Niederösterreichs betrauerte Mitte

Ob bei einer Kur im Resilienzpark eins zu seiner oder ihrer Mitte findet, kann wohl nicht garantiert werden; sehr wohl aber, dass ein anderer Mittelpunkt, nämlich der Niederösterreichs, in weniger als eine Rad-Stunde erreicht werden kann. Angelangt bin ich dort nach der Durchquerung von Unter-, Mitter- und Oberkilling - auf welche Durchschnittsrate an Morden pro 1000 Einwohner:innen sich diese Namensgebung wohl beziehen mag?

Unterkilling

Mitterkilling

Oberkilling

Mittelpunkt_Radroute

Dank einer Infotafel erfahre ich, dass es sich bei Niederösterreichs Mitte um den ebenen Flächenschwerpunkt des Bundeslands handelt, berechnet auf Grundlage von 18.000 Grenzpunkten; bei der dort 1993 eröffneten Max Schubert-Warte (benannt nach einem Zivilgeometer) handelt es sich allerdings keineswegs um eine in schwindelerregenden Höhen befindliche Aussichtsplattform, zu erblicken sind allenfalls Maisfelder, Strommasten und landestypische Windkraftanlagen.

NOE-Mittelpunkt_1

Auffällig ist allerdings, dass in dieser Warte nicht gerade wenig Friedhofskerzen anzutreffen sind, manche davon mit der Aufschrift: "Du fehlst". Sieht fast so aus, als ob in diesem Bundesland Protest gegen die Koalition mit den Rechtsextremen nur mehr auf diese leicht resignative Art geäußert werden kann, oder gibt's da eine andere Erklärung dafür?

NOE-Mittelpunkt_2

NOE-Mittelpunkt_3

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022696058/

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Erwin Riess: Austria as it is 2023

Sehr lesenswert: Erwin Riess' Essay Vom Glück auf dem Feldherrenhügel. Austria as it is 2023, erschienen als Nummer 8 der Zeitschrift "Die Sichel", auch als PDF downloadbar; eine Kurzfassung ist in der aktuellen Versorgerin zugänglich.

Man kann übrigens dem Essay keineswegs vorwerfen, nur in Kritik und Negativität zu verharren, der Herr G. greift (S.53f.) einen alten Vorschlag des ÖVP-Politikers Gerhard Hirschmann zur Zusammenlegung der Bundesländer auf und betreibt geradezu konstruktive Politberatung:

Der frühere steirische Wirtschaftslandesrat Gerhard Hirschmann (1993-2003), ein Vertreter des damals noch vorhandenen innovativen Flügels der steirischen ÖVP, schlug anstelle einer nicht durchsetzbaren Bundesstaatsreform vor, den österreichischen Länderteppich auf drei Regionen, West, Süd und Ost zu konzentrieren. Somit könnten sechs Landesregierungen samt ihren Hofhaltungskosten einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden. Ich füge hinzu: Mit dem Geld könnte man die Wiener Zeitung und den Augustin retten, und es bliebe noch genug übrig, um neben der Therme Oberlaa eine Abfahrtsstrecke für den alpinen Schiweltcup zu errichten. Vielleicht ginge sich im ausgetrockneten Neusiedlersee auch ein Formel 1 Kurs mit großzügig bemessenen Sturzräumen aus.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693712/

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Elisa Aseva: Austria as it is

03//05//2019 – 15:57 österreich kommt mir oft vor wie ein kulinarisch gethemetes marionettenspiel, der bucklig hüpfende gang lässt sich bei genauem hinschauen beobachten + die bösartigkeit der leute hat vor allem was schauspielhaftniedliches. außerdem sind da die topfenberge, die hendlhüttn, der schlagobersgipfel, eine marillensonne + die würstlwälder, es ist schon alles sehr ausgedacht.wahrscheinlich schmeckten selbst die kellerleichen lecker, würden sie vom schnitzelwirt serviert

Aseva, Elisa: Über Stunden. Berlin: Weissbooks, 2021 (epub).

[Im übrigen eines jener Bücher, von dem etliche Sätze mehr zum Denken anregen und Erkenntnis verbreiten als die gesammelten Publikationen der Herren Grass, H*uellebecq und Kehlmann.]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693696/

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Elisa Aseva: Austria as it is

03//05//2019 – 15:57 österreich kommt mir oft vor wie ein kulinarisch gethemetes marionettenspiel, der bucklig hüpfende gang lässt sich bei genauem hinschauen beobachten + die bösartigkeit der leute hat vor allem was schauspielhaftniedliches. außerdem sind da die topfenberge, die hendlhüttn, der schlagobersgipfel, eine marillensonne + die würstlwälder, es ist schon alles sehr ausgedacht.wahrscheinlich schmeckten selbst die kellerleichen lecker, würden sie vom schnitzelwirt serviert

Aseva, Elisa: Über Stunden. Berlin: Weissbooks, 2021 (epub).

[Im übrigen eines jener Bücher, von dem etliche Sätze mehr zum Denken anregen und Erkenntnis verbreiten als die gesammelten Publikationen der Herren Grass, H*uellebecq und Kehlmann.]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693696/

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Rezension: Marion Krammer, Rasender Stillstand oder Stunde Null?

Buchcover, auf dem eine Gruppe von Fotografen und Journalisten zu sehen ist.

Cover: Marion Krammer, Rasender Stillstand oder Stunde Null? V&R unipress ©

Von 2014 bis 2018 arbeitete Marion Krammer im Forschungsprojekt des Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) War of Pictures. Press Photography in Austria 1945-1955, in dem u.a. 2016 eine gleichnamige Online-Ausstellung erarbeitet worden ist.[1] Krammer befasste sich am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien mit dem Personal der Bildberichterstattung in Zeitungen und Illustrierten während der Besatzungszeit in Österreich. Unterstützt wurde sie durch empirische Zuarbeiten in Lehrveranstaltungen und durch Bachelor-Arbeiten zu Einzelthemen, deren Ergebnisse in eine Datenbank eingearbeitet worden sind.[2] Aufbauend auf den Daten der Bildveröffentlichungen und darauf aufsetzenden Archivstudien zu den Akteuren, Personen wie Agenturen, und zu ihren Berufsverbänden legt Krammer eine empirisch fundierte Bestandsaufnahme des Berufsfeldes in der Besatzungszeit Österreichs vor.



[...]

Quelle: https://visual-history.de/2023/02/27/ubbens-rezension-krammer-rasender-stillstand-oder-stunde-null/

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Alpinismus am Limit

Alpinismus war bislang nur selten Thema im Adresscomptoir, doch ich möchte meine persönlichen Leistungen auf diesem Gebiet nun keineswegs verschweigen - ich habe ohnehin damit lange zugewartet, ist es doch nun schon zwei Wochen her, dass ich mit dem Meisterberg den höchsten Berg seiner Region erklimmen konnte!

Marchfeld_Meisterberg_02

Gut, mit seinen 172 (oder sind es nur 171?) Metern ist der Meisterberg nicht die höchste Erhebung des Marchfelds - die soll nämlich die Mülldeponie Rautenweg mit derzeit 187 Metern sein, die nächsten von der MA 48 angebotenen Besichtigungstermine habe ich mir schon notiert -, aber er ist eben die höchste *natürliche* Erhebung des niederösterreichischen Teil des Sandlands an der March.
Zwischen Breitensee und dem Bahnhof Marchegg gelegen, ist diese - darauf wies Friedrich Heller in seiner 1993 gehaltenen "Rede auf das Marchfeld" hin - genauso hoch wie der höchste Berg Dänemarks, was ja auch mal geschafft sein will. Der Meisterberg liegt auf der Schloßhofer Platte, die sich immerhin 20 Meter aus dem Umland heraus erhebt und kann als geradezu geschichtsträchtig bezeichnet werden, erblickte doch von hier aus im Juli 1260 das böhmische Heer des Otakar Přemysl erstmals die jenseits der March gelegene ungarische Armee, die dann bei der Schlacht von Groißenbrunn (aka Kressenbrunn) besiegt wurde.

Ein Gipfelkreuz konnte ich nicht ausfindig machen, ich konnte auch nicht in Erfahrung bringen, ob dieser Mangel einer Unterlassung des Alpenvereins geschuldet ist oder aber ob die ortsansässige Bevölkerung damit die entsprechende Empfehlung von Reinhold Messner ("man sollte die Berge nicht zu religiösen Zwecken möblieren") befolgt. Immerhin aber konnte ich einen Höhenmesspunkt erspähen - und ein seltsames gelbes Objekt, das ich noch nicht wirklich identifizieren konnte: Futterstelle oder Tränke für Tiere? Vorbote des kommenden Frackings? Abhörstation eines Geheimdienstes? Landemarke für Außerirdische?

[...]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022689271/

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Friedrich Klinsky (1925-2002) Pressefotograf

Friedrich Klinsky (1925-2002) Pressefotograf

Abb. 1: Ausgewählte Passfotos von Fritz Klinsky, Quelle: Privatbesitz

Mein Vater war der Pressefotograf Friedrich Klinsky. Er wurde 1925 in Wien geboren und starb dort im Jahr 2002. Als Zehnjähriger begann er sich für Fotografie zu interessieren, war mit einem billigen Apparat unterwegs und entwickelte in der elterlichen Küche die ersten Bilder selbst. Er hatte bei einem Fotografen einer befreundeten Familie zusehen dürfen. Der Besuch der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt blieb ihm aus Geldmangel verwehrt. Er begann als 17-Jähriger eine Fotografenlehre in der Gaulichtbildstelle der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), die er aufgrund einer Lungen-Krankheit bereits nach einem Jahr wieder abbrechen musste. Nach 1945 gelang es ihm, bei diversen Fotoagenturen sowie bei den Tageszeitungen „Bild-Telegraph“, „Express“, „Kurier“ und „Wochenpresse“ seine Arbeit als Fotograf fortzusetzen. Friedrich Klinsky war vierzig Jahre lang von 1946 bis zu seiner Pensionierung 1984 als Pressefotograf in Österreich tätig.

[...]

Quelle: https://visual-history.de/2022/03/21/klinsky-friedrich-klinsky-1925-2002-pressefotograf/

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