Die Damen der Kaiserin: Der Orden der „Sklavinnen der Tugend“ (Teil 2)

Neben der im letzten Blogeintrag vorgestellten Satzung des Ordens ist die von Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Wolfenbüttel mitgeteilte, von Köhler für seine „Münz-Belustigung“ leicht bearbeitete Liste der Mitglieder1 eine der wenigen Quellen, die Auskunft über den Charakter der Vereinigung der „Sklavinnen der Tugend“ geben kann. Diese Liste wird hier im Anhang in bearbeiteter Form wiedergegeben: Die Damen wurden identifiziert und in den meisten Fällen mit Hinweisen auf biographische Angaben versehen. Auch wenn besonders letzteres noch fragmentarisch ist, da hier natürlich weder Literatur noch Archivmaterial umfassend berücksichtigt werden konnten, ergeben sich dadurch einige Erkenntnisse.

 

Zunächst einmal wird schnell deutlich, dass die Zusammenstellung nicht nur den Stand der Mitgliedschaft im Jahr 1675 wiedergibt, als der Herzog von Braunschweig in Wien weilte und seine Gemahlin Mitglied im Orden wurde. Vielmehr umfasst sie alle, zumindest alle dem Herzog bekannt gewordenen Damen, die Mitglied waren und von denen einige bereits verstorben waren2. Köhler hat die Liste um eine Dame ergänzt; einen weiteren Namen liefert die Akte im Staatsarchiv Aurich, aus der im letzten Blog auch die Satzung wiedergegeben wurde, sowie der Beitrag von KLaus Feder über das Ordenszeichen.

Damit sind jetzt 71 Damen bekannt, die der Vereinigung angehörten.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/331

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Ein Brief und zwei Reisen nach Spanien

Das Schreiben an Kaiserin Maria Anna (1606-1646), von dem hier die Rede sein soll, führt eine wichtige Funktion der Kaiserin vor Augen, über die wir im allgemeinen aber nur selten Informationen finden: Wie bei allen Fürstinnen zählte die Unterstützung von Hilfsbedürftigen zu ihren Obliegenheiten. Arme und Kranke, Witwen und Waisen, verabschiedete Soldaten oder mittellose Studenten und bedürftige Geistliche, aber auch langjährige Hofbediente wandten sich an sie mit der Bitte um finanzielle Unterstützung oder Fürsprache bei der Bewerbung um eine Stelle oder ein Hofamt.

Christliche Nächstenliebe und Mildtätigkeit waren dabei für die Fürstin allgemein nicht nur Bestandteil eigener Frömmigkeit, sondern auch Teil ihrer Vorbildfunktion für Untertanen hohen und niedrigen Standes. Wenn sich in jedem Jahr Dutzende, ja Hunderte von Personen mit Bitten um Almosen oder sonstigen Beistand an die Kaiserin wandten, war das Ausdruck ihrer hervorgehobenen sozialen Position – Fürstinnen und Fürsten waren aus Sicht der Zeitgenossen zu standesgemäßer Milde und Almosenspende geradezu verpflichtet.

Leider sind direkte, schriftlich vorgetragene Bitten an die Kaiserin kaum überliefert. Nur für eine kurze Zeitspanne aus den Jahren 1636 und 1637 haben einige Hundert solche Suppliken1 an Kaiserin Maria Anna, die Gemahlin Kaiser Ferdinands III.2, überlebt.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/126

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Wie viel ist eine Prinzessin wert? Eheverträge und Witwenversorgung im Herzogtum Bayern-Landshut im 15. Jahrhundert

Wer etwas über Witwen in Mittelalter und früher Neuzeit in Erfahrung bringen will (so wie ich), muss bei der Recherche weit vor der eigentlichen Witwenschaft der Frauen beginnen – nämlich bei der Eheschließung. Besonders Fürstenhochzeiten, wie die berühmte Landshuter Hochzeit zwischen Georg dem Reichen und der polnischen Prinzessin Hedwig Jagiellonica im Jahr 1475, begannen zunächst sehr unromantisch. Sobald die Eltern sich über die Details des politischen Bündnisses „Ehe“ einig waren, wurde eine „Eheverabredung“ aufgesetzt. Wichtigster Bestandteil dieser Verträge waren die finanziellen Rahmenbedingungen. Aus den Eheverträgen erfahren wir auch, welche Schlösser und Herrschaften den Fürstinnen bei Eintritt in die Ehe als Wittum bzw. Witwensitz verschrieben wurden.[i]

Burg Burghausen, Hedwigskapelle, Stifterrelief mit Georg dem Reichen und Hedwig von Polen (Foto: Stephan Hoppe 2016).
Burg Burghausen, Hedwigskapelle, Stifterrelief mit Georg dem Reichen und Hedwig von Polen (Foto: Stephan Hoppe 2016).

Die Eheverträge folgten in der Regel einem standardisierten Schema. Zuerst wurden die beteiligten Parteien aufgeführt, danach folgte die Höhe des Heiratsguts (Mitgift), das von den Brauteltern zu zahlen war.

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Quelle: http://hofkultur.hypotheses.org/481

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Ein Bild vom Alten Reich

Das Bild, dessen Zentrum im Header des Blogs wiedergegeben wird, ist mehr als ein Porträt des Kaiserpaares Leopold I. und Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg. Die Darstellung selbst und der bisherige Umgang mit ihr sind vielmehr in mindestens zweierlei Weise aussagekräftig in Hinblick auf ein Forschungsvorhaben zu Kaiserin und Reich:

Kaiser Leopold I. und seine dritte Gemahlin Eleonora Magdalena sind auf einem Adler sitzend dargestellt. Das Tier wie die Blitze in der Hand Leopolds kennzeichnen ihn als  Götterkönig Zeus, der hier mit seiner Gemahlin im Zentrum einer umfangreichen Götterversammlung schwebt. Die das Paar umgebenden Personen sind dabei Fürsten und Fürstinnen des Reiches, aber auch die Herrscher anderer europäischer Staaten, teilweise in antikisierender Gewandung, aber mit deutlicher Porträtähnlichkeit dargestellt. Dadurch kann man bedeutende Reichsfürsten erkennen:

So etwa den „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg (rechts unten), hinter ihm Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Vater der Kaiserin und seit 1685 Kurfürst (über ihm wohl seine zweite Gemahin Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt) und Kurfürst Johann Georg III.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/60

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Auch Frauen bauen. Rezension zu „Fürstliche Witwen in der Frühen Neuzeit. Zur Kunst- und Kulturgeschichte eines Standes, hg. v. Ulrike Ilg, Petersberg 2015“

Fürstinnen wie die sagenhafte Brünhild, Katharina de Medici, Katharina die Große oder Elisabeth I. haben als vermeintlich besonders starke „Ausnahmefrauen“ seit jeher die (männliche) Fantasie beflügelt. So lässt beispielsweise der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli (1741-1825) König Gunther von Brünhild in bester Bondagemanier über dem ehelichen Bett aufhängen. Ein Best of an bösen Witwen/Schwiegermüttern, amazonenhaften Kriegerinnen und kühlen Herrscherinnen kann man derzeit auch in Game of Thrones erleben. Als „Forschungsobjekt“ hat die Frau bei Hofe erst in den letzten 20 Jahren mehr Aufmerksamkeit erfahren. Es ist wenig verwunderlich, dass die entscheidenden Impulse zur Erforschung geschlechtsspezifischer Handlungsräume hierbei von Historikerinnen ausgingen.[1] Ihre Untersuchungen zeigen einmal mehr, wie sehr unser Blick auf die Fürstinnen von den realitätsfernen Klischees des 19. Jahrhunderts geprägt war und häufig noch ist.

Johann Heinrich Füssli, Brunhilde beobachtet Gunther, 1807, Nottingham Castle Museum
Johann Heinrich Füssli, Brunhilde beobachtet Gunther, 1807, Nottingham Castle Museum

Eine besondere Rolle unter den Fürstinnen kommt den Witwen zu.

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Quelle: http://hofkultur.hypotheses.org/123

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Die Wiederentdeckung der Renaissance-Apotheke auf Schloss Colditz


Rediscovering the Renaissance pharmacy of Colditz Castle

Abstract

In 1603, the dowager Electress Sophie of Brandenburg left the Saxon court at Dresden to move to her Witwensitz Colditz Castle. At Colditz, she had large parts of the former palace of Frederick the Wise (1517-1525) rebuilt. Sophie gave top priority to the construction of a new pharmacy. The records of the court’s financial administration describe this new pharmacy building in detail. Thus, we could show that the so-called “Beamtenhaus” (housing the Fluchtmuseum) is in fact Sophie’s pharmacy of 1603. The staircase of the new building connected the female living quarters with the newly established pleasure garden.

Als Kurfürst Christian I. von Sachsen 1591 verstarb, war seine Gattin Sophie von Brandenburg gerade 23 Jahre alt. Zusammen mit Friedrich-Wilhelm von Sachsen-Weimar übernahm sie die Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn Christian II.

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Quelle: http://hofkultur.hypotheses.org/60

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