1618

Am Anfang steht der Fenstersturz vom 23. Mai 1618, mit dem die Ereigniskette ausgelöst wurde, die dann in dem endete, was wir als Dreißigjährigen Krieg bezeichnen. Und „1618“ allein ist auch der Titel einer vor wenigen Tagen ausgelieferten Publikation, die sich der Anfangsphase dieses Kriegs widmet: Robert Rebitsch (Hrsg.), 1618. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, Wien/Köln/Weimar 2017. Damit wird klar, daß unter den historischen Jubiläen, für die eine interessierte Öffentlichkeit gewonnen werden soll, neben 1517 und 1917 auch jetzt schon 1618 hinzutritt; Aktivitäten wie solche zum Jubiläum von 1918 werden sicher auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Der vorliegende Band will sich nun der Vorgeschichte des Dreißigjährigen Kriegs widmen und hat dabei nicht nur die Spezialisten im Blick, sondern dezidiert das interessierte Lesepublikum (S. 13). Also keine ausufernden Fußnotenapparate, sondern griffige, anschauliche Darstellungen waren gefragt, um den Weg in den Krieg zu veranschaulichen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1183

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Kämpfen bis die Sonne untergeht

Für die habsburgischen Truppen begann der 22. Juni 1636 verheißungsvoll. Der spanische Kommandeur Leganés riß die Initiative an sich und befahl den Sturm auf die französisch-savoyardischen Stellungen. Die sich hier entwickelnden Kämpfe gingen als Schlacht bei Tornavento in die Geschichte ein; Gregory Hanlon hat dazu eine Studie vorgelegt, auf die ich mich bereits andernorts bezogen habe. Ein weiteres Mal möchte ich auf die Untersuchung Hanlons eingehen, der eine vorzügliche Analyse des Schlachtgeschehens vorgelegt hat.

Vor allem geht es mir um das Ende dieser eintägigen Schlacht. Der spanische Angriff hatte zunächst Erfolg, insofern er den Gegner aus seinen gut verschanzten Stellungen vertreiben konnte. „However, the greatest moment of vulnerability is that of victory.“ (S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1197

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Gewalt gegen Geistliche

Im Frühsommer 1636 zogen französische Truppen, unterstützt von savoyardischen Einheiten, durch Piemont und die Lombardei, ihr Ziel war Mailand. Das Hauptproblem dieses Vormarsches war – wenig überraschend – die Versorgung dieser Armee. In der Studie von Gregory Hanlon, auf die ich mich schon einmal bezogen habe, wird dieser Vormarsch ausführlich beschrieben (Kap. 2: „Onward to Milan“, S. 55-87).

Insgesamt handelte es sich um über 20.000 Fußsoldaten, dazu um die 4.000 Kavalleristen (S. 55).

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1194

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Verluste im Kampf

Am 22. Juni 1636 fand in Oberitalien die Schlacht von Tornavento statt. Dieses Treffen zwischen französisch-savoyardischen und habsburgischen Truppen taucht kaum in den Schlachtkalendern des Dreißigjährigen Kriegs auf, und selbst die Zeitgenossen sprachen eher von einer „scaramuccia“ als von einer veritablen Schlacht (S. 166). Gleichwohl hat Gregory Hanlon dem Ereignis ein ganzes Buch gewidmet: Italy 1636. Cemetery of Armies, Oxford University Press 2016, XIII u. 224 S., 48 s/w Abb., 10 Karten. Es ist eine sehr lesenswerte Studie geworden, die gerade durch ihre genaue Quellenkenntnis und differenzierte Sichtweise besticht.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1181

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Herbsttagung Bonn: Zur frühneuzeitlichen Friedensstiftung

Kürzlich erst fand in Bonn eine Tagung statt, die anhand des Westfälischen Friedens nach den Diskursen und Praktiken des Friedenschließens fragt (vgl. dazu auch #Bonn1648). Jetzt hat sich wiederum eine Bonner Veranstaltung einer ähnlichen Thematik gewidmet, nämlich der „Frühneuzeitlichen Friedensstiftung in landesgeschichtlicher Perspektive“. Da hier neben der Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und der Rheinischen Landesgeschichte an der Uni Bonn auch der Verein der geschichtlichen Landeskunde der Rheinlande sowie der Landschaftsverband Rheinland Mitausrichter waren, prägte eine landesgeschichtliche Ausrichtung die Themen der Tagung. Dabei ging es aber nicht allein um rheinische Bezüge, sondern auch andere Regionen wurden in komparatistischer Hinsicht miteinbezogen und erweiterten so ganz wesentlich den Horizont der Diskussionen. Zeitlich wurde praktisch die gesamte Frühe Neuzeit abgedeckt (das Tagungsprogramm hier), doch im Rahmen dieses Blogs möchte ich vor allem die drei Beiträge herausgreifen, die sich auf die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und des Westfälischen Friedens bezogen.

Einem „Stiefkind“, wie er meinte, der historischen Forschung wandte sich Michael Rohrschneider zu, als er gescheiterte Friedenskongresse in den Blick nahm. Konkret ging es um die vergeblichen Versuche, in den Jahren 1636 und 1673/74 in der Reichsstadt Köln einen Friedensschluß zuwege zu bringen. Besonders 1636 kam die Idee überhaupt nicht voran: Fast alle Kriegsparteien hatten unterschiedliche Vorstellungen darüber, wo man Friedensverhandlungen am besten ausrichten sollte.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1188

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Die protestantischen Kurfürsten und die Entlassung Wallensteins

Dieser Text führt einen Gedanken weiter, der vor einigen Wochen in „Neuigkeiten aus Regensburg, II“ angesprochen wurde. Ulrich Kober hat mich auf das Problem gestoßen, wie sich die Kurfürsten insgesamt zur Forderung nach einer Entlassung Wallensteins verhalten haben. Waren sie sich tatsächlich einig, daß der Feldherr aus dem Dienst entfernt werden müßte? Oder hatten die protestantischen Kurfürsten eine andere Haltung dazu? Auf den ersten Blick eine Kleinigkeit, aber ich möchte die Sache doch ernst und diesen Punkt deswegen noch einmal gesondert unter die Lupe nehmen.

Zu diesem Thema gibt es auch neuere einschlägige Literatur. Ulrich Kober selbst hat in seiner Arbeit zu Graf Adam zu Schwarzenberg, in der vor allem die kurbrandenburgische Politik im Dreißigjährigen Krieg nachgezeichnet wird, auch die Haltung Kurfürst Georg Wilhelms dargestellt. Da dem Brandenburger generell an einer Abschaffung aller Truppen im Reich gelegen war, ging ihm die Forderung nach einer Absetzung Wallensteins allein nicht weit genug. Der Kurfürst, der nicht in Person in Regensburg war, wies seine Gesandten an, sich aus dieser Sache herauszuhalten (S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1176

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#Bonn1648

Am 30. Aug / 1. Sept 2017 fand in Bonn eine internationale Tagung zum Westfälischen Frieden statt. Mit knapp 30 Vorträgen an zwei Tagen war sie viel zu kompakt, als daß sie hier en detail vorgestellt werden kann. Außerdem bespielen die beiden Organisatorinnen Dorothée Goetze und Lena Oetzel unter dem Hashtag #Bonn1648 selbst die sozialen Medien zu diesem Thema. Ich kann mich also auf einige wenige Punkte beschränken, die mir im Rahmen dieser Veranstaltung aufgefallen sind.

Der Titel der Tagung lautete „Warum Friedenschließen so schwer ist“. Daß der Westfälische Friedenskongreß nicht einfach ins Werk zu setzen gewesen war, stellte eine Erkenntnis in den Mittelpunkt, die die Tagung von vornherein in eine sehr fruchtbare Richtung steuerte. Frieden schließen kann man als Technik, als Handwerk begreifen; allerdings ist das Gelingen eines Friedensprozesses keine Selbstverständlichkeit.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1172

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Neuigkeiten aus Regensburg, II

Eine der vordringlichsten Themen auf dem Regensburger Kurfürstentag war die Frage, wie es mit Wallenstein weitergehen solle. Die Kurfürsten waren sich in diesem Punkt einig: Am besten wäre es, wenn der Kaiser seinen Feldherrn entließe. Tatsächlich brachten die Kurfürsten ihre Beschwerden über den Generalissimus mit einer derartigen Verve vor, daß bereits einen guten Monat nach Beginn der Verhandlungen die Absetzung Wallensteins unvermeidlich war. Am 13. August 1630 äußerte sich Ferdinand II. in einer Audienz gegenüber den vier katholischen Kurfürsten, daß er sich entschlossen habe, „bei der kayserlichen armaden sonderlich die direction zu ändern“ (in den Briefen und Akten, Bd. 2,5, S. 502).

Ein berühmter Moment in der Geschichte Wallensteins und auch für den Fortgang des Kriegs von großer Bedeutung.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1166

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Neuigkeiten aus Regensburg, II

Eine der vordringlichsten Themen auf dem Regensburger Kurfürstentag war die Frage, wie es mit Wallenstein weitergehen solle. Die Kurfürsten waren sich in diesem Punkt einig: Am besten wäre es, wenn der Kaiser seinen Feldherrn entließe. Tatsächlich brachten die Kurfürsten ihre Beschwerden über den Generalissimus mit einer derartigen Verve vor, daß bereits einen guten Monat nach Beginn der Verhandlungen die Absetzung Wallensteins unvermeidlich war. Am 13. August 1630 äußerte sich Ferdinand II. in einer Audienz gegenüber den vier katholischen Kurfürsten, daß er sich entschlossen habe, „bei der kayserlichen armaden sonderlich die direction zu ändern“ (in den Briefen und Akten, Bd. 2,5, S. 502).

Ein berühmter Moment in der Geschichte Wallensteins und auch für den Fortgang des Kriegs von großer Bedeutung.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1166

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Neuigkeiten aus Regensburg, I

Wenn sich die Mächtigen treffen, steigen die Erwartungen, daß auch große Dinge beschlossen werden. Nicht anders war es beim Kurfürstentag in Regensburg, der im Sommer 1630 zusammentrat. Entsprechend vielfältige sind auch die publizistischen Zeugnisse, die über die Regensburger Ereignisse berichteten. Besonderes Augenmerk wurde Kursachsen gewidmet, was wenig überraschend war. Denn Kursachsen beanspruchte eine Führungsrolle unter den protestantischen Reichsständen, hatte sich aber seit vielen Jahren stets mit dem Kaiser arrangiert. Das prinzipiell gute Verhältnis zwischen Wien und Dresden war aber spätestens durch das Restitutionsedikt im Jahr 1629 erheblichen Belastungen ausgesetzt. Wie also würde die kursächsische Gesandtschaft auf dieser Reichsversammlung agieren?

Antworten dazu bot eine Flugschrift, die unter dem Titel „Die andere regenspurgische Relation, welche allerhand Sachen und Particulariteten ihrer der Churfürsten gepflogenen Handlungen, insbesonderheit die churfürstliche sächsische Protestation, wider die römische Königswahl, auch der Churfürsten gethanes Begehren an die Staaden wegen Restitution ihrer innhabenden Reichsstätten, unnd dann deroselben Widerzahtung, dass vom Keyser, Pfalzgraff Friderich kein Perdon begehren, oder etwas abbitten solle, unnd anders mehr in sich hält und begreifft“ im Jahr 1630 erschienen ist (http://dx.doi.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1160

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