer spanischen Besetzung beendet. Dies war durchaus ein Indiz für ein Wiedererstarken der militärischen Stärke Den Haags, ungeachtet der Erfolge, die spanische Waffen andernorts das Jahr 1625 zum vielgerühmten „annus mirabilis“ gemacht haben. In Soest hingegen verblieb Gent mit seinen Truppen; seine Garnison sollte in den folgenden Jahren durchaus einen eigenen Machtfaktor in dieser Region darstellen (zur Bedeutung der Garnison Gents s. auch meinen Beitrag in A. Rutz (Hrsg.), Krieg und Kriegserfahrung im Westen des Reiches 1568-1714 (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit, 20), Göttingen 2016, S. 65-100).

Am 29.

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1023

Weiterlesen