Wer sich für Menschen und ihre Gesellschaften interessiert, kommt nur selten darum herum, früher oder später auch einmal mit eben diesen Menschen zu reden. Das ist spätestens seit Bronisław Malinowskis Popularisierung der Feldforschung als Methode – auch wenn er nicht der erste war – ein zentrales Paradigma der Ethnologie und verwandter Disziplinen. Doch mit welchen Personen sollen Forscher reden? Und wem sollten sie Glauben schenken? Wer erklärt Feldforschern all die Alltäglichkeiten und Besonderheiten, mit denen sie sonst nichts anfangen könnten? Die Methodologie hat dafür eine Rolle ‚im Feld‘ erfunden: die des Informanten bzw. der Informantin.
Auch wenn der Begriff „Informant“ hier nichts mit Spionage, Enthüllungsjournalismus oder Detektivarbeit zu tun hat, die Rolle der Informanten im ethnografischen Feld ist nicht weniger zentral: Ohne Informanten keine Interviews, keine teilnehmenden Beobachtungen, keine Protokolle, kein Insider-Wissen – kurz: Ein großer Teil der Daten, mit denen Soziologen, Ethnologen, Kultur- und Religionswissenschaftler zu arbeiten pflegen, wäre nicht vorhanden. Verständlich also, dass in den Vorworten von ethnografischen Arbeiten der größte Dank – manchmal noch vor den Freunden und Kollegen – den Informanten gilt.
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