Historisches Erinnern im digitalen Zeitalter

Peter Haslinger, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung

Termin: Freitag, 21.10.2022, 9.00-13.00

Beschreibung:

Dieser Workshop richtet sich an alle, die über das Verhältnis von historischem Erinnern und Digitalität theoretisch und methodisch reflektieren möchten. Die Veranstaltung geht von der Annahme aus, dass bisherige Modelle wie Erinnerungskultur, Geschichtskultur, Geschichtspolitik oder Vergangenheitspolitik unter den Rahmenbedingungen des digitalen Wandels neu gedacht werden müssen. Der Workshop wird in hybrider Form am Herder-Institut in Marburg stattfinden, geplant ist eine Kooperation mit dem Marburg Centre for Digital Culture and Infrastructure (MCDCI) und dem Gießener International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC).

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Quelle: https://digigw.hypotheses.org/4080

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CfP: Geschichte im digitalen Wandel? Geschichtskultur – Erinnerungspraktiken – Historisches Lernen

Ausgangsbeobachtungen

Unsere Geschichte(n) und Umgangsweisen mit Vergangenem sowie unsere Erinnerungen da­ran sind nicht zuletzt Ausdruck und Produkt gesellschaftlich-kommunikativer bzw. medialer Praktiken und deren institutionellen Rahmenbedingungen. Was passiert jedoch mit den ge­sellschaftlich geteilten Geschichten und Erinnerungen, wenn sich Öffentlichkeit und gesell­schaftliche Aushandlungsprozesse immer mehr in den digitalen Raum verlagern oder sogar zum Ausgangspunkt dieser werden? Wie interagieren digitaler Wandel, eine neue Kultur der Digitalität und Geschichtskultur(en) miteinander? Wohin führen uns diese Entwicklungen in den geschichtskulturellen Institutionen, wie z.B. in Schulen und Universitäten, Museen, Biblio­theken und Archiven, aber auch in den Massenmedien und Social Media? Und wie können oder sollen diese darauf reagieren? – Diese und andere sind die leitenden Fragen der vom Bereich für Theorie und Didaktik der Geschichte der Universität Paderborn zusammen mit unseren Kooperationspartnern geplanten öffentlichen Fachkonferenz, die sich sowohl an Per­sonen richtet, die sich professionell mit der Erforschung von Geschichte und historischem Ler­nen befassen, als auch an alle anderen am Thema Geschichte, Digitalisierung und Digitalität Interessierte.

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Quelle: https://digigw.hypotheses.org/3842

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Lutherland ist abgebrannt

Nach dem Ende

Nachdem die letzte präsidiale Ansprache verlesen, der letzte Gottesdienst abgehalten, die letzte Aufführung eines Pop-Oratoriums überstanden, die letzte Seite der immer wieder nur vorletzten Luther-Biographie gelesen, der letzte Vortrag gehalten, das letzte Abendmahl im Kochkurs „Futtern wie bei Luthern“ eingenommen und der letzte Ausstellungsbesucher aus dem Museum bugsiert worden ist – was bleibt da vom Reformationsjubiläum? Es bleibt eine große Leere – eine Leere, die sich aber nicht breitmacht, weil das Jubiläum nun zu Ende gegangen ist. Diese Leere ist durch das Reformationsjubiläum selbst produziert worden.

An sich ist die Leere ja bei weitem kein so eintönig‘ Ding, wie man vermuten möchte. Sie kann sich in vielerlei Gestalt zeigen. Nachdem das Reformationsjubiläum nun seinen Abschluss gefunden hat, wird man mindestens mit zwei ihrer Ausgestaltungen konfrontiert. Erstens mit einer Leere, die sich in Zahlen ausdrücken lässt, nicht zuletzt in negativen Zahlen. Auch wenn entsprechende Quantifizierungen noch mit Vorsicht zu genießen sind, weil es sich um Schätzungen und Zwischenergebnisse handelt, so ist eine gewisse Tendenz nicht zu übersehen. In einem Artikel für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schrieb Ralph Bollmann im Juli 2017 vom Reformationsjubiläum als der „Pleite des Jahres“.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/10/30/lutherland-ist-abgebrannt/

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Fundstücke/Trouvailles: Kommunistische Kaufleute – Untote Geschichtskultur – Feminismus

„ Communists in the US were sophisticated marketers.“ Joshua Clark Davis berichtet im Jacobin von der vergessenen und (fast) verschwundenen Kultur kommunistischer Buchhandlungen in den USA: Orte der Gegenöffentlichkeit, die mindestens misstrauisch beäugt, meist schikaniert und unterdrückt wurden: The Forgotten World of Communist Bookstores   Death by chocolate? @AchimLandwehrs Dreivierteljahr mit Luther Achim Landwehr erklärt, warum er die Luther-Dekade kein ganzes Jahr ausgehalten hat: Er schließt leider seinen Blog „Mein Jahr mit Luther“ vorzeitig: Daher ist das mein Abschlussstatement. Meine letzte Pressekonferenz. Es folgt … Fundstücke/Trouvailles: Kommunistische Kaufleute – Untote Geschichtskultur – Feminismus weiterlesen →

Quelle: http://moraleconomy.hypotheses.org/570

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Mein Dreivierteljahr mit Luther

Finito

„Death by chocolate“ – so heißt eine nicht nur ungesund klingende Süßspeise, die in der englischsprachigen Welt kredenzt wird, um die körperlichen Belastungen mit Fett und Zucker in ungeahnte Höhen zu treiben. Zu ihrer Herstellung braucht man viel von allem: viel Butter, viel Schokolade, viel Zucker und viel Sahne (und noch solche Nebensächlichkeiten wie Eier und Mehl). Garniert wird das Ganze dann mit einer Glasur, die nochmals aus viel Butter, Sahne und Schokolade besteht.

„Death by reformation jubilee“ – so könnte man das vorzeitige Ende dieses Blogs betiteln. Eingegangen ist das Blog an einer Überdosis Einfallslosigkeit, Wiederholungszwang und Ödnis, garniert mit einer Glasur Langeweile. Wohlmöglich könnte diese Diagnose auf die Bloginhalte selbst zutreffen – mea culpa. Nicht weniger litten die Bloginhalte jedoch an den Gegenständen refromationsjubilierenden Geschehens, die sich als zu viel vom Immergleichen herausgestellt haben.

Im ersten Eintrag dieses Blogs habe ich behauptet, das Jubiläum sei bereits vorbei sei, bevor es überhaupt begonnen habe.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/08/17/mein-dreivierteljahr-mit-luther/

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LuttaDada 5

Man mag es für möglich halten oder nicht, aber selbst ein LuttaDada muss Leib und Magen zusammenhalten. Ganz recht, das LuttaDada schmaust und speist und mampft – und zwar recht gerne, wie man anhand der leiblichen Fülle erkennen kann, die auf so vielen hundert Bildern aus der Werkstatt des CranachDada dokumentiert ist. Aber inzwischen fällt es dem LuttaDada nicht mehr leicht, zu entscheiden, was es essen soll. Es gibt nicht nur so viel, es gibt auch so viel Falsches, und zwar Falsches, das als solches nur schwer zu erkennen ist. Zum Beispiel Teigwaren. Welch köstliches Exempel menschlicher Ingeniösität! Und was kann man damit alles falsch machen.

Thomas Pforte von der Wittenberger Werbeagentur S. Pforte hatte beispielsweise die großartige Idee, das Antlitz des LuttaDada in Hartweizenteigwarenform zu bannen, um Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, dieses Produkt unter Zuhilfenahme kochenden Wassers der Bissfestigkeit zuzuführen und anschließend zu verspeisen.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/05/18/luttadada-5/

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Ähnlichkeitsbeschlagung. Fünfte These zur Geschichtskultur

Die fünfte These zur Geschichtskultur lautet: Die deutsche Geschichtskultur des frühen 21. Jahrhunderts tendiert dazu, Vergangenes nicht mehr als fremd und irritierend wahrzunehmen, sondern es sich der eigenen Gegenwart anzuähneln.

Immer Ärger mit den Unterschieden

Mit Unterschieden scheint die Gattung Mensch so ihre liebe Müh‘ und Not zu haben. Insbesondere bei Unterschieden, die irritierend wirken können, weil sie Unbekanntes, Fremdes, Unpassendes oder Abweichendes mit sich führen, sind regelmäßig Schwierigkeiten unterschiedlicher Art zu konstatieren. Denn Unterschiede wirken verunsichernd. Sie machen sogar Angst. Bekanntermaßen lassen sich solche Unterschiede nicht vermeiden (höchstens verdrängen). Sie platzen zuweilen unangemeldet in unseren Alltag hinein, stehen da in ihrer ganzen Nichteinsortierbarkeit, machen Arbeit, machen Ärger und vermitteln vor allem die unerwünschte Einsicht, dass die jeweils eigene Weltsicht keineswegs selbstverständlich, schon gar nicht naturnotwendig ist. Nach dieser Erkenntnis haben die Unterschiedsgeplagten aber meistenfalls gar nicht gefragt.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/05/12/aehnlichkeitsbeschlagung-fuenfte-these-zur-geschichtskultur/

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Luthermobil

Zu den Menschen

Man kennt es möglicherweise noch, das Guidomobil, jenes unsägliche Symbol siegestrunkener FDP-Überheblichkeit, mit dem der Parteivorsitzende Westerwelle 2002 Wahlkampf machte; oder den Brexit-„Vote Leave“-Bus, mit dem die Befürworter des britischen EU-Austritts 2016 landauf, landab behaupteten, 350 Millionen Pfund pro Woche an den nationalen Gesundheitsdienst anstatt nach Brüssel überweisen zu wollen (eine Aussage, von der Nigel Farage schon einen Tag nach der Brexit-Abstimmung nicht mehr wissen wollte – noch so ein Siegestrunkener, der langsam wieder nüchtern werden musste).

Nur zwei Beispiele aus einer schier endlosen Reihe von Gefährten – Züge, Wohnmobile, Sattelschlepper –, die regelmäßig bei politischen Kampagnen eingesetzt werden. Busse und ähnlich geartete Fahrzeuge sind eine gern gewählte Möglichkeit, um den direkten Kontakt mit ‚den Menschen‘ zu suchen. (Auch wenn ich bis zum heutigen Tag noch nicht so recht verstanden habe, um was für eine Kollektiveinheit es sich bei den in politischen Äußerungen ständig angerufenen ‚Menschen‘ handeln soll. Wohl ein freundlich klingender Ersatz für die kontaminierten beziehungsweise inhaltlich entleerten Begriffe ‚Nation‘ und ‚Volk‘. ‚Menschen‘ tönt irgendwie sympathischer, vor allem persönlicher, ruft aber selbstredend ebenso eine Chimäre an wie die ehemals verwendeten Alternativen.)

Da es allen, die in diesem Gemeinwesen Verantwortung tragen, laut herrschendem politischen Diskurs um ‚die Menschen‘ gehen muss, gilt es diese amorphe Masse möglichst effektiv zu erreichen. Eine solche Menschenerreichung kann mittels Medien nur vermittelt gelingen – wie der Begriff ‚Medium‘ schon hinreichend deutlich macht –, weshalb auch immer wieder andere Wege gesucht werden, um mit ‚den Menschen‘ in direkten Kontakt zu treten.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/03/31/luthermobil/

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Kondom-Postille

Wenn Kirchen und Kondome kollidieren, lässt der Skandal nicht lange auf sich warten. Das gilt auch noch im Jahr 2017.

Es muss wohl am Wochenende des 11./12. März dieses Jahres gewesen sein, als die Düsseldorfer Jugendkirche Kondome an Jugendeinrichtungen verteilte, und zwar mit – wie es in der Formulierung des Evangelischen Pressedienstes (epd) hieß – „provokanten Sprüchen“. Zu lesen war auf den Kondomverpackungen unter anderem „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, „Für Huren und Heilige“, „Schrei vor Erlösung“ oder „Nageln bis der Papst kommt“.

Nun, wahrscheinlich hätte von dieser Verteilaktion kaum jemand etwas mitbekommen, außer denjenigen, welche die Idee dazu hatten, den Jugendlichen, welche die Kondome benutzt hätten und den Spermien, die in ihrem natürlichen Verteilungsdrang aufgehalten worden wären, wenn, ja, wenn nicht die Evangelische Kirche im Rheinland die Aktion unterbunden und bereits ausgeteilte Kondome wieder eingesammelt hätte.



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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/03/24/kondom-postille/

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Unsere Vergangenheit soll schöner werden. Vierte These zur Geschichtskultur

Die vierte These zur Geschichtskultur lautet: Unsere Geschichtskultur tendiert zur Bevorzugung von Inhalten, die mit gegenwärtigen Interessen korrespondieren und auf die Vergangenheit ein (falsches) besseres Licht werfen.

Gleichförmigkeit

Geben wir uns für einen Moment der naiven Annahme hin, eine Internet-Suchmaschine wie Google stünde stellvertretend für das Wissen der Welt über sich selbst. In diese Suchmaschine können wir Stichwörter eingeben wie „Reformation“ oder „Martin Luther“. Welche Ergebnisse werden uns präsentiert? Unfehlbar werden wir zunächst mit einigen Werbeanzeigen konfrontiert (wobei die Unfehlbarkeit in diesem Zusammenhang eine durchaus mehrdeutige Konnotation erfährt), zum Beispiel von Tourismusanbietern oder aus der Modebranche (jawohl, auch die Reformation wird in eine Modekollektion verwandelt). Sodann folgen einige Informationsseiten, deren Angebote sich in der Google-Hierarchie, mit welchen Mitteln auch immer, ganz nach oben gearbeitet haben: Wikipedia-Artikel oder die Eingangsseite des Zentralkomitees der Kommission zur Durchführung der Jubiläumsfeierlichkeiten der Reformation, kurz ZKDJR (oder so ähnlich). Etwa ab Google-Suchmaschinentreffer Nr. 11 wird man dann mit Veranstaltungshinweisen ganz unterschiedlicher Art überhäuft, mit internationalen, nationalen, regionalen und lokalen Aufführungen, Ausstellungen und Informationsveranstaltungen, die dem historischen Ereignis der Reformation zur größeren Ehre gereichen sollen.



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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/03/15/unsere-vergangenheit-soll-schoener-werden-vierte-these-zur-geschichtskultur/

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