Mit dem ersten großen Fliegerangriff in der Nacht zum 25. August 1940 wurde die Gegend um Linz allmählich vom Hinterland zum Frontgebiet. Bis März 1945 folgten weitere Bombentreffer. Bei Kriegsende hatten alle Linzer Stadtviertel unter Bomben und Granattreffern gelitten. Am stärksten betroffen waren die Außenviertel, während die Altstadt weitgehend unversehrt geblieben war.
Am 7. März 1945 überquerten amerikanische Streitkräfte den Rhein über die Ludendorff-Brücke zwischen Remagen und Erpel, besser bekannt als die so genannte „Brücke von Remagen“, und bildeten einen Brückenkopf bei Erpel, den sie innerhalb von zwei Tagen auf den Abschnitt Honnef-Rheinbreitbach-Unkel-Bruchhausen-Ohlenberg-Kasbach-Linz ausdehnten.
Am Morgen des 8. März wurde Linz den Amerikanern widerstandslos übergeben – nun waren es deutsche Tiefflieger, die die eingenommene Stadt unter Beschuss nahmen. Immer wieder kam es zu kleineren Scharmützeln zwischen amerikanischen und deutschen Truppen, die sich vom Rheinufer in die Hänge oberhalb der Stadt zurückgezogen hatten.
Der 1928 in Linz geborene Johannes Reth, ein Anfang März 1945 an der Brücke stationierter Luftwaffenhelfer, erinnert sich noch heute an seine Rückkehr in die Heimatstadt, nachdem er den „immer dramatischer werdenden Rückzug eigener Truppen“ genutzt hatte, um dem Kriegsgeschehen an der Ludendorff-Brücke zusammen mit zwei seiner Kameraden zu entfliehen: „Die Wiese [unterhalb seines Elternhauses] war voll mit Panzern und anderen Fahrzeugen, hunderte amerikanische Soldaten waren dort.“ Ebenso beschreibt er das „eigentümliche Treiben“ auf der Straße: „[…] amerikanische Soldaten in voller Kriegsmontur fuhren Fahrrad, einer hatte einen Zylinder auf dem Kopf, ein anderer einen Tirolerhut. Sie lachten und machten Blödsinn, wie bereits erwähnt war die gesamte Wiese des Bauernhofes unterhalb von unserem Haus voll mit Panzern.“
Die Bevölkerung der Stadt hatte keinen Widerstand geleistet; in den Straßen wurden weiße Fahnen oder Tücher gehisst. Der gewünschte Volkssturm war ausgeblieben. Tatsächlich glich Linz nach dem Einmarsch der Amerikaner einem Heerlager, das als Brückenkopf der alliierten Offensive ohne Gas-, Strom- und Lebensmittelversorgung von der näheren Umgebung abgeschnitten blieb. Die Stadt diente von nun an als Stützpunkt, der von den amerikanischen Truppen genutzt wurde, um die militärischen Aktionen in nächster Umgebung zu koordinieren. Als zusätzliche Belastung kam damit auch die Einquartierung zahlloser amerikanischer Soldaten hinzu.
Der Linzer Alltag wurde vorrangig durch die desolate Versorgungslage bestimmt. Insbesondere die Nahrungsmittelknappheit führte zu einem immensen Anstieg des Schwarzhandels, was in den meisten Fällen mit mehrmonatigen Haftstrafen geahndet wurde. Auch Reth erzählt vom „Schwarzschlachten“ eines Schafes, das er zusammen mit seinem Bruder „hinter dem Kaiserberg“ bei einem „Schäfer, der durch die Kriegsereignisse nicht mehr weiterkomme“ erstanden hatte. Hinzu kam die weitgehende Geschäfts- und Ausgangssperre, die erst im Laufe der Zeit gelockert werden sollte. Noch im Juni 1945 war die Zeit von 5.00-21.30 Uhr festgelegt.
Im Zuge der immer heftiger werdenden Abwehrkämpfe im nahe gelegenen Westerwald bauten die Amerikaner am 11./12. März vom gegenüberliegenden Kripp ausgehend eine Pontonbrücke, die Rozisch-Blackburn-Thompkins Bridge, über die „ununterbrochen Panzer, Truppen und Material in den Brückenkopf rollten“ (Reth). Die Nutzung der Pionierbrücke unterlag noch bis zur Einrichtung einer neuen Fähre im Sommer 1945 rein militärischen Belangen. Im Hintergrund der Abbildung sind am Linzer Rheinufer zahlreiche zum Teil stark beschädigte Gebäude zu erkennen.