Facebook und Co. – Potentiale sozialer Netzwerke für die archivische Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel des Stadtarchivs Linz am Rhein

Facebook & Co. – Potentiale sozialer Netzwerke
für die Öffentlichkeitsarbeit von Ein-Personen-Archiven

Präsentation von Andrea Rönz M.A. im Seminar „Bloggen – Liken – Taggen“ – Einführung in die Möglichkeiten des Web 2.0 für die archivische Arbeit
Köln, 5.6.2014

Das Stadtarchiv Linz am Rhein wird als kommunales Archiv einer kleinen Stadt nur an einem Tag pro Woche und von nur einer Person betreut. Um dennoch eine größtmögliche Benutzerfreundlichkeit – und natürlich auch Archivarsfreundlichkeit – zu gewähren, wurde 2005 eine eigene Internetseite aufgebaut, die hauptsächlich als Plattform für die Online-Datenbank gedacht war. Nahezu alle Findbücher des Archivs wurden digitalisiert und als Datenbank online gestellt. Die Nutzer können so schon von Zuhause aus in den Beständen recherchieren und gegebenenfalls auch Archivalien vorbestellen. Auch schriftliche und telefonische Anfragen können so natürlich sehr viel schneller beantwortet werden.

Da die Homepage bis auf den Textticker relativ statisch ist, habe ich Anfang 2011 den Schritt ins Web 2.0 gewählt und eine Seite auf Facebook eingerichtet. Hintergrund war, dass mir immer wieder aufgefallen ist, wie viele Menschen sich unter einem Archiv und dessen Aufgaben wenig oder nichts vorstellen können. Gleichzeitig steht das Stadtarchiv Linz natürlich wie viele Archive in Zeiten angespannter Haushaltslagen auch unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck. Diesem „unwissenden“ Personenkreis soll ein Eindruck von der Bedeutung eines/ihres Stadtarchivs vermittelt werden, außerdem das Archiv über Linz hinaus bekannt gemacht werden und Kontakt zu anderen Archivaren, Archiven und kulturellen Institutionen aufgebaut werden.

Der Inhalt der Seite besteht zum einen aus Fotos bzw. Fotoalben, und da die Erfahrung aus der täglichen Archivarbeit zeigt, dass gerade Laien besonders auf Bildmaterial fixiert sind und dementsprechend auch das Feedback auf bebilderte Pinnwandeinträge in der Regel deutlich höher ist, wird auch den meisten Beiträgen mindestens ein Foto beigefügt. Beiträge beinhalten beispielsweise Eindrücke aus dem Archivalltag wie die Bearbeitung von Anfragen, das Vorbereiten von Ausstellungen oder die Arbeit an einer Publikation. Ein Jahr lang war ein weiterer fester Bestandteil der Pinnwandeinträge die monatliche Rubrik „Daten aus der Linzer Stadtgeschichte“, die ein historisches Ereignis als Text mit Bild(ern) in Form einer Notiz vorstellt.

Neben eigenen Beiträgen werden außerdem regelmäßig Pinnwandeinträge verwandter Facebook-Seiten geteilt – hier ein Beispiel von 2012 -, aber auch Porträts von Linzer Persönlichkeiten, Veranstaltungen aus dem Bereich Geschichte und Kultur, Pressemitteilungen oder Fernsehbeiträge. Des Weiteren werden thematisch ähnliche Facebook-Seiten vorgestellt oder auch andere Online-Portale. Über die Chronik – Leiste rechts – lassen sich sehr schön die Geschichte des Archivs darstellen und verschiedene und/oder besondere Archivalien zeigen. Die Liste der „Meilensteine“ wird  nach und nach ergänzt. Hier ein Beispiel, wie beliebt Fotos und besonders natürlich alte Aufnahmen sind. Für Veranstaltungen wie z.B. Ausstellungen lässt sich mittels eines Extra-Tools sehr gut Werbung machen. Facebook stellt außerdem ausführliche Statistiken für seine Fan-Seiten zur Verfügung, zum Beispiel die Verteilung der Nutzer nach Geschlecht, Alter und Herkunftsort, oder etwa die Reichweite der Beiträge.

Im Dezember wurde dann die Web 2.0 Präsenz erweitert um eine Google+-Seite. Sehr unpraktisch dabei der umständlich Link, Vanity-URLs führt Google aus Sicherheitsgründen nur sehr zögerlich ein. Es gibt die Möglichkeit, die Seite zu „plussen“ und/oder in seine „Kreise“ aufzunehmen. Ansonsten ist die Google+-Seite ähnlich aufgebaut wie die früheren Facebook-Seiten, also Beiträge chronologisch unter- bzw. nebeneinander, allerdings ohne die Chronik. Die Inhalte sind mit denen der Facebook-Seite weitgehend identisch, und auch die „Übersicht“ ist ihrem Äquvalent, der „Startseite“ von Facebook, sehr ähnlich.

Ebenfalls seit Dezember 2011 twittert das Stadtarchiv Linz auch. Neben eigenen Beiträgen werden auch Beiträge anderer retweetet / beantwortet / zitiert. Des Weiteren wurde ein YouTube-Kanal eingerichtet, der nach und nach mit Filmen aus dem mittlerweile größtenteils digitalisierten Filmarchiv bestückt wird. Hier findet sich auch ein schönes Beispiel für Crowdsourcing, denn ein zuvor undatierter Film konnte mithilfe eines Nutzers bis aufs Jahr genau bestimmt werden.

Zur Präsentation von Bildbeständen bieten sich Plattformen wie flickr oder Pinterest an, die das Stadtarchiv Linz allerdings nicht nutzt. Hier als Beispiel der Auftritt des Stadtarchivs Speyer, das flickr u.a. auch für Crowdsourcing nutzt, denn mithilfe von Nutzern sollen und wurden auch schon bislang nicht identifizierte Fotos eingeordnet.

Last but not least bloggt das Stadtarchiv Linz seit Kurzem auch im wissenschaftlichen Blogportal hypotheses.org. Das Blog dient aktuell vor allem als Online-Katalog für unsere Ausstellung zum Ersten Weltkrieg und soll sukzessive auch mit Beiträgen zur Stadtgeschichte und weiteren Inhalten, auch zu Archiven & Web 2.0, gefüllt werden.

Wie man der letzten Folie entnehmen kann, ist das Zwischen-Fazit des Web 2.0-Experiments des Stadtarchivs Linz am Rhein absolut positiv. Das Archiv hat davon in jeder Hinsicht enorm profitiert. Der Zeitaufwand ist vergleichsweise gering und beläuft sich auf etwa drei bis vier Stunden pro Woche. Ich kann diesen Schritt – auch „Mehr-Personen-Archiven“ – nur empfehlen.

Quelle: http://archivlinz.hypotheses.org/216

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