Nationalsozialismus und „Volksgemeinschaft“

Im Vergleich zur Weimarer Republik konnte sich das nationalsozialistische Deutschland Zeit seines Bestehens einer hohen inneren Stabilität erfreuen. Widerstand gab es zwar, er konnte dem Regime aber nie wirklich gefährlich werden, auch weil die Herrschaftspraxis der politischen Eliten eine ausgeprägte Unterstützung in der deutschen Bevölkerung genoss. Die stillschweigende Akzeptanz der überwältigenden Mehrheit, die treue Gefolgschaft Vieler und die fanatische Begeisterung von nicht Wenigen bedürfen nach wie vor der Erklärung, zumal die antifaschistischen Arbeiterparteien noch bei den Reichstagswahlen im März 1933, als viele Funktionäre von SPD und KPD bereits in den Gefängnissen saßen, fast ein Drittel der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen konnten. Wie war es der NSDAP möglich, die Zustimmung zum Nationalsozialismus sukzessive vor allem in den ersten Jahren des Regimes zu erhöhen? Im Folgenden möchte ich drei Bereiche umreißen, die in diesem Kontext zu berücksichtigen sind: das vermeintliche „Wirtschaftswunder“ der Jahre 1933-1936, die NS-Organisationswelt als Aufstiegs- und Ermöglichungsraum und das antisemitische Narrativ der „Volksgemeinschaft“.

Allgemein waren die Möglichkeiten politischer Gestaltung zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stark eingeschränkt. Die Wirtschaftskrise, die erheblich zu ihrem Erstarken beigetragen hatte, war keineswegs überwunden. Mit 4,8 Millionen nahm die (offizielle) Zahl der Arbeitslosen 1933 zwar erstmals wieder ab (1932: 5,6 Mio.), trotzdem lag sie noch deutlich über den Werten der Krisenjahre 1930 (3,1 Mio.

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Quelle: https://gafprojekt.hypotheses.org/828

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Der Kampf um den Achtstundentag – Arbeitszeitpolitik in der Weimarer Republik

In Deutschland dürfen Arbeitnehmer_innen heute offiziell nicht länger als 8 Stunden pro Werktag arbeiten.1 Diese gesetzliche Regelung gilt bereits seit fast 100 Jahren. Am 23. November 1918 wurde der Achtstundentag als eine der wichtigsten Errungenschaften der Arbeiter_innenorganisationen eingeführt. In der Weimarer Republik geriet er in den Fokus scharfer Auseinandersetzungen zwischen Industrie, Gewerkschaften und Parteien.

Die Verkürzung der Arbeitszeit gehörte seit dem Beginn der Arbeiter_innenbewegung zu ihren Kernforderungen. Mit wachsender Stärke gelang es ihr, ab 1860 eine Tendenz zur Verkürzung der Arbeitszeit durchzusetzen, die nur durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. Sie fand ihren historischen Durchbruch im Jahr 1918. Als direkte Folge der Revolution wurde die Arbeitszeit aller Arbeitnehmer_innen auf acht Stunden pro Tag begrenzt.

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Quelle: https://gafprojekt.hypotheses.org/810

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Sozialpolitik im Ersten Weltkrieg

von Ronja Hochstrat

 

Der Erste Weltkrieg wird häufig als „Schrittmacher“ der Sozialpolitik bezeichnet. Doch ist diese Zuschreibung überhaupt gerechtfertigt? Lassen sich eigentlich tiefgreifende Veränderungen in unseren vier Bereichen der Sozialpolitik finden? Und welche Akteure haben dabei eine wichtige Rolle gespielt? Kam es dabei zu einer Verschiebung der Kompetenzen?

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 schuf eine bislang unbekannte dramatische soziale Situation, die weite Teile der Gesellschaft erfasste. Auf die vielfältigen Probleme – zahlreiche Tote und Invaliden, Armut, Hunger, Inflation – hatte die staatliche Sozialpolitik keine Antwort.

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Quelle: http://gafprojekt.hypotheses.org/309

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