Unterhalten und Informieren

Die in London ansässige Firma Adprint arbeitete im Auftrag von einheimischen Verlagen – und während des Krieges auch mit Unterstützung des Ministry of Information, an Buchreihen wie „The Soviets and Ourselves“ und „America and Britain“ mit aufwendigen Farbdrucken von Bildstatistiken des Isotype-Instituts und Fotografien. Später entstand die Reihe „The New Democracy“, die gesellschaftlich relevante Themen der Nachkriegszeit in Großbritannien aufgriff. Otto and Marie Neurath Isotype Collection, University of Reading.

Das Sachbuch hat als Verbindung von informativen und unterhaltenden Elementen im Lauf des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Platz in den Programmen internationaler Verlage eingenommen. Ungeachtet seiner Popularität und Vielfalt war das illustrierte Sachbuch, etwa der Bildband, bislang nicht Gegenstand systematischer Forschung und wurde als vermeintlich triviales Massenprodukt abqualifiziert. In diesem interkulturell und interdisziplinär angelegten Promotionsprojekt soll daher das Medium des populären illustrierten Sachbuchs auch im Hinblick auf seine Visualität untersucht werden. Die in Typographie und Layout modern gestalteten Publikationen für ein Massenpublikum, deren inhaltliche Konzeption absichtsvoll auf das Wechselspiel von Bild und Text angelegt war, werden unter anderem auf die Funktion von Text-Bild-Strukturen bei der Vermittlung von Informationen und Entwicklung von Visualisierungsstrategien hin untersucht. Aber auch buchwissenschaftliche Traditionslinien, Aspekte der Kultur- und Wissenschaftsgeschichte sowie der Exilforschung werden dabei beleuchtet.

Die in London ansässige Firma Adprint arbeitete im Auftrag von einheimischen Verlagen – und während des Krieges auch mit Unterstützung des Ministry of Information, an Buchreihen wie „The Soviets and Ourselves“ und „America and Britain“ mit aufwendigen Farbdrucken von Bildstatistiken des Isotype-Instituts und Fotografien. Später entstand die Reihe „The New Democracy“, die gesellschaftlich relevante Themen der Nachkriegszeit in Großbritannien aufgriff.

Die in London ansässige Firma Adprint arbeitete im Auftrag von einheimischen Verlagen – und während des Krieges auch mit Unterstützung des Ministry of Information, an Buchreihen wie „The Soviets and Ourselves“ und „America and Britain“ mit aufwendigen Farbdrucken von Bildstatistiken des Isotype-Instituts und Fotografien.

Zur Zeit der Weimarer Republik entwickelte sich der Buchtyp des Sachbuchs zu einer wesentlichen literarischen Form.[1] Verbunden war dies mit dem Anspruch, komplexe Informationen für ein breites Publikum unterhaltsam aufzubereiten. Dies ist im Kontext eines größeren Transformationsprozesses der Bildungs- und Wissenskultur seit dem 19. Jahrhundert zu sehen, befördert durch die industrielle Revolution, und zeigte sich im deutschsprachigen Raum etwa in politisch-emanzipatorischen Bestrebungen und Konzepten für die individuelle Erziehung. Gleichzeitig wurde insbesondere das illustrierte Sachbuch vom Aufkommen der neuen Medien wie Fotografie und Film sowie von der Weiterentwicklung von Produktionsbedingungen und Herstellungstechniken beeinflusst. Für die Realisation der damit verbundenen Potenziale waren die Kompetenz und Kreativität von Verlegern sowie interner und externer Fachleute entscheidend. Einflussreich waren in diesem Zusammenhang, so ist es bereits für Teilbereiche des Verlagswesens aufgearbeitet worden, jüdische und linksintellektuelle Emigranten aus Deutschland und Österreich, die vor dem nationalsozialistischen Regime nach Großbritannien und in die USA fliehen mussten.

Von der Forschung weitgehend unbeachtet geblieben, ist bislang die Gruppe um den Adprint-Gründer Wolfgang Foges, Eva und Walter Neurath (der spätere Gründer von Thames & Hudson, London) und Foges’ Jugendfreund Paul Steiner (Chanticleer Press, New York). Sie prägten das Erscheinungsbild des populären illustrierten Sachbuchs durch die Einführung besonderer Produktionsmethoden, organisatorischer Strukturen und gestalterischer Neuerungen.

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Auch die 1946-1952 von Adprint produzierten „Future Books“, hier Doppelseiten aus Band 1: Overture von 1946, entstanden in enger Zusammenarbeit mit renommierten britischen Autoren, Fotografen sowie dem Isotype-Institut als gestalterisch anspruchsvolle und moderne Kompositi-on aus Fotografien, Kartenmaterial und Infografiken.

Auch die 1946-1952 von Adprint produzierten „Future Books“, hier Doppelseiten aus Band 1: Overture von 1946, entstanden in enger Zusammenarbeit mit renommierten britischen Autoren, Fotografen sowie dem Isotype-Institut als gestalterisch anspruchsvolle Komposition aus Fotografien, Kartenmaterial und Infografiken.

Die von ihnen vor allem für Buchreihen entwickelten „integrated“ Layouts, physisch und semantisch eng verknüpfte Text-Bild-Strukturen, sind geprägt durch ein verändertes Verständnis der Möglichkeiten des Sachbuchs in Konkurrenz mit anderen Massenmedien. Eine wichtige Rolle spielte hierbei auch der nach Oxford emigrierte Ökonom und Wissenschaftstheoretiker Otto Neurath aus dem sozialreformerischen „Wiener Kreis“. Er propagierte mit der von ihm begründeten Methode zur bildlichen Vermittlung von Informationen am ISOTYPE-Institut (International System of TYpographic Picture Education) das Ideal einer umfassenden Bildung für die Allgemeinheit als Voraussetzung für eine moderne Gesellschaft. Basierend auf ihrem kulturellen Hintergrund, dem Glauben an den gesellschaftlichen Wert einer „Demokratisierung“ des Wissens sowie konkreten Anforderungen des britischen und US-amerikanischen Buchmarkts gelang es den Emigranten, einen wichtigen Beitrag zur Konzeption und zum Design moderner illustrierter Sachbücher zu leisten.

 

Abbildungen: Otto and Marie Neurath Isotype Collection, University of Reading

Das Projekt wurde durch Stipendien des Deutschen Historischen Instituts London und Washington unterstützt.

Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Buchwissenschaft

Thema: Das populäre illustrierte Sachbuch

Betreuer: Prof. Dr. David Oels

Projektlaufzeit: 2012-2015

Silke Körber, M.A.

Silke.Koerber[at]web.de

 

 

[1] Siehe Paul Raabe, Das Buch in den zwanziger Jahren, Wolfenbütteler Schriften für Geschichte des Buchwesens, Bd 2., Hg. von P. Raabe, Hamburg 1978, S. 19.

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/12/08/unterhalten-und-informieren/

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