„To honour those who served, to remember those who died” – Premierminister David Cameron präsentiert Pläne für britischen Gedenkmarathon

Bei seiner Rede im Imperial War Museum enthüllte der britische Premierminister David Cameron erste Pläne für den anstehenden Gedenkmarathon, der im nächsten Jahr anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsbeginns beginnen und bis in das Jahr 2018 reichen soll. Um dem ehrenden Erinnern gerecht zu werden, wurden Investitionen in Höhe von insgesamt 50 Millionen Pfund veranschlagt.

 

„The war to end all wars“ – der 1. Weltkrieg als Basis der nationalen Identität

Dem Premier zur Folge sollen die Gedenkveranstaltungen und Feierlichkeiten den Zweck verfolgen, das Andenken an diejenigen hochzuhalten, welche ihr Leben im 1. Weltkrieg gaben und gleichzeitig der aktuellen Generation die Mahnung ins Gedächtnis zu rufen, dass ein Konflikt wie dieser niemals wieder auf europäischem Boden ausgetragen werden dürfe. Es solle bewirkt werden, dass man auch noch in 100 Jahren in gleicher Weise an das Leiden der Soldaten und Zivilisten erinnern möge, an eine Generation, die sich für die ihr nachfolgenden Generationen opferte. Cameron sprach davon, dass es sich beim Krieg und seinen Folgen um ein für die britische Geschichte fundamentales Ereignis handele, der einen wesentlichen Teil des nationalen Selbstverständnisses ausmache.  Dafür sei es wichtig, dass sich dieses Gedenken nicht ausschließlich auf rationaler Ebene abspiele, sondern zu einer Herzensangelegenheit werde („not just in our heads, but in our hearts“). Die Regierung solle eine koordinierende Rolle einnehmen, ein „Erinnerungsdiktat“ gelte es aber zu vermeiden, so wertete auch Dr. Andrew Murrison den Auftrag der britischen Regierung.
Murrison ist Mitglied des soeben einberufenen Beirats (Cameron: „World class board“), der für die Planung und Durchführung der zahlreichen Veranstaltungen die wissenschaftliche Beratung tragen wird. Neben Murrison, der als Camerons „special representative“ gilt, gehören dem Rat weitere Personen der britischen Öffentlichkeit an. Im Einzelnen sind dies: Maria Miller, Ministerin für Kultur und Medien, die ehemaligen Verteidigungsminister Tom King und George Robertson, der ehemalige Vorsitzende der Liberal Democrats, Sir Menzies Campbell, die Militärs Jock Stirrup und Richard Dannatt, hinzu kommen der Historiker Hew Strachan und der Autor Sebastian Faulks („Birdsong“). Die Hauptpartner der Regierung stellen neben einer Reihe an kleineren Initiativen in erster Linie die Commonwealth War Graves Commission, der Heritage Lottery Fund und das Imperial War Museum dar.

 

Vom pädagogischen Schlachtfeldbesuch bis hin zum Fußballspiel – das nationale Gedenken wird sich sehr unterschiedlich gestalten

Insgesamt 50 Millionen Pfund ist dem englischen Premier das Gedenken an den 1. Weltkrieg wert. Diese Summe umfasst sämtliche Projekte, die im Zeitraum 2014-2018 initiiert und durchgeführt werden sollen. Dabei beschränkt sich die Erinnerung nicht auf den Beginn des Krieges und dessen Ende durch die Unterzeichnung des Waffenstillstandes; vielmehr sollen auch die Hauptschlachten (Schlacht an der Somme, Jutland, Gallipoli, Passchendaele) eine angemessene Würdigung erfahren. Die Höhe der Summe rechtfertigt Cameron vor dem Steuerzahler, indem er sich auf die gesteigerte öffentliche Faszination gegenüber der Thematik beruft. Die Projekte, wie auch das Gedenken selbst, sollen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten. Zunächst werden 4,5 Millionen Pfund in eine umfassende Neuausrichtung des Imperial War Museums investiert. Künftig soll es eine neue Dauerausstellung zum 1. Weltkrieg geben, die 2014 feierlich eröffnet wird. Darüber hinaus werden Mittel bereitgestellt, um jungen Menschen die Erinnerung nahezubringen. Schülern sämtlicher Secondary Schools soll der Besuch sogenannter „Battlefields of thousands“ ermöglicht werden, Schülervertreter und Lehrer werden geschult, um anschließend als Mentoren an ihren Lehreinrichtungen wirken zu können. Durch den Heritage Lottery Fund werden weitere 6 Millionen Pfund bereitgestellt, um jungen Menschen einen Zugang zur Dimension des Krieges in ihrer unmittelbaren Heimat zu ermöglichen. Daneben wird das letzte britische Kriegsschiff des 1. Weltkriegs, die HMS Caroline, in Belfast restauriert und Besuchern zugänglich gemacht. Außerdem werden die Digitalisierung von Manuskripten und die Aufbereitung von Audio- und Videomaterial vorangetrieben und neue Museen, wie beispielsweise in Oxfordshire, eröffnet. Fußballspiele sollen in Erinnerung an die Verbrüderung feindlicher Soldaten an Weihnachten 1914 ausgetragen werden.

 

Camerons Reaktion auf den Vorwurf der Untätigkeit

Die Pläne, welche Cameron in seiner Rede bezüglich des Centenarys präsentierte, stellen sich demnach sehr umfassend und facettenreich dar. Dabei kam die Vorstellung des Gedenkmarathons gerade noch rechtzeitig, um dem aufkeimenden Vorwurf von Kritikern entgegenzutreten, wonach sich die Englische Führung im Bezug auf das Gedenken zu passiv verhalte. Die Regierung musste sich die Anschuldigung gefallen lassen, sich im Vergleich zu anderen Ländern nicht in gebührendem Maße für das nationale Gedenken stark zu machen. Cameron verdeutlichte dagegen in seiner Rede, dass die Koalition mit voller Kraft hinter den zahlreichen angekündigten Veranstaltungen stehen werde. Jede Ecke der britischen Inseln solle vom Gedenken erfasst werden. Um dies zu gewährleisten, sei es, wie eingangs erwähnt, überaus wichtig, die nationale Erinnerung zu einer Herzensangelegenheit zu machen. Um dies zu verdeutlichen sprach der englische Premier auch von seinen eigenen Verwandten und ihren Erlebnissen in den beiden Weltkriegen. Stets betonte er, dass Europa nach vorne sehen müsse, egal wie frustrierend die derzeitige wirtschaftliche Lage auch erscheinen mag.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/804

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