Texte des RECS #14: Ein Empfehlungsschreiben nach Brüssel. Fürsprachen Friedrich Wilhelms von Brandenburg für Privatinteressen beim Erzherzog Leopold Wilhelm während seiner Statthalterschaft in den Spanischen Niederlanden (1647–1656)

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Irena Kozmanová (RECS)

Unbekannt: Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, um 1650, Copyright: SPSG, GK I 1338, Foto: Wolfgang Pfauder

In der Geschichte wurde nicht nur befohlen und verordnet, sondern auch gebeten. In der Historiographie der Frühen Neuzeit gibt es Ansätze, die dafür plädieren, bei der Betrachtung der Herrschaftsverhältnisse auch die Kommunikation rund um das Bitten zu berücksichtigen. Das Obrigkeits-Untertanen-Verhältnis würde dadurch besser beleuchtet, als wenn man sich ihm nur über die Befehl-Gehorsam-Perspektive näherte. Das Medium Bittschrift, sehr prominent in der Quellenüberlieferung vertreten, erlebt daher Konjunktur.[1]

Gebeten wurde aber nicht nur vertikal, bei einem hierarchisch höherstehenden Gegenüber, sondern auch horizontal – und sogar zwischen Herrschern.

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Quelle: http://recs.hypotheses.org/2133

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Schuldzuweisungen unter Verbündeten

In seiner Antwort an Maximilian von Bayern kam der Feldherr Tilly gleich zur Sache: Den Vorwurf, daß der spanische Rückzug bei Frankenthal wegen „meinem langsamen hierunter marchiern“ nötig gewesen sei, solle „billicher massen von mir refutiert, vnd abgelaint werden“. Es war durchaus ungewöhnlich und zeigte die helle Wut des Feldherrn, wie sehr er sich über die Vorhaltungen des spanischen Feldherrn Gonzalo de Cordova echauffierte (Generalleutnant Tilly an Maximilian von Bayern, Ladenburg 14.11.1621, BayHStA Kurbayern Äußeres Archiv 2297 fol. 414-415 Ausf.). Mit ihm sollte der Generalleutnant der Katholischen Liga in abgestimmten Aktionen gegen die Truppen vorgehen, die im Reich noch für die Sache des geächteten Pfalzgrafen kämpften.

Die Abstimmung aber war alles andere als einfach, und so erhob Tilly seinerseits Vorwürfe gegen den spanischen Feldherrn. Generell machte der Generalleutnant der Liga klar, daß er „Don Gonzalo fir ainen beschaidnen Caualliero im comandirn erckhenne“ – ein in seiner Deutlichkeit bemerkenswert drastisches Urteil.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1220

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Kämpfen bis die Sonne untergeht

Für die habsburgischen Truppen begann der 22. Juni 1636 verheißungsvoll. Der spanische Kommandeur Leganés riß die Initiative an sich und befahl den Sturm auf die französisch-savoyardischen Stellungen. Die sich hier entwickelnden Kämpfe gingen als Schlacht bei Tornavento in die Geschichte ein; Gregory Hanlon hat dazu eine Studie vorgelegt, auf die ich mich bereits andernorts bezogen habe. Ein weiteres Mal möchte ich auf die Untersuchung Hanlons eingehen, der eine vorzügliche Analyse des Schlachtgeschehens vorgelegt hat.

Vor allem geht es mir um das Ende dieser eintägigen Schlacht. Der spanische Angriff hatte zunächst Erfolg, insofern er den Gegner aus seinen gut verschanzten Stellungen vertreiben konnte. „However, the greatest moment of vulnerability is that of victory.“ (S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1197

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Verluste im Kampf

Am 22. Juni 1636 fand in Oberitalien die Schlacht von Tornavento statt. Dieses Treffen zwischen französisch-savoyardischen und habsburgischen Truppen taucht kaum in den Schlachtkalendern des Dreißigjährigen Kriegs auf, und selbst die Zeitgenossen sprachen eher von einer „scaramuccia“ als von einer veritablen Schlacht (S. 166). Gleichwohl hat Gregory Hanlon dem Ereignis ein ganzes Buch gewidmet: Italy 1636. Cemetery of Armies, Oxford University Press 2016, XIII u. 224 S., 48 s/w Abb., 10 Karten. Es ist eine sehr lesenswerte Studie geworden, die gerade durch ihre genaue Quellenkenntnis und differenzierte Sichtweise besticht.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1181

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Zeremonielle Hierarchien: Audienzen bei der Kaiserin (3): Botschafterinnen

Im letzten Blog ging es um hierarchische Abstufungen zwischen Damen des Reichsfürstenstandes bzw. um solche zwischen Reichsfürstinnen und Kurfürstinnen des Reiches. Für jede Gruppe wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts detaillierte Niederschriften darüber angefertigt, wie eine Audienz bei der Kaiserin zu verlaufen hatte, um Hierarchien zeremoniell umzusetzen. Gleiches galt aber auch für Damen von außerhalb des Reiches: Auch die Gemahlinnen der Botschafter ausländischer Mächte am Wiener Hof hatten Audienzen bei der Kaiserin.

Die vielfältigen Hierarchien diplomatischen Zeremoniells und diplomatischer Ränge, die sich seit dem 16. Jahrhundert allmählich ausprägten, können und müssen dabei hier nicht im Einzelnen behandelt werden1. Zu erinnern ist jedoch daran, dass ein regulärer Botschafter in zeremonieller Hinsicht den ihn entsendenden Souverän „verkörperte“, dass bei seinem Empfang, vor allem bei der Einholung in die Stadt und bei der ersten Audienz, besonders strenge Regeln galten, die dem Rang des „hinter“ dem Botschafter stehenden Fürsten genau entsprachen2. Daraus resultierten im frühneuzeitlichen Europa zahlreiche Konflikte, die bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen reichen konnten3.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/154

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Ein Brief und zwei Reisen nach Spanien

Das Schreiben an Kaiserin Maria Anna (1606-1646), von dem hier die Rede sein soll, führt eine wichtige Funktion der Kaiserin vor Augen, über die wir im allgemeinen aber nur selten Informationen finden: Wie bei allen Fürstinnen zählte die Unterstützung von Hilfsbedürftigen zu ihren Obliegenheiten. Arme und Kranke, Witwen und Waisen, verabschiedete Soldaten oder mittellose Studenten und bedürftige Geistliche, aber auch langjährige Hofbediente wandten sich an sie mit der Bitte um finanzielle Unterstützung oder Fürsprache bei der Bewerbung um eine Stelle oder ein Hofamt.

Christliche Nächstenliebe und Mildtätigkeit waren dabei für die Fürstin allgemein nicht nur Bestandteil eigener Frömmigkeit, sondern auch Teil ihrer Vorbildfunktion für Untertanen hohen und niedrigen Standes. Wenn sich in jedem Jahr Dutzende, ja Hunderte von Personen mit Bitten um Almosen oder sonstigen Beistand an die Kaiserin wandten, war das Ausdruck ihrer hervorgehobenen sozialen Position – Fürstinnen und Fürsten waren aus Sicht der Zeitgenossen zu standesgemäßer Milde und Almosenspende geradezu verpflichtet.

Leider sind direkte, schriftlich vorgetragene Bitten an die Kaiserin kaum überliefert. Nur für eine kurze Zeitspanne aus den Jahren 1636 und 1637 haben einige Hundert solche Suppliken1 an Kaiserin Maria Anna, die Gemahlin Kaiser Ferdinands III.2, überlebt.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/126

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Ein Spanier im Rheinland

Don Gabriel de la Torre – heute kennt man den Namen praktisch nicht mehr. In seiner Zeit war er hingegen durchaus ein prominenter Mann. Denn fast 20 Jahre lang fungierte er als Kommandant der spanischen Besatzungstruppen in der Festung Jülich. Dieser Standort stellte eine strategische Schlüsselposition dar, die wichtig für die Verbindung zwischen den Spanischen Niederlanden und dem Rhein war und insgesamt einen wichtigen Stützpunkt für die Kontrolle des Rheinlands darstellte.

Die Bedeutung Jülichs wurde evident durch den Jülich-Klevischen Erbfolgestreit, der 1609 nicht nur die Region erschütterte, sondern schon damals fast einen großen Krieg mit Beteiligung der europäischen Mächte ausgelöst hatte. Am Ende waren es mit den Generalstaaten und den Spaniern vor allem die beiden in diesem regionalen Umfeld bedeutenden Mächte, die hier ihre Interessensphären aufteilten. Jülich wurde 1610 von generalstaatischen Truppen eingenommen – eine schmerzliche Niederlage, deren Ergebnis die Spanier erst ein gutes Jahrzehnt später revidieren konnten: Im Zuge einer erneuten Belagerung 1621/22 gewannen sie Stadt und Festung zurück und vermochte damit einem weiteren generalstaatischen Ausgreifen in der Region zuvorzukommen.

Von diesem Zeitpunkt an legten die Spanier großen Wert darauf, die Kontrolle über Jülich zu behalten.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/764

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