Kotau – die chinesische Ehrbezeugung

In Kreuzworträtseln wird regelmäßig nach Ausdruck für eine “chinesische Ehrbezeugung” gefragt. Gemeint ist damit der so genannte Kotau. Der Begriff leitet sich vom Chinesischen ketou 磕頭 (“mit dem Kopf auf den Boden schlagen”) ab. Dieser Ausdruck kam in der Song-Zeit (960-1279) in Gebrauch. Davor war seit der Han-Zeit (206 v.-220 n. Chr.) der Ausdruck koutou 叩頭 dafür gebräuchlich.[1]

In dem von A. C. Burnell und Henry Yule im späten 19. Jahrhundert zusammengestellten Hobson-Jobson. A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Terms and Phrases liest man dazu:

“the salutation used in China before the Emperor, his representatives, or his symbols, made by prostrations repeated a fixed number of times, the forehead touching the ground at each prostration. It is also used as the most respectful form of salutation from children to parents, and from servants to masters on formal occasions, &c.”[2]

Wilkinson weist darauf hin, dass diese Form der Ehrbezeugung im traditionellen China ursprünglich nicht so unterwürfig gewesen wäre, wie es vor allem die ab der Wende zum 19. Jahrhundert entstandenen britischen Berichte über China häufig vermittelt hätten. Das Zeremoniell wurde zu einer Zeit eingeführt, als man in China beim Sitzen noch auf dem Fußboden kniete.[3]

Noch in der Qing-Zeit (1644-1911) war der Kotau fixer Bestandteil bei kaiserlichen Audienzen – damals in der Form sangui jiukou 三跪九叩, d. h. “dreimal verbeugen und neunmal mit der Stirn den Boden berühren.” Diese Ehrbezeugung lief wie folgt ab: die zur Audienz Vorgelassenen hatten niederzuknien und zunächst dreimal mit der Stirn den Boden zu berühren. Anschließend mußten sie sich erheben. Das Ganze wurde dann noch zwei mal wiederholt und anschließend wurde den in Audienz Empfangenen gestattet, sich zurückzuziehen.[4]

 

  1. Vgl. dazu Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and enlarged (Cambridge, Mass., 2000) 106.
  2. Stichwort “Kotow, Kowtow”; vgl. dazu die Online-Version in den Digital Dictionaries of South Asia der University of Chicago. Vgl. auch Encyclopaedia Britannica, 11. Aufl., Bd. 15 (1911) 922: “Kowtow, or Kotou, the Chinese ceremonial act of prostration as a sign of homage, submission, or worship. The word is formed from ko, knock, and tou, head. To the emperor, the ‘kowtow’ is performed by kneeling three times, each act, accompanied by touching the ground with the forehead.”
  3. Wilkinson: Chinese History, 106. Zur “westlichen” Sicht auf diese Form der Ehrbezeugung und die dadurch ab dem späten 18. Jahrhundert entstandenen Spannungen in chinesisch-”westlichen” vgl. James L. Hevia: “‘The ultimate gesture of deference and debasement’: Kowtowing in China. In: Michael J. Braddick (Hg.): “The Politics of Gesture: Historical Perspectives” Past and Present, Supplement 4 (2009) 212-234.
  4. Vgl. Wilkinson: Chinese History, 106 f.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/707

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