Peter Wagner, Burgenbürger

Vor zwei Jahren habe ich Robert Sommers wunderbares Blend werk "Ich komm aus der Herzgegend" gelesen und dort den Hinweis auf Peter Wagners "Burgenbürger" gefunden. Letzere "ultimativ märchenhafte, märchenhaft ultimative Geschichtsschreibung eines weithin unerforschten Menschenvolks" habe ich nun dieser Tage gelesen - und, es war einfach fantastisch: Eine Hommage an Fred Sinowatz und eine Zeitreise durch 40.000 Jahre Geschichte des Burgenlands, in der ich unter anderem lernen konnte, dass der Landespatron, der Heilige Martin, den Kreisverkehr erfand, der aus dem Transistorgerät (Radio Burgenbürgerland!) rinnende flüssige Käse zur Lieblingsnahrung der Bevölkerung zählt, wie die rationalisierte Zuckerproduktion funktioniert und was Bürgermeister so alles machen - nämlich der Musikvereinsblockflötengarde zulächeln! Höchste Empfehlung!

Wagner, Peter: Die Burgenbürger. Homo Suellensis Pannoniae. Die ultimativ märchenhafte, märchenhaft ultimative Geschichtsschreibung eines weithin unerforschten Menschenvolks. Marz: Edition Marlit/Hora Verlag, 2009.
https://www.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022698684/

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Splatter bei Voltaire

Ob es schon Textsammlungen zum verspritzten Hirn, Zeitungsmeldungen anno 1736, Kotzebue, Kleist, Musil inklusive gibt? Auch Voltaires Candide hat hier etwas zu bieten, beschrieben wird die Ansicht eines awarischen Dorfs nach dem Überfall durch bulgarische Soldateska:

Hirn war neben abgehackten Armen und Beinen über den Boden verspritzt.

Voltaire: Candide oder der Optimismus (übersetzt von Stephan Hermlin), in: Ders.: Ein Lesebuch für unsere Zeit. (Hg. von Fontius, Martin). Berlin (DDR)/Weimar: Aufbau Verlag, 1989, S. 102–188, hier 107.

Im Original von 1759:

Des cervelles étaient répanduës sur la terre, à côté de bras & de jambes coupés.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693505/

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Jaroslav Hašek: Die Feldzugsbilanz des Hauptmannes Alserbach

Neu im ab MIttwoch, 1. Februar erhältlichen Augustin: Eine von mir aufgefundene & abgetippte Kurzgeschichte von Jaroslav Hašek, verfasst 1916 für die in Kiew erschienene Zeitung Čechoslovan 1916; meinen Recherchen zufolge wurde diese bislang nie auf Deutsch publiziert, ausfindig machen konnte ich neben einer kroatischen, ungarischen, russischen und polnischen Übersetzung auch eine französische und eine italienische,die beiden letzteren erschienen 1949 in einem Abstand von wenigen Wochen.

Digitalisat des Erstdrucks:
https://www.digitalniknihovna.cz/dsmo/uuid/uuid:a44a9d2f-4bf3-11e9-8ccd-005056b73ae5
Wikisource:
https://cs.wikisource.org/wiki/Pov%C3%ADdky_z_Ruska/Bilance_v%C3%A1le%C4%8Dn%C3%A9ho_ta%C5%BEen%C3%AD_hejtmana_Alserbacha

Französische Übersetzung, Parallèle 50, 10.6.1949 - Le Bilan de Campagne du Major Alserbach
https://gallica.bnf.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693157/

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Ö1-Porträt von Erwin Riess

Sonntag, 7.11.2021, 14:05 sendet Ö1 in den Menschenbildern ein Porträt von Erwin Riess:

Bekannt gemacht hat ihn seine Romanfigur Herr Groll, ein grantelnder Privatermittler, der vom Rollstuhl aus die kompliziertesten Kriminalfälle löst. Die Groll-Romane - mittlerweile acht an der Zahl - sind aber viel mehr als Krimis. Es sind Sittenbilder des jeweiligen Milieus, für die der Politik- und Theaterwissenschaftler meist jahrelang recherchiert und dabei auch Unbequemes ans Tageslicht befördert. Aufgewachsen ist der heute 64-Jährige im Kremser Stadtteil Lerchenfeld. "Ein Ingenieurssohn unter Arbeiterkindern", sagt Erwin Riess, der sich den Respekt der Gleichaltrigen "erst durch Prügeleien erarbeiten musste". Nach einem Rückenmarkstumor ist der Politik- und Theaterwissenschaftler selbst Rollstuhlbenutzer, er war lange Referent für behindertengerechtes Bauen im Wirtschaftsministerium, ist Theaterautor, Universitätslektor und engagiert sich in der Behindertenpolitik.

Gestaltung: Bea Sommersguter

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022686743/

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Josef Váchals blutiger Roman

Damals war der Zucker nämlich noch nicht erfunden gewesen, da derselbe zum ersten Male im sechsundsechzigsten Kriege aus dem Knochen todter Preußen ausgekocht worden war.

Josef Váchals erstmals in Kleinstauflage 1924 erschienener blutiger Roman hat so schöne Sätze wie diesen anzubieten; der Autor selbst war ein besonders durchgeknalltes Exemplar der Spezies Mensch, politisch teils völlig jenseitig, Dank sei aber dem Kētos-Verlag und Ondřej Cikán, diesen idealen Schundroman aufwändig kommentiert und gestaltet ins Deutsche übertragen zu haben!

Váchal, Josef: Der blutige Roman. Versuch um den Typus des idealen Schundromans. Wien/Prag: Kētos, 2019, Zitat S. 156

Verlags-Info: https://www.ketos.at/2017/10/josef-vachal-der-blutige-roman.html

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022686404/

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Neu erschienen: Erwin Riess – Herr Groll und die Wölfe von Salzburg

Erfreulicherweise gibt es einen neuen Groll-Roman von Erwin Riess zu lesen, des Titels Herr Groll und die Wölfe von Salzburg - ein Vorabdruck wurde bereits im aktuellen Augustin veröffentlicht, zusätzlich gibt es dort auch ein Porträt von Erwin Riess.

Riess, Erwin: Herr Groll und die Wölfe von Salzburg. Salzburg: Otto Müller Verlag, 2021, Verlagsinfo: https://www.omvs.at/buch/herr-groll-und-die-woelfe-von-salzburg/

Kurzbeschreibung:

Dringende Ermittlungen führen Groll und seinen Gefährten, den Dozenten, nach Salzburg. Die Mutter des Dozenten, Fabrikantin und Festspielliebhaberin, vermisst ihren langjährigen Freund, einen Engländer, der im Vorstand eines weltumspannenden Rohstoffkonzerns sitzt. Sie befürchtet eine Entführung. In der Woche vor Beginn der Festspiele ereignen sich seltsame Dinge: Sowohl im Innergebirg, in Werfen und Golling, als auch in der Stadt Salzburg tauchen am Domplatz, am Schloss Leopoldskron und an anderen touristischen Hotspots lebensgroße Puppen auf. Sie tragen englische Sakkos, manche sind ohne Kopf, aber alle haben ein „Salzburg Manifesto“ bei sich. Eine radikal-ökologische amerikanische Gruppe namens „Deep Green Revolution“ erklärt der umweltvernichtenden Großindustrie und dem Luxuskonsum den Krieg.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022686372/

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No numbers. No anything – Wer kennt große Flohliteratur?

Für die Erforschung der Kulturtechnik der Nummerierung mag Herman Melvilles 1851 erschienener monströser Moby-Dick nicht allzu ertragreich nutzbar sein, aber immerhin, dank des Kommentars zur von Matthias Jendis besorgten Übersetzung weiß ich nun, dass Melville während einer Reise nach Konstantinopel am 11. Dezember 1856 über dessen Gassenwirrwarr folgenden Eintrag verfertigte: Just like getting lost in a wood. No plan to streets. Pocket-compass. Perfect labryth. Narrow. Close, shut in. If you could get up into tree. Soar out of the maze. But no.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022684943/

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Richard Schuberth über Morgengrauen von Selahattin Demirtaş

Möge der Welt Selahattin Demirtaş noch die 142 Jahre, die ihn Erdogan einsperren lassen will, und mehr erhalten bleiben, und mögen seine Geschichten das von uns verhätschelte Böse überleben als Zeugnis der Menschenliebe, als Zeugnis einer noch immer nicht gleichgeschalteten türkischen Vielfalt der Stimmen und nicht zuletzt als Zeugnis eines beachtlichen Erzähltalents. - Richard Schuberth rezensiert im heutigen Standard-Album einen Erzählband des immer noch inhaftierten HDP-Politikers.

Demirtaş, Selahattin: Morgengrauen. München: Penguin, 2018. Verlags-Info: https://www.randomhouse.de/Buch/Morgengrauen/Selahattin-Demirta/Penguin/e542216.rhd
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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022660750/

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