Karneval in Hofordnungen oder Es gibt nichts was es nicht gibt

Wenn man so wie ich im Rheinland beheimatet ist, dann kommt man nicht umhin sich alljährlich mit der 5. Jahreszeit – auch Karneval genannt – auseinanderzusetzen. Meist flüchten Menschen wie ich an den Schreibtisch. Dumm nur, wenn man dann genau da (wo man es am wenigsten erwartet hat) – Murphy sei Dank – auf Quellen trifft, die genau das Thema aufgreifen, dem man gerade eben so schön entfliehen wollte. Denn ob man es glaubt oder nicht: Selbst das Thema Karneval findet sich in manchen Hofordnungen, womit letztlich bewiesen wäre, dass es im Grunde keine Themen gibt, die in Hofordnungen nicht irgendwann und irgendwo behandelt worden wären.

Schloss Scheer
Schloss Scheer

Gleich zwei Hofordnungen der Grafschaft Friedberg-Scheer[1] befassen sich mit der Frage, wie man sich an Fastnacht verhalten soll, wenn das Schloss von den Bürgern der Ortschaft erstürmt wird. Sowohl 1541 als auch 1595 wird in sehr ähnlichen Worten geschildert, dass den Bürgern Essen und auch alkoholische Getränke zu reichen seien. Es scheinen also durchaus feierfreudige Grafen gewesen zu sein, die da in Scheer residierten und offensichtlich gab es ein gutes Einvernehmen mit den Menschen am Ort, so dass man keine Bedenken hegte, wenn diese einmal im Jahr das Schloss erstürmten um Fastnacht zu feiern.
Die älteste edierte und überlieferte friedbergische Hofordnung, die das Thema Fastnacht aufgreift stammt etwa aus dem Jahr 1541. Ediert wurde sie 2001 von Robert Kretzschmar.[2] Unter der Überschrift Der vaßnacht halp wird die Versorgung der Bürger beschrieben, die mit Essen und (alkoholischen) Getränken erfolgen soll. Und offensichtlich war diese Regelung zu Aller Zufriedenheit und bewährte sich, denn in der von Birgit Kirchmaier und Volker Trugenberger edierten waldburgischen Hofordnung der Grafschaft Friedberg-Scheer, die etwa 1595 entstanden ist, hat die Fastnacht ebenfalls ein eigenes Kapitel, überschrieben mit Der fasnacht halben und hier finden wir nahezu wortgleich mit den Bestimmungen der vorhergehenden Hofordnung folgenden Absatz: Item an der faßnacht, so die burger daß schlosß stürmen, gibt man inen zu essen […] suppen und fleisch unnd kiechlin unnd vier becher mit wein auf ain disch, den jungen knaben gibt man auch zu essen, aber khain wein.[3]
Junge Männer standen also offensichtlich schon im 16. Jahrhundert im Ruf mit Alkohol an Karneval oder Fastnacht nicht wirklich umgehen zu können und offensichtlich wollte man mit diesem Alkoholverbot Problemen und ggf. Krawall vorbeugen.

[1] Schloss und Stadt Scheer befinden sich in Baden-Württemberg im Landkreis Sigmaringen.
[2]S. Robert KRETZSCHMAR, Die “alt hofordnung” für die Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Zeit¬schrift für württembergische Landesgeschichte (2001), S. 453–459, hier S. 459.
[3] KIRCHMAIER, Birgit; TRUGENBERGER, Volker: Waldburgische Hofordnungen aus der Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Kruse, Holger; Paravicini, Werner (Hgg.): Höfe und Hofordnungen 1200 – 1600. 5. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Sigmaringen, 5. bis 8. Oktober 1996 (Residenzenforschung, 10), Sigmaringen 1999, S. 519–553, Edition S. 525-551, hier S. 532.
[4] Bild 1: By Roland Nonnenmacher – D-72516 Scheer (Own work (Original text: selbst erstellt)) [Attribution], via Wikimedia Commons
[5] Bild 2: By Urheber ist: Roland Nonnenmacher – D-72516 ScheerRoland Nonnenmacher at de.wikipedia [Attribution], from Wikimedia Commons

Quelle: http://hofordnung.hypotheses.org/63

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Karneval in Hofordnungen oder Es gibt nichts was es nicht gibt

Wenn man so wie ich im Rheinland beheimatet ist, dann kommt man nicht umhin sich alljährlich mit der 5. Jahreszeit – auch Karneval genannt – auseinanderzusetzen. Meist flüchten Menschen wie ich an den Schreibtisch. Dumm nur, wenn man dann genau da (wo man es am wenigsten erwartet hat) – Murphy sei Dank – auf Quellen trifft, die genau das Thema aufgreifen, dem man gerade eben so schön entfliehen wollte. Denn ob man es glaubt oder nicht: Selbst das Thema Karneval findet sich in manchen Hofordnungen, womit letztlich bewiesen wäre, dass es im Grunde keine Themen gibt, die in Hofordnungen nicht irgendwann und irgendwo behandelt worden wären.

Schloss Scheer
Schloss Scheer

Gleich zwei Hofordnungen der Grafschaft Friedberg-Scheer[1] befassen sich mit der Frage, wie man sich an Fastnacht verhalten soll, wenn das Schloss von den Bürgern der Ortschaft erstürmt wird. Sowohl 1541 als auch 1595 wird in sehr ähnlichen Worten geschildert, dass den Bürgern Essen und auch alkoholische Getränke zu reichen seien. Es scheinen also durchaus feierfreudige Grafen gewesen zu sein, die da in Scheer residierten und offensichtlich gab es ein gutes Einvernehmen mit den Menschen am Ort, so dass man keine Bedenken hegte, wenn diese einmal im Jahr das Schloss erstürmten um Fastnacht zu feiern.
Die älteste edierte und überlieferte friedbergische Hofordnung, die das Thema Fastnacht aufgreift stammt etwa aus dem Jahr 1541. Ediert wurde sie 2001 von Robert Kretzschmar.[2] Unter der Überschrift Der vaßnacht halp wird die Versorgung der Bürger beschrieben, die mit Essen und (alkoholischen) Getränken erfolgen soll. Und offensichtlich war diese Regelung zu Aller Zufriedenheit und bewährte sich, denn in der von Birgit Kirchmaier und Volker Trugenberger edierten waldburgischen Hofordnung der Grafschaft Friedberg-Scheer, die etwa 1595 entstanden ist, hat die Fastnacht ebenfalls ein eigenes Kapitel, überschrieben mit Der fasnacht halben und hier finden wir nahezu wortgleich mit den Bestimmungen der vorhergehenden Hofordnung folgenden Absatz: Item an der faßnacht, so die burger daß schlosß stürmen, gibt man inen zu essen […] suppen und fleisch unnd kiechlin unnd vier becher mit wein auf ain disch, den jungen knaben gibt man auch zu essen, aber khain wein.[3]
Junge Männer standen also offensichtlich schon im 16. Jahrhundert im Ruf mit Alkohol an Karneval oder Fastnacht nicht wirklich umgehen zu können und offensichtlich wollte man mit diesem Alkoholverbot Problemen und ggf. Krawall vorbeugen.

[1] Schloss und Stadt Scheer befinden sich in Baden-Württemberg im Landkreis Sigmaringen.
[2]S. Robert KRETZSCHMAR, Die “alt hofordnung” für die Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Zeit¬schrift für württembergische Landesgeschichte (2001), S. 453–459, hier S. 459.
[3] KIRCHMAIER, Birgit; TRUGENBERGER, Volker: Waldburgische Hofordnungen aus der Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Kruse, Holger; Paravicini, Werner (Hgg.): Höfe und Hofordnungen 1200 – 1600. 5. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Sigmaringen, 5. bis 8. Oktober 1996 (Residenzenforschung, 10), Sigmaringen 1999, S. 519–553, Edition S. 525-551, hier S. 532.
[4] Bild 1: By Roland Nonnenmacher – D-72516 Scheer (Own work (Original text: selbst erstellt)) [Attribution], via Wikimedia Commons
[5] Bild 2: By Urheber ist: Roland Nonnenmacher – D-72516 ScheerRoland Nonnenmacher at de.wikipedia [Attribution], from Wikimedia Commons

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Diener an deutschen Höfen


Eine Bestandsaufnahme zwischen Wunsch und Wirklichkeit am Beispiel Württembergs

 

Stuttgarter Schloss

Stuttgarter Schloss
By Uetrecht (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Viel ist geschrieben worden über die Bediensteten an deutschen Höfen des Mittelalters, vor allem jedoch in der Frühen Neuzeit und immer wieder wurde betont, dass viele Angaben, viele Posten und viele hochtrabende Bezeichnungen mehr Wunsch waren denn Wirklichkeit und tatsächlich lässt sich auch anhand von Hofordnungen durchaus nachweisen, dass viele Posten und Pöstchen, die es an deutschen Höfen gab nur in der Theorie existierten, denn sie waren entweder nie besetzt oder aber sie wurden in Personalunion ausgeübt und ein  Hofmarschall war gleichzeitig auch Küchenmeister oder ähnliches.[1]

Neben diese Erkenntnis tritt das ebenso wohlbekannte Phänomen, dass zum Teil viele Diener eines Hofes in den Hofordnungen, die dort erstellt wurden aber gar nicht auftauchen. Bisher ist, soweit mein Kenntnisstand - man möge mich informieren, wenn ich irre – nicht wirklich versucht worden anhand von Quellen herauszufinden, welche Diener, die es realiter am Hof gab, auch in den Hofordnungen auftauchen oder umgekehrt welche eben nicht.[2] Da mir vor einiger Zeit durch einen schieren Zufall ein württembergisches Dienerbuch[3] in die Hände fiel und der Umstand hinzutritt, dass es zahlreiche württembergische Hofordnungen gibt, die ich auch bereits in meiner Dissertation ausgewertet habe, möchte ich an dieser Stelle nun eine Gegenüberstellung versuchen und exemplarisch für das Herzogtum und spätere Königreich Württemberg herausarbeiten welche Diener es gab, welche von ihnen in den Hofordnungen genannt werden und ob sich daraus möglicherweise eine Gesetzmäßigkeit oder ein Muster ableiten lässt.

 

Hofordnungen in Württemberg

Herzog Ulrich von Württemberg

Herzog Ulrich von Württemberg
By Creator:Abraham Hel [Public domain], via Wikimedia Commons

Die für diese Auswertung zur Verfügung stehenden Hofordnungen stammen aus den Jahren 1478 bis 1818, umfassen also einen Zeitraum von beinahe 400 Jahren, in denen viele grundlegende Veränderungen nicht nur im politischen Bereich geschahen, sondern auch, was die Struktur, Bedeutung und Organisation der Höfe betrifft.[4]

Auch das Territorium Württemberg war in diesen Jahrhunderten starken Veränderungen unterworfen. Ausgebildet hatte sich Württemberg im 11. Jahrhundert als Grafschaft, die im Jahr 1495 zum Herzogtum erhoben wurde. Die erste hier vorliegende Hofordnung des Jahres 1478 stammt also noch von einem kleinen spätmittelalterlichen Grafenhof im Süden Deutschlands. Die Haupt- bzw. Residenzstadt Württembergs war Stuttgart, das auch mehrfach in den Hofordnungen Erwähnung findet.

Im Jahr 1803 erfuhr Württemberg eine weitere Erhebung, diesmal

König Friedrich I. von Württemberg

König Friedrich I. von Württemberg
Johann Baptist Seele [Public domain], via Wikimedia Commons

zum Kurfürstentum und im Jahr 1806 schließlich zum Königtum, das gut 100 Jahre später, im November 1918, mit Ausrufung des „freien Volksstaates Württemberg“ ein Ende fand.

Die hier vorliegenden Hofordnungen umfassen also alle Teile der württembergischen Geschichte, beginnend mit der gräflichen Zeit, über die herzogliche, kurfürstliche bis hin zur königlichen Ära.

 

"Württembergisches Dienerbuch" von Georgii-Georgenau

Das zum Vergleich dienende „Dienerbuch“ setzt noch deutlich früher an, nämlich im 9. Jahrhundert und endet ebenfalls im 19. Jahrhundert. Somit sind direkte Vergleiche ab dem Ende des 15. Jahrhunderts bis hinein ins beginnende 19. Jahrhundert möglich, was einen seltenen Glücksfall der Überlieferung darstellt.

Veröffentlicht wurde diese Auflistung der württembergischen Dienerschaft von Eberhard Emil von Georgii-Georgenau im Oktober des Jahres 1876. Georgii-Georgenau hat dieses Werk allerdings nicht selbst verfasst – nur Teile und Ergänzungen stammen aus seiner Feder, wie er im Vorwort bekennt. Den Hauptteil des Werkes hat auch er gefunden und schreibt dazu: „In dem K. Geheimen Haus- und Staats-Archive zu Stuttgart befindet sich unter den Manuscripten ein starker Foliant mit der Aufschrift „Fürstlich Württembergisch Diener Buoch […]“.“ Ursprünglich umfasste dieses Werk wohl nur eine Auflistung der Diener zwischen den Jahren 1608 und 1628, wurde dann bis ins Jahr 1676 erweitert und schließlich „von verschiedenen württembergischen Archivaren […] bis zum Beginne des XIX. Jahrhunderts fortgesetzt […] und […] auch auf frühere Jahrhunderte zurückverfolgt […].“ Sowie außerdem um eine Auflistung der Äbte, Prioren und diverser anderer Amtsträger des Fürstentums Württemberg erweitert.[5]

 

Noch ein kurzer Exkurs:

Herzog Johann Friedrich von Württemberg

Herzog Johann Friedrich von Württemberg
By unbekannter Maler [Public domain], via Wikimedia Commons

 

Wer sich hier in diesem Zusammenhang an dem Begriff „Diener“ stößt und ihn ggf. für wissenschaftlich nicht korrekt genug oder auch zu schwammig hält: Ich verwende ihn, da auch die Zeitgenossen (s. den Titel des „Dienerbuchs“) ihn verwendeten und nicht zuletzt die Ausführungen von Wührer und Scheutz deutlich gemacht haben, dass derart benutzte Begrifflichkeiten durch die Zeitgenossen durchaus bewusst eingesetzt wurden.[6]

 

 

Diener am Hof und in der Hofordnung

Ämter laut Dienerbuch[7]: Ämter laut württembergischen Hofordnungen der Jahre:
Hoffmarschalckh Marschall HO 1611, HO 1660
Hofmarschall: HO 1685, HO 1696, HO 1711
Obermarschall: HO 1794, HO 1798
Oberhofmarschall: HO 1711, HO 1807
Futtermarschall: HO 1611
Truchsessen
HoffOfficier: GeneralLeutenantObristeObristWachtmeisterRittmeisterHauptleuthReutter-Hauptmann

TrabantenHauptmann

Trabanten-Leutenant

Trabanten-Wachtmeister

Leutnant: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Rittmeister: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Trabanten: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Trabantenhauptmann: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Hauptmann: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Reiterhauptmann: HO 1614, HO 1618, HO 1660 
Cavalier insgemein Kavaliere: HO 1711, HO 1794, HO 1798, HO 1807
Hofkavaliere: HO 1685, HO 1696, HO 1711
Stallmeister und Oberstallmeister Stallmeister: HO 1549, HO 1550, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660, HO 1711
UnderStallmeister
Stuttenmeister
Bereutter
CammerRath und StallCassierer
HausHofmaister Hofmeister: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Haushofmeister: HO 1478, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Oberschencken
HoffRäth Räte: HO 1478, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660, HO 1711
Oberhofräte: HO 1818
ChammerJunckher
HofJunckher
Hertzogin Hofmeister
FrawenZimmerHoffmaister
Fürstlicher Mundschenckh Mundschenk: HO 1660, HO 1711
Fräwlin Hofmeister
Fräwlin Mundschenckh
OberVorst- und Jaegermaister Oberjägermeister: HO 1711
Vicejaegermeister Jägerbuben / Jägerjungen: HO 1549
Jägerknechte: HO 1549
Jäger: HO 1550, HO 1794
Falckhenmaister
BurgVogt Burgvogt: HO 1549, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Vorstmeister zu Stuttgardt
Cammerpagen Pagen: HO 1660
Hofprediger
Leib- und HofMedici Hofmedicus: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Extraord. Hof- und LeidMedici
HofApotheker
KunstCammerInspectoses
Junger Herrschafft Praeceptores
CammerPagen
Informatores der Pagen
HausKuchinmeister Küchenmeister: HO 1478, HO 1549, HO 1550, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Koch: HO 1478, HO 1549, HO 1550
Herrenkoch: HO 1478
Frauenkoch: HO 1478
Küchenjunge / Küchenbube: HO 1478, HO 1549
LandtKuchinmaister
HofCammerRäthe
KuchenVerwalter
Kuchenschreiber
Speisser Speiser: HO 1478, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
HoffKüfer Hofküfer: HO 1660
HausKeller Hauskeller: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Keller: HO 1478, HO 1549, HO 1550
Kellerschreiber: HO 1685, HO 1696
Kellerknecht: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660, HO 1711
Mundschenckh s.o.
Hofbeckh oder Pfistermeister Backmeister / Bäcker: HO 1550
Mundbeckh
Hof- und Leibbarbiere
Chammerdiener
  Lakaien: HO 1549, HO 1550, HO 1660, HO 1711
Hochfürstlicher Durchlaucht Cammerdiener
Thürhüetter
CammerPortier Portiers: HO 1794, HO 1798, HO 1807
Pförtner: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Bawmaister
BawVerwaltter
HoltzVerwaltter
Bawschreiber
Pallier oder Herrschafftl. Zimmermann
Werckmaister
Tantzmeister
Ballmeister
BallMarqueur
Fechtmeister
Cappellmaister
ViceCappellmaister
HofOrganist
HofMahler
HofVischer
Seemeister der Weltliche
Mühlmaister
HausSilberCämmerling
LandSilberCämmerling
Ristmaister
Wagenbietter (Haus-, Land-)
Saalmaister Saalmeister: HO 1614, HO 1618, HO 1660, HO 1711
SattelKnecht
Plattner bey dem Newen Baw Plättner: HO 1660
HaussFurier Hoffourier: HO 1696, HO 1711, HO 1794, HO 1798, HO 1807
Fourier: HO 1660, HO 1711
Vizefourier: HO 1696
LandtFurier Landfourier: HO 1711
Hof- und FeldTrompeter
GarttenInspector oderOberGärttner Gärtner: HO 1549, HO 1550
Hertzogin Gärttner
Undere Kuchingärttner
Zeltmaister
HausLiechtCämmerer Lichtkämmerer: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
LandtLiechtCämmerer
Hofmetzger Metzger: HO 1549, HO 1550
SchweinMeister
Melckher
SalltzKoch
Gewelbschneider
Grottier
WachsBleicher
Wildbrettschreiber
MeisteJjäger
BluthJäger
Büchsenspanner
Thorwart unter Falckhenthor Torwärter: HO 1478, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660
Wächter: HO 1549, HO 1711
Thorwart unter dem Marstall
Thorwart unter dem Neuen Bau
  Handwerker: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660, HO 1711
Hofhandwerker: HO 1794, HO 1798, HO 1807
Hausschneider, zugleich HaussLiechtCämmerling Schneider: HO 1549
Hausschneider: HO 1685, HO 1696
Zelltschneider
Hofglaser
HofDreher
„ Schreiner Schreiner: HO 1550
„ Schlosser Schlosser: HO 1660, HO 1711
„ Schmid Schmied: HO 1660, HO 1711
„ Biersieder Brauer: HO 1549
„ Sailer
„ Kürschner
„ Schuhmacher
HofGoldschmid Goldschmied: HO 1660
„ Sporer
„ Riemer
„ Kübler
„ Bronnenmacher
„ Sattler
„ Wagner
„ Dachdeckher

 

Schon bei einem ersten groben Überblick wird deutlich, dass lange nicht alle Personen, die als zum Hofstaat gehörig angegeben werden auch tatsächlich in den Hofordnungen auftauchen. Ja, die, die dort auftauchen tun dies nicht einmal regelmäßig und in allen Ordnungen, sondern oftmals findet sich ein Diener nur ein bis zweimal in Hofordnungen. Dies macht deutlich, dass selbige Ordnungen offensichtlich auf aktuelle Anlässe reagierten und somit nur die Personen aufgenommen wurden, denen zu einem speziellen Zeitpunkt, vielleicht aufgrund von Unklarheiten oder auch von verschiedenen Vorkommnissen, zusätzliche Anweisungen gegeben werden mussten oder sollten.

Neben der oben aufgezeigten Gruppe der Personen, die definitorisch zum Hofstaat gehören und ggf. in Hofordnungen auftauchen gibt es eine zweite Gruppe und zwar diejenige der Personen, die zwar in verschiedenen Hofordnungen genannt werden aber nicht zum eigentlichen Hofstaat gehören. In Württemberg sind dies folgende Personen bzw. Amtsträger:

Landhofmeister: HO 1478, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660

Statthalter: HO 1549

Schreiber: HO 1549, HO 1550

Geschworener Schreiber: HO 1478

Kanzler: HO 1478

Minister: HO 1794, HO 1798

Vogt: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660, HO 1711

Bürgermeister: HO 1711

Zahlmeister: HO 1478

Vogler: HO 1549

Futterschreiber: HO 1478

Wagenbietter: HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660

Kornmesser: HO 1478

Hofknecht / Schlossknecht: HO 1818

Hausknecht: HO 1478

Fuhrleute / Fuhrknechte: HO 1549, HO 1550, HO 1611, HO 1614, HO 1618, HO 1660

Blattuern: HO 1711

 

König Wilhelm I. von Württemberg

König Wilhelm I. von Württmberg
By Georg Friedrich Erhardt (1825 - 1881) [Public domain], via Wikimedia Commons

Zumindest einige von ihnen werden im „Dienerbuch“ ebenfalls aufgezählt. Unter die Bezeichnung CantzleyVerwandte fallen folgende Personen:

  • Landhofmeister
  • Statthalter
  • Kanzler
  • Schreiber / geschworener Schreiber

Vogt und Bürgermeister finden sich unter den weltlichen Beamten, denen die Verwaltung von Städten bzw. Landbezirken obliegt.

Für die Residenzstadt Stuttgart sind im „Dienerbuch“ auch Buchhalter genannt, evtl. fällt der in der Hofordnung von 1478 genannte Zahlmeister in diese Gruppe.

Keinerlei Erwähnung im „Dienerbuch“ finden hingegen die sehr wohl in Hofordnungen zu findenden Personen mit den Bezeichnungen: Vogler, Futterschreiber, Wagenbietter, Kornmesser, Hofknecht / Schlossknecht, Hausknecht, Fuhrleute / Fuhrknechte und die ungeklärte Bezeichnung Blattuern.

 

 

[1] Derartiges geschah am Düsseldorfer Hof Johann Wilhelms, s. Friedrich Lau, Die Regierungskollegien zu Düs­seldorf und der Hofstaat zur Zeit Johann Wilhelms (1679-1716), in: Düsseldorfer Jahr­buch (1937 und 1938), S. 228–242 und S. 257-288, hier S. 274. Weiter Beispiele für Personalunionen finden sich zahlreich, so etwa in Hessen-Darmstadt, s. Eckhart G. Franz, Hof und Hofgesellschaft im Großherzogtum Hessen, in: Karl Möckl (Hg.), Hof und Hof­gesellschaft in den deutschen Staaten im 19. und beginnenden 20. Jahr­hundert, Boppard a. Rh. 1990, (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, 18), S. 157–176, hier S. 166. Gerade in Kleinstterritorien, wie etwa in Dan­nenberg ist das Phänomen der Titelkumulation zu finden, s. Michael Reinbold, Hof und Landesverwal­tung in Dannenberg 1570-1636. Hof- und Kanzleiordnungen als Spiegel herrscherlichen Selbstver­ständnisses am Beispiel ei­ner welfischen Sekundogenitur, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Lan­desgeschichte (1992), S. 53–70, hier S. 64 und S. 70. In Bamberg etwa existierten einige Ämter von vornherein nur auf dem Papie, s. Emma Maria Weber, Bamberger Hofleben im acht­zehnten Jahrhundert, Phil. Diss., Bamberg 1939, S. 64ff.

[2] Bereits Werner Paravicini stellte beim 1996 abgehaltenen Symposium über Hofordnungen der damaligen Residenzen-Kommission die Frage welche Personen oder Gruppen in den Hofordnungen keine Erwähnung finden, s. Frage 10 im Kolloquiumsbericht: „(10) Wer steht nicht in den Hofordnungen? Welche Teile des Hofes wer­den nicht berücksichtigt oder geradezu ausgegliedert? Spiegelt dies die Organisationsstruktur des Hofes wider?“ Detlev Kraak, Höfe und Hofordnungen. Kolloquiumsbericht, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (1996), S. 17–26, hier S. 17f.

[3] Eberhard Emil von Georgii-Georgenau, Fürstlich Württembergisch Dienerbuch vom IX. bis zum XIX. Jahrhundert, Stuttgart 1877. Als Digitalisat bei der ULB Düsseldorf: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/search/7900367?query=dienerbuch

 

[4] HO 1478, Gf. Ulrich V., der Vielgeliebte, in: Heidrun Hofacker, Kanzlei und Regiment in Württemberg im späten Mittelalter, Diss. Phil., Filderstadt 1989, S. 224-226; HO 1549, Hg. Christoph, in: Arthur Kern, Deutsche Hofordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 2, Berlin 1905-1907 (Denkmäler der Deutschen Kulturgeschichte), Bd. 2, S. 141f.; HO 1550, Hg. Christoph, in: ibid., Bd. 2, S. 141f.; HO 1611, Hg. Johann Friedrich, in: ibid., Bd. 2, S. 143-160, FN; HO 1614, Hg. Johann Friedrich, in: ibid., Bd. 2, S. 143-160; HO 1618, Hg. Johann Friedrich, in: ibid., Bd. 2, S. 143-160, FN; HO 1660, Hg. Eberhard III., in: ibid., Bd. 2, S. 143-160, FN; HO 1685, Hg. Eberhard Ludwig, in: ibid., Bd. 2, S. 143-160, FN; HO 1696, Hg. Eberhard Ludwig, in: ibid., Bd. 2, S. 143-160, FN; HO 1711, Hg. Eberhard Ludwig, in: Friedrich Carl von Moser, Teutsches Hof-Recht in zwölf Büchern, 2, Frankfurt-Leipzig 1761, Bd. 1, S. 54-73; HO 1794, Hg. Ludwig Eugen, in: Herzog Ludwig Eugen von Württemberg-Teck, Hofordnung, Stuttgart 1794, Dezember 8; HO 1798, Hg. Friedrich II (Kg. Friedrich I.), in: Hg. Friedrich II. von Württemberg-Teck, Hofordnung, Stuttgart 1798, April 20, Verfügbar unter http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz394219473; HO 1807, Kg. Friedrich I., in: König Friedrich I. von Württemberg, Herzoglich-Würtembergische Hof-Ordnung und HO 1818, Kg. Wilhelm, in: Hofordnung König Wilhelm von Württemberg 1818, in: Das Regierungs-Blatt für das Königreich Württemberg im Auszuge. Eine Sammlung sämmtlicher in den Regierungs=Blättern des Königreichs Württemberg vom Jahre 1806 an enthaltenen, noch ganz oder theilweise gültigen Gesetze, Verordnungen etc. mit erläuternden Anmerkungen und einem Haupt=Register 1840, S. 71–77.

[5] Georgii-Georgenau, Dienerbuch, Vorwort.

[6] Jakob Wührer, Martin Scheutz, Zu Diensten Ihrer Majestät. Hofordnungen und Instruktionsbücher am frühneu­zeitlichen Wiener Hof, Wien 12011 (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichts­forschung, 6), S. 37f. und vgl. hierzu auch Otto Brunner, Adeliges Landleben und europäischer Geist. Leben und Werk Wolf Helmhards von Hohberg, 1612-1688, Salzburg 1949, S. 62.

[7] Die hier aufgezählten Personen gehören laut Dienerbuch zum „Fürstlich Württembergischen Hofstaat“, s. Georgii-Georgenau, Dienerbuch, Inhaltsverzeichnis S. XIf.

Quelle: http://hofordnung.hypotheses.org/46

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