Justice for the Enemy? Die Verteidigung deutscher Kriegsverbrecher durch britische Offiziere in Militärgerichtsprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1949)

„Ich betrat den Gerichtssaal in der Erwartung, an einem Schauprozess als unglückseliges Opfer teilzunehmen“, schrieb der frühere SS-Hauptsturmführer und KZ-Arzt Alfred Trzebinski kurz vor seiner Hinrichtung in seinen Abschiedsbrief (S. 289). Trzebinski war im Mai 1946 von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt worden. Dem Mediziner, der unter anderem in Auschwitz, Majdanek und Neuengamme Menschenversuche durchgeführt hatte, hatte das Gericht vor allem seine Beteiligung an der Ermordung von zwanzig jüdischen Kindern in den letzten Kriegstagen vorgeworfen. Gerichtet waren Trzebinskis letzte Worte an niemand anderen als an den Menschen, der jenes harte Urteil gegen ihn gefordert hatte: an den Ankläger Major Stephen M. Stewart. Reue bekundete Trzebinski in seinem Schreiben keine, im Gegenteil rechtfertigte er sich noch ein letztes Mal für seine Taten. Zugleich jedoch zeigte er sich anerkennend gegenüber dem britischen Gericht, insbesondere aber gegenüber Major Stewart. „Dieser Mann (…) hat mir die Augen geöffnet über die Gerechtigkeit der britischen Justiz. Dieser Prosecutor ist für mich der Prototyp des fairen englischen Gentleman“ (S.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2022/03/rezension-justice-for-the-enemy-kriegsverbrecher-britische-zone-glahe/

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Die Kriegsverbrecherlobby – Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter

Herbert Kappler war zwar kein Hundertjähriger als er am 15. August 1977 aus dem Fenster eines römischen Militärkrankenhauses stieg und verschwand. Zudem ist nicht einmal sicher, ob Kappler sich – wie von den Boulevard-Medien seinerzeit kolportiert – überhaupt aus seinem Zimmer im dritten Stock abseilen musste, um in die Freiheit zu gelangen. Ein Methusalem war er in gewisser Hinsicht aber dennoch: 32 Jahre hatte der ehemalige SS-Mann in italienischer Haft gesessen, ehe er bei einem Krankenhaus-Aufenthalt die Flucht ergriff. Somit gehörte er zu den letzten im westeuropäischen Ausland inhaftierten deutschen Kriegsverbrechern. Kappler hatte 1944 mit dem Massaker in den Fosse Ardeatine einen der grausamsten Massenmorde in Italien während des Zweiten Weltkriegs zu verantworten. Nach dem Krieg war er in Rom wegen der brutalen Erschießung von 335 Italienern zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt worden. In den drei Jahrzehnten seiner Haft wurde Kappler in Italien zunehmend zur Symbolfigur für die deutschen Besatzungsverbrechen. In der Bundesrepublik hingegen wurde er gern zum Opfer einer ungerechten und unbarmherzigen italienischen Kriegsverbrecherpolitik stilisiert.



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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2019/12/rezension-bohr-glahe/

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