Rezension: John Foot – Blood and Power. The Rise and Fall of Italian Fascism (Teil 1)

 

John Foot - Blood and Power. The Rise and Fall of Italian Fascism (Hörbuch)

Besonders unter amerikanischen Linken ist es derzeit leider Mode geworden, den Faschismusbegriff inflationär gegen politische Gegner einzusetzen. Gleichzeitig sind Mächte im Aufstieg, die nur noch als protofaschistisch zu beschreiben sind, während in Italien eine Regierung fleißig an der Rehabilitation Mussolinis arbeitet. Es macht daher Sinn, sich mit dem historischen realen Phänomen des Faschismus auseinanderzusetzen und es besser zu verstehen. Den Anspruch, hierzu beizutragen, hat das vorliegende Werk von John Foot. Er möchte die Realität des Faschismus im Alltag der Italiener*innen begreiflich machen, statt eine Art verkappte Biografie Mussolinis zu schreiben. Dieser Anspruch gefällt, weil die systemischen Ursachen deutlich relevanter sind als die in der Person liegenden.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/09/rezension-john-foot-blood-and-power.html

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Rezension: Michael S. Neiberg – When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Teil 3)

 

Teil 1 hier, Teil 2 hier.

Michael S. Neiberg - When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Hörbuch)

Dazu kam, dass die politischen Verhältnisse in Vichy sich ebenfalls änderten: die Deutschen erzwangen einen stärkeren Einfluss der Faschisten, die ihrerseits die Kollaboration deutlich verstärkten. Dabei ging es vorrangig um die Beschaffung von Arbeitskräften für die deutsche Rüstungsindustrie, wofür man sich im Gegenzug eine Freilassung von Gefangenen erhoffte - und natürlich Akzeptanz durch die Deutschen und einen vorteilhaften Stand bei späteren Friedensverhandlungen, an deren Zustandekommen man zu diesem Zeitpunkt noch glaubte, schon allein, weil die Alliierten ihr Ziel der bedingungslosen Kapitulation noch nicht formuliert hatten. Diesen Aspekt fand ich besonders spannend, weil von Revisionisten häufig vorgebracht wird, dass die Formulierung dieses Ziels ein Fehler gewesen sei, der den Krieg verlängert habe. Die amerikanischen Erfahrungen mit Vichy legen eher das Gegenteil nahe.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/09/rezension-michael-s-neiberg-when-france_0747409215.html

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Rezension: Michael S. Neiberg – When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Teil 2)

 

Teil 1 hier.

Michael S. Neiberg - When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Hörbuch)

Die französische Flotte war ein Hauptaugenmerk sowohl von Briten als auch Amerikanern. Die Deutschen besaßen offensichtlich keine Hochseetaugliche Flotte, die die USA bedrohen konnte. Die Franzosen allerdings besaßen die drittgrößte weltweit. Fiele sie in deutsche Hände, würde dies das Machtgleichgewicht massiv verändern. Zwar machten die Deutschen keine Anstalten und versicherte Vichy, die Flotte nicht herauszugeben, doch das beruhigte niemanden. Die Briten entschlossen sich daher, nachdem der französische Flottenkommandant in Mers-al-Kabir ein Ultimatum zur Neutralisierung der Flotte ausgeschlagen hatte (aus Gründen eines idiotischen, anachronistischen Ehrenkodex‘), die französische Flotte in einer Art Überraschungsangriff zu zerstören.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/09/rezension-michael-s-neiberg-when-france_0161498578.html

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Rezension: Michael S. Neiberg – When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Teil 1)

 

Michael S. Neiberg - When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Hörbuch)

Nur wenige Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sind so mythenumwittert wie der Fall Frankreichs 1940. Innerhalb von nur 6 Wochen wurde die französische Armee, die von vielen Beobachtern als die stärkste des Kontinents eingeschätzt wurde, vollständig besiegt. Das Land, dass während des Ersten Weltkrieges unter ungeheuren Opfern für vier Jahre erbittert Widerstand gegen die Deutschen geleistet und am Ende siegreich aus dem Konflikt hervorgegangen war, hielt sich kaum länger als das kleine, bedrängte Polen. Die deutsche Propaganda stilisierte den Feldzug zu einem erfolgreichen „Blitzkrieg“, was zwar mit der Realität wenig zu tun hatte, sich aber gut verkaufen ließ. Ironischerweise galt dasselbe für die Alliierten, die durch die Betonung des Blitzkriegmythos ihre eigenen Fehler vergessen machen und eine bequeme Erklärung für das Debakel geben konnten.



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Rezension: Jürgen Osterhammel – Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts (Teil 9)

 

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Jürgen Osterhammel - Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts

Als nächstes beschäftigt sich Osterhammel mit Energieregimen: das 19. Jahrhundert sei das Jahrhundert der Energie gewesen. Die Erzeugung von Energie habe die Zeitgenossen in ihren Bann geschlagen. Erstmals war es möglich, die Grenzen der biologischen Energieerzeugung deutlich zu überschreiten. Dies ging allerdings deutlich langsamer vonstatten, als populäre Darstellungen der industriellen Revolution dies häufig suggerieren (eine Art Leitmotiv dieses Kapitels). Die Verbreitung der Kohle als Energiemittel etwa vollzog sich sehr langsam; erst ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war hier eine deutliche Zunahme sichtbar. Für das 19 Jahrhundert galt dasselbe auch für Erdöl. Stattdessen blieb Holz ein wichtiger Energieträger und die Kraft des Tieres eine wichtige Quelle von Energieerzeugung.



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Rezension: Karl-Wilhelm Weeber – Circus Maximus: Wagenrennen im antiken Rom

 

Karl-Wilhelm Weeber - Circus Maximus: Wagenrennen im antiken Rom

Ich habe das Gefühl, dass eine Referenz an Ben Hur zur Einleitung eines Buchs über Wagenrennen im alten Rom mittlerweile ein Anachronismus ist, der nur durch die berühmten Armbanduhren in der Wagenrennen Szene des Hollywoodschinkens übertroffen wird - nicht nur wegen der künstlerischen Freiheiten, die sich der Film seinerzeit genommen hat, sondern auch, weil eine natürliche Reaktion darauf mittlerweile ein „ wer oder was ist Ben Hur?“ wäre. Und das nicht zu Unrecht. Das Erbe das Schicksal droht vermutlich auch Asterix. Aber ich schweife ab. Die Frage, inwiefern die Wagenrennen des Circus Maximus als eine Art Vorläufer moderner Sportveranstaltungen gesehen werden können, bleibt alleine deswegen relevant, weil die römische Gesellschaft in vielen Facetten verführerisch modern zu sein scheint - ein Anschein, der sich bei näherer Betrachtung allzu oft einer geradezu verwirrenden Fremdartigkeit Platz macht. Ob diese Facetten von Karl-Wilheln Weebers Buch eingefangen werden können, soll diese Rezension zeigen.



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Rezension: Aus Politik und Zeitgeschichte – 1848/49

 

Aus Politik und Zeitgeschichte - 1848/49

Das Jubiläum der Revolution von 1848/49 sorgt gerade für eine neue Hochzeit der Beschäftigung mit dem Thema, Die allerlei Neubewertungen und spannende neue Ansätze mit sich bringt. Ein Aufsatzband der APuZ kommt da wie gerufen, um einiges hinzuzufügen. Wer sich intensiv mit dem Thema beschäftigen will und es vor allem aus europäischer Perspektive betrachten, kommt derzeit um Christopher Clarks monumentalen Epos (hier rezensiert) nicht herum. Wir wollen sehen, was die Bundeszentrale für politische Bildung was in diesem Heft zusammenstellen konnte was und wie es sich in die größere Debatte einordnen lässt.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/08/rezension-aus-politik-und.html

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Rezension: Jürgen Osterhammel – Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts (Teil 8)

 

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Jürgen Osterhammel - Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts

Osterhammel macht für den Westen im 19. Jahrhundert einen generellen Trend aus, den er als „Durchstaatlichung“ bezeichnet. Damit meinte er die Übernahme von immer mehr Aufgaben durch den Staat, der für die Erledigung dieser Aufgaben immer leistungsfähigere Verwaltungen aufstellen muss, die ihrerseits die Grundlage für die Übernahme neuer Aufgaben bilden können. Ein zentrales Element allerdings fehlt im 19. Jahrhundert und muss auf das 20. warten: ein modernes Steuersystem. Im 19. Jahrhundert blieb der Umfang des Staates trotz allem sehr begrenzt und diente vor allem der Aufstellung eines möglichst schlagkräftigen Militärs. Das Steuersystem diente der Finanzierung eben dieses Militärs und der Verwaltungsstrukturen, die hierfür notwendig waren. Steuern im Sinne von Steuerung und ihre planmäßige Erhebung was mit den heute bekannten Instrumenten gab es im 19. Jahrhundert effektiv nicht.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/08/rezension-jurgen-osterhammel-die_0119442885.html

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Rezension: Jürgen Osterhammel – Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts (Teil 7)

 

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Jürgen Osterhammel - Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts

Zum Abschluss des Revolutionsteils wendet Osterhammel den Blick auf vier außereuropäische Revolutionen nach 1900. Vorher gebührt Mexiko noch ein "Seitenblick", wo ab 1910 eine der blutigsten Revolutionen der ganzen Epoche vonstatten ging, die jeden achten Mexikaner das Leben kostete. Sie hatte keine übergeordneten Ideen außer dem Widerstand gegen eine unterdrückerische Regierung und auch keine Strahlkraft nach außen. Trotz amerikanischer Interventionen blieb sie eine weitgehend mexikanische Affäre. Die vier Revolutionen in Russland (1904-1907), Iran (1905-1911), Türkei (1908-1920) und die Xinhai-Revolution in China (1911) besaßen einige Gemeinsamkeiten. Sie wurden nicht durch Revolutionen im Nachbarland ausgelöst, sondern nur durch indirekte Wirkungsketten verbunden (ohne Russische Revolution vermutlich keine Einigung mit Großbritannien über Interessenssphären 1907, und ohne die keine jungtürkische Furcht vor einer gemeinsamen Aufteilung des Osmanischen Reichs).



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/08/rezension-jurgen-osterhammel-die.html

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Rezension: Volker Ullrich – Deutschland 1923: Das Jahr am Abgrund

 

Volker Ullrich - Deutschland 1923: Das Jahr am Abgrund (Hörbuch)

Das Jahr 1923 spielt für die Deutschen eine hervorgehobene Rolle. Nicht nur die große Hyperinflation, sondern zahlreiche andere Krisen erschütterten in diesem Jahr das Land. In der deutschen Wahrnehmung ist es vor allem die Hyperinflation die in Erinnerung geblieben ist. sie ist allerdings trotz der hervorgehobenen Rolle die sie in der deutschen Erinnerungskultur spielt kaum verstanden und wird selten in einen größeren Kontext eingebettet. Ein Buch das sich ausführlich mit dem kompletten Jahr und den Kontexten beschäftigt wäre daher sehr willkommen. ob der vorliegende Band von Volker Ullrich diesen Anspruch einlösen kann wollen wir im Folgenden untersuchen.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2023/07/rezension-volker-ullrich-deutschland_0136248956.html

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