Von der Macht des Regals

[E]ine Dissertation über das Regal als konkrete Räumlichkeit und deren Einfluss auf die (literatur)wissenschaftliche Praxis regt Blogkow an:

Kann es nicht sein, dass gewisse Untersuchungsgegenstände nur durch ihre Kontingenz im Regal, sagen wir mal die räumliche Nähe der Buchstaben I und G in einem Regal mit sogenannter Weltliteratur, überhaupt gemeinsam in den Blick geraten? Welche Macht haben die Einräumer_innen von Bibliotheksregalen über den Prozess der Wissensproduktion? Haben historisch unterschiedliche Regalkonstruktionen und Regalsysteme zu unterschiedlichen Konstruktionen von Wissensobjekten geführt, die sich evtl. gar in einer Typologie der Topologie beschreiben lassen?

[via Netbib]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6257277/

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Antje Christ: Das perfekte Chaos. Mit den Dabbawalas unterwegs in Mumbai auf 3 Sat

Dabbawalas heißen die Essensausträger in Mumbai; letztes Jahr gab es über diese ein Radio-Hörspiel von Jean-Claude Kuner (vgl.), nun sendet 3 Sat (Do 25.3.2010, 15:45-16:30) eine von Antje Christ gestaltete Doku:

Das perfekte Chaos
Mit den Dabbawalas unterwegs in Mumbai
Film von Antje Christ

Prince Charles hat sie besucht, der Virgin-Chef Richard Branson war ihr Gast, internationale Softwarefirmen und Managementinstitute interessieren sich für sie: die Dabbawalas von Mumbai. Ein einzigartiger Beruf, den es nur im ehemaligen Bombay gibt. "Dabbas" sind die Blechbehälter, und "Walas" heißen die Träger. In der 20-Millionen-Metropole liefern täglich 5.000 Dabbawalas 200.000 Mittagessen aus: Hausmannskost für indische Angestellte, zubereitet von der Ehefrau, denn beim Essen machen viele Inder keine Kompromisse. Sie möchten wissen, wer für sie gekocht hat. Die Mahlzeiten in den Dabbas, hierzulande als Henkelmänner bekannt, gehen durch unzählige Hände, legen bis zu 70 Kilometer zurück - per Rad, in Zügen, auf Holzkarren und auf dem Kopf. Ein Code aus Zahlen, Buchstaben und Farben weist den Weg. Wer jedoch daran zweifelt, dass das Essen im Chaos der Megacity seinen Empfänger erreicht, liegt falsch. Nahezu fehlerlos funktioniert das System der Dabbawalas. Nur eine von 16 Millionen Dosen geht verloren. Eine logistische Meisterleistung, obwohl die meisten Dabbawalas Analphabeten sind. Sie glauben, jemandem Essen zu liefern, erzeuge gutes Karma, und fühlen sich daher ihren Kunden gegenüber zutiefst verpflichtet.
Der Film "Das perfekt Chaos" berichtet über einen einzigartigen Beruf.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6252028/

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Ö1 zur Verkabelung der Welt

Nächste Woche beschäftigt sich das Ö1-Radiokolleg (Mo-Do, 22.3.-25.3.2010, 9:30-9:45) mit der Verkabelung der Welt:

Die Vernetzung der Neuen und Alten Welt begann 1857, als das erste Transatlantikkabel von Neufundland nach Schottland verlegt wurde. Dafür wurden Schiffe umgebaut, eine neue Abrollvorrichtung für die Kabel und eine bessere Isolierung für die Telegrafenleitungen erfunden.

Aber all diese neuen Erfindungen nutzten wenig gegen Unwegsamkeiten wie Sturm, spitze Felsen und Haie. Rückschläge, Irrtümer und Fehleinschätzungen prägten die ersten Versuche, die Welt zu verkabeln, genauso wie Missgunst und finanzieller Ruin.

Diese Geschichte wiederholte sich, ebenso die Versprechungen, mit denen man die neuen Kommunikationsformen bewarb. Egal ob Telegrafie, Telefonie oder Internet: Um die Welt von den Segnungen der neuen Techniken zu überzeugen, wurde schon mal der Weltfrieden beschworen, Arbeitserleichterung und mehr Sicherheit versprochen. Egal, ob es um die Anbindung über Erdkabel, Luftkabel oder die Satellitenkommunikation ging. Egal, ob am Ende ein Telegraf, ein Telefonapparat oder ein Computer stand.

Und trotzdem: Am Anfang jeder neuen Erfindung stellten sich die Menschen zuallererst die eine Frage: Wozu braucht man das?

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6243390/

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32 Hof- und Adresskalender geistlicher Territorien des 18. Jahrhunderts online

Marcus Weidner hat für das Portal Westfälische Geschichte 32 Adresskalender des 18. Jahrhunderts - vorwiegend aus Kurköln - digitalisiert und stellt diese in Form von PDFs zur Verfügung; was die Qualität der Digitalisate anbelangt, so schränkt er vorweg gleich ein:
Von den hier aufgeführten 32 Kalendern aus einer Privatbibliothek sind bereits vor einigen Jahren reine Arbeitskopien, also ohne Absicht einer späteren Publikation und systematische Auswahl, angefertigt worden. Diese überlieferten Papierkopien dienten dann 2009 als Vorlage für diese Digitalisierung, bei der die mitunter schlechte Qualität bzw. Unleserlichkeit abgewogen wurde mit dem Mehrwert einer Online-Präsentation. Da keine Ersatzkopien der schlecht oder gar nicht lesbaren Stellen mehr angefertigt werden können, bitten wir, die Einschränkungen in der Lesbarkeit zu entschuldigen.
[via H-SOZ-U-KULT]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6223650/

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Ö1-Diagonal 13.3.2010: Listen – alles hat eine Reihenfolge

Vorgesehen war die Ö1-Sendung Listen - alles hat eine Reihenfolge schon für letzten November, dann kam aber der Tod von Claude Lévy-Strauss dazwischen. Nun ist sie für Samstag, 13.3.2010 (17:05-19:00) angekündigt und es ist zu hoffen, dass sie im Gegensatz zu der nicht gerade dollen Ausstellung im Louvre mehr an Erkenntnis bringt:

Umberto Eco vermutet in seinem neuesten Buch "Die unendliche Liste", dass Listen "typisch für primitive Kulturen wären, die eine noch ungenaue Vorstellung vom Universum haben".

Doch bis heute ordnet der Mensch, wo er nur kann: Von den Zehn Geboten über das Köchelverzeichnis bis zum genetischen Code. Die Wirtschaft kennt Stücklisten, Personallisten, Preislisten und die To-Do-List. In der Wissenschaft wollen die Institutionen auf die vorderen Plätze der Universitäts-Ranking-Listen. Kulturjournalisten erstellen Listen der 100 besten Bücher oder Filme, Musikjournalisten veröffentlichen Hitparaden, Gesellschaftsjournalisten listen die zehn schlechtest gekleideten Damen und Herren der Welt auf. Eine Wiener Stadtzeitung veröffentlicht am Jahresende die Liste der hundert Besten des Bösen.

Schotts "Sammelsurium" und Ankowitschs "Konversationslexikon", Mitbringbüchlein neben den Buchhandelskassen, bestehen ausschließlich aus absurden Listen wie "Merkwürdige Tode einiger burmesischer Könige", Thomas Manns Kinder, Elizabeth Taylors Ehemänner, die den Kaviar liefernden Störarten und "einige der zahlreichen Komponisten, die in ihrem Leben insgesamt neun Symphonien geschaffen haben". Beide Bücher fanden Plätze auf den Bestsellerlisten.

Unbekannte Hausfrauen schreiben täglich Einkaufslisten, bekannte Autoren bauen Listen in ihre Bücher ein, wie die berühmte Liste der Tiere, die laut Jorge Luis Borges in einer alten chinesischen Enzyklopädie eingeteilt werden in, unter anderem, dem Kaiser gehörende Milchschweine, Sirenen, streunende Hunde, mit feinstem Kamelhaarpinsel gezeichnete und solche, die von weitem wie Fliegen aussehen. Und was, bitte, war eigentlich in den Listen des Odysseus verzeichnet? Listen to this program!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6178576/

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