Rezension: Bill Bryson – At home. A short history of private life

 

Bill Bryson - At home. A short history of private life

Was ist eigentlich die Geschichte des Esstischs? Wie kommt es, dass wir einen Keller haben? Seit wann gibt es Toiletten? Und weshalb sind Schlafzimmer ein so privater Raum? Bill Bryson stellt alle diese Fragen (und viele mehr) und begibt sich auf eine Tour durch sein eigenes Haus, um anhand der verschiedenen Räume eine Geschichte des Alltags und des Privatlebens aufzuschreiben. Das Haus, das er mit seiner Familie in Norfolk bewohnt, dient ihm so als Absprungpunkt für die verschiedensten Themen und strukturiert das Buch auch gleich durch - von dem Grund und Boden, auf dem es steht zum Keller und bis hinauf zum Dach.



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Rezension: Jörg Fündling – Kaiser von morgens bis abends

 

Jörg Fündling - Kaiser von morgens bis abends

Das Leben eines römischen Kaisers ist mit Sicherheit keines, das repräsentativ für den Alltag des Römischen Reiches sein kann. Ungemein faszinierend aber ist die Frage, wie der Alltag des Manns an der Spitze ausgesehen haben könnte, natürlich dennoch. Kenner*innen der antiken Geschichte wird kaum überraschen, dass die Quellenlage eher dürftig ist, aber Jörg Fündling hat sich trotzdem an dieses - wohl nicht 100% ernstgemeinte - Experiment gewagt und versucht, eine Art "Idealtag" des Herrschers zu erstellen. Der müsste sich dafür zwar teleportieren und gelegentlich in die Transzendenz gehen, um zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten an unterschiedlichen Orten gleichzeitig zu sein, aber das wollen für das Gedankenexperiment durchgehen lassen, denn der relevante Teil ist ja eher zu sehen, wie sich diese Aufgaben verteilen, und warum. Denn wir wissen immerhin genug um feststellen zu können, dass ein römischer Alltag sich schon deutlich von unserem unterscheidet, und das nicht nur wegen des offensichtlichen technologischen Unterschieds.



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Rezension: Michael D. Doubler – Closing with the enemy. How GIs fought the war in Europe, 1944-1945

 

Michael D. Doubler - Closing with the enemy. How GIs fought the war in Europe, 1944-1945

Der US-Armee hängt in der populären Militärgeschichte gerne der Ruf an, taktisch nicht sonderlich gut aufgestellt gewesen zu sein und mangelnde Moral und Fähigkeiten durch massiven Materialeinsatz kompensiert zu haben. Dieses Klischee, dem dann gerne eine toughe, make-do-with-little-Wehrmacht gegenübergestellt wird, ist natürlich genau das: ein Klischee. Es hält sich aber, einerseits wegen der großen erzählerischen Kraft, die es entfaltet, andererseits wegen der schmeichelhaften Wirkung für die Wehrmacht auf der einen und die Rolle des Underdogs für die GIs auf der anderen Seite, sehr dauerhaft. Es ist erstaunlich, wie unbekannt die alltägliche Realität für GIs ist, wenn man bedenkt, wie sehr der Zweite Weltkrieg in Europa aus amerikanischer Sicht die Unterhaltungsindustrie dominiert und in Filmen, Serien, Video- und Brettspielen rezipiert wird. Michael D. Doubler setzt hier an und versucht sich an einer umfassenden Gesamtdarstellung der amerikanischen Kriegsführung in Europa 1944-1945.



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Rezension: Michael Neiberg – Potsdam. The end of World War II and the remaking of Europe

 

Michael Neiberg - Potsdam- The end of World War II and the remaking of Europe

Als Stalin im Juni 1945 gefragt wurde, welchen Sinn die für August angesetzte Konferenz von Potsdam seiner Meinung nach habe, erklärte er: "Die Vorbereitung der nächsten Konferenz." Weder er noch irgendjemand anderes ging zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass dies das letzte Mal sein sollte, dass die alliierten Führer aufeinandertrafen. Vorher hatte bereits der Tod Franklin D. Roosevelts im April für eine starke Veränderung der alliierten Disposition gesorgt. Immerhin standen für den August selbst keine unangenehmen Überraschungen an; die Tories erwarteten in den Unterhauswahlen einen Sieg und den Ausbau der Mehrheit für Churchills Regierung. Als stattdessen ein Erdrutschsieg Labours Clement Attlee an die Macht brachte, waren die Umbrüche innerhalb des alliierten Lagers bereits gewaltig. Doch das war nichts gegen die Veränderungen, die in Europa anstanden und die in Potsdam innerhalb von siebzehn Tagen diskutiert worden - oft genug nur als Improvisorium, das sich dann als erstaunlich beständig erwies.



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Rezension: Johannes Burkhardt – Deutsche Geschichte in der frühen Neuzeit

 

Johannes Burkhardt - Deutsche Geschichte in der frühen Neuzeit

Nachdem Anfang des Jahres meine eigenen Wissenslücken im Bereich Frühe Neuzeit schonungslos aufgedeckt wurden, fühlte ich mich hinreichend motiviert, sie zumindest rudimentär zu füllen. Die Reihe C. H. Beck Wissen ist glaube ich allen Geschichtsstudierenden hinreichend bekannt; die um 120 Seiten dünnen Büchlein verstehen sich als Überblicksdarstellungen und Einführungen in ein jeweiliges Thema. Sie sind allerdings von Historiker*innen für ein zumindest stark interessiertes Laienpublikum, eher aber für ein Fachpublikum geschrieben, was sich an der voraussetzungsreichen Struktur und der stark verdichteten Sprache zeigt. Darin ist Burkhards "Deutsche Geschichte der Frühen Neuzeit" keine Ausnahme. Das ist kein Kritikpunkt; ich will nur verdeutlichen, dass sich um keine leichte Lektüre für nebenher oder gar eine mit unterhaltsamen Narrativen und steilen Thesen handelt. Der Anspruch ist eher, den aktuellen Stand der Forschung wiederzugeben.



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Rezension: John Dos Passos – Mr. Wilson’s War

 

John Dos Passos - Mr. Wilson's War

Woodrow Wilson ist im öffentlichen Gedächtnis meistens als "Idealist" bezeichnet. Seine 14 Punkte gelten oft als nette Idee, die aber den Realitäten der Machtpolitik nicht entsprach, weswegen er in Versailles ausmanövriert wurde. Dieses Narrativ ist mittlerweile von der historischen Forschung gründlich revidiert worden, findet sich aber leider immer noch in zahlreichen Schulbüchern und populären Darstellungen. Umso relevanter ist es, sich mit dieser Epoche amerikanischer Außenpolitik, in der die immer noch junge Republik erstmals entscheidend in den Gang des Weltgeschehens eingriff, zu beschäftigen. Den Beginn dieser Entwicklung in der Präsidentschaft McKinleys und dem Spanisch-Amerikanischen Krieg zu suchen ist kein überäßig revolutionärer Zug; im erst kürzlich hier besprochenen "Gangsters of Capitalism" von Jonathan M. Katz wurde ein ähnlicher Ansatz gewählt. Wäre doch John Dos Passos' Geschichte des gleichen Zeitraums auch nur annähernd so überzeugend geraten.

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Rezension: Vladislav M. Zubok – Collapse. The Fall of the Soviet Union

 

Vladislav M. Zubok - Collapse. The Fall of the Soviet Union

Michail Gorbatschow war weder Historiker noch Ökonom. Das allein ist kein großes Problem, die meisten Menschen sind weder Ökonom*innen noch Historiker*innen. Problematisch wird es, wo der Dunning-Kruger-Effekt voll zuschlägt und ein Staatsoberhaupt mit dem vollen Enthusiasmus des Amateurs und frisch gebackenen Konvertiten die Grenzen der eigenen Fähigkeiten nicht nur nicht erkennt, sondern auch willentlich überschreitet. Man könnte bei Lektüre von Vladislav M. Zuboks grandiosem "Collapse" den Eindruck bekommen, dass es sich dabei um Gorbatschows Hauptschwäche handelte - bei einem Mann, der an Schwächen nicht eben arm und hauptverantwortlich für den Kollaps des sowjetischen Reichs zwischen 1989 und 1991 war. Es ist diese Geschichte, die Zubok nachzeichnet und deren Gründe er zu erleuchten hofft. 



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2022/04/rezension-vladislav-m-zubok-collapse.html

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Rezension: Mark Mazower – Hitlers Imperium

 

Mark Mazower - Hitlers Imperium (Mark Mazower - Hitler's Empire)

Das 2009 erschienene "Hitlers Imperium" des britischen Historikers Mark Mazower beschäftigt sich mit der Frage der Verwaltung der von den Nazis eroberten Gebiete. Untrennbar mit diesem Thema ist stets die Frage nach dem Potenzial verbunden, das das Deutsche Reich besaß, diesen Krieg tatsächlich zu gewinnen. Denn von der Ausbeutung der Ressourcen des unterworfenen Europa hing alles ab; sie war das explizite Ziel des Krieges, elementar als "Lebensraum" in die NS-Ideologie eingebunden. Bekanntlich gelang es den Deutschen nur in sehr eingeschränktem Maße, ihre Ziele zu erfüllen. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex; sie reichen von praktischen Herausforderungen über Inkompetenz zu ideologischen Einschränkungen. In Letzteren sieht Mazower wieder und wieder den eigentlichen Grund für das immanent notwendige Scheitern der Nazis in ihren Absichten.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2022/03/rezension-mark-mazower-hitlers-imperium.html

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Rezension – Ages of American Capitalism

 

Jonathan Levy - Ages of American Capitalism (Hörbuch)

Wirtschaftsgeschichte ist ein Feld, das in der Geschichtswissenschaft ein stiefmütterliches Dasein fristet. Umso wichtiger sind diejenigen Werke, die den nötigen Kontext schaffen, um hier entscheidendes Verständnis zu schaffen. Das Ganze einen Schritt weiter bringt Jonathan Levy in seinem Werk "Ages of Capitalism", indem er den Versuch unternimmt, die Geschichte der USA als Wirtschaftsgeschichte zu erzählen. Die Prämisse ist, dass die Bedeutung der Wirtschaft so groß ist, dass sie die anderen Geschichtsbereiche entscheidend mitbestimmt. Für das Geburtsland des modernen Kapitalismus ist das keine zu gewagte Behauptung, und Levy gelingt es hervorragend, nicht nur einen Abriss über 250 Jahre Wirtschaftsgeschichte zu geben, sondern das auch in einen analytischen Rahmen zu gießen.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2022/02/rezension-ages-of-american-capitalism.html

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Buchbesprechung: Die Totengräber. Der letzte Winter der Weimarer Republik

Kürzlich beendete ich die Lektüre des neu erschienenen "Die Totengräber: Der letzte Winter der Weimarer Republik" von Rüdiger Barth und Hauke Friederichs. Das Buch beschreibt die Ereignisse von der Regierungsübernahme Kurt von Schleichers im November 1932 bis zur "Machtergreifung" Hitlers am 30. Januar 1933. Um diese Periode zu veranschaulichen, bedient sich das Werk der für historische Betrachtungen eher ungewöhnlichen Darstellung, die Ereignisse chronologisch und Tag für Tag aus der Sicht der jeweilig handelnden Personen aufzuzeigen. Jeder Tag der Kanzlerschaft Kurt von Schleichers, der so etwas wie der Hauptcharakter dieser Schilderung ist, ergibt so ein Kapitel, und jedes dieser Kapitel wird von zwei Schlagzeilen eingeleitet, die in einer der großen Zeitungen dieser Epoche tonangebend waren, meistens die Vossische Allgemeine, der Völkische Beobachter, der Vorwärts und die Rote Fahne (Abonnenten des Zeitungszeugen-Projekts dürften zumindest einige dieser Organe durchaus bekannt sein). Das so entstehende Produkt liest sich komplett anders als praktisch jede andere Historiographie zur Epoche. Ob der Ansatz gewinnbringend ist, soll die folgende Rezension zeigen.


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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2018/08/buchbesprechung-die-totengraber-der.html

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