Der ethnografisch-anthropologische Blick

 

Das 19. Jahrhundert war ein Zeitalter der technischen und wissenschaftlichen Innovation. Besonderer Popularität unter den Erfindungen jener Epoche erfreute sich die Fotografie: Mithilfe des neuen Mediums ließ sich nicht nur ein anschauliches Bild von den Gesellschaften der europäischen Metropolen entwerfen, sondern auch von den überseeischen Kolonien und ihren indigenen Bewohnern. Fotografien schienen ganz besonders geeignet, um visuelle Einblicke in exotische Welten zu liefern und das Verlangen der Europäer nach Wissen über fremde Völker und Kulturen zu stillen.

Auch in Russland geriet die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden zunehmend in den Fokus der imperialen Öffentlichkeit. In der zweiten Jahrhunderthälfte begannen russische Fotopioniere, die imperialen Randgebiete zu bereisen und die beeindruckende Diversität der indigenen Bevölkerung zu dokumentieren. Gegenüber ihren westeuropäischen Kollegen hatten die russischen Fotografen einen klaren Vorteil: Auf ihrer Suche nach „exotischen“ Motiven brauchten sie keine Ozeane zu überqueren, denn „Russlands Orient“ begann im kontinentalen Vielvölkerimperium nur einige Tagesreisen südöstlich von Moskau.



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Quelle: https://www.visual-history.de/2016/03/10/der-ethnografisch-anthropologische-blick/

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