Poster ‘Historical Source Criticism in the Digital Age’

Am Workshop: ‘Digital Humanities for European Global Studies’ durfte ich ein Poster zum Dissertationsprojekt vorstellen.

Poster - Historical Source Criticism - PF

Poster – Historical Source Criticism in the Digital Age Pascal Föhr, 27.03.2015

Ergänzung (04.04.2015):

Poster - Historische Quellenkritik - PF

Poster – Historische Quellenkritik im Digitalen Zeitalter Pascal Föhr, 27.03.2015

Aufgrund der Bitte von Mareike König (siehe Kommentar) erläutere ich das Poster und füge die deutsche Übersetzung hinzu.

Bisher wurde ein Objekt nach der historisch-kritischen Methode mit den Schritten Heuristik, Quellenkunde, Quellenkritik, Interpretation und Darstellung gesucht und gefunden, eingeordnet, kritisiert, interpretiert und als historische Ressource ‘verwendet’. Die Fragestellung meiner Dissertation dreht sich nun darum, ob die traditionelle historisch-kritische Methode auch auf digitale Objekte angewendet werden kann.

Verschiedene Einflüsse (nicht abschliessende Stichworte computational turn (Medientheorie), Digitalmedien (Social Media etc.), Virtualität (des Objekts, Cyberspace etc.), einem Alterungsprozess unterliegende Hard-/Software, algorithmisch generierte Daten etc. müssen bei der Quellenkritik (Kriterien wie Nachvollziehbarkeit, Persistenz, Echtheit, Authentizität etc.) berücksichtigt werden, die bei physischen Objekten bisher keine Rolle spielten. Digitale Objekte unterscheiden sich grundlegend von bisher bekannten, was eine kritische Auseinandersetzung mit der bisherigen Methode notwendig macht.

Weil digitale Objekte sich grundlegend von bisher bekannten unterscheiden und neuartige Rahmenbedingungen gelten, sind Kriterien der Quellenkritik in der bekannten Form nicht mehr anwendbar. Daraus leite ich für die Verwendung von digitalen Objekten als Forschungsressourcen meine Thesen ab: Es entstanden und entstehen neue, bisher nicht bekannte Quellentypen mit neuartigen Eigenschaften, der Prozess der Objektbeurteilung muss angepasst und neue Methoden der Quellenkritik müssen erarbeitet werden, was den Historiker zwingt auch neue Arbeitsmethoden im Umgang mit digitalen Objekten zu erlernen und anzuwenden.

Ausführlicher erklärt wird dies in meiner Arbeit… :-)

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/328

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Quellengattungen – neues Schema nötig?

Heutzutage haben es die (Geistes-)Wissenschaftler nicht mehr nur mit physischen oder oralen Objekten zu tun, sondern in zunehmendem Masse mit digitalen. Diese neuartigen Objekte unterscheiden sich ganz klar von den bisher bekannten und verwendeten. Dazu sei auf den Beitrag von Catherina Schreiber verwiesen, welcher zusammenfasst, was eine digitale Quelle (‘born digital source’) definiert. Eine solche ist genuin digital, multimodal und –dimensional, veränderbar, prozessorientiert sowie zeitlich und räumlich unabhängiger. Zudem kann sie für einen grösseren Umfang an quantitativen und qualitativen Analysen verwendet werden.

Es ist zu klären, ob digitale Quellen in das Gattungsschema eingefügt werden können, oder ob eine weitere Gattung zu definieren ist. Bernheim definierte: “Tradition ist alles, was von den Begebenheiten übriggeblieben ist, hindurchgegangen und wiedergegeben durch menschliche Auffassung; Überreste sind alles, was unmittelbar von den Begebenheiten erhalten geblieben ist.” Tradition ist demnach willkürlich, ein Überrest unwillkürlich überliefert. Eine solch strenge Unterteilung ist jedoch vielfach nicht möglich, weil je nach Fragestellung ein Objekt als Überrest oder als Tradition gelten kann (bspw. ein schriftliches Dokument).

Tabelle Quellengattungne traditionell

Die Einordnung von digitalen Objekten in dieses Schema ist schwierig, da grosse Unterschiede zu den aufgeführten Objekten bestehen: sie sind genuin digital, also virtuell (vs. physisch), veränderbar und dynamisch (vs. statisch) und prozessorientiert (vs. funktionsorientiert). Zudem entspricht eine Kopie exakt dem Original und kann von diesem nicht unterschieden werden. Mit Ausnahme der Überreste im engeren Sinne, können digitale Objekte allen Gattungen zugeordnet werden.

Im traditionellen Schema können einzelne Objekte nicht genau zugeordnet werden. Jedoch ist es möglich, digitale Objekte von physischen eindeutig zu unterscheiden, vor allem aus dem Blickwinkel der dem Objekt immanenten Flüchtigkeit und Dynamik. Von diesem Ansatz ausgehend, könnte das Schema nach der Materialität des Objektes neu aufgebaut werden:

Tabelle Quellengattungen neu

Auch die mündlichen Quellen werden hier der virtuellen Gattung zugeordnet, da die Rezeption von Mensch zu Mensch erfolgt und deshalb niemals gleich bleibt.

Dieses Schema kann auch die in der Quellenbeschreibung zu beantwortenden Fragen nach der Überlieferung (mit Fund- oder Aufbewahrungsort), des äusseren Erhaltungszustandes und der Lesbarkeit abbilden – die virtuellen Quellen grenzen sich auch hier von den physischen durch die elektronische Speicherung (Binärcode auf Datenträgern) klar ab.

Source classification – new framework necessary?
Because digital sources are very different from the physical ones, maybe we have to draw a new classification table for our sources. One possibility is to replace the terms ‘remains’ and ‘tradition’ with ‘physical’ and ‘virtual’, because this would show the volatility and dynamics of an object. Furthermore the difference between remains and tradition is very small and it depends on the perspective of an approach.

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/146

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